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Allergien auf Zootiere
T. Herzinger
Einleitung
Huftiere
Bei einer Umfrage unter US-amerikanischen Zooveterinären gaben
32% der insgesamt 315 Befragten
Allergien auf Tierepithelien an [4].
Bei einer Untersuchung von 68 Arbeitern aus zoologischen Gärten
in Polen wurde bei 2% berufliches
Asthma auf Federn und bei 10% auf
Tierhaare aufgedeckt. Konjunktivale Beschwerden wurden mit 28%
auf Tierhaare und 8,8% auf Federn
deutlich häufiger festgestellt, ebenso rhinitische Beschwerden (23,5%
auf Tierhaare, 7,3% auf Federn) [6].
Die Prävalenz von tierbezogenen
Allergien unter den verschiedenen
in Tiergärten tätigen Berufsgruppen liegt daher vermutlich in einem ähnlichen Bereich, wie er für
andere beruflich gegenüber Tieren
exponierte Berufsgruppen (Labortierpfleger, Landwirte) angegeben
wird (11 – 44%) [18]. Neben den
genannten Studien, die keine detaillierten Angaben zu den einzelnen
Tierarten als Auslöser machen, gibt
es eine Reihe von bemerkenswerten
Fallberichten.
Zwei Arbeiter aus Wildtierreservaten in Spanien entwickelten Rhinokonjunktivitis nach Kontakt zu
Rehen (Capreolus capreolus). Kontakturtikaria oder Asthma wurden
nicht beklagt. Der ursächliche Zusammenhang konnte durch Hauttests sowie Nachweis spezifischer
IgE-Antikörper im Westernblot belegt
werden. Auffällig war eine Kreuzreaktivität zu Kuhepithelien [2]. Asthma fand sich neben einer Rhinitis
bei einem koreanischen Farmer, der
Rothirsche (Cervus elaphus) aufzog.
Auch hier fanden sich starke Reaktionen auf Epithelien anderer Vertreter
der Familie Bovidae (Schaf, Ziege,
Kuh) [7]. Ein 35-jähriger Zahntechniker bemerkte eine Verschlechterung seines Asthma bronchiale und
seiner Rhinokonjunktivitis während
Kamelritten anlässlich von Urlaubsreisen in Nordafrika. Nasale und
kutane Provokationstests mit Dromedar- (Camelus dromedarius) und
Lamaepithelien belegten einen ursächlichen Zusammenhang [16].
Eine 19-jährige deutsche Studentin,
die an Wochenenden freiwillig bei
der Tierpflege in einem zoologischen
Garten half, bemerkte das Auftreten
von Quaddeln an den Unterarmen
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Herzinger
Abb.
1A. Quaddeln
mit Reflexerythem an
der Beugeseite des Unterarms wenige Minuten
nach Kontakt mit dem
Kopf einer Giraffe. B.
Rothschild-Giraffenbulle. Aus [3] mit freundlicher Genehmigung der
S. Karger AG, Basel.
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unmittelbar nach Hautkontakt zum
Kopf eines Giraffenbullen (Giraffa
camelopardalis rothschildi) (Abb. 1).
Bemerkenswert war hier das Fehlen
von Atemwegsbeschwerden. Im Basophilenaktivierungstest mit einem
wässrigen Extrakt aus Giraffenhaaren konnte ein IgE-vermittelter Mechanismus belegt werden [3].
Ein Tierpfleger konnte über 4 Jahre ohne jegliche Beschwerden im
Elefantengehege arbeiten, bis er
sich intensiv um die Pflege eines
Jungtiers kümmern musste. Hierauf
entwickelte er asthmatische Beschwerden. Im Hauttest zeigten sich
Reaktionen auf Elefantenschuppen,
nicht jedoch auf Ziegen- oder Rinderepithel [19]. Ähnlich entwickelte
eine 26-jährige Mitarbeiterin eines
Wanderzirkus Rhinokonjunktivitis
und Bronchialasthma bei Kontakt
mit Elefanten und Pferden. Vermutet
wurde hier, dass eine bereits früher
bestehende Pferdehaarallergie der
Elefantensensibilisierung den Weg
gebahnt hatte [12].
Nagetiere
Ein 15-jähriger Schüler entwickelte beim Kontakt zum Fell eines
ausgestopften Bibers (Castor fiber)
Urtikaria sowie Rhinokonjunktivitis. Kontakt zu Meerschweinchen,
Kaninchen und Hasen war anamnestisch ohne Beschwerden möglich
[13]. Eine 19-jährige atopische Krankenschwester erlitt Atemnotattacken
beim Betreten des Nilpferdhauses
des Berliner Zoos. Bemerkenswerterweise traten diese Beschwerden
nur im Winterhalbjahr auf. Es stellte sich heraus, dass das Nilpferd-