Wie bedenklich ist Braunkohle für unsere Gesundheit? Julia Huscher Health & Environment Alliance (HEAL) 08. November 2013, Düsseldorf Wer ist HEAL? Ein Netzwerk von mehr als 65 Organisationen in 26 europäischen Ländern ÄrztInnen UmweltexpertInnen Patientenverbände Forschungsinstitute Frauenverbände Jugendorganisationen WissenschaftlerInnen Öffentliche KKV Krankenschwestern Als Netzwerk arbeiten wir für eine ambitionierte Umweltgesetzgebung in der EU und international Gliederung des Vortrags o Das Paradoxon Feinstaub: kleines Risiko, große Wirkung o Wie viel Feinstaub trägt die Braunkohle bei? o Welche Nachweise gibt es vor Ort? www.nachhaltigleben.de Feinstaub Feinstaub: ein wichtiger Risikofaktor • Lebenserwartung in Europa durch Feinstaubbelastung um 8.5 Monate verkürzt [WHO 2013] • Risikofaktor für chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenerkrankungen, Schlaganfall; Asthmaattacken • Bereits kurzzeitige Belastung von Stunden oder Tagen bewirkt Veränderungen in Organen vegan-magazin.de feinstaub.at 4 Feinstaub: Krankheitsbilder Gehirn •Mangeldurchblutung Lungen •Entzündung des Gewebes Herz •Veränderte autonome Herzfunktion •Oxidativer Stress •Beschleunigt COPD •Herzrhythmusstörungen • Verminderte Lungenfunktion •Häufigere ischämische Herzinfarkte • Lungenkrebsrisiko steigt Blut •Verstärkte Gerinnung •Sauerstoffsättigung sinkt • Periphere Thrombosen Kreislauf •Arteriosklerose Quelle: [HEAL 2013], übernommen aus [APHEKOM 2012], [Pope & Dockery 2006] 5 Feinstaub: Risiko im Mutterleib Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse: • Zusammenhang mit niedrigerem Geburtsgewicht, höheren Frühgeburtenraten belegt [Dadvand et al. 2013], [Olsson et al. 2013] • Untersucht wird weiterhin Zusammenhang mit Diabetes, neurologischen Störungen des Kindes [Barouki et al. 2012] 6 Das Paradoxon Feinstaub http://cronkitenews.asu.edu Sterblichkeitsrisiko steigt pro 10 μg/m3 Feinstaub um 6% 7 Das Paradoxon Feinstaub Todesursachen in NRW 2011 Infektionskrankheiten Neubildungen o.L. Lungenkrebs Herz-Kreislauf-System Atemwege Endokrine Krankheiten Psychische Störungen Nervensystem Verdauungssystem Urogenital Unfälle, Verletzungen Sonstige https://www.it.nrw.de/statistik/f/daten/eckdaten/r511gestorbene_todesur.html Mehr als 50% der häufigsten chronischen Erkrankungen werden durch Feinstaub verschärft 8 Wie viel trägt Kohle bei? • WHO wertet 2013 den neuesten Forschungsstand aus, 69 unabhängige ExpertInnen (REVIHAAP) • Kohleverbrennung wird als zweitwichtigste Quelle nach Verkehr angegeben 9 Wie viel trägt Kohle bei? Brandt et al. 2013: Atmospheric Chemistry & Physics Discussions 13 10 Wie viel trägt Kohle bei? Europäische Umweltagentur 2011: http://www.eea.europa.eu/media/newsreleases/industrial-air-pollution-cost-europe 11 HEAL Studie: Ergebnisse Sowie: 8.580 Fälle chronischer Bronchitits, 5.500 Krankenhauseinweisungen (EU27) 12 Ökonomische Bewertung • EU weit 15,5 – 43,1 Mrd. Euro pro Jahr* • Deutschland auf Platz 2 gleichauf mit Rumänien • Gesundheitskosten von 2,3 bis 6,4 Mrd Euro p.a. *EU28 13 Luftqualität in NRW PM10 Messwerte 2012: Niederzier: 23μg/m3, 35 Ü.-Tage Grevenbroich-Gustorf: 25μg/m3, 26 ÜT Quellen: UBA, LANUV NRW 14 Ferneintrag von Schadstoffen Grenzüberschreitender Ferntransport von Luft mit Schadstoffen von großen Emittenten Quelle: Pesch, Frenzel, Kanitz (2008) 15 Hintergrundbelastung Kraftwerke: 19% Quelle: Pesch, Frenzel, Kanitz (2008) 16 Welche Belege gibt es vor Ort? • LANUV NRW „Frauen-Kohortenstudie II“ über 18 Jahre, 4750 Frauen (50-59 Jahre) 17% höhere Sterblichkeit bei 7 μg/m3 höherem PM10 • Störfaktoren statistisch ausgeschlossen (z.B. Rauchen, ökonomischer Status, berufliche Risikofaktoren) 17 Welche Belege gibt es vor Ort? • Dublin verbietet 1990 die Kohleverbrennung in Haushalten, nach 6 Jahren ist Sterblichkeit um 6% gesunken [Clancy et al. 2002] • In Spanien fand man erhöhte Risiken für Lungen-, Luftröhren- und Blasenkrebs bei Anwohnerinnen von Kohlekraftwerken [Garcia-Perez et al. 2009] • WHO erklärt Luftverschmutzung als krebserzeugend (Gruppe 1) 18 Quellen APHEKOM (2012): Summary report of the Aphekom project 2008-2011. Europäische Umweltagentur (2011): Revealing the costs of air pollution from industrial facilities in Europe. EEA, Copenhagen Barouki et al (2012): Developmental origins of non-communicable disease: Implications for research and public health. Environmental Health 2012, 11:42 Brandt et al (2013): Contribution from the ten major emission sectors in Europe and Denmark to the health-cost externalities of air pollution using the EVA model system – an integrated modelling approach. Atmos. Chem. Phys. Discuss., 13, 5871–5922, 2013 Clancy et al (2002): Effect of air-pollution control on death rates in Dublin, Ireland: an intervention study. The Lancet 2002; 360: 1210-14 Dadvand et al (2013): Maternal Exposure to Particulate Air Pollution and Term Birth Weight: A Multi-Country Evaluation of Effect and Heterogeneity. Environmental Health Perspectives Online, published 6 Feburary 2013 Garcia-Perez et al (2009): Mortality due to lung, laryngeal and bladder cancer in towns lying in the vicinity of combustion installations. Science of the Total Environment 407(8): 2593-2602 Olsson et al (2013): Air pollution exposure in early pregnancy and adverse pregnancy outcomes: a registerbased cohort study. British Medical Journal BMJ Open, published 5 February 2013 Pesch, Frenzel & Kanitz (2008): Ursachenanalyse von PM2,5 Feinstaub-Immissionen in Berlin. TU Berlin im Auftrag der Senatsverwaltung 19 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Health and Environment Alliance (HEAL) 28, Boulevard Charlemagne B-1000 Brüssel [email protected]
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