Was macht eigentlich...

Aktuell
13. November 2013
Ungelogene Geschichten von hier
erzählt von Fredi Köbeli
Und als Rolf Biedermann 16 Jahre alt wurde, besuchte er zum ersten Mal die Hammer-Disco und
wurde zugleich fündig, was das
andere Geschlecht betraf. Dazu
muss gesagt werden, dass die
Hammer-Disco an einem Freitagabend, einem Samstagabend
und einem Sonntagnachmittag
jeweils brechend voll war; an einem
Sonntagabend
jedoch
herrschte mehr oder weniger
Flaute – und genau an einem
Sonntagabend besuchte Rolf Biedermann zum ersten Mal die Disco. Die magere Angelika aus einem Nachbarsdorf war an diesem Abend ebenfalls zum ersten
Mal im «Hammer», und als Rolf
Biedermann sie zum Tanz aufforderte, dachte er, dass das ein
guter Start in ein neues Leben war.
TANZPAAR Und dann tanzte er
diesen Tango wie ein richtiger
Tangotänzer, führte seine Partnerin übers glänzende Parkett,
und seine Partnerin und er
schmolzen zu einer Einheit. «Und
sie tanzen einen Tango...», spielte die Kapelle in dieser düsteren
Bar im Städtchen. Diese düstere
Bar, die Abend für Abend voll war
von Menschen, die ein wenig Heimat suchten, die ein bisschen
entfliehen wollten von dieser
Welt, die ihnen nicht das bot, was
sie im Grunde genommen erwarteten. «...Jackie Brown und
Baby Miller...» – die Kapelle gab alles (was sie an Bescheidenheit zu
bieten hatte), genauso wie der
Tangotänzer, der seine Partnerin
übers (wie bereits erwähnt) glänzende Parkett führte. Urs Ellenberger war ein ausgezeichneter
Tänzer, der früher in den allerersten Nachtclubs seine Eroberungen aufs Parkett führte ... früher wohlgemerkt, heute ist das bei
Urs Ellenberger anders. Als er mit
seinem Coiffeursalon im Städtchen Pleite ging, begann er zu saufen («...wie kann man bloss mit ei-
nem Coiffeursalon
Pleite gehen...?»,
flüsterten sich die
Menschen
im
Städtchen zu, wenn Urs Ellenberger des Weges kam) und zwar
nicht zu knapp: Er war jeden Tag
besoffen und als man ihn aussteuerte, lebte er von der Sozialhilfe. Sein Aussehen – in erster Linie seine schäbige Kleidung und
erst in zweiter Linie die Tatsache, dass so ein Alkoholiker bisweilen recht unangenehm aus
dem Mund riechen kann – war
nicht mehr geeignet für die allerersten Tanzclubs.
Doch in dieser dunklen Bar, wo
das Publikum ähnlich war wie Urs
Ellenberger selbst, wo die Frauen
billiges Parfüm ausdünsteten, in
dieser Bar war Urs Ellenberger zu
Hause. Die Kapelle – Drittklassmusiker aus dem Ostblock (meistens, aber nicht ausschliesslich)
mit vollautomatischen Musikgeräten – musste bloss die Liedtexte auswendig lernen, um sie
dann in gebrochenem Deutsch zu
singen: «Du hast mich 1000-mal
belogen, du hast mich 1000-mal
verletzt, ich bin mit dir so hoch
geflogen, doch der Himmel war
besetzt...» Hin und wieder
schleppte Urs Ellenberger eine
Frau nach Hause, die – genauso
besoffen wie er selbst – sich ihm
bis zum Morgengrauen hingab.
Aber eines Abends lernte Urs Ellenberger die niedliche (und vor
allem
tanzfreudige) Myriam
Furter kennen, eine Serviertochter, die sich, wenn die Kneipe Feierabend machte, gerne noch
auf ein Tänzchen in die düstere
Bar wagte. Urs Ellenberger und
Myriam Furter wurden ein Paar –
genau genommen ein Tanzpaar.
Fast jeden Abend tanzten sie –
1000-mal berührt, 1000-mal
nichts passiert –, und seit langem war Urs Ellenberger wieder
glücklich. Drei Monate lang.
Fortsetzung folgt
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Was macht eigentlich...
10 Fragen an...
...der ehemalige Goalgetter Roger Purtschert?
Einst war er ein gefürchteter
Goalgetter in der Region, mit
37 Torschützenkönig in der 2.
Liga – heute macht Roger
Purtschert (42) ganz was anderes: Er ist eidg. dipl. Medizintechniker HF.
«Ich habe einen Job zwischen Patient, Maschine und Hilfsprojekt»,
sagt Roger Purtschert, der sich vor
über zwölf Jahren vom Audio-Video-Elektroniker zum eidg. dipl.
Medizintechniker HF umschulen
liess und seither bei der Firma Hospitec arbeitet. Roger Purtschert
arbeitet in Operationssälen (vorwiegend in der Region Zürich, aber
auch regional) und ist für die technischen Geräte verantwortlich;
dazu zählen modernste Herz-Lungen-Maschinen, OP-Einrichtungen
wie Beatmungsarbeitsplätze, Laser, Endoskope, Ultraschallgeräte
usw. Purtschert überprüft und
nimmt Service- und Einstellarbeiten vor. Der Stellenwert eines
Medizintechnikers ist hoch: Wenn
in der Elektronik nichts mehr läuft,
ist selbst der beste Arzt und Anästhesist hilflos. Roger Purtschert
ist auch an einem Hilfsprojekt in
Kambodscha und Bangkok beteiligt, wo er Beatmungsarbeitsplätze
aufbereitet und das Personal schult.
«Auf mich zugeschnitten»
Früher war Fussball die Welt des
Roger Purtschert, der bei verschiedenen Vereinen in der Region spielte. «Heute kann ich nicht
mehr kicken», sagt der 42-Jährige,
der immer noch in der Region
wohnt. «Meine Knie machen das
nicht mehr mit.» Zuletzt war er
Sportchef beim FC Däniken, auch
das liegt aus Zeitgründen nicht
mehr drin. «Mein heutiger Beruf ist
genau auf mich zugeschnitten»,
sagt Purtschert, der sich nach seiner Lehre als Audio-Video-Elektroniker damals weiterbilden wollte – Technischer Kaufmann wäre
eine Option gewesen – und dann
per Zufall an einem Infoabend den
Beruf als Medizintechniker kennenlernte, über zwölf Jahre sind
seither vergangen. Der Beruf ist anspruchs- und verantwortungsvoll,
Weiterbildungen sind Pflicht. Roger Purtschert: «Die Technik entwickelt sich rasant; vor zwölf Jahren hat ein Beatmungsgerät einfach Luft in den Patienten geblasen, heute ist es genau definiert: Das
Gerät merkt, wenn der Patient aufwacht und beatmet ihn nur noch
unterstützend.» Keine Frage: Roger Purtschert hat seinen Job gefunden.
Fredi Köbeli & Roli Diglas
...Silvia Stettler. Sie ist Präsidentin des Vereins Aaregäuer
Kurse-Freizeit Wolfwil, welcher auch jährlich den Aaregäuer Spieltag für Familien
durchführt.
Welche drei Dinge würden Sie
auf eine einsame Insel mitnehmen?
Eine Zeltausrüstung, Baumaterial
zum Bauen eines Segelschiffes sowie Familie und Freunde, die mir
beim Bauen helfen können.
Wann haben Sie das letzte Mal
gelacht?
An der Buchmesse in Olten, beim
Auftritt von Emil Steinberger.
Worüber haben Sie sich das
letzte Mal geärgert?
Über das Sparen bei der Bildung.
Was würden Sie in der Region
Olten gerne ändern?
Mir gefällt es hier. Wer die Angebote im kulturellen und sportlichen Bereich nutzt, hat eine breite Auswahl.
Welches ist Ihr Lieblingsplatz
in der Region?
Ich wohne an meinem Lieblingsplatz, welcher direkt an der Aare
in Wolfwil liegt.
Bild: Fredi Köbeli
Roger Purtschert ist heute in der Medizinaltechnik tätig.
Was machen Sie in der Regel
an einem Samstagabend?
Samstagabend ist unser «Familien-Herumhängeabend».
Ein
Fondue oder Raclette geniessen,
bis alle ausser ich Ende Saison geschmolzenen Käse nicht mehr riechen können.
Mit welchem Promi möchten
Sie gerne einmal ausgehen?
Nelson Mandela. Ich habe
1976/1977 in Lesotho gelebt und
miterlebt, wie die Schwarzen diskriminiert wurden. Er hat viel bewirkt und ist ein Vorbild für mich.
Kerzenziehen
OLTEN Bis Weihnachten ist es
nicht mehr lange, und so war vom
30. Oktober bis 8. November auf
dem Oltner Robi Spielplatz Kerzenziehen angesagt. Die Kinder
konnten ihrer Fantasie freien
Lauf lassen und Kerzen für ihre
Eltern und Verwandten kreieren.
In welche berufliche Rolle
möchten Sie gerne einmal eine Woche lang schlüpfen?
In die von Brady Dougan, CEO der
CS. Ich würde den Lohn drastisch
reduzieren, diesen umverteilen an
junge Nachwuchskräfte und an
mitarbeitende 50plus sowie Kredite gewähren für junge innovative Unternehmen.
Welcher Beruf wäre absolut
nichts für Sie?
Handwerkliche- und technische
Berufe, da ich zwei linke Hände
habe.
Für Sie war unterwegs: Chantal Siegenthaler
Was möchten Sie unbedingt
noch erlebt haben?
Vieles, und ich habe viele Träume. Vielleicht noch einmal eine
längere Zeit in Südafrika leben.
Aber vor allem möchte ich noch
erleben, dass der Aaregäuer Spieltag von jungen Leuten weitergetragen wird.