Kurier Interview – In Gold we Trust

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THEMENWOCHE
GELDANLAGE
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Montag
14. November 2016
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14. November 2016
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
EINE PRODUKTION DER MEDIAPRINT
THEMENWOCHE
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6
Gold als
Wertanlage
„Derzeit spüren
wir wieder
einen starken
Anstieg beim
Kauf von
Goldbarren.“
Reinhard Walz, Head of Sales, Ögussa
Edelmetall. IninstabilenZeitenundwenn
die Börsen Überraschungen verkraften
müssen, wird Gold gepriesen. Es gilt
beim Kauf des Edelmetalls jedoch
einiges zu beachten.
V
on Juli bis Oktober 2016
ist der Goldkurs um etwa
120Eurogefallen.Betrachtet man aber die Entwicklung
seit Beginn des Jahres, ist der
Goldpreis in Euro um 16 Prozent
gestiegen, auf Dollar-Basis waren es 18 Prozent und in britischen Pfund sogar 42 Prozent.
Ist Gold weiter im Aufschwung?
Für den Goldexperten RonaldPeter Stöferle, Managing Partner
bei Incrementum Liechtenstein,
steigtwenigerderGoldpreis,sondern sinkt die Kaufkraft der verschiedenen Papiergeld-Währungen. Den Grund dafür sieht er in
einersystemischenKrise,derstei-
genden Verschuldung und den
daraus resultierenden, sukzessive sinkenden Zinsen. „Die Konsequenz ist ein Anlagenotstand bei
institutionellen Investoren und
die Angst vor hohen Inflationsraten. Diese Probleme sind neu
undauchdieLösungsansätzewie
zum Beispiel Quantitative Easing oder Negativzinsen gab es
in der Geschichte noch nie und
daherweißniemand,wiedasausgehenwird.EinenTeildesVermögens in Gold zu allozieren, kann
hier eine gute Idee sein.“
Seit 6000 Jahren begehrt
Doch nicht nur in Krisenzeiten
ist Gold gefragt. Das gelbe Edelmetall übt seit Tausenden Jahren eine besondere Anziehung
aufdenMenschenaus.Dieältesten Schmuckstücke aus Gold
wurden vor mehr als 6000 Jahren gefertigt. „Was haben die
Heiligen drei Könige mitgebracht?“, fragt Gerhard Starsich,
Generaldirektor der Münze Österreich. „Die drei kostbarsten
Güter der damaligen Zeit: Myrrhe, Weihrauch und Gold. Insbesondere die letzte Entscheidung
scheint richtig, denn es hätte bis
heute seinen Wert erhalten.“ Die
Beliebtheit hält bis heute ungebrochen an. Etwa 175.000 Ton-
nen des Edelmetalls wurden laut
World Gold Council bisher gefördert und jährlich kommen ca.
1,5 Prozent dazu.
Diese Knappheit ist der
Grund für die Attraktivität von
Gold, so Stöferle. „Man muss
zwischen Sicherheits-Gold, also physischem Gold, und Performance-Gold
unterscheiden.
Wer das Gegenparteienrisiko
minimieren will, kauft Gold in
Münzen- oder Barrenform. Wer
nur an Preistrends teilhaben
will, kauft Minen-Aktien oder
Fonds. Physisches Gold ist kein
Investment, sondern eine Form
des Sparens. Man sollte es mit
Währungen vergleichen und
nicht mit Aktien oder Immobilien. Gold ist werterhaltend. Bei
Aktien dagegen stellt man sein
Kapital der produktiven Wertschöpfung zur Verfügung und
partizipiert an den generierten
Erfolgen oder auch Verlusten.
Dabei gibt es natürlich ganz andereRisiken:Finanzmarkt-oder
Managementrisiken. Und Immobiliensindebennichtmobil.“
und dem Verlust seiner sonstigen Anlagen hat, kann für einen Teil seines Vermögens physisches Gold kaufen, also Goldmünzen oder -Barren. Experten
ratenzueinemAnteilamVermögen von 5 bis 25 Prozent. Da
sich Gold oft entgegengesetzt
zum Aktienmarkt verhält, kann
es eventuelle Schwankungen
im Portfolio abschwächen. Ein
Blick auf die vergangenen vier
Jahrzehnte zeigt, dass es auch
beim Goldkurs zu deutlichen
Schwankungen kommt. Dennoch hat Gold besonders in Krisenzeiten eine bessere Performance als Aktien oder Landes-
Schwankung abschwächen
Der Rendite wegen Gold zu kaufen, kann deswegen nur bedingt empfohlen werden. Wer
aber Angst vor hoher Inflation
In Gold We Trust
Interview. Goldexperte Ronald-Peter Stöferle erklärt, wie sich das Geldsystem im Goldpreis spiegelt
Inwieweit spiegelt sich die Realwirtschaft im Goldpreis wider?
Das Goldangebot ist – im Gegensatz zu den offiziellen Papiergeldwährungen – sehr unelastisch. Letztere sind gerade
aufgrund der Elastizität des
Geldangebots,diesichindenexzessiven Schuldenständen niederschlägt, an einem kritischen
Punkt angelangt. Die BeschäftigungmitGoldalsmonetäresMetall ist sehr interessant, da sich
der Zustand des gesamten GeldundFinanzsystemsimGoldpreis
spiegelt.
Lässt sich vorhersagen, wie sich der
Goldkurs in den kommenden Jahren
entwickeln wird?
Bei Incrementum sind wir
sehrzuversichtlich,dasssichder
Goldkurs trotz der gegenwärtigen Korrektur in den nächsten
Monaten positiv entwickeln
Ronald-Peter
Stöferle gibt jährlich
einen „GoldReport“ heraus
„Bei Incrementum sind wir sehr
zuversichtlich, dass sich der
Goldkurs trotz der
gegenwärtigen Korrektur in den
nächsten Monaten positiv
entwickeln wird.“
Ronald-Peter Stöferle, Goldexperte bei Incrementum
„Minenaktien
sind sehr volatil,
daher als
Investment
spannend, aber
Welche Informationsquellen für
Investitionen in Gold gibt es für nichts für
Normalverbraucher?
Indem man zum Beispiel un- Nervenschwache.“
sere Publikation „In Gold We
wird. Letztes Jahr um diese Zeit
ist der Ölpreis kollabiert. Wenn
der jetzige Ölpreis mit jenem
des Vorjahres verglichen wird,
wird die Inflation steigen, der
Realzins fallen und dem Goldpreis dadurch richtig Aufwind
verleihen.
Trust“ liest. Zudem bieten wir
einWIFI-SeminarüberGoldund
Silber an. Natürlich kann man
sich auch im Internet informieren, jedoch ist dabei Vorsicht geboten. In der Goldszene gibt es
hartgesottene Goldbugs, sie sehen Gold dogmatisch als einziges Allheilmittel gegen eine
wirtschaftliche Apokalypse. Andererseits gibt es Analysten, die
den monetären Charakter von
Gold nicht verstehen, es aufgrund seiner Bedeutungslosigkeit für die Industrie für völlig
überbewertet halten und als
„reine Spekulation“ abstempeln.Ichdenke,hiergibteseinen
„goldenen Mittelweg“.
Was halten Sie als Goldexperte
von modernen, meist digital angebotenen Anlageformen wie Goldmoney, früher Bitgold genannt?
Bei Bitgold kann man Gold
sparen und per Karte in der jeweils benötigten Währung ausgeben. Gold, das ich als monetäres Gut betrachte, und das über
lange Zeit vorrangig auf die
Ronald-Peter Stöferle,
Goldexperte bei Incrementum
Wertaufbewahrungsfunktion
beschränkt war, wird nun auch
im Umfeld weltweiter Finanztransaktionen wieder als Zahlungsmittel einsetzbar. Ich finde das genial und traue auch
dem Team von Bitgold viel zu!
Wie sind Aktien von Bergbau-Unternehmen, die Gold schürfen, zu
bewerten?
Minen-Aktiensindsehrvolatil, aber dadurch auch als Investment sehr spannend. Zuletzt
fand in dem Sektor eine große
Bereinigung statt, bei der viele
Unternehmen in Konkurs gegangensindundandereamRandedesselbenstanden.DieUnternehmen, die überlebt haben,
sind jetzt schlanker und gesünder aufgestellt als vor dieser Krise.EineInvestitionindierichtige
Firma kann sich auszahlen, jedoch ist das eher das Handwerk
von Anlage-Profis.
– CHRISTOPH ADAMEK
FOTOS: GREMLIN/ISTOCKPHOTO.COM; INCREMENTUM LIECHTENSTEIN
Sie beschäftigen sich schon seit
mehreren Jahren mit den Finanzmärkten und speziell mit Gold.
Warum gerade Gold?
Ronald-Peter Stöferle: Dass Gold
in vielen Kulturen einen besonderen Wert hatte und als Zahlungsmittel verwendet wurde
und nicht beispielsweise Salz
oderVieh,hatguteGründe.Gold
vereint viele Eigenschaften, die
gutes Geld haben muss: Es ist
nichtleichtzufälschen,physisch
robust, nicht beliebig vermehrbar, leicht teil- und transportierbarundwirdnichtdurcheineindustrielle Verwendung aufgebraucht.
währungen. Während der USImmobilienkrise und der weltweiten Finanzkrise 2007 bis
2009 verzeichnete der MSCI
WorldAktienindexeinenVerlust
von 46,1 Prozent, während der
Goldwert um 33,8 Prozent
stieg. Ein extremer Einzelfall.
Trotzdem zeigt die Gegenüberstellung des Aktien-Index S&P
500 und Gold, dass Gold dann
besser performt, wenn es dem
Aktienindexschlechtgehtbeziehungsweise umgekehrt. „Es
gibt viele langfristige Vergleiche, welche belegen, dass Gold
trotzallerKrisenauchüberJahrhunderte seine Kaufkraft behielt“, ergänzt Starsich. „So
konnte man dem Alten Testament zufolge im 6. Jahrhundert
vor Christus in Babylon für eine
Unze Gold 350 Laib Brot erwerben. Auch heute erhält man dafür in etwa den gleichen Gegenwert.Siesehen,GoldalsWertanlage überzeugt durch Sicherheit und nicht durch kurzfristigen Gewinn.“ 1950 zahlte man
für eine Maß Bier am Oktoberfest umgerechnet 0,82 Euro.
Für eine Feinunze Gold bekam
man 92 Maß. 2015 musste man
mitimSchnitt10,25Eurofürein
Glas etwa den zwölffachen Betrag bezahlen, bekam für dieselbe Menge Gold 100 Gläser Bier.
Richtig investieren
Die „richtige“ Anlagestrategie
für Gold gibt es nicht. „Je pessi-
mistischer,destomehrGoldsollte man akkumulieren. Wobei
dieser sogenannte ‚Fear-Trade‘
eher im Westen vorkommt. In
den asiatischen Schwellenländern, die mittlerweile mehr als
zwei Drittel der Nachfrage ausmachen, hat Gold eher monetären Charakter und man spricht
vom „Love-Trade“, also dem
Kauf von Gold aufgrund von persönlichen und kulturellen Gründen,“ erklärt Stöferle. Wer Gold
aber nicht aus Liebe, sondern
aus finanziellem Kalkül kauft,
sollte auf den richtigen Zeitpunkt warten. „Ein guter Zeitpunkt ist immer dann, wenn alle
sagen, man sollte verkaufen,
sprich, wenn die Stimmungslage
sehr negativ ist. Zum Beispiel voriges Jahr im Dezember, als alle
vor der großen Zinserhöhungswelle in den USA gewarnt haben,wareinidealerEinstiegszeitpunkt. Seitdem ist der Kurs deutlich gestiegen“, so der Banker.
„Auch bieten Events wie das Brexit-Votum, das überraschend
ausging und die Unsicherheit in
denMärktenschlagartigerhöhte,
sehr gute Chancen, da die Märkte den Überraschungsfall meist
nicht einpreisen.“ Auch der USWahltag hat eine solche Gelegenheit geboten: Da Donald Trump
überraschend gewonnen hat, ist
der Goldpreis am Tag nach der
Wahl um 5,20 Dollar auf
1278,70 Dollar pro Feinunze gestiegen.
– CHRISTOPH ADAMEK