Technik ■ BAUERNBLATT l 30. November 2013 Bei der Pflanzenschutztechnik ist vieles zu beachten Was können Landwirte und Lohnunternehmer übernehmen? Vielfältige Arbeiten gilt es schlagkräftig zu bewältigen und zur Zufriedenheit der Kunden zu erledigen – auch den Pflanzenschutz. Pflanzenschutzanwendungen gehören zum erfolgreichen Ackerbau dazu und sind für die Erhaltung der Gesundheit von Kulturpflanzen notwendig. Sie dienen der Sicherung/Erreichung des angestrebten Ertrags- und Qualitätsziels. Dabei sind zahlreiche gesetzliche Auflagen zu beachten. Besondere Aufgaben liegen in der Einhaltung von Höchstmengen, der Abdriftminderung und der Dokumentation. In vielen Regionen ist der Pflanzenschutz zunehmend etwas für Spezialisten, die mit der richtigen Technik zum richtigen Zeitpunkt die Pflanzenschutzmittel (PSM) verlustarm ausbringen und die geforderte durchschnittlich 160 €/ha und Jahr für Pflanzenschutzmaßnahmen ausgegeben. Hinzu kommen die Ausbringungskosten. Je nach Hof-FeldEntfernung und Maschinenauslastung können hier zwischen 7 und 10 €/ha plus Diesel für eine Überfahrt zusammenkommen. Die Frage bleibt – wo liegt der Sinn für eine Ausgliederung des Pflanzenschutzes an die Lohnunternehmer? Der Nutzen liegt auf der Hand. Moderne Technik kann bei richtiger Auslastung helfen, die Verluste und die Kosten zu senken und die Wirksamkeit der einzelnen Überfahrt steigern – wenn sie zum richtigen Termin erfolgt. Gerade hier können in vielen Regionen, vor allem dort, wo Veredelungs- und GemischtbeSprühnebel beim Pflanzenschutz. Fotos: Prof. Dr. Yves Reckleben triebe zu Hause sind, große Verbesserungen erreicht werden. Der Beitrag der landtechnischen Wirkung erzielen. Hierfür sind vor al- nisation von besonderer Bedeutung. lem die Kosten und die Arbeitsorga- Im Norden Deutschlands werden Entwicklung ist groß. So haben in 29 30 Technik BAUERNBLATT l 30. November 2013 ■ Hier zu sehen ist der Anmischbehälter der Firma Lemken. Er ermöglicht eine Bodenschonende Fahrwerkskonzepte – hier große Raddurchmesser und geexakte Dosierung und genügt den Belangen des Anwederschutzes. lenkte Achsen für spurgetreuen Nachlauf. satzpunkte, um den Bodendruck zu reduzieren. Gerade hier sind deutliche Vorteile zugunsten der bodenschonenden Bereifungen festzustellen. Große Durchmesser und breite Reifen führen zu einem ruhigen Lauf bei angehängten Spritzen und zu einem geringeren Verdichtungsrisiko – trotz großer Tankvolumen. ANZEIGE Besonders Lohnunternehmen haben neben unterschiedlichen Kundenwünschen an die Arbeitsbreite mit unterschiedlichen Spurweiten zu tun – in Regionen mit Sonderkulturen oder Kartoffeln. Hier bieten sich seitens der Hersteller verschiedene hydraulisch verstellbare Fahrwerke häufig diskutiert worden, was durch an, die in Höhe und Spurweite an die gezielte Anwendungen auf ein Mi- Gegebenheiten vor Ort angepasst werden können. nimum reduziert werden kann. Die Technik hilft dabei, denn besonders der Wunsch nach größeren Applikation Arbeitsbreiten führt zu höheren Flämit wenig Abdrift chenleistungen, aber auch zu weniger Fahrgassen- und VorgewenDas Gestänge und die Düsen biedeanteilen auf den Feldern und da- ten aus heutiger Sicht die größte mit zu mehr Ertrag. Zahlreiche Ver- Möglichkeit für Optimierungen. Beöffentlichungen zeigen Minderer- sonders eine verlustarme Applikatiträge im Vorgewende, die im Getrei- on mit wenig Abdrift ist ein wesentdebau schnell 30 % und mehr betra- liches Ziel im Pflanzenschutz. Dagen können. Reduziert man diesen durch werden hohe BenetzungsgraAnteil durch größere Arbeitsbreiten, de auf den Zielflächen erreicht, was so sind bei heutigen Aufwandmen- durch gute Wirksamkeit der PSM gegen von 150 bis 200 l/ha größere krönt wird. Dabei sind stets die AnBrühetanks die Konsequenz. Dieser forderungen der Hersteller in Bezug Trend setzt sich in allen Spritzenbau- auf Wassermenge und Benetzungsarten von der Anbauspritze bis hin grad umzusetzen. Mit dem richtigen zum Selbstfahrer fort. Anbausprit- Druck die richtige Tropfengröße zu zen sind heute zusätzlich mit Front- realisieren und damit eine abdriftartanks ausgestattet, um mehr Brühe me Applikation zu gewährleisten, ist mitzuführen und den Aufwand des ein stetes Ziel in der praktischen AnAnmischens auf ein notwendiges wendung. Hinzu kommt die NotMinimum zu reduzieren. wendigkeit von hohen FlächenleisAutomatisch muss man bei größe- tungen, was automatisch zu höheren Spritzen und Spritzbrühemen- ren Fahrgeschwindigkeiten führt. gen auch nach der Bodenschonung Hier wurden in den vergangenen schauen. Die Bereifung und die Zahl Jahren von den Herstellern neben der Achsen sind hier zentrale An- den abdriftarmen Injektordüsen vor den vergangenen Jahren zahlreiche technische Entwicklungen dazu beigetragen, den Pflanzenschutzmittelaufwand auf ein notwendiges Maß zu reduzieren und die Wirksamkeit der Mittel hochzuhalten. Gerade Probleme mit Unter- und Überdosierungen sind in den letzten Jahren allem die High-Speed-Düsen entwickelt, die durch einen doppelten Spritzstrahl zu einer besseren Benetzung der gesamten Pflanze führen – trotz hoher Fahrgeschwindigkeiten. Der Tropfendurchmesser hat bekanntermaßen einen erheblichen Einfluss auf die Benetzung der Zielflächen und die Abdriftneigung. Hier wurden von der FH Kiel in den vergangenen Jahren umfangreiche Versuche auf Praxisflächen angelegt, um zu zeigen, welchen Einfluss der Saatreihenabstand im Getreidebau auf die Benetzung der einzelnen Blattetagen eines Pflan- zenbestandes in Kombination mit verschiedenen Düsen, Drücken und Fahrgeschwindigkeiten hat. Gestängeführung entscheidend Eine exakte, ruhige Gestängeführung ist ein entscheidender Parameter für eine gleichmäßige Applikation – ohne doppelte Benetzung. Dabei sind zwei Bewegungsrichtungen für das Gestänge problematisch: zunächst die Vor- und Rückwärtsbewegung in Fahrtrichtung. Hierbei kommt es zu einer doppelten Benet- Abbildung 1: Tropfengröße und Benutzungsgrad für eine Zielfläche von 5 mm² bei 200 l Brühemenge ■ BAUERNBLATT l 30. November 2013 Lemken Swing Cut – aktive Dämpfung der Schwingbewegung des Gestänges. zung. Zur diesjährigen Agritechnica wurde von Lemken für die Anbauspritzen eine hydraulische Federung des Spritzgestänges vorgestellt, welche diese Bewegung aktiv dämpfen und reduzieren soll – ähnlich wie beim hydraulisch gefederten Fahrersitz. Diese Dämpfungstechnik, kombiniert mit Beschleunigungssensoren, lässt eine deutliche Reduktion der doppelten Überlappungen erwarten. Ähnlich wird bei der Firma Dammann mit Be- schleunigungssensoren die Mittelmenge in den Teilbreiten geregelt. Gerade bei großen Gestängebreiten sind deutliche Geschwindigkeitsunterschiede am Gestänge zu messen – innen sehr langsam und außen sehr schnell. Das führt ebenfalls zu Mehrfachbenetzungen. Hier wird von Dammann ein System präsentiert, das diesen Nachteil beseitigt, wie Abbildung 2 veranschaulicht. Das Thema Gestängestabilität in horizontaler Richtung – gerade bei geringen Abständen zur Abbildung 2: Variation der Ausbringmenge in Abhängigkeit von Teilbreite und Kurvengeschwindigkeit 32 Tier BAUERNBLATT l 30. November 2013 ■ Vom Rahmen entkoppeltes Gestänge zur gleichmäßigen Applikation. Einzeldüsenbeleuchtung zur manuellen Überwachung der Düsenfunktion. Zielfläche – ist seit jeher ein Thema im Pflanzenschutz. Auf den DLGFeldtagen zieht dies zahlreiche Besucher an die „Hoppelbahn“. Die Firma Horsch präsentierte hier zur Agritechnica ein neues System der Gestängeaufhängung. Das entkoppelte Gestänge kann unabhängig von der Arbeitsbreite eine zusätzliche Beruhigung erreichen, was zu einer exakteren Applikation beiträgt. Das System kann gerade für schnelle Fahrten bei der Applikation interessant sein. Sensoren zur Regelung der Aufwandmenge beim Pflanzenschutz und zur Dokumentation von Bedarf und Notwendigkeit der Applikation sind ebenfalls sehr hilfreich und waren in ausreichender Zahl auf der Agritechnica zu sehen. dernste Technik zum Einsatz kommt. Das Thema Bodenschutz auch im Pflanzenschutz ist seit Längerem in der Diskussion bei der Beratung. Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters, doch geringer Bodendruck durch große Kontaktflächen und mehrere Achsen bei großen Brühetankvolumen sind heute das Mittel der Wahl zur Reduktion der Kosten für Reifen und die Beseitigung von tiefen Fahrspuren im Feld. Insgesamt sind vielfältige technische Möglichkeiten bei den Herstellern verfügbar, die hier kurz betrachtet oder genannt werden sollen. Einzeldüsenabschaltung, Vorgewendemanagement und Mehrfachdüsenträger, die heute keine Neuheit mehr sind – aber trotzdem unbedingt empfehlenswert. Die Größe des Brühe- Technik setzt weiter auf Schlagkraft Das Thema Pflanzenschutztechnik ist geprägt durch zahlreiche Veränderungen. Aufwandmengen, Abdrift und exakte Applikation sind nur einige Schlagworte. In Schleswig-Holstein ist der kürzlich verabschiedete Knickerlass ein zusätzliches Thema – was der Frage der exakten, randscharfen Applikation wieder neuen Auftrieb gibt. Will man die direkten Kosten im Pflanzenschutz senken, so führt in vielen Regionen kein Weg an einer schlagkräftigen Technik beim Lohnunternehmer vorbei. Hier wird gewährleistet, dass aufgrund von guter Maschinenauslastung die Kosten niedrig gehalten werden und die mo- tanks und des Gestänges ist ebenfalls sehr von den örtlichen Gegebenheiten geprägt. Die Reduktion von unnötigen Bewegungen des Gestänges und der Düsen war ein wesentlicher Schwerpunkt beim Thema Pflanzenschutz auf der diesjährigen Agritechnica. Auch beim Pflanzenschutz sollte eine exakte Maschinensteuerung über GPS-gestützte Parallelfahrsysteme mit RTK-Netzwerkkorrekturdaten sichergestellt sein, um exakt Anschluss zu fahren und die Einzeldüsen- oder Teilbreitenschaltung richtig auszunutzen und damit den Mittelaufwand zu reduzieren. Prof. Dr. Yves Reckleben Fachhochschule Kiel Tel.: 0 43 31-84 51 18 [email protected] Bau- und Energielehrschautag am 5. Dezember Neuer BauBrief Sauenhaltung und Ferkelaufzucht Im Rahmen des Bau- und Energie- Ansprechpartner der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in der lehrschautages im Dezember wird AusstellungzuFragendesBauwesens,derEnergieundderTechnikderTierhaltung der BauBrief „Sauenhaltung und Name Schwerpunkt Telefon Ferkelaufzucht“ der Bauförderung Hans-Jochim Organisation der Bau- und Energie0 43 81-90 09-64 Landwirtschaft e. V. vorgestellt. Ne- Rohweder ausstellung, Haltungstechnik für Rinder ben den Vorträgen findet der BauJens Christian Stallbau für Rinder, Fahrsilobau, Güllelager, 0 43 81-90 09-917 lehrschautag in seiner gewohnten Flenker landwirtschaftliches Baurecht und Bauwesen Weise statt. Für die Besucher/-inKlaus Knaack Vorprüfungen und Stellungnahmen zum 0 43 81-90 09-28 nen besteht in der Zeit von 9 Uhr bis Kai Andersen-Götze Immissionsschutz 0 43 81-90 09-15 15 Uhr die Möglichkeit umfassen- Marcus Schweigmann 0 43 81-90 09-30 der Informationen zu den Themen Anne Peters 0 43 81-90 09-29 Energie, Bauen auf dem Lande und Christian Meyer Haltungs- und Fütterungstechnik 0 43 81-90 09-27 Karin Müller für Schweine 0 43 81-90 09-54 Technik der Innenwirtschaft. Der BauBrief „Sauenhaltung und Ferkelaufzucht“ hat gleichermaßen das Ziel, wachstumsbereiten Betrieben Hilfestellung zu geben und An- Jürgen Lamp Peter Friedrichsen Walter Eggersglüß Dirk Wietzke regungen für Verbesserungen in bestehenden Anlagen zu den verschiedenen Themenbereichen aufzuzeigen. Beim Stallbau gibt es große Unterschiede in den Kosten. Zu einer gründlichen Planung gehören deshalb nicht nur das Auswählen eines geeigneten Standortes, das Ansehen von bereits fertigen Ställen und das Entwickeln eines Betriebskonzeptes, vielmehr gilt es, darüber hinaus eine Vielzahl von Detailfragen zu klären. In diesem umfassenden Beratungsheft sind bundesweit abgestimmte Bauen und Technik für die Pferdehaltung 0 43 81-90 09-58 Empfehlungen für eine erfolgreiche Förderung und Finanzierung von Bauvorhaben 0 43 81-32 12 Ferkelproduktion zu den Themen Photovoltaik, Windenergie 0 43 31-94 53-226 Betriebswirtschaft, Management, Heizen mit Biomasse, Wärmenutzung, Biogas 0 43 31-94 53-228 Fütterung, Haltung und natürlich
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