„Ein sehr spannender Cocktail für Gold“

Märkte
Interview
„Ein sehr spannender
Cocktail für Gold“
Smart Investor im Gespräch mit Ronald-Peter Stöferle
von der Liechtensteiner Incrementum AG, die den jährlichen Report
„In Gold we Trust“ herausgibt
Smart Investor: Herr Stöferle, haben wir
die Trendwende beim Goldpreis gesehen?
Stöferle: Ich bin der festen Überzeugung,
dass wir im Dezember 2015 nun auch auf
USD-Basis die Tiefststände gesehen haben.
Zuvor hatte sich Gold bereits in vielen
anderen Währungen positiv entwickelt.
Das Narrativ von der Unfehlbarkeit der
Notenbanker beginnt zu bröckeln. Während in den USA deutlich rezessive
Tendenzen sichtbar werden, wird über
weitere Stimuli wie Negativzinsen oder
Bargeldverbote diskutiert. Das ist ein
Ronald-Peter Stöferle ist Partner und Fondsmanager bei der Liechtensteiner Incrementum
AG. Er genießt aufgrund seiner Expertise in
der Goldbranche hohes Ansehen. Seit 2007
veröffentlicht er jährlich im Juni die vielbeachtete Studie „In Gold we Trust“.
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Smart Investor
4/2016
sehr spannender Cocktail für Gold, das als
„meistgehasste Anlageklasse“ zudem
massiv überverkauft war.
Smart Investor: Sie blieben mit Ihrer
Studie „In Gold we Trust“ auch in den
schwierigen Jahren 2011 bis 2015 am
Ball. Was hat Sie so sicher gemacht?
Stöferle: Das hat schon auch mit unserer
„österreichischen Sicht“ zu tun, dass
dieser Zyklus erst zu Ende ist, wenn die
Exzesse der Geldpolitik bereinigt sind. Es
gibt übergeordnet einen starken deflationären Druck, dem die Notenbanker derzeit brachiale Gewalt entgegensetzen. In
einem Umfeld massiver monetärer Experimente sollte Gold in jedem Portfolio
vertreten sein. Zudem unterschätzen die
meisten Marktteilnehmer das Thema Preisinflation massiv. Wir haben das erste Mal
seit Langem wieder Inflationsdruck in den
USA. Der wird sich durch den Basiseffekt
bei den Ölpreisen weiter verstärken. Die
Notenbanker bringt das in ein gewisses
Dilemma: Steigende Inflationsraten – die
sie eigentlich haben wollen – plus eine
dahinsiechende Wirtschaftsleistung. Das
ist eine Lose/Lose-Situation.
Smart Investor: Was halten Sie in diesem
Umfeld von Edelmetallaktien?
Stöferle: Gold ist für mich Cash-Ersatz
ohne irgendein Counterparty-Risiko.
Minenaktien sind dagegen Investments
mit Risiken. Nichtsdestotrotz glaube ich,
dass wir auch bei den Minenaktien wieder
in einem Bullenmarkt sind. Die Bewer-
tungen sind nach wie vor lächerlich. Die
gesamten Gold- und Silberaktien des
NYSE Arca Gold BUGS Index (früher
bekannt als AMEX Gold Bugs Index)
haben eine Marktkapitalisierung von
knapp 80 Mrd. USD – ca. ein Drittel des
reinen Cash-Bestands von Apple. Das
Spannende an Minenaktien ist, dass die
Bilanzen radikal aufgeräumt und die Kosten
reduziert wurden. Da steht noch viel
Kapital an der Seitenlinie, das rein will.
Smart Investor: Wie sieht Ihr Kursziel
für Gold aus?
Stöferle: Wir haben im letzten Goldreport
Kurse von 2.300 USD/Feinunze bis zum
Jahr 2018 prognostiziert. Dieses Kursziel
entspricht dem inflationsbereinigten Allzeithoch, das in einem Bullenmarkt erreicht werden sollte – ein asymmetrisches
Chancen-Risiko-Profil mit sehr wenigen
Risiken und einem schönen Potenzial.
Smart Investor: Und wie ist Ihre Einschätzung zu Silber?
Stöferle: Das Gold/Silber-Ratio ist für uns
ein ganz wesentlicher Einflussfaktor – auch
als Inflationssignal. Als Trendbestätigung
würde ich mir hier ein stärker fallendes
Ratio wünschen – also stärker steigende
Silberpreise. Die aktuelle Bewegung im
Gold ist in erster Linie von Angst, aber
noch nicht von Inflation getrieben.
Smart Investor: Vielen Dank für das
Gespräch.
Interview: Ralph Malisch