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Autobauer: Bye bye Westeuropa
Keyfacts über GAES 2017
- China rückt für Autobauer weiter in Fokus
- Auto als Produkt wird nicht mehr alleinig für Umsatz sorgen
- Antrieb schlägt Auftrieb
08. März 2017
Die Autoindustrie ist zweifelsfrei das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – die Frage: Wie lange
ist das noch so?
Deutsche Autobauer sehen die Digitalisierung mit gemischten Gefühlen entgegen: „Die
gesamte Branche steht vor einer richtungsweisenden Zeit“, reüssiert Dieter Becker, Global
Chair of Automotive bei KPMG, und bezieht sich dabei auf die Global Automotive Executive
2017, die Anfang Januar veröffentlicht wurde.
5,4
Mio. Autos werden 2030 nur noch in Westeuropa produziert.
Heute sind es noch 13,1 Millionen pro Jahr.
65 Prozent der knapp 1.000 befragten Top-Entscheider zeichnen in ihr ein düsteres Bild für den
Autostandort Westeuropa: Die Mehrheit geht davon aus, dass die Produktion bis 2030 von
1/5
bislang 16 auf unter fünf Prozent sinken wird. „Diese Zahlen werden sich auch auf die
Beschäftigungen auswirken“, so Becker weiter. KPMG hat ausgerechnet, was das in absoluten
Zahlen bedeutet: Werden heute 13,1 Millionen Fahrzeuge in Westeuropa produziert, werden es
2030 nur noch 5,4 Millionen pro Jahr sein.
Neue Märkte, neues Wachstum
Das Lohnniveau in deutschen Autofertigungshallen spielt bei der Standortverlagerung kaum
eine Rolle: „Die Zeiten, in denen die Autobauer auf billigere Nachbarländer – wie etwa
Osteuropa – ausgewichen sind, haben wir hinter uns gelassen. Die Autobauer wollen künftig
dort sein, wo sie die meisten Autos verkaufen werden. Das sind China und andere
Schwellenländer“, erklärt Becker die Einschätzungen der Entscheider aus der Branche. Und
weiter: „Die Autobauer werden gezwungen sein, stärker lokal in China zu fertigen.“
Krisenstimmung für 2017
Ohnehin blickt die Branche pessimistisch in die kommenden Jahre. Knapp 60 Prozent glauben
nicht an ein Fortbestehen der Europäischen Union bis nach 2025.
Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und der Brexit Großbritanniens sorgen ferner
bereits bei 59 Prozent der Befragten dafür, dass sie für das Jahr 2017 Bauchschmerzen haben.
Autobauer auf Umsatzsuche
Die größte Herausforderung für die Autobauer liegt allerdings fernab der Absatzmärkte. Denn
wie die Studie weiter offenbart, wird das Auto als Produkt nicht mehr alleinig für genügend
Umsatz sorgen. „85 Prozent der von uns befragten Top-Entscheider gehen davon aus, dass sie
im digitalen Ökosystem mehr Geld verdienen werden als mit dem Auto an sich. Da ist die Frage
gerechtfertigt, welche Rolle die Autobauer spielen“, erklärt Becker. Geht es nach dem
Autoexperten, müssen sie lernen, die digitale Welt und die automobile Welt so gut es geht
miteinander zu verzahnen. „Eine komplette Verschmelzung zwischen der automobilen und der
digitalen Welt wird es so jedoch nicht geben. Wir brauchen eine zusätzliche Dimension. Eine,
auf der beide Welten vertreten sind und ineinander greifen. Wer in der neuen Zeit welche Rolle
innehaben wird, ist noch nicht entschieden. Apple und Google planen Autos, Tesla ist ein
interessanter Autopionier. Nun stellt sich die Frage: Wer ist Blechbieger und wer ist Grid
Master.“
In der Folge rückt der Kunde noch stärker in den Fokus: „Langfristig werden sich die
Marktteilnehmer durchsetzen, die den Kunden und dessen Datenspur für sich gewinnen. Denn
nur so kann im digitalen Ökosystem mit ihm Umsatz gemacht werden“, rät Becker den
Entscheidern.
2/5
Diesel ist „sozial inakzeptabel“
Waren es letztes Jahr noch Digitalisierung und Konnektivität, die die Top-Entscheider
besonders interessierten, sind es in diesem Jahr die Antriebsformen. „Die Branche befindet sich
in einem Dilemma zwischen Investitionsentscheidungen, Erreichung der CO2 Ziele und
unterschiedlichen Produktentwicklungszyklen. 76 Prozent der befragten Autobauer sind davon
überzeugt, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren weiterhin eine wichtige Rolle spielen
werden“, sagt Becker weiter.
Diese werden allerdings wie Diesel aktuell ein „Image-Problem“ haben, sagt Becker.
Demzufolge ist knapp die Hälfte der Befragten davon überzeugt, dass Diesel als Technologie
nicht mehr tragfähig sein wird. „Dieselgate und Co. haben dazu geführt, dass Diesel an sich
sozial inakzeptabel ist. Auf der anderen Seite müssen sich die Autobauer überlegen, wie sie
auf die immer schärferen Regulierungen reagieren werden. Da entwickelt sich ein handfestes
Investment-Dilemma“, skizziert Becker die Situation.
Unter dem Motto #InspirationWeek widmet sich KPMG im Vorfeld der weltweit größten DigitalKonferenz SXSW in Austin / Texas in dieser Woche innovativen Technologie- und
Wirtschaftstrends der Zukunft.
Lesen Sie morgen, wie Künstliche Intelligenz im Banking die Kundenloyalität erhöhen kann.
Zur globalen Automobilstudie gelangen Sie hier.
Zusammengefasst
»Die gesamte Branche steht vor einer richtungsweisenden Zeit.«
Hat in Europa das große Jobsterben der Autoindustrie begonnen? Mehr als die Hälfte von mehr als 1.000
Top-Entscheidern der Autobranche glauben genau das.
3/5
Dieter Becker
Partner Head of Automotive
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