Wenn Menschen krank werden, gehen sie zum Arzt, bei Tieren kommt der Veterinär, aber was geschieht, wenn Pflanzen krank werden? Die Frage mag etwas seltsam klingen, aber auch Pflanzen sind Lebewesen wie Menschen und Tiere und auch sie werden ab und zu einmal krank, sei es, dass sie von Pilzen oder Insekten befallen oder durch einseitige Ernährung krank werden. Den Pflanzen sieht man anhand von angefressenen, aufgehellten oder abgestorbenen Blättern sowie einigen anderen Symptomen schnell an, dass es ihnen nicht gut geht. Für solche Fälle gibt es auch eine Art Pflanzenarzt... Landwirte kontrollieren regelmäßig ihre Felder, ob es ihren Pflanzen dort gut geht (Bild). Hat man ein Symptom einer Krankheit gefunden, wird auf dem ganzen Feld weitergesucht und ausgezählt. Erst wenn das Symptom so häufig auftritt, dass eine sogenannte ► Schadschwelle überschritten wird, das heißt, der zu erwartende Schaden höher ist als der Aufwand für eine Behandlung, findet diese auch statt. Während sich ein kranker Mensch ins warme Bett legen kann, um sich auszukurieren, sind Pflanzen vollständig dem Wetter ausgesetzt. Die Entwicklung einer Krankheit ist aber auch bei Pflanzen stark von den äußeren Einflüssen bestimmt, was Vorhersagen schwierig macht. Pflanzenschutzämter, Universitäten und private Firmen stellen den Landwirten daher immer mehr ► computergestützte Prognosesysteme zur Verfügung, in die alle nötigen Informationen, wie beispielsweise das Wetter am Standort, eingespeist werden und die somit konkrete Vorhersagen zum Krankheitsverlauf geben können. So werden die Umwelt und Ressourcen geschont, was im tiefsten Interesse der Landwirte ist. Immerhin kostet die Behandlung eines Ackers mehrere hundert bis tausend Euro! Alle Landwirte erhalten während ihrer Ausbildung eine umfassende ► phytomedizinische, also pflanzenärztliche Ausbildung. Hierbei erlernen sie das Erkennen von Krankheiten, deren Ursachen und Verläufe, sowie die Behandlungs- bzw. Vermeidungsmöglichkeiten. Erst wenn sie diesen Ausbildungsteil erfolgreich gemeistert haben, bekommen sie einen ► Sachkundenachweis, der sie zum Kauf und der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln berechtigt. Jeder gelernte Landwirt ist damit also auch ein Pflanzenarzt. Ähnlich wie bei Mensch und Tier gibt es aber auch seltene und komplizierte Krankheiten. In diesen Fällen kann der Landwirt quasi den Chefarzt zur Hilfe holen: jedes Bundesland hat ► Pflanzenschutzämter, die den Pflanzenschutz überwachen und der Landwirtschaft mit Rat und Tat beim Schutz und der Behandlung ihrer Pflanzen zur Seite stehen. Wenn nun die Krankheit klar diagnostiziert ist und die richtige Therapie gefunden wurde, kann die Behandlung beginnen. Beim Befall mit Pilzen oder Schadinsekten erfolgt sie Behandlung meistens mit Pflanzenschutzmitteln. Zeigt eine Pflanze Mangelsymptome, weil ihr ein Nährstoff nicht ausreichend zur Verfügung steht oder sie ihn auf Grund verschiedener Umstände nicht ausreichend aufnehmen kann, wird ihr dieser als Dünger verabreicht. Diese gibt es meist in fester Form, aber es gibt auch flüssige Dünger, die die Pflanze dann über das Blatt aufnehmen kann. Gegen Vorlage seines Sachkundenachweises (Bild) erhält der Landwirt beim ► Landhandel die entsprechenden Mittel. Beim Landhandel selber gibt es entsprechend geschulte Berater, die wie ein Apotheker erst nach einer Rücksprache/Beratung dem Landwirt die Mittel verkaufen dürfen. Auch diese Berater müssen eine umfangreiche phytomedizinische Ausbildung sowie einige weitere Schulungen absolviert haben. Die meisten Pflanzenschutzmittel werden mit ► Pflanzenschutzspritzen ausgebracht. Eine Spritze besteht aus einem großen Tank, der die Spritzbrühe fasst, einem Rührwerk, das im Tank für die Durchmischung der Brühe sorgt, und einer Pumpe, die schließlich alles zum Gestänge befördert. Am Gestänge ist eine Rohrleitung befestigt, in der sich in gleichmäßigen Abständen Düsen befinden, von denen es dutzende verschiedene Modelle für die verschiedenen Anwendungen gibt. Nicht immer wird die volle Arbeitsbreite der Spritze benötigt, die in der Regel zwischen 12 und 36 m liegt, deshalb kann man einzelne Abschnitte, sogenannte Teilbreiten separat an- oder abschalten. Heutzutage besitzen die meisten Spritzgeräte einen Computer, dessen wichtigste Aufgabe ist, den Druck so zu steuern, dass immer dieselbe Menge ausgebracht wird. Zudem können moderne ► Spritzcomputer auch die Teilbreiten anhand von Satellitensignalen selbständig steuern. Von den meisten Pflanzenschutzmitteln wird weniger als ein Liter je Hektar aufgewandt. Dies entspricht in etwa der Menge eines halben Schnapsglases, welche gleichmäßig auf der Fläche einer etwa 100 m² großen Vierzimmerwohnung gleichmäßig verteilt werden muss. Um dies zu erreichen, wird das Präparat in einer größeren Menge Wasser (200-300 Liter je Hektar) gelöst und mittels der Spritze dünn über den Pflanzen versprüht. Der ► Spritzfilm gleicht dann von der Stärke und Benetzung her einem feinen Morgentau. Damit die Behandlung gleichmäßig und auch nur an den gewünschten Stellen stattfindet, müssen Spritzen alle drei Jahre einer amtlichen Prüfung unterzogen werden (Bild), bei der u. a. die korrekte Verteilung des Spritznebels und die Dichtigkeit des Geräts untersucht wird. Nach dem Spritzen muss der Landwirt ► alles genau dokumentieren: Warum hat er welches Mittel wann in welcher Menge angewandt, welche Auflagen waren zu beachten? Auch bei dieser Arbeit sind Spritzcomputer oft sehr hilfreich. Vor allem die Wartezeit ist von großer Bedeutung, also wie viele Tage vergehen müssen, bis das Mittel wieder abgebaut ist und die Pflanzen verwertet werden dürfen. Durch Kontrollen nach der Behandlung stellt der Landwirt fest, ob die Behandlung erfolgreich war, so dass er daraus Schlüsse für zukünftige Behandlungen ziehen kann. Neben der reinen Behandlung gibt es auch quasi eine Gesundheitsvorsorge, welche sich ► Integrierter Pflanzenschutz nennt. Das Konzept des Integrierten Pflanzenschutzes ist seit über zwanzig Jahren gesetzliche Pflicht und sagt aus, dass man alle zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergreifen muss, um der Entstehung von Krankheiten vorzubeugen und den chemischen Pflanzenschutz somit zu minimieren. Beispiele hierfür sind eine angepasste Bodenbearbeitung, die Wahl von bestimmten Sorten, die resistent/immun gegen bestimmte, häufig vorkommende Krankheiten sind und eine aufeinander abgestimmte Fruchtfolge. Quelle: https://www.facebook.com/fragdenlandwirt Frag doch mal den Landwirt, www.fragdenlandwirt.de
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