Brugg-Windisch 30 Nordwestschweiz | Freitag, 3. Januar 2014 Was die Bevölkerung von den Winzern gelernt hat Schinznach Landstatthalter Urs Hofmann hat in der grössten Weinbaugemeinde im Kanton Aargau auf die Fusion angestossen VON CLAUDIA MEIER Welcher Wein wird serviert, wenn Oberflachs und Schinznach-Dorf zur grössten Weinbaugemeinde im Kanton, die sich Schinznach nennt, fusionieren? Am Eröffnungsakt in der frisch renovierten Mehrzweckhalle im Ortsteil Schinznach-Dorf am Neujahrsabend lag die Antwort auf dem Tisch. «Wir bieten zur Feier des Tages aus beiden Ortsteilen Weine an», sagte Vizeammann Peter Zimmermann und strahlte. Den eigentlichen Startschuss zur neugeborenen Gemeinde gab aber Ammann Urs Leuthard: «Jetzt gehören wir zusammen und gehen die Zukunft gemeinsam an.» Obwohl die Referendumsfrist noch nicht abgelaufen ist, wurde das neue Wappen offiziell eingeweiht. FDP-Grossrätin Martina Sigg aus Schinznach-Dorf und Remo Neuhaus, als Vertreter der Jungen, aus Oberflachs überbrachten Landstatthalter Urs Hofmann und Gemeindeammann Urs Leuthard die fabrikneuen Fahnen zum Aufhängen. Während die Musikgesellschaft den Fahnenmarsch spielte, begrüssten die Fähnriche der beiden Ortsteile mit ihren Vereinsfahnen den gelben Weinstock auf blauem Grund. «Die zwei Trauben, welche die beiden Ortsteile symbolisieren, wachsen an einem gemeinsamen Rebstock», erklärte Landstatthalter Urs Hofmann «Vielleicht blicken einige Nachbargemeinden in ein paar Jahren neidisch auf Schinznach.» Urs Hofmann, Landstatthalter anschliessend in seiner Grussbotschaft des Regierungsrats. «Wenn sich die Gemeinde Schinznach so gut entwickelt wie Ihr Wein, dann wird die Rebe im Wappen bald noch weitere Früchte tragen», so Hofmann, der die Schinznacher für ihre Weinqualität lobte. Die Winzer aus Oberflachs und Schinznach-Dorf hätten immer wieder bewiesen, dass sich Tradition und Innovation nicht ausschliessen. Mit dem Entscheid, das Gemeinwesen auf eine breitere Basis zu stel- Eröffnungsakt der neuen Fusionsgemeine Schinznach: Gemeindeammann Urs Leuthard und Grossrätin Martina Sigg (links) sowie Landstatthalter Urs Hofmann und Remo Neuhaus aus Oberflachs (rechts) beobachten, wie die neue Fahnen von den Ortsvereinen begrüsst werden. CLAUDIA MEIER len und so den planerischen sowie den finanziellen Spielraum zu vergrössern, machten sich auch die Schinznacher fit, den Einwohnern sowie den ansässigen Unternehmen noch mehr Qualität zu bieten, betonte Hofmann. «Vielleicht blicken einige Nachbargemeinden in ein paar Jahren neidisch auf Schinznach.» Grossprojekt scheiterte Ulrich Salm, Gemeindeammann von Veltheim, überbrachte im Namen der Nachbargemeinden Auenstein, Holderbank, Schinznach-Bad, Thalheim, Veltheim, Villnachern und Zeihen eine Grussbotschaft für die – neben den beiden Fusionsgemeinden Bremgarten und Endingen – jüngste Gemeinde im Kanton. Salm bat zuerst um Verständnis sowie Rücksicht und erinnerte an das gescheiterte Grossprojekt Heirat im Schenkenbergertal. «2009 war die Zeit noch nicht reif dafür», so Salm. Man müsse sich – wie im Privatleben – fragen, ob es wirklich so viele Partner, wie das mal angedacht war, brauche. Salm kam aber nicht primär zum Wundenlecken nach Schinznach, sondern betonte, dass sich die Nachbargemeinden auf ein Leben im Konkubinat mit der neuen Fusionsgemeinde Schinznach freuten. Im Schenkenbergertal stehen in nächster Zeit zwei grössere gemeinsame Projekte an: Sanierung und Ausbau der Badi Schinznach sowie die Jugendarbeit. Weitere würden bestimmt folgen, sagte Salm. Linde von Nachbargemeinden Die Nachbargemeinden schenkten der 2300-Seelen-Gemeinde Schinznach eine Stadt- respektive Winterlinde. Weil sie diese aus logistischen Gründen nicht mitbringen konnten, übergab Salm einen symbolischen und fruchtbaren Nachbarschaftsbaum, an dem die Wappen der beteiligten Gemeinden und Glückwün- Musikalischer Zauber zum Jubiläumsauftakt Stimme trug sie einen glitzernden Hosenanzug, war ihr Hit «Viver senza Tei». Mit diesem Stück nahm Marie Louise Werth 1989 am Eurovision Song Contest in Lausanne teil. Auch die Sängerin selbst feierte ein Jubiläum, wenn auch ein wenig verspätet. Sie war im Jahr 2013 seit 30 Jahren auf der Bühne unterwegs gewesen. Remigen Die Gemeinde feiert dieses Jahr ihr 950-jähriges Bestehen. Am 1. Januar sind die Remiger mit einem Konzert von Marie Louise Werth, eine ehemalige Teilnehmerin des Concours Eurovision de la Chanson, in ihr Jubiläumsjahr gestartet. VON SAMUEL FREY Um 17 Uhr war die Turnhalle gut gefüllt und die Frau Gemeindeammann Cordula Soland übernahm die Begrüssung des Publikums. Da in Remigen Neujahrsreden keine Tradition besitzen, gab die Rednerin das Wort nach einigen Minuten wieder ab. Soland wies während ihrer kurzen Begrüssung darauf hin, dass nur die Neujahrsvorsätze sich wirklich lohnen, die auch als richtiges Ziel verfolgt werden können. Vizeammann Hanspeter Süss übernahm danach das Mikrofon. Er war der Hauptmotor hinter der Einladung der Sängerin Marie Louise Werth. Hanspeter Süss, der das jährliche Adventskonzert organisiert, spielte schon länger mit dem Gedanken, Marie Louise Werth einzuladen. Nun hat es im Rahmen des Jubiläumsjahres geklappt. Vor dem Auftritt des Stars des Abends präsentierte Neujahrskonzert mit Marie Louise Werth und Band. sich das OK für das Jubiläumsjahr dem gespannten Publikum: Das OK besteht aus dem Gesamtgemeinderat sowie dem Förster und Vorsteher des Bauamts Oliver Frey. Die Glänzende und ihre Band Anschliessend gaben die Redner die Bühne für die Sängerin und ihre Band frei. Marie Louise Werth begann ihren Auftritt mit einem kur- SAMUEL FREY zen Schwatz mit dem Publikum. Dabei gratulierte die gebürtige Bündnerin der Gemeinde zum Jubiläum. Sie wies auch auf die Gemeinsamkeiten zwischen ihrem Heimatkanton Graubünden und der Gemeinde Remigen hin: Beide haben einen Steinbock auf ihrem Wappen, beide bauen Wein an und beide mögen Bündnerfleisch. Das erste Lied der glänzenden Sängerin, neben der hervorragenden Zwei Stunden «Pur’Amur» Das Konzert dauerte knapp zwei Stunden. Marie Louise Werth spielte eigene Lieder wie «Every time at Christmas» und auch einige Coverversionen wie etwa «Wind of Change» von den Scorpions. Das Publikum war begeistert. Die Remiger klatschten und summten häufig mit und forderten eine Zugabe nach der anderen. Kurz nach 19 Uhr war das Konzert vorbei und Hanspeter Süss richtete noch einmal einige Worte an die Anwesenden. Der nächste Anlass, der Waldarbeitstag, im Jubiläumsjahr findet am 22. März statt. Die Anwesenden liessen den Abend bei einem Apéro und vielen guten Wünschen fürs neue Jahr ausklingen. Fotos vom Jubiläumsauftakt auf www.aargauerzeitung.ch sche hingen. «Die Linde der Nachbargemeinden verstehe ich als etwas Nachhaltiges», sagte der Schinznacher Gemeindeammann Leuthard. Sie soll wachsen, gepflegt und geehrt werden. «Wir werden für den Baum einen geeigneten Platz suchen, der als Begegnungspunkt dienen soll, und von dem man Sicht auf Oberflachs und Schinznach-Dorf hat», versprach Leuthard der Schinznacher Bevölkerung. Weitere Fotos vom Eröffnungsakt auf www.aargauerzeitung.ch Apéro mit jüngster Gemeinderätin im Kanton Bözen Erst elfeinhalb Stunden war der neue Gemeindeammann Robert Schmid im Amt, als er seine erste Ansprache hielt. Zum Neujahrsapéro, der in Bözen nur alle zwei Jahre stattfindet, hatten sich bereits morgens um 11 Uhr zahlreiche Einwohner aus allen Generationen im Gemeindesaal versammelt. Zum Anstossen gab es gleich mehrere Gründe: Offiziell verabschiedet wurden die scheidenden Gemeinderatsmitglieder Tamara Keller, Manfred Köpfli und Gemeindeammann Annemarie Baumann. «Auch in einem kleinen Dorf ist vieles im Fluss», sagte Baumann in ihrer Abschiedsrede. «So richtig wahrnehmen kann man es aber nur, wenn man als Behördenmitglied mittendrin ist.» Ammann Baumann übergab ihrem Nachfolger Robert Schmid das Zepter in Form der alten Weibelglocke, die sie beim Aufräumen des Archivs im Hinblick auf die neue Verwaltung 3plus ausgegraben hatte. Werklehrer Schmid freut sich auf die neue Herausforderung und betonte, dass man den Egoismus nicht über das Gemeinwohl stellen dürfe. Ebenfalls vertreten in der neuen Exekutive ist die jüngste Gemeinderätin im Kanton: Barbara Vock feiert in den nächsten Tagen ihren 24. Geburtstag. (CM)
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