Was sind Anforderungen an den Umgang mit Energie und Klimawandel aus Nachhaltigkeitssicht ? Dr. Albert Statz Regierungsdirektor a. D. Mitglied des Beirates für Nachhaltige Entwicklung des Landes Brandenburg Vortrag, Dialogworkshop Klima- und Energiepolitik als Elemente der Nachhaltigkeitsstrategie in Brandenburg, Potsdam, 23.05.2012 Vom Leitbild nachhaltiger Entwicklung zur politischen Strategie Klima und Energie sind die klassischen Themen, die mit „nachhaltiger Entwicklung“ verbunden werden und bei denen die Nachhaltigkeitsproblematik offenkundig ist. „Nachhaltigkeit“ ist aber mehr als Ökologie - Integration der drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie, Soziales. Umsetzung des Leitbilds durch eine politische Strategie, die Handlungsfelder und Handlungsschwerpunkte festlegt, Akteure und ihre Interessen identifiziert, konkrete Ziele, Instrumente und Maßnahmen formuliert und über Institutionen und Verfahren zur Umsetzung und Überprüfung (Indikatoren und Monitoring) verfügt. Statz, NHS Brandenburg, Dialogworkshop Klima/Energie, 23.05.2012 2 Governance-Formen für die Entwicklung und Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie 1. Positiv: Chancen für lebenswerte Zukunft 2. Perspektivisch: Zielorientiert basierend auf Fakten & Daten statt Wunschvorstellungen 3. Politikübergreifend: Integration von ökonomischer, sozialer und ökologischer Dimension 4. Partizipativ: bezieht die verschiedenen gesellschaftlichen Kräfte deren Aktivitäten und Projekte im gesamten Prozess ein 5. Prozesshaft: Nachhaltige Entwicklung als politischer und gesellschaftlicher Such-, Lern- und Gestaltungsprozess 6. Prüfbar: ziel- und ergebnisorientierte Steuerung mit messbaren Indikatoren Statz, NHS Brandenburg, Dialogworkshop Klima/Energie, 23.05.2012 3 Nachhaltigkeitsprüfungen als Ansatzpunkt Nachhaltigkeitsprüfungen sollen den Querschnittscharakter von Nachhaltigkeit handhabbar machen und komplexe Problemlösungen ermöglichen, vernetztes Handeln von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und einen breiten Blick fördern, die Schnittmengen der drei Dimensionen identifizieren und damit die Qualität und Akzeptanz von Politik verbessern. Nicht nur Defizite und Lücken, sondern auch Positives und Anknüpfungspunkte Statz, NHS Brandenburg, Dialogworkshop Klima/Energie, 23.05.2012 4 Leitfragen des Nachhaltigkeitschecks Kategorie Nachhaltigkeitsaspekt (Leitfrage) Anhaltspunkte A1 Sind die Zielsetzungen des Vorhabens langfristig ausgelegt? a. Einbettung des Vorhabens in langfristige Zukunftsvorstellung/ Leitbilder b. Abschätzung der Politikfolgen für zukünftige Generationen im Sinne des Vorsorgeprinzips und der Rückholbarkeit von Entscheidungen (z.B. durch die Analyse von Szenarien) c. Abwägung zwischen langfristigen Entwicklungschancen und Gefahrenpotentialen d. Vorsorge für die Lebensbedingungen zukünftiger Generationen angesichts des demografischen Wandels e. Untersetzung der Ziele mit konkreten Maßnahmen A2 Umfasst das Vorhabens eine explizite Wirkungs- und Erfolgskontrolle? a. Klare, überprüfbare und messbare Ziele, Indikatoren, Aktionspläne, Maßnahmen b. Kontinuierliches Monitoring/ Evaluationskonzept c. Klare Definition von Zwischenschritten bzw. Zwischenzielen d. Flexibilität zugunsten von kontinuierlichem Lernen A3 Inwiefern werden den Betroffenen im Rahmen des Vorhabens Partizipationsmöglichkeiten eingeräumt? a. Analyse und Berücksichtigung der Betroffenheit unterschiedlicher gesellschaftlicher und speziell lokaler Gruppen b. Konsultationsprozesse und andere Formen der Partizipation zur Entwicklung des Vorhabens c. Direkte Einbindung in die Formulierung zukünftiger Politik d. Einbindung in Erfolgskontrolle Übergreifende Aspekte Kurze Beschreibung der wichtigsten Zielkonflikte Zielkonflikte A4 Was sind die wichtigsten Zielkonflikte bzw. Wechselwirkungen, die im Rahmen des Vorhabens abgewogen werden müssen? (z.B. ökologische vs. ökonomische Ziele oder einzelne soziale Ziele, die im Konflikt zueinander stehen) 1. 2. 3. Statz, NHS Brandenburg, Dialogworkshop Klima/Energie, 23.05.2012 Folie 5 Integration der drei Dimensionen NachhaltigkeitsDimension Leitfrage/ Nachhaltigkeitsaspekt B 1 Ökologische Dimension: Bewahren der natürlichen Lebensgrundlagen Welche Auswirkungen hat das Vorhaben auf den Schutz der Natur und die Qualität von Umweltmedien? Anhaltspunkte a. Bewahrung der Funktionsfähigkeit der Ökosysteme (z.B. Wasser) b. Erhalt biologischer Vielfalt c. Bewahrung von Lebensräumen und Kulturlandschaften d. Flächenschutz e. Erhalten der Gewässer-, Boden- und Luftqualität B 2 Welche Auswirkungen hat das a. Gefahr von Naturkatastrophen (z.B. Hochwasser) Vorhaben auf die Vermeidung von b. Gesundheitliche Gefahren Risiken und Gefahren für c. Lärm und sonstige Immissionen d. Technische Risiken für Umwelt und Mensch (u.a. AKW, Schadstoffgegenwärtige und zukünftige emittierende Industrien, gefährliche Stoffe, Altlasten) Generationen? B 3 Welche Auswirkungen hat das Vorhaben auf die Einhaltung von Klimaschutzzielen und die Minimierung von klimabezogenen Risiken für Umwelt und Gesellschaft? a. Vermeiden von Treibhausgas-Emissionen b. Energieeffizienz bei Verbrauch und Erzeugung c. Risiken des Klimawandels für Wirtschaft und gesellschaftlichen Wohlstand d. Klimaanpassungsmaßnahmen Welche Auswirkungen hat das Vorhaben auf die Nutzung natürlicher Ressourcen? a. Nutzung erneuerbarer Ressourcen unter Berücksichtigung von Nutzungskonkurrenzen und Zielkonflikten b. Nutzung nicht-erneuerbarer Ressourcen mit Blick auf Umweltverträglichkeit, Substituierbarkeit und Langfristigkeit c. Ressourceneffizienz und Abkoppeln des Ressourcenverbrauchs und der Emissionen vom Wirtschaftswachstum d. Internalisierung externer Kosten B 4 B 5 Welche Auswirkungen hat das Vorhaben auf den ökologischen Charakter der Wirtschaftskreisläufe? a. Vermeidung, Verwertung und Beseitigung von Abfällen b. Regionale Wertschöpfungsketten und Arbeitsteilungen (z.B. Stadt-Land) c. Verbrauchernahe Produkte und Dienstleistungen d. Ökologische Produkte und Produktionsstrukturen Statz, NHS Brandenburg, Dialogworkshop Klima/Energie, 23.05.2012 6 Maßstab Nachhaltigkeit (I) Nachhaltigkeit als Zielorientierung Klimaschutzziele als „Leitplanke“ der Energiepolitik Begründung der Ziele; Bezug auf bestehende Zielvorgaben Zeithorizont und Vorsorgeprinzip Zielviereck der Energiepolitik Darstellung potentieller Zielkonflikte ökologischen und sozialen Dimension verkürzt Zielkonflikte konzentriert auf Energiepolitik Entscheidung über Szenarien verfestigt Zielkonflikte Umsetzung der Ziele ausführlicher Aktionsplan und Maßnahmenkatalog Notwendigkeit eines Konzeptes für Strukturwandel Statz, NHS Brandenburg, Dialogworkshop Klima/Energie, 23.05.2012 7 Maßstab Nachhaltigkeit (II) Nachhaltigkeit als Politikintegration Klimapolitik betrifft nicht nur die Stromproduktion breites Verständnis von Energiepolitik: z.B. Wärme sektorale Ursachen Klimawandel: Verkehr, Industrie, Landwirtschaft soziale Bedingungen: demografischer Wandel Folgen und Kosten des Klimawandels Wasserhaushalt Lokale und regionale Auswirkungen auf Infrastruktur Komplexe Lösungsansätze Effizienzstrategien, Energieeinsparung, Verbraucherverhalten Integration Klimapolitik in Fachpolitiken Forschung, Innovationspolitik, ökologische Industriepolitik Rolle Lebensstile – „low carbon society and economy“ Statz, NHS Brandenburg, Dialogworkshop Klima/Energie, 23.05.2012 8 Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Quellen zur Nachhaltigkeitsprüfung: www.mugv.brandenburg.de/cms/detail.php/lbm1.c.237388.de www.nachhaltigkeitsbeirat.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.284429.de Kontakt: Dr. Albert Statz Regierungsdirektor a.D. Mitglied des Nachhaltigkeitsrates Brandenburg Siegfriedstr. 19, 13156 Berlin Tel. 030 - 47 48 30 32 www.albert-statz.de [email protected] Statz, NHS Brandenburg, Dialogworkshop Klima/Energie, 23.05.2012 9
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