PRESSEMAPPE MIR « D EN 1. HIM M EL SONDERAUSSTELLUNG VOR DIR . P HOTOGRAPHIE UND SAKRALE 29. A PRIL – 25. O KTOBER 2015 ARCHITEKTUR » Sonderausstellung: « Den Him m el vor dir. Photographie und sakrale Architektur» 2. Die Künstler 3. Ausgewählte Bilder 4. 10 Jahre M IR! 5. Praktische Inform ationen 6. Das M IR in Kürze mir.ch Pressedienst : Christine D’Incau Décrevel [email protected] T. +41 (0)22 731 50 07 April - Oktober 2015 1 1. Sonderausstellung: « Den Himmel vor dir. Photographie und sakrale Architektur » Zu ihrem Doppeljubiläum schliessen sich das MIR (10 Jahre) und das Mamco (20 Jahre) zusammen und zeigen vom 29. April bis 25. Oktober eine Photoausstellung unter dem Titel «Den Him m el vor dir. Photographie und sakrale Architektur». Mit dem Projekt gehen zwei Institutionen der Genfer Kulturszene eine ambitionierte Zusammenarbeit ein: auf die Gegenwart gerichtet, dem historiographischen Anspruch verpflichtet. Vier aktuelle Photokünstler aus England, Deutschland und der Schweiz haben sich mit dem Aussen und dem Innen von Sakralbauten in ihren jeweiligen Ländern auseinandergesetzt. «Natürlich fallen die Gegensätze zwischen dem MIR und dem Mamco unmittelbar ins Auge. Schon die beiden Gebäude sind sehr unterschiedlich, und ebenso die Erfahrung der Besucher. Doch jenseits dieser Oberfläche haben die beiden Museen eine Reihe von Gemeinsamkeiten, die sie einander ähnlicher machen, als es den Schein hat. Das MIR ist ein protestantisches Museum, es zeigt also die Geschichte eines Protestes. Das kommt dem nahe, was auch das Mamco anstrebt, denn zeitgenössische Kunst kann auch die Form des Protestes annehmen, und auf jeden Fall bedeutet sie einen Paradigmenwechsel in der Vorstellung davon, was ein Kunstwerk ist. Es gibt noch ein weiteres Element, das die beiden Institutionen verbindet, und zwar das Wort, das ja den Kern des Reformationsgedankens ausmacht. Die Reformation ist eine Rückkehr zum Wort, und im Mamco hat das Wort sicher einen wichtigeren Platz als in anderen Museen. Wir vertreten den Standpunkt, dass Kunst auch mit Büchern gemacht wird, mit Texten und mit dem Nachdenken, das sie auslösen. Der parallele Verlauf des Denkens in Werk und Wort: hier liegt die wahre Erfahrung von zeitgenössischer Kunst wie wir sie im Mamco darstellen.» David Lemaire, Kurator beim Mamco und Ausstellungskurator Die Ausstellung Den Himmel vor dir richtet den Blick auf Sakralbauten, durch das Objektiv vier zeitgenössischer Photographen. Was sehen die Künstler in diesen so unterschiedlichen Werken der Architektur? Weit über den ästhetischen Wert hinaus erkennen sie einen Zustand der Welt, Ideologien im Widerstreit oder eine "tägliche Quelle des Lebens", wie Romain Gary Madame Rosa in seinem Roman "Du hast das Leben noch vor Dir" sagen lässt. Die von David Spero in Londoner Vorstädten aufgenommenen Gebetsorte zeugen davon, wie sich Religiosität einem herben Alltagsumfeld anpassen kann. Die Einrichtung von Kirchen in diesen prosaischen, fast schon abwegigen Bauten steht bildhaft für das Exil der Gemeinden, die sich in ihnen versammeln. In einer Auftragsarbeit für die Ausstellung erzählt Angèle Laissue die Geschichte einer ähnlichen, einer inneren 2 Emigration, den Rückzug der französischen Protestanten in die "Kirche der Wüste" nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685). Die Genfer Künstlerin ist den verschwundenen Spuren dieser Gottesdienste im Untergrund nachgegangen und hat dazu ein Bilddokument zusammengetragen. Von Spuren handeln auch die Arbeiten des Deutschen Christof Klute, nämlich von der unmöglichen Spur göttlicher Gegenwart auf einem belichteten Film, von der unsichtbaren Spur des Architekten an der Kirche, die doch sein Werk ist. In klarem Kontrast zur modernistischen Nüchternheit von Klutes Kirchen stehen die barocken, prunkvoll ausgeschmückten und vergoldeten Chorräume des Lausanner Photographen Cyril Porchet. Seine Aufnahmen flachen die Üppigkeit dieser Architektur ab, und so verliert sich das Auge zwar weiterhin, doch das Gefühl, vom Dekor erdrückt zu werden, wandelt sich zum Verständnis für dessen Funktion als Ausdruck der Macht. Vom Prunk zur Schlichtheit, von der Gegenreformation zur Postmoderne erkennt die Ausstellung in der Vielgestaltigkeit dieser Orte ein durchgehendes Streben, welches das Grundanliegen jeder sakralen Architektur beschreibt: «ein Stück endlichen Raumes herauszuheben, das uns vor dem Unendlichen schützt» (Paul Tillich). VORBEREITUNG DER AUSSTELLUNG Ausstellungskurator Museumskuratorin Leitung Leihgaben David Lem aire Sam antha Reichenbach und Sim ona Sala Isabelle Graesslé (M IR) und Christian Bernard (M am co) Privatsam m lungen ; Kunstsam m lung der Banque cantonale vaudoise ; Angèle Laissue ; Christof Klute ; Cyril Porchet ; David Spero. Die Sonderausstellung wird von dem Fonds cantonal d’art contemporain, DIP, Genève unterstützt. 3 2. Die Künstler ANGELE LAISSUE (Courgenay, 1977), ergründet mit ihrer Photographie fragwürdige kulturelle Eigentümlichkeiten. Die Ergebnisse dieser Erkundungen hat sie unter anderem im Centre de la photographie und im Centre d'art contemporain in Genf, in der Villa du Parc in Annemasse und im Centre photographique d'Île-de-France ausgestellt. Dreimal war sie als Stipendiatin Artist in Residence: 2013 in New York, 2010 und 2011 in Paris. CHRISTOF KLUTE wurde 1966 in Münster geboren. Er studierte Theologie und Philosophie an den Universitäten Münster und Köln, anschliessend Photographie an der Kunstakademie Düsseldorf bei Bernd Becher und Thomas Ruff. Seit 2002 spürt er in seinem photographischen Werk den Utopien der Moderne in der Architektur nach und befasst sich mit Orten, welche die Spuren grosser Philosophen tragen. Er lebt und arbeitet in Köln. 4 CYRIL PORCHET, 1984 in Genf geboren, begann 2005 sein Studium der Photographie. An der Kantonalen Schule für Kunst und Design in Lausanne (ECAL) erwarb er 2009 einen Bachelor in visueller Kommunikation/Photographie, 2011 einen Master in Kulturmanagement. Seine Photographien wurden unter anderem im Maison européenne de la photographie (MEP) in Paris und im Museum für Gestaltung in Zürich ausgestellt. Verschiedene Sammlungen haben Arbeiten des Künstlers erworben, darunter die Privatsammlung des Kunsthändlers und -sammlers Larry Gagosian. Cyril Porchet lebt und arbeitet in Lausanne. DAVID SPERO schloss 1993 das Royal College of Art in London mit einem Master in Photographie ab. Sein Werk sind Photoserien, die sich durch einen engen inneren Zusammenhang auszeichnen. 2007 publizierte er bei Steidl die Serie Churches, die 2011 im National Media Museum in Bradford eine eigene Ausstellung erhielt. Seit Jahren photographiert er in der Reihe Settlements selbstgebaute Häuser in Öko-Gemeinschaften. Diese Bilder wurden 2006 in der Photographers Gallery in London und 2007 im Rahmen der Ausstellung «How we are : Photographing Britain» in der Tate Britain gezeigt. Ebenfalls 2007 hielt er sich mit einem Stipendium des Arts Council im finnischen Oulu auf, 2009 war er erster "Photoworks Fellow" an der British School in Rom. Seine Werke sind in vielen Sammlungen und Museen zu finden, unter anderem beim British Council, im National Media Museum und im Victoria and Albert Museum 5 3. Ausgewählte Bilder Christof Klute - Serie Sarnen : I / Serie Sarnen : IV David Spero – New Wine Church, Gateway, Woolwich 2004 / Truth of God Church, Bermondsey 2004 Cyril Porchet – Serie séduction : 2 (Auflage 5/5) / Serie séduction : 3 (Auflage Angèle Laissue – Saal der mobilen Kanzeln im Musée du Désert, Mialet / eine Version von «Überraschende Versammlung in einer Höhle bei Karl Girardet», Musée du Désert, Mialet 6 4. 10 Jahre MIR! 15. April 2005 - 15. April 2015: 10 Jahre M IR Erinnerungen aus der Feder von Direktorin Isabelle Graesslé «Ich erinnere mich, wie die Schneeflocken auf den Platz vor der Kathedrale fallen, hinein in die Vorbereitungshektik für den Aufbau der Stände eines Reformationsdorfes. Das Wetter, launisch wie es sich für den April gehört, droht uns einen Streich zu spielen und die Einweihung zu stören. Ich erinnere mich an eine sehr weibliche Eröffnung - beim Durchschneiden des Bandes sind die Bundeskanzlerin, die Regierungsratspräsidentin und die Vizepräsidentin des MIR dabei ein auserlesener Kreis freudig begeisterter Patinnen für dieses junge, vielversprechende Museum. Ich erinnere mich an die würdevolle Feier in der Kathedrale. Mut machende, starke Reden. Und auf einmal die koreanische Theologin Chung Hyun Kyung, deren Worte in Saint-Pierre erklingen wie eine unerwartete, aus der Ferne kommende Beschwörung, ein Aufruf, sich immer wieder in Frage zu stellen. Was wäre auch die Reformation ohne ein Quentchen Revolution...? Ich erinnere mich an Marie-Thérèse Porchet, die ein staunendes Publikum durch das Museum führt, witzig, frech und liebevoll. An Bernard Haller, der zum ersten und letzten Mal den Pfarrersketch in der Kathedrale Saint-Pierre zum Besten gibt. Der alle zu einem Lachen bringt, das dem Zuhörer im Halse stecken bleibt, wenn ihm klar wird, wie real und wie unerträglich der Prediger ist, der kein Ende findet. Ich erinnere mich an unsere erste PR-Reise in die Vereinigten Staaten, an die zahllosen 7 Sitzungen, an die Besuche bei Universitäten, Kirchenführern, Lobbygruppen, an ein denkwürdiges Mittagessen bei den Damen in Texas, die sich darüber wunderten, dass sich europäische Calvinisten von der Prädestination verabschiedet haben! Ich erinnere mich an das erste Museumsfest im Mai 2006, rund um Buch und Buchdruck, mit Kinderlachen und Sonne satt. Und wie das Leben des MIR Fahrt aufnimmt: Ein unvergesslicher Abend mit Diner und Vortrag des deutschen Historikers Rudolf von Thadden, der Start der Hauszeitung Nouvelles du MIR, die ersten voll besetzten Vortragsveranstaltungen, die ersten Neuerungen in der Dauerausstellung wie die neue Luther-Vitrine, die ersten Veröffentlichungen. Ich erinnere mich an die Verleihung des Museumspreises des Europarates, 2007, im Prunksaal des Palais des Rohan in Strassburg. Die Blitzlichter knistern, ich halte die Statue von Juan Mirò fest in den Händen, wie einen Talisman für eine sternenhelle Zukunft, aufgeregt und ein bisschen stolz. Ähnlich aufgeregt bin ich, als ich später im Jahr eine Kiste aus London öffne und ihr den Bericht Calvins über den Selbstmord Jean Vachats entnehme. Dank der Grosszügigkeit von Mäzenen konnten wir dieses aus Genf verschwundene Dokument erwerben. Es öffentlich ausstellen zu können ist ein echter Beitrag zur Wiederherstellung des materiellen und immateriellen Erbes der Reformation. Ich erinnere mich an die vielen Spenden und Leihgaben, die unsere Sammlung nach und nach bereichert haben, die Pastellzeichnung von Liotard, das Lutherporträt Cranachs des Älteren. Ich erinnere mich an das Calvinjahr, an die Besuchermengen, die zu unserer ersten Sonderausstellung strömten, an die so verblüffend echt wirkenden virtuellen Nachbildungen. Auch an andere Ausstellungen in jenem Jahr 2009, wie die in Dordrecht, die mit Königin Beatrix eingeweiht wurde. Und an die Calvin-Statue in Havanna, errichtet auf Bitte der kubanischen Protestanten. Seither thront Calvin mit einem Lächeln auch unter der Sonne der Karibik...! Ich erinnere mich an die vielen Kinder, die wie verzaubert vor den Kurbeln in unserer Ausstellung sitzen, auf die Führungen mit der Taschenlampe hinfiebern, mit offenen Mündern das Museum entdecken, und mit Eifer und verblüffendem Gleichmut erfahren, dass sich hinter den Bildern nicht unbedingt die historische Wirklichkeit verbirgt... Es sind die ersten Schritte der Kulturvermittlung im MIR, und sie legen den Grundstein für die heutigen, professionell-spielerischen Aktionen der Museumspädagogik. Ich erinnere mich an die Ausstellung über Parfüme und Düfte in Bibel und Geschichte. Noch lange nach der Ausstellung begleiteten uns die intensiven, traumhaften Wohlgerüche. Mögen sie die Feiern zu unserem zehnjährigen Bestehen mit ihrem Duft beglücken und unsere Schritte in den nächsten zehn Jahren beflügeln!» 8 9 Zu seinem zehnten Geburtstag lädt das MIR Bewohner und Besucher der Calvinstadt zu einem Begegnungsfest ein: Samstag, 18. April, 14-18 Uhr Das MIR wird die ganze Altstadt festlich in Beschlag nehmen, von der Rue du Cloître und dem Place du Bourg-de-Four über die Promenade de la Treille bis hin zur Rue de la Madeleine, mit einem bunten Festprogramm für alle Altersgruppen, bei dem auch Preise locken! Mit dabei ist das mobile Café Le Fix. In der Rue du Cloître wird es den Gästen, die den runden Geburtstag im historischen Herzen Genfs mitfeiern, kostenlos Getränke und kleine Gerichte anbieten. Am 18. April ist der Eintritt ins MIR den ganzen Tag kostenlos. 10 5. Praktische Informationen M IR (Internationales Museum der Reformation) 4, rue du Cloître 1204 Genève T. : +41 22 310 24 31 F. : +41 22 319 70 30 www.m ir.ch info@ m ir.ch • Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 Uhr bis 17 Uhr. Sonderöffnungszeiten: Ostermontag, Pfingstmontag und Montag nach dem Eidgenössischen Bettag, am Donnerstag Genfer Feiertag „Jeûne gevenois“ und am Montag nach dem Buss - und Bettag ist das Museum geöffnet. • Audioguide mit Kommentaren auf deutsch, französisch und englisch gratis verfügbar • Führungen in mehreren Sprachen auf Reservation • Freier Eintritt für Behinderte M IR Eintrittspreise: Erwachsene : CHF 13.Reduzierte Preise : CHF 8.- und CHF 6.Jubiläum spreis 10 Jahre M IR: kostenlos für Kinder bis 10 Jahre Kom binierter Eintritt „Espace Saint-Pierre“ : - das MIR - die Kathedrale und Türme - die archäologische Fundstätte Erwachsene : CHF 18.Reduzierte Preise : CHF 12.- und CHF 10.- Das M IR, eine private Institution Das MIR ist eine private Institution, die keinerlei staatliche Subventionen erhält und auf die Grosszügigkeit von Spendern und Mäzenen zählt. 11 6. Das MIR in Kürze Das M IR (Internationale M useum der Reform ation) wurde 2005 eröffnet und stellt die Geschichte Genfs und der Reformation bis in die heutige Zeit dar. Es ist damit das Museum einer Idee und eines Projekts. Im 16. Jahrhundert wollte Johannes Calvin aus Genf die Stadt formen, die der Welt ein neues Christentum vorleben sollte. Diesem Willen verdankt die Stadt ihre internationale Strahlkraft, er steht am Ursprung des «Mythos» Genf. Jenseits jeglichen konfessionellen Bekehrungseifers ist es das Ziel des MIR, für seine Besucher die Geschichte der Reformation, die von Martin Luther, Johannes Calvin und anderen angestossen wurde, greifbar zu machen. Mittels Objekten, Büchern, Handschriften, Gemälden und Kupferstichen wird die wechselvolle Geschichte einer Bewegung erlebbar, die im 16. Jahrhundert massgeblich von Genf ausging, und die eine der grossen Familien des Christentums hervorgebracht hat. Im April 2007 erhielt das MIR den M useum spreis des Europarates 2007. Diese ehrenvolle Auszeichnung wird seit 1977 jedes Jahr an eine Institution verliehen, die einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis des europäischen Kulturerbes geleistet hat. Mit dem Preis soll das Verständnis für Reichtum und Vielfalt der europäischen Kultur gefördert werden. Er wird vom Ausschuss für Kultur, Wissenschaft und Bildung der Parlamentarischen Versammlung auf Empfehlung einer Jury des Europäischen Museumsforums vergeben. 12
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