Johannes – Weißt Du, was beten ist? Vielen Menschen fällt das Beten schwer. Selbst für Heilige wie Johannes von Kreuz zählte Beten zu den schwierigsten Dingen. Aber weißt Du, was beten ist? Ich möchte Dir deshalb drei kurze Geschichten erzählen. Alle drei sind wirklich passiert und alle drei haben mit einem Johannes zu tun… Als der selige Papst Johannes Paul II. auf seiner ersten Reise nach Mexiko unterwegs war, gab es in Deutschland ein großes Problem und die deutschen Bischöfe haben deshalb im Flugzeug des Papstes angerufen, und den Sekretär um eine Antwort für die großen Schwierigkeiten ersucht. Sofort geht der Sekretär zum Papst. Der sitzt im Flugzeug und betet sein Brevier. Er schaut seinen Sekretär nicht einmal an. Der Sekretär wird immer nervöser, weil es wirklich ein sehr großes Problem ist: „Mmmmh. Entschuldigen Sie Heiliger Vater, es gibt, das und das Problem, und wir brauchen sofort eine Antwort, es ist dringend.“ Da schaut Johannes Paul II. kurz von seinem Gebetsbuch auf und fragt seinen Sekretär: „Ist es wirklich dringend?“ „Ja, Heiliger Vater, es ist wirklich dringend.“ „Ah, dann muss ich zuerst fertig beten. Wenn es wirklich wichtig ist, kommt zuerst das Gebet und dann kommt auch die Lösung.“ Ja, so ist das, wenn es sich um schwierige Probleme handelt, sollten wir lieber Gott um Hilfe bitten… Vor fast 200 Jahren hat der heilige Johannes Maria (Baptist) Vianney, besser bekannt als Pfarrer von Ars, einen Mann in der Kirche gesehen. Das Besondere an diesem Mann ist, dass er nichts tut und nichts redet, sondern ganz einfach in der Kirche nur so da sitzt. Nachdem ihn der Heilige eine zeitlang beobachtet hat, fragt er den Mann schließlich: „Ich schaue Sie schon die ganze Zeit an und mir fällt auf, dass Sie nur dasitzen, sie haben nicht einmal ein Gebetbuch aufgeschlagen, darf ich fragen, was Sie hier eigentlich tun?“ Die Antwort des Mannes war einfach und hat sogar den Heiligen verblüfft: „Nix. Ich mache nix. Ich schaue auf ihn und er schaut auf mich.“ Ja, so ist das, wenn wir Gott gerne haben. Wir schauen Gott an und er schaut uns an. Vor wenigen Jahren fiel einem Pfarrer hier in der Nähe ein alter bescheiden wirkender Mann auf, der jeden Mittag die Kirche betrat und sie kurz darauf wieder verließ. Sehr kurz darauf. Und weil das dem Pfarrer sehr eigentümlich vorkommt, fragt er eines Tages den Mann, was er denn in der Kirche tue. Der antwortet, „Ich gehe hinein um zu beten.“ Als unser Pfarrer dann verwundert meint, dass er nie lange genug in der Kirche bleibt, um wirklich beten zu können, sagt der Besucher: „Ich kann kein langes Gebet sprechen, aber ich komme jeden Tag um 12 Uhr und sage ‚Jesus, hier ist Johannes.‘“ Ja, so einfach ist beten: „Jesus, hier bin ich.“ Eines Tages muss der alte Mann ins Krankenhaus. Und obwohl er sehr schwer krank ist, ist er der fröhlichste Patient und bereitet auch den anderen Patienten sehr viel Freude. Das fällt sogar den Ärzten und Krankenschwestern auf und sie fragen ihn wie es kommt, dass er immer so gelassen und heiter ist. „Ach“, winkt Johannes ab, „dafür kann ich doch nichts, das kommt von meinem Besucher.“ Das verblüfft die aber noch mehr: „Da ist doch nie jemand da, wir haben noch nie jemanden Dich besuchen gesehen! Dein Besucher,“ so fragt schließlich eine Schwester, „wann kommt er denn?“ „Jeden Mittag, um 12 Uhr. Er tritt ein, steht am Fußende meines Bettes und sagt: ‚Johannes, hier ist Jesus.‘“ Weißt Du nun, was beten ist? Denken ist nicht Gebet. Gebet ist auch nicht mit schönen Ideen zu jonglieren. Gott ist eine Person, eine richtige lebendige Person, so wie du lebendig bist, der intelligent ist, der einen Willen und ein Herz hat und der uns liebt. Die heilige Theresa hat einmal gesagt, Gebet besteht nicht darin viel zu denken, sondern viel zu lieben. Gebet ist lieben. Frei nach P. Bennet Tierney LC
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