Wie sollen wir beten? - FEG Laupen / Bösingen

Wie sollen wir beten?
Lk 11, 1-4
Viele Menschen verstehen durch die kirchliche Praxis das Vater unser als ein Gebet das wörtlich immer
gleich, gemeinsam mit andern im Chor gesprochen wird. Ich verstehen das Vater unser hingegen als
eine Anleitung zu einer Haltung, die für das Beten lernen notwendig ist. Sowie ein Leitfaden wie ich für
mich und andere beten kann.
Gegen die kirchliche Praxis sprechen die uneinheitlichen Varianten des Vater unser im Matthäus und
Lukas Evangelium. Von Jesus und seinen Jüngern finden wir im Neuen Testament etliche frei
gesprochenen Gebete, die dem Sinn nach Teile vom Vater unser aufnehmen, aber nie ein wörtliches
praktizieren.
Durch die Beziehung zu Gott V 2
Das ansprechen des Allmächtigen Gottes, des Schöpfers von Himmel und Erde mit Vater weist auf eine
innige und vertrauliche Beziehung hin. Durch das Aufnehmen und das Glauben an Jesus wird ein
Mensch ein Kind Gottes (Joh 1,12). Gottes Kinder erhalten den Geist Gottes, der ihre innige Beziehung
zum Vater bestätigt, indem sie nun als Kinder rufen: Abba, lieber Vater (Gal 4,6; Röm 8,14-16). Eine
persönliche Beziehung, durch den Glauben an Jesus Christius ist die Grundlage um Beten zu lernen.
Der Heilige Geist befähigt zum Gebet (Joh 4,24;Röm 8,26; Gal 4,6; Eph 6,18; Jud 20). Er wird benötigt
um beten zu lernen und Gott als Vater anzusprechen.
Die Jünger werden gelernt zum Vater, zu Gott zu beten (Mt 6,9) und den Namen Jesu anzurufen (1Kor
1,2). Das Beten zum Heiligen Geist wird in der Bibel nirgends gelehrt.
Zur Ehre des Vaters und für sein Reich V 2
Dein Name werde geheiligt bedeutet, dass die Menschen Gott die Ehre geben sollen. Heiligen heisst:
grossmachen, fürchten und lieben. Sein Name der seine Person repräsentiert, soll in der Welt der
Menschen geehrt und anerkannt werden (vgl. Jes29,11ff; Hes 36,11ff). Diese erste Bitte ist also auf die
Verherrlichung Gottes gerichtet – und nicht auf das Wohl des Beters. Durch das Gebet steht uns nicht
Gott zu zur Verfügung, sondern wir ihm.
Das Reich Gottes beinhaltet Gottes Herrschaft über die ganze Welt und die Herrschaft Gottes, unter die
man sich freiwillig und freudig stellt. Das Reich Gottes ist zugleich gegenwärtig und zugleich zukünftig.
Es ist in der Gegenwart wirksam und zugleich ein werdendes und wachsendes Reich.
Jesus Christus ist das Reich Gottes in Person. Wo er ist, ist das Reich Gottes gegenwärtig, aber erst bei
seiner Wiederkunft wird es zur Vollendung kommen.
Menschen kommen durch die Wiedergeburt in dieses Reich hinein (Joh 3,3+5). Sind sie in diesem
Reich, sollen sie mit ihrem ganzen Leben nach dessen Verwirklichung trachten und dafür beten (Mt 6,3;
Lk 11,3). Das Ziel der Nachfolger Christi, ist es ihr Leben immer mehr unter die Herrschaft von Jesus
Christus zu stellen (1Thess 4,3) und durch die Verkündigung des Evangeliums mit zu helfen, dass sich
immer mehr Menschen freiwillig darunter stellen (2Kor 5,20). Christen beten aber auch um die
Verwirklichung des Reiches Gottes, dass es bald in vollendeter Form erscheine.
Die Ergänzungen im Mt 6, 10, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden, fassen den Sinn
dieser Bitte gut zusammen. Das vorrangige Ziel beim Beten ist die Erfüllung von Gottes Willen im
Himmel wie auch auf Erden.
Für die Grundbedürfnisse bitten V 3
Jesus, der mit seinen Aposteln von den täglichen Gaben Seines Vaters lebte, wusste aus seiner eigenen
Erfahrung, wie sehr seine Jünger eine solche Bitte nötig hatten und haben werden. Jesus sandte seine
Jünger ohne Brot und Geld aus (Mk 6,7-9).
Die Gemeinde Jesu ist in der Regel eine verfolgte Gemeinde, die es schwer hat materiell einigermassen
gesichert zu existieren. In der Zeit des Antichristen wird ihr sogar das Kaufen und Verkaufen verboten
sein (Offb 13,17).
Predigt Teil 1, von Silvio Schoch vom 6. Jan. 2008 in der FEG-Laupen/Bösingen
Jünger Jesus sind aufgefordert sich an Nahrung und Kleidung genügen zu lassen (1Tim 6,7-8). Für viele
Missionare ist diese Bitte ein fortwährendes Gebetsanliegen. Wer zuerst nach Gottes Reich trachtet, für
den wird auch diese Bitte zu einer alltags Erfahrung.
Jüngern Jesu, die nach dem Reich Gottes trachten ist die tägliche Nahrung zugesagt (Mt 6,33). Ein
Zusagen Gottes und die Aufforderung dafür zu beten ist kein Widerspruch, sondern ein Gebet im Willen
Gottes, das er erhören wird (1 Joh 5, 14+15).
Für Sündenbekenntnis und Vergebung bitten und sie leben V 4
In unserem Vers steht die Vergebung in der Gegenwartsform. Sie drückt eine Gleichzeitigkeit aus wie
auch eine anhaltende versöhnliche Gesinnung. In Mt 6, 12 steht sieh in der Vergangenheit, und in Mt
6,14-14 wird die menschliche Vergebung als Voraussetzung zur Vergebung Gottes gesetzt.
Das eigene Vergeben ist nicht nur Bedingung (Lk 6,37; Mt 5,23ff; Mk 11,25; Mt 6,14ff) der göttlichen
Vergebung, sonder auch eine Frucht der Vergebung (Mt 18,23-34).
Ein Gebetsleben bedingt das permanente Sündenbekenntnis und die fortwährende Vergebung. Wo nicht
immer wieder die eigenen Sünden vor Gott bekannt werden und anderen, die an einem schuldig wurden
nicht vergeben wird, kann man nicht beten lernen, weil die Beziehung zum Vater dadurch blockiert ist.
Bei Nichtchristen kann Unversöhnlichkeit Sünde sein, die sie hindert Gottes Gnade anzunehmen, erst
wenn sie diese Sünde bekennen erfahren sie Gottes Vergebung (Joh 3,20-21). Nichtchristen können aber
auch zuerst Gottes Vergebung erfahren und danach bereit werden andern zu vergeben (Mt 18,23-34
negatives Beispiel). Die Grösse der erfahrenen Vergebung sollte sie dazu führen andern zu vergeben.
Für Glaubensprüfungen beten und sie bestehen V 4
Das Griechische Wort πειρασµός kann man mit Versuchung, Verlockung, Probe übersetzt werden.
Gott prüft den Glauben und den Gehorsam seines Volkes, sowie der Menschen die ihm vertrauen, mit
dem Ziel, dass sie dadurch in der Beziehung zu ihm wachsen. (1 Mose 22, 1-19; 2Mose 15, 25-26; Lk
4,1-2; Jak 1, 2-4, 12-13, 17; 1 Petr 1, 6-7; Hebr. 12, 10-11)
Hält man sich das Glaubenswachstum durch das Bestehen der Versuchungen vor Augen, ist es
verständlich wieso man sich in ihnen freuen soll. (Jak 1,2-4; 1Petr 4, 12-13; Röm 5,3-5)
Der Teufel versucht den Glauben und den Gehorsam der Menschen die Gott vertrauen zu
beeinträchtigen und zu zerstören. (1M 3, 4-5; Mt 4,3; Luk 22, 31-32; 1Kor 7,5; 1Thes 3,5)
In seiner Allmacht steht Gott über jeder Versuchung, er lässt sie zu und setzt ihr Grenzen (1Kor 10, 1213; Hiob 1,12). Dies bedeutet aber nicht, dass er für alle Versuchungen und ihre Ausgänge
verantwortlich ist.
Menschen sind verantwortlich für den Ausgang der Versuchung. Weil es ihre eigenen Sünden und
Begierden in ihren Herzen sind, die sie zum Fall durch die Sünde führen. (Jak 1, 14; 1 Mose 3,6; 1Kor
10,6).
Hingegen ist es Gottes Kraft und Gnade die Christen helfen die Versuchungen zu bestehen und nicht in
Sünde zu fallen. (2 Petr 2,9; Hebr 2,18).
Der Sinn der Bitte, führe uns nicht in Versuchung, wird durch die Ergänzung in Mt 6,13 verständlicher.
Gott soll durch das Gebet helfen die Versuchungen zu bestehen, (Lk 22, 31-32 + 46) damit man im
Glauben wächst und nicht durch die Sünde stehen bleibt oder zurückfällt.
Zusammenfassung:
Eine persönliche Beziehung zum Vater und der Heilige Geist ist die Grundlage zum Gebet. Dadurch
wird der Beter fähig Gottes Ehre und sein Reich vor seine Bedürfnisse zu stellen.
Wer danach trachtet lässt sich an den Grundbedürfnissen genügen, indem er dafür bittet oder dankt. Das
permanente Sündenbekenntnis und die fortwährende Vergebung halten die Gebets Beziehung zum Vater
frei. Gott hilft durchs Gebet Glaubensprüfungen zu bestehen.
Predigt Teil 1, von Silvio Schoch vom 6. Jan. 2008 in der FEG-Laupen/Bösingen