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Laienmission
Die große Herausforderung
Angesichts Millionen Flüchtlinge, die gegenwärtig nach Europa strömen, spricht
nicht nur so mancher Politiker von einer „Völkerwanderung“. Dieser Begriff erweckt
bei vielen Europäern ein ungutes Gefühl. Denn damit eng verbunden war der Untergang des Weströmischen Imperiums in der Spätantike. Eine große Zivilisation ging
dabei zugrunde und das „finstere Mittelalter“ nahm seinen Anfang. Aber aus dem
Chaos erwuchs auch eine Macht, die stärker wurde als alle Reiche Europas. Der römische Pontifex und seine von ihm geformte römisch-katholische Kirche.
Zwar sind die historischen Abläufe nicht dieselben – damals zogen die germanischen Völker
kämpferisch von Norden nach Süden, während
heute unbewaffnete Flüchtlinge von Süden
nach Norden ziehen – doch einige Elemente
entbehren nicht einer gewissen Ähnlichkeit.
Zwei Beispiele: Waren es 375 n. Chr. die Hunnen, welche die Goten zur Flucht veranlassten,
so sind es heute die seit Jahren andauernden
Kriege im Nahen Osten und in Afrika, welche
Millionen Menschen veranlassen, den beschwerlichen Weg nach Europa anzutreten.
Auch die Kaiser von Byzanz und Rom versuchten anfangs sich gegen die „Barbaren“ abzuschotten und als das nicht gelang, versuchte
man sie politisch zu integrieren. Heute haben
die Europäischen Staaten, allen voran
Deutschland, diese alte Strategie übernommen.
Erschienen einst die Germanen den damaligen
Regierenden als eine gute Ergänzung für ihre
eigenen schwachen Armeen, so versucht man
heute die jungen Flüchtlinge als Arbeitskräfte
zu integrieren, um den eigenen Lebensstandard zu sichern. Ob dieses Kalkül aufgeht, wird
von vielen Bürgern in Europa bezweifelt.
Integration?
Unsere Regierung konzentriert sich auf die
Befriedigung der humanitären Grundbedürfnisse der Flüchtlinge sowie auf eine anschließende Eingliederung in unsere Gesellschaft. Das
ist ihre Aufgabe und der versucht sie auch, so
gut es bei dem gegenwärtigen Andrang geht,
gerecht zu werden. Was, bei der Menge der
Asylsuchenden, gewiss nicht einfach ist. Denn
die Flüchtlinge bringen ja nicht nur sich selbst
mit - so wie leere Gefäße, die man nur zu füllen
braucht - sondern auch ihre Kultur, ihre Lebensart und ihre eigene Religion. Im offiziellen
Sprachgebrauch der Politik spricht man von
„kulturgeprägten Wertvorstellungen“. Und die
sind oftmals mit den in Europa gewachsenen
nicht kompatibel. Und dass diese Männer und
Frauen ihre bisherigen Werte und Weltanschauungen an den Grenzen Europas einfach
zurücklassen, zieht wohl niemand ernsthaft in
Betracht.
Der Islam bringt große gesellschaftliche Probleme mit sich. Denn, so wie der demokratische
Liberalismus mit seinen Gesetzen das allgemeine Leben in Deutschland regelt, so bestimmt der Islam mit seinen Verhaltensnormen
den Alltag der Muslime und nicht nur die Gebete in den Moscheen. Die dabei bisher aufgetretenen Gegensätze lassen erahnen, dass die
daraus entstandenen Probleme noch zunehmen werden. Auch die bisherigen Erfahrungen
auf diesem Gebiet lassen so manchen Politiker
daran zweifeln, ob bei der großen Mehrheit der
moslemischen Flüchtlinge eine echte Integration überhaupt möglich sei. Denn das würde ja
konkret bedeuten, dass diese Leute ihre bisherige Denkart in einigen Bereichen total neu ausrichten müssen.
Wesentliche Pfeiler unserer gesellschaftlichen
Grundordnung sind nun mal Rede- und Pressefreiheit sowie Religionsfreiheit und die gesellschaftliche Gleichstellung von Mann und Frau,
um nur einiges zu konkretisieren. Ein Krieg mit
Waffengewalt oder anderer gewaltsamer Mittel
(Bombenanschläge, Mordandrohung usw.), zur
Verteidigung der eigenen Religion, ist für einen
heutigen christlich geprägten Europäer völlig
ausgeschlossen. Die Zeit der Kreuzzüge ist
Geschichte und endgültig vorbei. Für die Mehrheit echter Muslime ist der bewaffnete Dschiad
(der heilige Krieg) jedoch durchaus vertretbar.
Das gilt auch, wenn die Ehre ihres Religionsgründers durch Veröffentlichungen in der Presse beschädigt wird.
Hinzu kommt, dass die überwiegende Anzahl
der ankommenden Flüchtlinge junge Männer
sind, die z. T. große Strapazen auf sich genommen hatten, um in das „gelobte Land“ zu
gelangen. Was, wenn sich das für die große
Masse zu einer großen Enttäuschung wird?
Wenn ihre Geduld nicht so groß ist, wie die
ihrer Eltern? Die bereits stattgefundenen Gewaltausbrüche in den Auffanglagern lassen
erahnen, wie schnell es mit dem friedlichen
Miteinander vorbei sei kann.
Mission?
Doch in welcher Aufgabenstellung und Verantwortung sehen sich die christlichen Kirchen in
Deutschland? Ist es ihre vorrangige Pflicht, den
Regierungen bei der Bewältigung ihrer Probleme Hilfestellung zu leisten? Oder besteht die
Hauptaufgabe der Gemeinde Jesu in einem
anderen Bereich? Es ist schon sehr befremdlich, wenn die Kirchenleitung der Siebenten
Tags Adventisten in Deutschland, in ihrer offiziellen Stellungnahme zum Thema Flüchtlinge
und Asylsuchende betont, „Die Freikirche stellt
sich der gesellschaftlichen Herausforderung
und bringt sich aktiv in die bestehenden Strukturen der Länder und Kommunen ein“, aber
kein Wort darüber verliert, was den Missionsauftrag der Gemeinde Christi gegenüber den
Flüchtlingen betrifft.
Statt dafür zu sorgen, dass die Adventgemeinden vor Ort so schnell wie möglich Flyer, Traktate und Bibeln in Arabisch erhalten, rufen die
Vorsteher der STA in Deutschland die Gemeindeglieder lediglich dazu auf, vor Ort in den
Kommunen humanitäre Hilfe zu leisten. Die
Flüchtlinge bei Bedarf zu unterstützen, dürfte
wohl für die meisten Adventisten eine Selbstverständlich sein. Unsere eigentliche Hauptverantwortung besteht jedoch primär und konkret in der Erfüllung des Missionsauftrages Jesu und nicht in einem zusätzlichen Sozialdienst
an denen, die nie eine Bibel gelesen, noch Jesus Christus wirklich kennen.
Andere Freikirchen und private Missionswerke
in Deutschland werden ihrer missionarischen
Verantwortung als Christen bei weitem besser
gerecht. Sie stellen für die Flüchtlinge eine kostenlose Bibel in ihrer Sprache zur Verfügung
(www.msoe.org).
Selbst der „Evangelische Ausländerdienst“
(Dortmund) bietet das Neue Testament auf
Arabisch und Deutsch zum Preis von 5,40 € an.
Beide Sprachen befinden sich in zwei Spalten
nebeneinander. So ist es mit dieser Ausgabe
für einen Moslem auch möglich, die deutsche
Sprache zu erlernen.
Gott lenkt die Völker
In den letzten zehn Jahren haben wir die zunehmende Unterdrückung und Verfolgung von
Christen, durch fanatische Moslems, in großer
Geduld und mit vielen Gebeten hinnehmen
müssen. In vielen Ländern des Nahen Osten,
die nach dem 2. Weltkrieg entstanden, wurde
die Verkündigung des Evangeliums unter Muslimen streng verboten. Endlich hat Gott die vielen Gebete von Christen erhört und lässt Millionen von Moslems nach Europa kommen. Was
für eine Herausforderung und Chance für alle,
die das Evangelium denen gegenüber bezeugen wollen, die bisher keine Möglichkeit hatten,
Christus, und seine Liebe zu allen Menschen,
ohne Repressalien durch den Staat, kennen zu
lernen. Welch eine wunderbare Fügung unseres Gottes!
Hier, in Europa, haben diese Menschen nicht
nur die große Chance Christus kennen zu lernen. Sie können auch auf echte Jünger Jesu
treffen, die nach seinen Lehren leben. Die nicht
nur von ihm reden, sondern auch seinen Willen
tun. Die soziale Hilfe an den Einzelnen sollte
daher immer auch ein guter Ansatz sein, um
mit muslimischen Flüchtlingen ins Gespräch
über den christlichen Glauben zu kommen.
Können wir es vor Christus, unserem Herrn,
verantworten, diese großartige Möglichkeit,
Muslime mit Christus bekannt zu machen, ungenutzt vorüber gehen zu lassen? Angesichts
Gottes wunderbarem Handeln in dieser Welt
darf man mit Paulus dankbar jubeln:
„O, welch eine Tiefe des Reichtums, beides,
der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!
Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte
und unerforschlich seine Wege! Denn wer
hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist
sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat ihm
etwas zuvor gegeben, dass ihm werde wiedervergolten? Denn von ihm und durch ihn
und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in
Ewigkeit! Amen!“ (Röm. 11.33-36)
Aber wir sollten auch erkennen, dass unsere
Gemeindestrukturen, die oftmals dem Zeitgeist
geschuldet sind, der Mission unter Muslimen
nicht gerade förderlich sind. Wenn wir, wie die
Politiker, von Muslimen verlangen, dass sie
unsere kulturellen Werte übernehmen sollen,
um Jünger Christi zu sein, sind wir auf der gleichen Linie wie diejenigen, welche die Heiden
beschneiden lassen wollten. Sollten wir nicht
viel mehr alles tun, damit auch diejenigen für
Christus gewonnen werden, die es kulturbedingt ablehnen, mit fremden Frauen am gleichen Tisch zu essen oder neben ihnen im Gottesdienst zu sitzen? Oder sind uns unsere eigenen kulturellen Formen des Gottesdienstes
wichtiger, als das Evangelium von Jesus Christus?
Samaria oder Jerusalem?
Der Heidenmissionar Paulus war in seinen
Bemühungen, Nichtjuden für Christus zu gewinnen sehr flexibel, wenn es um allgemeine,
kulturbedingte Formen der Menschen ging.
Dass das auch zu Problemen führen kann, hat
er in seiner „Heimatgemeinde“ Antiochien (Gal.
2.11-16) erfahren. Werden wir in unseren Tagen hier in Deutschland den Worten des Apostel Paulus in abgewandelter Form gerecht, „den
Moslems ein Moslem zu sein, damit einige von
ihnen für Christus gewonnen werden“?
Es wirkt in diesem Sinn nicht gerade zielführend, Muslime aus dem Orient, die sich für den
christlichen Glauben interessieren, in einen
Gottesdienst einzuladen, der von Frauen und
Männern geleitet wird. Die von vielen Adventisten übernommene Gleichheitsideologie der
femininen Emanzipationsbewegung wird nun
mal nicht von allen Völkern als gut angesehen.
Andererseits dürfte eine Revision der gegenwärtigen Gottesdienste, um Moslems in unseren Gemeinden heimisch werden zu lassen,
kaum eine Mehrheit finden.
Insofern wäre es weise, für Menschen aus dem
orientalischen Kulturkreis, eigene Gruppen und
Gottesdienste zu organisieren. Schließlich haben wir auf diesem Gebiet bereits positive Erfahrungen, z. B. Ghanaer Gemeinden, gemacht. Als Europäer haben wir unsere eigene
Kultur des Gottesdienstes und das ist auch gut
so. Wir sitzen während des Gottesdienstes auf
Stühlen oder Bänken, stehen zum Singen auf
und falten in der Regel beim Beten die Hände.
Das entspricht unserer Vorstellung von Ehrfurcht vor Gott.
Muslime hingegen sind es gewohnt auf Teppichen zu sitzen, ziehen vor dem Betreten der
Moschee die Schuhe aus und beten auf Kien in
gebückter Haltung. Sie haben getrennte Gebetsräume für Männer und Frauen. Wenn sie
diese äußerlichen Formen des Gottesdienstes
als Adventisten beibehalten wollen, wären sie
dann von Christus getrennt? Oder würde der
heilige Geist genauso in ihnen sein, wie bei
denen, welche Gott nach europäischer Sitte
ehren? Unsere eigene kulturelle Freiheit sollten
wir auch Menschen aus anderen Kulturkreisen
zugestehen.
Nach Jesu Worten ist es nicht entscheidend wo
wir beten, sondern in welcher Gesinnung wir
Gott anbeten. Ob in Samaria oder im Tempel
zu Jerusalem, das ist bei Gott völlig unwichtig.
Er schaut bekanntlich in das Herz eines jeden
Menschen und sieht nicht die Person an. Im
Geist der Demut und der Ehrfurcht will Gott,
ohne fromme Heuchelei, angebetet werden. Er
will, dass wir Menschen uns nicht vor ihm verstellen, sondern ehrlich und wahrhaftig im Gebet sind. Darum geht es im Kern und nicht um
die äußerliche, kulturgeprägte Form.
Die Herausforderung
Die Menge der Flüchtlinge ist für das deutsche
Sozialsystem eine riesige Herausforderung.
Das Gleiche gilt auch für die evangelistische
Herausforderung der Jünger Jesu in unserem
Lande. Der Staat stellt Milliardenbeträge zur
Verfügung, um seiner Aufgabe gerecht zu werden. Und Mittel stellen wir bereit, damit diese
Menschen auch mit geistlicher Nahrung versorgt werden können?
Als Adventisten haben wir einige sehr gute Anknüpfungspunkte, um mit Moslems ins Gespräch über unseren Glauben zu kommen, die
der Herr dafür vorbereitet hat. Das fängt schon
beim Essen und Trinken an. Moslems trinken in
der Regel keinen Alkohol und essen kein
Schweinefleisch. Da die meisten von ihnen
diese Lebensart von Christen nicht erwarten,
dürfte dies gerade bei moslemischen Flüchtlingen positive Reaktionen auslösen. Wenn dann
auch noch praktische Hilfe bei der Überwindung von anfänglichen Schwierigkeiten geleistet wird, öffnen sich sehr oft Ohr und Herz für
die Botschaft von Jesus Christus.
Natürlich wird das Wort Gottes nicht nur auf
guten Boden fallen und reichlich Frucht bringen. Die große Mehrheit der Muslime wird wohl
die Botschaft Jesu ablehnen. Aber, sollte uns
das entmutigen? Wenn Gott, in seiner großen
Güte und Geduld, den Menschen auf dieser
Welt immer noch Gnadenzeit schenkt, sollten
wir sie nicht nutzen um sie zu Christus zu führen? Es ist sicherlich nicht leicht und kostet
Zeit, Geld und auch persönlichen Einsatz, aber
es lohnt sich an der großen Freude im Himmel
teilzuhaben, über jeden Sünder, der Buße tut.
Packen wir es mit Gottes Beistand an!
K. Weber