Neue Besamungsställe - Was ist zu beachten?

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Neue Besamungsställe - Was ist zu beachten?
Dr. A. Heinze, Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft Jena
Bei der Rekonstruktion bestehender Sauenanlagen rückt der
Besamungs- und Wartebereich immer mehr in den Mittelpunkt. Dies resultiert nicht allein aus den Anforderungen zur
Gruppenhaltung tragender Sauen für bereits bewirtschaftete
Bestände ab 1.1.2013, sondern auch aus neuen haltungstechnischen Lösungen und der Umsetzung aktueller fortpflanzungsphysiologischer Erkenntnisse. Dabei gilt es die Abferkelraten
weiter zu verbessern, Arbeitszeit einzusparen und aus Kostengründen den Biotechnikaeinsatz zu verringern.
Generell ist das frühere Bewirtschaftungskonzept der einphasigen Aufstallung der Sauen vom Absetzen bis zur Hochträchtigkeit schon allein durch die Anforderungen zur Gruppenhaltung ab fünfter Trächtigkeitswoche überholt. Die Haltung
kann entweder in einer auf Gruppengröße ausgerichteten spezialisierten Besamungseinheit oder mehreren kombinierten
Besamungs- und Warteställen erfolgen. Hier sollte aber abgesichert werden, dass analog den anderen Haltungsabschnitten,
die Sauengruppen in getrennten Stallabteilen aufgestallt werden. Dies führt zu besseren tiergesundheitlichen Voraussetzungen und reduziert Stress. Beispielsweise lässt sich nur so
eine für die Besamungshygiene wirksame Reinigung und Desinfektion der Buchten realisieren. Zugleich entfällt der Stress
einer Buchtenreinigung im belegten Stall. Auch ist der Lärm
in den mit mehreren Gruppen belegten großen Stalleinheiten
ein nicht zu unterschätzender Belastungsfaktor. Weiterhin ist
die Unruhe in Verbindung mit dem notwendigen Stimulierebereinsatz bei der Besamungsgruppe, die Umstallungen oder die
unterschiedlichen Fütterungsfrequenzen für zu die besamenden gegenüber den tragenden Sauen von Nachteil. Deshalb ist
generell die abteilweise Aufstallung der Besamungsgruppen
zu bevorzugen.
Spezialisierter Besamungsstall hat Vorteile
Der spezialisierte Besamungsstall in Verbindung mit einer
oder mehreren nachgeordneten Warteeinheiten bis Ende vierte
Trächtigkeitswoche bietet eine bessere Stallflächenauslastung
bei insgesamt niedrigerem Flächenbedarf je Sauenplatz, was
besonders für Rekonstruktionsmaßnahmen von entscheidender
Bedeutung sein kann. Dies ergibt sich aus den erforderlichen
Stallgangbreiten für die Eberstimulation, die in den Warteställen so nicht erforderlich sind. Zugleich muss nur eine Stalleinheit mit den kostenaufwendigeren Besamungsständen, mit
mehr Lampen und mit Heizung ausgestattet sein. Als Nachteil
ist die konsequente Einhaltung des Ausstalltermins nach Ablauf der Belegungswoche anzusehen, der rechtzeitige Brunsteintritte erfordert. Die oft angeführten Fruchtbarkeitsdefizite
infolge der Umstallungsbelastung in der Frühgravidität lassen
sich bei schonendem Umgang mit den belegten Sauen und
dem rechtzeitigen Ausstallungstermin innerhalb der ersten
zwei Tage nach der Besamung ohne Leistungseinbußen vermeiden. Nachteilig bleibt jedoch, dass der Gruppendurchlauf
über eine Besamungseinheit nur für den einwöchigen Produktionsrhythmus zutrifft, da beim Mehrwochenrhythmus nicht
vertretbare Leerstandszeiten auftreten.
Wird sich planungsseitig für eine Aufstallung in einem kombinierten Besamungs-/Wartestall entschieden, so sind in Abhängigkeit vom Produktionsrhythmus mehrere Stalleinheiten
erforderlich. Bei Wochenbewirtschaftung sind es fünf Abteile,
beim Zwei-Wochen-Rhythmus dann drei. Der Vorteil dieser
Aufstallungsvariante liegt im Wegfall der zusätzlichen Umstallung nach der Besamungswoche. Nachteile resultieren aus einem höheren Stallflächenbedarf und höheren Ausrüstungskosten, da alle Standplätze den Anforderungen eines Besamungsstandes entsprechen sollten. Die Entscheidung für eine der beiden Bewirtschaftungsvarianten wird oft nicht allein aus Sicht
der Kosten erfolgen, denn anders als bei Neubauten zwingen
bei Rekonstruktionsmaßnahmen die verfügbaren Stallhüllen
zu platzsparenden Lösungen. Generell sollte jedoch bei der
Planung der Sauenplätze für die Besamungseinheit nicht von
der günstigsten Fruchtbarkeitssituation ausgegangen werden,
sondern sicherheitshalber in der Anzahl der Besamungsplätze
etwas vorgehalten werden.
Ebergang mit Fixierung vor den Sauen
Zum Ebereinsatz bei der Rauschestimulation und Besamungsdurchführung gibt es keine gleichwertige Alternative. Deshalb
sind die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. So muss
der Stallgang für den Einsatz des Stimulierebers vor den Köp-
Bild 1: Blick in ein modernes Besamungszentrum mit zweireihiger Aufstallung kopfseitig zur Wand und breitem Ebergang vor
den Köpfen der Sauen
Bild 2: Geschlossene bzw. geöffnete Salontür als Voraussetzung für ein leichtes Hineintreten in den Besamungsstand
Bild 3: Absperrtüren auf Eberstimulationsgang mit Türfixierung, so dass sie sich nur einseitig durch Eber öffnen lässt
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fen der Sauen liegen, damit eine maximale Stimulation erzielt
wird. Dieser Gang sollte dabei mit Absperrtüren ausgestattet
sein, die sich mittels Gestänge von der Besamungsbucht öffnen lassen. Nur so lässt sich eine praktikable Fixierung des
Ebers bei der Besamung vor den unmittelbar zu besamenden
Sauen ermöglichen. Ein auf dem Stallgang umherwandernder
Stimuliereber bringt nur Unruhe und stimuliert zur falschen
Zeit. Hinsichtlich der Stimulationsdauer ist ein zweimaliger
Kurzzeitkontakt gegenüber einem Eberdauerkontakt mindestens gleichwertig, was bauseitig Stallfläche einspart. Wichtig
bei der Planung der Besamungsställe ist weiterhin der Verzicht
auf die Eberaufstallung im Besamungsbereich und als Konsequenz das Einrichten der Eberbuchten in einem separaten
Abteil mit möglichst kurzem Treibeweg. Dabei sind die rechtlichen Anforderungen zur Buchtengröße zu berücksichtigen.
In der Übersicht 1 werden die Empfehlungen zum Ebereinsatz
zusammengefasst.
Übersicht 2: Empfehlungen zur Gestaltung der Besamungsstände
- Standbreite (innere Weite): JS = 0,60 m; AS = 0,65-0,70 m
- Standlänge: ab Trog 1,85 – 1,90 m, trogseitig ab 1,40 m
Spaltenboden
- Standhöhe: 1,10 – 1,15 m
- Querrohre bis zu drei im vorderen Bereich als Überspringschutz aufgelegt
- Rückwandausgestaltung entscheidend für leichten Zutritt
in Bucht. Möglichst Einhandbedienung, um zweite Hand
frei für Besamungskatheder oder Gurt zu haben
- Kopfseitige Standklappen zur Erleichterung der Umstallung besonders bei wöchentlicher Umstallung im Besamungszentrum vorteilhaft
Übersicht 1: Empfehlungen zum Ebereinsatz
- Ohne Stimulierebereinsatz keine maximale Fruchtbarkeit
- 2 x täglicher Kurzkontakt ist besser als 100 Stundendauerkontakt
- Eberstimulation unbedingt als Nase-zu-Nase-Kontakt
- Bei Besamung erzielen zwei Eber hintereinander eine
noch bessere Stimulation
- Aufstallung der Eber außerhalb des Besamungsstalles
- Buchtengröße für Eber ab 24 Monate Alter ≥ 6 m2
- Wandseitige Stimulationsgangbreite 0,60-0,80 m, breitere
Wendeschleife am Gangende oder Quergang erforderlich.
Alternativ Gangbreite von ≥ 1,30 m zum Umkehren
- Bei mittigen Stimulationsgang Breite von ≥ 1,40 m
- Stimulationsgang stets mit Absperrtüren, um Eber bei
Besamung zu fixieren
Problem eines schlechten Kotdurchsatzes lässt sich am besten
durch eingebaute Kotabwurfklappen lösen.
Breitere und größere Sauenstände
Bei der Ausführung der Besamungsstände muss der größere
Rahmen der meisten Zuchtherkünfte berücksichtigt werden.
Weiterhin hat sich die Gestaltung der Rückfront für einen
besseren Zutritt bei Brunstkontrolle oder Besamung und die
Fußbodenausführung verändert. Zur Absicherung eines tierschutzgerechten Verhaltens sind breitere und längere Einzelstände, als noch vor einigen Jahren, erforderlich. Zugleich
müssen die Stände höher ausgeführt werden, da ansonsten die
obenliegenden Querrohre zu Verletzungen führen. Die Bemaßungen sind der Übersicht 2 zu entnehmen. Sie dienen als
Empfehlung und sind bei Erfordernis den Besonderheiten der
betriebliche Sauenherkunft anzupassen. Großes Augenmerk
ist auf die Ausführung der Buchtenrückwand zu legen. Dabei
werden herstellerseitig verschiedene Lösungsvarianten angeboten. Wichtige Gesichtspunkte bei der Auswahl sind eine
gute Zugänglichkeit für den Besamer, das Öffnen der Verriegelung mit einer Hand und eine nicht zu hohe Ausführung,
da ansonsten ein ungewolltes Herausziehen der Besamungspipette bei der Gurtbesamung verursacht wird. Weiterhin muss
in Umsetzung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung auf
die Fußbodengestaltung verwiesen werden. Bei Einzelhaltung
ist Teilspaltenboden erforderlich. Die Spaltenweite für Sauen
beträgt maximal 20 mm. Praxiserfahrungen zeigen jedoch,
dass bei 18 mm weniger Fundamentprobleme auftreten. Das
Viel Licht und gutes Klima
Letztlich lassen sich beim Stallneubau oder der Rekonstruktion bessere Voraussetzungen für fruchtbarkeitsrelevante Stallklimafaktoren zu schaffen. Hinlänglich bekannt ist die stimulierende Wirkung des Lichtes auf die Fortpflanzungsfunktion.
Für die Besamungsabteile wird eine Ausleuchtung mit 300
Lux bei Einebenenmessung in Augenhöhe für 12 – 14 Stunden empfohlen. Zwecks maximaler Lichtausnutzung muss
die Lampenleiste über den Köpfen der Sauen angebracht sein.
Eine Stallausleuchtung erfolgt jedoch auch über den Lichteinfall der Fensterflächen. Mit den Anforderungen der TierschutzNutztierhaltungsverordnung sind sie in der Regel bei Neubauten oder Umbauten mit drei Prozent der Stallgrundfläche groß
ausgelegt. Besonders bei südseitiger Fensterflächenausrichtung kann starker Sonnenlichteinfall bei den betroffenen Tiere
Fruchtbarkeitsprobleme hervorrufen. Abhilfe ist durch Jalousien oder einfache wärmereflektierende Platten möglich, die
an den entsprechenden Tagen in die Fenster gestellt werden.
Für das Wohlbefinden der Sauen ist außerdem ein optimaler Temperaturbereich von 18 – 20 ° C anzustreben. In den
Sommermonaten reicht jedoch die Lüftung allein nicht aus,
um diese Stalltemperatur abzusichern. Deshalb laufen derzeit einige Forschungsvorhaben, um effektive Verfahren zur
Kühlung des zugeführten Luftstrom zu ermitteln. Aber auch
zu kalte Besamungsställe verursachen Fruchtbarkeitsdefizite.
Besser als die aufwendige Raumheizung hat sich die Warmwasserfußbodenheizung bewährt. Damit kann speziell in den
Wintermonaten ein Auskühlen der Sau und damit das Auftreten von Entzündungen des Urogenitaltraktes vermieden werden. In den heißen Sommermonaten wäre dann mit Kaltwasser
eine Abkühlung zu erreichen.
Fazit
Besamungsställe für Sauen sind entweder als ein spezialisiertes Besamungscenter mit Wochenrhythmus oder als kombinierte Besamungs- und Wartestalleinheiten einzurichten. Für
letztere hat die gruppenweise getrennte Aufstallung gegenüber dem Mehrgruppenstall wesentliche Vorteile. Bei der Ausgestaltung der Besamungseinheiten sind die Anforderungen
an den Stimulierebereinsatz, an den Besamungsstand sowie
an die umfassende Nutzung der fruchtbarkeitsstimulierenden
Umweltfaktoren zu berücksichtigen.