Matchbericht Bieler Tagblatt

BERICHT VON MICHAEL LEHMANN
Glücklose Lysser Offensive
Der SC Lyss musste sich gestern auswärts in Thun 0:1 geschlagen
geben und liegt in der Playoff-Viertelfinalserie nun 1:2 zurück.
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Lyss hat es gestern verpasst, sich mit einem Break einen Matchball fürs Heimspiel am
Samstag zu sichern. Sie verloren eine von zwei starken Torhütern geprägte Partie mit
0:1.
Dabei zeigte sich einmal mehr, dass der Qualifikationszweite keine Übermacht
darstellt. Die Oberländer, die beim Auswärtssieg in Lyss am Dienstag auch etwas
Glück in Anspruch genommen hatten, kommen in den Playoffs nicht richtig auf
Touren. Zudem gab es abseits des Eisfeldes Scherereien. So gehört Assistenztrainer
Andy Keller offenbar ab sofort nicht mehr zur Mannschaft. Keller soll sich mit
Headcoach Christoph Schenk überworfen haben und fehlte wie bereits am Dienstag
in der Seelandhalle auch gestern im Grabengut.
Penalty führt zur Wende
Ganz spurlos ist dies wohl nicht an den Thunern vorbei gegangen, denn die
Oberländer erwischten auch gestern den schlechteren Start. Die Lysser spielten bis zu
Spielmitte entschlossener und hatten unter anderem zwei Pfostenschüsse zu
beklagen.
Es war ausgerechnet ein verschossener Penalty, der in der 29. Minute die Wende
einläutete. Der bis dahin auffälligste Thuner Florian Lüthi scheiterte am Lyss-Hüter
Kevin Liechti. Der 19-jährige Elite-Torhüter der SCL Tigers zeigte sich im dritten
Spiel der Playoff-Viertelfinalserie wiederum sehr sicher und hielt lange alles, was auf
ihn zukam. Auch die Backhand Lüthis wehrte Liechti ab und verhinderte so eine zu
diesem Zeitpunkt unverdiente Führung für das Heimteam.
Direkte Reaktion verpasst
Obwohl die Gastgeber das 1:0 vorerst verpasst hatten, hatte der Penalty eine gewisse
Wirkung. Es war die Initialzündung für die Thuner, die den Gästen zuvor ein
Chancenplus zugestanden hatten. Die Oberländer bauten nun immer mehr Druck auf
und begannen, die Gäste in deren Drittel einzukesseln. In der 39. Minute war es der
junge Joël Eicher, der den Puck behauptete und ihn aus zentraler Position im Netz
unterbringen konnte. Die Seeländer waren gewillt, noch vor der Pause zu reagieren
und kamen 22 Sekunden vor der Sirene sogar noch zu einem Penalty. Der gefoulte
Nicolas Wälti nahm Anlauf, verzog dann aber seinen Schuss, sodass die Lysser mit
dem 0:1-Rückstand in die letzte Pause gehen mussten.
Viele Strafen zum Schluss
Wer nun im letzten Drittel damit gerechnet hat, dass die Seeländer wie am Dienstag
nochmals zulegen würden, wurde eines besseren belehrt. Die Lysser wirkten müde
und nahmen viele Strafen in Kauf. Weit mehr als die Hälfte der letzten 20 Minuten
spielte das Team von Trainer Patrick Glanzmann in Unterzahl. Die Thuner waren
daher lange dem 2:0 näher als die Seeländer dem Ausgleich.
Erst als die Lysser kurz vor der Schlusssirene mit sechs gegen vier Spielern agierten,
kamen sie nochmals zu mehreren Chancen. Es nützte jedoch nichts mehr. Gregory
Steiner im Thuner Tor liess sich gestern nicht bezwingen und war am Schluss der
gefeierte Mann.
Fragwürdige Sperre
«Ich kann der Mannschaft nicht viel vorwerfen», sagte Trainer Patrick Glanzmann
nach der Partie und trauerte unter anderem den beiden Pfostenschüssen nach. In der
Enttäuschung versprühte er jedoch auch eine gewisse Zuversicht: «Zu Beginn der
Serie glaubte fast niemand an uns und nun haben wir die Thuner dreimal stark
gefordert.»
Er ist denn auch überzeugt, dass sein Team im Heimspiel am Samstag nochmals
reagieren wird. Dann wird auch Oliver Beer wieder dabei sein. Der routinierte
Verteidiger sass gestern eine Sperre ab, weil er im ersten Spiel den Schiedsrichter
attackiert haben soll. Auf dem Video sei zu sehen, wie er mit dem Ellbogen leicht
ausschlägt. Offenbar wurde der Schiedsrichter gedrängt, dies im Rapport zu
vermerken. «Nur so kann ich mir diese Sperre erklären», so Trainer Glanzmann.