Neue Sorgen

Helaba Volkswirtschaft/Research
WOCHENAUSBLICK
30. September 2016
Neue Sorgen
REDAKTION
Dr. Stefan Mitropoulos
Tel.: 0 69/91 32-46 19
[email protected]
HERAUSGEBER
Dr. Gertrud R. Traud
Chefvolkswirt/
Leitung Research
Helaba
Landesbank
Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon: 0 69/91 32-20 24
Telefax: 0 69/91 32-22 44
1 Die Woche im Überblick............................................................................................................. 1
1.1 Wochen-Quartals-Tangente ................................................................................................... 2
1.2 Finanzmarktkalender KW 40 mit Prognosen .......................................................................... 3
2 Im Fokus...................................................................................................................................... 4
2.1 Deutschland: Solides Geschäftsklima .................................................................................... 4
2.2 USA: Spannende Daten ......................................................................................................... 5
2.3 Bundesländer: Im 1. Halbjahr eindeutig im Plus .................................................................... 6
3 Charttechnik ............................................................................................................................... 7
4 Prognosetabelle ......................................................................................................................... 8
1
Markus Reinwand, CFA
Tel.: 0 69/91 32-47 23
Die Woche im Überblick
Mexikanischer Peso als Seismograf für die US-Wahl
Pesos pro USD
Differenz in %-Punkten
20,5
4
2
Mexikanischer Peso
(linke Skala)
20,0
19,5
0
-2
19,0
-4
18,5
-6
18,0
-8
Umfragewerte Trump minus Clinton
(rechte Skala)
17,5
17,0
-12
J
Die Publikation ist mit größter
Sorgfalt bearbeitet worden.
Sie enthält jedoch lediglich
unverbindliche Analysen und
Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen
Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen,
die wir für zuverlässig halten,
für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir
aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in
dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht
als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
-10
F
M
A
M
J
J
A
S
O
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
Die scharfe Rhetorik Donald Trumps gegenüber Mexiko macht den Peso zu einem Seismografen
für die Wahlchancen des Republikaners. Nach dem ersten Rededuell, das Hillary Clinton nach
Mehrheitsmeinung der Medien für sich entscheiden konnte, legte der Peso gegenüber dem USDollar zwar kurzzeitig zu, gab allerdings rasch wieder einen Teil der Gewinne ab. Auch aus Sicht
der Märkte ist das Rennen um die US-Präsidentschaft weiter offen. Der Vorsprung Clintons in den
Umfragewerten ist schließlich hauchdünn und es folgen noch zwei Rededuelle. Auch den Aktienmarkt lässt die immer näher rückende US-Wahl nicht kalt. Schließlich laufen US-Aktien historisch
betrachtet unter Demokraten deutlich besser als unter Republikanern (Durchschnitt seit 1945:
1
S&P 500 +10,2 % DEM vs. +4,8 % REP).
1
Siehe dazu ausführlich Aktienmarkt Aktuell „US-Wahl – Richtungsentscheid für Aktien?“ vom 16.09.2016
H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 3 0 . S E P T E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A
1
W OCHENAUSBLICK
Claudia Windt
Tel.: 0 69/91 32-25 00
1.1 Wochen-Quartals-Tangente
Beinahe hätten die Aktienmärkte den Krisenmonat September einigermaßen gut überstanden.
Selbst wenn sich der deutsche Leitindex DAX mit einem Minus aus der abgelaufenen Handelswoche verabschiedet, so verbleibt im Vormonatsvergleich immerhin ein geringer Zuwachs. Hatte
zunächst die überraschende Einigung der OPEC auf eine Kürzung der Ölförderung die Aktienanleger beflügelt, so dämpfte am Ende die Skepsis, ob die Festlegung nationaler Quoten gelingen
könne.
Trotz positiver Konjunkturnachrichten aus dem Euroraum waren am Ende der abgelaufenen Handelswoche Staatsanleihen als sicherer Anlagehafen stark gesucht. Zu groß ist derzeit die Verunsicherung über den Zustand der deutschen Bankenlandschaft, in deren Mittelpunkt die Deutsche
Bank steht. Gerüchte über mögliche starke Einlagenabflüsse schürten die Sorge vor einer erneuten Bankenkrise. Die Rentenmärkte verzeichneten in diesem Sog kräftige Kursgewinne, was die
Zinsen für 10-jährige Bundesanleihen spürbar in den negativen Bereich absacken ließ, während
10-jährige US-Treasuries wieder in der Nähe ihres Allzeittiefs rentieren.
Konjunkturseitig überwiegen derzeit die positiven Meldungen. Chinas Einkaufsmanagerindex für
das Verarbeitende Gewerbe hat sich im September leicht auf 50,1 Punkte verbessert. Seit drei
Monaten hält sich dieser Index auf der Expansionsmarke von 50 Punkten, was auf etwas mehr
Dynamik in der Produktion schließen lässt. Im Euroraum senden die Frühindikatoren ebenfalls
klare Wachstumssignale. So hat das europäische Wirtschaftsvertrauen ein Jahreshoch erreicht,
während der ifo-Geschäftsklimaindex seine Vormonatsrückgänge ausgeglichen hat. In der Berichtswoche werden die Daten zu den deutschen Auftragseingängen und zur Industrieproduktion
zeigen, ob die negativen Vormonatswerte ebenso ausgeglichen werden können (S. 4). In den USA
(S. 5) dürften uns ein weiterer solider Arbeitsmarktbericht sowie eine Rückkehr des ISM-Index in
den Expansionsbereich darin bestätigen, dass das BIP-Wachstum im zweiten Halbjahr deutlich
besser ausfällt. Zudem hat sich die Angst vor einem Präsidenten Trump zuletzt nicht weiter verstärkt (S. 1). All das spräche für einen gelungenen Oktoberauftakt an den Aktienmärkten, eigentlich. Doch die Sorgen um die europäischen Banken könnten einen Herbststurm entfachen.
Finanzmarktrückblick und -prognosen
Veränderung seit...
31.12.2015 22.09.2016
aktueller
Stand*
jeweils gg. Euro, %
jeweils gg. Euro
Q4/2016
Q1/2017
Q1/2017
US-Dollar
-2,6
-0,3
1,12
1,05
1,05
1,05
Japanischer Yen
16,2
-1,0
113
110
115
115
Britisches Pfund
-14,7
-0,8
0,87
0,90
0,90
0,90
Schweizer Franken
-0,3
0,5
1,08
1,08
1,10
1,10
-0,30
-0,30
-0,30
-0,30
in Bp
3M Euribor
-17
%
0
3M USD Libor
23
-3
0,84
0,90
0,90
1,15
10 jähr. Bundesanleihen
-75
-12
-0,12
0,10
0,15
0,25
10 jähr. Swapsatz
-74
-8
0,25
0,60
0,60
0,70
10 jähr. US-Treasuries
-73
-9
1,56
1,90
1,90
2,10
11.200
11.700
12.000
45
48
50
1.500
1.400
1.450
%
DAX
-4,2
Index
-0,3
10.406
%
Brentöl $/B
35,1
5,1
49
Gold $/U
24,4
-1,0
1.320
*Schlusskurse vom 29.09.2016
Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 3 0 . S E P T E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A
2
W OCHENAUSBLICK
1.2 Finanzmarktkalender KW 40 mit Prognosen
Zeit
Land
Periode
Indikator
HelabaBloom berg
Vorperiode
Prognose Consensus
Montag, 03.10.2016
16:00
US
Sep
PKW-Absatz; JR, Mio.
17,3
17,4
16,9
US
Sep
ISM-Index Verarb. Gew erbe
50,5
50,2
49,4
Aug
Erzeugerpreise
% m/m
% y/y
-0,1
-2,1
-0,1
-2,2
0,1
-2,8
Dienstag, 04.10.2016
11:00
EZ
14:05
US
Richmond Fed Präsident Lacker
Mittw och, 05.10.2016
01:50
US
Chicago Fed Präsident Evans
11:00
EZ
Aug
Einzelhandelsumsätze
% m/m, s.a.
% y/y, s.a.
-0,5
1,5
-0,2
k.A.
1,1
2,4
14:30
US
Aug
Handelsbilanzsaldo, Mrd. $
-40,0
-41,5
-39,5
15:30
US
16:00
US
Sep
ISM-Index außerhalb des
Verarbeitenden Gew erbes
53,0
53,0
51,4
16:00
US
Aug
Aufträge in der Industrie; % m/m
0,1
-0,5
1,9
19:00
US
0,3
1,6
0,3
k.A.
0,2
-0,5
255
k.A.
254
1,0
0,5
0,9
k.A.
-1,5
-1,2
Minneapolis Fed Präsident Kashkari
Richmond Fed Präsident Lacker
Donnerstag, 06.10.2016
08:00
DE
Aug
14:30
US
01. Okt
Auftragseingänge
% m/m, s.a.
% y/y, s.a.
Erstanträge auf
Arbeitslosenunterstützung, Tsd
Freitag, 07.10.2016
08:00
DE
Aug
Industrieproduktion
% m/m, s.a.
% y/y, s.a.
14:30
US
Sep
Beschäftigung außerhalb der
Landw irtschaft; m/m Tsd.
220
175
151
14:30
US
Sep
Arbeitslosenquote; %
4,8
4,9
4,9
16:30
US
17:30
US
0,3
2,7
0,2
2,6
0,1
2,4
18:45
US
21:00
US
22:00
US
Fed Vize-Präsident Fischer
Sep
Durchschnittliche Stundenlöhne
% m/m
% y/y
Cleveland Fed Präsidentin Mester
Kansas City Fed Präsidentin
George
Fed Gouverneurin Brainard
Quellen: B lo o mberg, Helaba Vo lkswirtschaft/Research
H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 3 0 . S E P T E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A
3
W OCHENAUSBLICK
2
Dr. Stefan Mütze
Tel.: 0 69/91 32-38 50
Im Fokus
2.1 Deutschland: Solides Geschäftsklima
Trotz temporärem Gegenwind vom Außenhandel wächst die deutsche Wirtschaft solide. Die
Industrieproduktion dürfte im August nach dem Rückgang im Vormonat wieder zulegen.
Uneinheitliche Indikatoren
Nach dem für die Industrieunternehmen misslungenen Start in das dritte Quartal dürften die Produktionsdaten für August mit einem Vormonatsplus von schätzungsweise 1 % wieder positiver
ausfallen (Juli: -1,5 %). So hat sich die Auftragslage in den vergangenen Monaten tendenziell
seitwärts entwickelt. Stärkere Produktionsrückgänge sollten deswegen in der Folge wieder aufgeholt werden können. Sowohl das Geschäftsklima als auch der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe zeigen darüber hinaus, dass sich die Situation seit Anfang des Jahres tendenziell verbessert. Dies ist überraschend, da sowohl die deutschen Warenexporte als auch die
Importe in den vergangenen Monaten rückläufig waren. Offensichtlich besteht die Erwartung, dass
es sich hierbei nur um ein temporäres Phänomen handelt. So notiert das Exportklima auf einem
soliden Niveau. Es hat sich in den vergangenen Monaten zudem kaum verändert. Positiv schlägt
zu Buche, dass sich die Lage in den Schwellenländern verbessert hat. Die Exporte nach China, die
im vergangenen Jahr noch rückläufig waren, legen wieder zu. Unerfreulich für die Außenhändler ist
weiterhin die Lage in den USA und die Eurozone erholt sich nur zögerlich.
Lage in der Industrie bessert sich leicht
Saldo
Der deutsche Außenhandel läuft nicht rund
Saldo
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Binnennachfrage
stabilisiert
Nominale deutsche Warenaus- und einfuhren, % gg. Vj.
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Zur Entspannung in der Industrie dürfte die stabile Binnennachfrage beitragen. Vor allem baunahe
Industriebranchen profitieren vom Aufwärtstrend im Wohnungsbau. Die Auftragseingänge signalisieren auch im Wirtschaftsbau eine zunehmende Dynamik. Die Lage im öffentlichen Bau ist volatil.
Nach deutlichen Auftragssprüngen zu Jahresbeginn hat sich die Lage dort zuletzt beruhigt. Zunehmende Einkommen und eine günstige Beschäftigungslage führen darüber hinaus zu steigenden Kfz-Neuzulassungen, nicht nur in Deutschland. Auch europaweit sind hier deutliche Zuwächse
festzustellen. Der Konsum sorgt weiterhin für ein stabiles Wachstum der deutschen Wirtschaft.
Dies gilt sowohl für den privaten als auch für den öffentlichen Bereich. 2016 dürften die öffentlichen
Konsumausgaben mit 3,5 % deutlich zulegen, nachdem bereits im Vorjahr ein Plus von real 2,7 %
erreicht worden war. U.a. führen zusätzliche Kapazitäten im Bildungswesen und der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung zu höheren Staatsausgaben. Die extrem starke Flüchtlingszuwanderung 2015 hat aufgrund der notwendigen Bereitstellung von Dienstleistungen im Gesundheits- und
Bildungsbereich hierzu beigetragen. Der aktuell deutliche Rückgang der Flüchtlingszahlen sollte
allerdings die Dynamik des Staatsverbrauchs bremsen. Trotzdem dürfte allein diese Komponente
2016 rund 0,7 und 2017 etwa 0,3 Prozentpunkte zum deutschen Wirtschaftswachstum beitragen.
Unsere Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum von kalenderbereinigt 1,8 % für dieses
und 1,6 % für nächstes Jahr hat weiterhin Bestand.
H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 3 0 . S E P T E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A
4
W OCHENAUSBLICK
2.2 USA: Spannende Daten
Patrick Franke
Tel.: 069/91 32-47 38
In der Berichtswoche liegt der Fokus klar auf den wichtigsten monatlichen Konjunkturindikatoren:
den ISM-Stimmungsbarometern und dem Arbeitsmarktbericht.
Die ISM-Einkaufsmanagerindizes für den August lieferten vor vier Wochen Schockergebnisse.
Unerwartet fiel der Index für das Verarbeitende Gewerbe unter die Expansionslinie von 50. Der
Index außerhalb dieses Sektors ging um vier Punkte auf 51,4 zurück, ein Sechsjahrestief. Diese
Werte passen zwar grob zur aktuellen Vorjahresrate beim realen Bruttoinlandsprodukt (1,2 % im
Q2, erwartet 1,5 % im Q3), sie werfen aber Fragen hinsichtlich der allseits erwarteten konjunkturellen Belebung im zweiten Halbjahr 2016 auf. Kommt die wirklich?
Was sagen uns die
ISM-Indizes?
Hierbei sollte die Vorlauffunktion dieser Indikatoren nicht überschätzt werden. Die Einkaufsmanagerindizes sind vor allem deshalb „Frühindikatoren“, weil sie zeitlich vor den Wachstumszahlen
veröffentlicht werden. Für die Quartalsveränderung des realen BIP haben sie nur einen sehr geringen Erklärungsgehalt. Stattdessen weisen sie eine Gleichbewegung vor allem mit der Vorjahresra2
te auf. Diese ist aber – konstruktionsbedingt – noch nicht mal „gleichlaufend“, sondern nachlaufend, denn für drei Viertel des Jahres, über das der Anstieg berechnet wird, liegen die Daten ja
schon lange vor. Dennoch gibt der kräftige Rückgang der Indizes im August, für den kein klarer
Grund erkennbar ist, Anlass zur Sorge. Sollten sich die Indizes für September nicht wie prognostiziert verbessern, wäre vor allem unsere Wachstumsprognose für Q4 zu überprüfen. Für Q3 deuten
die harten Indikatoren bereits auf eine Wachstumserholung hin (annualisiert rund 3 % gegenüber
Vorquartal). Für den September rechnen wir mit einer leichten Erholung des Index für das Verarbeitende Gewerbe (50,5) und einem deutlicheren Anstieg außerhalb dieses Sektors (53,0).
ISM: Bisher kein Wendesignal fürs Wachstum
Veränderung gegenüber Vorjahr in %
6
Arbeitsmarkt: Passt genau!
Index
65
Gewichteter ISM-Einkaufsmanagerindex
(rechte Skala)
4
2
%
-80
60
-60
55
-40
50
-20
45
0
40
20
35
40
30
60
1980
12
Arbeitsmarkteinschätzung
der Verbraucher* (LS)
10
8
6
0
-2
reales BIP
(linke Skala)
-4
-6
2002
Saldo, invertierte Skala
2004
2006
2008
2010
2012
2014
2016
* Wert für Q3: Durchschnitt aus Juli und August
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Stimmung und Lage gut
Arbeitslosenquote
(RS)
4
2
0
1985
1990
1995
2000
2005
2010
2015
* Umfrage des Conference Board
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Am Freitag folgt der Arbeitsmarktbericht für den September. Die extrem niedrige Zahl von Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe (nachhaltig bei einem Wert von 260.000, relativ zur Zahl der Beschäftigten ein Allzeittief) lässt einen Stellenaufbau gegenüber dem Vormonat von über 200.000 erwarten (oder eine Aufwärtsrevision der Augustwerte). Die Arbeitslosenquote könnte im Vollbeschäftigungsbereich leicht sinken. Obwohl Donald Trump die Leute von etwas anderem überzeugen will,
ist die Einschätzung der Arbeitsmarktlage durch die Haushalte aktuell so gut wie auf dem Höhepunkt der letzten Expansion und wie Mitte der 1990er, also kurz bevor der Dotcom-Boom in der
zweiten Hälfte des Jahrzehnts noch mal einen Nachbrenner einschaltete. Was die Lohnentwicklung angeht, spricht einiges dafür, dass demografische und strukturelle Sondereffekte die gemessenen Stundenlöhne in diesem Zyklus merklich gedämpft haben. Im August kam noch ein Kalendereffekt hinzu (der Lohntermin „15. des Monats“ lag nicht in der Umfragewoche). Wir gehen davon aus, dass die Vorjahresrate im September wieder auf 2,7 % anzieht. Bei den kontinuierlich
beschäftigten Arbeitnehmern liegt der Median des Lohnanstiegs sogar eher bei 3,5 %.
2
Wobei das Verarbeitende Gewerbe etwas Vorlauf hat: Der durchschnittliche Index im Quartal X liefert die
besten Informationen über die Vorjahresrate des BIP im Quartal X+1.
H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 3 0 . S E P T E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A
5
W OCHENAUSBLICK
2.3 Bundesländer: Im 1. Halbjahr eindeutig im Plus
Barbara Bahadori
Tel.: 0 69/91 32-24 46
Am 26. September wurden die Daten zum Wirtschaftswachstum der einzelnen Bundesländer im
ersten Halbjahr 2016 von den Statistischen Landesämtern bekannt gegeben. Sie zeigen ein positives Bild und zwischen den Bundesländern eine recht geringe Spannbreite.
Die Angaben zum ersten Halbjahr dienen zur groben unterjährigen Einschätzung. Sie sind allerdings nicht in den Prozess der Überprüfung und Korrektur einbezogen. Zudem werden sie weder
mit dem Jahresergebnis rückwirkend abgestimmt, noch wird das Wachstum für das zweite Halbjahr errechnet. Ebenso wie die jährlichen Werte aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
werden die Angaben auf der Ebene der Bundesländer nicht saison- und arbeitstäglich bereinigt.
Das gesamtdeutsche Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) betrug im ersten Halbjahr 2016
gegenüber dem Vorjahr real 2,3 %. Dabei war die Spannweite der Bundesländer um diesen Mittelwert diesmal sehr eng: Sie reichte von 1,5 % bis zu 3,3 %. Die Spitzengruppe mit Werten zwischen 2,9 % und 3,3 % setzt sich aus Brandenburg, Bremen und Bayern zusammen. Dann folgt
die Mehrzahl der Bundesländer mit Raten +/- 0,5 Prozentpunkte um den Durchschnitt. Aber auch
das Saarland, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen wuchsen mit 1,5 % bzw. 1,7 % noch spürbar.
Enge Bandbreite
der regionalen
Wachstumsraten
Bundesländer im 1. Halbjahr auf Wachstumskurs
Schwergewicht Konsum
Reales BIP 1. Halbjahr 2016, % gg. Vj.
Deutschland: Anteil der Verwendungsaggregate am BIP 2015, %
3,3 3,1
2,9
2,6 2,5
2,4 2,3 2,3 2,3
2,2 2,1
2,0 2,0 2,0 2,0
Außenbeitrag
8%
1,8
1,7 1,7
1,5
Bruttoinvestitionen
19%
Saarland
Sachsen-Anh.
Hamburg
Niedersachs.
Thüringen
Hessen
Schlesw.-Holst.
NRW
Meckl.-Vorp.
ABL
Rheinland-Pf.
Deutschland
Baden-Württ.
Sachsen
NBL+ Berlin
Berlin
Brandenburg
Bayern
Bremen
Privater
Konsum
54%
Quellen: Arbeitskreis VGR der Länder, Helaba Volkswirtschaft/Research
Wachstum vor allem
konsumgetragen
Staatskonsum
19%
Quellen: Stat. Bundesamt, Helaba Volkswirtschaft/Research
Zu diesem Gleichlauf der Wachstumsraten in den Bundesländern dürfte der Hauptimpulsgeber
Konsum erheblich beigetragen haben. Er stimuliert nicht nur die Nachfrage nach Gütern, sondern
auch den gesamten Dienstleistungssektor. Steigende Reallöhne und Einwohnerzahlen dürften den
konjunkturellen Schub in Gang halten. Für die Kernregionen der Helaba folgen Erläuterungen der
jeweiligen statistischen Landesämter zum Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr 2016.




Hessen: Wichtige Wachstumsimpulse vom Baugewerbe und von Unternehmensdienstleistern – negative Entwicklung des Großhandels – Wachstumsrückstand im Verarbeitenden Gewerbe.
Thüringen: Wachstumsimpulse vor allem aus dem Handel und dem Gesundheitswesen –
Verarbeitendes Gewerbe mit verhaltener Entwicklung – Baugewerbe mit dämpfendem
Einfluss.
Nordrhein-Westfalen: Maßgeblich positiver Beitrag von Dienstleistungen, darunter Logistik sowie Informations- und Kommunikationstechnik – sinkende Industrieproduktion.
Brandenburg: Produzierendes Gewerbe als Antriebsfeder für überdurchschnittliches
Wachstum.
Die konjunkturelle Dynamik war im ersten Quartal dieses Jahres sehr hoch. Danach setzte eine
gewisse Beruhigung ein, die sich im zweiten Halbjahr fortsetzen dürfte. In Deutschland ist deshalb
für 2016 insgesamt mit einem Wirtschaftswachstum von kalenderunbereinigt 1,9 % (bereinigt:
1,8 %) zu rechnen.
H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 3 0 . S E P T E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A
6
W OCHENAUSBLICK
3
Charttechnik
Bund-Future: Ausblick verbessert
Widerstände:
166,27
166,55
166,92
MACD
Unterstützungen:
165,60
165,00
164,85
Bund-Future (daily)
Der Bund-Future hat sich innerhalb eines kurzfristigen Aufwärtstrendkanals weiter erholt und die seit Wochen zu beobachtende Konsolidierungsspanne nach oben verlassen.
Bei 166,36 wurde heute ein neues Kontrakthoch markiert.
Die technische Verfassung ist gut. So stehen MACD und
DMI im Kauf, zu einer überkauften Marktlage ist es bislang
aber nicht gekommen. Einzig das schwache Niveau des
ADX lässt noch zu wünschen übrig. Die nächsten Widerstände sind bei 166,55, 166,92 und 168,42 zu finden. Erste
Unterstützungen lokalisieren wir bei 165,50 und um 165,00.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891)
Euro: Trendlose Marktverfassung
Widerstände:
Unterstützungen:
MACD
EUR-USD (daily)
1,1278
1,1158
1,1326
1,1119
1,1365
1,1043
Der Euro notiert weiterhin oberhalb seiner 200-Tagelinie,
der 100-Tagedurchschnitt wurde aber unterschritten. Dennoch kommt durch die charttechnische Dreiecksformation
zum Ausdruck, dass ein größerer Richtungsimpuls abzuwarten ist. Die Widerstandslinie verläuft derzeit bei etwa
1,1260, die Unterstützungslinie bei 1,1130. Derweil lässt
das weiter sinkende Niveau des ADX auf eine trendlose
Marktverfassung schließen. Weitere Widerstände sind bei
1,1326 und 1,1365 zu finden, auf der Unterseite sind die
1,1158 und die Marke bei 1,1119 entscheidend.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ulrich Wortberg (Tel.: 069/9132-1891)
DAX: Trendbrüche drohen auf allen Zeitebenen
Widerstände:
10.377
10.453
10.543
DMI / Ichmoku
Unterstützungen:
10.198
10.092
9.980
DAX (daily)
Mit dem Rutsch unter das wichtige Retracement bei 10.543
Zählern beschleunigte sich die Abwärtsbewegung des DAX
merklich. In der Folge wurden weitere, wichtige Supports
wie die lineare Regressionslinie (10.477), eine ansteigende
Gannlinie (10.460), die 55-Tagelinie (10.453) und eine markante Strukturmarke (10.377) durchbrochen. Aktuell wird
die 100-Tagelinie (10.198) einem Test unterzogen. Sollte
dieser nicht erfolgreich verlaufen, müssten Kurse unterhalb
der 10.000er-Marke ins Kalkül gezogen werden. Damit
würden die Trends über alle Zeitfenster hinweg negativ.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Christian Schmidt (Tel.: 069/9132-2388)
Bitte beachten Sie: Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf der Technischen Analyse und sind kurzfristig orientiert. Die fundamentalen Analysen mit einer mittel- und
langfristigen, strategischen Ausrichtung gehen nicht in diese Betrachtungen ein.
H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 3 0 . S E P T E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A
7
W OCHENAUSBLICK
4
Prognosetabelle
Bruttoinlandsprodukt
Verbraucherpreise
reale Veränderung gg. Vorjahr, %
Veränderung gg. Vorjahr, %
2014
2015
2016p
2017p
2014
2015
2016p
2017p
1,1
1,9
1,6
1,5
0,4
0,0
0,4
1,4
1,6
1,5
1,8
1,6
0,9
0,3
0,6
1,5
Frankreich
0,7
1,2
1,4
1,4
0,6
0,1
0,4
1,4
Italien
-0,3
0,6
0,9
1,2
0,2
0,1
0,2
1,3
Spanien
1,4
3,2
3,0
2,1
-0,2
-0,6
-0,1
1,3
Niederlande
1,4
2,0
1,7
1,6
0,3
0,2
0,2
1,0
Österreich
0,6
1,0
1,3
1,4
1,6
0,9
1,1
1,6
Griechenland
0,7
-0,3
-0,7
1,4
-1,4
-1,1
-0,1
1,0
Portugal
0,9
1,5
0,9
1,2
-0,2
0,5
0,7
1,1
Irland
8,4
26,3
4,7
3,0
0,3
0,0
0,1
1,4
Großbritannien
3,1
2,2
1,3
0,7
1,5
0,1
0,9
2,7
Schw eiz
2,0
0,8
1,3
1,5
-0,1
-1,1
-0,3
0,6
Schw eden
2,6
4,1
3,1
2,5
-0,2
0,0
0,9
1,4
Norw egen
1,9
1,6
1,3
1,4
2,0
2,1
3,4
2,2
Polen
3,3
3,6
3,0
2,7
0,0
-0,9
-0,6
2,0
Ungarn
3,7
2,9
2,0
2,7
-0,2
-0,1
0,3
2,2
Tschechien
2,7
4,5
2,4
2,5
0,4
0,3
0,8
1,9
Russland
0,6
-3,7
-1,2
1,2
7,8
15,5
7,5
5,5
USA
2,4
2,6
1,6
2,5
1,6
0,1
1,2
2,2
Japan
-0,1
0,6
0,4
0,7
2,7
0,8
0,0
0,5
Asien ohne Japan
5,7
5,4
5,1
5,0
3,6
2,5
2,8
3,1
China
7,3
6,9
6,5
6,0
2,1
1,5
2,0
2,3
Indien
7,2
7,5
7,0
6,8
6,7
4,9
5,1
5,5
1,3
0,1
-0,5
1,8
10,7
13,0
17,0
14,0
0,1
-3,8
-3,0
1,0
6,3
9,0
8,5
5,5
3,2
3,0
2,7
3,2
3,4
3,0
3,5
3,7
Euroland
Deutschland
Lateinamerika
Brasilien
Welt
p = Prognose; BIP-Wachstum soweit verfügbar kalenderbereinigt
Quellen: EIU, Macrobond, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 3 0 . S E P T E M B E R 2 0 1 6 · © H E L A B A

8