Was die Persönlichkeit prägt - Pressekatalog

gehirn&geist
gehirn-und-geist.de
Partner • beruf • Familie
was die Persönlichkeit prägt
werkzeuggebrauch
Wie das Gehirn den
Hammer schwingt (S. 64)
Literatur
Was Märchen so
reizvoll macht (S. 18)
PsychotheraPie
Seelische Leiden
von Migranten (S. 56)
geist und gene
Welche Rolle spielt
unser Erbgut? (S. 70)
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D 57525
gehirn&geist
Das Magazin
für Psychologie und Hirnforschung
Nr. 7-8/2012
€ 7,90 / 15,40 sFr.
BIOLOGIE
Spektrum-Spezial Grüne Reihe 3/2012
SPE Z I A L
ALZHEIMER
· M E D I Z I N · KU LTU R
€ 8,90 (D) · € 9,70 (A) · € 10,– (L) · sFr. 17,40
24524
Alzheimer
4 192452 408902
02
SPEZIAL BIOLOGIE · MEDIZIN · KULTUR 3/12
SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT SPEZIAL BIOLOGIE · MEDIZIN · KULTUR 2/ 12: Die größten Rätsel der Philosophie
Sonderhefte aus dem Lesershop
www.spektrum.de
Unsere Gesellschaft wird immer älter – und damit rücken neben den demografischen Auswirkungen
auch häufiger die gesundheitlichen Folgen dieses Prozesses in den Blickpunkt des öffentlichen
Interesses. Eine Krankheit, die dabei ganz besonders im Vordergrund steht, ist die Alzheimerdemenz,
bei der die Erkrankten einen Großteil ihres Erinnerungsvermögens verlieren. Das Spektrum-Spezial
»Alzheimer« fasst den momentanen Wissensstand zu dieser heimtückischen Krankheit zusammen
und geht der Frage nach, ob und welche Mittel es zur Prophylaxe gibt. Aus dem Inhalt:
> Fortschritte bei der Früherkennung von Alzheimer
> Entwicklung von Medikamenten
> Risikofaktoren der Alzheimerforschung
> Lassen sich verlorene Erinnerungen zurückholen?
Das Spezial Biologie-Medizin-Kultur 3/2012 »Alzheimer« erscheint am 20. 07. 2012 und kostet € 8,90.
Sie können das Heft schon jetzt vorbestellen: www.gehirn-und-geist.de/alz
Gehirn&Geist-Dossier 2/2012
DIE WELT DER SINNE
Manchmal können unsere Sinne schon lästig werden – oder, wie bei akuter Lärmbelästigung, sogar
unsere geistige Fähigkeit einschränken. Doch alles, was wir wissen, verdanken wir ihren faszinierenden Leistungen: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten erschaffen unser Bild der Welt. Wie
aber verarbeiten wir die Fülle der auf uns einströmenden Reize? Und auf welche Weise kooperieren die
verschiedenen Sinne miteinander?
Das G&G-Dossier versammelt die wichtigsten G&G-Artikel zu den Rätseln der Wahrnehmung.
Aus dem Inhalt:
> Auge hört mit: Wie unser Hirn die Reize aller Sinnesorgane zu einem sinnvollen Ganzen verschmilzt
> Sinfonie in Rot: Wieso manche Synästhetikern Klänge als bunte Muster erscheinen und andere
Berührungen »schmecken«
Das neue Dossier »Die Welt der Sinne« kostet € 8,90.
Alle Hefte der Reihe können auch unter www.gehirn-und-geist.de/dossierabo bezogen werden.
Gehirn&Geist-Basiswissen 5
DIE VERMESSUNG DER SEELE
Psychologie und Hirnforschung sind Wissenschaften mit kurzer Geschichte, aber langer Vergangenheit. In diesem Sonderheit, dem fünften Teil unserer Serie Basiswissen, präsentieren wir die besten
G&G-Beiträge über Pionierleistungen aus fünf Jahrhunderten: Begleiten Sie Künstler, Gelehrte und
Forscher bei ihren Erkundungen des menschlichen Geistes. Themen der Ausgabe sind unter anderem:
> Innenansichten des Seelenorgans
> »Das Gehirn ist ein Irrweg«
> Einblicke in die Dynamik des Denkens
> Hirnforschung und Psychologie – eine schwierige Beziehung
Das neue Basiswissen »Die Vermessung der Seele« kostet € 8,90.
Alle Hefte der Reihe können auch unter www.gehirn-und-geist.de/basiswissen bezogen werden.
Weitere Sonderhefte rund um die Themen Psychologie und Neurologie finden Sie unter
WISSENSCHAF T AUS ERSTER HAND
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Tel.: 06221 9126-743
gehirn-und-geist.de/themen
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Slevogtstraße 3–5 | 69126 Heidelberg
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editorial
Carsten Könneker
Chefredakteur
[email protected]
Wie Wir Werden, Was Wir sind
»Das passt doch überhaupt nicht zu dir«, stutzte mein Klassenkamerad von
einst. »Rennradfahren, so stundenlang allein mit dir selbst?« Jetzt war ich wiederum verblüfft. Warum er sich so über meine schon langjährige Leidenschaft wundere, wollte ich wissen. Die Antwort ging mir noch einige Tage nach. Ich sei doch
eher ein geselliger, offener Typ. Mit Freunden kicken, wie damals, das würde viel
besser zu mir passen – aber radeln?
Beinahe 20 Jahre hatten wir uns nicht getroffen. Und kein Zweifel: Was mein
Gegenüber sagte, traf zu. Niemals wäre mir zu Schulzeiten in den Sinn gekommen, mich einsam auf den Landstraßen auszutoben. Heute bin ich davon überzeugt, genau dieser Sport passt zu mir. Woher die Veränderung?
Eine mögliche Erklärung kam mir bei der Lektüre unseres Titelthemas. Darin
fragen wir, wie sich die Persönlichkeit eines Menschen im Lauf des Lebens wandelt. Lange herrschte unter Psychologen die Ansicht, dass Veränderungen im
Temperament aus uns selbst heraus erwachsen – vielleicht weil bestimmte Gene
in jungen Jahren, andere hingegen in späteren Lebensphasen aktiver sind. Die aktuelle Forschung widerspricht jedoch einer solchen »intrinsischen Reifung« auf
biologischer Basis. Vielmehr entscheiden unsere Erfahrungen in Familie, Beruf
und Partnerschaft ein gutes Stück darüber mit, wie sich der Charakter entwickelt.
Das berichtet die Psychologin Jule Specht von der Universität Leipzig ab S. 36. In
einer großen eigenen Studie stellte sie unter anderem fest, dass die meisten Menschen in den Jahren zwischen 20 und 40 gewissenhafter werden – ein Effekt, der
sich im Rentenalter wieder umkehrt. Ein weiterer Befund: Extravertierte tun sich
leichter, einen Partner zu finden; doch sind sie erst einmal unter der Haube,
nimmt diese Persönlichkeitseigenschaft tendenziell ab.
Specht macht zudem deutlich, dass sich ein stabiles Charaktermerkmal wie
Extraversion je nach Alter und Lebensumständen unterschiedlich äußern kann.
Und hier meine ich, etwas über mich selbst gelernt zu haben: Weil ich ein eher
offener, kommunikativer Mensch bin, habe ich einen entsprechenden Beruf gewählt. Als Journalist treffe ich viele Menschen, bin ständig in Gesprächen und im
E-Mail-Austausch. Mit der Folge, dass es am Ende des Tages aber meist auch
reicht mit der Gruppendynamik. Jetzt noch Fußball spielen und hinterher gemeinsam etwas trinken? Dann doch lieber aufs Rad steigen und sich den Wind
um die Nase wehen lassen …
Vielleicht lernen Sie auch etwas über sich selbst durch unser Titelthema!
Herzlich Ihr
Autoren in diesem Heft
Jan Kizilhan kam als Kind aus
der türkei nach deutschland.
Heute erforscht der Professor
für transkulturelle Psychiatrie
und Psychotherapie an der
universität freiburg, was
Psychologen bei der Behand­
lung von Patienten aus
anderen Kulturkreisen
beachten sollten (s. 56).
Cristina Massen ist Privat­
dozentin am Leibniz­institut
für Arbeitsforschung in
dortmund. Ab s. 64 erklärt
sie, warum es uns leichter
fällt, mit einer Harke zu
kehren als mit einem ruder­
boot zu wenden.
die Psychiater Carsten
Spitzer (oben) und Hans
Jörgen Grabe erklären
ab s. 50, warum seelische
Kindheitstraumata im
erwachsenenalter oft
körperliche Beschwerden
wie diabetes und Herz­Kreis­
lauf­erkrankungen nach
sich ziehen.
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3
inhalt
literatUr
Umgang mit Behinderten
8 Geistesblitze
erbfaktorfürdieHirnentwicklunG
Kopien eines Gens förderten die
Evolution unseres Denkorgans.
Howdoyoutu?
Bilinguale übersetzen beim Lesen
unbewusst in die Muttersprache.
MoraliscHeVollMacHt
Der Anblick von Bioprodukten macht
egoistisch.
Geizist…uncool!
Können wir einen Preis selbst bestimmen, kaufen wir oft lieber – nichts.
tieriscHeleseratte
Paviane können Wörter erkennen.
insGesicHtGescHrieben
Wie Vertrauen erweckend Menschen
sind, lesen wir aus ihrer Mimik.
träGetrotzdopaMinscHub
Antriebsschwache haben zu viel Dopamin – am falschen Ort im Gehirn.
VierauGenseHenMeHr?
Zweierteams tappen leichter in
Denkfallen als ein Einzelner.
GenetiscHerkollateralscHaden
Kindheitstraumata stutzen die
Schutzkappen der Chromosomen.
32
geiSt Und gene
70
18
KindheitStraUmata 50
psychoLogIE
TITELThEma
hinter den Schlagzeilen
36dasflexibleicH
14 GeballteerHolunG?
Die wesentlichen Persönlichkeitszüge des
Menschen sind wandlungsfähiger, als
Forscher lange Zeit für möglich hielten.
Doch wie prägen die eigene Berufswahl
oder andere grundlegende Lebensentscheidungen unsere Art zu denken und
zu fühlen?
Urlaube erscheinen nötig, um den Arbeitstrott hinter sich zu lassen und die Batterien wieder aufzuladen. Doch wie erholt
man sich am besten?
Spezial: literatUr Und pSyche
18 wundersaMewelt
Von den antiken Mythen bis zur modernen
Sciencefiction: Fantastische Geschichten
begleiten den Menschen seit jeher. Berliner
Forscher erkunden nun, was sie im Gehirn
bewirken.
24lesenMacHt…eMpatHiscH
Wer gern in einem guten Buch schmökert,
lernt daraus offenbar fürs Leben: Laut
Studien fallen Romanleser oft durch eine
erhöhte Sozialkompetenz auf.
interview
46»unsereerfaHrunGensind
entscHeidend«
Der Charakter eines Menschen kann sich
durch eine längere Partnerschaft oder die
Geburt eines Kindes merklich verändern.
Die Psychologen Jaap Denissen und Roos
Hutteman erklären, wie es dazu kommt
und welche Lebensumbrüche die Persönlichkeit am stärksten prägen.
30diesaatdeszweifels
Unser Denkstil beeinflusst, welche Haltung
wir in Glaubensfragen einnehmen.
32 eMpatHiestattMitleid
Wie begegnet man Behinderten auf
Augenhöhe? Der französische Kinoerfolg
»Ziemlich beste Freunde« macht es vor.
4
G&G 7-8_2012
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TITELThEma
Flexible
persönlichkeit
36 Wie Lebensentscheidungen den
Charakter prägen
46 Interview zum
Einfluss von
Partnern und
Elternschaft
mEdIzIn
hIrnforschung
rubrIkEn
50wenndiekindHeitkrankMacHt
64duGeHörstzuMir
Körperliche Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme können die Folgen einer
schweren Kindheit sein. Denn laut den
Medizinern Hans Jörgen Grabe und
Carsten Spitzer erhöhen Missbrauch und
Vernachlässigung die Gefahr, dass das
Stresssystem des Organismus aus dem Lot
gerät.
Unser Gehirn nimmt Werkzeuge wie
verlängerte Gliedmaßen wahr, so dass
wir sicher mit ihnen hantieren können.
Bei komplizierten Geräten scheint das
allerdings nicht mehr zu funktionieren,
wie Wissenschaftler am Leibniz-Institut
für Arbeitsforschung in Dortmund
herausfanden.
56scHMerzHaftekonflikte
Serie »die groSSen g&g-themen« teil 6
Menschen mit Migrationshintergrund
sind in der neuen Heimat häufig besonderen Belastungen ausgesetzt. Da sich
seelisches Leiden bei ihnen zudem meist
anders äußerst als bei Einheimischen,
stehen Psychotherapeuten bei ihrer
Behandlung vor großen Herausforderungen.
Erbgut oder Umwelt – was prägt die Psyche
des Menschen mehr? Die Psychogenetik
versucht, diese Frage zu beantworten. Im
sechsten Teil unserer G&G-Jubiläumsserie
stellen wir die wichtigsten Ergebnisse
dieses spannenden Forschungsgebiets vor.
3 Editorial
6 Leserbriefe
78 Bücher und mehr, u. a. mit
Christophe André (Hg.): Die Geheimnisse der Therapeuten / Bas Kast: Ich
weiß nicht, was ich wollen soll / Martin
Lindstrom: Brandwashed / Manfred
Cierpka (Hg.): Frühe Kindheit 0–3 Jahre
82 Kopfnuss
83 Impressum
86 Auf Sendung
87 Termine
70Gene,GeistundGeHirn
89 Hirschhausens Hirnschmalz
Was denkt Ihr Handy?
90 Vorschau
Titelmotiv: Daniela Leitner
Das sind unsere Coverthemen
gehirn&geiSt – das Magazin für Psychologie
und Hirnforschung aus dem Verlag Spektrum
der Wissenschaft
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5
leserbriefe
mit frdl. Gen. von JürGen GeorG
Ansteckende
AlzheimerkrAnkheit?
Konrad Beyreuther, einer der führenden
Demenzspezialisten, stellte im G&G-Interview die neuesten Erkenntnisse der Alzheimerforschung vor (»›Alzheimer wird uns
immer begleiten‹«, Heft 5/2012, S. 66).
Florian Keil, Berlin: Im Interview sagte
Konrad Beyreuther: »Es ist schon beun­
ruhigend, dass die Pflege von Alzheimer­
patienten das eigene Risiko um das
Sechsfache erhöht.« Als angehender Er­
gotherapeut ist mir das Herz in die Hose
gerutscht, als ich etwas von »anstecken­
dem Alzheimer« las. Beyreuther bezieht
sich wohl auf eine US­Studie, bei der sich
herausstellte, dass der häuslich pflegende
Lebensgefährte ein sechsfach erhöhtes
Risiko für Alzheimerdemenz hatte. Dies
scheint aber nicht auf einer Übertragung
mysteriöser Alzheimererreger zu beru­
hen, sondern auf gemeinsam durchlit­
tenen Infektionskrankheiten und einem
erhöhten Cortisolspiegel der oftmals
überforderten allein pflegenden Partner.
Belege für eine direkte Ansteckungsge­
fahr gibt es also keine.
Antwort unseres Interviewpartners
Konrad Beyreuther: Dass Ehepartner
von Menschen mit Demenz selbst
ein erhöhtes Demenzrisiko haben, be­
legte die Cache­County­Studie (J. Am. Ge­
riatr. Soc. 58, S. 895 – 900, 2010). Gründe
dafür dürften sein: Depression, Über­
forderung, Angst und soziale Isolation
(J. Am. Geriatr. Soc. 59, S. 900 – 908, 2011).
Für Pflegepersonal gibt es keine entspre­
chenden Untersuchungen.
Ob eine »Ansteckungsgefahr« über­
haupt im Bereich des Möglichen liegen
könnte, werden bald entsprechende Ex­
perimente mit Mausmodellen für die Ab­
Amyloidpathologie der Alzheimerkrank­
heit zeigen. Auf Tagungen berichteten
Forscher bereits, dass sich diese Störung
mit Bluttransfusion bei Mäusen induzie­
ren lässt, die erhöhte Mengen des Amy­
loidpeptids Ab produzieren. Ob das im
Tiermodell auch mit Speichel, Urin oder
anderen Körperausscheidungen möglich
ist, wurde noch nicht untersucht.
Ich halte es aber für sehr unwahr­
scheinlich, dass Menschen unter 50 Jah­
Der »AlzheimerAktivist« richArD tAylor
vor etwa zehn Jahren wurde bei dem amerikanischen Psychologen richard taylor Demenz
diagnostiziert. seitdem setzt er sich für die rechte der Patienten ein.
ren sich überhaupt mit der Amyloid­
pathologie »anstecken« können. Dazu
müssten erhöhte Mengen des Amyloid­
peptids Ab – wie bei den veränderten
Mäusen – bereits im Gehirn vorhanden
sein. Auf Grund publizierter Daten dürf­
te das in diesem Alter für die Normalbe­
völkerung kaum der Fall sein. Auch wenn
die von Ihnen angesprochene »Anste­
ckungsgefahr« noch so gering sein mag,
ist es beruhigend zu wissen, dass Mitar­
beiter in Pflegeheimen – aus Gründen der
Hygiene – Handschuhe beim Waschen
und Ankleiden von Alzheimerpatienten
tragen.
leben mit demenz
Der amerikanische Psychologe Richard
Taylor ist selbst an Demenz erkrankt. Seine
Lebenserfahrungen schilderte er im G&GInterview (»›Opa, da ist wieder dein Alzheimer!‹«, Heft 5/2012, S. 76).
Sabine Jansen, Berlin: Ich finde es sehr
schön, dass Sie in Ihrem »Spezial Alzhei­
mer« einen Betroffenen zu Wort kom­
men lassen. Richard Taylor habe ich als
Geschäftsführerin der Deutschen Alzhei­
mer Gesellschaft e. V. schon verschiedent­
lich auf Kongressen getroffen, und ich
schätze sein Engagement sehr. Allerdings
kann ich eine Bemerkung im Interview
mit ihm nicht unwidersprochen stehen
lassen: »Auch die Alzheimergesellschaf­
ten sagen: ›Geh und mach dein Testa­
ment! Bereite dich aufs Sterben vor!‹«
Der erste Satz ist sicher insofern richtig,
als die Alzheimergesellschaften dazu ra­
ten, rechtliche Dinge zu klären, solange
man noch in der Lage ist, eigene Verfü­
gungen zu treffen. Die Alzheimergesell­
schaften setzen sich jedoch weltweit für
ein gutes Leben mit Demenz ein! Das
Motto des diesjährigen Welt­Alzheimer­
tags lautet beispielsweise: »Demenz: zu­
sammen leben«. In Deutschland lassen
wir seit 2006 auf unseren Kongressen
und Tagungen Betroffene sprechen, um
deutlich zu machen, dass ein lebens­
wertes Leben auch mit dieser Krankheit
möglich ist. Wir setzen uns dafür ein,
dass die Öffentlichkeit mehr über De­
menzen erfährt und es normaler wird,
auch mit diesem Leiden weiter an sozia­
len Aktivitäten teilzunehmen.
mythos freier Wille
Mit sieben Mythen der Hirnforschung
räumte der Psychologe und Philosoph
Stephan Schleim auf (»Die 7 größten
Neuromythen«, Heft 4/2012, S. 38).
Michael H. Greve, Au/Zürich (Schweiz):
Den Artikel von Stephan Schleim habe
ich mit großem Interesse gelesen, deckt
er doch darin anhand von klaren Beispie­
len, wie etwa im Fall des »Hirnjogging«,
einiges an pseudowissenschaftlichem
6
G&G 7-8 _2012
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Unfug auf. In einem Punkt irrt er jedoch
nach meiner Meinung. In seinem »Neu­
romythos 6« (»Neuroforscher haben be­
wiesen, dass der freie Wille eine Illusion
ist«) schreibt er: »Gemäß neuerer philo­
sophischer Entwicklungen im 20. Jahr­
hundert folgen wieder mehr Fachleute
einer so genannten kompatibilistischen
Sicht: Nicht ob wir determiniert sind
oder nicht, sondern was uns determi­
niert, ist essenziell.«
Seit der Formulierung der Unbe­
stimmtheitsrelation durch Werner Hei­
senberg in den 1920er und 1930er Jahren
gibt es in der Tat wachsende Zweifel an
der absoluten Determiniertheit der Welt.
So wie der Determinismus als Argument
an Bedeutung verliert, wird aber die Kau­
salität als Ursache von Handlungen
durch neue Erkenntnisse in der Genetik
und der Psychologie des sozialen Zusam­
menspiels hingegen noch erhärtet. Alle
unsere Handlungen werden durch Verer­
bung, Umwelteinflüsse und Erfahrungen
geprägt, die unsere Ziele, Meinungen, ja
selbst unser Weltbild bestimmen. Die
Frage ist: Kann der Mensch bei gegebe­
nen Kenntnissen und Erfahrungen an­
ders entscheiden, als er dies ohnehin tut?
Subjektiv meinen wir, eine Wahl zu ha­
ben – doch ist das nicht nur Illusion? Wir
möchten, dass unser freier Wille eine
Wahl ohne Regeln ist, die nicht durch ir­
gendwelche Gesetzmäßigkeiten einge­
engt wird. Wenn wir aber unsere Regeln
aufgeben, wodurch sollen wir sie dann
ersetzen? Vielleicht durch den Zufall von
Quantenfluktuationen?
Warum ist es für uns wichtig, einen
freien Willen zu haben? Wenn wir durch
Briefe an die Redaktion
… sind willkommen! Schreiben Sie bitte
mit Ihrer vollständigen Adresse an:
Gehirn&Geist
Petra Mers
Postfach 10 48 40, 69038 Heidelberg
E-Mail: [email protected]
Fax: 06221 9126-779
Weitere Leserbriefe finden Sie unter:
www.gehirn-und-geist.de/leserbriefe
unsere Gefühle und Ansichten zu Ent­
scheidungen getrieben werden, ent­
spricht das nicht genau unserem
Wunsch? Nehmen wir an, wir wüssten
sehr genau über unsere Werte und An­
sichten Bescheid. Dann wäre es doch in
unserem eigenen Interesse, wenn unsere
Entscheidungen stets durch unsere Be­
dürfnisse bestimmt wären. Müssen wir
das nicht sogar hoffen, weil unsere Ent­
scheidungen sonst bloße Akte der Will­
kür wären? Die Kausalität unseres Den­
kens ist also ebenso schwer anzuzweifeln,
wie sie zu beweisen ist. Die Tatsache
bleibt: Wir legen uns so fest, wie wir ent­
scheiden.
Weibliche täter
Inwieweit sich pädophile Neigungen per
Magnetresonanztomografie nachweisen
lassen, untersucht der Kieler Psychologe
Jorge Ponseti (»Täterprofile im Hirnscan«,
Heft 5/2012, S. 14).
Michael Kühnapfel, Fellbach: Im Kasten
»Warum gibt es Pädophilie?« heißt es, die
Störung komme bei Frauen äußerst sel­
ten vor. Einen Anteil weiblicher Pädophi­
ler von 12 bis 20 Prozent, wie er in der
Literatur genannt wird, würde ich nicht
gerade als »äußerst selten« beschreiben –
zumal die Dunkelziffer, bedingt durch
solche Vorurteile, relativ hoch sein dürf­
te. So wichtig die Untersuchungen sind –
nicht zuletzt auch wegen der differen­
zierten Betrachtungen von Pädophilie
und Kindesmissbrauch –, so wünschens­
wert wäre es auch, diese auf Frauen aus­
zudehnen. Das sollte nicht durch die zur
Zeit herrschenden politisch­sozialen Vor­
gaben (Männer als Täter, Frauen als Op­
fer) beschränkt werden. Leider ist Kindes­
missbrauch nach wie vor ein Bereich, der
politisch­ideologisch instrumentalisiert
wird, was letztlich den Opfern schadet
und das Verständnis von Pädophilie er­
schwert.
der unmorAlische ekel
Die Philosophin Manuela Lenzen möchte
den Ekel aus ethischen Diskussionen
verbannt sehen (»Von wegen ›gefühlte
Moral!‹«, Heft 5/2012, S. 50).
Anna Hilger, Düsseldorf: Beim letzten
Absatz des Kommentars von Manuela
Lenzen gerate ich ins Nachdenken: »Eine
Emotion liefert keine tiefere Weisheit
und auch keinen Leitfaden für unser
Handeln.« Dass Emotionen keine tieferen
Weisheiten liefern, unterschreibe ich.
Aber was ist mit der Liebe oder Nächsten­
liebe als Leitfaden für unser soziales Mit­
einander?
Werner Gauß, Freiburg: Ekel ist kein Ge­
fühl, schon gar kein Grundgefühl, ent­
steht aber meist aus vermeintlich Ge­
fühltem. Vermeintlich deshalb, weil die­
ses Gefühlte ein Produkt aus Moral,
zivilisatorischer Erscheinungsform und
Soziologie ist. Mit Fühlen im ursprüng­
lichen Sinn hat Ekel so viel zu tun wie ein
Fisch mit Fahrradfahren. Ekel ist weder
der Natur noch der Evolution gemäß,
sondern eine rein menschliche Eigen­
schaft. Alle Tiere – und auch der Mensch
gehört zum Tierreich – schützen sich ge­
gen Krankheiten; Tiere kennen jedoch
weder Hass noch Ekel.
Zuletzt erschienen:
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oder telefonisch:
06221 9126-743
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