Was ist Psychodrama? - Scena

SCENA
Psychodrama ist ein klassisches gruppenpsychotherapeutisches Verfahren. Es wurde in
den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von dem Arzt und
Psychotherapeuten J.L. Moreno in den USA entwickelt. Heute ist Psychodrama weltweit ein
einzigartiges und weit verbreitetes Instrument, das weit über den Bereich der klassischen
Psychotherapie hinaus erfolgreich eingesetzt wird (z.B. Pädagogik, Beratung, Training,
Coaching).
Das einzigartige am Psychodrama ist die Darstellung, der Ausdruck innerer Prozesse auf
der Bühne. Desintegrierte Persönlichkeitsanteile und ihre schmerzhaften Folgen für den
einzelnen Menschen und seine Umgebung werden aktualisiert und können so effektiv
bearbeitet werden.
SCENA® bietet Psychodrama sowohl als Ausbildung wie auch zur Selbsterfahrung an.
Was ist Psychodrama?
Grundsätze
Auf der Psychodrama-Bühne werden intrapsychische und interpersonelle Konflikte eines
Protagonisten vor der Gruppe und mit der Gruppe szenisch dargestellt und ausgespielt.
Gefühle, Bewertungen und Verhaltensweisen werden kritisch reflektiert. Ziel dieses
Prozesses ist die Bewusstwerdung blockierender innerer Konflikte vor dem Hintergrund der
1
SCENA
jeweils eigenen Biographie. Im Weiteren erfolgt die Aktivierung von Ressourcen und
schöpferischer Möglichkeiten des jeweiligen Protagonisten, sowie die Entwicklung neuer
Erlebens- und Verhaltensmöglichkeiten. Wir arbeiten konfliktzentriert und aufdeckend,
verkennen aber nicht, dass für massive Störungsbilder ein behutsames Vorgehen
notwendig ist. Psychodrama bedeutet auch Geduld und Respekt für die
lebensgeschichtliche Funktion, die neurotische Lösungsmuster als Selbstheilungsversuch
notwendig gemacht haben.
Die Darstellung auf der Bühne ermöglicht als ungewöhnliche Methode eine schöpferische
Begegnung mit sich selbst und Anderen. Sie führt weg vom Prinzip „Deutung” hin zum
Prinzip „Antwort” und „Erkenntnis“. Dies impliziert einen Zugang, bei dem Vergangenheit
retrospektiv, Zukunft prospektiv, vor allem aber das Leben im Hier und Jetzt schöpferisch
gestaltet und verstanden.
Psychodrama wird bei SCENA® im Zusammenhang mit dem psychotherapeutischen
Richtlinienverfahren „Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie” verstanden und
eingesetzt.
Methoden
Ein ideales Psychodrama-Setting besteht aus einem Leiter/Therapeuten, der in der Art
eines Regisseurs das „Spiel“ leitet, einem Protagonisten, sowie verschiedenen Hilfs-Ichs
(vom Protagonisten aus der Gruppe gewählte Teilnehmer), die jeweils innere Anteile oder
aber reale, jedoch nicht anwesende, Personen repräsentieren.
In einem Eingangsinterview findet der Leiter, zusammen mit dem Protagonisten, heraus,
um welche Themen es aktuell geht und welche Inneren Anteile oder Personen für ein Spiel
auf die Bühne geholt werden sollen. Dabei bedient er sich verschiedener
2
SCENA
psychotherapeutischer Techniken (z.B. klinisches Interview, Anamnese, Konkretisieren,
Spiegeln).
Die szenische Aktivierung der Anteile und Personen erfolgt dann im Rollentausch. Das
bedeutet, dass der Protagonist mit dem jeweiligen Hilfs-Ich den Platz (und die Rolle)
tauscht und aus der Sicht des Anteils oder der Person spricht und agiert. Nach einem
erneuten Rollentausch gibt das Hilfs-Ich die Botschaft wieder und der Protagonist erfährt,
was er zuvor in der Rolle seines Anteils oder der anderen Person zum Ausdruck gebracht
hat. Mit Hilfe dieser Methode werden innere und interpersonelle Konflikte deutlich. Der
Protagonist gewinnt ein vertieftes Verständnis dafür und kann neue Verhaltensweisen auf
der Bühne erproben (Ressourcenorientierung).
Oftmals kommt es vor, dass dem Protagonisten „die Worte fehlen“. In diesem Fall kann ein
Teilnehmer aus der Gruppe oder der Leitung als „Doppel“ zum Einsatz kommen. Ein
wesentliches und einzigartiges Merkmal des Psychodrama, das nicht mit Manipulation
verwechselt werden darf, denn das Doppel bringt mit Einfühlung das zum Ausdruck, was
der Protagonist nicht ausdrücken kann, weil es negativ besetzt, tabuisiert oder verdrängt
ist. Das Doppel unterstützt somit den Bewusstwerdungs- und Integrationsprozess des
Protagonisten.
Nach dem Spiel wird der Protagonist in die Gruppe reintegriert, ein ganz wesentlicher
Schritt. Die Teilnehmer benennen im so genannten Sharing kurz ihnen selbst bekannte
Aspekte des Spiels. Dies geschieht ohne Bewertung des Protagonisten. Im Weiteren
werden die Hilfs-Ichs entlastet, indem Sie Gelegenheit haben, ihre eigene Wahrnehmung
in der Rolle darzustellen (nicht bewertendes Feedback aus der Rolle).
Neben den interpersonellen und intrapsychischen Spielen kann aus dem Gruppenprozess
auch ein “soziometrisches Spiel“ entstehen. Im direkten Kontakt mit anderen
3
SCENA
Gruppenteilnehmern kann der Protagonist die Wahrnehmung seiner Person durch die
Gruppenmitglieder erforschen. Dabei könne auch Gesellschaftlich verpönte Fragen
ausgesprochen werden. Ziel dabei ist, Intersubjektivität und Resonanz herzustellen. Sehr
effektiv und elegant kann das eigene Selbstbild und die damit verbundenen
Verhaltenweisen mit der Fremdwahrnehmung anderer Personen abgeglichen und korrigiert
werden.
Wer und was ist SCENA®
Das Institut SCENA® (von griech. „Bühne“) wurde 1998 zum sicheren Erlernen
psychodramatischer Techniken auf dem Hintergrund tiefenpsychologisch fundierter
Psychotherapie in Hamburg gegründet. Anders als bei bisher üblichen Lern- und
Vermittlungsmethoden setzt SCENA® von Anfang an auf eine Integration von
Selbsterfahrung, Theorie, Supervision und Prozessanalyse.
Die leitenden Ausbilder sind Dipl.-Psych. Till Niewisch und Dipl.-Psych. Martin Moritz. Zum
Stab gehören derzeit Dipl. Soz.-Päd. Heiko Blöhse, Dipl. Soz.-Päd. Inga Albers,
Theaterpädagogin Sonja Korselt und Dr. Boris Hochfeld.
Angebote
SCENA® bietet derzeit gemischte Psychodrama-Gruppen an, in denen sowohl die
Ausbildung zum Psychodrama-Leiter/Psychodrama-Therapeut als auch Selbsterfahrung
erfolgen kann.
4
SCENA
Ausbildung
Die Ausbildung zum Psychodrama-Therapeuten bzw. Psychodrama-Leiter ist
themenspezifisch und modular aufgebaut. Die Zertifizierung erfolgt über ein Punktesystem.
Dabei können die Lehrinhalte und Fähigkeiten sowohl bei SCENA® als auch bei anderen
Ausbildungsinstituten erworben werden (z.B. Moreno-Institut, ISI).
Wir bieten die Ausbildung für Diplom-Psychologen, Mediziner und Sozialpädagogen,
Lehrer, Erzieher, Personalentwickler und professionelle Supervisoren, aber auch für
Interessierte Quereinsteiger an. In einem Vorgespräch haben Interessenten die Möglichkeit,
Fragen zur Ausbildung zu stellen und ihr persönliches Interesse zu überprüfen.
Selbsterfahrung
Nach einem Vorgespräch mit den Gruppenleitern besteht die Möglichkeit die Gruppen
auch zur Selbsterfahrung zu nutzen. Nach wie vor gilt Psychodrama als besonders
wirkungsvolles und nachhaltiges humanistisches Therapieverfahren. Die intensive
Erlebbarkeit und der ausgesprochene Praxisbezug der gruppenbasierten Methode bietet
einen kompromisslosen Rahmen für alle, die die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit
eigenverantwortlich voranbringen möchten.
Suchttherapeutenausbildung
In Zusammenarbeit mit thema bietet SCENA® berufsbegleitend eine Ausbildung zum
Suchttherapeuten an [www.suchttherapieausbildung.de].
© SCENA® - Stand Mai 2010
5