Was wird aus der Schulgeschichte der Nachkriegszeit? - GEW Bremen

Was wird aus der Schulgeschichte der
Nachkriegszeit?
Dieter Lüking
Armin Stolle
Wie wir im letzten Jahr über einen längeren Zeitraum der Tagespresse entnehmen konnten,
waren der Fortbestand des Bremer Schulmuseums und seine Unterbringung wegen anderer
Nutzungspläne für das Gebäude auf der Hohwisch sehr umstritten. Nach unserem jetzigen
Informationsstand wird das Schulmuseum jedoch am alten Standort bleiben. Voraussichtlich
kann es im Spätherbst wieder für Schulklassen öffnen.
Die GEW- Seniorengruppe, die sich zur Zeit vorwiegend mit aktuellen Themen der
Gesellschafts- und Schulpolitik befasst, ist auch an der Aufarbeitung der Bremischen
Schulgeschichte interessiert. Die aus jahrzehntelanger Tätigkeit erworbenen Erfahrungen mit
und aus verschiedenen Schulreformen fließen oft in die Debatten ein. Schulreformen
übrigens, die meistens nicht zu Ende geführt wurden, aber ihre Spuren bei Lehrerinnen und
Lehrern hinterlassen haben.
Zu vielen Politikfeldern werden die noch lebenden Zeitzeugen für die Erinnerungsarbeit
bemüht. Ihr Wissen soll das Geschichtsbewusstsein der nachfolgenden Generationen
beleben und bereichern. Wie sieht das für die Schulgeschichte aus?
Das Schulmuseum als Ort der Aufarbeitung ...
Das Schulmuseum hat in den vergangenen Jahren mit großem Erfolg zur Aufarbeitung
epochaler Schul- und Lebensgestaltung beigetragen. Lagen bisher der Schwerpunkte in der
Reformpädagogik der Weimarer Zeit und der Rolle der Schule in der Zeit der NS-Herrschaft,
stünde jetzt nach Meinung vieler noch lebender Zeitzeugen die Aufarbeitung des
demokratischen Neuanfangs im Bremer Schulwesen nach 1945 und der nachfolgenden
Schulreformen auf dem Plan – ein Zeitraum von mehr als sechzig Jahren!
Wer die gründliche Arbeit der MitarbeiterInnen der SGS und deren Ergebnissicherung in der
zurückliegenden Jahren – bis in die Gegenwart hinein verfolgt hat und kennt, dürfte keinen
besseren Ort zur Aufarbeitung des Bremer Schulwesens für die Zeit nach 1945 finden.
Viele Zeitzeugen, die Erfahrungen aus den Reformschulen der Weimarer Zeit in die
schulische Aufbauarbeit nach 1945 gesteckt haben, sind inzwischen verstorben. Und viele
pädagogische und didaktische Reformansätze, die von Lehrer/innen mitgestaltet wurden,
sind bereits vergessen. Doch noch leben Zeitzeugen, die die Lehrerbildung an der
Pädagogischen Hochschule, den Schulneubau der fünfziger und sechziger Jahre, die
Gewerkschaftsarbeit als Bildungs- und Interessenvertretung der Lehrerschaft kennen. Viele
dieser Zeitzeugen haben die erste große Phase bis zur Gründung der Bremer Uni und die
Schülerbewegung Ende der sechziger Jahre bis hin zur nächsten großen Schulreform
(Gründung von Gesamtschulen und Schulzentren, die Horizontalisierung des Schulwesens,
Demokratisierung und Mitbestimmung von Schüler- Lehrerschaft, Neustrukturierung der
Lehrerbildung u.a.) aktiv begleitet.
Wir beklagen oft das mangelnde Geschichtsbewusstsein jüngerer Generationen. Wir stellen
fest, dass es einen ständigen Wandel bei den Vermittlungsprozessen gibt. Und wer möchte
heute noch auf Computer verzichten? Doch die schulgeschichtlichen Grundlagen dieser
Wandlungsprozesse bleiben meist im Dunkeln. Wo bleibt das Geschichtsbewusstsein für das
eigene schulische Tätigkeitsfeld? Die neuen Technologien können historisches Wissen nicht
ersetzen. Wer die Neustrukturierung des Bremischen Schulwesens – heute – als Reform
bezeichnet, müsste zumindest die zurückliegenden Reformen kennen und beschreiben
können. Oft blieb die Umsetzung unvollendet. Bruchstücke blieben zurück. Wohin geht der
Zug heute?
... braucht eine angemessene Ausstattung
Um die Geschichte, die eigene Schulgeschichte unseres Bundeslandes in ihrem
wechselvollen Wandel nach 1945 aufarbeiten und darstellen zu können, brauchen wir das
Schulmuseum mit einer angemessenen Personalausstattung und einer zeitgemäßen
räumlichen Dokumentations- und Sammlungsstätte. Schüler/innen und Lehrer/innen müssen
ihre eigene Schulgeschichte aus zurückliegenden Zeiten erleben und erfahren können.
Schulmuseumsarbeit gewinnt immer mehr an Bedeutung, regional, national und
international. Das Bremer Schulmuseum hat nicht nur einen überregionalen
Bekanntheitsgrad, sondern ist gleichzeitig eine Bereicherung der Bremer
Museumslandschaft.
Das Schulmuseum ist zur Zeit wegen Umbauarbeiten geschlossen. Es kann aber auf der
Homepage www.schulmuseum-bremen. de besucht werden. Die Homepage wird regelmäßig
ergänzt, z. B. wird jeden Monat ein besonderes Museumsobjekt vorgestellt und besprochen.