Amt für Volksschulen und Sport AVS Abteilung Schulevaluation ASE Was ist guter Unterricht? Die Abteilung Schulevaluation beurteilt den Unterricht in den beiden Modulen „Schulprofil“ und „Unterrichtsevaluation“. Die Unterrichtsqualität wird dabei aus den zehn Merkmalen guten Unterrichts von Hilbert Meier und „Best Practice in der Schule“ von Moser/Tresch hergeleitet. 1. Die zehn Merkmale guten Unterrichts nach Hilbert Meier Klare Strukturierung des Unterrichts Der Unterricht ist klar strukturiert, wenn… …das Unterrichtsmanagement funktioniert. …sich ein für Dozierende und Studierende gleichermassen gut erkennbarer „roter Faden“ durch die Stunde zieht. Dies zeichnet sich zum Beispiel dadurch aus, wenn Prozess-, Ziel-, Inhalts- und Rollenklarheit besteht sowie Regeln, Rituale und Freiräume abgesprochen werden. Hoher Anteil echter Lernzeit (time on task) Der Anteil echter Lernzeit ist hoch, wenn… …die von Schülern und Schülerinnen tatsächlich aktiv aufgewendete Zeit für das Erreichen der angestrebten Ziele hoch ist. …Lernmethoden angewendet werden, welche die kognitive Aktivierung der Schüler und Schülerinnen in besonderem Masse fördern (Eigenaktivität). Dies zeichnet sich zum Beispiel dadurch aus, dass Lernaufgaben, Projektarbeiten, Reflexionsaufgaben, Gruppenarbeiten, Übungen aller Art durchgeführt werden. Zudem achtet die Lehrperson auf gutes Zeitmanagement und Pünktlichkeit. Organisationskram wird aus der echten Unterrichtszeit ausgelagert und der Tagesablauf wird vorteilhaft rhythmisiert. Lernförderliches Klima Ein lernförderliches Klima wird durch gegenseitigen Respekt, verlässlich eingehaltene Regeln, Verantwortungsübernahme sowie Gerechtigkeit und Fürsorge erreicht. Inhaltliche Klarheit Inhaltliche Klarheit wird durch Verständlichkeit der Aufgabenstellung, Plausibilität des thematischen Gangs sowie Klarheit und Verbindlichkeit der Ergebnissicherung erreicht. Dies zeichnet sich zum Beispiel dadurch aus, dass zu Beginn ein informierender Einstieg in den Unterricht steht und die Konzentration auf die Themenstellung gerichtet ist. Erfahrungen aus dem Alltag der Schüler und Schülerinnen werden aufgegriffen und weiterentwickelt. 1 Amt für Volksschulen und Sport AVS Abteilung Schulevaluation ASE Sinnstiftendes Kommunizieren Sinnstiftendes Kommunizieren meint, den Prozess, in dem Schüler und Schülerinnen und Dozierende im Austausch über den Lernprozess stehen, ins Zentrum zu rücken und den Ergebnissen eine persönliche Bedeutung zu geben. Dies zeichnet sich zum Beispiel dadurch aus, dass Planungsbeteiligung, Gesprächskultur, Sinnkonferenzen, Lerntagebücher und Schülerfeedback eine wichtige Rolle einnehmen. Methodenvielfalt Methodenvielfalt im Unterricht zeichnet sich aus durch… …Reichtum an Inszenierungstechniken. …Vielfalt der Handlungsmuster. …Variabilität der Verlaufsformen. …Ausbalancierung der methodischen Grossformen. Dies zeichnet sich beispielsweise durch individualisiertes Lernen, lebendiger Plenumsunterricht, kooperatives Lernen in Kleingruppen und Projektarbeiten im Team aus. Individuelles Fördern Individuelles Fördern heisst, der Schülerschaft… …die Chance zu geben, ihr motorisches, intellektuelles, emotionales und auch soziales Potential umfassend zu entwickeln. …Unterstützung zu bieten mit ausreichend Lernzeit, spezifischen Fördermethoden, angepassten Lernmitteln und persönlicher Hilfestellung. Dies zeichnet sich zum Beispiel dadurch aus, dass genügend Freiräume, Geduld und Zeit vorhanden sind. Der Unterricht ist gekennzeichnet durch innere Differenzierung und Integration sowie individuelle Lernstandsanalysen und abgestimmte Förderpläne. Zudem findet eine besondere Förderung von Schülern aus Risikogruppen statt. Intelligentes Üben Intelligentes Üben heisst… …passgenaue Übungsaufträge geben. …gezielte Hilfestellungen leisten. …„überfreundliche“ Rahmenbedingungen setzen. Dies zeichnet sich zum Beispiel dadurch aus, dass ausreichend und im richtigen Rhythmus geübt wird (lieber oft und kurz), Könnenserfahrungen und Erfolgserlebnisse erreicht werden. Es ist wichtiger, dass Lerninhalte bei den Schülern und Schülerinnen ankommen, als dass die Dozierenden mit den Lerninhalten durchkommen. Transparente Leistungserwartungen Transparente Leistungserwartungen sind an den Richtlinien der Bildungsstandards orientiert und basieren auf einem Lernangebot, welches dem Leistungsvermögen der Schüler und Schülerinnen entspricht. Dies zeichnet sich zum Beispiel dadurch aus, dass zügige, differenzierte Rückmeldungen zum Lernfortschritt gegeben werden, Informationen über Schwierigkeitsgrad vermittelt werden sowie formelle und informelle Lernkontrollen statt finden. Vorbereitete Umgebung Vorbereitete Umgebung hat zum Ergebnis, dass Studierende und Dozierende den Raum zu ihrem Eigentum machen und pflegen sowie eine effektive Raumregie praktizieren. Dies zeichnet sich zum Beispiel dadurch aus, dass gute Ordnung vorherrscht, funktionale Einrichtungen und brauchbares Lernwerkzeug vorhanden sind. Quelle: Meyer Hilbert: Was ist guter Unterricht? Cornelsen, 2004. 2 Amt für Volksschulen und Sport AVS Abteilung Schulevaluation ASE 2. „Best Practice in der Schule“ von Moser/Tresch Avenir Suisse zeigte im Juni 2003 mit der Publikation «Best Practice in der Schule» von Urs Moser und Sara Tresch Möglichkeiten auf zur Verbesserung des Unterrichts und damit zur Steigerung der Schulleistungen der Kinder und Jugendlichen. Dabei wurde auf das Erfahrungswissen der objektiv besten Lehrerinnen und Lehrer gesetzt. Das Autorenteam stützte sich dabei darauf, dass Best Practice anzuwenden in der Wirtschaft wie der Wissenschaft eine Selbstverständlichkeit ist und damit auch in der Schule seine Berechtigung hat. Der Begriff «Best Practice» soll verinnerlichen, dass es für Lehrpersonen ein notwendiges Ziel sein sollte, den Unterricht stets weiter verbessern zu wollen. Moser/Tresch nennen folgende zehn Merkmale, die guten Unterricht kennzeichnen: Unterrichtsmethoden Der Unterricht ist abwechslungsreich und spannend. Die Lehrperson verfügt über ein grosses Methodenrepertoire. Handelndes Lernen Alle Sinne werden angesprochen. Die Schülerinnen und Schüler erfahren die Lerninhalte aktiv und verwenden Materialen so, dass Vorstellungen verinnerlicht werden. Kooperatives Lernen Wissen der Kinder wird genutzt und in den Lernprozess einbezogen. Selbstständiges Lernen Schüler und Schülerinnen übernehmen Verantwortung und gehen Aufgaben alleine an. Bei Problemen wissen sie, wo sie Hilfe finden (Bücher, Lehrmittel, andere Schüler und Schülerinnen, Lehrperson). Lernstrategien Die Lehrperson kennt und setzt verschiedene Lernstrategien ein. Üben und Wiederholen Regelmässig üben und Übungsphasen abwechslungsreich und lustvoll gestalten. Lernziele überprüfen Lernziele bekannt geben und regelmässig kontrollieren. Die Leistungen werden reflektiert und der Leistungsstand somit erkannt. Individualisieren Der Unterricht ist auf Stärken und Schwächen der Schüler und Schülerinnen ausgerichtet. Es gibt dabei verschiedene Förderprogramme. Unterrichtssprache Die Unterrichtssprache ist klar und deutlich, so dass auch Fremdsprachige folgen können. Der Schriftlichkeit wird grosse Bedeutung zugemessen. Disziplin Es sind transparente Regeln vorhanden, die konsequent eingehalten werden. Bei Übertretungen werden Konsequenzen gezogen. Die Voraussetzungen für offene Unterrichtsformen und eine gute Arbeitsatmosphäre sind gegeben. Quelle: Moser Urs/Tresch Sarah: Best practice in der Schule, Schulverlag plus, 2005. 3
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