Was kann unsere Chinchillas „seelisch“ krank machen?

Was kann unsere Chinchillas „seelisch“ krank machen?
Unter „seelisch“ möchte ich nicht nur die krankmachenden Faktoren zusammen fassen die,
ich sage mal, Gefühlswelt der Chinchillas betrifft, sondern auch die, welche zu
Verhaltensauffälligkeiten führen oder führen können.
Wie wir bereits schon irgendwo gelesen haben verfügen Chinchillas über eine intensive
Gefühlswelt und sie reagieren schnell mit Verhaltensauffälligkeiten oder VerhaltensErkrankungen wenn man so will, z.B. Fellbeissen ist eine Verhaltensauffälligkeit die in
ihrem weiteren Verlauf zu schlimmen Milzschäden führt oder führen kann.
Auslöser für Verhaltensauffälligkeiten sind sehr oft für uns an sich banale Dinge, ich habe
auch hierzu mal eine Liste erstellt:
1. Trennen zweier langjähriger Partner z.B. durch Tod
2. Verlieren eines lebend geborenen Babies
3. zu kleine Käfige wo der Laufdrang an sich nie auch nur annähernd ausgelebt werden
kann
4. Angst vor z.B. der Hand des Menschen
5. Stress durch viele Besitzerwechsel
6. Stress durch andere Tiere z.B. Vögel die denselben Raum der Chinchillas bevölkern
7. Häufiger Hauptfutterwechsel
8. keine Fütterung von Heu oder Heucobs
9. ungeeigneter oder häufig feuchter Badesand
10. häufiger Käfigwechsel
11. häufigere Neu-Vergesellschaftung (führt schnell zu Aggressivität)
12. unsachgemäße Handhabung und unsachgemäßes Einfangen des oder der Chinchillas
13. ständiger Lärm über Tag
14. zu wenig Anregung im Käfig, also Langeweile die sich über Jahre hin zieht
15. zu viele Transporte
16. häufiges Anfassen durch immer wieder für das Tier fremde Leute
17. zu häufige Störungen in der Schlafphase (Schlafentzug)
18. häufige Bedrängung z.B. durch den Besitzer der das Tier immer wieder anfassen will
und es so in die Enge treibt
19. Ignoranz des Besitzers gegenüber der „Privatsphäre“ des Chinchillas
20. Falsch eingesetztes Medikamente oder unsachgemäße Handhabung von
homöopathischen Mitteln
21. zu niedrige Käfige (unter 60cm Höhe zum Beispiel)
22. zu wenig Ansprache und Beschäftigung des Besitzers mit seinen Tieren
Auch diese Liste erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit!!!
Auch hier sehen wir schon wieder dass allein das was ich hier zusammen gefasst habe schon
nicht wenig Punkte sind die es zu bedenken gilt.
Alles kann, nichts muss und doch kommt es immer mal wieder vor.
Die häufigsten Verhaltensauffälligkeiten oder seelischen Erkrankungen sind neben dem Fell
beißen (das auch an erlernt oder genetisch bedingt sein kann), die Vereinsamung und die
Aggression. Die Aggression kann sich gegen andere Chinchillas, gegen den Besitzer oder
auch gegen sich selbst richten. Selbstverstümmlung oder das Anpieseln bis hin zum beißen
des Besitzers sind immer Anzeichen dafür das in der Haltung etwas nicht in Ordnung ist. Es
muss da einen oder auch mehrere Faktoren geben die diesem Chinchilla absolut nicht
gefallen und wo es nicht mit klar kommt.
Ursachenforschung ist hier der erste Ansatzweg und das heißt, das der Besitzer so viele
Informationen zur Haltung insgesamt zusammen tragen muss wie es nur irgendwie möglich
ist.
Angefangen bei der Menge seiner Tiere, über wie und wo das betroffene Tier sitzt bis hin zur
genauen Zeit wann er füttert, wie er sich mit dem Tier beschäftigt, was er mit dem Tier tut
und und und.
Je genauer die Informationen sind desto eher findet man die notwendigen Möglichkeiten und
kann zum Beispiel per Ausschluss der wirklichen Ursache auf die Spur kommen.
Sehr gut bewährt hat sich zum Beispiel, wenn die betroffenen Tiere einige Tage zu uns zur
Beobachtung kommen. In dieser Zeit kann der Besitzer z.B. einen Katalog aufstellen wo er
so genaue Angaben wie möglich zur Haltung, seiner Situation und so weiter macht.
Bei Verhaltensauffälligkeiten ist vor allen Dingen die Zusammenarbeit zwischen dem Halter
und dem, ich sage jetzt mal „Behandler“ des Tieres d. h. In den ersten ca 8 Tagen sollte ein
stetiger Austausch und Kontakt bestehen, am besten telefonisch oder per Messenger, um das
Tier nicht in der „Eingewöhnungsphase“ die es in den ersten Tagen durchleben muss zu
stören. In dieser Zeit kann durch den Kontakt von Besitzer und Behandler schon vieles
geklärt werden und erste Vergleiche sind möglich wie, wir machen das um die und die
Uhrzeit so und so, wie hast Du das gemacht?
Resumee dazu wäre dann, bei mir (Halter) hat er/sie sich unter den und den Umständen so
und so gezeigt und dann …..... der Behandler kann dann z.B. sagen, wir haben das so und so
gemacht und es zeigte sich dies oder jenes Verhalten danach oder dabei.
Auf diesem Wege zeigt sich relativ schnell wann was wie in dem Tier vorgeht, bzw. wann es
was wie und warum macht oder auch nicht macht. Mit dieser Grundlage kann dann nach und
nach ermittelt werden was los ist und wo das Tier Probleme mit hat.
Erst wenn diese Sachen wirklich geklärt sind können die weiteren Schritte erfolgen.
Natürlich ist das alles nicht vom Zaun zu brechen und ein Verhaltens auffälliges Tier kann
nicht innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen vollkommen genesen und sich um 180°
drehen, das sollte absolut jedem bewusst sein!
Aber, gerade Chinchillas, welche schon in früher Jugend böses erlebt haben oder die durch
viele Hände gegangen sind können auf lange Sicht gesehen wieder ein vertrauensvolles
Verhältnis zum Menschen aufbauen, Stabilität ist hier mit der wichtigste Punkt, zwar ist das
nicht alles, aber doch mit der wichtigste Punkt für diese Tiere. Denn gerade diese Tiere
vertrauen nur dem der sich wirklich um sie bemüht und ihnen das Gefühl vermittelt, hier bist
Du und hier bleibst Du.
Bei Aggressionstieren ist es meist nicht viel anders, auch hier müssen Halter und Behandler
zu einem eingespielten Team werden und der Behandler muß erst eine Beziehung zu dem
Tier aufbauen bevor er die ersten kleinen Schritte mit dem Besitzer auf dieses Chinchilla zu
gehen kann.
Bei Aggressionen gegenüber Artgenossen ist es leider noch ein wenig schwieriger denn
entgegen vielfacher Meinung richten sich auch diese Aggressionen nicht unbedingt gegen
jedes andere Chinchilla oder gegen dieses oder jenes Geschlecht. Je weniger über die
Babyzeit und Jugendzeit dieser Tiere bekannt ist desto schwieriger ist es hier einen
Ansatzpunkt zu finden, aber es ist möglich!
Wir haben schon so manches aggressive Chinchilla mit einem anderen Chinchilla
vergesellschaftet und diese Partnerschaften funktionieren (so weit die Tiere noch leben und
nicht durch Alter oder Krankheit verstorben sind) noch heute.
Der schlimmste Fall sind die Aggressionen welche sich gegen sich selbst richten. Hier ist die
Ursachenforschung enorm problematisch und es dauert oft sehr lange bis da wirklich der
Punkt zur Wende gefunden werden kann. Aber auch hier ist es möglich und oft verblüffend
einfach wenn man denn endlich weiß warum sich die Aggression gegen sich selbst richtet.
Klar dass es auch bei diesem gesamten Thema immer wieder zu dem einen oder anderen Fall
kommt der nicht lösbar ist oder wo die Behandlung durch ihre Dauer einfach für den
Besitzer zu teuer wird, zu aufwendig ist oder wo wirklich ein normaler Weg nicht gefunden
werden kann. Die Regel ist dies jedoch nicht und dies ist auch wieder eine Chance einem
Tier ein für es selbst lebenswerteres Leben zu ermöglichen.
Sie haben Fragen zu diesem Themenbereich? Kein Problem, per AIM, E-Mail oder Telefon
helfe ich gern so weit es möglich ist eine Behandlung kann so natürlich nicht erfolgen, dazu
müßten Sie nach Absprache schon den Weg zu mir wagen.
© Anke Suchy