Was macht, dass ich so fröhlich bin? Predigt 14.10.12 Tägerwilen Heilige sie in der Wahrheit, denn dein Wort ist die Wahrheit. Amen. Liebe Gemeinde Gott will mit uns Menschen Geschichten schreiben. Jedes von uns ist Gott so wichtig, dass er sich seine individuelle Geschichte mit ihm ausdenkt. Wie Gott mit Hanna seine Geschichte schrieb, haben sie in den letzten drei Predigten gehört. Hanna eine Frau, die von ihrem Mann, mehr als seine andere Frau geliebt wurde, ging doch irgendwie geknickt durch ihr Leben. Obwohl Elkana ihr immer zu verstehen gab wie sehr er sie liebte, fehlte ihr etwas, sie fühlte sich nicht vollwertig, weil sie keine Kinder gebären konnte. Hanna wurde auch von Pennina, der anderen Frau von Elkana, immer wieder darauf hingewiesen. Sie fühlte auch den damals starken gesellschaftlichen Druck, erst vollwertig zu sein, wenn man Kinder geboren hat. Hanna bekam aber viele Jahre kein Kind. In ihrer grossen Not vertraute sie sich Gott an. Ja, sie gab Gott, das Versprechen, dass sie, wenn sie einen Sohn bekommen würde, diesen Gott zurück geben wird. Gott erhörte das Gebet von Hanna und sie erinnerte sich an ihr Versprechen und brachte ihren Sohn Samuel nach Schilo ins Heiligtum. Gemeinsam gingen Elkana und Hanna mit ihrem Sohn nach Schilo. Bevor sie sich wieder heimkehrten, gingen sie in den Tempel. „Dort warfen sie sich nieder vor dem HERRN.“ Heisst der letzte Satz des ersten Kapitels. Dann heisst es: „Und Hanna betete und sprach: Mein Herz freut sich am HERRN, mein Horn ist erhoben durch den HERRN, mein Mund ist aufgetan gegen meine Feinde, denn ich freue mich über deine Hilfe. Niemand ist so heilig wie der HERR, denn es gibt keinen ausser dir, und kein Fels ist wie unser Gott. Führt nicht so viele hochmütige Reden, nichts Freches komme aus eurem Mund, denn der HERR ist ein Gott der alles kennt, von ihm werden die Taten geprüft. Der Bogen der Helden hat Angst, Strauchelnde aber haben sich mit Kraft umgürtet. Satte machen sich dienstbar für Brot, Hungrige aber müssen das nicht mehr tun. Die Unfruchtbare gebiert sieben, die aber viele Kinder hat, ist verwelkt. 1 Der HERR tötet und macht lebendig, er führt hinab ins Totenreich und führt wieder hinauf. Der HERR macht arm, und er macht reich. Er erniedrigt, aber er erhöht auch. Er richtet den Geringen auf aus dem Staub, hebt den Armen auf aus dem Kot, um ihn neben Edle zu setzen, und einen erhabenen Thron teilt er ihnen als Erbbesitz zu. Denn dem HERRN gehören die Pfeiler der Erde, und auf sie hat er den Erdkreis gelegt. Die Füsse seiner Getreuen behütet er, die Frevler aber kommen um in der Finsternis. Denn aus eigener Kraft ist der Mensch nicht stark. Wer mit dem HERRN streitet, wird erschrecken, über ihn lässt er im Himmel Donner erdröhnen. Der HERR richtet die Enden der Erde. Seinem König gebe er Stärke, und er erhebe das Horn seines Gesalbten.“ 1.Samuel 2,1-10 Gott verändert unsere Perspektive Ist das dieselbe Frau, die hier zu Gott betet? Was ist passiert. Da ist nichts mehr von Trauer oder Scham. Nichts mehr von Hilflosigkeit und Verzweiflung. Hier begegnet uns eine selbstbewusste, fröhliche Frau. Eine Frau, die mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Eine Frau, die weiss was sie will. Eine, die von der Freude über Gott so erfüllt ist, dass sie mit weit offenem Herzen da stehen kann. Sie ist erfüllt von dem was Gott in ihrem Leben veränderte. Auch hier schüttet sie ihr Herz wieder vor Gott aus. Es tönt aber ganz anders. Sie ist nicht mehr die schwache, benachteiligte Frau. Stark steht sie da, stark in ihrem Herrn. „Mein Herz freut sich am HERRN, mein Horn ist erhoben durch den HERRN, mein Mund ist aufgetan gegen meine Feinde, denn ich freue mich über deine Hilfe.“ Sie freut sich an ihrem Herrn, an ihrem Gott. Wenn Hanna hier sagt „Mein Horn ist erhoben durch den HERRN“. Heisst das, soviel wie, der Herr hat ihr Kraft und Stärke verliehen. Das Horn war ein Zeichen dafür. Diese Kraft lässt sie sogar ihren Mund weit aufmachen, gegenüber ihren Feinden. Jetzt hat sie etwas, dass sie ihren Feinden entgegensetzen kann. Nicht, dass sie ihre Feinde verhöhnt oder ihnen ihre Fehler vorhält, nein sie setzt ihnen die Freude über Gottes Hilfe entgegen. 2 Mir fallen da die Worte von David ein. „Im Angesicht meiner Feinde, deckst du mir den Tisch.“ Ein wunderschönes Bild, stellt es euch mal vor Augen. Da steht ein Mensch, der ihnen das Leben schwer macht vor ihnen. Da ist aber auch Gott, der vor ihnen steht und ihnen den Tisch reichlich deckt, Gott deckt den Tisch für sie vor den Augen ihres Feindes. Und sie dürfen an Gottes Tisch Platz nehmen. Sie sind vom höchsten König eingeladen und ihr Feind steht daneben. Wenn ich mir diese Szene jeweils in der Realität vorstelle, merke ich wie solche Feinde plötzlich nur noch wenig oder gar keinen Einfluss in mein Leben haben können, weil sich die Perspektive geändert hat. Weil ich meinen Blick auf meinen Gastgeber richte und nicht mehr auf den Feind. Hanna gibt allein Gott die Ehre und dies tut sie nicht zu Hause in ihrer Kammer, sie ist so stark und voller Freude, dass sie es im Tempel im Heiligtum und vielleicht vor versammelter Gemeinde tut. „Niemand ist so heilig wie der Herr, denn es gibt keinen ausser dir, und kein Fels ist wie unser Gott.“ Gott verändert feststehende Tatsachen In ihrem Lobpreis wendet sich Hanna nicht nur an Gott, sie wendet sich an die Feinde. „Führt nicht so viele hochmütige Reden, nichts Freches komme aus eurem Mund, denn der HERR ist ein Gott, der alles kennt, von ihm werden die Taten geprüft.“ Sie führt den Feinden vor Augen, was Gott in ihrem Leben gewirkt hat, sie gibt so zu sagen Zeugnis darüber, was sie erlebt hat. Gott kehrt für uns scheinbar logisch feststehende Tatsachen um. Immer wieder lesen wir in der Bibel von solchen Umkehrungen. Die Psalmbeter bezeugen es immer wieder. Bogenschützen, die als Helden gelten bekommen plötzlich Angst. Dafür werden Menschen, die in ihren Leben straucheln mit Kraft umgürtet. Satte müssen plötzlich um ihr Brot bangen, dafür brauchen sich die Hungernden nicht mehr zu sorgen. Die unfruchtbare Frau gebiert sieben und die viele Kinder hat welkt dahin. Wird da eine ferne Zukunft beschrieben? Oder haben wir nicht auch schon solche Umkehrungen erlebt? Sinnen sie doch einen Moment darüber nach wo, sie in ihrem Leben solche Umkehrungen erfahren oder davon gehört haben? Jedes von uns ist Gott so wichtig, dass er Tatschen, die feststehen und für uns scheinbar unabänderlich sind, umkehrt. Hanna hat es am eigenen Leib erlebt und davon erzählt sie. Wenn sie sagt: „Die Unfruchtbare gebiert sieben, heisst das nicht das Hanna sieben Kinder bekommen hat; die Zahl Sieben hat 3 in der Bibel, die Bedeutung von Fülle und Vollkommenheit. Gott hat also der unfruchtbaren Hanna, Fülle geschenkt, es heisst im zweiten Kapitel dann auch, dass Hanna noch drei Söhne und zwei Mädchen gebar. Wenn wir uns so vor Augen führen, was da so alles in unserem Land und in der Welt läuft, macht es uns Mut wenn wir von Hanna hören: „Er richtet den Geringen auf aus dem Staub, hebt den Armen auf aus dem Kot, um ihn neben Edle zu setzen, und einen erhabenen Thron teilt er ihnen als Erbbesitz zu.“ So wie Gott den Turm zu Babel nicht in den Himmel wachsen liess, so lässt er auch die Mächtigen dieser Welt nicht ins unermessliche wachsen. Denn weiter heisst es im Loblied von Hanna: „Denn dem HERRN gehören die Pfeiler der Erde und auf sie hat er den Erdkreis gelegt.“ Er ist der Schöpfer dieser Erde und er hält sie in der Hand und sie wird ihm nicht entgleiten, wenn es vielleicht auch so aussehen mag. Für mich ist dieser Gedanke sehr tröstlich, letztlich hat ER, Gott, ER, der Fels, der nicht wankt, seine Erde und seine Menschen in der Hand. Er hat auch seine Kirche in der Hand, wenn wir auch manchmal um sie bangen. Wir können unseres dazu beitragen, dass seine Botschaft weitergeht. Wir können erzählen wie Hanna, was Gott in unsern kleinen Leben Grosses getan hat. Damit andere gluschtig werden , diesen Gott kennen zulernen. Wir müssen es nicht wie Hanna in der Kirche oder im Tempel erzählen, wir können es einfach unsern Freunden, unsern Nachbarn und unsern Kindern erzählen. So loben wir Gott und machen seinen Namen gross. Gott verändert unsern Blick und zeigt uns andere Dimensionen Ich komme noch zu einem letzten Gedanken. Gott gibt Hanna einen Weitblick, einen Blick in die Zukunft. Sie singt in ihrem Loblied: „Seinem König gebe er Stärke, und er erhebe das Horn des Gesalbten.“ Damals gab es im Volk Israel aber noch gar keine Könige. Samuel ihr Sohn, wurde später der letzte Richter. Und das Volk schrie nach einem König, wie sie dies bei anderen Völkern sahen. Samuel salbte dann auch Saul zum ersten König und später auch David. Das konnte aber Hanna gar nicht wissen, weil es in der Zukunft war. Hanna bittet Gott darum; seinem König Stärke zu geben und dem Gesalbten das Horn zu erheben, also ihn mit Kraft auszurüsten. Hanna bittet also für den zukünftigen König, für etwas was es noch gar nicht gibt. Warum bittet Hanna so? 4 Ich denke Gott hat ihr durch den Heiligen Geist einen solchen Weitblick gegeben. Er hat ihr wie ein Fenster in den Himmel geöffnet, sie ins Vertrauen gezogen. Die Könige wurden „die Gesalbten des Herrn“ genannt, sie wurden mit Öl gesalbt. Und „Christos“ heisst griechisch Gesalbter, Jesus Christus ist der Gesalbte. So gesehen bekam Hanna einen Blick weit voraus. Der Lobgesang von Maria tönt ganz ähnlich wie der Lobgesang von Hanna, so verbindet sich immer wieder das Alte Testament mit dem Neuen. Und Gottes Geist wirkt heute genauso, wie zur Zeit von Hanna, und wie zur Zeit von Maria, manchmal legt Gott uns etwas aufs Herz und wir verstehen es nicht, wir haben einfach gehorsam zu sein und es auszuführen. Ich erzähle euch ein kleines Beispiel: Unser Jüngster Lukas, er wir nächsten Monat zwanzig, konnte bis er fast vier Jahre alt war nicht sprechen. Verständlicher Weise machten wir uns als Eltern sorgen. Es wurden auch verschiedene Abklärungen getroffen. Irgendwann in dieser Zeit hatte ich die Idee, Gott dafür danke zu sagen, dass Lukas spricht. Im nächsten Moment überlegte ich mir, wozu soll ich danke sagen, er spricht ja noch gar nicht. Der Gedanke liess mich aber nicht mehr los, so begann ich Gott zu danken für die Sprache, die Lukas hat. Ich weiss nicht mehr wie lange, dass dies so ging, jedenfalls hat Lukas dann plötzlich erste Sätze gesprochen und wir konnten nur noch staunen und uns freuen. Hanna freute sich riesig über das was Gott in ihrem Leben tat, Maria freute sich darüber, dass Gott sie als Magd, zur Mutter von Jesus auswählte und auch wir dürfen uns immer wieder über das freuen, was Gott in unsern Leben tut, weil wir ihm wichtig sind. Der deutsche Kabarettist Hanns Dieter Hüsch hat dies freude so in ein Gedicht gefasst: Was macht, dass ich so fröhlich bin? Ich bin vergnügt, erlöst, befreit. Gott nahm in seine Hände meine Zeit, mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen, mein Triumphieren und Verzagen, das Elend und die Zärtlichkeit. 5 Was macht, dass ich so fröhlich bin in meinem kleinen Reich? Ich sing und tanz her und hin vom Kindbett bis zur Leich. Was macht, dass ich so furchtlos bin an vielen dunklen Tagen? Es kommt ein Geist in meinen Sinn, will mich durchs Leben tragen. Was macht, dass ich so unbeschwert und mich kein Trübsinn hält? Weil mich mein Gott das Lachen lehrt wohl über alle Welt. Hanns Dieter Hüsch Amen. Lisbeth Leibundgut 6
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