Sozi´s für alle! - Rationalgalerie

Sozis für alle!
Wir sind nicht käuflich, nur billig
Autor: U. Gellermann
Datum: 24. November 2016
Damit hatte Tante Marlis wirklich nicht gerechnet: Frank! Walter! Steinmeier!
zierte Ihren Geburtstag! Alle hatten zusammengelegt, ihr Bruder Günther, ihre
Kinder, alle Verwandten und sogar Nachbarn und Kollegen hatten was in den
Klingelbeutel getan, nur um Marlis die größte Freude ihres 60-jährigen Lebens
zu machen: Einmal mit Frank Walter Steinmeier im selben Raum zu sein.
Schön, die halbe Stunde sollte 7.000 kosten, aber Steinmeier hatte dafür eine
wunderbare Rede gehalten. Doch wie er drauf kam, dass ausgerechnet sie,
Marlis Müller, eine ?wirkliche Verteidigerin der westlichen Werte? sein sollte?
Da waren ihm wohl die Manuskripte durcheinander gekommen. Aber diese
eleganten weißen Haare! Die blinkend geputzte Brille! Der schicke Anzug!
Umwerfend!
Es war Ihr Bruder Günther gewesen, dem die Idee gekommen war. Als Günther
bei der Agentur ?Network Media? anrief, er hatte von ihr aus dieser Anzeige
?Rent a Sozi? erfahren, bekam er gleich den Agenturchef an den Apparat: ?Ja,
für 7.000, da können wir keine großen Sprünge machen. Und auch noch
Steinmeier? Dann geht es nur für ne schnelle halbe Stunde. Wollen Sie nicht
lieber die Schwesig? Ist ja nur ne Frau, kicherte er, die bleibt für den selben Preis
ne ganze Stunde. Wenn sie den Heiko Maas nehmen, kriegen Sie noch ne
Rechtsschutzberatung dazu. Ach, Ihre Schwester steht kurz vor der Rente?
Dann sollten Sie mal über Frau Nahles nachdenken, die habe ich im
Sonder-Angebot, die können Sie schon für 5.000 haben.?
Aus Branchenkreisen erfährt man inzwischen, dass die SPD-Agentur ihr gutes
Geschäft ausbauen wird. Vertraulich lässt der Agentur-Chef durchblicken, dass
er Anfragen aus dem In- und Ausland für Frau Merkel hat, sogar für Seehofer
lägen Angebote vor: ?Da will ein amerikanisches Sicherheits-Unternehmen
einen echt bayerischen Abend machen, ob der Seehofer denn auch jodeln
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könne haben die gefragt. Na, für Geld macht der alles. Und als Überraschung
könnte die Firma für ihre Gäste sogar Anteile an deutschen Autobahnen
verlosen, unter dem Slogan `Räder müssen rollen für den Sieg´. Passt doch für
Blackwater prima". ? Mit Slogans kennt sich Hans-Gerd Conrad von der Network
Media-Agentur aus. Schließlich hat er über das Thema ?Werbung und
Markenartikel am Beispiel von Dr. Oetker? promoviert. ?Die Merkel will ich
unter dem alten Pudding-Spruch `Zufriedene Mienen danken es Ihnen!´ ins
Geschäft bringen, man kann doch alles recyclen.?
Die Debatte darüber, ob denn bei der Politiker-Vermietung nicht ein Verstoß
gegen das Parteiengesetz vorliege, wird von führenden Demokratie-Experten
energisch zurück gewiesen. Der Soziologe Jürgen Habermas soll sogar das
Politiker-Mietmodell nachdrücklich gelobt haben. Damit seien gewisse
?Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus? endgültig liquidiert: Es sei doch
ein völlig transparenter Akt, wenn sich Bürger ihren Politiker für Geld ins Haus
bestellten. Man bekäme, was man bestellt habe. Legitimer ginge es wirklich
nicht. Der TV-Philosoph Peter Sloterdijk hält das Modell sogar für die von ihm
propagierte ?Revolution der gebenden Hand?. Mit ihm könnte der noch
herrschende ?Steuer-Sozialismus? endgültig abgeschafft werden. Sloterdijk
kann sich sogar eine Leasing-Variante vorstellen: ?Dann ginge der jeweilige
Politiker endgültig in den Besitz des Käufers über. Natürlich nur, wenn der
Besitzer umgehend und endgültig von allen Steuern befreit werden würde. Ich
könnte mir auch eine Namens-Änderung vorstellen. Sagen wir mal Siggi
Mercedes Gabriel, das hat doch Klang.?
Derweil läuft im Finanzministerium das Nachdenken auf Hochtouren. Es kann
nicht sein, soll Dr. Schäuble gesagt haben, dass irgend so eine Sozi-Agentur den
ganzen Rahm abschöpft. Die Sache müsse juristisch einwandfrei an das
Wahlrecht angebunden werden. Konservative Werte seien zur Zeit groß im
Kommen. Da habe es doch das preußische Drei-Klassen-Wahlrecht gegeben, als
das Wahlrecht noch an die Steuerleistung des Wählers gebunden gewesen sei:
Wer viel zahlte, dessen Stimme habe eben mehr Gewicht gehabt. Einwände,
dass die Unternehmer doch eher Steuer vermeiden würden, wischte Schäuble
vom Tisch. Er wolle das Wahlrecht an den Umsatz binden, das könnte auch die
deutsche Wirtschaft fördern: Mehr Umsatz, mehr Export, mehr Weltgeltung,
mehr schwarze Nullen.
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Das Wort Weltgeltung löste auch im Hause von der Leyen hektische
Betriebsamkeit aus, bis Dr. Katrin Suder, Staatssekretärin und ständige
Vertretung der Unternehmensberatung McKinsey im
Bundesverteidigungsministerium, zur Ordnung rief: Diese SPD-Agentur sei
wirklich ein Modell von gestern, weder lean noch smart. Das Ganze wirke doch
wirklich käuflich und billig. Das einzig wahre Modell der Bürgerbeteiligung sei
ihr Beispiel: Die Konzerne würde ihre Vertreter direkt in die Ministerien senden
und dort würden die dann unmittelbar vom Staat bezahlt. Billig sei es auf
keinen Fall und, weil ja nicht die Unternehmen das Beamtengehalt zahlen
würden, auch nicht käuflich. Auf die Frage einer Praktikantin, wo denn nun die
Beteiligung des normalen Bürgers bliebe, soll die Runde im Ministerium
herzlich gelacht haben. Überliefert ist die Bemerkung der Staatssekretärin:
?Wozu gibt es denn Fernsehen, Schätzchen??
Uli GellermannZum EU-Propaganda-Beschluss:
https://de.sputniknews.com/politik/20161124313501166-eu-anti-propaganda-besc
hluss/
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