Vontobel-Gruppe Marktkommentar / 5. Juli 2011 Starker Euro – noch stärkerer Franken: Was ist zu tun? Das griechische Parlament hat mit seiner Zustimmung zum rigorosen Sparplan einen weiteren Meilenstein bei der Bewältigung der „griechischen Tragödie" gesetzt. Aber es stehen weitere Hürden an und der Spuk ist noch nicht endgültig vorbei. Im Juli werden nun ein zweites Kreditprogramm in der Größenordnung von 100 Milliarden Euro sowie die Zwölf-Milliarden-Euro-Tranche aus dem letztjährigen Stützungsprogramm fällig. Damit sind die Liquiditätsbedürfnisse vorerst gestillt. Im September wird die „Troika" bestehend aus der EU, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds erneut über die Auszahlung einer nächsten Tranche entscheiden. Halten die Griechen ihren Sparkurs durch, ist davon auszugehen, dass die nötige Liquidität bis auf weiteres gesichert sein dürfte. Wir halten deshalb an unserem Euro-Hauptszenario des „Muddling through" oder „Durchwurstelns" weiterhin fest. Bemerkenswert ist, dass sich die aktuellen Spannungen in der Eurozone praktisch kaum auf den Eurokurs ausgewirkt haben. Lässt man den Schweizer Franken einmal außer Betracht, so wertete der Euro in diesem Jahr gegenüber praktisch allen anderen Währungen auf. Dazu gehören harte Devisen wie der Yen, die dänische und norwegische Krone, aber auch der australische und kanadische Dollar sowie Pfund und US-Dollar. Wir haben es somit nicht mit einer Euro-Schwäche, sondern eindeutig mit einer Franken-Stärke zu tun. Deshalb ist es legitim, wenn sich die Schweiz Gedanken macht, wie sie dieses Problem angehen will. Auf fiskalischer Seite ist der Vorschlag der Regierung von Steuersenkungen für Unternehmen eine geeignete Möglichkeit, die Kosten der harten Währung nicht nur einseitig den Exportfirmen aufzubürden. Was die Geldpolitik betrifft, so ist der Spielraum der Schweizerischen Nationalbank SNB deutlich kleiner geworden. Es gäbe zwar die Möglichkeit, weiterhin eine expansive Geldpolitik zu betreiben. Aber anstatt Euro gegen frische Franken zu kaufen, könnte die SNB vermehrt wertbeständigere Aktiva wie zum Beispiel Gold, Immobilien oder Aktien erwerben. Damit würde die Geldmenge erhöht und die Frankenaufwertung gedämpft, doch der potentielle Verlust auf der Aktivseite der SNB wäre aller Voraussicht nach kleiner. Dies geht natürlich nur solange, als keine Inflationsgefahren drohen. Ist dies eines Tages der Fall, ist das Ende der geldpolitischen Möglichkeiten gekommen. Negativzinsen, wie sie kurz Ende der 1970er Jahre eingeführt wurden, kommen angesichts des ohnehin schon überbordenden Hypothekenwachstums nicht in Frage. Es bleiben Kapitalverkehrskontrollen, wie sie einige Schwellenländer mit dem Segen des IWF eingeführt haben. Dies stünde aber einem liberalen Land wie der Schweiz schlecht an. Bank Vontobel Europe AG Niederlassung Frankfurt am Main Kaiserstraße 6 60311 Frankfurt am Main Telefon +49 (0)69 297 208 0 Telefax +49 (0)69 297 208 33 Seite 2/2 Es sollten alle Möglichkeiten geprüft werden, um die unbestreitbaren Vorteile einer eigenen Währung zu bewahren ohne dabei nur die Exporteure zu belasten. Das Gleiche gilt allerdings auch im umgekehrten Fall, sollte der Franken wieder einmal unterbewertet sein. Dies war letztmals zwischen 2004 und 2007 der Fall. Und damals machte sich kaum jemand für die Schweizer Importeure stark. Dr. Thomas Steinemann, Chefstratege der Vontobel-Gruppe Vontobel-Gruppe Die Vontobel-Gruppe ist eine international ausgerichtete Schweizer Privatbank, deren Grundstein 1924 in Zürich gelegt wurde. Vontobel ist auf die Vermögensverwaltung für Privatkunden und institutionelle Anleger sowie das Investment Banking spezialisiert. Der Gruppe waren per Ende Dezember 2010 Vermögen in Höhe von CHF 119 Mrd. anvertraut. Weltweit erbringen über 1'400 Mitarbeitende erstklassige und massgeschneiderte Dienstleistungen für international ausgerichtete Kunden. Die Namenaktien der Vontobel Holding AG sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Die Familien Vontobel und die gemeinnützige Vontobel-Stiftung besitzen die Aktien- und Stimmenmehrheit. www.vontobel.com Kontakte Media Relations Deutschland: Media Relations Schweiz: Caroline Schaminet Reto Giudicetti +49 (0)30 24 37 60 52 +41 (0)58 283 61 63 Wichtige rechtliche Hinweise Dieses Dokument dient nur zu Informationszwecken und ist weder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, noch zur Abgabe eines Kauf- oder Zeichnungsangebots. Dieses Dokument wurde durch Vontobel Asset Management erstellt und ist nicht das Ergebnis einer Finanzanalyse. Die "Richtlinien zur Sicherstellung der Unabhängigkeit der Finanzanalyse" der Schweizerischen Bankiervereinigung finden auf dieses Dokument keine Anwendung. 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