Was man nicht kaufen kann

Kinder und Jugendliche als Konsumenten
d Villen, Luxuslimousinen, teure
Selbstverwirklichung
?
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Yachten ...
Wer sich all diese Dinge leis-
Bedürfnis
nach Anerkennung
ten kann, muss viel glücklicher
Soziale Bedürfnisse
Menschen, denken die meis-
sein als normal verdienende
ten – und irren sich gewaltig:
Sicherheitsbedürfnisse
Bei einer Befragung in den USA
schätzten 100 Multimillionä-
Körperliche Bedürfnisse
re ihr Wohlbefinden nicht be-
c Bedürfnispyramide nach A. H. Maslow
merkenswert höher ein als 100
zufällig aus dem Telefonbuch
a
Was man nicht kaufen kann
Um den vollen Wert des Glücks
zu erfahren, brauchen wir jemanden, um es mit ihm zu teilen. (Mark Twain)
Sonne kann nicht ohne Schein,
Mensch nicht ohne Liebe sein.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Das Glück liegt nicht in den
Dingen, sondern in den Menschen. (Deutsches Sprichwort)
Materielle Bedürfnisse
Ob groß, ob klein: Jeder Mensch hat Wünsche. Wünsche kann man behalten und darauf hoffen, dass sie eines Tages in Erfüllung
gehen. Manche Wünsche geraten auch in
Vergessenheit. Dies ist oft ein Zeichen dafür,
dass wir uns etwas gewünscht haben, das
wir gar nicht wirklich gebraucht haben. In
diesem Fall lag dann dem Wunsch kein wirkliches Bedürfnis zugrunde. Aber welchen
Wünschen entspricht ein echtes Bedürfnis?
Zunächst einmal fallen einem Bedürfnisse
ein, die auf unser Überleben zielen: Menschen wollen keinen Hunger und Durst leiden, der Witterung entsprechend gekleidet
sein und sich keine Sorgen darüber machen
müssen, wo sie nachts eine Schlafstätte finden. Diese materiellen Bedürfnisse beziehen
sich auf Dinge, die aus einem Material bestehen, aus etwas, das sich in der Regel anfassen lässt: Nahrung, Kleidung, Wohnung ...
Nichtmaterielle Bedürfnisse
Erinnere dich an schöne Erlebnisse in deinem
Leben. Mit Sicherheit hast du diese nicht allein, sondern gemeinsam mit anderen Men-
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schen, mit Eltern, Verwandten oder Freunden, erlebt.
Natürlich gibt es auch viele glückliche Momente, ohne mit anderen Menschen zusammen zu sein: z. B. ein interessantes Hobby
ausüben oder ein Musikinstrument spielen.
Doch Dinge zu besitzen, macht noch nicht
glücklich, wenn es niemanden gibt, mit dem
man seine Erlebnisse teilen kann.
Um leben zu können und zufrieden zu sein,
brauchen wir also noch andere Dinge, die
man nicht mit Geld erwerben kann. Wir können sie nicht anfassen, deshalb werden sie
nichtmaterielle Bedürfnisse genannt. Wie
bedeutend diese sind, zeigt sich daran, dass
Menschen sogar sterben, wenn Bedürfnisse wie Liebe und Geborgenheit über längere
Zeit nicht befriedigt werden.
Die Theorie von Maslow
Der amerikanische Psychologe Abraham
Maslow hat eine Rangordnung unserer Bedürfnisse erstellt. Sein Modell, die Bedürfnispyramide, besteht wie ein echtes Bauwerk
aus Stockwerken, wobei die materiellen Bedürfnisse die unteren Etagen bilden.
b
Ein fragwürdiges,
aber lehrreiches Experiment
Im Jahr 1939 nahmen zwei Psychologen
aus einem Waisenhaus eine zufällige
Gruppe von Säuglingen und brachten sie
in ein Heim für geistig behinderte Mädchen. Jedes Mädchen erhielt jeweils ein
Kleinkind, um es zu betreuen.
Erstaunlicherweise kümmerten sich die
Mädchen sehr stark um die Babys: Sie übten z. B. mit ihnen, wie man isst und sich
wäscht und spielten mit ihnen.
Nach zwei Jahren zeigte sich ein großer Intelligenzzuwachs bei den Babys. Die Kinder aber, die im Waisenhaus geblieben
waren, zeigten eine verlangsamte Entwicklung.
Eine Nachuntersuchung 30 Jahre später
stellte fest, dass fast alle Personen, die
von den geistig behinderten Mädchen betreut worden waren, einen Beruf erlernt
hatten und selbstständig geworden waren. Die im Waisenhaus Aufgewachsenen
waren in verschiedenen Anstalten gelandet oder inzwischen verstorben.
Maslows Modell beruht auf Beobachtung
depressiver Menschen: Diese fanden ihren
Lebensmut allmählich zurück, indem sie zunächst wieder Nahrung zu sich nahmen und
sich dann ihrer weiteren Bedürfnisse bewusst wurden.
Maslows folgerte daraus, dass jeweils zuerst
die Bedürfnisse auf der unteren Stufe befriedigt sein müssen, bevor ein Mensch an höhere Bedürfnisse denken und damit die nächsthöhere Stufe erreichen kann.
Zur Standardsicherung
1 Im Text und auf Bild 1 findest du einige Beispiele für nichtmaterielle Bedürfnisse.
a) Finde heraus, welche Bedürfnisse das sind.
b) Fallen dir weitere nichtmaterielle Bedürfnisse ein?
2 Wie erklärst du das Ergebnis des Experiments 2?
3 a) Zeichne die Bedürfnispyramide in dein
Heft.
b) Ordne deine Beispiele für nichtmaterielle
Bedürfnisse der entsprechenden Ebene der
Pyramide zu.
Zur Weiterarbeit
4 Von dem indischen Schriftsteller Rabindranath Tagore stammt der Satz: „Am reichsten
sind die Menschen, die auf das meiste verzichten können.“
Stelle einen Zusammenhang zwischen dieser
Aussage und Text 4 her.
5 Die nichtmateriellen Bedürfnisse eines Menschen können oft nicht befriedigt werden.
Wer oder was könnte daran Schuld sein?
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ausgewählte Durchschnittsbürger.