1 Wie die römische Republik zu Ende ging - Auflösung 1. Lex Hortensia - Concilium Plebis Im Jahre 287 v. Chr. beschlossenes Gesetz Lex Hortensia. Beschlüsse der Plebs in der Volksversammlung (= Concilium Plebis), also die Plebiszite, Gesetzeskraft für alle römischen Bürger. Eine zusätzliche Bestätigung durch den Senat war seither nicht mehr notwendig. Auch war es Plebejern möglich geworden, das Amt des Konsuls zu bekleiden. 3. Divide et impera Städte und Völker südlich der Toskana waren als Bundesgenossen Rom gegenüber tributpflichtig, gegebenenfalls mussten sie an Roms Seite mit in den Krieg ziehen. Politik des divide et impera, des „Teile und Herrsche": Die Rechte und Pflichten der Bundesgenossen waren abgestuft, besonders loyalen Bundesgenossen wurde die Verleihung des Bürgerrechts und Selbstverwaltung in Aussicht gestellt, anderen wurde die Höhe des Tributs verringert oder ihnen die Tributzahlung ganz erlassen. Damit gelang es den Römern zu verhindern, dass sich die Bundesgenossen miteinander gegen Rom verbündeten und sich gemeinsam gegen die römische Dominanz zur Wehr setzten. 4. Ager publicus Mit der römischen Expansion vergrößerte sich das römische Gemeindeland oder die Staatsländereien, der ager publicus, von dem jeder Römer maximal 500 Morgen in Besitz - nicht in Eigentum - nehmen durfte. [Ein Morgen ist ein Flächenmaß, das ursprünglich die Fläche bezeichnet, die mit einem Ochsenpflug an einem Vormittag gepflügt werden konnte und umfasste ein Viertel bis ein halbes Hektar]. Das Land blieb im Eigentum der Res Publica, konnte aber von römischen Staatsbürgern in Besitz genommen und bebaut werden, wobei sich das römische Staatsgebiet, dessen Bewohner cives waren, also römische Staatsbürger, bis ins 3. Jhd. v. Chr. über fast ganz Mittelitalien ausgedehnt hatte 5. & 12. Punische Kriege: Wie begründete der Senat die Fortführung des Kriegs gegen die Karthager? So wie die Phönizier von Alexanders Militärmacht besiegt und geplündert wurden, wurden auch die Karthager von den Römern besiegt, und zwar in nicht weniger als drei Punischen Kriegen (264 - 146 v. Chr). „Unser Handwerk", erklärte der römische Senat, als er die Fortsetzung des Krieges gegen Karthago beschloss, „ist das, die gewerbetätigen Völker zu besiegen und sie uns tributpflichtig zu machen; beharren wir also in dem Kampfe, der uns zu ihren Herren erhebt." Nach dem dritten punischen Krieg war Rom zur größten Weltmacht aufgestiegen und zum größten Military-Coinage-SlaveryComplex der Geschichte geworden. Dieser Aufstieg war begleitet von einer Umwandlung der ökonomischen Grundlagen Roms: Wenige Jahre vor dem ersten Punischen Krieg wurde in Rom die Silberwährung eingeführt. Die im frühen Rom maßgebend gewesene Bauernwirtschaft wurde sukkzessive durch eine Sklavenund Münzgeldwirtschaft verdrängt. 6. Equites Die Kriege begünstigten die Entstehung einer Klasse von Kaufleuten, die als equites, also Ritter bezeichnet wurden. Unter Rittern waren ursprünglich Patrizier gemeint, die nicht in den Rang der Senatoren aufgestiegen waren. Im Gegensatz zu Senatoren war es den Rittern erlaubt, kaufmännisch tätig zu sein und Handelsgesellschaften zu gründen. Sie waren auch als Kreditgeber tätig, versorgten auch den Staat oder Politiker mit Kredit und lieferten Schiffe, Proviant und Kriegsgerät zu teils überhöhten Preisen. Sie pachteten in den eroberten Gebieten, den römischen Provinzen, die Staatsdomänen und Bergwerke sowie die Eintreibung von Steuern. Gegen die Bezahlung eines fixen Betrages an die Republik erhielten sie freie Hand, in den Provinzen ein Vielfaches an Steuern einzutreiben. 7. Proletarii (Proletarier) In den Kriegen standen zahlreiche römische und mit Rom als Bundesgenossen verbündete italische Bauern jahrein, jahraus als Soldaten auf den Schlachtfeldern. Nach Kriegsende waren zahlreiche Höfe heruntergewirtschaftet. Zwar waren die Plebejer rechtlich dagegen geschützt, in Schuldknechtschaft genommen zu werden. Aber dennoch waren viele Plebejer dazu gezwungen, ihre Höfe aufzugeben. An Stelle der alten Bauernhöfe fanden sich im 2. Jahrhundert v. Chr. vor allem Latifundien, landwirtschaftliche Großbetriebe mit ausgedehntem Weinbau und Weidewirtschaft. Die produktive Arbeit wurde immer mehr von Sklaven betrieben, während die freien Bauern und städtischen Arbeiter erwerbs- und arbeitslos wurden und nach Rom abwanderten. Die Masse der freien Staatsbürger in der Stadt wurden zu „proletarii“, die nichts besaßen außer ihre Staatsbürgerschaft und die „proles“, also ihre Nachkommen bzw. Kinder. 8. Agrargesetz des Tiberius Gracchus Tiberius Gracchus, selbst aus altem patrizischen Adel stammend, suchte eine Lösung für das Problem der Verarmung der Plebejer und die Verelendung der proles, die ihre Bauernhöfe verloren hatten. Dabei verfolgten sie auch die Absicht, die vom Untergang bedrohte Klasse der freien Bauern, den sogenannten „Bauernstand" wiederherzustellen. Tiberius Gracchus war 134 v. Chr. zum Volkstribun gewählt worden mit dem Versprechen, den ager publicus, die Staatsländereien, umzuverteilen. Sein Gesetzesvorschlag für ein Agrargesetz sah eine Beschränkung der Aneignung der Staatsländereien vor, wie sie eigentlich schon die Lex Hortensia vorgesehen hatte. Widerrechtlich angeeignetes Land des ager publicus sollte aufgeteilt und an Besitzlose umverteilt werden, jede Familie sollte einen unveräußerlichen Hof von 30 Morgen erhalten. Die als Bauern wiederangesiedelten Proletarier sollten bei der Anschaffung des Inventars von staatlicher Seite unterstützt werden. Begründung: Viele Römer haben keinen eigenen häuslichen Herd mehr und keine eigene Grabstätte ihrer Vorfahren. Nur für den Luxus und den Reichtum anderer 2 Wie die römische Republik zu Ende ging - Auflösung müssen sie [als Soldaten] ihr Blut vergießen und sterben. Sie werden Herren der Welt genannt, doch in Wahrheit können sie nicht eine einzige Erdscholle ihr Eigentum nennen. 9. Popularen Der Namen der Gracchen stand schon bald sinnbildlich für eine Sozialpolitik, welche die Verelendung vieler Römer zu bekämpfen suchte und die Interessen der Proletarier und von Enteignung und Verarmung bedrohten Plebejer vertrat. Dieser Politik verpflichtete Politiker wurden als Popularen bekannt, von Populus, das Volk. Heute würde eine solche Politik als „links" bezeichnet werden. 10. & 14. Optimaten - Welche klassische konservative politische Sichtweise entwickelt Cicero in seinem Werk "Von den Pflichten und vom Staat"? Den Popularen gegenüber standen die Vertreter der Interessen der Latifundienbesitzer und Kreditgeber im Senat, die sich selbst als die Besten, als Optimaten bezeichneten. Der berühmte Redner und Politiker Cicero hat mit seinem Werk „Von den Pflichten und vom Staat" ein Standardwerk konservativer Politik geschaffen, also einer Politik, die heute als „rechts" bezeichnet werden würde. Den Popularen wirft Cicero vor, "den Besitzer aus seinem Eigentum zu vertreiben oder dargeliehenes Geld den Schuldnern nachzulassen". Damit erschüttern sie die Grundfeste des Staates.[...] "Denn es ist der eigentliche Zweck des Staates, dass die Sicherheit des Eigentums frei und unangefochten bleiben soll." Damit meint Cicero allerdings nicht die Sicherheit der kleineren plebejischen Bauern, ihre Bauernhöfe nicht zu verlieren, sondern die Sicherheit der patrizischen Großgrundbesitzer, nichts von ihren Latifundien abtreten zu müssen. Nicht die ungleiche Verteilung des wirtschaftlichen Reichtums der Staatsbürger führt zu einer Spaltung der Gesellschaft in Reiche und Ärmere und in der Folge zu sozialen Konflikten, sondern es wird der Politik der Popularen zum Vorwurf gemacht, durch die Thematisierung der sozialen Frage und einer Politik im Interesse der verarmten Proletarier, für den Klassenkampf und die Spaltung des Volkes "in zwei verschiedene Völker" verantwortlich zu sein. Mit Forderungen nach Landumverteilung oder Schuldennachlass werde dem "gesamtnationalen Interesse" Schaden zugefügt. 11. homo novus Ein Konsul, der nicht aus dem "Amtsadel" stammt und desssen Vorfahren schon Konsuln und Senatoren waren, sondern ein Politiker wie Marius, der als erstes Mitglied seiner Familie zum Konsul gewählt wird. 13. Warum entwickelten die Patrizier einen so großen "Landhunger"? Nach dem dritten punischen Krieg war Rom zur zum größten Military-Coinage-Slavery-Complex der Geschichte geworden. Dieser Aufstieg war begleitet von einer Umwandlung der ökonomischen Grundlagen Roms: Wenige Jahre vor dem ersten Punischen Krieg wurde in Rom die Silberwährung eingeführt. Die im frühen Rom maßgebend gewesene Bauernwirtschaft wurde sukkzessive durch eine Sklaven- und Münzgeldwirtschaft verdrängt. Italien wurde mit Edelmetallen und Sklaven überflutet, die Sklaven waren zu immer günstigeren Preisen zu haben. Der Besitz der Sklaven konzentrierte sich allerdings in wenigen Händen: bei einigen hundert senatorischen Familien, also den reichen Patriziern, deren Vermögen überwiegend in Grundbesitz angelegt war, und bei den Rittern. Die Patrizier entwickelten einen „Landhunger“, sie trachteten danach, ihren Grundbesitz immer weiter zu vergrößern, denn nur auf entsprechend großen landwirtschaftlichen Flächen war der Einsatz einer immer größer werdenden Zahl von Sklaven rentabel. Die Patrizier nahmen widerrechtlich Besitz vom ager publicus und schufen riesige Latifundien, die mit Sklaven bewirtschaftet wurden. 15. Worin bestand die Heeresreform des Marius und warum wurde sie notwendig? Der Niedergang der römischen Bauernschaft führte dazu, dass sich die Reihen der Proletarier ständig vergrößerten. Dies hatte nicht zuletzt auf das römische Heer Auswirkungen. Das Heer der Republik war über Jahrhunderte eine Miliz von wehrpflichtigen Staatsbürgern gewesen. Bei der Rekrutierung des Heeres griff man schon länger auf die italischen Bauern, die Bundesgenossen Süd- und Mittelitaliens, zurück. Als aber auch dadurch nicht mehr genug Soldaten für das Heer aufgestellt werden konnten, weil es schlicht zu wenige Bürger gab, die sich die Ausrüstung für den Kriegsdienst leisten konnten, begann der Feldherr und Popular Marius damit, besitzlose Proletarier für das Heer zu rekrutieren, ihnen Ausrüstung und Ausbildung zu finanzieren sowie einen Sold zu bezahlen. Damit sollte nicht nur dem Engpass an Soldaten-Nachschub entgegengewirkt, sondern auch die Zahl der von Getreidespenden abhängigen Proletarier in Rom vermindert werden. Obwohl Marius als homo novus von der senatorische Oberschicht überwiegend als „nicht standesgemäß" angesehen wurde, gelang es ihm aufgrund seines Erfolges im Krieg gegen Jugurtha, seine Pläne für die Umwandlung des Heeres in ein Berufsheer durchzusetzen. Marius' Heeresreform sah vor, dass der Berufssoldat 16 Jahre oder für 16 Feldzüge dienen sollte. Als Entlohnung erhielt er einen Sold und Anteile an der Beute. Der Feldherr musste für die Veteranenversorgung aufkommen, die bis zur Zeit Caesars die Form einer Landschenkung hatte. Marius Heeresreform machte vom militärischen Gesichtspunkt betrachtet das römische Heer schlagkräftiger und professioneller. Die politischen Auswirkungen der Heeresreform sollten aber noch weitreichender sein.
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