Was die Welt über die Siebenten-Tags- Adventisten wissen sollte

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Was die Welt über
die Siebenten-TagsAdventisten wissen sollte
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s gibt Situationen, in denen du innehalten
und überlegen musst, wie andere deinen
Glauben sehen. Im Scheinwerferlicht eines
Fernsehstudios zu sitzen und mit einem Journalisten zu sprechen, der sich vielleicht noch
nie mit einem Siebenten-Tags-Adventisten unterhalten
hat, ist eine solche Situation. Wie kannst du dann in wenigen Sätzen die Tiefe und Breite deines Glaubens zusammenfassen, seine große Bedeutung, die er für dich
persönlich hat, den Reichtum seiner Geschichte, die
Kraft seiner Botschaft und die Verheißung, die er für den
Einzelnen und für die Gesellschaft bereit hält?
sion und darf niemals aufgegeben werden. Sie ist das
Herzstück unserer Identität und unsere geistliche Heimat. Aber wir müssen auch darüber sprechen, welchen Einfluss unser geistliches Fundament auf unser
tägliches Leben hat. Wir müssen über die Werte reden,
die wir aus jenen Wahrheiten, an die wir glauben,
ableiten, und müssen erklären, wie sie sich praktisch
auswirken – in unserem Leben, in unserer Nachbarschaft und in den Städten, in denen Adventisten leben.
Vor diesem Hintergrund möchte ich fünf Punkte
nennen, die wir in Kontakten mit der Öffentlichkeit
stärker hervorheben sollten.
WER SIND SIE?
1. UNSER GLAUBE IST NICHT AN
EINE BESTIMMTE KULTUR GEBUNDEN
In den letzten zehn Jahren habe ich oft mit öffentlichen Medien zu tun gehabt – in verschiedenen Ländern und unter ganz unterschiedlichen Umständen.
Und immer wieder wird mir die gleiche Frage gestellt,
egal, ob ich mit einem Journalisten in New York rede
oder im Malawi-Fernsehen auf dem so genannten „heißen Stuhl“ sitze. Sie wird mit solcher Eindringlichkeit an
mich gerichtet, dass ich manchmal überrascht bin: „Wer
sind die Siebenten-Tags-Adventisten wirklich?“
Wenn ich meinem Gesprächspartner dann sage,
dass es Adventisten fast in jedem Land der Erde gibt,
und dass wir eine schnell wachsende christliche
Gemeinschaft von etwa 25 Millionen Gläubigen sind
(Kinder eingeschlossen), fragt er verwundert: „Warum
wissen wir dann so wenig über sie? Wo haben sie sich
versteckt? Bitte sagen Sie uns, wer die Adventisten
eigentlich sind.“ Sie sind fasziniert von unserem
schnellen Wachstum in einer Zeit, in der viele andere
christlichen Kirchen immer mehr Mitglieder verlieren.
Was antworten wir ihnen? Wie stellen wir uns der
Welt in den Medien am besten vor? Natürlich dürfen
wir unsere wichtigste Aufgabe – die biblischen Wahrheiten zu lehren und zu predigen – nicht vernachlässigen. Die Verkündigung des Evangeliums ist unsere Mis-
Kürzlich fragte der Moderator in einem Fernsehinterview: „Was kann ein 2000 Jahre altes Buch den
heutigen Menschen noch zu sagen haben? Damals
hatte man doch ganz andere Werte!“
Als Siebenten-Tags-Adventist möchte ich die
Öffentlichkeit wissen lassen, dass die Werte, von
denen die Bibel spricht, nicht nur in einer bestimmten
kulturellen oder geschichtlichen Epoche Bedeutung
hatten. Sie sind vielmehr unabhängig von Zeit und
Kultur und gelten für alle Menschen, ganz gleich, wo
sie leben und wie sie geprägt sind. Wir müssen klar
machen, welche Bedeutung die Werte, für die wir einstehen, für unser heutiges Leben haben: Mitgefühl,
selbstloser Dienst, Freiheit, Toleranz, Achtung voreinander und die Bereitschaft, lieber zu geben als zu
nehmen. Das sind bleibende, biblische Werte, die in
unserer heutigen Zeit große Bedeutung haben.
© edp
Generalkonferenz-Präsident Jan Paulsen über unseren Ruf
Dr. Jan Paulsen bei
einem Radio-Interview
im Medienzentrum der
STIMME DER HOFFNUNG
im April 2005 in
Darmstadt.
2. UNSER GLAUBE IST LEBENDIG
Unsere Werte sind nicht nur zeitlos, sondern auch
mit Leben erfüllt. Unser Glaube ist keine Theorie, sondern hat eine praktische Bedeutung. Er fristet sein
9/2008
ADVENTECHO
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Für audiovisuelles
Material im Internet,
darunter ein Fernseh-Interview vom
Bloomberg Television
Network mit Pastor
Jan Paulsen, siehe
www.advent-verlag.de
(ADVENTECHO 2008/9).
Dasein nicht in Archiven oder Lehrbüchern und muss
nicht von Akademikern und Theologen erklärt werden. Vielmehr findet er seinen überzeugendsten Ausdruck im Alltag der Männer und Frauen, deren Leben
durch Christus umgewandelt wurde.
Wir müssen der Öffentlichkeit zeigen, wie die
Wahrheiten, an die wir glauben, unser Leben beeinflussen. Wir müssen ihnen zum Beispiel sagen, dass
wir uns für Religionsfreiheit einsetzen; denn wir sind
Freiheitskämpfer im besten Sinne des Wortes, und
arbeiten nicht nur für die Menschen, die ebenso denken wie wir, sondern für alle, ganz gleich, zu welchem
Glauben sie sich bekennen.
Lasst uns auch über unser Engagement für einen
abstinenten Lebensstil reden, über unseren Kampf
gegen Tabak, Alkohol, Drogen und Missbrauch aller
Art, der unsere Gesellschaft zerstört und unendliches
Leid über Familie und Kommunen bringt.
Wir müssen erklären, warum wir uns um Fragen
der Gesundheit kümmern, um Entwicklungshilfe und
um die Bekämpfung von Erkrankungen wie AIDS.
Denn so wie Christus in die Welt kam und den Menschen seiner Zeit Heilung und Hoffnung brachte, so
fühlen auch wir uns verantwortlich für jeden Menschen, der leidet oder dem Unrecht geschieht.
Die Welt soll wissen, dass wir über die Heilige
Schrift nicht nur reden, sondern ihre Grundsätze auch
praktisch anwenden. Deshalb bemühen wir uns auch
um eine positive und konstruktive Zusammenarbeit
mit den Kommunen.
3. UNSER GLAUBE BEREITET
MENSCHEN FÜR DIE EWIGKEIT VOR
Dr. Jan Paulsen
ist der Präsident der weltweiten Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.
Dieser Beitrag, der in
Adventist World 5/2008
erschienen ist, stellt eine
Kurzfassung seiner Festansprache vom 31. Mai 2008
zum 100-jährigen Jubiläum
der Adventgemeinde
Tübingen dar. Jan Paulsen
studierte u. a. an der Universität Tübingen und
wurde dort zum Doktor
der Theologie promoviert.
ADVENTECHO
9/2008
Journalisten sind erstaunt über das umfangreiche
Bildungssystem unserer Freikirche. Das kann kaum
verwundern, denn wir unterhalten weltweit über
7000 Schulen mit fast 1,5 Millionen Schülern und Studenten. Aber wir dürfen uns nicht damit begnügen,
Zahlen zu nennen, sondern müssen erklären, warum
wir so viel in die Bildung investieren.
Ohne in die „Sprache Kanaans“ zu verfallen, sollten
wir mit einfachen Worten erklären: Unser Engagement
für das Bildungswesen beruht auf dem Glauben, dass
die Ewigkeit schon jetzt beginnt. Deshalb wollen wir
jetzt Menschen auf die unendlichen Möglichkeiten der
Ewigkeit vorbereiten. Wir leben und planen für eine
nie endende Zukunft und darum liegt uns die geistliche, geistige und körperliche Entwicklung der Menschen am Herzen.
4. WIR SIND FRIEDENSSTIFTER
Während der Schrecken des Völkermordes in Ruanda 1994 haben die Kirchen – einschließlich der Siebenten-Tags-Adventisten – versagt. Die etablierten
christlichen Gemeinden haben fast nichts unternommen, um jene katastrophalen Ereignisse zu verhindern.
Wir dürfen nie vergessen: Wenn wir die Aufforderung
Christi, Friedensstifter zu sein, erfüllen wollen, kann
Schweigen ein ebenso großes Versagen bedeuten wie
provozierende Worte. Wer angesichts des Bösen
schweigt, macht sich mitschuldig an dem Unrecht, das
geschieht. Hass kann Schweigen zu einer Waffe machen.
Siebenten-Tags-Adventisten sollten dafür bekannt
sein, dass sie sich mit allen Kräften für Hoffnung und
Frieden einsetzen. Unsere Worte und Taten müssen
deutlich machen, dass wir allem entgegentreten, was
Hass erzeugt und Gewalt fördert.
Als einzelne Christen mögen wir zwar nur begrenzte Möglichkeiten haben, die großen gesellschaftlichen
Probleme zu lösen. Aber wir können überall unsere
Stimme für den Frieden erheben. Unser Verhalten in
den Gemeinden und Kommunen kann deutlich machen, dass Christus alle persönlichen, politischen oder
ethnischen Konflikte zu lösen vermag.
Je mehr die multikulturelle Prägung der Industrienationen zunimmt, desto deutlicher müssen wir als
Siebenten-Tags-Adventisten dafür bekannt werden,
dass wir Menschen anderer Kulturen respektieren und
akzeptieren.
5. WIR SIND REDLICHE MENSCHEN
In einer Zeit, in der Korruption die Schlagzeilen
bestimmt, haben Siebenten-Tags-Adventisten auch
etwas über Moral, Ethik und Redlichkeit zu sagen.
Unsere Spiritualität zeigt sich nicht nur im Gottesdienst. Wir vertreten keine Theologie, die lehrt: Was du
im täglichen Leben tust, spielt keine Rolle. Es ist uns
bewusst, dass unser Verhalten unseren Glauben
immer entweder bestätigt oder verleugnet.
Ich wünsche mir, dass die Siebenten-Tags-Adventisten dafür bekannt werden, dass sie ehrliche Leute sind,
die Moral nicht nur predigen, sondern auch praktizieren; Menschen mit höchsten ethischen Standards, die
ihre Stimme erheben gegen die Gier und die Selbstbedienungsmentalität in unserer Gesellschaft. In manchen Teilen der Welt stehen wir bereits in dem Ruf,
redliche Menschen zu. Der Präsident eines afrikanischen Staates sagte mir kürzlich: „Adventisten können
uns Vieles über Integrität und ethisches Verhalten lehren.“ So muss es sein. Auf diesem Gebiet können wir
als Kirche und als Einzelne einen großen Beitrag leisten.
In meinen Gesprächen mit den Vertretern der
Medien erlebe ich, dass sie aufgeschlossen sind und
ein echtes Interesse daran haben, mehr über das zu
erfahren, was uns wichtig ist, und wofür wir uns einsetzen. Und immer wieder höre ich sie leise sagen:
„Erstaunlich!“ – als hätten sie nicht erwartet, dass
unser Glaube so stark in das tägliche Leben eingreift.
„Wer sind Sie wirklich?“ Lasst uns die Frage unerschrocken und klar beantworten. Ich bete, dass die
Welt deutlich Jesus Christus in uns erkennt, dem wir
dienen. ■