WOCHENAUSBLICK Erhöhte geldpolitische Sensibilität 1 Die

Helaba Volkswirtschaft/Research
WOCHENAUSBLICK
14. Oktober 2016
Erhöhte geldpolitische Sensibilität
REDAKTION
Dr. Stefan Mütze
Tel.: 0 69/91 32-38 50
[email protected]
HERAUSGEBER
Dr. Gertrud R. Traud
Chefvolkswirt/
Leitung Research
Helaba
Landesbank
Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon: 0 69/91 32-20 24
Telefax: 0 69/91 32-22 44
1 Die Woche im Überblick............................................................................................................. 1
1.1 Chart der Woche .................................................................................................................... 1
1.2 Wochen-Quartals-Tangente ................................................................................................... 2
1.3 Finanzmarktkalender KW 42 mit Prognosen .......................................................................... 3
2 Im Fokus...................................................................................................................................... 4
2.1 Aktien: Holpriger Start ins Schlussquartal .............................................................................. 4
2.2 Devisen: Billiges Pfund........................................................................................................... 5
2.3 Unternehmensanleihen: Primärmarkt im Fahrwasser der EZB .............................................. 6
3 Charttechnik ............................................................................................................................... 7
4 Prognosetabelle ......................................................................................................................... 8
1 Die Woche im Überblick
Patrick Franke
Tel.: 0 69/91 32-47 38
1.1 Chart der Woche
China: Neue Normalität
Reales Bruttoinlandsprodukt, Veränderung gegenüber Vorjahr in % (ab Q3 2016 Prognose)
13
13
12
12
Istwerte (Quartale)
11
11
10
10
9
Korridor für
2016
8
7
5
6
5
4
Die Publikation ist mit größter
Sorgfalt bearbeitet worden.
Sie enthält jedoch lediglich
unverbindliche Analysen und
Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen
Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen,
die wir für zuverlässig halten,
für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir
aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in
dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht
als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
8
7
Wachstumsziele der
Regierung für die
Gesamtjahre
6
9
4
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
In China bleibt das Wachstum auf seinem mittelfristigen Abwärtstrend. Aufgrund der Intransparenz
der Daten und der politischen Prozesse ist unklar, in welchem Ausmaß die jüngste Aufhellung der
Konjunkturindikatoren nur einer temporär expansiveren Fiskalpolitik bzw. einer verstärkten Kreditaufnahme seitens des sowieso schon hoch verschuldeten Unternehmenssektors geschuldet ist.
Insofern sollte man sich mit Jubel über die Daten zurückhalten, denn „das dicke Ende kommt vielleicht noch“. Für die am Mittwoch anstehenden Wachstumszahlen zum dritten Quartal zeichnet
sich derzeit ein Plus von 1,7 % gegenüber Vorquartal ab, was einer Vorjahresrate von 6,6 % entspricht. Der Zuwachs bleibt damit (noch) im offiziellen Zielkorridor der kommunistischen Führung.
Je schneller die Regierung den Umstellungsprozess in der Wirtschaft (Dienstleistungen statt Industrie, Konsum statt Investitionen) vorantreibt, umso weniger rohstoff- und investitionsgüterintensiv dürfte das künftige Wachstum in China ausfallen.
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1
W OCHENAUSBLICK
Ulf Krauss
Tel.: 0 69/91 32-47 28
1.2 Wochen-Quartals-Tangente
Die Verunsicherung der Anleger, ausgelöst durch das Tapering-Gerücht, war zuletzt immer noch
spürbar. Besonders die Euro-Rentenmärkte scheinen einen nachhaltigen Dämpfer erhalten zu
haben. Die Situation im Anschluss der Ankündigung einer schrittweisen Reduktion des USAnleihekaufprogramms Im Mai 2013 ist offenbar immer noch präsent. Damals reichte ein entsprechender Hinweis von Fed-Präsident Ben Bernanke aus, um die Renditen 10-jähriger US-Tresuries
innerhalb von nur drei Monaten von 2 % auf 3 % ansteigen zu lassen. Im gleichen Zeitraum stagnierten die Kurse bei amerikanischen Aktien.
Die Zeit für eine Abkehr von der expansiven Geldpolitik im Euroraum dürfte zwar noch nicht reif
sein. Die erstaunliche Wirkung des Gerüchtes, obwohl dieses rasch dementiert wurde, zeigt jedoch
eine erhöhte Sensibilität gegenüber der grundsätzlichen Ausrichtung globaler Geldpolitik. Die zuletzt ablehnende Haltung der Bank of Japan gegenüber weiter sinkenden Zinsen hat dazu ebenso
beigetragen, wie die EZB-Aufforderung an die Fiskalpolitik, mehr zu tun. Über allem schwebt die
näher rückende Zinsanhebung in den USA. Die diesbezüglich offenbar geschärfte Anlegerwahrnehmung belastete zuletzt nicht nur Anleihen, sondern auch die Aktien beiderseits des Atlantiks
sowie den Euro-Dollar-Kurs.
Es wird spannend sein, wie Mario Draghi im Anschluss an die kommende Sitzung des EZB-Rats
das Thema Tapering kommentiert. Eine deutliche Ansage wäre, das Kaufprogramm mit einem
gleichbleibenden Volumen von monatlich 80 Mrd. Euro zu verlängern. Nach Aussage von Ratsmitglied Ewald Nowotny kann man sich jedoch noch bis Jahresende Zeit lassen. Entscheidend
dürften in diesem Zusammenhang vor allem die damit vermutlich einhergehenden Änderungen in
den Ankaufmodalitäten sein. Nicht nur deutsche Anleihen werden unter den aktuell geltenden
Bedingungen langsam knapp. Am einfachsten wäre hier eine Regeländerung bezüglich der Ankaufgrenze in Höhe des Einlagensatz von -0,4 %. Die Bundesbank müsste nicht mehr zwangsläufig auf längere Laufzeiten auszuweichen. Ein entsprechend verändertes Kaufverhalten hätte hier
vermutlich steigende Renditen zur Folge. Denkbar wäre ebenfalls, dass die Ankaufsgrenze, die bei
33 % einer Staatsanleihen-Emission liegt, angehoben wird. Kaum wahrscheinlich ist aus politischen und rechtlichen Gründen hingegen eine Veränderung des Länder-Verteilungsschlüssels.
Finanzmarktrückblick und -prognosen
Veränderung seit...
31.12.2015 06.10.2016
aktueller
Stand*
jeweils gg. Euro, %
jeweils gg. Euro
Q4/2016
Q1/2017
Q2/2017
US-Dollar
-1,1
1,3
1,11
1,05
1,05
1,05
Japanischer Yen
14,9
1,1
115
110
115
115
Britisches Pfund
-18,2
-2,6
0,90
0,90
0,90
0,90
Schweizer Franken
-0,8
0,1
1,09
1,08
1,10
1,10
in Bp
3M Euribor
%
-18
-1
-0,31
-0,30
-0,30
-0,30
3M USD Libor
27
1
0,88
0,90
0,90
1,15
10 jähr. Bundesanleihen
-59
4
0,04
0,10
0,15
0,25
10 jähr. Swapsatz
-59
5
0,41
0,60
0,60
0,70
10 jähr. US-Treasuries
-55
4
1,74
1,90
1,90
2,10
11.200
11.700
12.000
%
DAX
-4,1
Index
-1,6
10.414
%
Brentöl $/B
42,7
0,3
52
Gold $/U
18,5
-0,7
1.258
*Schlusskurse vom 13.10.2016
45
48
50
1.500
1.400
1.450
Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
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1.3 Finanzmarktkalender KW 42 mit Prognosen
Zeit
Land
Periode
Indikator
HelabaBloom berg
Vorperiode
Prognose Consensus
Montag, 17.10.2016
14:30
US
Okt
Empire State Umfrage; Index
5,0
1,0
-2,0
15:15
US
Sep
Industrieproduktion, % m/m
0,1
0,2
-0,4
15:15
US
Sep
Kapazitätsauslastung; %
75,5
75,6
75,5
18:15
US
Fed Vize-Präsident Fischer
Dienstag, 18.10.2016
14:30
US
Sep
CPI Konsumentenpreise
% m/m
% y/y
0,3
1,5
0,3
1,5
0,2
1,1
14:30
US
Sep
CPI ohne Energie & Nahrungsmittel
% m/m
% y/y
0,2
2,3
0,2
2,3
0,3
2,3
16:00
US
Okt
NAHB Housing Index
63
63
65
1,7
6,6
1,8
6,7
1,8
6,7
Mittw och, 19.10.2016
04:00
CN
Q3
BIP
% q/q
% y/y
14:30
US
Sep
Baubeginne
% m/m
Tsd (JR)
5,1
1200
2,9
1175
-5,8
1142
14:30
US
Sep
Baugenehmigungen
% m/m
Tsd (JR)
-0,2
1150
0,9
1163
0,7
1152
14:45
US
19:30
US
San Francisco Fed Präsident
Williams
Dallas Fed Präsident Kaplan
20:00
US
Beige Book
Erzeugerpreise
% m/m
% y/y
0,2
-1,1
0,2
-1,2
-0,1
-1,6
EZB-Sitzung
Hauptrefinanzierungssatz
Einlagensatz
0,0
-0,4
0,0
-0,4
0,0
-0,4
Philadelphia Fed; Index
5,0
5,0
12,8
Erstanträge auf
Arbeitslosenunterstützung, Tsd
250
k.A.
246
Donnerstag, 20.10.2016
01:45
US
08:00
DE
13:45
EZ
14:30
US
New York Fed Präsident Dudley
Sep
Okt
14:30
US
15. Okt
16:00
US
Sep
Verkauf bestehender Häuser, Mio.
(JR)
5,3
5,3
5,3
16:00
US
Sep
Frühindikatoren, % m/m
0,2
0,2
-0,2
Okt
EU-Kommission; Saldo:
Konsumentenvertrauen
-8,0
-8,0
-8,2
Freitag, 21.10.2016
16:00
EZ
16:15
US
20:30
US
Fed Gouverneur Tarullo
San Francisco Fed Präsident
Williams
Quellen: B lo o mberg, Helaba Vo lkswirtschaft/Research
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W OCHENAUSBLICK
2 Im Fokus
2.1 Aktien: Holpriger Start ins Schlussquartal
Markus Reinwand, CFA
Tel.: 069/91 32-47 23
Die sich allmählich aufhellenden Gewinnperspektiven für US-Unternehmen werden zwar durch
die voraussichtlich im Dezember anstehende Zinserhöhung der Fed überschattet. Es ist allerdings
nicht davon auszugehen, dass sie damit eine Trendwende bei Aktien einleitet.
Historisch betrachtet beginnt im Oktober eigentlich der für Aktien beste Sechsmonatszeitraum des
Jahres. Derzeit schwächeln Aktien allerdings. Rund um den Globus dominierten zuletzt eher die
negativen Vorzeichen. Die meisten Indizes wirken angeschlagen. Woran liegt´s: Angst vor den
Brexit-Folgen, US-Wahl, Sorgen um das Wachstum in China oder der nächste Zinsschritt der Fed?
Vermutlich ein bisschen von allem. Anleger sind inzwischen defensiver geworden. Die implizite
Volatilität ist zuletzt sichtbar angestiegen.
Vorsichtige
Anleger
Unternehmensgewinne und Zinsen sind die wertbestimmenden Faktoren für Aktien schlechthin.
Derzeit scheinen sich die beiden Größen, insbesondere was den US-Markt anbelangt, mehr oder
weniger zu neutralisieren. In den USA ist die Berichterstattung über das dritte Quartal angelaufen.
Auch wenn die Zahlen von Alcoa, die traditionell hohe Aufmerksamkeit erfahren, enttäuschten, ist
der Start in die sogenannte „earnings season“ gut verlaufen. Der Anteil positiver Überraschungen
liegt mit rund 75 % deutlich über dem langfristigen Durchschnitt von 66 %. Die Chancen stehen
gut, dass die Nettoergebnisse der S&P 500-Unternehmen erstmals seit fünf Quartalen im Vorjahresvergleich wieder leicht zulegen konnten. Zwar gehen die Konsensschätzungen derzeit noch von
einer leichten Kontraktion (-1,6 %) aus. In den letzten acht Quartalen waren die Schätzungen allerdings stets zu konservativ. Sie wurden im Durchschnitt um 4 % übertroffen.
Saisonal bestes Zeitfenster
US-Bilanzsaison mit gutem Auftakt
%
%
10
Durchschnittliche 6M.-Performance
(seit 1965)
9
8
DAX
7
10
8
7
6
6
5
5
4
4
S&P 500
3
3
2
2
1
1
0
0
Jan - Feb - Mrz - Apr - Mai - Jun - Jul - Aug - Sep - Okt - Nov - Dez Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai
Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
Kurspotenzial noch
nicht ausgeschöpft
100
9
90
80
S&P 500: Anteil positiver Gewinnüberraschungen
zu Beginn der Berichtssaison
Mittelwert
(seit Q1 2000)
100
90
80
70
70
60
60
50
50
40
40
00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Dass US-Aktien dennoch etwas labil wirken, liegt auch an der schon recht hohen Bewertung, die
das Kurspotenzial im Wesentlichen auf das künftige Wachstum der Unternehmensgewinne begrenzt. Da die „Gewinnrezession“ mit Rückgängen von rund 7 % ausgesprochen mild war, sind
basisbedingt keine großen Sprünge in den kommenden Quartalen zu erwarten. Vermutlich deshalb
haben die Marktteilnehmer derzeit etwas Angst vor dem nächsten Zinsschritt der Fed. Die aus den
Fed-Funds Futures abgeleitete Wahrscheinlichkeit einer Leitzinserhöhung im Dezember beträgt
aktuell 66 %. Eine Zinserhöhung der US-Notenbank könnte kurzfristig zwar eine gewisse Bremswirkung auf Aktien haben. Dass damit eine Trendwende bei Dividendentiteln eingeleitet wird, ist
nach den Erfahrungen der Vergangenheit wenig wahrscheinlich: Immer wenn es an den Märkten
etwas kritischer wurde, ruderte die Fed schließlich zurück. Es ist daher weiterhin davon auszugehen, dass die Zinsen nur in dem Ausmaß angehoben werden, wie sich auch die Konjunktur- und
damit die Gewinnperspektiven verbessern.
H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 4 . O K T O B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A
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W OCHENAUSBLICK
Christian Apelt, CFA
Tel.: 0 69/91 32-47 26
2.2 Devisen: Billiges Pfund
Die politischen Unsicherheiten setzen das Pfund Sterling erheblich unter Druck. Aufgrund der
bislang weniger negativen britischen Konjunktur und der nun sehr günstigen Bewertung dürfte
sich die Währung aber auf dem niedrigen Niveau stabilisieren.
Es wird ernst mit dem Brexit! Manch einer hatte wohl geglaubt, dass der Ausgang vom britischen
EU-Referendum im Juni vielleicht ignoriert werden oder es zumindest zu einer zügigen, einvernehmlichen Lösung kommen könne. Premierministerin May kündigte auf dem Parteitag der Konservativen an, den Austrittsantrag bis März 2017 zu stellen, und schickte das Pfund auf Talfahrt.
Zudem zeigte sie sich wenig kompromissbereit, ähnlich unversöhnliche Töne folgten auch von EUVertretern. Die Angst vor dem „harten“ Brexit wächst, der für Großbritannien wohl deutlich negative
ökonomische Konsequenzen mit sich brächte. Der Euro-Pfund-Kurs kletterte über 0,90. Gegenüber dem US-Dollar verlor die britische Währung sogar stärker – den „Flash Crash“ vom 7. Oktober noch ausgenommen, als das Pfund innerhalb von zwei Minuten um 6 % abstürzte.
Überraschend solides
fundamentales Umfeld
Ist ein weiterer Absturz der britischen Währung nun vorprogrammiert? Die erste Abwertungswelle
nach dem Brexit-Votum lässt sich auf Basis von Zinsdifferenzen und Konjunkturindikatoren vergleichsweise gut nachvollziehen. Dies fällt nun erheblich schwerer. Denn der – auch von uns –
erwartete konjunkturelle Einbruch ist bislang ausgeblieben. Für das dritte Quartal zeichnet sich für
die britische Wirtschaft ein etwas langsameres, aber immer noch solides Wachstum ab, was dann
unsere Prognose zumindest für 2016 auf den Prüfstand stellt. Einige Stimmungsindikatoren haben
sich merklich erholt, so dass von der wirtschaftlichen Seite aus in naher Zukunft kein großes Ungemach droht. Dies könnte zur Folge haben, dass die Bank of England ihre bereits angedeutete
weitere Zinssenkung wenigstens ins kommende Jahr verschiebt. Auch die Renditedifferenzen
gegenüber dem Euro haben sich aus Pfund-Sicht verbessert, selbst wenn eine marginale höhere
Risikoprämie auf britischen Anleihen den Wert geringfügig verzerrt. Die jüngste Pfund-Schwäche
ist damit vor allem angstgetrieben.
Zinsdifferenzen sprechen gegen Pfund-Abwertung
Pfund sehr günstig bewertet
GBP
Index
%-Punkte
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Stabilisierung beim
Pfund Sterling
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Aussagen auf Parteitagen sollten grundsätzlich mit einer gewissen Vorsicht betrachtet werden.
Daher braucht eine politische Beruhigung nicht zu überraschen, zumal das Pfund markttechnisch
deutlich überverkauft ist. Außerdem ist die britische Währung auf aktuellem Niveau äußerst günstig
bewertet, wie reale Wechselkursindizes darlegen. Das weitere Abwertungspotenzial ist damit begrenzt, wenngleich wir gegenüber dem US-Dollar wegen der Fed-Zinsanhebungen noch etwas
Spielraum nach unten sehen. Wirklich attraktiv ist das Pfund aber noch lange nicht. Die britische
Konjunktur wird sich vermutlich noch spürbar abschwächen und die Geldpolitik dürfte noch nachlegen müssen. Die politischen Unsicherheiten hinsichtlich des Brexit werden voraussichtlich während der längsten Zeit der zweijährigen Verhandlungsphase anhalten – erfahrungsgemäß fallen
EU-Entscheidungen erst spät –, bis dann ein von uns erwarteter Kompromiss gefunden wird. Mit
den politischen Aufs und Abs dürfte der Euro-Pfund-Kurs bis auf weiteres um 0,90 schwanken.
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W OCHENAUSBLICK
2.3 Unternehmensanleihen: Primärmarkt im Fahrwasser der EZB
Ulrich Kirschner, CFA
Tel.: 0 69/91 32-28 39
Der Primärmarkt für EUR-Corporate Bonds hat sich im Fahrwasser des EZB-Ankaufprogramms
für Unternehmensanleihen im zurückliegenden Quartal schwungvoll entwickelt. Angezogen durch
die zusätzliche Nachfrage der Zentralbanken kamen vermehrt große Benchmark-Titel von Investmentgrade-Adresse an den Markt. Wir erwarten, dass sich die Refinanzierungsaktivität in Q4
dynamisch fortsetzt. Damit dürfte das Unternehmensanleihe-Segment im laufenden Turnus auf
ein neues Rekordvolumen zusteuern.
Im dritten Quartal übertraf das Emissionsvolumen der EUR-Corporates mit knapp 70 Mrd. EUR
den Vorjahreswert wie auch schon in Q2 deutlich. Insbesondere die dynamische Marktentwicklung
in den Monaten August und September sorgte dafür, dass sich die Platzierungen seit Jahresbeginn auf nunmehr insgesamt 252 Mrd. EUR summieren und damit annähernd auf dem Niveau des
Ausnahmejahres 2009 lagen. Zum guten Teil dürfte die günstige Marktentwicklung auf das Ankaufsprogramm der EZB für Unternehmensanleihen (CSPP) zurückzuführen sein. So erreichten
Investmentgrade-Emissionen im Fahrwasser des CSPP einen Marktanteil von über 80 %. Dies war
der höchste Wert seit 2012. Auch große Benchmark-Anleihen lagen angelockt durch die zusätzliche Nachfrage der Zentralbanken im Trend. Kleine Titel mit einem Emissionsvolumen von unter
500 Mio. EUR waren hingegen deutlich weniger oft zu sehen und sanken auf den niedrigsten
Marktanteil seit sechs Jahren.
Emissionstätigkeit nach
starkem Q3 vor
Rekordwert
Im Schnitt lagen die Emisssionsgrößen in fast allen Laufzeitsegmenten über den Vorjahreswerten.
Zudem waren langlaufende Anleihen wieder etwas gefragter. Titel mit mehr als 7 Jahren Laufzeit
überschritten erneut die 50 %-Schwelle. Die günstigen Refinanzierungsbedingungen lockten auch
vermehrt Adressen aus Übersee an den EUR-Markt. US-Unternehmen stellten die mit Abstand
größte Emittentengruppe und platzierten rund 20 % des Marktvolumens. Nachrang-Instrumente
wurden dagegen kaum begeben. Auch variabel verzinsliche Titel spielten mit nur 6 % eine untergeordnete Rolle.
Emissionsvolumen übersteigt Vorjahresniveau
Langläufer mit mehr als 50 % Marktanteil
Anleiheemissionen in Q1-Q3 im Vorjahresvergleich
Emissionen nach Laufzeiten Q1-Q3 2016
Volumen in Mrd. EUR
300
300
250
250
200
200
150
150
100
100
50
<= 3J
5,5%
Perpet.
2,4%
Aufteilung nach Volumen
> 15J
2,8%
> 10 - 15J
16,4%
> 3 - 5J
15,9%
50
0
0
2008 2009 2010
2011
2012 2013 2014 2015
2016
Quellen: Bloomberg, bondradar, Helaba Volkswirtschaft/Research
Kräftige Volumenentwicklung im Abschlussquartal
erwartet
> 5 - 7J
26,5%
> 7 - 10J
30,5%
Quellen: Bloomberg, bondradar, Helaba Volkswirtschaft/Research
Mit Blick auf das anhaltende Niedrigzinsumfeld und beflügelt durch die Ankäufe der EZB dürften
sich die Refinanzierungsbedingungen für die emissionswilligen Unternehmen auch im vierten
Quartal günstig gestalten. Zwar zeigten sich die Investoren zuletzt bei den Preisen etwas wählerischer. In der Summe spricht die Aufnahmefähigkeit des Marktes aber auch in den Monaten Oktober bis Dezember für eine kräftige Volumenentwicklung. Wir halten es daher für wahrscheinlich,
dass das EUR-Unternehmensanleihe-Segment 2016 einen neuen Rekordwert markieren wird.
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W OCHENAUSBLICK
3 Charttechnik
Bund-Future: Ausbruch aus Seitwärtsrange?
Widerstände:
164,38
165,00
165,70
MACD
Unterstützungen:
163,15
162,56
161,57
Bund-Future (daily)
Der Bund-Future hat sich zunächst weiter abgeschwächt,
zu einem Rückfall bis zum Septembertief bei 162,57 ist es
bislang aber nicht gekommen. Mit Unterschreiten der Marke
von 164,01 und aufgrund der eingetrübten Indikatorenlage
ist ein Test aber weiterhin möglich. Der MACD steht bei
einem Anstieg des ADX auf Verkauf. Erst bei einem Anstieg
über 164,30/38 würde sich die Situation wieder aufhellen.
Hinweise auf eine derartige Befestigung gibt es derzeit aber
nicht. Insofern sollten das bisherige Tief bei 163,15 und die
Marke bei 162,57 im Auge behalten werden.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891)
Euro: Abwärtsdynamik
Widerstände:
Unterstützungen:
MACD
EUR-USD (daily)
1,1070
1,0982
1,1143
1,0952
1,1170
1,0910
Mit Unterschreiten wichtiger Unterstützungen und dem
Verlassen der charttechnischen Dreiecksformation ist es zu
einer Richtungsentscheidung gekommen. Der Euro markierte sein vorläufiges Tief bei 1,0982. Ein erneuter Kursrückgang ist wahrscheinlich. Darauf lassen die Indikatoren im
Tageschart schließen. MACD, Stochastic und DMI stehen
bei einem deutlichen Anstieg des ADX auf Verkauf. Die
nächste wichtige Unterstützung ist am Juli-Tief bei 1,0952
zu finden. Darunter zeigt sich bei 1,0910 das markante Tief,
das im Anschluss der „Brexit“-Entscheidung erreicht wurde.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891)
DAX: Mittelfristtrend wankt
Widerstände:
10.552
10.626
10.672
Unterstützungen:
10.311
10.249
10.189
DMI / Ichmoku
DAX (daily)
Der DAX ist temporär unter die vielbeachtete Unterstützungszone von 10.480/10.500 Punkten abgerutscht und
markierte ein Wochentief bei 10.349. Damit droht ein Richtungswechsel des mittelfristigen Trends, da die relevante
55-Tagelinie und zudem die lineare Regression auf
Schlusskursbasis unterschritten wurden. Zudem notiert die
Mehrzahl (63 %) der DAX-Werte unterhalb der entsprechenden Durchschnittslinie. Aktuell lässt sich kein ausreichend gutes Chance-Risikoprofil definieren, vielmehr könnten die Supports bei 10.311/10.249 in den Fokus rücken.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Christian Schmidt (Tel.: 069/9132-2388)
Bitte beachten Sie: Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf der Technischen Analyse und sind kurzfristig orientiert. Die fundamentalen Analysen mit einer mittel- und
langfristigen, strategischen Ausrichtung gehen nicht in diese Betrachtungen ein.
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W OCHENAUSBLICK
4 Prognosetabelle
Bruttoinlandsprodukt
Verbraucherpreise
reale Veränderung gg. Vorjahr, %
Veränderung gg. Vorjahr, %
2014
2015
2016p
2017p
2014
2015
2016p
2017p
1,1
1,9
1,6
1,5
0,4
0,0
0,4
1,4
Deutschland
1,6
1,5
1,8
1,6
0,9
0,3
0,6
1,5
Frankreich
0,7
1,2
1,4
1,4
0,6
0,1
0,4
1,4
Italien
0,2
0,6
0,9
1,2
0,2
0,1
0,2
1,3
Spanien
1,4
3,2
3,0
2,1
-0,2
-0,6
-0,1
1,3
Niederlande
1,4
2,0
1,7
1,6
0,3
0,2
0,2
1,0
Österreich
0,6
1,0
1,3
1,4
1,6
0,9
1,1
1,6
Griechenland
0,7
-0,3
-0,7
1,4
-1,4
-1,1
-0,1
1,0
Portugal
0,9
1,5
0,9
1,2
-0,2
0,5
0,7
1,1
Irland
8,4
26,3
4,7
3,0
0,3
0,0
0,1
1,4
Großbritannien
3,1
2,2
1,3
0,7
1,5
0,1
0,9
2,7
Schw eiz
2,0
0,8
1,3
1,5
-0,1
-1,1
-0,3
0,6
Schw eden
2,6
4,1
3,1
2,5
-0,2
0,0
0,9
1,4
Norw egen
1,9
1,6
1,3
1,4
2,0
2,1
3,4
2,2
Polen
3,3
3,6
3,0
2,7
0,0
-0,9
-0,6
2,0
Ungarn
4,0
3,1
2,0
2,7
-0,2
-0,1
0,3
2,2
Tschechien
2,7
4,5
2,4
2,5
0,4
0,3
0,8
1,9
Russland
0,7
-3,7
-1,2
1,2
7,8
15,5
7,2
5,5
USA
2,4
2,6
1,6
2,5
1,6
0,1
1,2
2,2
Japan
-0,1
0,6
0,4
0,7
2,7
0,8
0,0
0,5
Asien ohne Japan
5,8
5,4
5,1
5,0
3,6
2,5
2,8
3,0
China
7,3
6,9
6,5
6,0
2,1
1,5
2,0
2,3
Indien
7,2
7,5
7,0
7,0
6,7
4,9
5,5
5,1
1,1
0,1
-0,5
1,8
10,5
12,6
17,0
14,0
0,1
-3,8
-3,0
1,0
6,3
9,0
8,5
5,5
3,2
3,0
2,7
3,2
3,4
3,0
3,5
3,6
Euroland
Lateinamerika
Brasilien
Welt
p = Prognose; BIP-Wachstum soweit verfügbar kalenderbereinigt
Quellen: EIU, Macrobond, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 1 4 . O K T O B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A
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