Visite am 27. September 2016 20.15 Uhr, im NDR Fernsehen

Visite am 27. September 2016 20.15 Uhr, im NDR Fernsehen
Wiederholungen:
Donnerstag, 29. September 2016, 00:20 bis 01:20 Uhr
Freitag, 30. September 2016, 06:20 bis 07:20 Uhr
Unsere Themen:
Medikationsplan: Anspruch ab 1. Oktober
Karotisstenose: Wann muss operiert werden
Zähneputzen gegen Krebs: Darmkrebs durch Mundbakterien
Achillessehnenreizung: neue Behandlungsmethoden
Dr. Wimmer: Stabile Seitenlage
Hagebutten: Gesunde Herbstfrüchte
Abenteuer Diagnose
Medikationsplan: Anspruch ab dem 1. Oktober 2016
Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass etwa zehn Prozent aller
Krankenhausaufnahmen auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückzuführen sind. Nach
Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte führen auch in Deutschland
unerwünschte Arzneimittelwirkungen durch vermeidbare Medikationsfehler jedes Jahr zu etwa
500. 000 Notaufnahmen in Krankenhäuser. Experten gehen zudem davon aus, dass jedes Jahr etwa
20.000 Menschen an Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten sterben. Die Dunkelziffer
ist vermutlich um ein vielfaches höher.
Medikationsfehler können an verschiedenen Stellen des Medikationsprozesses auftreten. Am
häufigsten sind Fehler in der Verordnung - wie zum Beispiel Doppelverschreibungen, fehlende
Dosisanpassungen oder das Übersehen von Gegenanzeigen und Wechselwirkungen. Aber auch
einfache Lesefehler oder Fehler bei der Anwendung bzw. Einnahme könne die Wirkung von
Medikamenten beeinträchtigen. Das Risiko für Patienten ist dabei besonders hoch, wenn mehrere
Ärzte Medikamente anordnen. Jeder Dritte, der älter als 65 Jahre ist, nimmt neun Medikamente ein.
Und fast die Hälfte davon macht Fehler bei der Einnahme der Arzneimittel.
Ab dem 1. Oktober 2016 haben Patienten, die mindestens drei vom Arzt verordnete Medikamente
gleichzeitig einnehmen, daher nun einen Anspruch auf die Erstellung eines Medikationsplans. Der
Medikationsplan ist standardisiert und bundeseinheitlich. In der Regel soll der Plan vom Hausarzt
ausgestellt und regelmäßig aktualisiert werden. Hat der Patient keinen Hausarzt, kann dies auch
durch einen behandelnden Facharzt erfolgen. Auch Krankenhäuser und Apotheken können den
Medikationsplan aktualisieren. Er soll sämtliche verschreibungspflichtige sowie frei verkäufliche
Arzneimittel enthalten, die der Patient einnimmt. Dazu werden der Wirkstoff, die Dosierung und der
Einnahmegrund sowie sonstige Hinweise zur Einnahme aufgeführt.
Er erhält also verständliche Information darüber, welche Medikamente wann, wie und warum
eingenommen werden. Ziel ist es, den Patienten bei der richtigen Einnahme seiner Medikamente
zu unterstützen und mehr Sicherheit zu schaffen. Ärzten gibt der Plan einen Überblick über die
Gesamtmedikation eines Patienten und soll so Medikationsfehler durch Unkenntnis bereits
verordneter Arzneimittel vermeiden. Zunächst wird der Medikationsplan in Papierform ausgefertigt.
Ziel ist es jedoch, ihn in den nächsten Jahren auf der elektronischen Gesundheitskarte zu
speichern.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Matthias Janneck , Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie
Oberarzt III. Medizinische Klinik und Poliklinik
Zentrum für Innere Medizin
Univ.-Klinikum Hamburg Eppendorf
Martinistr. 52, 20246 Hamburg
Internet: www.uke.de
Dr. Michael Baehr
Leiter der Klinikapotheke
Univ.-Klinikum Hamburg Eppendorf
Martinistraße 52, 20246 Hamburg
Tel. (040) 7410 52086
E-Mail: [email protected]
Dr. Angela Neumann, Fachärztin für Innere Medizin
Internistenpraxuis Marktpassage
Großflecken 51-53, 24534 Neumünster
Tel. (04321) 295 77
Karotisstenose: Wann muss operiert werden
In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 250.000 Menschen einen Schlaganfall. Sprachstörungen,
Lähmungserscheinungen und lebenslange Behinderungen können die Folgen sein. Viele
Schlaganfälle lassen sich auf eine Verengung der Halsschlagader (Arteria carotis) - eine so
genannte Karotisstenose - zurückführen.
Arteriosklerotische Veränderungen, also Kalk- und Fettablagerungen an den Innenwänden der
Blutgefäße, führen zu einer Verengung der Gefäße. Im Verlauf kommt es in diesen Bereichen zu
lokalen Entzündungsreaktionen. Die Gefäßwände können dann einreißen, so dass es zur Bildung
von Blutgerinnseln kommen kann. Diese können die Blutstrombahn dann teilweise oder sogar
komplett verschließen. Lösen sie sich werden sie ins Gehirn geschwemmt. Bei 30 000 Menschen
jährlich verursachen sie so einen Schlaganfall.
Verengungen der Halsschlagader durch Kalkablagerungen (Plaques) lassen sich im Rahmen einer
Ultraschalluntersuchung nachweisen. Ein generelles Screening auf das Vorliegen solchen
Engstellen zur Vermeidung von Schlaganfällen ist nach allgemeiner Expertenmeinung allerdings
nicht sinnvoll. Vielmehr würde es viele Menschen unnötig belasten, da die Häufigkeit hochgradiger
asymptomatischer Karotisstenosen gering ist und das Schlaganfallrisiko asymptomatischer
Stenosen niedrig. Experten empfehlen daher Screeninguntersuchungen auf Risikogruppen zu
beschränken. Darunter fallen zum Beispiel Menschen mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK),
einer peripher-arteriellen Verschlusskrankheit oder einem Bauchaortenaneurysma und natürlich
diejenigen die bereits Schlaganfälle hatten oder solche die entsprechende neurologische
Symptome zeigen.
Auch die Behandlungsstrategie verengter Halsschlagadern richtet sich insbesondere danach, ob es
bereits zu vorübergehenden neurologischen Ausfallerscheinungen gekommen ist. Aber auch der
Grad der Gefäßeinengung und das Alter der Betroffenen spielt dabei eine Rolle. Vereinfacht gesagt
profitieren insbesondere gesündere und jüngere Betroffene von einer Operation. Dabei gilt: umso
höher die Stenosen und je ausgeprägter die Symptome desto größer ist der Benefit der Operation.
Bei allen Patienten steht eine konsequente Reduzierung der Risikofaktoren im Vordergrund. Hierzu
zählt insbesondere die medikamentöse Behandlung von Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen
und Diabetes. Zudem steht die Veränderungen der Lebensgewohnheiten mit der Normalisierung
des Körpergewichtes, Nikotinverzicht und ausreichender körperlicher Aktivität im Vordergrund
jeder Therapie. Denn Rauchen, Diabetes und hoher Blutdruck verdoppeln das Risiko für die
Entwicklung einer Karotisstenose.
Operationen von Karotisstenosen sollten ausschließlich von Spezialisten in ausgewiesenen
Fachzentren vorgenommen werden. Prinzipiell haben sich dazu zwei verschiedene Verfahren
etabliert: zum einen die seit mehr als 20 Jahren bewährte offene Operation am Hals - die
Endarteriektomie- und zum anderen ein Eingriff mit Hilfe eines Katheters durch ein Blutgefäß in der
Leiste. Bei der offenen Operation legen Gefäßchirurgen die kranke Arterie frei, schneiden sie auf
und schälen die Verkalkungen heraus. Ist die Engstelle entfernt, kann das Blut wieder ungehindert
zum Gehirn fließen. Beim Kathetereingriff wird ein Spezialkatheter von der Leiste aus bis in die
Halsarterie vorgeschoben. Dort wird die Engstelle mit einem Ballon aufgedehnt und eine
Gefäßstütze aus Metall, ein sogenannter Stent, eingesetzt. Er soll ein erneutes Zuwachsen
verhindern.
Die Entscheidung zu einem chirurgischen Eingriff muss sorgfältig abgewogen werden, denn die OP
ist nicht ohne Risiken. Bei beiden Verfahren kann es passieren, dass Teile der Verkalkung ins
Gehirn geschwemmt werden und einen Schlaganfall verursachen.
Aktuellen Studien zufolge werden Karotisstenosen in Deutschland zu häufig operiert. Die Studien
haben gezeigt, dass nur Patienten mit fortgeschrittenen Gefäßverkalkungen und Verengungen von
mindestens 70 bis 80 Prozent bei denen bereits neurologischen Symptome wie vorübergehender
Sehschwäche oder Lähmungserscheinungen aufgetreten sind, entscheidend von einem Eingriff an
der Halsschlagader profitieren. Bei ihnen kann die Operation das Risiko für einen erneuten
Schlaganfall nachhaltiger senken als die alleinige medikamentöse Therapie. In vielen anderen
Fällen sind die Risiken einer vorbeugenden Operation größer als der erhoffte Nutzen des Eingriffs.
Daher raten die Mediziner beschwerdefreien Patienten - auch wenn bei ihnen eine hochgradige
Verengung der Halsschlagader vorliegt - in den meisten Fällen von einer vorbeugenden Operation
ab. Bei über 90 Prozent der Menschen mit einer verengten Halsschlagader könnten bereits eine
gesündere Lebensweise und Medikamente das Schlaganfall-Risiko um etwa 40 Prozent senken.
Interviewpartner im Studio:
Prof. Joachim Röther
Chefarzt der Abteilung für Neurologie
Asklepios Klinikum Altona
Paul-Ehrlich-Str. 1, 22763 Hamburg
www.asklepios.com/hamburg/altona/experten/neurologie/
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. med. Holger Reinecke, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie
Spezielle internistische Intensivmedizin
Leiter der Abteilung für Angiologie
Universitätsklinikum Münster
Albert-Schweitzer-Campus 1, 48149 Münster
Tel. (0251) 834 7625 (Sekretariat), (0251) 83 44 944 (Hotline Angiologie)
Fax. (0251) 834 5101
Mail: [email protected]
Internet: www.klinikum.uni-muenster.de
Prof. Dr. Rainer Dziewas
Leitender Oberarzt der Klinik
Leiter der Sektion Schlaganfalltherapie und neurologische Intensivmedizin
Klinik für Allgemeine Neurologie
Universitätsklinikum Münster
Albert-Schweitzer-Campus 1, 48129 Münster
Tel. (0251) 83 46 816, Fax. (0251) 83 48 181
Mail: [email protected]
Internet: www.klinikum.uni-muenster.de
Weitere Informationen:
Deutsche Gefäßliga e.V.
Mühlenstraße 21-25, 50321 Brühl
Tel. (02232) 76 99 790, Fax. (02232) 76 99 899
E-Mail: [email protected]
Internet: www.deutsche-gefaessliga.de
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Schulstrasse 22, 33311 Gütersloh
Service- und Beratungszentrum
Mo.-Do. 9 -17 Uhr, Fr. 9-14 Uhr
Tel. (05241) 977 00, Fax: (05241) 977 07 77
E-Mail: [email protected]
Internet: www.schlaganfall-hilfe.de
Kompetenznetz Schlaganfall
Klinik und Poliklinik für Neurologie
Charité Campus Mitte
Charitéplatz 1, 10117 Berlin
Internet: www.kompetenznetz-schlaganfall.de
Darmkrebs – Welche Rolle spielen Bakterien?
Dass Bakterien Krebs auslösen können, weiß man spätestens seit der Entdeckung des Magenkeims
Helicobacter pylori. Neuere Untersuchungen legen nun den Verdacht nahe, dass Bakterien auch für
Darmkrebs verantwortlich sein könnten, die häufigste Krebsart in Deutschland. Pro Jahr erkranken
hierzulande mehr als 70.000 Menschen an einem bösartigen Darmtumor, rund 27.000 sterben
daran.
Das sogenannte Fusobakterium ist eigentlich im Mund zu Hause, wo es keinen Schaden anrichtet.
Gelangt es aber in den Darm, kann es dort scheinbar Krebszellen stimulieren – so wie noch einige
andere Bakterien. Forscher haben 18 Bakterienarten identifiziert, die im Zusammenhang mit
Darmkrebs besonders auffallen. Ob sie für die Entstehung und Entwicklung der Tumoren
verantwortlich sind oder sich nur gern auf ihnen ansiedeln, ist noch unklar. In jedem Fall könnten
diese 18 Bakterienspezies als Frühwarnsystem für Darmkrebs dienen. Das wäre sehr wertvoll, denn
alle bisherigen Tests schlagen erst sehr viel später an. Oft wachsen die bösartigen Tumoren
jahrelang im Darm, ohne Beschwerden zu verursachen. Erste Anzeichen wie Abgeschlagenheit und
Antriebslosigkeit können auch andere, harmlose Ursachen haben. Und ist erst Blut im Stuhl zu
erkennen, ist der Tumor meist schon sehr groß. Rechtzeitig erkannt ist Darmkrebs in der Regel
heilbar.
Einige Wissenschaftler glauben, dass manche Menschen erblich bedingt eine leichter durchlässige
Darmschleimhaut haben, sodass bei ihnen früher oder später gefährliche Keime in den Darm
gelangen und dort zu einer chronischen Entzündung führen, die schließlich Darmkrebs auslöst. Ziel
der Forscher ist es deshalb, gut verträgliche Medikamente zu entwickeln, die die Entzündungen im
Darm in Schach halten. Derzeit arbeiten sie an bestimmten Aminosäuren, die großen Einfluss auf
die Zusammensetzung der Darmflora haben und so Darmkrebs verhindern könnten.
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Stefan Schreiber, Internist, Molekularbiologe
Direktor Klinik für Innere Medizin I
Institut für Klinische Molekularbiologie (IKMB)
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Schittenhelmstraße 12, 24105 Kiel
Tel. (0431) 597 23 50, Fax (0431) 597 14 34
Internet: www.uksh.de/innere1-kiel
Prof. Dr. Peer Bork, Bioinformatiker
EMBL Heidelberg – Biocomputing
Meyerhofstraße 1, 69117 Heidelberg
Internet: www.embl.de
Weitere Informationen:
Krebsinformationsdienst (KID)
Tel. 0800-420 30 40 (kostenlos, täglich 8-20 Uhr)
Internet: www.krebsinformation.de/
Felix Burda Stiftung
Arabellastr. 27, 81925 München
Tel. (089) 92 50 25 01, Fax (089) 92 50 27 13
Internet: felix-burda-stiftung.de
Email: [email protected]
Deutsche Krebshilfe gGmbH
Buschstraße 32, 53113 Bonn
Tel. (0228) 72 99 00, Fax (0228) 729 90 11
Internet: www.krebshilfe.de
Achillessehnenreizung: Neue Behandlungsmethoden
Die Achillessehne ist die stärkste Sehne im Körper. Sie überträgt die Kraft der Wadenmuskulatur
auf den Fuß und fängt mit jedem Schritt ein Mehrfaches des Körpergewichts auf. Eine besondere
Reißfestigkeit und Dicke ermöglichen extreme Belastungen - vor allem das kraftvolle Senken des
Fußes, das Laufen und das Springen.
Beschwerden der Achillessehne kommen oft schleichend. Sind sie erst einmal da, können sie
allerdings sehr hartnäckig und langwierig sein. Sie entstehen meist durch Über- und
Fehlbelastungen - häufig durch zu viel Sport. Ein schlechter Trainingszustand, zu kurze
Regenerationsphasen, extreme Belastungen sowie ungeeignete Schuhe können die Reizung der
Achillessehne begünstigen. Schuld kann auch eine einseitige Belastung nach einer Verletzung oder
Fehlstellung sein. Wird die Sehne gereizt, lagern sich Flüssigkeit und Entzündungseiweiße ein. Die
Sehne schwillt an. Die Folge: Die Sehne kann nicht richtig gleiten, das schmerzt und schränkt die
Beweglichkeit ein. Wird die Entzündung chronisch, besteht die Gefahr, dass die Sehne reißt.
Die typischen Beschwerden der Achillessehnenreizung sind diffuse, dumpfe oder stechende
Schmerzen. Sie treten vor allem morgens nach dem Aufstehen im Bereich der Achillessehne auf meist direkt am Ansatz der Sehne am Fersenbein. Bei fortgeschrittenen Reizzuständen ist die
Beweglichkeit des Sprunggelenks eingeschränkt.
Die Diagnostik einer Achillessehnenreizung besteht zunächst aus einer Anamnese. Der Arzt fragt
unter anderem, wie sich die Schmerzen anfühlen. Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung
wird überprüft, ob zum Beispiel Fehlstellungen der Hüfte oder fehlerhafte Bewegungsabläufe für
die Beschwerden verantwortlich sind. Anhand des Ablaufmusters der Schuhsohlen lassen sich
Fehlbelastungen gut diagnostizieren. Eine Ultraschalluntersuchung stellt zudem die
Flüssigkeitseinlagerungen in der Sehne zuverlässig dar.
Bei der Therapie der Beschwerden hat sich eine Kombination verschiedener Maßnahmen bewährt.
Der Betroffene sollte möglichst aktiv bleiben, aber gelenkschonende Sportarten wie Radfahren,
Schwimmen oder Aqua-Jogging vorziehen und auf Ausdauerläufe, Tennis oder Fußball
vorübergehend verzichten. Auch weich gepolsterte Einlagen und Fersenerhöhungen können helfen.
Sie nehmen den Zug von der Achillessehne und entlasten sie dadurch. Zudem stützen Bandagen
die Sehne und haben einen massierenden Effekt. Die Kosten für Sohlen und Bandagen werden von
den Krankenkassen übernommen.
Neben schmerzstillenden Medikamenten können lokale Kälteanwendungen helfen, die Schmerzen
zu reduzieren. Eisabreibungen wirken lindernd und regen die Durchblutung an. Außerdem kann
eine Manuelle Therapie Verspannungen und Reizungen durch spezielle Handgriffe und
Massagetechniken (Friktionstherapie) lösen. Die Therapie ist zwar schmerzhaft, aber sehr
wirkungsvoll.
Eine neue Methode in der Behandlung von Achillessehnenreizungen ist zudem die
Stoßwellentherapie. Stoßwellen sind hochenergetische Druckwellen, die Schallwellen ähnlich sind.
Sie sollen unter anderem das Knochenwachstum sowie die Bildung neuer Blutgefäße anregen.
Außerdem sollen die Schallwellen die Ausschüttung von Wachstumsfaktoren und anderen
biologisch aktiven Eiweißen fördern und dadurch Selbstheilungsprozesse des Körpers aktivieren
und unterstützen. Geschädigtes Sehnengewebe soll dadurch „repariert“ und eine lokale
Entzündung geheilt werden. Der Therapieerfolg setzt nicht sofort und nicht bei jedem Betroffenen
ein. Erst nach einigen Monaten und wiederholten Anwendungen kann mit einer Besserung der
Beschwerden gerechnet werden. Dann liegt die Erfolgsrate bei 70 Prozent, so Mediziner. Da die
Wirkung der Stoßwellentherapie nicht eindeutig wissenschaftlich belegt ist, übernehmen die
gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Therapie nicht.
Nachhaltige Erfolge lassen sich auch durch sogenannte exzentrische Übungen erzielen: Dazu stellt
man sich mit den Zehen auf eine Stufe oder einen Absatz und geht für etwa zwei Sekunden in den
Zehenstand. Danach die Ferse senken und in die maximale Dehnung gehen. Diese Position
wiederum etwa zwei Sekunden halten. Dabei wird die Wadenmuskulatur gedehnt und die
Achillessehne entlastet. Die Übung muss täglich, morgens und abends, mit je dreimal 15
Wiederholungen pro Bein bei leicht gebeugtem Kniegelenk durchgeführt werden. Bei
regelmäßigem Training kann nach etwa zwölf Wochen mit einer Schmerzreduktion von 40 bis 50
Prozent gerechnet werden.
Interviewpartner im Studio und Beitrag:
Dr. Sabine Bleuel, Fachärztin für Orthopädie mit Schwerpunkt Faszientherapie (FDM)
Praxis für Orthopädie und Chirurgie Elbchaussee
Elbchaussee 567, 22587 Hamburg
Tel. (040) 86 23 21
E-Mail: [email protected]
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Carl Christian Büll, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Rheumatologie, Hand- und
Fußchirurgie, Sportmedizin, Physikalische Therapie, spezielle orthopädische Chirurgie
Geschäftsführer des MedBaltic
Eckernförder Str. 219, 24119 Kiel-Kronshagen
Tel: (0431) 259 58 121
Internet: http://www.medbaltic.de
Uwe Otto, Physiotherapeut
ProPhysis Fleetinsel
Herrengraben 1, 20459 Hamburg
Tel. (040) 55 92 92 20, Fax: (040) 70 38 38 68
E-Mail: [email protected]
Dr. Wimmer: stabile Seitenlage
Die Stabile Seitenlage wird bei einer bewusstlosen Person mit normaler Atmung angewendet.
Durch die stabile Seitenlage wird der Mund des Betroffenen zum tiefsten Punkt des Körpers.
Dadurch wird sichergestellt, dass die Atemwege freigehalten werden und Erbrochenes oder Blut
ablaufen kann. Die bewusstlose Person wird so vor dem Ersticken bewahrt.
Der Betroffene ist dann bewusstlos, wenn er durch Ansprache und Schütteln an den Schultern nicht
erweckbar ist. Um die Atmung zu überprüfen wird der Kopf nach hinten überstreckt und
gegebenenfalls sich im Mund und Rachen befindliche Fremdkörper entfernt. Durch das
Überstrecken des Kopfes wird die Zunge aus dem Rachen herausgezogen, so dass sich der Eingang
in die Luftröhre öffnet.
Bei vorhandener Atmung kann eine Atembewegung des Brustkorbes beobachtet werden oder der
Strom der Atemluft gehört beziehungsweise gespürt werden. Liegt keine normale Atmung vor,
muss unverzüglich mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden.
Eine bewusstlose Person ist immer ein Medizinischer Notfall. Die stabile Seitenlage ist eine
lebensrettende Sofortmaßnahme. Erst nachdem diese Basismaßnahme erfolgt ist wird der
Rettungsdienst mit dem Stichwort: "Bewusstlose oder nicht ansprechbare Person" alarmiert.
In Deutschland fühlen sich viele Menschen mit dem Leisten Erster Hilfe überfordert. In weniger als
20 Prozent der Fälle trauten sich Laien zu Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen. Damit ist
Deutschland das Schlusslicht in Europa. Im Vergleich liegt die Quote in den skandinavischen
Ländern bei 70 Prozent. Bundesweit bieten Organisationen kostenlose Ersthelferkurse an, in denen
der Umgang mit Bewusstlosen und Basismaßnahmen zur Herz-Lungen-Wiederbelebung geübt wird.
Weitere Informationen:
www.drk.de/hilfe-in-deutschland/erste-hilfe.de
www.laienreanimationkannjeder.de
www.einlebenretten.de
Hagebutte – gesunde Herbstfrüchte
Bei vielen Menschen werden Erinnerungen an die Kindheit wach, wenn sie an die behaarten Kerne
aus dem Inneren der Hagebutte denken – denn die lösen Juckreiz aus, was Kinder gern für Streiche
ausnutzen.
Doch die Hagebutte eignet sich auch noch für ganz andere Anwendungsgebiete, denn sowohl die
Kerne als auch die roten Fruchtschalen sind gesund und in der Pflanzenheilkunde etabliert:
Hildegard von Bingen empfahl Hagebutten-Mus bei nervösem Magenleiden, Pfarrer Sebastian
Kneipp schwor auf harntreibenden Hagebuttentee aus Fruchtfleisch und Kernen gegen Nieren- und
Blasenleiden. Der rote Farbstoff Lycopin ist ein Antioxidans, das gegen Krebs und
Arterienverkalkung helfen soll.
Außerdem enthalten Hagebutten mehr als zehn Mal so viel Vitamin C wie die gleiche Menge
Zitrone. Vitamin C stärkt die Abwehr des Körpers. Gesund sind nicht nur die bekannten Hagebutten
der Hecken- und Hundsrose, es gibt auch schwarze, wie die der Bibernellrose, und große fleischige
Hagebutten der Kartoffelrose. Bei der Verarbeitung kann immer die ganze Frucht genommen
werden, allerdings wird in vielen Hagebutten-Rezepten empfohlen, die harten Kerne vorher aus der
Frucht zu entfernen.
Getrocknete Hagebutten können den ganzen Winter über als Tee genossen werden. Um
Hagebutten zu trocknen, breitet man die gesammelten Früchte am besten auf einer Schale aus
Bast oder anderen atmungsfähigen Materialen aus. Kleine Hagebutten wie die der Heckenrose
können im Ganzen getrocknet werden, große und saftige Früchte sollten aufgeschnitten und
entkernt werden, sonst ist die Gefahr des Schimmelns zu hoch. Um die Vitamine nicht zu zerstören,
sollte man Hagebutten nicht im Ofen trocknen. Es genügt, sie an einem trockenen und warmen Ort
unterzubringen. Wichtig ist auch, die Früchte ab und an zu wenden, damit sie nicht schimmeln und
gleichmäßig getrocknet werden.
Rezepte:
Hagebutten-Mus
Zutaten: 1 kg Hagebutten, 500 ml Wasser, 150 g Honig
Zubereitung: 500 Gramm ganze oder entkernte Hagebutten von Stielen und Blütenansätzen
befreien. Die Hälfte der Hagebutten im Wasser 15 bis 20 Minuten sehr weich kochen. Fruchtwasser
abseihen und darin die zweite Hälfte der Hagebutten kochen. Alle Hagebutten durch ein feines Sieb
streichen und das Mus kräftig mit dem zimmerwarmen Honig verrühren. Dann das Mus in kleine
Gläser füllen und fest verschließen. Im Kühlschrank ist das Hagebuttenmus etwa zwei Wochen
haltbar.
Hagebutten-Gelee
Zutaten: 1 kg Hagebutten, Oregano (oder andere Gewürze wie Minze, Zitronenmelisse oder
Thymian) und ein wenig Limettensaft (Menge nach Bedarf), 1 kg Gelierzucker (1:1), Honig
Zubereitung: Hagebutten, Oregano oder andere Gewürze sowie ein wenig Limettensaft mit Wasser
bedecken. Den Kaltansatz am nächsten Tag kurz aufwärmen (nicht kochen lassen), die Hagebutten
kurz darin ziehen lassen. Dann mit einem Stampfer anpressen, damit Geschmack und Inhaltsstoffe
in das Fruchtwasser übergehen. Den Saft durch ein Sieb abseihen und mit Gelierzucker und ein
wenig Honig aufkochen. Das fertige Gelee unter ständigem Rühren circa vier Minuten sprudelnd
kochen lassen, dann die Gelierprobe durchführen. Dafür einen Tropfen Gelee auf einen kalten
kleinen Teller gegeben, 30 bis 60 Sekunden warten und schauen, ob das Gelee fest wird. Ist dies
nicht der Fall, noch etwas Zucker dazugeben und weitere vier Minuten kochen. Das Gelee schnell in
Gläser abfüllen, abkühlen lassen und dann in den Kühlschrank stellen.
Hagebutten-Essig
Zutaten: Hagebutten, Kräuter, Weinessig
Zubereitung: Hagebutten leicht anstoßen und mit Kräutern der Wahl (zum Beispiel Thymian oder
Knoblauch) in eine Flasche geben, mit Weinessig bedeckend übergießen und die Flasche fest
verschließen. Der Essig muss vier bis sechs Wochen an einem möglichst hellen und warmen Ort
stehen und alle zwei bis drei Tage geschüttelt werden. Nach der Reifezeit kann der Essig durch ein
feines Tuch gefiltert werden. Er passt sehr gut zu fruchtigen Salaten oder Wild- und
Fleischgerichten.
Erkältungstee
Zutaten: 1 Handvoll frische (oder getrocknete) Hagebutten, einige Blätter Spitzwegerich (oder
andere frische Kräuter)
Zubereitung: Hagebutten und Spitzwegerich mit einem Stößel leicht pressen, damit die Zellwände
geöffnet werden und alle wichtigen Inhaltsstoffe ins Teewasser gelangen. Mit heißem Wasser
übergießen und zehn Minuten lang in einer Kanne mit Deckel ziehen lassen.
Interviewpartner im Beitrag:
Jeanette Nadebor
Kräuterhof Carlsthal
Trebelstraße 12, 18334 Lindholz-Carlsthal
Internet: www.kraeuterhof-carlsthal.de
Ratgeber:
Evemarie Löser, Frank Löser: Schlehen & Hagebutten.
128 S.; Demmler (2013); € 8,95
Abenteuer Diagnose: "Aspirintumor"
Jörn P. ist passionierter Hobbyfussballer. Sport gehört zu seinem Leben bis plötzlich die
Vorbereitungen für ein Wettrennen über zehn Kilometer zu einem Wettrennen gegen Schmerzen
und Immobilität führen. Bereits während der Vorbereitungszeit plagen den jungen Mann
Schmerzen im Knie. Zunächst ist es nur ein Druckgefühl im Bereich des Schienbeinkopfes
schließlich sind es stärkste Schmerzen. Und auch nachdem die akute Belastungsphase vorüber ist,
lassen die Schmerzen nicht nach - im Gegenteil: sie nehmen weiter zu, so dass der Sportler Rat bei
einem Orthopäden sucht. Er ordnet eine Computertomographie (CT) des Knies an. Dort zeigen sich
ein ausgeprägte Degeneration des äußeren Meniskus sowie ein Knochenödem. Jörn P. muss
operiert werden.
Der Eingriff bestätigt den Befund des CT: der Meniskus ist extrem verschlissen, so dass der
Orthopäde diesen Teil des Meniskus entfernt. Nach der Operation stellt sich zunächst die erhoffte
Besserung der Beschwerden ein. Doch bereits kurze Zeit nach dem Eingriff sind die Beschwerden
wieder da. Eine daraufhin veranlasste Magnetresonanztomographie zeigt, dass der Meniskus nach
der Operation zwar kleiner ist als vorher, aber voll funktionsfähig. Das Ödem im Schienbeinkopf ist
allerdings nach wie vor vorhanden. Das überrascht. Der Orthopäde hofft, dass sich das Ödem mit
Hilfe von Schmerztabletten und Ruhe von selbst zurückbildet. Doch der Plan geht nicht auf, die
Beschwerden nehmen weiter zu.
Der Orthopäde empfiehlt das Knochenödem in einer erneuten Operation anzubohren um den
Flüssigkeitsabbau zu beschleunigen. Bevor sich der gebeutelte junge Mann jedoch zu einer
erneuten Operation entschließen kann, holt er eine zweite ärztliche Meinung ein. Und die fällt völlig
unerwartet aus: angeblich soll der Außenmeniskus bei der ersten Operation komplett entfernt
worden sein und der nun fehlenden Puffer im Knie soll der Grund für das schmerzhafte
Knochenödem sein. Die Implantation eines künstlichen Meniskus soll die Ursache für die
Beschwerden beseitigen. Also lässt sich der junge Mann notgedrungen ein zweites Mal operieren.
Nach dem Eingriff müssen die Ärzte ihm bestätigen, dass sie mit ihrer Vermutung falsch lagen. Sie
konnten das Implantat nicht einsetzen, weil ein ausreichender Rest seines eigenen Meniskus
vorhanden war. Die erneute Operation war also überflüssig aber die Beschwerden bleiben. Jörn P.
recherchiert nun auf eigene Faust nach einer Lösung. Dabei stößt er auf einen Knochenspezialisten
am Hamburger Universitätsklinikum. Der setzt das ungelöste Puzzle endlich zusammen: punktuelle
Schmerzen an der Schienbeinvorderkante, die sich durch Berührungen von außen provozieren
lassen und dazu die MRT-Bilder mit der kleinen hellen auffälligen Stelle - es scheint viel zu klar um
wahr zu sein.
Um seine Verdachtsdiagnose zu beweisen, bedient sich der Spezialist eines alten Tests: er
empfiehlt Jörn P. vor dem Schlafengehen eine Tablette mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS,
Aspirin) einzunehmen. Wenn er dann nachts keine Schmerzen hat, stimmt seine Vermutung. Und
tatsächlich schläft der jungen Mann die Nacht ohne Schmerzen. Damit steht fest: Jörn P. leidet an
einem so genannten Osteoidosteom.
Osteoidosteome sind kleine im Durchmesser ein bis zwei Zentimeter große, gutartige aber äußerst
schmerzhafte Knochentumoren. Diese treten vor allem im Kindes- und jungen Erwachsenenalter,
überwiegend beim männlichen Geschlecht und meist zwischen dem zehnten und 20. Lebensjahr,
auf. Sie machen 14 Prozent aller Knochentumore aus, eine Entartung tritt nicht auf.
Am häufigsten sind die Tumoren in den langen Knochen der Beine, also im Schienbein und
Oberschenkelknochen und in der Wirbelsäule lokalisiert. Grundsätzlich können sie jedoch an allen
Knochen auftreten. Der Tumor regt Knochenzellen an Knochensubstanz zu bilden. Um ihn herum
entsteht so langsam eine Art knöcherner Krater mit einem scharfen Rand. Der reizt das Gewebe
und führt dazu, dass sich ein Knochenödem bildet. Typisch für solche Tumoren sind nächtliche
Schmerzen, die sich nach Einnahme von Acetylsalicylsäure (Aspirin, ASS) deutlich bessern.
Diagnostisch steht das klassische Röntgenbild im Vorderrund. Dort zeigt sich die typische örtliche
Knochenverdichtung mit einem zentralen Hohlraum. Die Diagnose kann zusätzlich durch eine
Computertomographie gesichert werden. Hiermit lässt sich insbesondere der zentrale Hohlraum
gut darstellt. Das gut durchblutete, osteoblastische Areal ist für die ausgeprägte
Schmerzsymptomatik verantwortlich und muss daher operativ entfernt werden.
Interviewpartner im Beitrag:
Dr. Martin Fliedner, Facharzt für Orthopädie
Oberarzt der Klinik für Orthopädie 1
AMEOS Klinikum Seepark Geestland
Langener Str. 66 , 27607 Geestland
Tel. (04743) 893 0
Prof. Dr. Michael Amling
Leiter des Zentrums für Klinische Osteologie und Biomechanik
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Tel. (040) 741 05 63 62
Fax (040) 741 05 58 25
Internet: www.uke.de/institute/osteologie-biomechanik
(Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der angegebenen Adressen und
Buchhinweise.)
Impressum:
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22529 Hamburg
Tel. (040) 4156-0
Fax (040) 4156-7459