US Wahlen und die Märkte 06/10/2016 Überlegungen zu den US Wahlen und ihre möglichen Auswirkungen auf die Finanzmärkte Analyst: Hans Peter Schmidlin Das Wichtigste in Kürze Ein Wahlsieg von Hillary Clinton ist nicht sicher. Hätte ein Wahlsieg von Donald Trump tatsächlich einen negativen Effekt auf den Aktienmarkt? Welche Sektoren und Titel von welchem Szenario profitieren würden. Die „Wackelstaaten“ sind entscheidend In den meisten Staaten der USA hat eine der beiden Haupt-Parteien die politische Vorherrschaft und der Ausgang der Wahlen dürfte somit absehbar sein. Entscheidend werden gemäss Wahlbeobachter in der anstehenden Wahl die sieben folgenden „Wackelstaaten“ („Swing States“) sein: New Hampshire, Ohio, Vir- Einführung ginia, Florida, Iowa, Colorado, Nevada, Pennsylvania Kein Kandidat ist in den Umfragen der US Präsident- und North Carolina. Nicht überrascht wären die Spe- schaftswahlen in einer sicheren Führungsposition. zialisten, wenn schlussendlich wie schon öfters in der Gerade erst sah es danach aus, als ob Hillary Clinton Vergangenheit nur die vier Staaten Pennsylvania, Ohio, die US Präsidentschaftswahlen mit relativ hoher Si- Florida und North Carolina das Zünglein an der Waage cherheit gewinnen würde. Nur ein paar falsche Aussa- spielen werden. gen bzw. Unsicherheiten über ihre Gesundheit genügten, um den relativ komfortablen Vorsprung bei den Stand per 26. September 2016: Umfragen innerhalb weniger Tage wieder einzubüssen. Und nach der ersten TV-Debatte hätte man meinen können, dass Donald Trump stärker zurückfallen würde, doch nichts dergleichen geschah. Clinton führt in den offiziellen Umfragen mit wenigen Prozenten gegenüber Trump. Doch zählt man die wenigen Prozente jener Trump-Wähler dazu, die sich nicht öffentlich outen wollen, könnte die Situation noch knapper sein, als sie es in den offiziellen Zahlen bereits ist. Die Finanzmärkte, allen voran die Aktienmärkte, reagieren bisher auf die Veränderungen bei den Umfragen überraschend ruhig. Dies, obwohl ein Wahlsieg von Hillary Clinton oder Donald Trump absolut verschiedene Voraussetzungen für die Zukunft von US Politik und Wirtschaft mit sich bringen würde. Es scheint, als ob die Finanzmärkte klar davon ausgehen, dass es Hillary Clinton schaffen wird. Eine erhöhte Nervosität im Fakt ist, dass der Ausgang der 58. Präsidentschafts- Markt, sprich Volatilität, dürfte somit erst aufkommen, wahl absolut offen ist, auch wenn einzelne Umfragen wenn sich ein Trend in die Richtung Donald Trump dem einen oder anderen Kandidaten einen klaren Vor- etablieren würde. sprung bescheinigen. US Wahlen und die Märkte 06/10/2016 Führt eine Wahl von Donald Trumps tatsächlich Neu verhandeln würde ein Präsident Trump das „North zu einem negativen Trend im Aktienmarkt? American Free Trade Agreement“ sowie die „Trans- Es ist offensichtlich: Während Hillary Clinton das Politik-Establishment repräsentiert, wirkt Donald Trump eher wie das Gegenteil. Die Demokratin dürfte mit gewissen Abstrichen einen ähnlichen politischen Stil wie der noch amtierende US Präsident, Barack Obama, weiterführen. Mit Donald Trump als Präsident dürfte jedoch ein völlig anderer Wind spürbar werden. Nicht nur protektionistischer, sondern auch undiplomatischer. Grundsätzlich gehen viele Marktteilnehmer davon aus, dass eine Wahl von Donald Trump – bzw. nur schon die Furcht davor – an der Wallstreet zu einer Pacific Partnership“ (noch nicht ratifiziertes Abkommen zwischen den USA, Lateinamerika und Asien). Einfuhren aus China und Mexiko sollten mit höheren Zöllen belegt werden und ein Handelsabkommen hält er nur für hilfreich, wenn es zugunsten der US Industrie wirkt. Erhöhter Protektionismus („America First“) sowie mögliche Uneinigkeiten im internationalen Handelsgeschäft wären damit programmiert – was wohl eine negative Auswirkung auf das weltweite Wirtschaftswachstum haben könnte. negativen Reaktion führen könnte. Neben dem US Präsidenten werden auch die 435 Mit- Der Immobilienmagnat schreckte die Öffentlichkeit mit Senatoren neu gewählt. Dies kann mit Donald Trump seinen Aussagen schon mehrmals auf, u.a. mit seiner Einwanderungspolitik und der geplanten Mauer zu Mexiko. Er ist auch mit der Finanzpolitik von Janet Yellen nicht einverstanden. Die Zinsen werden aus seiner Sicht künstlich niedrig gehalten. Unsicherheit kreiert Donald Trump auch mit seinen Aussagen zu den internationalen Handelsverträgen, die aus seiner Sicht allesamt neu verhandelt werden müssten. Doch der Reihe glieder des Repräsentantenhauses und 34 der 100 hingegen zu einem positiven Effekt führen: Wenn mit ihm als US Präsident die Republikanische Partei im Kongress eine Mehrheit erhalten würde. Während den letzten beiden Jahren waren beide Kammern bereits unter der Kontrolle der Republikaner. Seit längerem ist in der US Politik nicht mehr der Fall, dass der Präsident und die Mehrheit des Kongresses von derselben politischen Gruppe kommen. Deshalb: Sollte Trump und der nach: Kongress von den Republikanern beherrscht werden, Nicht alles könnte ein Präsident Trump alleine gesetzt werden. Andererseits: Die Demokraten müss- entscheiden Als US Präsident hat er nur das Vorschlagsrecht für die Besetzung des Federal Reserve Board, das die Mehrheit im FOMC stellt. Und die aktuelle vierjährige Amtszeit von FED-Präsidentin Janet Yellen dauert noch bis zum 3. Februar 2018. Bis dahin dürfte ihr Job relativ sicher sein. Somit ist auch zu verstehen, dass seine Rhetorik im Bondmarkt bisher kein Geschirr zerschlagen hat. Bei Steuern oder der Besetzung wichtiger Posten wäre er auf die Zustimmung des Kongresses angewiesen. In seinem Lieblingsthema „Aussenhandel“ könnte ein Präsident Trump tatsächlich vieles alleine entscheiden. könnten die Ideen derselben Partei viel einfacher umten den Republikanern im Senat nur wieder sieben Sitze abringen, um die Mehrheit zurück zu erlangen. Für was die Kandidaten besonders einstehen Gemeinsamkeiten im Wahlprogramm lassen sich zwischen den beiden Kandidaten nicht viele finden. Einzig die Aussage, dass beide der US Wirtschaft auf die Sprünge helfen wollen, scheint sich ähnlich anzuhören – wobei dieses Versprechen in der Vergangenheit wohl bisher von jedem Präsidentschaftsanwärter abgegeben wurde… Hillary Clinton verfügt über die grössere Erfahrung als Politikerin, insbesondere als Aussenministerin der USA US Wahlen und die Märkte 06/10/2016 unter dem noch aktuellen US Präsident Barack Obama. Dieselben Unternehmen aus diesen Sektoren dürften Auch als ehemalige First Lady hat sie viel von der Poli- auch leiden, falls Trump seine Aussagen betreffend tik ihres Ehemannes Bill Clinton mitbekommen. Doch Aufenthaltserlaubnis in die Realität umsetzen sollte. der Email-Skandal, die Diskussionen rund um den Clin- Schätzungsweise elf Millionen Menschen leben ohne ton Foundation-Fund sowie die Unsicherheiten über offizielle Papiere in den USA – und arbeiten nicht sel- ihre Gesundheit kosten sie viele Stimmen. ten als billige Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, der Gastronomie, der Bauwirtschaft oder in Konsumge- Während die Politik Obamas unter Hillary Clinton eine schäften. Die Abschiebung dieser Arbeitskräfte könnte Fortsetzung in ähnlicher (demokratischer) Form finden einige dieser Betriebe in arge Bedrängnis bringen. dürfte, sind ihr folgende Themen besonders wichtig: Zudem: die rund 11 Millionen Menschen entsprechen Gleichberechtigung, Gleichstellung und die Stärkung rund 3 % der in den USA lebenden Bevölkerung. Die der Mittelschicht. Sie hatte auch schon einen Einfluss Auswirkungen dürften auch im privaten Konsum direkt auf die Finanzmärkten, indem sie die Preispolitik der und sofort spürbar werden. Pharma- und insbesondere der Biotech-Unternehmen stark kritisierte. Offensichtlich ist auch ihre Nähe zur Für Hillary Clinton scheint der Aussenhandel nicht zu Finanzwelt, da sie des Öfteren von den Wallstreet- den Top-Prioritäten zu gehören – auf jeden Fall lässt Banken zu privaten Auftritten mit hohen Gagen einge- sich das Thema nicht unter den 31 wichtigen Punkte laden wurde. Dies garantiert jedoch keinen positiven ihrer Politikliste finden. Aussagen sind denn auch Trend, sollte sie denn tatsächlich gewählt werden (De- schon in diese Richtung gefallen und Wahlbeobachter tails später). Weniger Freude mit ihr als US Präsidentin gehen davon aus, dass sie die weltweite Handelslibera- hätten wohl die Energie-Unternehmen, hat sie sich lisierung, wie sie Barack Obama betrieben hat, nicht doch mehrmals klar gegen die fossilen und für saubere weiter verfolgen wird. Da auch Donald Trump den Aus- Energien ausgesprochen. Dazu gehört auch die „Clean senhandel zugunsten der USA neu organisieren will, Energy Challenge“-Initiative, welche Unternehmen der dürften die Handelsabkommen TPP und TTIP in den Alternativen Energien unterstützen soll. Hintergrund treten – falls sie überhaupt noch ernsthaft weiter diskutiert werden. Die Gleichstellung bzw. die Stärkung der Mittelschicht dürfte dazu führen, dass die Minimumgehälter unter Hingegen dürfte Hillary Clinton weiter an „Obamacare“ Frau Clinton angehoben werden– was besonders den arbeiten – während Donald Trump dieses Programm Unternehmen der Konsumgüter, Retail sowie Pflege- wieder abschaffen will. Hillary ist jedoch von der Ge- und Ho- sundheitsbranche eher gefürchtet: Schon mehrmals tel/Restaurants) klar höhere Gehaltskosten bescheren liess sie verlauten, dass sie die steigenden Medika- würde. Hillary Clinton will ein Minimumgehalt von 12 mentenpreise bekämpfen werde. Dies dürfte zwangs- US Dollar je Stunde einführen, während sich Donald läufig einen negativen Einfluss auf deren Marge haben Trump zwar auch für ein höheres Minimumgehalt, aber – wenn es denn dazu kommen sollte. Bis heute fehlt eben nur für 10 US Dollar je Stunde, ausspricht. Auf die jedenfalls ein konkreter Plan. Serviceberufe (Krankenhäuser & Gewinnmarge der oben genannten Sektoren könnte auch der Umstand drücken, dass billige Importe unter Dass Donald Trump Personen ohne legalen US Auf- Donald Trump für den Konsum- und Retailsektor enthalt ausweisen will und damit 11 Mrd US Dollar an schwieriger werden würden. Ersparnissen in der Gesundheitsbranche erwartet, dürfte im landesweiten Medizin-Umsatz nicht wirklich US Wahlen und die Märkte 06/10/2016 ins Gewicht fallen. Dagegen will er den Zugang und die Beide Präsidentschaftsanwärter sprechen sich für Lancierung von Generika-Produkten vereinfachen – einen höheren Wirtschafts-Protektionismus aus. Dies was wiederum eher negativ für die grossen Pharma- kommt besonders den Unternehmen mit einem hohen konzerne wäre. Inlandumsatz zu Gute. Dagegen könnte es für ExportUnternehmen unter Trump schwierig werden: Rund Das Wirtschafts-Programm von Donald Trump scheint ein Viertel der US-Exporte fliesst nach Mexiko und dagegen weiterhin diffus zu sein, mit vielen offenen nach China. Werden die Importe aus diesen Ländern Fragen. Er spricht sich klar für eine Senkung der Un- mit Strafzöllen belegt, ist mit Gegenmassnahmen ge- ternehmenssteuersätze („Corporate Tax Reform“) aus. genüber den US Export-Unternehmen zu rechnen. Die Befürworter hoffen, dass die US Unternehmen ihre v.a. in Europa geparkte Liquidität zurück in die USA Unterschiedliche Meinungen haben beide Kandidaten „repatriieren“ würden. Ob dies die Unternehmen bei zum Finanzsektor. Hillary Clinton wird offensichtlich einer Einführung tatsächlich tun, bleibt jedoch offen. von der Wallstreet unterstützt. Deshalb gehen viele Auch die Möglichkeit, dass es damit zu einer Stärkung Marktteilnehmer davon aus, dass ihre Wahl eine positi- der US Währung kommen könnte, kann keineswegs ve Auswirkung auf die Finanzwerte haben würde. Dies mit Sicherheit beantwortet werden. ist jedoch nicht sicher. Trump steht für höhere Zinsen. Dies würde die Margen der Banken steigern. Donald Beide, Hillary Clinton und Donald Trump, sprechen Trump möchte auch mehrere Gesetze überarbeiten sich für die Verbesserung der US Infrastruktur aus. oder gar abschaffen – was diesem Sektor klar zu Gute Hillary Clinton will ein Infrastrukturprogramm über 5 kommt. Dazu gehört die Überarbeitung des „Dodd- Jahre mit einem Volumen von über 275 Mrd. US Dollars Frank Act“. Dieser wurde Mitte 2010 als Bundesgesetz starten, Donald Trump will dieses gar übertreffen. Pro- aufgrund der Finanzkrise 2007/08 eingeführt. Ziel war fitieren könnten davon die Aktien aus den Sektoren es, die Transparenz im Finanzsystem zu erhöhen und Industrie, Bau, Ingenieurswesen & Rohstoffe. Ent- die US Steuerzahler bei staatlichen Rettungen vor sprechend ist im Markt bereits in diesen Tagen ein missbräuchlichen Praktiken bei Finanzdienstleistun- Trend zu typischen Infrastruktur-Titel zu beobachten. gen zu schützen („Too big to fail“-Problematik). Eine Überarbeitung wäre v.a. ein Vorteil für die kleineren Die Chemiewerte dürften unter Trump nur am Rande Banken. Der „Dodd-Frank Act“ beinhaltet auch die profitieren – sofern es zu tieferen Steuern und weniger „Volcker Rule“. Diese verbietet den Banken praktisch Regulierungen kommen würde. Mit Donald Trump wird den Eigenhandel mit Wertpapieren sowie Eigenin- es schwierig, konkrete Massnahmen gegen den Kli- vestments in Hedge Funds und im Private Equity. Hilla- mawandel zu definieren und zu entscheiden. ry Clinton will dagegen den „Dodd-Frank Act“ erweitern. Das würde mehr Regulierung bedeuten, was für Positive Effekte werden für Luftfahrt und Verteidi- die Finanzbranche eher hinderlich ist. gung von beiden Kandidaten erwartet. Donald Trump will das Ausgabebudget der US Armee von aktuell rund Der „Steagall Act“ wurde ursprünglich nach der Krise 3 % wieder auf die ursprünglichen 6 % des US BIP 1933 eingeführt. Er untersagte Geschäftsbanken, dass erhöhen. Die dabei getätigten Ausgaben dürften sich sie auch im Investmentbanking tätig sind. Dieses Ge- unter Donald Trump eher auf die landesinterne Sicher- setz wurde 1999 vom damaligen Präsident Bill Clinton heit fokussieren. abgeschafft. Während dieser Act unter Hillary Clinton US Wahlen und die Märkte 06/10/2016 nicht zur Diskussion steht, ist er für Donald Trump ein Technologie könnte "Trumps Achillesferse" werden, Thema. Dies würde für Grossbanken teuer werden. denn US-Wahlen können, laut Insidern, ohne Big Data, smarte Programmierer und ausgefuchste Analy- Die Versicherer wünschten sich wohl eher Hillary sesoftware nicht mehr gewonnen werden. Auch Oba- Clinton als US Präsidentin. Trump will insbesondere mas zweifacher Wahlsieg wird nicht zuletzt seiner unter den Krankenversicherern mehr Wettbewerb technologischen Überlegenheit zugeschrieben. Genau sehen. Dies würde deren Marge reduzieren. dieses Vorwissen nutzt Hillary Clinton bestmöglich aus und arbeitet mit den „Grossen“ zusammen. Doch auch Das Wahlprogramm „America First“ von Donald Trump bei einem Präsident Trump gehören die grossen Tech- zeigt auch seine ablehnende Haltung gegenüber der nologiefirmen zu den Gewinnern: Wird das Wahlver- Einwanderung. Dies hat eine direkte negative Auswir- sprechen der Steuersenkung eingehalten, steigen die kung auf die Immobilienbranche. Doch auch die po- Gewinnspannen nach dem Steuergeschenk. Die Aktien tentiell höheren Steuern, welche mit Hillary Clinton zur müssten neu bewertet werden. Diskussion stehen, wären nicht wirklich positiv für den Immobiliensektor. US Dollar und Anleihen Die amerikanische Währung dürfte von den Wahlen Mit Donald Trump dürfte eine ziemliche Portion Unsi- vorerst relativ wenig berührt werden. Sicher könnte die cherheit in die US Regierung einziehen. Neben den Volatilität bei einem Sieg Trumps wegen den Unsi- real negativen Marktrenditen ist Misstrauen gegen- cherheiten vorübergehen grösser werden. Doch kann über der Regierung das schlagkräftigste Argument für man auch davon ausgehen, dass Donald Trump als US einen steigenden Goldpreis. Somit dürften Edelme- Präsident viele seiner Versprechen nicht wirklich ein- tallpreise mit Trump ihre erst wiedergefundene Fri- halten kann (Mauer zu Mexiko, Deportation von Millio- sche weiter am Leben erhalten. Dies sollte sich sicher nen Personen ohne legale US Aufenthaltsbewilligung, auch positiv für die Bergbauwerte auswirken. Herstellung vieler Produkte in den USA, etc.). So dürfte der US Dollar wohl erst reagieren, wenn gewisse Vor- Donald Trump hat es sich mit dem Silicon Valley ver- haben von Donald Trump tatsächlich in die Realität scherzt, nachdem er sich unter anderem mit Apple umgesetzt werden. anlegte („Die werden ihre f*cking Computer wieder in Amerika bauen“), sich eine Twitter-Schlammschlacht Sollte er tatsächlich Importe höher besteuern, Han- mit Amazon-Gründer und Washington-Post-Eigner Jeff delsverträge neu verhandeln und damit den Markt Bezos lieferte – und auf Konfrontation mit AirBnB- verunsichern, wäre mit einer erhöhten Volatilität bei Mitgründer Brian Chesky und Facebook-Chef Mark der US Valuta zu rechnen. Importsteuern würden Ge- Zuckerberg ging. Im März 2016 trafen sich die CEOs genmassnahmen der involvierten Länder mit sich brin- der grossen IT-Firmen sogar heimlich, um ausschliess- gen. Das Handelsbilanzdefizit könnte sich erhöhen. lich über Trump zu sprechen. Wenn es nach der IT- Produktion von Gütern in Amerika könnte der Ver- Branche ginge, wäre Hillary Clinton der nächste Präsi- kaufspreis massiv erhöhen, etc. dent – zumal diese ein ehrgeiziges Technologieprogramm – als geschickten politischen Schachzug - vor- Was das Handelsbilanzdefizit und somit eine höhere stellte. Sie will die digitale US-Weltmarktführerschaft Verschuldung betrifft: Bereits im März 2017 hat der zementieren. Ihr Aktionsplan umfasst fünf strategische neue US Präsident einen wichtigen Termin: Dann wird Punkte und wäre ein Fest für die Tech-Industrie. Die voraussichtlich die aktuell geltende Schuldenober- US Wahlen und die Märkte 06/10/2016 grenze von USD 19.6 Billionen erreicht. Damit diese der Berechtigten haben diese Registrierung noch nicht erhöht werden kann, braucht es die Zustimmung bei- vorgenommen. Und man erinnere sich an die Wahl im der Kongresskammern. Jahre 2012: Rund 24 Mio. Wähler, die sich registriert haben, gaben ihre Stimme schlussendlich nicht ab. Auch im Anleihemarkt dürfte Hillary Clinton kaum Spuren hinterlassen, Donald Trump dagegen könnte Das Iowa Electronic Market ist eine anerkannte Prog- zum Elefant im Porzellanladen werden. Dies insbeson- nosebörse. Deren implizierte Wahrscheinlichkeit liegt dere dann, wenn die FED-Präsidentin in Frage gestellt aktuell bei 69 % für Hillary Clinton als neue Präsidentin. werden sollte. Auch ein gewisses Inflationsrisiko sowie Auch eine der meistbesuchten Websites für Trends, die Gefahr eines höheren Haushaltsdefizits ist möglich, PredictIt, sieht die Chancen der Demokratin bei aktuell mit Donald Trump im Weissen Haus. Dies hätte einen 70 %. Dagegen besteht die Möglichkeit, wie schon negativen Effekt auf den US Anleihemarkt. beim Brexit, dass die Stimme „des kleinen Mannes“ überhört wird: Noch nie in der Wahlgeschichte Ameri- Einfluss auf andere Währungen und Märkte kas hat ein Präsidentschaftskandidat derart viele Wahl- Bereits heute ist der Einfluss von Donald Trumps Zu- spenden im Beträgen unter 200 US Dollar erhalten. stimmungsquote auf den mexikanischen Peso spürbar. Je stärker die Zustimmung für den Republikaner, je Tendenzen abseits von den Umfragen schwächer zeigt sich die mexikanische Währung. Die- Zu beobachten ist eine gewisse Müdigkeit der US se Volatilität könnte auf die amerikanische Autowerte, Wähler gegenüber dem Politik-Establishment – dies die in den letzten Jahren einen grossen Teil der Pro- spricht für Trump. Gleiches gilt für den aktuellen Tur- duktion nach Mexiko verlagerten, einen unbequemen nus: Insbesondere seitdem 2. Weltkrieg kam es erst Einfluss ausüben. einmal vor, dass eine Partei für länger als zwei Perioden den US Präsidenten stellen konnte. Insbesondere wegen den Unsicherheiten im internationalen Handel – die ein Präsident Trump mit sich bringen würde – dürfte in den asiatischen Finanzmärkten zu einer gewissen Verunsicherung führen. Am meisten betroffen wären jene Unternehmen, die besonders vom Export in die USA abhängig sind. Besonders beachten müsste man auch die Bewegungen der amerikanischen Währung, haben sich doch viele asiatische Unternehmungen in US Dollar verschuldet. Doch die Wahlbeobachter, Medien und auch die Die offiziellen Tendenzen Nicht zu vergessen ist, dass nicht die Anzahl Wahlstimmen der Bürger, sondern die Stimmen der Wahlmänner den US Präsidenten bestimmen. US Präsident ist, wer die Mehrheit (270 Stimmen) der Wahlmännerstimmen erreicht hat (Electoral College). Erschwerend Finanzmärkte gehen klar davon aus, dass Hillary Clinton am 8. November 2016 als neue und erste US Präsidentin gewählt werden wird. Diese Sicherheit trägt auch dazu bei, dass die US Wahlen in den Finanzmärkten bisher keine grösseren Wellen schlagen konnte. ist für die Prognosen, dass nur die registrierten Stimm- Die beiden folgenden Charts zeigen die Performance berechtigten zu Wahl antreten dürfen. Rund ein Drittel der US Aktien, des 10-jährigen US Treasury sowie des US Wahlen und die Märkte 06/10/2016 US Dollars vor und nach dem US Wahltermin. Chart 1 Die nächsten wichtigen Termine gibt den Durchschnittsverlauf aller Wahljahre wieder, 9. Oktober 2016 während Chart 2 nur den durchschnittlichen Verlauf jener Jahre zeigt, während welchen der Ausgang der Wahlen ähnlich knapp war wie aktuell. Die 2. TV-Debatte findet in der Washington Universität in St. Louis statt. 19. Oktober 2016 Die 3. TV-Debatte findet in der Universität von Las Vegas, Nevada statt. 8. November 2016 Offizieller Wahltag des US Präsidenten Chart 1 – Durchschnittliche Performance des US Dollar, 10j US Treasury sowie der US Aktien vor und nach den US Wahlen (alle Wahlperioden) Zu erwartende Auswirkungen auf die Sektoren Sektor Basic Materials / Rohstoffe Chemie Infrastruktur Edelmetall (-Aktien) Banken Versicherungen Versorger Energie (Öl, Gas & Kohle) Chart 2 – Durchschnittliche Performance des US Dollar, 10j US Treasury sowie der US Aktien vor und nach den US Wahlen (alle Perioden) wenn die Umfragen zwischen den beiden Kandidaten im September vor der Wahl sehr eng ausfallen Alternative Energien Telekom Technologie Industrie Transport (international) Luftfahrt und Verteidigung Zyklischer Konsum Nicht-zyklischer Konsum Gesundheit Pharmaceuticals Gesundheit Bio- und Gentech Generika Immobilien Quelle: Chart 2a & 2b: Multi-asset Research, Uncommon truths Auffallend ist, dass die US Aktien während Jahren mit knappem Ausgang tatsächlich massiv nervöser (mit einer Korrektur) reagiert haben. Zu beachten gilt bei dieser Interpretation, dass gerade während den Wahljahren 2000 und 2008 im Gesamtmarkt eh schon ein massiver Bärenmarkt vorherrschte und so die Durchschnittswerte negativ verfälscht wurde. Clinton Trump US Wahlen und die Märkte 06/10/2016 Die möglicherweise besten Investitionen bei Die möglicherweise besten Investitionen bei einem Sieg von Hillary Clinton einem Sieg von Donald Trump 1. 2. 3. Hillary Clinton ist von den alternativen Ener- Öl- & Gas-Unternehmen hätten mit der Clean gien überzeugt, während Donald Trump diese Energy-Unterstützung von Hillary Clinton mit als nicht „menschengemacht“ bezeichnet. potentiell weiteren Auflagen zu kämpfen. Ent- Entsprechend dürften Unternehmen von der sprechend dürften sie Trump als Präsident “Clean Energy Challenge” unter Hillary Clinton bevorzugen: profitieren: Sunrun, Vestas Wind Schlumberger, ExxonMobile Unter Donald Trump dürften Unternehmen, 6. BP, Royal Dutch, Technip, Donald Trump will die Unternehmenssteuern die in die USA exportieren, einen eher schwie- senken, damit u.a. Unternehmen ihre in Euro- rigeren Stand haben. Deshalb könnten folgen- pa parkierte Liquidität zurück in die USA repat- de Aktien auf einen Clinton-Sieg „erleichtert“ riieren. Die Profiteure davon wären u.a. Apple, reagieren: BMW, Daimler, VW, BASF Amazon, AT&T Während Donald Trump „Obamacare“ ab- 7. Donald Trump will das versprochene Infra- schaffen will, soll es unter Präsidentin Clinton strukturprogramm von Hillary Clinton überbie- weiter ausgebaut werden. Profitieren davon ten. Dies müsste folgende Unternehmen posi- dürften Krankenhausbetreiber wie Lifepoint, tiv treffen: Toll Brothers, Fluor, Jacobs Engi- HCA Holdings, Tenet Healthcare, Merck, Pfi- neering, Aecom, Caterpillar, John Deere zer, Fresenius Medical Care (beträchtlichen Umsatz in den USA) und Bayer. 4. 5. Mit Donald Trump als US Präsident dürften Unternehmen die im weltweiten Handel tätig sind, zu den Verlierern gehören. So sollten folgende Unternehmen einen demokratischen Sieg bevorzugen: FedEX, UPS, Kühne & Nagel sowie Panalpina US Wahlen und die Märkte Die möglichen Reaktionen ausgewählter Aktien der Coverageliste auf die Wahlen Folgend ist eine Auswahl von Aktien aus der Coverageliste, die zu jenen Titeln gehören, die von der US Wahl beeinflusst sein könnten. Nicht US-Unternehmen dürften grundsätzlich als Exporteur in die USA (ohne lokale Produktionsstätten) Hillary Clinton als US Präsidentin bevorzugen Ausgewählte Aktien der Coverageliste Schweiz ABB Ltd. Adecco Group AG Basilea Pharmaceutica AG Cie Financiére Richemont SA Clariant AG CS Group Kühne & Nagel Int'l AG LafargeHolcim Ltd Nestlé AG Novartis AG Panalpina Welttransp. AG Roche Holding Swatch AG Swiss Re AG UBS AG Zurich Insurance Group Deutschland BASF SE Bayer AG Daimler AG Fresenius Medical Care AG HeidelbergCement AG SAP AG Siemens AG ThyssenKrupp AG Volkswagen AG Wacker Chemie AG Frankreich Airbus Group NV AXA SA Cie de Saint-Gobain LVMH Moët Hennessy - Louis Vuitton SA Peugeot SA Renault SA Total SA 06/10/2016 Technip SA Benelux Aegon NV Ahold NV ArcelorMittal NV Gemalto NV Royal Dutch Shell Plc Unilever NV Skandinavien Clinton Trump Novo Nordisk A/S Vestas Wind Systems A/S United Kingdom / Irland Anglo American Ltd BHP Biliton Plc BP Plc Glencore Plc Randgold Resources Ltd. Rio Tinto Plc Nordamerika American Int'l Group Inc. Apple Inc Bank of America Corp Barrick Gold Corp Citigroup Inc Coca-Cola Co. Dow Chemical Co. Exxon Mobil Corp Home Depot Inc IBM Intel Corp Johnson & Johnson Microsoft Corp Netflix Inc Newmont Mining Corp Pfizer Inc Procter & Gamble Co Salesforce.com Schlumberger Ltd Silver Wheaton Corp Tesla Motors Inc Wells Fargo & Co Für weitere Fragen steht Ihnen das Team Investment Advisory A35 ([email protected]) bzw. Hans Peter Schmidlin, Leiter Investment Advisory CCAM, gerne zur Verfügung! US Wahlen und die Märkte 06/10/2016 Research-Disclaimer Allgemein Die BKB hat in Übereinstimmung mit den geltenden gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Regelungen (bzw. den Richtlinien der Schweizerischen Bankiersvereinigung zur Sicherstellung der Unabhängigkeit der Finanzanalyse), interne organisatorische und regulative Vorkehrungen getroffen, um Interessenkonflikte bei der Erstellung und Weitergabe von Finanzanalysen zu vermeiden oder angemessen zu behandeln. In diesem Rahmen trifft die BKB insbesonders die geeigneten Massnahmen, um die Unabhängigkeit und die Objektivität der Mitarbeiter, die an der Erstellung von Finanzanalysen beteiligt sind oder deren bestimmungsgemässe Aufgaben oder wirtschaftliche Interessen mit den Interessen der voraussichtlichen Empfänger der Finanzanalyse in Konflikt treten können sicherzustellen. Verbot bestimmter Mitarbeitergeschäfte Die BKB stellt sicher, dass ihre Finanzanalysten sowie die an der Erstellung der Finanzanalyse beteiligten Mitarbeiter keine Geschäfte mit Finanzinstrumenten auf die sich die Finanzanalysen beziehen, oder damit verbundenen Finanzinstrumenten tätigen, bevor die Empfänger der Finanzanalysen oder Anlageempfehlungen ausreichend Gelegenheit für eine Reaktion hatten. Hinweis auf Bewertungsgrundlagen und –methoden - Sensitivität der Bewertungsparameter Die Analysen des Investment Research der BKB im sekundären Research beruhen auf allgemein anerkannten qualitativen und quantitativen Bewertungsgrundlagen und Bewertungsmethoden. Zur Unternehmens- und Aktienbewertung werden Methoden wie z.B. Discounted-Cash-Flow-Analyse, KGV-Analyse sowie Peer-Group-Analyse angewandt. Die jeweiligen Erwartungen über die zukünftige Wertentwicklung eines Finanzinstrumentes sind Ergebnis einer Momentaufnahme und können sich jederzeit ändern. Die Einschätzung der zugrunde liegenden Parameter wird mit grösster Sorgfalt vorgenommen. Dennoch beschreibt das Ergebnis der Analyse immer nur eine aus einer Vielzahl möglicher zukünftiger Entwicklungen. Es ist die Entwicklung, der das Investment Research der BKB zum Zeitpunkt der Analyse die grösste Eintrittswahrscheinlichkeit beimisst. Hinweis auf Empfehlung Die in den Empfehlungen des Investment Research der BKB enthaltenen Prognosen, Werturteile oder Kursziele stellen, soweit nicht anders angegeben, die Meinung des Verfassers dar. Die verwendeten Kursdaten beziehen sich auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung, soweit nicht anders angegeben. Hinweis auf Zuverlässigkeit von Informationen und Veröffentlichung Diese Veröffentlichung ist lediglich eine unverbindliche Stellungnahme zu den Marktverhältnissen und den angesprochenen Anlageinstrumenten zum Zeitpunkt der Herausgabe. Alle Angaben stammen aus öffentlich zugänglichen Quellen, welche die BKB für zuverlässig hält, ohne aber alle diese Informationen selbst verifiziert zu haben. Eine Gewähr für deren Richtigkeit oder Vollständigkeit wird insofern seitens der BKB sowie der mit ihr verbundenen Unternehmen nicht übernommen. 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