Organische Chemie I http://www.uni-koblenz-landau.de/koblenz/fb3/ifin/chemie/ag_organische-chemie Prof. Dr. Wolfgang Imhof (E-mail: [email protected]) Institut für Integrierte Naturwissenschaften, Abteilung Chemie Organisatorisches Vorlesung: 2 SWS, Mo 8.15 – 9.45 Uhr (M201) Übung: 2 SWS, Mo 10.15 – 11.45 (M201) (Lehramt Chemie & Angewandte Naturwiss.) 1. Klausur: Mo, den 13.2.2017, 8.15 – 9.45 Uhr (Biogeo) Mo, den 13.2.2017, 10.15 – 11.45 Uhr (Lehramt Chemie & Angewandte Naturwiss.) 2. Klausur: Mo, den 10.4.2017, 9.00-10.30 Uhr (M201) Sprechstunde: nach Vereinbarung per Email oder wenn die Bürotür offensteht (M 318) Literatur ISBN: 978-3527318278; € 37,90 ISBN: 978-3642451430; € 64,99 Literatur ISBN: 978-3868941029; € 89,95 ISBN: 978-3527322923; € 69,00 Themengebiete Was ist Organische Chemie? Alkane, Alkene, Alkine Halogenalkane Alkohole, Ether Diene Aromaten Einführung Organische Chemie = Chemie des Kohlenstoffs Im Periodensystem der Elemente sind ~115 Elemente aufgeführt, für organische Verbindungen benötigt man ~6. Denoch sind ~10 Millionen organische Verbindungen bekannt. C, H, N, O, (P, S) Häufigkeit der Elemente Element 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. O Si Al Fe Ca Na K Mg H Cl P C N Erdkruste 49,5 25,7 7,5 4,7 3,4 2,6 2,4 1,9 0,9 0,19 0,12 0,08 0,03 99% Biosphäre 65,0 0,002 0,001 0,01 2,01 0,11 0,27 0,036 10,0 0,16 1,16 18,0 3,0 1-4: 96% 1-9: 99,7% 1. 5. 9. 7. 3. 8. 6. 2. 4. Ziel der Vorlesung Ableitung charakteristischer Reaktivität aus der molekularen Struktur einer Verbindung Verständnis des Ablaufs chemischer Reaktionen (Reaktionsmechanismen) Chemische Reaktionen = Brechen und Knüpfen von chemischen Bindungen Chemische Bindungen = Elektronen Chemische Reaktionen = Umordnung von Elektronen Kenntnisse der elektronischen Struktur von Bindungen notwendig (Quantenzahlen, Orbitale) Quantenzahlen Hauptquantenzahl n beschreibt Abstand der Elektronen vom Kern n = 1, 2, 3...... alte Bezeichnung: K-, L-, M-, N-.......Schale Nebenquantenzahl l Unterniveaus innerhalb einer Schale l = 0 bis l = n-1 K-Schale enthält s-Elektronen L-Schale enthält s- und p-Elektronen M-Schale enthält s-, p- und d-Elektronen Magnetquantenzahl m weitere Aufspaltung der Unterniveaus m = ganze Zahlen von -l bis +l für s-Orbitale existiert ein Energieniveau für p-Orbitale existieren drei Energieniveaus für d-Orbitale existieren fünf Energieniveaus Spinquantenzahl beschreibt Drehrichtung des Elektrons um seine Achse Werte sind +½ und -½ Räumliche Gestalt der Orbitale Bindungstypen Bindungen werden durch Wechselwirkung der Valenzelektronen der beteiligten Atome gebildet Stellung der Bindungspartner im PSE (s. Elektronegativität) bestimmt Bindungstyp Ionenbindung DEN 2 Atombindung (kovalente Bindung) 0 < DEN < 2; EN > 2 Metallbindung DEN 0; EN < 1.5 koordinative Bindung Komplexe der Übergangsmetalle Atombindung (kovalente Bindung) Ausbildung gemeinsamer Elektronenpaare zwischen Atomen H H H H H H H Cl H Cl O N H H H C H H H N H H H H O H H H C H H H gerichtet sp3-Hybridisierung, z.B.Methan Problem: Valenzelektronenkonfiguration d. Kohlenstoffs: 2s2 2p2 In Methan CH4 sind aber alle Bindungen gleich Lösung: Grundzustand Atomorbitale Hybridorbitale angeregter Zustand Bindungswinkel 109.5° sp3-Hybridisierung sp2-Hybridisierung, Doppelbindungen, z.B. Ethen Grundzustand Bindungswinkel 120° angeregter Zustand sp2-Hybridisierung sp-Hybridisierung, Dreifachbindungen, z.B. Ethin Grundzustand angeregter Zustand Bindungswinkel 180° sp-Hybridisierung Bindungslängen und Bindungsenergien 154 pm 135 pm 121 pm Bindungstyp Beispiel Bindungsenergie in kJ mol-1 Atombindung HH CH CC C=C 450 400 350 600 polare Atombindung OH 450 Ionenbindung NaCl-Gitter 750 koordinative Bindung Na+ (aq.) 400 van der Waals-Bindung N2 / N2 < 10 Wasserstoffbrücken H2O / H2O ROH / ROH 40 20 hydrophobe Wechselwirkung CH2 / CH2 < 10 Alkane: Homologe Reihe Gesättigte Kohlenwasserstoffe, alle Kohlenstoffatome sind sp3-hybridisiert Acyclische Alkane: Homologe Reihe: Cyclische Alkane: Homologe Reihe: CnH2n+2 CnH2n Alkane: Konstitutionsisomere Ab n=4 existieren mehrere Möglichkeiten, die C- und H-Atome acyclischer Alkane in einer Valenzstrichformel zusammenzusetzen z.B. C4H10 z.B. C5H12 Alkylgruppen Stammalkan Ethan Butan Alkylgruppe Typ Name primär Ethylchlorid (Chlorethan) sekundär sec-Butylalkohol (Butan-2-ol) Ethyl sec.-Butyl (1-Methylpropyl) tertiär iso-Butan (2-Methylpropan) Beispiel tert.-Butyl (1,1-Dimethylethyl) tert. Butylbromid (2-Brom-2methyl-propan) Alkane: Physikalische Eigenschaften n Name Formel Sdp [°C] Smp [°C] 1 Methan CH4 -161,7 -182,5 2 Ethan CH3CH3 -88,6 -183,3 3 Propan CH3CH2CH3 -42,1 -187,7 4 Butan CH3(CH2)2CH3 -0,5 -138,3 5 Pentan CH3(CH2)3CH3 36,1 -129,8 6 Hexan CH3(CH2)4CH3 68,7 -95,3 7 Heptan CH3(CH2)5CH3 98,4 -90,6 8 Octan CH3(CH2)6CH3 125,7 -56,8 9 Nonan CH3(CH2)7CH3 150,8 -53,5 10 Decan CH3(CH2)8CH3 174,0 -29,7 11 Undecan CH3(CH2)9CH3 195,8 -25,6 12 Dodecan CH3(CH2)10CH3 216,3 -9,6 13 Tridecan CH3(CH2)11CH3 235,4 -5,5 14 Tetradecan CH3(CH2)12CH3 253,7 5,9 15 Pentadecan CH3(CH2)13CH3 270,6 10,0 16 Hexadecan CH3(CH2)14CH3 287,0 18,2 17 Heptadecan CH3(CH2)15CH3 301,8 22,0 Alkane: Reaktivität Alkane sind unpolar keine Additionsreaktionen möglich homolytischer Bindungsbruch als erster Reaktionsschritt Hyperkonjugation Delokalisation eines bindenden Elektronenpaares (C-H) in Nachbarschaft zum einfach besetzten p-Orbital des radikalischen C-Atoms Stablität: Ethyl < iso-Propyl < tert. Butyl Pyrolyse von Alkanen sehr unselektive Reaktion, T > 800°C typische Folgereaktionen sind: Rekombination von Radikalen, daher von C2H6 bis C10H22 alles dabei H-Abspaltung Chlorierung von Methan als Beispiel einer Radikalkettenreaktion Startreaktion Kettenfortpflanzung Bildung des Methylradikals Produktbildung Kettenabbruch Energiediagramm der Bildung von CH3Cl Praktische Anwendung der radikalischen Halogenierung von Alkanen Fluorierung: selten wegen korrosiver Eigenschaften und extremer Reaktivität von Fluor, ungünstige Eigenschaften von Fluorwasserstoff Chlorierung: häufig angewandt in der Technik, da ökonomisch günstig (Chlorgewinnung aus NaCl) Bromierung: häufig angewandt im Labor, da selektivere Reaktionen und geringere Reaktivität, einfachere Handhabbarkeit, da Brom bei Raumtemperatur flüssig ist Alternativen: Sulfurylchlorid (Sdp. 69°C) N-Chlor-succinimid (Smp. 148°C) (jeweils unter Zusatz eines Radikalstarters) Exkurs: Fluorchlorkohlenwasserstoffe und die Ozonschicht der Erde 1. Homolytische Spaltung von O2 durch elektrische Entladung oder Bestrahlung oder photochemische Zersetzung von NO2 O O O O O O 2. Reaktion der Sauerstoff-Radikale mit O2Molekülen natürliche photochemische Zersetzung = Rückreaktion der O3-Bildung anthropogen: Isomerie Definition: identische Summenformel, aber unterschiedlicher räumlicher Aufbau Konstitutionsisomere: unterschiedliche Abfolge von Atomen n-Butan iso-Butan Dimethylamin Ethylamin Konfigurationsisomere: Abfolge von Atomen identisch, aber unterschiedliche räumliche Anordnung Fumarsäure Maleinsäure cis-/trans-Isomerie S-Milchsäure R-Milchsäure optische Isomerie Isomerie Konformationsisomere: diesselbe Abfolge von Atomen, aber unterschiedliche räumliche Anordnungen, die aber durch Rotation um eine s-Bindung ineinander überführt werden können Isomerie bei Cycloalkanen Konstitutionsisomere: C7H13Br (Brommethyl)cyclohexan 1-Brom-1-methylcyclohexan (1S,2R)-1-Brom-2methylcyclohexan Konfigurationsisomere: cis-1,2-Dimethylcyclopropan trans-1,2-Dimethylcyclopropan Cyclopropan wie in acyclischen Alkanen alle C-Atome sp3-hybridisiert, aus kleineren Bindungswinkeln folgt sog. Ringspannung TrimethylenDiradikal Cyclopropan Cyclobutan In einem (hypothetischen) planaren Vierring wären die C-C-C Winkel = 90°, in einem (realen) abgeknickten Molekül wird dieser Winkel zwar nicht vergrößert, dafür aber die Abstände zwischen den H-Atomen aber maximiert. Cyclopentan In einem (hypothetischen) planaren Fünfring wären die C-C-C Winkel = 108°, also nahezu ideal für sp3-hybridisierte C-Atome. In einem (realen) abgeknickten Molekül werden wieder die Abstände zwischen den H-Atomen maximiert. envelope half-chair envelope Cyclopentan ist ein fast spannungsfreies Molekül, daher erfolgt keine thermische Ringöffnung oder Hydrierung zu n-Pentan. Cyclohexan In einem (hypothetischen) planaren Sechsring wären die C-C-C Winkel = 120°, in einem (realen) abgeknickten Molekül werden fast ideale Tetraederwinkel realisiert. Axiale und äquatoriale Substituenten Beim Umklappen werden aus axialen Wasserstoffatomen äquatoriale und umgekehrt. Bei substituierten Cyclohexan-Derivaten sind die beiden Sesselformen nicht energiegleich. Energieunterschiede zwischen beiden Sesselformen X X Substituent Name H DG0 [kJ/mol] 0 CH3 methyl 7,12 CH3CH2 ethyl 7,33 (CH3)2CH iso-propyl 9,21 (CH3)3C tert-butyl ~21 COOH carboxyl 5,90 COOCH3 carboxymethyl 5,40 OCH3 methoxy 3,14 NH2 amino 5,86 F fluoro 1,05 Cl chloro 2,18 Br bromo 2,30 Bicyclische Alkane kondensiert (bzw. anelliert): Brückenkopfatome sind direkt miteinander gebunden, z.B. Decalin Konformation: trans-Decalin (trans-Bicyclo[4.4.0]decan) cis-Decalin (cis-Bicyclo[4.4.0]decan) überbrückt: Brückenkopfatome sind nicht direkt miteinander gebunden, z.B. Norbornan Bicyclo[2.2.1]heptan Exkurs: Carbocyclische Naturstoffe Terpene (oftmals Geruchsstoffe in Pflanzen, Hölzern, Ölen): Isopren (C5) Monoterpene (C10) Menthol (C10) (Pfefferminzöl) Sesquiterpene (C15) Campher (C10) (Campherbaum) oft mit vielen zusätzlichen Funktionalitäten, z.B. Taxol (C20-Grundkörper), aus Pazifischer Eibe b-Cadinen (C15) (Wacholder) Diterpene (C20) Exkurs: Carbocyclische Naturstoffe Steroide (tetracyclische Naturstoffe mit physiologischer Wirkung): alle Ringe sind transverknüpft ! Epiandrosteron gemeinsame Vorstufe: Squalen (C30) Cholesterin Cholsäure Cortison Exkurs: Carbocyclische Naturstoffe Steroide als Sexulahormone: Androgene: männliche Sexualhormone, z.B. Testosteron Östrogene: weibliche Sexualhormone, z.B. Östradiol Progestine: Schwangerschaftshormone, z.B. Progesteron, ermöglicht Einnistung eines befruchteten Eis im Uterus, bei hohem Progesteronspiegel keine weitere Eireifung, aktivere Derivate sind das Prinzip der Antibabypille Halogenalkane Die C-Hal Bindung wird zwischen einem sp3-Hybridorbital am C und einem p-Orbital am Halogenatom gebildet. Halogenmethan Bindungslänge [pm] Bindungsstärke [kJ/mol] CH3F 138,5 461 CH3Cl 174,8 356 CH3Br 192,9 297 CH3I 213,9 239 Durch die unterschiedlichen Elektronegativitäten sind C-Hal Bindungen polar. Daher sieden Halogenalkane höher als die entsprechenden Kohlenwasserstoffe. Die Polarität erhöht außerdem die Reaktivität des Moleküls, da das C-Atom durch Nukleophile angreifbar wird oder die C-Hal Bindung gebrochen werden kann. Nucleophile Substitution Das Nucleophil weist ein freies Elektronenpaar auf. Es kann sich um ein Anion oder ein neutrale Moleküle handeln. Beispiele für Nucleophile: Anionen: OH─, OR─, SR─, I─, CN─, N3─ Neutrale Moleküle: NR3, PR3 Reaktionsmechanismus der nucleophilen Substitution? Experimenteller Befund: Reaktionsgeschwindigkeit hängt von beiden Reaktanden ab. Vorderseitenangriff oder Rückseitenangriff Überprüfung an chiralen Substraten Mechanismus der SN2-Reaktion SN2-Reaktion: Einfluß der Abgangsgruppe Basenstärke: je geringer die Basenstärke der Abgangsgruppe (d.h. je stärker die davon abgeleitete Brönsted-Säure), desto besser ihr Austrittsvermögen I─ > Br─ > Cl─ > F─ > OH─ Daher gibt es weitere gute Abgangsgruppen, die auf starken Säuren beruhen: Methylsulfat Methylsulfonat (Mesylat) Trifluormethylsulfonat (Triflat) 4-Methylphenylsulfonat (Tosylat) z.B. zur Substitution ausgehend von Alkoholen trotz der schlechten Abgangsgruppe Hydroxid SN2-Reaktion: Einfluß des Nucleophils Erwartung: je basischer das Nucleophil, desto reaktiver sollte es sein. Gang in einer Periode des PSE: NH2─ > OH─ > NH3 > F─ > H2O Bei gleichem Atom als nucleophilem Zentrum ist ein Anion nucleophiler als ein neutrales Molekül. Gang in einer Hauptgruppe des PSE: I─ > Br─ > Cl─ > F─ bzw. RS─ > RO─ Warum umgekehrte Reihenfolge? Bei geladenen Nucleophilen beeinträchtigen Solvenseffekte deren Fähigkeit, in chemischen Reaktionen nucleophil zu reagieren. SN2-Reaktion: Einfluß des Nucleophils Für die Reaktivität eines Nucleophils ist seine Polarisierbarkeit entscheidender als seine Basizität. Je weiter unten in einer Hauptgruppe, desto größer und diffuser sind die Orbitale. Daher sind sie durch das positiv polarisierte C-Atom auch leichter polarisierbar. Daraus folgt eine bessere Überlappung im Übergangszustand und damit eine beschleunigte Reaktion. PH3 > NH3 bzw. H2Se > H2S > H2O SN2-Reaktion: Einfluß der räumlichen Situation an den Reaktanden am Nucleophil: am Elektrophil: in beiden Fällen R = CH3 > C2H5 > CH(CH3)2 >> C(CH3)3 SN1-Reaktionen: Solvolyse Solvolyse: Reaktion mit Solvensmolekülen (hoher Überschuß im Vergleich zum Substrat), Spezialfall Solvens = H2O heißt Hydrolyse. Substrat krel CH3Br 1 CH3CH2Br 1 (CH3)2CHBr 12 (CH3)3CBr 1,2 · 106 Experimenteller Befund: Reaktionsgeschwindigkeit hängt nur vom Elektrophil ab. Das Nucleophil ist daher am geschwindigkeitsbestimmenden Schrittes nicht beteiligt. Reaktionsmechanismus der SN1-Reaktion Schritt 1: Dissoziation zum Carbeniumion (geschwindigkeitsbestimmend) Schritt 2: Nucleophiler Angriff durch Wasser Schritt 3: Deprotonierung Stereochemische Konsequenzen der SN1-Reaktion Welche Faktoren beeinflussen eine SN1-Reaktion? Lösungsmittel: polar-protische Lösungsmittel stabilisieren das Carbenium-Ion Abgangsgruppe: je leichter die Abspaltung, desto schneller wird der geschwindigkeitsbestimmende Schritt ─OSO2R > ─I > ─Br > ─OH2+ > ─Cl Nucleophil: kein Einfluß auf die Reaktionsgeschwindigkeit, da am geschwindigkeitsbestimmenden Schritt nicht beteiligt bei zwei konkurrierenden Nucleophilen Einfluß auf Selektivität Welche Faktoren beeinflussen eine SN1-Reaktion? Stabilität des Carbeniumions: RCH2+ < R2CH+ < R3C+ Die Stabilisierung erfolgt über Hyperkonjugation (vgl. Radikale) Wann SN1, wann SN2? R SN1 SN2 CH3 nie häufig, schnell mit guten Abgangsgruppen und starken Nucleophilen primär nie häufig, relativ schnell, langsam für verzweigte Reste R sekundär langsam, nur in polar-protischen Lösungsmitteln und mit guten Abgangsgruppen langsam, nur mit guten Abgangsgruppen in polar aprotischen Lösungsmitteln tertiär häufig, schnell extrem langsam Konkurrenz zur Substitution: Elimierungsreaktionen Wenn die Bildung eines Carbeniumions der geschwindigkeitsbestimmende Schritt ist, kann es im zweiten Reaktionsschritt statt zur Addition des Nucleophils (SN1) zur Abspaltung eines Protons (E1) kommen. Mechanismus der E1-Reaktion Lösungsmittel muss ausreichend basisch zur Aufnahme des Protons sein Die E2-Reaktion Abspaltung der Abgangsgruppe und Übertragung des Protons auf die Base verlaufen synchron, nur mit sehr starken Basen in hoher Konzentration Zusammenfassung der Reaktivität von Halogenalkanen primäre RX immer SN2, außer in Gegenwart sehr starker, sterisch gehinderter Basen (z.B. tBuO─, LDA─) sekundäre RX alle Mechanismen möglich je nach Lösungsmittel, Abgangsgruppe, Base tertiäre RX im neutralen Medium SN1, als Nebenreaktion E1, im stark basischen Medium E2 Alkohole und Ether Wasser (pKs = 15,7) Alkohol ─OH = Hydroxygruppe (pKs = 15-18) RCH2OH primärer A. R2CHOH sekundärer A. R3COH tertiärer A. Ether ─OR = Alkoxygruppe bzw. Phenoxygruppe Alkohole – physikalische Eigenschaften Alkohole können Wasserstoffbrückenbindungen ausbilden. Daher sind die Schmelzund Siedepunkte höher als bei den Alkanen und Halogenalkanen. Die OH-Gruppe bewirkt außerdem eine Löslichkeit in Wasser bis der organische (unpolare) Rest zu groß wird. Formel Name Smp [°C] Sdp [°C] Löslichkeit in H2O CH4 Methan -182,5 -161,7 3,5 ml/100 ml CH3Cl Chlormethan -97,7 -24,2 0,74 g/100 ml CH3OH Methanol -97,8 65,0 unbegrenzt C2H6 Ethan -183,3 -88,6 4,7 ml/100 ml C2H5Cl Chlorethan -136,4 12,3 0,48 g/100 ml C2H5OH Ethanol -114,7 78,5 unbegrenzt C3H8 Propan -187,7 -42,1 6,5 ml/100 ml C3H7Cl 2-Chlorpropan -117,2 35,7 0,31 g/100 ml C3H7OH 2-Propanol -89,5 82,4 unbegrenzt Herstellung von Alkoholen - technisch Fermentation von Zuckern bzw. Destillation von Weinüberproduktion Hydratation von Ethen aus Synthesegas Herstellung von Alkoholen - Labor Nucleophile Substitution (Problem: Konkurrenz durch E2-Reaktion) Reduktion von Carbonylverbindungen Herstellung von Alkoholen - Labor Verwendung metallorganischer Reagenzien z.B. Reaktionen von Alkoholen mit starken Basen und Säuren Reaktion mit starken Basen: Deprotonierung der Hydroxylgruppe Reaktivität CH3 > primär > sekundär > tertiär Reaktion mit starken Säuren: Protonierung der OH-Gruppe, dann Abspaltung von Wasser zu Carbeniumion (SN1 oder E1) Umlagerung bei sekundären Carbeniumionen Hydridverschiebung!! Reaktion von Alkoholen mit Säuren Esterbildung Carbonsäureester analog mit „anorganischen“ Säuren Chromsäureester Phosphorsäureester Schwefelsäureester Sulfonsäureester Ether Nomenklatur: Name des Alkans der längsten Kette, Name der Alkoxygruppe vorangestellt Die meisten Ether sind relativ reaktionsträge, daher verbreitete Verwendung als Lösungsmittel Physikalische Eigenschaften von Ethern Ether können keine Wasserstoffbrückenbindungen ausbilden. Daher sind die Siedepunkte deutlich niedriger als bei den entsprechenden Alkoholen gleicher CZahl. Ether Name Sdp [°C] Alkohol Sdp[°C] CH3OCH3 Dimethylether -23 Ethanol 78,5 CH3OCH2CH3 Ethylmethylether 10,8 Propanol 82,4 (CH3CH2)2O Diethylether 34,5 Butanol 117,3 (CH3CH2CH2CH2)2O Dibutylether 142 Octanol 194,5 Synthese von Ethern Williamson-Ethersynthese: typische SN2-Reaktion zwischen einem Alkoholat und einem organischen Halogenid bzw. einem Methylsulfonat Butanol 60% (E) DMSO 95% DMSO >90% Synthese von Ethern Cyclische Ether durch intramolekulare SN2 von Bromo-Alkoholen: Hydroxid-Ionen sind bessere Basen als Nucleophile, daher Bevorzugung der intramolekularen vor der intermolekularen Reaktion. analog: Synthese von Ethern Symmetrische Ether durch die Reaktion von Alkoholen mit starken Säuren (korrespondierende Base darf nicht nucleophil sein) Unsymmetrische Ether nur ausgehend von tert. Butanol wegen der besonderen Stabilität des Carbeniumions Etherspaltung In Gegenwart von starken Säuren mit nucleophilen Anionen werden Ether in Alkohole und z.B. Halogenalkane gespalten (Rückreaktion der WilliamsonEthersynthese). Die Spaltung cyclischer Ether ergibt in zwei aufeinanderfolgenden Substitutionsreaktionen Dihalogenalkane. Unsymmetrische Ether werden zunächst am sterisch weniger anspruchsvollen Kohlenstoffatom angegriffen. Ringöffnung von Epoxiden (Oxiranen) zum Beispiel: Epoxidharze: Thiole und Thioether Schwefel-Analoga der Alkohole und Ether Eigenschaften: Thiole bilden schwächere Wasserstoffbrücken aus als Alkohole Thiole sind stärkere Säuren als Alkohole Thiole sind nucleophiler als Alkohole, da sie besser polarisierbar sind Verbindung Sdp [°C] CH3OH 65,0 CH3SH 6,3 CH3CH2OH 78,5 CH3CH2SH 37,0 Thiole haben einen hohen Dampfdruck, sehr „geruchsintensiv“ Thiole in der Natur Stinktier: Grapefruit: wahrnehmbar bis 10-4 ppb, d.h. 1 mg in 10 Mio Liter Wasser Pflanzen der Gattung Allinum (Knoblauch, Zwiebel, Lauch, Schnittlauch), enzymatische Umsetzung zur Sulfensäure wird durch Druck, z.B. beim Schneiden, ausgelöst, Disulfid hat antibakterielle Wirkung Alkene: Homologe Reihe Ungesättigte Kohlenwasserstoffe, mindestens eine Doppelbindung, sp2Hybridisierung der Kohlenstoffatome der Doppelbindung Acyclische Alkene mit einer Doppelbindung: Homologe Reihe: CnH2n Cyclische Alkene mit einer Doppelbindung: Homologe Reihe: CnH2n-2 Räumliche Isomerie bei Alkenen cis/trans-Isomerie: Z/E-Isomerie: sobald an mindestens ein C-Atom der Doppelbindung kein Wasserstoffatom gebunden ist, Rangfolge der Substitutionen wird nach den Cahn-Ingold-PrelogRegeln (CIP-Regeln) bestimmt Z-1-Brom-1,2difluorethen E-1-Chlor-3-ethyl-4-methyl3-hepten „Stabilität“ von Doppelbindungen über Hydrierungswärmen Stabilität allgemein: Physikalische Eigenschaften von Alkenen Siedepunkte: ähnlich wie Alkane gleicher C-Zahl Schmelzpunkte: niedriger als Alkane gleicher C-Zahl, cis < trans Alkan Smp [°C] Alken Smp [°C] Butan -138 trans-2-Buten -106 cis-2-Buten -139 trans-2-Penten -135 cis-2-Penten -180 trans-2-Hexen -133 cis-2-Hexen -141 trans-3-Hexen -115 cis-3-Hexen -138 Pentan Hexan -130 -95 Synthese von Alkenen: Eliminierung aus Halogenalkanen nach Möglichkeit bildet sich das höher substituierte stabilere Alken (SaytzevRegel), wenn B eine sterisch wenig anspruchsvolle Base ist wie z.B. EtO─. Mit sterisch gehinderten Basen (z.B. tert. Butyl-O ─) dreht sich das Verhältnis zu 27% zu 73% um (Hofmann-Regel), da die Base zu groß ist, um an das sterisch weniger zugängliche Wasserstoffatom zu gelangen. Synthese von Alkenen: Eliminierung aus Alkoholen Hier werden saure Bedingungen angewendet, daher normalerweise E1-Reaktion, d.h. die Stabilität des Carbeniumions entscheidet über die Effektivität der Reaktion. Probleme bei der Eliminierung aus Alkoholen Sekundäre Carbeniumionen neigen zu Umlagerungsreaktionen Reaktivität von Alkenen: Addition an die Doppelbindung energieverbrauchende Reaktionsschritte: Lösen der p-Bindung Dissoziation A-B energieliefernde Schritte: Knüpfen der Bindung C-A Knüpfen der Bindung C-B insgesamt meist exotherme Reaktion, da mehr Energie geliefert wird als Energie verbraucht wird Katalytische Hydrierung Die Reaktion verläuft auf der Oberfläche eines Katalysators (z.B. Platin auf Aktivkohle), um die Spaltung der H-H Bindung zu erleichtern. Addition von HX an Alkene Wegen der hohen Elektronendichte ist die Doppelbindung nucleophil und kann protoniert werden. Das entstehende Carbeniumion wird dann von X─ nucleophil angegriffen. Aus der unterschiedlichen Stabilität der Carbeniumionen ergibt sich die Regioselektivität der Reaktion (Markovnikov-Regel). Beispiele für die Markovnikov-Regel: Energiediagramm der Addition von HCl an Propen Hydratisierung von Alkenen Addition von Wasser: Der Zusatz einer Säure ist nötig, da Wasser selbst eine zu schwache Säure ist. Die Hydratisierung ist die Rückreaktion der Dehydratisierung, bei hohen Temperaturen liegt das Gleichgewicht eher auf der Seite des Alkens. Aber: Viele Alkene lagern säurekatalysiert um, d.h. bei der Hydratisierung entsteht nicht unbedingt der erwartete Alkohol. Addition von Halogenen an Alkene Die Reaktion verläuft als anti-Addition (im Gegensatz zur Hydrierung!), d.h. die beiden Halogenatome befinden sich auf entgegengesetzten Seiten des Produktmoleküls. Mechanismus der Halogenierung von Alkenen Die p-Elektronendichte der Doppelbindung polarisiert das Brommolekül. Es bildet sich ein cyclisches BromoniumIon. Durch den Angriff des Bromids von der Rückseite entsteht ein vicinales Dihalogenid. Stärkere Nucleophile als Halogenid können das Bromoniumion abfangen. Synthese von anti-MarkovnikovProdukten - Hydroborierung Im Normalfall reagiert das Proton mit dem niedriger substituierten Kohlenstoffatom der Doppelbindung und das Nucleophil mit dem höher substituierten (MarkovnikovRegel). Mit umgekehrter Regioselektivität verläuft die Reaktion mit einem Reagenz, in dem Wasserstoff der negativ polarisierte Partner ist. Die Oxidation der Trialkylborane ergibt Alkohole, die relativ zum Ausgangs-Alken eine anti-Markovnikov-Konstitution aufweisen. Dimerisierung und Oligomerisierung von Alkenen kationische Polymerisation: sauer katalysiert über Carbeniumionen anionische Polymerisation radikalische Polymerisation durch Übergangsmetalle katalysierte Polymerisation Anionische Polymerisation Beispiel: 2-Cyano-acrylsäuremethylester (Sekundenkleber) Radikalische Polymerisation von Ethen zu Polyethylen Kettenabbruch durch Kombination zweier Radikale Verzweigung in der Kette möglich durch Reaktion mit OR Molare Massen bis 106 g/mol Wichtige Polymere ausgehend von Alkenen Monomer Struktur Polymer Anwendungen Ethen Polyethylen Tragetaschen, Behälter Chlorethen Polyvinylchlorid Rohre, sonst. Kunststoffe Tetrafluorethen Teflon Beschichtungen z.B. Bratpfannen Ethenylbenzen Polystyrol geschäumte Verpackungsmaterialien Propennitril Polyacrylnitril (Orlon) Kunstfasern 2-Methyl-acrylsäuremethylester Plexiglas schlagfeste Verschalungen, Behälter 2-Methylpropen Elastol Bekämpfung von Ölverschmutzungen Alkine: Homologe Reihe Ungesättigte Kohlenwasserstoffe, mindestens eine Dreifachbindung, sp-Hybridisierung der Kohlenstoffatome der Dreifachbindung, Bindungs winkel 180° Acyclische Alkine mit einer Dreifachbindung: Homologe Reihe: Cyclische Alkine mit einer Dreifachbindung: Homologe Reihe: CnH2n-2 CnH2n-4 widerspricht eigentlich dem idealen Winkel von 180°, daher sind die Ringe gespannt und nur größere Ringe sind stabil „Stabilität“ von Dreifachbindungen über Hydrierungswärmen Die Dreifachbindung ist reaktiver als die Doppelbindung, eine Reaktion liefert mehr Energie Interne Alkine sind stabiler als terminale Alkine. Physikalische Eigenschaften der Alkine Wegen der Linearität der Moleküle sind sie relativ unpolar, daher sehr niedrige Siedepunkte Alkin Formel Sdp [°C] Ethin C2H2 -87°C (Subl.) Propin C3H4 -23,2 1-Butin C4H6 -8,1 2-Butin C4H6 27,0 Dreifachbindung hat hohen Energieinhalt, daher sind Alkine sehr reaktiv, niedrige Alkine reagieren unter Umständen explosiv Wegen des höheren s-Anteils sind terminale Alkine vergleichsweise sauer Synthese von Alkinen Aus Dihalogenalkanen durch Eliminierung in Gegenwart starker Basen Daher sind Alkine aus Alkenen durch zunächst eine Addition von Br2 und anschließende Eliminierung von 2 HBr darstellbar. Synthese von Alkinen aus Alkinylanionen Technische Synthese von Acetylen Hydrierung bzw. Reduktion von Alkinen Elektrophile Addition von Halogenen und Halogenwasserstoffen an Alkine Die Reaktionen verlaufen ein- oder zweimal Elektrophile Addition von Wasser an Alkine Bei terminalen Alkinen folgt die Hydratisierung der Markovnikov-Regel. Es entstehen Enole, die zu den stabileren Carbonylverbindungen (Ketone) umlagern. Terminale Alkine: Symmetrische interne Alkine: Unsymmetrische interne Alkine: Hydroborierung an Alkine s. Alkene: Durch den negativ polarisierten Wasserstoff des Borans erfolgt die Addition an terminale Alkine als anti-Markovnikov-Addition. Aus dem entsprechenden Enol entsteht ein Aldehyd. Alle anderen Alkine ergeben Ketone. Technische Verwendung von Acetylen Darstellung von Methanol und Monomeren für die Kunststoffindustrie Technische Verwendung von Acetylen Darstellung von THF Delokalisierte p-Systeme 1. Beobachtung: Chlorpropen geht sehr leicht SN1-Reaktionen ein, obwohl primäre Carbeniumionen ansonsten instabil sind besondere Stabilität des Allyl-Kations ? 2. Beobachtung: Auch die C-H Bindung in Propen lässt sich relativ leicht homolytisch oder heterolytisch spalten Mesomeriestabilisierung von Allylsystemen Allyl-Kation: Allyl-Radikal: Allyl-Anion: Radikalreaktionen in Allylstellung Selektivitätsproblem wegen Konkurrenz zur Addition an Doppelbindung Selektivitätsproblem bei unsymmetrischen Allylradikalen (technisch wichtig ist die Herstellung von Allylchlorid) Oxidation in Allylstellung (s. Ranzigwerden von ungesättigten Fettsäuren) SN-Reaktionen in Allylstellung Auf Grund der Mesomerie können dieselben Produkte aus verschiedenen Ausgangsstoffen entstehen, bei unsymmetrischen Allyl-Kationen evtl. Selektivitätsprobleme Konjugierte Doppelbindungen – Diene Welche Verbindungen haben konjugierte und welche isolierte Doppelbindungen? Stabilisierung von konjugierten relativ zu zwei isolierten Doppelbindungen Als Anhaltspunkt können die Hydrierungswärmen benutzt werden: Die Konjugation stabilisiert 1,3-Butadien um ~15 kJ/mol Bindungsverhältnisse im 1,3-Butadien Reaktivität von Butadienen gegenüber Elektrophilen Die Addition von Elektrophilen kann an nur einer Doppelbindung oder in 1,4-Position erfolgen. typischer Fall von thermodynamischer vs. Kinetischer Kontrolle Butadien-Derivate in Cycloadditionen (Diels-Alder-Reaktion) Aus einem Dien (4 p-Elektronen) und einem Dienophil (2 p-Elektronen) wird in einer [4+2]-Cycloadditon ein Cyclohexen-Derivat aufgebaut. Idealerweise sollte es sich um ein elektronenreiches Dien und ein elektronenarmes Dienophil handeln. 1950 Otto Diels 1876 - 1954 Kurt Alder 1902 - 1958 Diels-Alder-Reaktion – gängige Diene und Dienophile Dien Name Dienophil Name 1,3-Butadien Tetracyanoethylen 2,3-Dimethyl-1,3butadien Maleinsäuredimethylester trans,trans-2,4Hexadien Fumarsäuredimethylester Cyclopentadien Maleinsäureanhydrid Fulven Acrolein Cyclohexadien Acrylsäuremethylester 1,2-Dimethylencyclohexan Acetylendicarbonsäure -dimethylester Verlauf der Diels-Alder-Reaktion Durch den konzertierten Verlauf, d.h. alle Bindungsänderungen verlaufen gleichzeitig, ist die Diels-Alder-Reaktion außerdem stereospezifisch. Diels-Alder-Reaktion: Beibehaltung der Konfiguration des Diens Methylgruppen außen Methylgruppen cis-ständig Methylgruppen außen und innen Methylgruppen trans-ständig Diels-Alder-Reaktion: Beibehaltung der Konfiguration des Dienophils Carboxylgruppen cis-ständig Carboxylgruppen cis-ständig Carboxylgruppen trans-ständig Carboxylgruppen trans-ständig Diels-Alder-Reaktion: Die endo-Regel Sind in einer Diels-Alder-Reaktion das Dien oder das Dienophil cyclisch, entstehen als Reaktionsprodukte Bicyclen. Über die Stereochemie entscheidet die Orientierung der Ausgangsverbindungen relativ zueinander. exo-Addition: endo-Addition: Stereospezifität der Diels-Alder-Reaktion: Zusammenfassung Stellung von a, i, endo, exo relativ zueinander in den Ausgangsstoffen bleibt erhalten Elektronenziehende Substituenten in cis-Dienophilen sind im Produkt immer endo a ist im Produkt immer cis zu endo Polymerisation von Butadienen Poly(vinylethen) Poly(butadien) Aromatische Verbindungen Benzen wurde erstmals im 17. Jahrhundert dargestellt, jedoch erst 1834 durch Mitscherlich als C6H6 identifiziert ("Benzin"), im selben Jahr durch Liebig Umbenennung in "Benzol", heute nach IUPAC "Benzen" Probleme machte lange Zeit die Zuordnung der richtigen Strukturformel aus 217 Möglichkeiten Eilhard Mitscherlich 1794 - 1863 Claus 1867 Dewar 1867 Ladenburg 1869 von Baeyer 1888 Thiele 1899 Kekulé 1865 August Kekulé 1829 - 1896 Aromatizität Im Gegensatz zu Alkenen und Alkinen reagiert Benzen mit Halogenen nicht in einer Additions- sondern einer Substitutionsreaktion. Ursache für dieses Verhalten ist ein energetisch begünstigter Zustand, in dem die 6 p-Elektronen über den gesamten Ring delokalisiert sind. Kriterien der Aromatizität: planarer cyclischer Molekülbau alle Ringatome sp2-hybridisiert ununterbrochenes System konjugierter Doppelbindungen mit insg. (4n+2) p-Elektronen (Hückel-Regel) Bindungsverhältnisse in Benzen Energetische Betrachtung der Aromatizität in Benzen Eine energetische Betrachtung des Beitrages, den die Aromatizität zur Stabilität von Benzen beiträgt, können wieder Hydrierungswärmen liefern. Der aromatische Zustand liefert ca. 120 kJ/mol zusätzliche Stabilität. Andere Beispiele für die Anwendung der Hückel-Regel Naphthalen (10 p-e-) Anthracen (14 p-e-) Phenantren (14 p-e-) Dihydropyren (14 p-e-) nicht aromatische cyclische Polyene: Cyclobutadien (4 p-e-) Cyclooctatetraen (8 p-e-) Azulen (10 p-e-) Nomenklatur von Benzenderivaten monosubstituiert: Name des Substituenten als Präfix, Suffix „benzen“ Fluorbenzen Nitrobenzen Ethylbenzen disubstituiert mit zwei identischen Substituenten: ortho- metaDichlorbenzen para- Nomenklatur von Benzenderivaten mehrfach substituiert mit identischen oder unterschiedlichen Substituenten: 1-Brom-3-chlorbenzen 1,2,4-Trinitrobenzen 1-Ethinyl-3-Ethenyl-5-Ethylbenzen Beispiele für gebräuchliche Trivialnamen: Toluen o-Xylen Styren Phenol Anisol Benzaldehyd Benzoesäure Anilin Elektrophile aromatische Substitution Im Gegensatz zu Alkenen führt die Addition eines Elektrophils nicht zur Polymerisation sondern unter Erhalt des aromatischen Systems zu Substitutionsprodukten. Mechanistisch verläuft die Reaktion als Additions-/Eliminierungsreaktion. Addition des Elektrophils: Eliminierung von H+ und Rearomatisierung: Energetischer Verlauf der elektrophilen aromatischen Substitution Wegen der hohen Aktivierungsenergie (Aufgabe des aromatischen Systems) sind starke Elektrophile und/oder Katalysatoren nötig. Die Gesamtreaktion ist exotherm, wenn C-E eine stärkere Bindung ist als C-H. Halogenierung von Benzen Der Zusatz einer Lewis-Säure als Katalysator ist notwendig, um eine ausreichende Elektrophilie zu erreichen. Fluorierung: explosiv Chlorierung: Zusatz von FeCl3 Bromierung: Zusatz von FeBr3 Iodierung: endotherm, Zusatz von AgNO3 Nitrierung und Sulfonierung von Benzen Durch Zusatz von Schwefelsäure als wasserentziehendes Mittel entstehen ausreichend elektrophile Nitroniumionen. Schwefelsäure ist ebenfalls nicht elektrophil genug, aber „rauchende“ Schwefelsäure enthält ca. 8% Schwefeltrioxid. Die Sulfonierung kann durch Entfernen von SO3 reversibel gestaltet werden. Friedel-Crafts-Alkylierung Als elektrophiles Reagenz werden Carbeniumionen verwendet. Geeignete Substrate sind daher alle Stoffe, die Carbeniumionen bilden können (Alkohole, Alkene, Halogenalkane). Es wird meist eine Lewis-Säure als Initiator zugesetzt. Beispiele für Alkohole und Alkene: Friedel-Crafts-Acylierung Als elektrophiles Reagenz fungiert das Acylium-Kation, das aus Carbonsäurehalogeniden durch Reaktion mit Lewis-Säuren entsteht. Da AlCl3 auch an das Produkt bindet, muss es stöchiometrisch zugesetzt und am Ende hydrolisiert werden. Selektivität der Zweitsubstitution Ein am Benzen vorhandener Substituent beeinflusst den Ort und die Geschwindigkeit einer weiteren Substitution. Die Kenntnis dieser Effekte ist daher wichtig zur Syntheseplanung regioselektiver Umsetzungen. Beispiele für disubstituierte Aromaten in Schmerzmitteln: Aspirin (2-Acetylsalicylsäure) Paracetamol (N-(4-hydroxyphenyl)acetamid) Ibuprofen (2-[4-(2-Methylpropyl)phenyl]-propansäure) Welche Effekte bewirken die Selektivität der Zweitsubstitution? Induktion: wird durch das Verhältnis der Elektronegativitäten der Bindungspartner bestimmt, wirkt über das s-Bindungsgerüst, kurze Reichweite Mesomerie/Resonanz: wirkt über p-Bindungen, besonders effektiv in geladenen Teilchen oder Substituenten mit Formalladungen, hohe Reichweite, überkompensiert einen induktiven Effekt anderen Vorzeichens Effekt e—-Dichte im Aromaten Reaktivität Ort der Zweitsubstitution Beispiele +I erhöht aktiviert o/p Alkyl -I verringert deaktiviert m -CF3, -NR2, -OR, (-X), -COR, -CN, -NO2, -SO3H +M stark erhöht stark aktiviert o/p -NR2, -OR, (-X) -M stark verringert stark deaktiviert m -COR, -CN, -NO2, -SO3H +I-Effekt ortho-Angriff: meta-Angriff: para-Angriff: -I-Effekt ortho-Angriff: meta-Angriff: para-Angriff: +M-Effekt ortho-Angriff: meta-Angriff: para-Angriff: -M-Effekt ortho-Angriff: meta-Angriff: para-Angriff: Keine Regel ohne Ausnahme ! Halogene sind deaktivierend (da relativ elektronegativ), aber dennoch ortho/paradirigierend (da +M-Effekt) Die Reihenfolge entscheidet ! beide Substituenten sind meta-dirigierend, aber einer zu stark deaktivierend Chemie der Substituenten am Benzenring Eine Benzylgruppe bildet sehr leicht mesomeriestabilisierte Kationen, Radikale und Anionen (vgl. Allylverbindungen) Protonen in Benzylstellung sind daher mit starken Basen abspaltbar (pKs ~ 41) Benzylether können unter sanften Bedingungen gespalten werden (Schutzgruppe für OH-Gruppen) Benzyl-Radikal Reversible Umwandlungen von funktionellen Gruppen Phenole Phenole weisen eine Hydroxylgruppe (-I-, +M-Effekt) am aromatischen Ring auf, dadurch existieren mesomere Grenzformen mit positiv geladenem Sauerstoff. Phenol ("Carbolsäure") ist daher leicht acide (pKs ~ 10). Die korrespondierende Base (Phenolat-Ion) ist ebenfalls mesomeriestabilisiert. Zusätzliche Substituenten mit –M-Effekt erhöhen die Acidität weiter. Phenolderivate o-, m- und p-Kresol: Dihydroxybenzene: Brenzcatechin Resorcin Hydrochinon Darstellung von Phenolen (und Anilinen) durch nucleophile aromatische Substitution Eine nucleophile aromatische Substitution kann durch den Angriff starker Nucleophile (OH-, NH2-) an elektronenarmen Aromaten erfolgen. Synthese von Phenolen aus DiazoniumSalzen Reaktionen von Diazonium-Salzen
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