Wie sich der Energiemarkt auf die Einspeiserwechselprozesse

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GPKE
„Nicht noch ein Tool!“
Wie sich der Energiemarkt auf die
Einspeiserwechselprozesse vorbereitet.
is zum 30.09.2013 gilt
die Übergangsphase für
die Lieferantenwechselprozesse für Einspeisestellen
nach § 33b EEG. In dieser
Zeit können Ab-/An- und Ummeldungen für Einspeiseanlagen
über das von der Bundesnetzagentur zur Verfügung gestellte
Excel-Formular durchgeführt
werden. Gemäß Beschluss
BK6-12-153 werden ab dem
01.10.2013 die GPKE-Prozesse
auch für die Einspeisestellen
eingeführt. Das bedeutet, dass
Einspeiseanlagen nur noch über
UTILMD-Nachrichten an- und
abgemeldet werden können.
Für die sogenannten Einspeiseprozesse gibt es folgende Unterschiede/Neuerungen gegenüber
den normalen GPKE-Prozessen:
B
Q Fristenmonat
(An-/Abmeldung
nur zum darauffolgenden
Fristenmonat)
Q EEG-Erzeugungsanlage und
KWKG-Erzeugungsanlage
Q An- und Abmeldungen nur in
die Zukunft
Q Versand von Zuordnungslisten
findet nicht statt
Q Netznutzungsabrechnung
gemäß GPKE wird nicht umgesetzt
Nachdem die Wechselprozesse
im Messwesen dereguliert sind,
trifft es ab dem 01.10.2013 die
Einspeiseprozesse. Energieerzeuger können bereits seit
Längerem ihre erzeugte Energie
direkt an einen Lieferanten abgeben oder aber per EEG-Vergütung direkt beim Netzbetreiber
einspeisen. Hinzu kommen
jetzt die standardisierten, allgemeingültigen Prozesse und
die definierten Datenaustauschformate.
Durch diese Standardisierung
herrscht bei den Beteiligten der
Einspeiserwechselprozesse
erstmals Investitionssicherheit
bezüglich der IT-Systemausprägung.
Aktuelle Marktsituation
Vor jeder Investition steht die
Frage nach dem Nutzen. Wie
viele Wechsel in die Direktvermarktung sind in den
nächsten Monaten und Jahren
zu erwarten? Ein Blick auf die
Statistiken der installierten
Leistung aus Photovoltaik in
Deutschland zeigt zum Beispiel,
dass um die Jahrtausendwende
– unter Wirkung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes – der
Anteil deutlich anstieg. 20 Jahre
können diese Kunden die EEGVergütung erhalten. Daher
wird erst mit Auslaufen dieser
EEG-Vergütung ein erhöhtes
Wechselaufkommen aus dem
Bestand prozessual abgebildet
werden müssen. Jedoch kann
jeder Anlagenbetreiber jetzt
schon in die Direktvermarktung
wechseln. Doch aufgrund der
Unrentabilität der Direktvermarktung für normale Einspeiseanlagen wird dieses voraussichtlich nicht geschehen.1
Wenn die Zahlen der Informationsplattform deutscher Übertragungsnetzbetreiber interpretiert werden, so gibt es in
Deutschland aktuell rund 21.000
direkt vermarktete Einspeiseanlagen. Pro Monat kommen
circa 500 hinzu (betrifft alle Erzeugungsarten). 2
In diesem Zusammenhang ist
auch die Strompreisbremse
zu nennen. Damit wollten das
Bundeswirtschaftsministerium
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Abb. 1: Installierte Leistung aus Photovoltaik in Deutschlandg in MWp
(BMWi) und das Bundesumweltministerium (BMU) gemeinsam
die Kosten innerhalb der Erneuerbaren Energien begrenzen.
Aufgrund des Widerstandes der
Bundesländer ist die Strompreisbremse vor der Bundestagswahl
in diesem Jahr erst einmal vom
Tisch. Betrachtet man jedoch
die Grundidee der Strompreisbremse, wird für die Zukunft
deutlich, dass die normale EEGVergütung stückweise verringert
und die Direktvermarktung
attraktiver gemacht werden
soll. Dadurch werden immer
mehr Einspeiseanlagen in das
Segment der Direktvermarktung
einsteigen.
Wie hoch der Anteil der Neuanlagen mit Potenzial zur Direktvermarktung ist und wie intensiv
der Vertrieb sich Verträge aus
Direktvermarktung sichern
möchte, muss von jedem einzelnen Marktteilnehmer separat
analysiert werden, um über den
Nutzen und die Ausgestaltung
der IT-Unterstützung für die
Einspeiserwechselprozesse zu
entscheiden.
Lösungen im IT-Umfeld
IDEX GENF, SAP integriert
oder gänzlich individuell?
Um die Festlegung der geeigneten IT-Unterstützung zur
Erfüllung der Anforderungen zu
vereinfachen, bietet cronos ein
Einstiegspaket für die neuen
Einspeiserwechselprozesse zum
Festpreis an. Hierbei werden die
Prozesse gemäß der Vorgabe
der BNetzA gemeinsam mit
den betroffenen Fachbereichen
unter Berücksichtigung der
jeweiligen Marktrolle erläutert.
Es erfolgen eine Aufnahme der
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GPKE
kundenspezifischen Prozessanforderungen sowie eine
Analyse der vorhandenen
Einspeiserstammdaten im
jeweiligen IT-System. Auf Basis
der strategischen Ausrichtung
werden dann die möglichen
Handlungsoptionen aufgezeigt
und ein abgestimmter Projektplan für die Umsetzung erstellt.
In Abhängigkeit der vorhandenen IT-Landschaft ergeben sich für die Umsetzung
im SAP folgende Lösungsszenarien:
Einsatz von IDEX GENF
Zur Abbildung der Prozesse
liefert SAP eine Erweiterung für
das IDEX-DE-Paket. IDEX GENF
basiert auf den Funktionalitäten des Common Layer und
bedarf IDEX-DE SP 13 sowie
EhP5 mit SP9 oder EhP6 mit
SP6. Wer IDEX GENF einsetzen
möchte, muss im Zweifelsfall
einen Enhancement-PackageWechsel und die technische
Installation der Common-LayerFunktionalitäten vorab einplanen.
Der angenehme Nebeneffekt:
Die HKNR-Prozesse werden in
diesem Zusammenhang seitens
SAP ab August gleich mit ausgeliefert. Für die Umsetzung
ist hierzu eine Überprüfung
des Stammdatenmodells notwendig, welches für den Einsatz
von IDEX GENF bestimmten
Vorgaben entsprechen muss.
Es geht dabei u. a. um die Abbildung von komplexen Lieferstellen sowie Tranchen. Hieraus
ergibt sich ggf. ein Anpassungsbedarf der Stammdaten oder
aber die Notwendigkeit zur
Einbindung der vorhandenen
Abbildungslogik in den neuen
Prozessschritten.
Nicht jeder wird diese Investition
für 2013 eingeplant haben und
die Frage nach der Dringlichkeit
einer Vollautomatisierung folgt
unisono. Somit werden Übergangslösungen gesucht, welche
entweder bereits auf IDEX GENF
basieren oder unabhängig davon
agieren. In diesem Zuge wird es
auf dem Markt wieder das ein
oder andere Tool geben, welches
optimale Prozessunterstützung,
Integration in die aktuelle
Systemlandschaft und einfache
Bedienbarkeit verspricht. Für
die Sachbearbeiter in der Marktkommunikation heißt dies im
Zweifel einfach nur: „Noch ein
Tool!“
Seitens der cronos Unternehmensgruppe werden
zwei Varianten weiterverfolgt. Einerseits werden die
Implementierungen rings um
IDEX GENF unterstützt. Durch
die Positionierung als Vertriebspartner der SAP kann auch die
Lizensierung über cronos abgewickelt werden. Die kundenspezifische Rabattierung wird
ebenfalls berücksichtigt.
Eine andere Umsetzungsvariante
besteht in der Nutzung des im
IS-U integrierten cronos UTILMD
cockpit. Hiermit besteht bereits
jetzt eine breite Unterstützung im
nicht vollautomatisierten Datenaustausch sowie bei den halbjährig anstehenden Datenformattests und ermöglicht schon
heute die Kommunikation bezüglich komplexer Lieferstellen.
Diese Variante unterstützt den
Kundenservice dann auch bei
den neuen Abläufen, sodass die
Sachbearbeiter hier mehrere
Prozesse mit einem Tool bedienen können. Das erweiterte
UTILMD cockpit ist somit eine
sehr gute Übergangslösung, bis
höher automatisierte Lösungen
(IDEX GENF) implementiert
werden.
Fazit: Die Entscheidung, wie
ein Energieversorgungsunternehmen mit den
Einspeiserwechselprozessen
umgeht, wird maßgeblich von
der Anzahl der erwarteten
Einspeiserwechsel, der
Ressourcenverfügbarkeit im
Projektportfolio 2013 und der
strategischen Entscheidung
zur IT-Prozessunterstützung in
den Folgejahren bestimmt.
Vor sehr ähnlichen Fragestellungen standen die Entscheider und Marktteilnehmer
bereits bei den Wechselprozessen im Messwesen.
Spannend wird sein, welche
Schlüsse aus den damaligen
Entscheidungen und Entwicklungen gezogen werden.
Das Aufkommen an
Einspeiserwechselprozessen
wird in den nächsten Jahren
mit Sicherheit ansteigen.
Genauso sicher bleibt, dass
die Sachbearbeiter den Umfang nach wie vor beherrschen
müssen. Ein zusätzliches Tool
oder ein desintegrierter Ansatz
werden hier keine optimale
Lösung darstellen.
1 Quelle: http://de.wikipedia.org/
wiki/Solarstrom
2 Vgl. www.eeg-kwk.net/de/
Monatsprognosen.htm
Ronald Goecke
Jahrgang: 1975
Studienabschluss/Titel:
Dipl.-Wirtschaftsingenieur (FH)
Studium: Studium Wirtschaftsingenieurwesen Energietechnik
Werdegang: Seit 2002 Berater in
der Energiewirtschaft; 2004 bis
2012 Fachgebietsleiter für Projekte
und Entwicklung bei der LAS; seit
2013 Fachbereichsleiter bei der
cronos billing consulting GmbH
Tätigkeitsschwerpunkte: Kundengewinnung und -betreuung in den
neuen Bundesländern
+HQQLQJ0H\HU
Jahrgang: 1981
Studienabschluss/Titel:
Dipl.-Wirtschaftschemiker
Studium: Studium der Wirtschaftschemie an der WilhelmsUniversität Münster
Werdegang: Seit 2009 Berater
bei der coneco consulting GmbH
Tätigkeitsschwerpunkte: SAPBeratung im IS-U-Umfeld für den
Schwerpunkt Lieferantenwechsel
und energiewirtschaftliche
Prozessanalyse und -beratung