Was war, was kommt? - Neue Verpackung

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JAHRE
JUBILÄUM
neue verpackung
Was war, was kommt?
Erlebte Geschichte bleibt jedem anders im Gedächtnis | Abhängig auch von persönlichem Erleben,
beruflichen Werdegang und Alter ergeben sich bei Erinnerungen unterschiedliche Ansätze.
neue verpackung befragte einige Persönlichkeiten der deutschen Verpackungswelt nach ihren
Erinnerungen in drei Punkten: 1. Meilensteine der Entwicklung? 2. Die großen Flops?
3. Anforderungen der Zukunft?
Dr. Klaus-Peter Ruf, Transnova-Ruf GmbH,
Ansbach, geschäftsführender Gesellschafter
1. Meilensteine der Entwicklung?
Dr. Klaus-Peter Ruf: Die Einführung von
Gruppierketten, die 600 – 800 Produkte
pro Minute verarbeiten (z.B. Flowpacks);
die Einführung von Picker-Linien für
Pralinen sowie die Einführung von multiflexiblen, automatisch „on-fly“ formatumstellbaren Verpackungsanlagen
2. Die großen Flops?
3. Anforderungen der Zukunft?
Dr. Klaus-Peter Ruf: Geprägt wurde die Endverpackung durch die
Einführung des Regal-Display-Verkaufs. Die Anforderung des
Marketing für MIX-Verpackungen innerhalb einer Verkaufseinheit. Zukünftig werden Systeme benötigt, die eine Entkoppelung von Primär- und Sekundärsystemen möglich machen, um
die Anlageneffizienz zu steigern, z. B.: dynamische Puffer-Systeme.
Herbert Klumpp, Colordruck Baiersbronn
GmbH & Co. KG, Baiersbronn, Geschäftsführer
1. Meilensteine der Entwicklung?
Herbert Klumpp: Ein entscheidender Meilenstein bei der Endverpackung war der
Einsatz von Robotern zum Bestücken von
Trays mit unterschiedlichen Formen und
Sorten. Der Markt verlangt Sortenvielfalt,
durch den Einsatz von Robotern z. B. bei
Pralinen, Gebäck usw. konnten dem Verbraucher diese Produkte optisch und qualitativ hochwertig, zu einem interessanten Preis/Leistungsverhältnis angeboten werden.
2. Die großen Flops?
Herbert Klumpp: 1992/1993 wurde die Verpackung insgesamt
„verteufelt“. Typisch deutsch, dass wir leider immer wieder in
Extreme verfallen. Im Prinzip war der Kunststoff z. B. Sichtfenster aus Kunststoff in Verbindung mit Kartonverpackungen völlig „out“, ebenso die Blisterverpackung oder Tiefziehteile aus
Kunststoff mit Kartonrückwand. Die Einstoffverpackung war
das Thema Nr. 1. Die Besinnung auf die Ökologie war zwar absolut der richtige Weg, aber die Recyclingmöglichkeiten wurden
zu diesem Zeitpunkt völlig ignoriert. Die „Ökowelle“ ist längst
vorbei, der Verbraucher will bei einer Vielzahl von Produkten
sehen, was er gerade kauft, in Verbindung mit optimaler Produkt- Präsentation. Leider hat die „Ökowelle“ eine Vielzahl von
Arbeitsplätzen vernichtet.
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3. Anforderungen der Zukunft?
Herbert Klumpp: Im Blickpunkt steht zweifellos die Lagerung.
Der Verbraucher möchte eine längere Haltbarkeit, in Verbindung mit der Bewahrung der Vitamine und Inhaltsstoffe. Die
Verpackungsindustrie ist gefordert mit entsprechenden Verpackungsmitteln und Technologien diesen Anspruch zu erfüllen. Die Verpackung ist der Wegweiser zum Produkt, sie ist eines
der Hauptverkaufsargumente. Convienence ist ein wichtiger
Aspekt für die Verpackung, der Verbraucher möchte bequemere Öffnungslösungen, bessere Handhabung beim Ge-und Verbrauch des Produkts, in Verbindung mit optimaler Präsentation
(z. B. bei Süßwaren). Der Siegeszug von RFID wird nicht mehr
zu stoppen sein, sobald der Einsatz wirtschaftlich vertretbar ist.
Der Industrie, dem Handel, insbesondere auch dem Verbraucher eröffnen sich durch RFID ungeahnte Möglichkeiten.
Dr. Alfred Zopf, Tetra Pak Deutschland, Hofheim, Vorsitzender der Geschäftsführung
1. Meilensteine der Entwicklung?
Dr. Alfred Zopf: Da wir bei Tetra Pak einige
dieser Meilensteine selbst gesetzt haben,
ist mir natürlich mehr als nur einer im
Gedächtnis geblieben. Lassen Sie mich
drei Richtungsweisende nennen: das
kontinuierliche Formen der Packung von
der Rolle und Befüllen in ein- und derselben Maschine, die kaltaseptische Fülltechnologie sowie die Anerkennung der ökologischen Vorteilhaftigkeit des Getränkekartons durch das Umweltministerium.
2. Die großen Flops?
Dr. Alfred Zopf: Ja, auch Rückschläge so wie Erfolge sind Teil der
wirtschaftlichen Entwicklung. Man kann sie aber als Chance sehen um daraus zu lernen. Problematisch sind allerdings mitunter Eingriffe der Politik in den Bereich der Verpackung. So hat
die letzte Novellierung der Verpackungsverordnung leider nicht
das erreicht, was sie wollte, nämlich die Stützung der Mehrwegsysteme und der ökologisch vorteilhaften Verpackungen. Diese
verlieren seitdem Marktanteile!
3. Anforderungen der Zukunft?
Dr. Alfred Zopf: Ich denke, es gibt – nicht nur für unsere Branche
– ein alles überragendes Thema: den Klimaschutz. Hier müssen
wir auch in der Wirtschaft schnellstmöglich die richtigen Antworten finden. Der Getränkekarton steht mit seiner hervorragenden Ökobilanz sehr gut da. Da Tetra Pak sich jedoch mit
dem Erreichten nie zufrieden gibt, wollen wir in punkto Klimaschutz im nächsten Schritt mit der Reduzierung des
CO2-Ausstoßes in unseren eigenen Produktionsstätten um
zehn Prozent bis 2010 einen weiteren signifikanten Beitrag
leisten.
Frank-Peter Kirgis, ABB Schweiz AG , Zürich,
Industry Segment Manager, Consumer
Industries
1. Meilensteine der Entwicklung?
Frank-Peter Kirgis: Ich würde hier nicht einen Meilenstein speziell herausheben.
Die Verpackungstechnik hat in dieser Zeit
kontinuierlich Innovationen hervorgebracht. Z. B. der Weg vom Einschlagen
der Produkte hin zum Schlauchbeutel und die kontinuierliche
Entwicklung der Materialien, um längere Haltbarkeit der Produkte zu ermöglichen, ist als solches faszinierend. In Bereich der
Verpackungsmaschinen ist es sicher die Entwicklung von der
Kurvenscheibe hin zum Servoantrieb. Aus meiner Sicht auch
der Einzug der Robotertechnik.
2. Die großen Flops?
3. Anforderungen der Zukunft?
Frank-Peter Kirgis: Der Druck der großen Retailer nimmt stetig
zu. Die dadurch geforderte Anpassung der Produkte hinsichtlich
der o.g. Punkte wird immer schwieriger. Die Verpackungsmaterialien müssen immer mehr Leistungsmerkmale aufweisen und
die Technologie in der Logistik und Verpackungstechnik muss
immer flexibler werden. Die Marktgerechte Anlieferung der
Produkte auf z. B. gemischten Paletten, ist eine Herausforderung für die Logistikanbieter. Ich denke, dass die Anforderung
für die Produktion in einigen Bereichen in Richtung „Produktion auf Bestellung“ durchaus zunehmen wird und dementsprechend auch eine Umstellung der Verpackung mit sich bringt.
Claus Paal, Paal Verpackungsmaschinen
GmbH & Co. KG, Remshalden, geschäftsführender Gesellschafter
1. Meilensteine der Entwicklung?
Claus Paal: Besonders faszinierend ist für
mich die Entwicklung auf dem Gebiet der
Steuerungs- und Antriebstechnik. Es ist
noch nicht lange her, da hatten Maschinen
Relaissteuerungen.
Drehstrommotoren
mit Frequenzumrichtern ließen später eine
Regelung, teilweise auch eine Steuerung der Antriebe zu. Was aber
heute durch die moderne Antriebstechnik möglich ist, stellt alles,
was bisher da war in Punkto Flexibilität, Dynamik und Benutzerfreundlichkeit in den Schatten. Ein weiterer durchgreifender Trend
war die Einführung der sogenannten zweiteiligen Verpackung. Wir
waren in den frühen 80er Jahren maßgeblich an der Entwicklung
der zweiteiligen Verpackung bestehend aus einem Tray mit einem
damals verklebten Innenstülper beteiligt. War früher eine Verpackung eine simple Transportverpackung, so ist sie heute sowohl
Transport- als auch Lagerverpackung bis hin zu einer verkaufsfördernden Verpackung im Regal. Ein weiterer großer Fortschritt
wurde durch die Einführung der Robotertechnik im Verpackungsmaschinenbau erreicht. Für uns war besonders die Einführung des
sog. Linetracking-Verfahrens ein großer Schritt nach vorne, ermöglichte es doch das Erreichen ganz neuer Geschwindigkeitsbereiche für unsere Maschinen.
2. Die großen Flops?
Claus Paal: Es ist klar, dass in einer sich dynamisch entwickelnden
Branche auch Entwicklungen betrieben werden, die sich später am
Markt nicht durchsetzen. Grundsätzlich sehe ich es allerdings so,
dass derjenige, der nichts Neues entwickelt und Dinge voran
bringt, zwar keine Fehler macht, dadurch selbst aber auch nicht vo-
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rankommt. Deshalb müssen auch Fehlentwicklungen erlaubt sein,
zeigt sich doch daran oft wenigstens ein Teil dieser Entwicklung als
sinnvoll und in die Praxis umsetzbar. Ich sehe deshalb in unserer
Branche keine Fehlentwicklungen, sondern freue mich, dass sich
die Branche so dynamisch und schnell entwickelt.
3. Anforderungen der Zukunft?
Claus Paal: Der Trend in der Verpackungsbranche geht ganz klar
hin zu immer höheren Leistungen, zu immer höherer Flexibilität und auch vor allem zu immer kleineren Verpackungseinheiten. Im Handel gibt es auch einen deutlichen Trend zu sog.
Mischpackungen, für die wir bereits seit Jahren Anlagen entwickeln. Zum anderen liegt dies aber auch am Internet-Handel,
der nach immer kleineren Verpackungseinheiten ruft.
Damit kommen auf die Branche Forderungen nach deutlich höheren Leistungen auf der gleichen Fläche einer Produktionslinie
zu. Der Druck auf die Investitionskosten, also der Preis einer
Maschine, wird deutlich steigen, allerdings gehen mehr und
mehr Kunden wieder dazu über, die sog. „total cost of ownership“ zu betrachten, d. h. Qualität zu kaufen.
Uwe Hafner, Siemens AG A&D MC PM, Leiter
Business
Development
Verpackungsmaschinen, Erlangen
1. Meilensteine der Entwicklung?
Uwe Hafner: Packmittel und auch Verpackungsmaschinen waren in den letzten
zehn Jahren einem nachhaltigen Wandel
unterzogen. Hier ist auf Seiten der Packmittel sicherlich der starke Zuwachs von
Kunststoffverpackungen zu nennen. Darüber hinaus ist noch der über die Jahre gewachsene Bedarf nach
Rückverfolgbarkeit von Erzeugnissen und somit die Anforderung
an Möglichkeiten zur Identifizierung von Produkten und Packmitteln zu erwähnen. Das hat maßgeblich zum Einzug der RFID-Technologie in die Verpackungsbranche geführt. Auf der Maschinenseite war ein entscheidender Schritt, neue mechatronische Konzepte
für alle Bereiche der Maschinentechnik zu nutzen. Diese Tatsache
hat nicht zuletzt auch einen Wandel innerhalb der Maschinenbaus
angestoßen. Aus meiner Sicht ist das Konzept der modularen Maschine und diesem vorausgehend auch die Weiterentwicklung der
Steuerungs- und Antriebsarchitekturen bei Einzug der Servoantriebstechnik der bedeutendste Meilenstein.
2. Die großen Flops?
Uwe Hafner: Das ist sicherlich nicht einfach zu beantworten, im Übrigen haben sich oft vermeintliche Flops später noch als erfolgreiche und manchmal auch revolutionäre Erfolge durchgesetzt. Aber
speziell im Getränkeverpackungsbereich hat uns die Diskussion
um Pfandsysteme, die Pfandflasche und deren unterschiedlichen
Varianten in den letzten Jahre auf Trab gehalten. Und das durch die
gesamte Produkt- und Verbraucherkette vom Hersteller der Packmittel über die Maschinenlieferanten, den Abfüllern, dem Handel
und uns als Verbraucher. Am diesem Beispiel lässt sich aber die Bedeutung neuer Technologien in der Automatisierung verdeutlichen. Der Maschinenhersteller und der Anwender müssen jeweils
schnell und ohne großen Umrüstaufwand auf neue gesellschaftliche Vorgaben oder Trends auf den Märkten reagieren können. Die
Basis dafür sind mechatronische und modulare Konzepte.
3. Anforderungen der Zukunft.
Uwe Hafner: Allgemein wird sich die Forderung nach individualisierten Produkten in immer kürzen Zeitabständen verstärken.
Gleichzeitig steigt das Bedürfnis nach Verbraucherinformation und
Produktqualität. Deshalb wird eine der größten Anforderungen an
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die Branche unweigerlich die Rückverfolgbarkeit der verpackten
Produkte sein. Das gibt Sicherheit für den Verbraucher hat aber
auch für den Hersteller Konsequenzen für die Optimierung von
Haltbarkeitsgrenzen. Die Voraussetzungen durch intelligente Verpackungen und die RFID Technik sind hierzu der erste Schritt. Aber
eine durchgängige Infrastruktur dafür zu schaffen wird uns sicher
alle noch lange beschäftigen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, diesen gesamten Lifecycleprozess der Verpackungsmaschine und des
Produktes selbst mit unseren Komponenten, Systemen und Lösungen zu unterstützen und die Voraussetzungen zu schaffen, dies
in allen Bereichen wirtschaftlich umsetzen zu können.
Bernd Jablonowski, Projektleiter Interpack,
Messe Düsseldorf
1. Meilensteine der Entwicklung?
Bernd Jablonowski: Einen wichtigen und
bis heute prägenden Meilenstein der Verpackungsentwicklung stellt sicher der fortschreitende Einsatz von Automatisierungstechnik im Maschinenbau dar. Schon seit
einiger Zeit sind nicht mehr nur Hochleistungsmaschinen gefragt, die möglichst schnell und möglichst viel
abpacken, sondern vielmehr flexible, leicht und schnell umrüstbare Alleskönner. Auch die spannende Entwicklung von FoodVerpackungen beobachte ich mit großem Interesse. Seit jeher war
es das Bestreben der Hersteller von Nahrungsmitteln, ihre Produkte vor vorzeitigem Verderb zu schützen. Kaum zu glauben, was hier
inzwischen – sowohl dank aseptischer Verpackungsmöglichkeiten
als auch „intelligenter“ und „aktiver“ Packmittel – machbar ist.
Großes Potenzial haben zudem die Biokunststoffe. Sie machen aktuell sowohl in ihrer technischen Entwicklung als auch in ihrer
Markteinführung in Europa riesige Fortschritte.
2. Die großen Flops?
Bernd Jablonowski: Auch hier fallen mir zunächst wieder die Biokunststoffe ein, deren grundsätzlich positive Entwicklung in der
Vergangenheit dennoch schon durch den einen oder anderen Flop
gehemmt wurde. So zum Beispiel der PLA-Joghurtbecher, der
1998 ins Verkaufsregal gebracht wurde und nach nur kurzer Zeit
wieder zurückgezogen werden musste – obwohl das Bioprodukt
und die Bioverpackung eigentlich optimal zueinander passten. Leider war hier offensichtlich in der Kommunikationsstrategie zum
Verbraucher einiges schief gelaufen: Der Becher wurde als kompostierbar bezeichnet, musste aber wie herkömmliche Kunststoffverpackungen in der gelben Tonne entsorgt werden. Besonders die
alte Verpackungsordnung hat es den Biokunststoffen schwer gemacht. Durch die Novellierung und die damit verbundene Freistellung von der Rücknahmepflicht bis 2012 sehen die Voraussetzungen für eine positive Entwicklung nun wesentlich besser aus.
3. Anforderungen der Zukunft.
Bernd Jablonowski: RFID, intelligente und aktive Verpackungen,
Verpackungsdesign und -marketing sind meiner Meinung nach die
Stichworte der Zukunft. Was die Transportwege und Rückverfolgbarkeit der Produkte angeht, wird die RFID-Technik sich weiter
entwickeln und zunehmend wichtiger werden.
Stichwort Verkaufsförderung: Da steht uns meiner Ansicht nach
eine spannende Entwicklung bevor, was die Rolle von Verpackungen direkt am POS betrifft. Ein Großteil unserer Entscheidungen
verläuft unbewusst und emotional. Umso wichtiger wird es in Zukunft sein, herauszufinden, was dafür verantwortlich ist, ob ein
Produkt gekauft wird oder eben im Regal stehen bleibt. Dazu zählen vor allem Fragen des Verpackungsdrucks und -designs. Wichtig dabei wird auch die Wahl des Packmittels sein.