unternehmen

Datum: 18.11.2016
UNTERNEHMEN
'HAPPEN
Der erste Schock hat sich gelegt.
Doch die Unsicherheit bleibt: Wie schlimm
wird die Ära Trump für die Weltwirtschaft und
die Schweiz wirklich?
DONALD TRUMP
I.ICII, MAKN.N
NIARC KOWALSKY,HOLGER
von MARC
HOLGERAAUCH,
MAREN MEYER und EGO
LEO MÜLLER
MÜLLER
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STRESSTEST
eR LADY LIBERTY
Die Fackelträgerin für
Freiheit und Offenheit blickt
in eine düstere Zukunft.
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Datum: 18.11.2016
EN TRUN1P-SCHOCK
NOTOWN
Aus Motown ist
eine Geisterstadt geworden: Der Verfall
der einstigen Automobilhochburg
Detroit steht für
den Niedergang
der US-Industrie.
Trump will sie
neu beleben.
m Mitternacht ging überwältigende Mehrheit gegen Trump
Daniel Borel in sei- gestimmt hat? «Ich habe keine Ahnung»,
nem Haus in Apples sagt Borel. «Ich weiss nur eines: Wir wer-
VD ins Bett. Für den es schaffen. Trotz Trump.»
ihn, den Waadtlän-
Zwei Wochen nach dem Wahlschock
der mit zweiter Hei- dominiert vor allem ein Thema: die Un-
mat USA, war an sicherheit. Wie sieht die neue Regierung
jenem Abend des 8. November alles klar: aus? Was hat sie vor? Welche Folgen hat
Am nächsten Tag würde Hillary Clinton das für die Schweiz? Zwar ist ein Regieals Präsidentin verkündigt werden, am rungswechsel immer mit einem gewissen
Weltenlauf würde sich nicht viel ändern. Grad an Ungewissheit verbunden, besonAls ihn am Morgen das Radio weckte, ders in Washington. Doch beim Einzeltraute Borel seinen Ohren nicht. «Ich war kämpfer Trump, der sich als Nichtpolitivöllig überrascht», sagt er. «Die Demo- ker definiert und der seinen Wahlsieg
kratie hat für einen Diktator gestimmt!»
Seiher fragt sich der 68-Jährige: Was
wird der neue Präsident für seine Kinder
bedeuten, die in den USA leben und dort
unternehmerisch aktiv sind? Was für
seine Firma Logitech, die seit 35 Jahren
im Silicon Valley angesiedelt ist, wo die
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Zentrale
Versprechen seiner
Wahlkampagne
hat Donald Trump
bereits wieder
hat ein Kandidat einen Pool von Experten, die man kennt», sagt die deutsche
Verteidigungsministerin. «Das ist hier
nicht der Fall. Man wird jetzt erst einmal
versuchen herauszufinden: Wer ist unser
Ansprechpartner?» Wenigstens eine Telefonnummer hat das Aussendepartement
(EDA) von Didier Burkhalter: «Wir sind
seit Mai im Kontakt mit Walid Phares»,
heisst es dort. Phares, Experte für den
Nahen Osten auf Fox News, ist einer von
Trumps fünf Beratern und zählt zu einem
engen Kreis illustrer Vertrauter des künftigen US-Präsidenten (siehe «Die neuen
Strippenzieher» auf Seite 34).
Inhaltlich ist der Nebel noch dichter:
«Wir wissen weder aus der Vergangenheit
relativiert.
noch aus der Kampagne, was Trumps
ohne die Hilfe seiner Partei errang, ist der Wirtschaftsprogramm ist», sagt Martin
Fall besonders. «Wir wissen nicht, was Naville, CEO der Schweizerisch-Ameriauf uns zukommt», sagt selbst der deut- kanischen Handelskammer AmCham.
sche Aussenminister Frank-Walter Stein- «Seine Vorhaben sind zum Teil sehr wimeier. «Ich habe mehrfach mit Henry dersprüchlich und basieren in keiner Art
Kissinger in New York über den zu er- und Weise auf der Realität.» Und zentrale
wartenden aussenpolitischen Inhalt und Versprechen seiner Kampagne hat Trump
bereits wieder relativiert: etwa das Eindas Personal von Donald Trump gesproreiseverbot für Muslime in die USA; sein
chen», so Steinmeier. Doch auch der weise
Versprechen, das Pariser Klimaabkomalte Mann und ehemalige republikanische Aussenminister, zu dem noch jeder men zu kippen; die Abschaffung von
amerikanische Politiker in der Hoffnung Obamacare. Keiner kennt die Pläne
auf guten Rat gepilgert ist, wusste keine Trumps, vielleicht nicht einmal er selbst.
Kein Wunder, werden mangels VisibiAntwort. «Und mit ihm tappt die ganze
aussenpolitische Community in Washing- lität vielerorts die Ampeln auf Rot gestellt.
ton im Dunkeln.» Aus Trumps Wahl- Der Spartenleiter eines grossen Schweikampfteam waren vorab auch keine zer Industriekonglomerates etwa hat
Vertreter zu den europäischen Partner- schnell reagiert: Zwei Tage nach Trumps
Regierungen entsandt worden, wie dies Wahl hat er die Tarifverhandlungen in
früher üblich war. Ursula von der Leyen Deutschland abgebrochen und aufs
bringt es auf den Punkt: «Normalerweise
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BILLIGLOHN
In chinesischen Fabriken wie dieser von
Foxeonn werden auch
viele US-Produkte
hergestellt. Die von
Trump geplanten
Schutzzölle würden
Macbook und Co.
in den USA massiv
verteuern.
e
Exportlokomotive USA
Während die Schweizer Exporte in die
meisten Länder
Länder abnahmen,
abnahmen, stieg
stieg der
der Export
Export
meisten
in die USA seit 2011 massiv.
40 Prozent
30
20
Investitionsboom
Die USA sind gemäss der Schweizerischen
Nationalbank die wichtigste Destination für
Schweizer Direktinvestitionen im Ausland.
250 Milliarden Dollar
+,7
37
+37,7
224,0
224,0
Bestand Direktinvestitionen
Direktinvestitionen
Bestand
Entwicklung
Schweizer Exporte
200
200
der Schweiz in den USA
2011-2015
10
+2,7
150
-20
-20
8,3
-9,8
73,5 Brd.
152,9
152,9
20 000
000
20
10 000
000
10
94,7
94,7
50
50
000
55 000
Bestand Direktinvestitionen
Prognose Prognose
der USA in der Schweiz
000
22 000
2007 08
20071
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Trump-Effekt
Billionen Dollar
Dollar
Billionen
120 000
000
120
80 000
000
80
100
100
-17,99
-17,9
Quelle: EZV
Das Volumen
Volumen der
der Weltwirtschaft
Weltwirtschaft
Das
könnte während
während Trumps
Trumps Amtszeit
Amtszeit stark
stark
könnte
vom Wachstumstrend
Wachstumstrend abweichen.
abweichen.
vom
40 000
149,7
+01'
+61
-2,8 -3,0
-10
Grosse Unsicherheit
Unsicherheit
Grosse
09
09
10
11
11
Quelle: U.S. Department
meree
Department of
of Com
Commerce
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12
12
13
13
14
14
1
1965
1965
75
85
85
95
95
05
15
15
2024
2024
Quelle: Die
Die Welt,
Welt, Bloomberg
Bloomberg
Quelle:
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FESTUNG
markt nach Deutschland. 2015 wurden Pharma und Grossbanken profitieren
Waren im Wert von 27 Milliarden US- Zwei Schweizer Branchen sind von der
Dollar in die USA verschifft, Tendenz stei- Wahl Trumps direkt betroffen: Pharma
gend. Das entspricht 13,5 Prozent am Ge- und die Grossbanken. «Aus Schweizer
Auf den lag genau
27 Jahre nach dem
USA der weltweit zweitwichtigste Absatz-
Fall der Berliner
Mauer wurde Trump
gewählt. Er will die
in Ansätzen bereits
bestehenden Befestigungen an der Grenze
zu Mexiko zu einem
u nüberwindlichen
Schutzwall ausbauen.
Auch als Geldgeber spielt die Alpennächste Jahr verlegt. «Ich kann jetzt
nicht die Personalkosten erhöhen, wenn nation eine wichtige Rolle: 24 Milliarden
Deutschland wegen Trump in eine Rezes- Dollar investierten Schweizer Konzerne
sion geraten sollte», sagt er. Oder wie es 2014 in den USA, damit liegt das Land
Rudolf Minsch, Chefökonom vom Wirt- auf Platz sieben. Rund 500 Schweizer Firschaftsdachverband Economiesuisse, aus- men sind mit über 3500 Filialen in fast
drückt: «Investitionsentscheidungen allen US-Staaten vertreten. Auch anderstrifft man am liebsten dann, wenn man herum fliesst viel Geld: 17 Milliarden DolSicherheit hat.»
lar investierten 2014 IBM, Google, DisFür Schweizer Exporteure sind die ney und Co. hierzulande.
samtexport. Nicht weniger als 45 Prozent Sicht dürften diese Sektoren, nach allem,
des Warenhandelsüberschusses erzielt was bisher absehbar ist, profitieren», sagt
die Schweiz im Handel mit den Vereinigten Staaten. Umgekehrt exportierten Olaf Tölke, Chefanalyst der Ratingagen-
amerikanische Firmen 2015 Waren im tur Scope. Kein Wunder, haben Roche
Wert von über 12 Milliarden US-Dollar und Novartis, UBS und Credit Suisse an
in die Schweiz.
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den Börsen nach der Wahl mächtig Staub
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aufgewirbelt.
Denn die USA sind für Roche und
Novartis mit Abstand die wichtigsten
Märkte. Rund 40 Prozent ihrer Erlöse
erzielt die Schweizer Branche auf dem
grössten Pharmamarkt der Welt. Und
ralen Regulierung aussteigen werden»,
meint ein hochrangiger Experte eines in-
ternationalen Regulierungsorgans. In
dem Fall könnten Schweizer Banken
sogar Wettbewerbsnachteile entstehen.
Denn nach seiner Wahl bekräftigte
bisher kann die Branche ihre Preise dort Trump, das zentrale Regulierungsgesetz
frei festsetzen, ihr steht kein globaler Ver- Dodd-Frank Act zu lockern. Das 2000
handlungspartner gegenüber. Clinton Seiten starke Gesetzeswerk war die Reakwollte das ändern, Trump hat sich hier tion der USA auf die Finanzkrise. Es zielt
weniger klar geäussert. Daher macht sich darauf ab, dass nie mehr eine Bank vom
in der Branche eine gewisse Erleichterung breit, dass unmittelbar keine Eingriffe in die Preissetzung drohen und
neue, teure Medikamente weiter vergütet werden. «Man kann erwarten, dass
Innovationen im Pharmasektor nun sicherer sind», sagt David Epstein, ExPharmavorstand bei Novartis, der heute
als Investor junge Biotech-Firmen fördert. Von seinem Wahlkampfversprechen, den «Affordable Care Act» - bes-
Staat aufgefangen werden muss. Unter
anderem verbietet das Gesetz, dass Banken auf eigenes Risiko spekulieren dürfen, und führt mehrere neue Überwachungsbehörden mit grosser Macht ein,
wie den Financial Stability Oversight
Council. Dieser legt zum Beispiel fest, welche Banken und Versicherer als systemre-
levant gelten und besonders hart reguliert
werden. Die Empfehlungen dazu stammen vom Finanzstabilitätsrat (FSB) aus
ser bekannt als Obamacare - wieder Basel. Die Sorge: Trump könnte die Empabzuschaffen, ist Trump inzwischen abgerückt. Bestimmte Elemente des Systems will er beibehalten - etwa dass kein
Versicherer einen Kunden wegen Vordas könnte auch nach hinten losgehen.
«Wir machen uns ernsthaft Sorgen, dass
die USA aus dem Prozess der multilate-
fehlungen des FSB in den Wind schlagen.
So würde der Wettbewerb im globalen
Bankgeschäft verzerrt, ganz nach Trumps
Geschmack: America first. Günther Dob-
rauz, Regulierungsexperte bei PwC, ist
skeptisch, ob Trump überhaupt die globa-
USA vor China und Russland
eitwichtigste Exportland
2015 waren
waren die
die USA
USA nach
nachDeutschland
Deutschlanddas
daszw
zweitwichtigste
Exportland der
der Schweiz.
Schweiz.
EU:
30
30
20
20
10
Deutschland
Frankreich
Frankreich
Italien
Grossbritannien
Österreich
Österreich
Spanien
Spanien
Belgien/Luxemburg
Niederlande
Übriges Europa
Welt:
Milliarden Franken
Franken
Milliarden
40
10
36,6
14,0
14,0
12,8
12,8
11,7
5,7
5,4
5,4
5,2
4,7
4,7.
23,3.
23,3
20
20
30
40
27,4
USA
USA
8,9
8,9
China
6,4
6,4
Japan
5,7
5,7
Hongkong
Hongkong
3,2
3,2
Afrika
2,2
Russland 12,2
2,0
Brasilien 112,0
1,8
Indien
Indien 11 1,8
Anteile
Anteile am
am gesamten
gesamten Exportvolumen
Exportvolumen
13,5%
13,5%
53,7%
53,7%
EU
EU
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USA
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7,4%
BRIC
25,4%
Übrige
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Quelle:
Quelle: EZV
EZV
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GB
GESUNDHEIT
Erst wollte Tru mp
das
reProg ramm ganz
MIO Pf
abschaffet' jetzt
ENDS 141
will er <etwas
Die
Folgen
die Schweizer
Pharmakonzerne?
Unklar.
«Es wird sicher keine Schutzzölle
gegen die Schweiz geben», sagt
Martin Naville, Chef der AmCham.
len Finanzinstitute entlasten will: Vor Vieles deutet auf einen Hardliner als
allem wolle er die kleinen Regionalbanken der USA stärken. Aus einer Liberalisierung daher auf Vorteile für schweizerische Banken zu schliessen, «erscheint zu
einfach», meint er.
Nachfolger hin.
So wenig man über Trumps konkrete
Pläne weiss, eines ist klar: Die Wahl mar-
kiert das Ende der Ära von Liberalisierung und Freihandel, eingeleitet 1981
unter Ronald Reagan. Doch von den pro-
Hardliner als Nachfolger
tektionistischen Massnahmen, die Trump
Und dann gibt es ja noch offene Rechnun- angekündigt hat, dürften Schweizer Firgen: Noch immer werden im Justizminis- men nicht direkt betroffen sein. Die Droterium gegen etliche Banken wie die ZKB hung, Schutzzölle einzuführen, richtet
Steuerstrafuntersuchungen geführt. Wie sich hauptsächlich gegen Niedriglohnlänes damit weitergeht, hängt davon ab, wer der wie China und Mexiko. «Es wird siJustizministerin Loretta Lynch beerbt. cher keine Schutzzölle gegen die Schweiz
Themen-Nr.: 660.003
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Auflage: 47'302
Argus Ref.: 63436022
Datum: 18.11.2016
geben», sagt Martin Naville. «Die Schweiz
gehört für die Amerikaner zu den
<Guten>». Eine halbe Million Jobs hätten
Schweizer Firmen in den USA geschaf-
Reger Güterverkehr
Anteile der wichtigsten Handelsprodukte zwischen der Schweiz und den USA.
Exporte CH
USA
2014
2015
in Prozent (der totalen Exporte)
20
20
10
11 Pharmazeutische
Pharmazeutische Produkte,
Produkte, Vitamine,
Vitamine, Diagnostika
Diagnostika
2 Präzisionsinstrumente,
Präzisionsinstrumente, Uhren,
Uhren, Bijouterie
Bijouterie
3 Maschinen, Apparate, Elektronik
4 Edelmetalle, Edel- und Schmucksteine
CH
Importe
Importe USA
USA -0. CH
2014
2015
30
30
40
40
50
42,8
21,6
11,5
in Prozent (der totalen Exporte)
10
10
1 Edelmetalle, Edel- und Schmucksteine
2 Pharmazeutische Produkte,
Produkte, Vitamine,
Vitamine, Diagnostika
Diagnostika
3 Präzisionsinstrumente,
Präzisionsinstrumente, Uhren,
Uhren, Bijouterie
Bijouterie
4 Maschinen, Apparate, Elektronik
20
20
30
30
40
40
50
39,5
39,5
19,1
19,1
14,0
14,0
7,0
7,0
Quelle: EZV
UNTERNEHMEN'I'RUMPTRUMP-SCHOCK
UNTERNEHMEN
SCHOCK
WELTHANDEL
Sollte Tramp die Einfuhrzölle erhöhen und
so einen Handelskrieg
auslösen, wiirde darunter die gesamte
Schweizer Exportindustrie leiden, am
meisten Logistiker
wie Kühne + Nagel.
www.kuehn na
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Argus Ref.: 63436022
Datum: 18.11.2016
fen, weitere 1,7 Millionen indirekt. US-Unternehmen ihre Daten vermehrt in
«Langfristig aber steigt der Druck, mehr
in den USA zu investieren», sagt Naville.
Dass OC Oerlikon zwei Tage nach der
Wahl ankündigte, in Michigan ein Werk
zu bauen (Anfangsinvestition: 50 Millionen Dollar), war gutes Timing.
der Schweiz hosten lassen werden. Für das
KMU mit Sitz in Plan-les-Ouates bei Genf
zählen die Amerikaner bereits heute zu
den wichtigsten Kunden: «Wir können
nur von Trumps Entscheidungen und der
damit einhergehenden Unsicherheit pro-
Betroffen sind primär die US-Kon- fitieren», sagt Tandon. Die Genfer ProtonMail, die verschlüsselte E-Mail-Dienste
anbietet, meldet bereits eine Verdoppelung des Kundenwachstums nach der
zerne selber. Ford werde er innerhalb von
48 Stunden nach Amtsantritt dazu zwingen, die Fabriken in die USA zu verlagern,
hatte Trump versprochen. Selbst wenn er
das tun würde (was unwahrscheinlich ist)
und selbst wenn Ford sich dem beugen
würde (was noch unwahrscheinlicher ist):
Für die Schweizer Industrie hätte solche
Machtpolitik kaum Auswirkungen. Ob
Ford ABB-Roboter in ihrem neuen Werk
Wahl. Auch andere KMUs geben sich gelassen: 98 Prozent glauben trotz Trump,
dass sie in fünf Jahren mehr oder gleich
viel in die USA exportieren werden.
Dass US-Firmen ihre Schweiz-Präsenz
aufgeben zugunsten des Heimatlandes, ist
ebenso unwahrscheinlich: Die Schweiz ist
in Mexiko verbaut oder in ihrem neuen einer der weltweit teuersten Standorte.
Werk in Detroit, dürfte für ABB keinen US-Firmen investieren hier nicht, um
Unterschied machen. «Wir sind in beiden Kosten zu sparen, sondern um grössere
Ländern gut aufgestellt», sagt Greg Wertschöpfung zu kreieren und damit
Scheu, Amerika-Chef von ABB. Und ABB mehr Jobs auch in den USA.
produziert kaum etwas in Mexiko, um es
Also Business as usual für die Schwei-
von dort in die USA einzuführen.
zer Wirtschaft unter einem Präsidenten
Eine Chance könnte Trump für die Trump? Alles nur ein Sturm im WasserSchweizer IT-Branche sein. Im Wahl- glas? Leider nein. Es drohen tatsächlich
Indirekt drohen
massive
Auswirkungen auf
massive Auswirkungen auf die Schweizer
Volkswirtschaft, und zwar indirekt. Denn
der neue Präsident Trump verfügt über erheblichen Handlungspielraum. «Das USRecht erlaubt es ihm, viele seiner Wahlversprechen umzusetzen, ohne dass er auf
den Kongress angewiesen wäre, wie etwa
kampf hat er angekündigt, dass die nationale Sicherheit für ihn wichtiger sei als
Datenschutz. Faiz Tandon, Gründer von
Safe Host, geht deshalb davon aus, dass
bei der Einführung von Schutzzöllen»,
die Schweizer
Volkswirtschaft.
Themen-Nr.: 660.003
Abo-Nr.: 660003
erklärt Prof. Michael Hahn, Direktor des
Instituts für Europa- und Wirtschaftsvölkerrecht IEW der Universität Bern.
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Datum: 18.11.2016
«Das US-Recht
würde Trump nicht
hindern, mit China
einen Handelskrieg
zu beginnen.»
Zwar sei die Rechtslage mit Blick auf
die Zukunft von Handelsverträgen nicht
eindeutig. «Meiner Meinung nach wäre
eine nicht vom Kongress autorisierte
Kündigung eines Abkommens wie Nafta
durch Präsident Trump nach US-Recht
keineswegs offensichtlich rechtswidrig»,
so der Experte. Eine gerichtliche Klärung
lichsten dürfte eine Mischung aus Worst
und Moderate Case sein. Es wäre schlimm
genug. Erste Hinweise, wohin es geht,
dürfte es Mitte Dezember geben. Bis
dahin sollte bekannt sein, mit wem
Trump die Schlüsselpositionen seiner
In vier Jahren kann
ein Trumpeltier
viel Porzellan
kaputt schlagen,
daheim und auf
der Welt.
Regierung besetzt. Anfang Januar
der Frage dürfte Jahre dauern; inzwischen könnte Trump mit einer Kündi- dürfte der Plan für die ersten 100 Tage
stehen. Und am 20. Januar 2017 wird
gung längst Fakten geschaffen haben.
Rechtlich eindeutig sei die Lage mit Trump ein Zeichen setzen mit dem ersten
Blick auf Strafzölle: «Das US-Recht Dekret, das er unmittelbar nach dem
würde Trump wohl nicht hindern, mit Amtseid unterzeichnet. Bei Obama war
China einen Handelskrieg vom Zaun zu es die Schliessung von Guantanamo Bay.
brechen», warnt Hahn. Auch die Abschie-
bung illegaler Auswanderer darf Trump
anordnen. Und selbst in der Finanzregulierung habe er über Ausführungsbestimmungen und die Besetzung von Spitzenämtern erheblichen Einfluss.
Grosses Disruptionspotenzial
Seiner versöhnlichen Acceptance Speech
zum Trotz, in der er alles sagte, was von
einem zukünftigen Präsidenten erwartet
wird: Trump wird auch in Zukunft un-
berechenbar sein. Er kann jederzeit seine
Meinung ändern, die Beherrschung ver«Trump Slump»
Was also passiert mit der amerikani- lieren, Dummheiten sagen oder begehen.
schen, der globalen, der Schweizer Wirt- Rassistisch, chauvinistisch, rachsüchtig,
schaft unter Präsident Trump? Drei Sze- narzisstisch, dünnhäutig, instabil, un-
narien (siehe Seite 32) decken das aufmerksam, unerfahren, unausgegli-
Spektrum ab. Im schlimmsten Fall macht chen - die Liste von Trumps CharakterTrump seine Wahlkampfversprechen schwächen ist ähnlich lang wie die seiner
wahr. Die Folge wäre eine weltweite Re- Lügen. In vier Jahren kann ein Trumpel-
zession, «Trump Slump» genannt, der tier viel Porzellan kaputt schlagen, dasich auch die Schweiz nicht entziehen heim und auf der Welt. «Er ist zweifelskönnte. Im moderaten Szenario kann und ohne der Präsident mit dem grössten
will er nicht viel bewegen, weil ihm das Disruptionspotenzial der Geschichte»,
Parlament Grenzen setzt und ihn seine sagt Borel.
Dass sich der PräsidentschaftskandiBerater zur Vernunft bringen. Und im
dat
Trump kaum vom Präsidenten Trump
besten Fall kann Trump tatsächlich die
unterscheiden
wird, wurde kurz nach
Ökonomie der Vereinigten Staaten anfeuder
Wahl
deutlich,
als er ankündigte,
ern und damit die Weltwirtschaft.
Keines dieser drei Szenarien wird in tatsächlich drei Millionen Migranten raReinkultur eintreten. Am wahrschein- schestmöglich abschieben zu wollen. Die
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Datum: 18.11.2016
Hoffnung, dass das Amt den Amtsinhaber formt, ist fehl am Platz: Mit 70 Jahren ist er auch der älteste Präsident, der
je ins Oval Office gewählt wurde. «In so
einem Alter ändert man sich nicht mehr»,
so Borel. Und James Downie, Kolumnist
der «Washington Post», fragt: «Wenn Sie
sich gerade auf den mächtigsten Stuhl
der Welt vorgearbeitet hätten - würden
Sie irgendetwas an sich ändern?»
Unter Präsident Trump ist nur eines sicher: die Unsicherheit. Sie wird bleiben bis
zum letzten Tag seiner Regentschaft.
UNTERNEHMEN TRUMP-SCI IOCK
Fleissiger
Schwiegersohn mit
Dealmaker-Erfahrung.
Ex-Goldman-Sachs-Banker mit
Erfahrung im Filmgeschäft.
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Hardliner mit
Republikaner-Stallgeruch.
Völkischer Strategiechef
mit Internetdienst.
Pensionierter
Stahlunternehmer
mit grosser China-Phobie.
Gründer mit libertärrevolutionären Utopien.
Am
Ex-BearStearns-Ökonom mit
Regierungserfahrung.
AntiTerrorismusexperte mit
Bürgerkriegspraxis.
Ökonom
mitErfolgen im Genre
der Selbsthilfeliteratur.
Evangelikaler
Hedge-Fund-Manager
mit WEF-Erfahrung..
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Silicon-Valley-
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Die neuen Strippenzieher
Trumps Schwiegersohn sucht mit stramm rechten Weggefährten die neue Führungsriege
der Regierung aus. Wieder einmal dabei: Lobbyisten und Goldman-Sachs-Boys.
«Donald Trump ist eine absolute Wildcard»,
Dann die Scharfmacher.
sagen die Lobbyisten von der Washingtoner S3
Gingrich gilt neben Ex-Staatsanwalt Rudolph
verkauft werden, um es vor der Pleite zu retten.
Group. «Unerfahrene Leute wie Mr. Trump
Giuliani und Ex-Botschafter John Bolton als
Als Berater nannte Trump auch Hedge-Fund-
haben keine andere Wahl, als Fehler im Amt zu
Kandidat für das Aussenamt. Gingrich will eine
Manager John Paulson, der sich regelmässig in
machen», sagt der Lobbyist Jeffrey Birnbaum
Kolonie auf dem Mond gründen, auf der Erde
Zürich sehen lässt. Paulson hatte 2007 gegen
vom Beratungskonzern BGR in Washington,
Ex-Speaker Newt
Das Traditionsinstitut musste 2008 zwangsweise
wäre der Scharfmacher - wie die ahderen
Banken gewettet und damit Milliarden gemacht,
«aber Trump hat sich entschieden, diese Dinge
Bewerber - für die internationale Diplomatie
später aber viel mit Goldinvestments verloren.
auf die harte Tour zu lernen.» Und weil dies so
eine schwere Herausforderung.
Zu diesem Kreis zählt auch Milliardär Andy Beal,
ist, suchen Weltkonzerne derzeit händeringend
jemanden, der jemanden kennt aus dem neuen
Übergangsteam des designierten Präsidenten.
Zuerst die Kernfamilie.
Es scheint so, dass
der lange Zeit professionell Poker spielte.
Aus dem Silicon Valley sticht einzig Peter
Und die Banker. Für die künftige Wirtschaftspolitik wurde Ökonom Peter Navarro, ein
Thiel hervor, ein verschrobener Antidemokrat:
talentierter Selbstvermarkter, berufen. Er hat
«Wählen macht die Dinge nicht besser.» Er hat
Selbsthilfeliteratur und ein Angst-Buch über die
einst PayPal gegründet und ist Gründer von
dabei jüngere Familienmitglieder eine wichtige
Chinesen geschrieben. Nennenswerte For-
Palantir, einem von der CIA geförderten Unter-
Rolle spielen wie Tochter Ivanka Trump und ihr
schungsschriften sind von ihm nicht bekannt.
nehmen für Überwachungssoftware, das ein
Ehemann Jared Kushner, ein 35-jähriger Immo-
Für Handelsfragen wird im Transition Team Dan
bilientycoon. Kushner ist sehr früh ins Familien- DiMicco zuständig sein. Als Metallurge hat er
unternehmen eingestiegen, als sein Vater ins
sich bis zum VR-Präsidenten des Stahlkonzerns
Joint Venture mit der Credit Suisse betreibt.
Gefängnis musste. Und wie der junge Trump
Nucor emporgearbeitet. Er hat kein anderes
Ein Schweizer Kontakt. Für die nationale
wagte er sich schon früh an grosse Deals. Mit
Unternehmen gesehen, aber heute als Pensio-
Sicherheit, die Geheimdienste und die innere
gerade 26 Jahren orchestrierte er den Kauf
när eine feste Meinung über den «Mythos» des
eines Wolkenkratzers an der Fifth Avenue in
Freihandels. Sein Unternehmen finanzierte
Sicherheit werden unter anderem der pensionierte General und Militärgeheimdienstler
Manhattan für 1,8 Milliarden Dollar. Seine politi-
Kampagnen für Klimawandel-Leugner. In Eu-
Michael T. Flynn sowie der junge Republikaner
schen Ziele? Niemand weiss etwas Klares, aber
ropa will er England gegenüber der EU mit
Duncan Hunter Jr. genannt.
Kushner war Trumps Begleiter beim ersten
einem Handelsvertrag bevorzugen - weil die
Besuch im Weissen Haus.
Briten «gleich gesinnt» sind. Als künftiger Han-
von Bundesbern kontaktiert wurde, hat Kriegs-
delsminister wird auch über Lew Eisenberg
erfahrung: In den Achtzigern war er in Libanon
designierten Vizepräsidenten Mike Pence Jung-
spekuliert. Er zählt zur Riege der Ex-Goldman-
als ideologischer Einpeitscher bei den rechts-
politiker Reince Priebus, der Stabschef im
Sachs-Banker, die wieder einmal durch die
extremen Milizen der christlichen Maroniten
Weissen Haus wird, und der Präsident des Inter-
Drehtüre ins politische Machtzentrum vordrin-
aktiv, die wegen Kriegsverbrechen beschuldigt
netdienstes Breitbart News, Stephen Bannon,
gen. So vertreten auch der Ex-Goldman-Sachs-
der Strategiechef wird. Mit Verschwörungstheo-
Banker Steven Mnuchin und Hedge-Fund-Mana-
rien und völkischer Propaganda war er Kampa-
ger Anthony Scaramucci den alten Geist der Wall
gnenmeister der Tea-Party-Bewegung, und er
Street im Trump-Team - entgegen all seinen
An der Spitze des Teams stehen neben dem
finanzierte Kriminalrechercheure für Enthül-
demagogischen Tiraden gegen die Banken.
lungsstorys über die Clintons, mit denen sie
Mnuchin wird als künftiger Finanzminister
Mainstream-Medien infiltrierten. Breitbart
gehandelt, aber auch der frühere Bear-Stearns-
News will jetzt in Europa expandieren, um natio- Ökonom David Malpass, der immerhin Regienalistische Bewegungen zu unterstützen. Marungserfahrung hat. Malpass macht in Finanz-
rion Markhal-Le Pen, Tochter von Marine, hat
blättern mit faktenfreien Essays zur Geldpolitik
bereits einer Kooperation mit Bannon zugesagt. von sich reden. Seine Expertise war auch für die
Investmentbank Bear Stearns wenig hilfreich.
Themen-Nr.: 660.003
Abo-Nr.: 660003
Thiel ist Fan der libertären, von Tea-Party-Anhän-
gern kultisch verehrten Vordenkerin Ayn Rand.
Anti-Terror-Berater Walid Phares, der nun
wurden. Es bleibt dennoch unklar, welche Rolle
Phares spielen wird und wie gut Trump ihn kennt.
In einer Fox-News-Sendung korrigierte Trump
nicht, als ihm mehrfach vorgehalten wurde, dass
er den «Muslim» Phares als Berater beschäftige.
Wusste er nicht, dass jener ein Christ ist?
Trump versprach im Wahlkampf, den Lobbyisten-Sumpf trockenzulegen. Hier sind sie, die
Lobbyisten: Myron Ebell, Michael Catanzaro,
Michael Torrey, Eric Ueland, William Palatucci,
Rick Hohlt, Rich Bagger, Mike Ferguson und
Martin Whitmer. Sie suchen in Trumps Auftrag
nun Leader für wichtige Wirtschaftsdossiers. LM
Auflage: 47'302
Argus Ref.: 63436022
Datum: 18.11.2016
«Alles zu schnell
geworden»
Land zu sozialen Unruhen
kommt, sind Sie dem ausgeliefert. Haben Sie Angst, dass
das in den USA nun passiert?
Trump hat die Aufgabe, die Grä-
ben zu überwinden. Ich glaube,
BMW-Chef Harald Krüger über Strategien in
dass er das erkannt hat. Soziale
Zeiten der Unsicherheit und möglicher Unruhen Spannungen und gewalttätige
in den USA.
Auseinandersetzungen tun keiHerr Krüger, was ist Ihnen als
Erstes durch den Kopfgegangen, nachdem Donald Trump
zum neuen Präsidenten der
USA gewählt worden war?
Ich habe gedacht, erst einmal abwarten, wie die Wirtschafts- und
Aussenpolitik am Ende wirklich
aussehen wird. Nach allem, was
man hört, steht Trump für mehr
Es ist ein starkes Europa nötig. nem Land gut.
Wir können uns keine national- Caspar Busse, Thomas Fromm/ «SZ»
staatlichen Wege innerhalb Europas leisten. Stattdessen müssen wir die Krisen zum Anlass
nehmen, uns zu verändern und
zu stärken. Dazu gehört, dass wir
schnell klären, wie wir nach dem
Brexit mit Grossbritannien Handel treiben wollen.
Protektionismus. Gerade die In Grossbritannien bauen Sie
Autobranche aber braucht freien den Mini und den Rolls-
Welthandel, um erfolgreich zu Royce. Mit welchen langfrissein. In Spartanburg in den USA tigen Strategien schützen Sie
steht das grösste BMW-Werk sich vor solchen Ereignissen?
weltweit, insgesamt arbeiten di- Statische Strategien über fünf
rekt und indirekt 70 000 Leute Jahre hinweg sind heute nicht
in Amerika für uns. Wir sind der
grösste Exporteur von Automobilen aus den USA. Es hilft uns,
dass wir dort auch als US-Firma
wahrgenommen werden.
mehr möglich. Dafür ist alles zu
schnell geworden. Für Fälle wie
z
jetzt in Grossbritannien oder in
den USA gibt es nur einen langfristigen Schutz: Produktion vor
Haben Sie den Sieg Trumps
so erwartet?
ARBEITGEBER
IN DEN USA
Mein Bauchgefühl hatte mir
BMW-Chef
schon vorher einen Tipp gege-
Harald
Krüger
beschäftigt
im TrumpLand 70 000
ben, so war es übrigens auch
beim Brexit. Das soll jetzt gar
nicht schlau klingen, aber es ist
so: In den vergangenen Jahren
Leute.
sind viele Dinge passiert, die
man nicht erwartet hatte. Man Ort sowie eine global ausgewogewöhnt sich daran. Das ver- gene Absatzverteilung. Deshalb
meintlich Unmögliche wird haben wir auch Werke in China
immer häufiger möglich.
und in einem Dutzend weiterer
Länder rund um die Welt.
Verliert Europa jetzt an
Bedeutung?
Wenn es dann aber in einem
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Börsen wechseln
ins Trump-Lager
Die Börsen ignorieren die Unsicherheit und preisen steigende Gewinne in die Aktienkurse ein.
Auf den Obligationenmärkten purzeln die Kurse.
Stimulus-Programme würden nicht
nur die Wirtschaft, sondern auch die
Inflation in Schwung bringen.
Die Bewertungen sind sowohl an
den US-Aktienbörsen als auch den An-
leihenmärkten hoch. Trump wird auf
den Finanzmärkten weiterhin für viel
Wind sorgen. Überraschungen und
Stürme werden wahrscheinlicher. Ge-
Die Marktbeobachter hatten nicht nur
auswirken. Überschüssige Barbe-
rade unerfahrene Anleger können
das Ergebnis der US-Wahl falsch vor-
stände werden von US-Konzernen be-
schnell untergehen. EG
ausgesagt, sondern auch die Reaktion
vorzugt in Aktienrückkäufe investiert.
der Aktienmärkte. Nach einer kurzen
Auch steigende Dividenden und eine
Orientierungsphase schoss der Dow
Belebung der Übernahmen wären
Jones Index auf ein neues Rekord-
denkbare Folgen. Die Hoffnung auf das
hoch. Die Woche endete mit dem
im Wahlkampf versprochene 500 Milli-
grössten Kurszuwachs seit fünf Jah-
arden Dollar grosse Infrastrukturpro-
ren. Prognostiziert hatten die Chefan-
gramm treibt die Kurse der potenziel-
leger dieser Welt bei einem Wahlsieg
len Profiteure, wie etwa Caterpillar, vor
Trumps Unsicherheit und Chaos und
sich her. Von der Aussicht auf gerin-
damit fallende Kurse. Doch wurden
gere Finanzregulierung profitieren die
sich die Marktteilnehmer offenbar in-
Banken. Die Aktien von Goldman
nert weniger Stunden bewusst, dass
Sachs und J.P. Morgan avancierten in
mit einem populistischen Milliardär
den ersten sechs Tagen im Dow Jones
und einem republikanisch dominierten
Index zu den grössten Gewinnern.
Kongress jede Menge Geld zu machen
Auch Hersteller von Sicherheitssyste-
ist. Hedge-Fund-Manager wie Carl
men und Waffen sind gefragt.
Icahn verliessen vorzeitig die Wahl-
party, um ihre Wetten zu platzieren.
Von der Abschottungspolitik einer
Trump-Regierung profitiert die Old
Positiv auf die Gewinne und damit
Economy. Wird Stahl aus China mit
Kurse sollen sich vor allem niedrigere
Strafzöllen belegt, haben auch die US-
Steuern, höhere Ausgaben und eine
Stahlkonzerne wie US Steel wieder
geringere Regulierung auswirken.
eine Chance. Gleichzeitig ziehen sich
Anleger aus der von Obama stark ge-
Geparkte Milliarden.
Derzeit be-
förderten New Economy, wie Amazon,
zahlen Unternehmen in den USA 35
Apple, Facebook oder Google, zurück.
Prozent Steuern, die Abgaben für den
Trump wetterte schon im Wahlkampf
Bundesstaat und die Gemeinde kom-
gegen Amazon-Chef Jeff Bezos und
men noch dazu. Trump warb mit einer
seine «Washington Post». Wie bei
Kürzung auf 15 Prozent um Stimmen.
Amazon steht auch bei den anderen
An den Börsen waren und bleiben wohl
IT-Giganten die Angst vor einer Zer-
vor allem Firmen mit besonders hohen
schlagung im Raum.
Steuerquoten wie Kohl's oder AutoNa-
tion gefragt.
Anders als an den Aktienbörsen
gehen die Kurse der Obligationen zu-
Geschätzte 2000 Milliarden Dollar rück. US-Bonds verzeichneten nach
haben US-Firmen wie Visa, Apple oder der Wahlnacht den grössten WochenNike im Ausland geparkt. Kurstreibend verlust seit 2009. Hintergrund ist die
könnte sich die Repatriierung dieser
Erwartung steigender Zinsen. Denn
Gelder zu niedrigeren Steuersätzen
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