editorial

EDITORIAL
Literarisch-ästhetische Erfahrungen bilden neben Fertigkeiten bzw. Kompetenzen im
engeren Sinn einen wichtigen Teil sprachlichen Lernens. In der reflexiv-diskursiven Auseinandersetzung mit literarischen Texten – mit trivialen wie auch anspruchsvoll sperrigen –
sowie im kreativen Umgang mit ihnen können ästhetische Erfahrungen möglich werden,
die wiederum den eigenen Sprachgebrauch erweitern und bereichern. Die Beschäftigung
mit Literatur im Rahmen einer kulturellen Bildung – und damit ist nicht nur die sogenannte Hochkultur gemeint, sondern durchaus auch eine aktuelle populäre Kultur und
insbesondere eine für Kinder und Jugendliche – eröffnet den Schülern und Schülerinnen
nicht nur einen Weg zu anderen Welten und Wahrnehmungen, sondern bietet ihnen auch
ein Anregungspotenzial für die Erweiterung ihrer Sprachkompetenzen.
Nicht nur das Wahrnehmen der sprachlichen Gestalt eines Textes kann Teil literarischer
Bildung sein, sondern die Schüler und Schülerinnen sollen insbesondere auch erfahren, dass
literarische Texte von Autoren und Autorinnen geschaffen werden. Von Menschen also, die
fürs Schreiben leben. Wie Andreas Steinhöfel, der uns dankenswerterweise erlaubt, eine
seiner programmatischen Reden zum «Schreiben für Jugendliche zum Schreiben für (auch)
Erwachsene» in diesem Rundschreiben abzudrucken.
Das Lesen von Literatur stellt besondere Anforderungen an die Lesenden wie auch an die
Lehrpersonen, wie Andrea Bertschi-Kaufmann in ihrem Beitrag «Zum Lesen motivieren,
literarische Erfahrungen ermöglichen – und was die Schule dazu beiträgt» ausführt. Unterschiedliche Leserinnen und Leser lesen einen literarischen Text unterschiedlich und erzeugen unterschiedliche Wirkungen. Das Erfahren dieser Wirkung wird unterstützt durch
ein Reden über Texte.
Und damit man über literarische Texte und Bücher reden kann, braucht man auch Tipps
für lohnenswerte Lektüren. Maria Riss stellt Ihnen in ihrem «Bücherherbst» vier Neuerscheinungen vor.
Nach fast 14-jähriger intensiver Entwicklungszeit, an der verschiedene Kolleginnen aus
dem Zentrum Lesen beteiligt waren, sind in diesem Herbst die letzten Lehrwerksteile der
«Sprachstarken» erschienen. Näheres zur Entwicklung der «Sprachstarken» können Sie dem
Interview in diesem Rundschreiben entnehmen.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre sowie Zeit und Musse in literarische Texte
eintauchen zu können und die damit einhergehenden literarisch-ästhetischen Erfahrungen
zu geniessen.
Im Namen des Zentrum Lesens
Thomas Lindauer