Leseprobe zum Titel: Badische Zeitung - Lahr (19.01

Rente mit 63 – der Sparkasse Ortenau gehen die Fachkräfte aus (Seite 19)
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Freigabe des
Franken schadet
Tourismus
Lahr · Montag, 19. Januar 2015
TAGESSPIEGEL
Mehrere Millionen Gläubige in Manila
Dresdner Demonstrationsverbot
Das Gift des
Misstrauens
Kein Kundenansturm in Baden
ZÜRICH (BZ/dpa). Die Erschütterungen
nach der spektakulären Freigabe des
Franken-Kurses halten an. Banken und
Fonds sollen große Verluste gemacht haben. Die Tourismusbranche in der
Schweiz fürchtet um ihr Geschäft. Die
Zahl der Reservierungen aus Deutschland
sei eingebrochen, sagte der Direktor des
Schweizer Tourismusverbandes, Jürg
Schmid, der Westschweizer Sonntagszeitung Le Matin Dimanche. Unterdessen
waren die Folgen der Franken-Freigabe in
den Grenzstädten Südbadens noch nicht
zu verspüren. Einzelhändler aus Lörrach,
Rheinfelden, Weil am Rhein, Bad Säckingen und auch Freiburg berichteten, der
befürchtete Ansturm sei bisher ausgeblieben. Sie machten dafür das schlechte Wetter an diesem Wochenende verantwortlich. Experten befürchten, dass die südbadischen Immobilienpreise aufgrund des
starken Frankens weiter ansteigen werden.
Seite 2
Dreijähriges Kind
in Lenzkirch getötet
LENZKIRCH (dpa). Ein 32-jähriger Mann
aus Lenzkirch steht im Verdacht, den
dreijährigen Sohn seiner Lebensgefährtin
getötet zu haben. Der Verdächtige hatte
zunächst davon gesprochen, es habe sich
ein Unfall ereignet. Wie Polizei und
Staatsanwaltschaft allerdings mitteilten,
starb der Junge nach massiver körperlicher Gewalt. Land und Region, Seite 6
Islamischer Staat lässt
350 Jesiden frei
ERBIL (dpa). Die Terrormiliz Islamischer
Staat (IS) hat bis zu 350 Anhänger der religiösen Minderheit der Jesiden nach langer Gefangenschaft im Irak freigelassen.
Die Jesiden seien in einer sehr schlechten
Verfassung und würden gegenwärtig zur
medizinischen Behandlung in die Kurdenhauptstadt Erbil gebracht, berichtete
der arabische Fernsehsender al-Arabija
am Wochenende.
Seite 4
VOR ORT
Lahrer Laubenhexen
feiern ihren Geburtstag
LAHR (BZ). Die Lahrer Laubenhexen
werden 22 Jahre alt. Zum Auftakt des
närrischen Jubiläumswochenendes
waren alle Förderer und Gönner der
Laubenhexen zu einen Festbankett
ins Gasthaus Zum Zarko eingeladen.
Zur Feier des Tages hatte die Spitze der
Laubenhexen einen Hausorden anfertigen lassen. Zudem wurde der stellvertretende Vorsitzende Karl-Heinz
Wieber zum ersten Ehrenzunftmeister
der Laubenhexen ernannt. Am Sonntag
waren 95 Zünfte nach Lahr gekommen,
um beim großen Umzug den Laubenhexen zu gratulieren. Seite 21/23
Kultur
Fernsehprogramm
Sport
Seite 7
Seite 18
Seite 11
Nr. 14/04 – 70. Jahrgang E 04394
Montag – Freitag: € 1,70
Samstag: € 2,00
D I E G R Ö S S T E Messe aller Zeiten hat Papst Franziskus am Sonntag in der philippinischen Hauptstadt Manila gefeiert. Zum Ende seiner Asien-Reise fanden sich circa sieben Millionen Menschen ein.
Vatikansprecher Federico Lombardi sagte, er könne die Schätzungen des philippinischen
Präsidentenamtes nicht überprüfen. In jedem Fall habe es sich um eine unglaubliche Menschenmenge gehandelt – und das bei strömendem Regen (Seite 4).
FOTO: AFP
Terrordrohung gegen Pegida
Polizei verbietet aus Sicherheitsgründen Demonstrationen / AfD gibt anderen Parteien Mitschuld
BERLIN/DRESDEN (dpa). Eine konkrete Terrordrohung von Islamisten gegen
die Pegida-Bewegung hat eine beispiellose Reaktion deutscher Sicherheitsbehörden ausgelöst. Eineinhalb Wochen
nach den Anschlägen von Paris verbot
die Polizei in Dresden für diesen Montag alle Versammlungen unter freiem
Himmel – und damit auch die für den
Abend geplante Kundgebung der islamkritischen Pegida-Bewegung.
Offenbar gibt es eine Morddrohung gegen
Pediga-Organisator Lutz Bachmann. Die
Gefahr sei nicht mehr nur abstrakt, sondern konkret, teilte Polizeipräsident Dieter Kroll mit. Da die Drohung der Islamisten dpa-Informationen zufolge zeitlich
nicht begrenzt ist, ist in den nächsten Tagen eine Diskussion über die Zukunft der
Pegida-Demonstrationen zu erwarten.
Mit dem Verbot der Kundgebungen am
Montag wird ein Kernelement der Demokratie vorübergehend eingeschränkt: die
Versammlungsfreiheit.
In den vergangenen Tagen hatte es
mehrere Warnmeldungen ausländischer
Geheimdienste an deutsche Sicherheitsbehörden gegeben. Darin waren auch die
Hauptbahnhöfe von Berlin und Dresden
als mögliche Terrorziele genannt worden.
Dort wurden die Sicherheitsvorkehrungen laut Berliner Zeitung inzwischen verstärkt. Erste Hinweise auf geplante Anschläge gab es demnach bereits Anfang
vergangener Woche. Im Laufe der Woche
habe sich das Lagebild verdichtet. So wurden auch Kommunikationsinhalte namentlich bekannter internationaler
Dschihadisten abgefangen und an die
deutschen Behörden weitergeleitet. In
der Polizei-Verfügung heißt es, Attentäter
seien aufgerufen worden, sich unter die
Demonstranten zu mischen. Ziel sei es,
„zeitnah einen Mord an einer Einzelperson des Organisationsteams der PegidaDemonstrationen zu begehen“. Dieser
Aufruf ähnele einem über einen TwitterAccount gesendeten Tweet, in dem auf
Arabisch die Pegida-Demonstration als
„Feindin des Islams“ bezeichnet werde.
Nach der Absage der Pegida-Demonstration in Dresden warf die Ko-Vorsitzende der AfD, Frauke Petry, den etablierten
Parteien vor, die Lage verschärft zu haben. „Durch die konstante Verunglimpfung der Demonstranten durch Union,
SPD, Linke und Grüne wurde die Situation nicht entspannt, sondern nur weiter
verschärft“, sagte sie am Sonntag.
In Belgien herrschte weiter die zweithöchste Terrorwarnstufe, seitdem dort
ein Anschlag von Islamisten offenbar in
letzter Minute vereitelt werden konnte.
Soldaten bewachen jüdische Einrichtungen.
Tagesspiegel; Seiten 4 und 5
Im Zweifel gegen das Risiko. Nach den
furchtbaren Morden von Paris konnte
die Polizei in Dresden wohl kaum anders entscheiden. Nicht auszudenken,
wenn sie die offenbar konkreten Warnungen ignoriert hätte und tatsächlich
etwas passiert wäre. Aber diese unumgängliche Vorsicht zeigt zugleich die
Achillesferse offener Gesellschaften. Sie
basieren auf Vertrauen in Recht und
Ordnung. Wem es gelingt Misstrauen
als Gift in die Gesellschaft einfließen zu
lassen, der verunsichert sie und nagt an
ihren Fundamenten. Islamisten und
Verschwörungstheoretiker spielen sich
da die Bälle zu. Während die einen so an
dem Mythos arbeiten, überall und jederzeit zuschlagen zu können, wähnen die
anderen einen Vorwand der Staatsgewalt, die ihrer Meinung nach lästigen
Pegida-Demonstrationen zu verbieten.
Wahlweise sehen sie sich in ihrer Furcht
vor einer Islamisierung der Gesellschaft
bestätigt. Als ob nicht die große Mehrheit der Muslime den Terror genau so als
abstoßend und furchtbar ablehnt wie
fast alle Christen, Juden oder Atheisten.
Und alle darunter leiden. Die erzwungene Demonstrationspause in Dresden
könnte eine Chance sein, darüber nachzudenken, wohin es führen kann, wenn
Vorurteile und Intoleranz unser Handeln dominieren. Der Versuch von AfDFunktionären, mit bizarren Legendenbildungen politisches Kapital aus der
Entscheidung der Dresdner Polizei zu
schlagen, stimmt freilich skeptisch. Zumal es viele gibt, für die immer die anderen Schuld sind.
Thomas Hauser
Das Wetter
Dichte Wolken, am
Nachmittag Schnee
oder Regen. 4 Grad.
Wetterbericht, Seite 9
Handballer schlagen Russland
Die deutschen Handballer haben auch
ihr zweites Gruppenspiel bei der Weltmeisterschaft in Katar gewonnen. Sie
besiegten Russland nach einigem Hin
und Her mit 27:26.
Sport, Seite 14
UNTERM STRICH
BZ-SERIE
Mein Auto, der Chaosplanet
AUCH D ER R UHES T AND
W I L L GEL ER NT S EI N
Bis zum Ruhestand
läuft das Leben in
festen und geordneten Bahnen. Und
was kommt dann?
Die große Freiheit
oder die große Leere? Das dreitägige Seminar „Abschied
von der Erwerbsarbeit“ an der Evangelischen Akademie Bad Boll bereitet
Ruheständler in spe auf die Veränderungen vor. Einblicke und Beobachtungen auf der
Seite 36
Ordnung im Auto klingt spießig, kann jedoch Leben retten / Von Nadine Zeller
Das Innere eines Autos ist vielen ein
zweiter Uterus. Geborgen und sicher unterwegs – wie wunderbar. Doch wie sauber muss der Wagen sein, um sich darin
wohl zu fühlen? Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Innofact hat ergeben,
dass 52 Prozent der männlichen Autohalter auf Ordnung bedacht sind. Das gilt nur
für 40 Prozent der Frauen, die den Wagen
als Gebrauchsgegenstand betrachten.
Klingt pragmatisch und gut. Doch Vorsicht: Ordnung ist komplex.
Ganze Ehen sind schon an der Frage
zerbrochen, ob Unordnung nicht Zeichen
für vorhandenes menschliches Leben,
oder vielmehr der Vorbote des Chaos
selbst sei. Ich möchte dazu in einer Art
Gleichnis antworten. Anhand der letzten
Autofahrt: Die linke Hand lenkt den Wagen, die rechte schaltet in den zweiten
Gang. Rote Ampel, das Auto steht. Durst!
Wo ist die Getränkeflasche? Zwei Tage
lang rollte sie unter dem Beifahrersitz hin
und her. Die Rechte sucht tastend den Autoboden ab. Beim Suchmanöver wischt
der Ellbogen über das auf dem Beifahrersitz liegende Handy, das als Navigationsgerät fungiert. „Geben Sie Ihr Ziel neu
ein“, sagt es. Wie denn? Keine Hand frei.
Als die Rechte die Flasche zu fassen bekommt, beginnt es zu hupen. Anfahren
hat jetzt Priorität. Die Flasche landet auf
dem Beifahrersitz. Gas geben, lenken,
schalten. Wohin fahr ich eigentlich? Ach
ja, muss das Ziel neu eingeben. Jetzt ist
der Handyakku leer. Wo ist das Adapterkabel? Hier ist ’ne Tanke. Besser rechts ran
und neu sortieren. Tanken muss ich sowieso. Wo ist der Geldbeutel? Auf dem
Rücksitz. Ah, da liegt ja noch mein Apfel.
Am Ende solcher Fahrten sieht mein
Auto aus wie ein Ort, an dem ich definitiv
nicht leben möchte. Tankbelege, Adapterkabel, Getränkeflaschen erwachen bei jedem Bremsvorgang zu neuem Leben. Jede
Kurve ist schlechtes Gewissen. Dieses
Auto ist kein Uterus. Es ist ein feindlicher
Planet, der aus seiner Umlaufbahn geworfen wurde. Nur Lebensmüde fahren so
umher. Ich bin mir jetzt sicher: Ordnung
ist das ganze Leben.
Lahr
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