2 AKTUELLE NACHRICHTEN FOREIGN LANGUAGE NEWS 048 Die andere Seite der Polizeimedaille Zwischen Würde und Peinlichkeit Am 29. September feiern die Polizisten in der Regel ihren Schutzengel, den Heiligen Michael. Bei dieser Gelegenheit werden diejenigen Kollegen mit einer Medaille geehrt, die sich im Laufe des letzten Jahres besonders hervorgehoben haben. Sie werden für ihre besonderen Verdienste, oftmals unter Einsatz des eigenen Lebens, mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet. Außerdem wird der toten Polizisten gedacht, die in den letzten zwölf Monaten im Dienst oder auch im Ruhestand gestorben sind. Die Gewerkschaft der Polizei (SUP) auf den Kanaren, in der vor allem Nationalpolizisten vertreten sind, hat in diesem Jahr auf die Feierstunde verzichtet. Sie teilte dem Oberkommandanten der kanarischen Polizei mit, dass ihnen nicht zum Feiern zumute sei. In diesem Jahr wurde die eigentliche Bedeutung dieses Verdienstkreuzes, nach Ansicht der SUP, auf völlig unwürdige Weise beschmutzt. Vorgeschlagen werden die Anwärter von den jeweiligen Leitern der Kommissariate und entschieden wird im Exekutionsausschuss der Polizei. Stattdiejenigen auszuzeichnen, die sich wirklich eingesetzt hätten, würden die Medaillen in diesem Jahr an Kollegen vergeben, die noch nie einen Fuß auf die Straße gesetzt hätten, die gefährlichen Situationen der Polizeiarbeit nicht kennen und hinter ihrem Schreibtisch noch nie persönlich in Gefahr geraten sind. Für diese Kollegen ist die Auszeichnung nicht gedacht. „Wir sind an der Spitze einer polizeilichen Bürokratie angekommen, die es je gab. Noch nie wurde so politisiert und darauf geachtet, die „eigenen Leuten“ zu fördern. Wir sind daran gewöhnt, dass die Nationalpolizei, durch die von den eigenen Kommandanten provozierten Skandale, in die Schlagzeilen kommt. Jetzt springen wir in die Arena, um diese Willkür zu durchbrechen. Wir brauchen dringend eine Richtungsänderung zum Besseren. Denn um es noch schlimmer zu machen, müsste man sich schon sehr anstrengen“, erklärte der Gewerkschaftssprecher in einer Pressemitteilung. Die Ehrenmedaille sollten denen vorbehalten sein, die unter Einsatz ihres Lebens andere retten oder wichtige Festnahmen tätigen. Der Einsturz des Hauses in Los Cristianos war eine große Katastrophe. Ein Mann war von Anfang an zur Stelle und unermüdlich im Einsatz. In Adeje wurde am Tag der Polizei ein Denkmal eingeweiht, das an den Polizisten Victór Manuel García González erinnert. Er verstarb im Jahr 1992, an dieser Stelle im Rahmen einer Schießerei, die er zusammen mit seinen Kollegen beenden wollte. Seine Kritik richtet sich keineswegs nur an die kanarischen Instanzen, sondern ist landesweit zu verstehen. Denn dort, auf Landesebene, wird (so falsch) entschieden. „Angesichts der fehlenden Hilfsmittel und des niedrigen Personalstandes, den Kürzungen und schlechten Arbeitsbedingungen ist uns sowieso nicht zum Feiern zumute“, kritisierte er weiter. Außen vor Zahlreiche Polizisten sind nach Ansicht der Gewerkschaft, um die wohlverdiente Medaille www.islandconnections.eu island connections www.kanarenexpress.com Kanaren express gebracht worden. Das sei skandalös. Zu den Kollegen, die um ihren Auszeichnung „betrogen“ wurden, zählt auch ein Polizist aus dem Süden Teneriffas. Er war bei dem Einsturz des Gebäudes in Los Cristianos, im April dieses Jahres, vom ersten Moment an dabei. Sieben Personen sind dabei gestorben, drei Weitere konnten, dank des Einsatzes des Polizisten gerettet werden, bevor das Haus noch weiter einstürzte. Er konnte auch die Arbeiter identifizieren, durch die die Katastrophe vermutlich ausgelöst wurde. Zwei Polizisten der bürgernahen Einheit GAC in Las Palmas auf Gran Canaria retteten eine Frau aus einer brennenden Wohnung. Sie musste von ihnen reanimiert werden. Es war eine Rettung in letzter Sekunde. Trotzdem wurden sie nicht berücksichtigt. Zwei GAC-Polizisten in Madrid verhinderten die Ermordung eines Jungen durch seinen eigenen Vater. Zwei weitere Polizisten in Madrid schützten, unter Lebensgefahr, eine ganze Familie vor der Gewalt durch ein anderes Familienmitglied, das bereits den Familienvater umgebracht hatte. Ein Subinspektor befreite eine Frau mit ihrem Kind, die seit zwei Tagen von einem misshandelnden Partner in einer Wohnhung festgehalten wurde und sich in akuter Gefahr befand. Drei madrilenische Einsatzkräfte retteten einen alten Mann aus einer brennenden Wohnung. Ein Polizist aus dem Distrikt Málaga rettete einen Minderjährigen und seinen Großvater aus einer brennenden Wohnung und zwei andere Kollegen retten ebenfalls einen älteren Mann bei einem Wohnungsbrand. Sie mussten danach selbst behandelt werden. In Cádiz konnte ein Polizist einen Selbstmord verhindern. In Vigo rettete ein Polizist eine Frau, die ins Meer gesprungen war und in einem anderen Einsatz wurde ein Kollege schwer verletzt, als er einen Gewalttäter aus dem Verkehr zog. Ganz knapp war es auch in Sanlúcar, als mehrere Polizisten drei Personen aus einem Feuer holten. Eines der Opfer war bereits bewusstlos und wäre ohne den Einsatz sicherlich in den Flammen umgekommen. Fünf Polizisten riskierten in Meli- lla bei der Verfolgung gefährlicher Krimineller Kopf und Kragen. Sie konnten sie am Ende festnehmen. In Zaragoza wurde ein Beamter von einem gewaltbereiten Mann, der auf der Straße wütete und dabei Autofahrer und Passanten anhielt, mit einem Messer verletzt. Ein Polizist aus Katalonien nahm an der Verhaftung von mehreren Personen teil, die in flagranti bei einem Raubüberfall in Madrid überrascht wurden. Er wurde sogar von seinen Kollegen ausdrücklich für diesen Einsatz belobigt. Gleich zwei Mal wurde ein Polizist aus Badajoz übergangen. Er wurde im Dienst von einem Fahrzeug angefahren und verletzt. An einem anderen Tag musste er in eine Schießerei eingreifen. Einer der Angreifer konnte verhaftet werden. Trotz doppelter Gefahr und Einsatzbereitsschaft, gab es keine Auszeichnung. Genauso erging es zwei kantabrischen Polizisten, die direkt in eine Operation eingriffen, bei der eine große Menge Drogen, Bargeld, Fahrzeuge, Waffenattrapen und falsche Dokumente beschlagnahmt wurden. Auch das war keine Medaille wert. Nach Einschätzung der SUP hätten all diese mutigen Einsätze mit einer Medaille belohnt werden müssen. Und nicht diejenigen Kollegen, die in sicheren Amtsstuben, „ihren Dienst schieben“ und sich aufs Politisieren verstehen. n Opfer auf Lanzarote Fortsetzung von Seite 1 Er sitzt derzeit im Gefängnis Tenerife II. Seine Komplizen, der 50 Jahre alte, vorbestrafte J.M.B.O. alias „Caracortada“ aus San Miguel sowie die 38-jährige N.D.P.P., genannt „El Tortilla“ und der zwei Jahre jüngere A.D.D., beide aus San Isidro, sitzen derzeit im Gefängnis in Tahiche auf Lanzarote ein. Die Bande wird von den Ermittlern als die gefährlichste kanarische Gang der jüngsten Vergangenheit bezeichnet. Sie wird auch mit zwei Morden auf Lanzarote in Verbindung gebracht: Der Unternehmer José Antonio Perera erlag Wochen nach einem Überfall mit schwerer Folter, der im Januar geschah, seinen Verletzungen. Im März wurde Juan Carlos Tejera aus einer Bar entführt. Die Täter hielten ihn für einen Millionär. Neun Tage lang wurde der Vermisste gesucht. Dank der Spürhunde wurde Tejera dann in in einer Höhle bei der Müllhalde Argana Alta gefunden. Sie war mit Steinen und Erde getarnt. Das Opfer wurde an Händen und Füßen gefesselt, sowie mit klaren Anzeichen von Gewalteinwirkung, tot aufgefunden. Professionelle Polizeiarbeit Während der Ermittlungen im Fall Tavio auf Teneriffa stellte sich heraus, dass die Guardia Civil in Las Palmas die gleiche kriminelle Gruppe verfolgte, weil sie deren Mitglieder als mutmaßliche Täter für einen, vor Monaten erfolgten, brutalen Raubüberfall auf Lanzarote verantwortlich machten. Deshalb glichen die beiden Polizeiapparate ihre Erkenntnisse und Daten über Identität und Wohnsitz ab. Als die Kollegen auf Teneriffa feststellten, dass die Bande eine Fähre von Santa Cruz nach Lanzarote nahm, alarmierten sie ihre Kollegen von der Staatsanwaltschaft auf Gran Canaria. Bei der Ankunft auf Lanzarote wurden die Verdächtigen von Polizisten der Guardia Civil Lanzarote abgefangen. Offenbar hatten sie dort bereits den nächsten brutalen Überfall geplant. Im Kofferraum fanden die Polizisten verschiedene Beweisstücke, wie typische Kleidung und Gegenstände, mit denen sie ihre Opfer malträtieren, bis sie ihnen Zugang zum Safe verschaffen. Schon vorher wurde bei der Durchsuchung einer Wohnung eine Flinte mit abgesägtem Lauf sichergestellt. Die Verdächtigen wurden, aufgrund ihrer Gefährlichkeit, sofort in Untersuchungshaft genommen. n
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