Visite am 27. September 2016 20.15 Uhr, im NDR Fernsehen Wiederholungen: Donnerstag, 29. September 2016, 00:20 bis 01:20 Uhr Freitag, 30. September 2016, 06:20 bis 07:20 Uhr Unsere Themen: Medikationsplan: Anspruch ab 1. Oktober Karotisstenose: Wann muss operiert werden Zähneputzen gegen Krebs: Darmkrebs durch Mundbakterien Achillessehnenreizung: neue Behandlungsmethoden Dr. Wimmer: Stabile Seitenlage Hagebutten: Gesunde Herbstfrüchte Abenteuer Diagnose Medikationsplan: Anspruch ab dem 1. Oktober 2016 Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass etwa zehn Prozent aller Krankenhausaufnahmen auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückzuführen sind. Nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte führen auch in Deutschland unerwünschte Arzneimittelwirkungen durch vermeidbare Medikationsfehler jedes Jahr zu etwa 500. 000 Notaufnahmen in Krankenhäuser. Experten gehen zudem davon aus, dass jedes Jahr etwa 20.000 Menschen an Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten sterben. Die Dunkelziffer ist vermutlich um ein vielfaches höher. Medikationsfehler können an verschiedenen Stellen des Medikationsprozesses auftreten. Am häufigsten sind Fehler in der Verordnung - wie zum Beispiel Doppelverschreibungen, fehlende Dosisanpassungen oder das Übersehen von Gegenanzeigen und Wechselwirkungen. Aber auch einfache Lesefehler oder Fehler bei der Anwendung bzw. Einnahme könne die Wirkung von Medikamenten beeinträchtigen. Das Risiko für Patienten ist dabei besonders hoch, wenn mehrere Ärzte Medikamente anordnen. Jeder Dritte, der älter als 65 Jahre ist, nimmt neun Medikamente ein. Und fast die Hälfte davon macht Fehler bei der Einnahme der Arzneimittel. Ab dem 1. Oktober 2016 haben Patienten, die mindestens drei vom Arzt verordnete Medikamente gleichzeitig einnehmen, daher nun einen Anspruch auf die Erstellung eines Medikationsplans. Der Medikationsplan ist standardisiert und bundeseinheitlich. In der Regel soll der Plan vom Hausarzt ausgestellt und regelmäßig aktualisiert werden. Hat der Patient keinen Hausarzt, kann dies auch durch einen behandelnden Facharzt erfolgen. Auch Krankenhäuser und Apotheken können den Medikationsplan aktualisieren. Er soll sämtliche verschreibungspflichtige sowie frei verkäufliche Arzneimittel enthalten, die der Patient einnimmt. Dazu werden der Wirkstoff, die Dosierung und der Einnahmegrund sowie sonstige Hinweise zur Einnahme aufgeführt. Er erhält also verständliche Information darüber, welche Medikamente wann, wie und warum eingenommen werden. Ziel ist es, den Patienten bei der richtigen Einnahme seiner Medikamente zu unterstützen und mehr Sicherheit zu schaffen. Ärzten gibt der Plan einen Überblick über die Gesamtmedikation eines Patienten und soll so Medikationsfehler durch Unkenntnis bereits verordneter Arzneimittel vermeiden. Zunächst wird der Medikationsplan in Papierform ausgefertigt. Ziel ist es jedoch, ihn in den nächsten Jahren auf der elektronischen Gesundheitskarte zu speichern. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Matthias Janneck , Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie Oberarzt III. Medizinische Klinik und Poliklinik Zentrum für Innere Medizin Univ.-Klinikum Hamburg Eppendorf Martinistr. 52, 20246 Hamburg Internet: www.uke.de Dr. Michael Baehr Leiter der Klinikapotheke Univ.-Klinikum Hamburg Eppendorf Martinistraße 52, 20246 Hamburg Tel. (040) 7410 52086 E-Mail: [email protected] Dr. Angela Neumann, Fachärztin für Innere Medizin Internistenpraxuis Marktpassage Großflecken 51-53, 24534 Neumünster Tel. (04321) 295 77 Karotisstenose: Wann muss operiert werden In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 250.000 Menschen einen Schlaganfall. Sprachstörungen, Lähmungserscheinungen und lebenslange Behinderungen können die Folgen sein. Viele Schlaganfälle lassen sich auf eine Verengung der Halsschlagader (Arteria carotis) - eine so genannte Karotisstenose - zurückführen. Arteriosklerotische Veränderungen, also Kalk- und Fettablagerungen an den Innenwänden der Blutgefäße, führen zu einer Verengung der Gefäße. Im Verlauf kommt es in diesen Bereichen zu lokalen Entzündungsreaktionen. Die Gefäßwände können dann einreißen, so dass es zur Bildung von Blutgerinnseln kommen kann. Diese können die Blutstrombahn dann teilweise oder sogar komplett verschließen. Lösen sie sich werden sie ins Gehirn geschwemmt. Bei 30 000 Menschen jährlich verursachen sie so einen Schlaganfall. Verengungen der Halsschlagader durch Kalkablagerungen (Plaques) lassen sich im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung nachweisen. Ein generelles Screening auf das Vorliegen solchen Engstellen zur Vermeidung von Schlaganfällen ist nach allgemeiner Expertenmeinung allerdings nicht sinnvoll. Vielmehr würde es viele Menschen unnötig belasten, da die Häufigkeit hochgradiger asymptomatischer Karotisstenosen gering ist und das Schlaganfallrisiko asymptomatischer Stenosen niedrig. Experten empfehlen daher Screeninguntersuchungen auf Risikogruppen zu beschränken. Darunter fallen zum Beispiel Menschen mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK), einer peripher-arteriellen Verschlusskrankheit oder einem Bauchaortenaneurysma und natürlich diejenigen die bereits Schlaganfälle hatten oder solche die entsprechende neurologische Symptome zeigen. Auch die Behandlungsstrategie verengter Halsschlagadern richtet sich insbesondere danach, ob es bereits zu vorübergehenden neurologischen Ausfallerscheinungen gekommen ist. Aber auch der Grad der Gefäßeinengung und das Alter der Betroffenen spielt dabei eine Rolle. Vereinfacht gesagt profitieren insbesondere gesündere und jüngere Betroffene von einer Operation. Dabei gilt: umso höher die Stenosen und je ausgeprägter die Symptome desto größer ist der Benefit der Operation. Bei allen Patienten steht eine konsequente Reduzierung der Risikofaktoren im Vordergrund. Hierzu zählt insbesondere die medikamentöse Behandlung von Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes. Zudem steht die Veränderungen der Lebensgewohnheiten mit der Normalisierung des Körpergewichtes, Nikotinverzicht und ausreichender körperlicher Aktivität im Vordergrund jeder Therapie. Denn Rauchen, Diabetes und hoher Blutdruck verdoppeln das Risiko für die Entwicklung einer Karotisstenose. Operationen von Karotisstenosen sollten ausschließlich von Spezialisten in ausgewiesenen Fachzentren vorgenommen werden. Prinzipiell haben sich dazu zwei verschiedene Verfahren etabliert: zum einen die seit mehr als 20 Jahren bewährte offene Operation am Hals - die Endarteriektomie- und zum anderen ein Eingriff mit Hilfe eines Katheters durch ein Blutgefäß in der Leiste. Bei der offenen Operation legen Gefäßchirurgen die kranke Arterie frei, schneiden sie auf und schälen die Verkalkungen heraus. Ist die Engstelle entfernt, kann das Blut wieder ungehindert zum Gehirn fließen. Beim Kathetereingriff wird ein Spezialkatheter von der Leiste aus bis in die Halsarterie vorgeschoben. Dort wird die Engstelle mit einem Ballon aufgedehnt und eine Gefäßstütze aus Metall, ein sogenannter Stent, eingesetzt. Er soll ein erneutes Zuwachsen verhindern. Die Entscheidung zu einem chirurgischen Eingriff muss sorgfältig abgewogen werden, denn die OP ist nicht ohne Risiken. Bei beiden Verfahren kann es passieren, dass Teile der Verkalkung ins Gehirn geschwemmt werden und einen Schlaganfall verursachen. Aktuellen Studien zufolge werden Karotisstenosen in Deutschland zu häufig operiert. Die Studien haben gezeigt, dass nur Patienten mit fortgeschrittenen Gefäßverkalkungen und Verengungen von mindestens 70 bis 80 Prozent bei denen bereits neurologischen Symptome wie vorübergehender Sehschwäche oder Lähmungserscheinungen aufgetreten sind, entscheidend von einem Eingriff an der Halsschlagader profitieren. Bei ihnen kann die Operation das Risiko für einen erneuten Schlaganfall nachhaltiger senken als die alleinige medikamentöse Therapie. In vielen anderen Fällen sind die Risiken einer vorbeugenden Operation größer als der erhoffte Nutzen des Eingriffs. Daher raten die Mediziner beschwerdefreien Patienten - auch wenn bei ihnen eine hochgradige Verengung der Halsschlagader vorliegt - in den meisten Fällen von einer vorbeugenden Operation ab. Bei über 90 Prozent der Menschen mit einer verengten Halsschlagader könnten bereits eine gesündere Lebensweise und Medikamente das Schlaganfall-Risiko um etwa 40 Prozent senken. Interviewpartner im Studio: Prof. Joachim Röther Chefarzt der Abteilung für Neurologie Asklepios Klinikum Altona Paul-Ehrlich-Str. 1, 22763 Hamburg www.asklepios.com/hamburg/altona/experten/neurologie/ Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. med. Holger Reinecke, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie Spezielle internistische Intensivmedizin Leiter der Abteilung für Angiologie Universitätsklinikum Münster Albert-Schweitzer-Campus 1, 48149 Münster Tel. (0251) 834 7625 (Sekretariat), (0251) 83 44 944 (Hotline Angiologie) Fax. (0251) 834 5101 Mail: [email protected] Internet: www.klinikum.uni-muenster.de Prof. Dr. Rainer Dziewas Leitender Oberarzt der Klinik Leiter der Sektion Schlaganfalltherapie und neurologische Intensivmedizin Klinik für Allgemeine Neurologie Universitätsklinikum Münster Albert-Schweitzer-Campus 1, 48129 Münster Tel. (0251) 83 46 816, Fax. (0251) 83 48 181 Mail: [email protected] Internet: www.klinikum.uni-muenster.de Weitere Informationen: Deutsche Gefäßliga e.V. Mühlenstraße 21-25, 50321 Brühl Tel. (02232) 76 99 790, Fax. (02232) 76 99 899 E-Mail: [email protected] Internet: www.deutsche-gefaessliga.de Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe Schulstrasse 22, 33311 Gütersloh Service- und Beratungszentrum Mo.-Do. 9 -17 Uhr, Fr. 9-14 Uhr Tel. (05241) 977 00, Fax: (05241) 977 07 77 E-Mail: [email protected] Internet: www.schlaganfall-hilfe.de Kompetenznetz Schlaganfall Klinik und Poliklinik für Neurologie Charité Campus Mitte Charitéplatz 1, 10117 Berlin Internet: www.kompetenznetz-schlaganfall.de Darmkrebs – Welche Rolle spielen Bakterien? Dass Bakterien Krebs auslösen können, weiß man spätestens seit der Entdeckung des Magenkeims Helicobacter pylori. Neuere Untersuchungen legen nun den Verdacht nahe, dass Bakterien auch für Darmkrebs verantwortlich sein könnten, die häufigste Krebsart in Deutschland. Pro Jahr erkranken hierzulande mehr als 70.000 Menschen an einem bösartigen Darmtumor, rund 27.000 sterben daran. Das sogenannte Fusobakterium ist eigentlich im Mund zu Hause, wo es keinen Schaden anrichtet. Gelangt es aber in den Darm, kann es dort scheinbar Krebszellen stimulieren – so wie noch einige andere Bakterien. Forscher haben 18 Bakterienarten identifiziert, die im Zusammenhang mit Darmkrebs besonders auffallen. Ob sie für die Entstehung und Entwicklung der Tumoren verantwortlich sind oder sich nur gern auf ihnen ansiedeln, ist noch unklar. In jedem Fall könnten diese 18 Bakterienspezies als Frühwarnsystem für Darmkrebs dienen. Das wäre sehr wertvoll, denn alle bisherigen Tests schlagen erst sehr viel später an. Oft wachsen die bösartigen Tumoren jahrelang im Darm, ohne Beschwerden zu verursachen. Erste Anzeichen wie Abgeschlagenheit und Antriebslosigkeit können auch andere, harmlose Ursachen haben. Und ist erst Blut im Stuhl zu erkennen, ist der Tumor meist schon sehr groß. Rechtzeitig erkannt ist Darmkrebs in der Regel heilbar. Einige Wissenschaftler glauben, dass manche Menschen erblich bedingt eine leichter durchlässige Darmschleimhaut haben, sodass bei ihnen früher oder später gefährliche Keime in den Darm gelangen und dort zu einer chronischen Entzündung führen, die schließlich Darmkrebs auslöst. Ziel der Forscher ist es deshalb, gut verträgliche Medikamente zu entwickeln, die die Entzündungen im Darm in Schach halten. Derzeit arbeiten sie an bestimmten Aminosäuren, die großen Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora haben und so Darmkrebs verhindern könnten. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Stefan Schreiber, Internist, Molekularbiologe Direktor Klinik für Innere Medizin I Institut für Klinische Molekularbiologie (IKMB) Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel Schittenhelmstraße 12, 24105 Kiel Tel. (0431) 597 23 50, Fax (0431) 597 14 34 Internet: www.uksh.de/innere1-kiel Prof. Dr. Peer Bork, Bioinformatiker EMBL Heidelberg – Biocomputing Meyerhofstraße 1, 69117 Heidelberg Internet: www.embl.de Weitere Informationen: Krebsinformationsdienst (KID) Tel. 0800-420 30 40 (kostenlos, täglich 8-20 Uhr) Internet: www.krebsinformation.de/ Felix Burda Stiftung Arabellastr. 27, 81925 München Tel. (089) 92 50 25 01, Fax (089) 92 50 27 13 Internet: felix-burda-stiftung.de Email: [email protected] Deutsche Krebshilfe gGmbH Buschstraße 32, 53113 Bonn Tel. (0228) 72 99 00, Fax (0228) 729 90 11 Internet: www.krebshilfe.de Achillessehnenreizung: Neue Behandlungsmethoden Die Achillessehne ist die stärkste Sehne im Körper. Sie überträgt die Kraft der Wadenmuskulatur auf den Fuß und fängt mit jedem Schritt ein Mehrfaches des Körpergewichts auf. Eine besondere Reißfestigkeit und Dicke ermöglichen extreme Belastungen - vor allem das kraftvolle Senken des Fußes, das Laufen und das Springen. Beschwerden der Achillessehne kommen oft schleichend. Sind sie erst einmal da, können sie allerdings sehr hartnäckig und langwierig sein. Sie entstehen meist durch Über- und Fehlbelastungen - häufig durch zu viel Sport. Ein schlechter Trainingszustand, zu kurze Regenerationsphasen, extreme Belastungen sowie ungeeignete Schuhe können die Reizung der Achillessehne begünstigen. Schuld kann auch eine einseitige Belastung nach einer Verletzung oder Fehlstellung sein. Wird die Sehne gereizt, lagern sich Flüssigkeit und Entzündungseiweiße ein. Die Sehne schwillt an. Die Folge: Die Sehne kann nicht richtig gleiten, das schmerzt und schränkt die Beweglichkeit ein. Wird die Entzündung chronisch, besteht die Gefahr, dass die Sehne reißt. Die typischen Beschwerden der Achillessehnenreizung sind diffuse, dumpfe oder stechende Schmerzen. Sie treten vor allem morgens nach dem Aufstehen im Bereich der Achillessehne auf meist direkt am Ansatz der Sehne am Fersenbein. Bei fortgeschrittenen Reizzuständen ist die Beweglichkeit des Sprunggelenks eingeschränkt. Die Diagnostik einer Achillessehnenreizung besteht zunächst aus einer Anamnese. Der Arzt fragt unter anderem, wie sich die Schmerzen anfühlen. Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung wird überprüft, ob zum Beispiel Fehlstellungen der Hüfte oder fehlerhafte Bewegungsabläufe für die Beschwerden verantwortlich sind. Anhand des Ablaufmusters der Schuhsohlen lassen sich Fehlbelastungen gut diagnostizieren. Eine Ultraschalluntersuchung stellt zudem die Flüssigkeitseinlagerungen in der Sehne zuverlässig dar. Bei der Therapie der Beschwerden hat sich eine Kombination verschiedener Maßnahmen bewährt. Der Betroffene sollte möglichst aktiv bleiben, aber gelenkschonende Sportarten wie Radfahren, Schwimmen oder Aqua-Jogging vorziehen und auf Ausdauerläufe, Tennis oder Fußball vorübergehend verzichten. Auch weich gepolsterte Einlagen und Fersenerhöhungen können helfen. Sie nehmen den Zug von der Achillessehne und entlasten sie dadurch. Zudem stützen Bandagen die Sehne und haben einen massierenden Effekt. Die Kosten für Sohlen und Bandagen werden von den Krankenkassen übernommen. Neben schmerzstillenden Medikamenten können lokale Kälteanwendungen helfen, die Schmerzen zu reduzieren. Eisabreibungen wirken lindernd und regen die Durchblutung an. Außerdem kann eine Manuelle Therapie Verspannungen und Reizungen durch spezielle Handgriffe und Massagetechniken (Friktionstherapie) lösen. Die Therapie ist zwar schmerzhaft, aber sehr wirkungsvoll. Eine neue Methode in der Behandlung von Achillessehnenreizungen ist zudem die Stoßwellentherapie. Stoßwellen sind hochenergetische Druckwellen, die Schallwellen ähnlich sind. Sie sollen unter anderem das Knochenwachstum sowie die Bildung neuer Blutgefäße anregen. Außerdem sollen die Schallwellen die Ausschüttung von Wachstumsfaktoren und anderen biologisch aktiven Eiweißen fördern und dadurch Selbstheilungsprozesse des Körpers aktivieren und unterstützen. Geschädigtes Sehnengewebe soll dadurch „repariert“ und eine lokale Entzündung geheilt werden. Der Therapieerfolg setzt nicht sofort und nicht bei jedem Betroffenen ein. Erst nach einigen Monaten und wiederholten Anwendungen kann mit einer Besserung der Beschwerden gerechnet werden. Dann liegt die Erfolgsrate bei 70 Prozent, so Mediziner. Da die Wirkung der Stoßwellentherapie nicht eindeutig wissenschaftlich belegt ist, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Therapie nicht. Nachhaltige Erfolge lassen sich auch durch sogenannte exzentrische Übungen erzielen: Dazu stellt man sich mit den Zehen auf eine Stufe oder einen Absatz und geht für etwa zwei Sekunden in den Zehenstand. Danach die Ferse senken und in die maximale Dehnung gehen. Diese Position wiederum etwa zwei Sekunden halten. Dabei wird die Wadenmuskulatur gedehnt und die Achillessehne entlastet. Die Übung muss täglich, morgens und abends, mit je dreimal 15 Wiederholungen pro Bein bei leicht gebeugtem Kniegelenk durchgeführt werden. Bei regelmäßigem Training kann nach etwa zwölf Wochen mit einer Schmerzreduktion von 40 bis 50 Prozent gerechnet werden. Interviewpartner im Studio und Beitrag: Dr. Sabine Bleuel, Fachärztin für Orthopädie mit Schwerpunkt Faszientherapie (FDM) Praxis für Orthopädie und Chirurgie Elbchaussee Elbchaussee 567, 22587 Hamburg Tel. (040) 86 23 21 E-Mail: [email protected] Interviewpartner im Beitrag: Dr. Carl Christian Büll, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Rheumatologie, Hand- und Fußchirurgie, Sportmedizin, Physikalische Therapie, spezielle orthopädische Chirurgie Geschäftsführer des MedBaltic Eckernförder Str. 219, 24119 Kiel-Kronshagen Tel: (0431) 259 58 121 Internet: http://www.medbaltic.de Uwe Otto, Physiotherapeut ProPhysis Fleetinsel Herrengraben 1, 20459 Hamburg Tel. (040) 55 92 92 20, Fax: (040) 70 38 38 68 E-Mail: [email protected] Dr. Wimmer: stabile Seitenlage Die Stabile Seitenlage wird bei einer bewusstlosen Person mit normaler Atmung angewendet. Durch die stabile Seitenlage wird der Mund des Betroffenen zum tiefsten Punkt des Körpers. Dadurch wird sichergestellt, dass die Atemwege freigehalten werden und Erbrochenes oder Blut ablaufen kann. Die bewusstlose Person wird so vor dem Ersticken bewahrt. Der Betroffene ist dann bewusstlos, wenn er durch Ansprache und Schütteln an den Schultern nicht erweckbar ist. Um die Atmung zu überprüfen wird der Kopf nach hinten überstreckt und gegebenenfalls sich im Mund und Rachen befindliche Fremdkörper entfernt. Durch das Überstrecken des Kopfes wird die Zunge aus dem Rachen herausgezogen, so dass sich der Eingang in die Luftröhre öffnet. Bei vorhandener Atmung kann eine Atembewegung des Brustkorbes beobachtet werden oder der Strom der Atemluft gehört beziehungsweise gespürt werden. Liegt keine normale Atmung vor, muss unverzüglich mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden. Eine bewusstlose Person ist immer ein Medizinischer Notfall. Die stabile Seitenlage ist eine lebensrettende Sofortmaßnahme. Erst nachdem diese Basismaßnahme erfolgt ist wird der Rettungsdienst mit dem Stichwort: "Bewusstlose oder nicht ansprechbare Person" alarmiert. In Deutschland fühlen sich viele Menschen mit dem Leisten Erster Hilfe überfordert. In weniger als 20 Prozent der Fälle trauten sich Laien zu Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen. Damit ist Deutschland das Schlusslicht in Europa. Im Vergleich liegt die Quote in den skandinavischen Ländern bei 70 Prozent. Bundesweit bieten Organisationen kostenlose Ersthelferkurse an, in denen der Umgang mit Bewusstlosen und Basismaßnahmen zur Herz-Lungen-Wiederbelebung geübt wird. Weitere Informationen: www.drk.de/hilfe-in-deutschland/erste-hilfe.de www.laienreanimationkannjeder.de www.einlebenretten.de Hagebutte – gesunde Herbstfrüchte Bei vielen Menschen werden Erinnerungen an die Kindheit wach, wenn sie an die behaarten Kerne aus dem Inneren der Hagebutte denken – denn die lösen Juckreiz aus, was Kinder gern für Streiche ausnutzen. Doch die Hagebutte eignet sich auch noch für ganz andere Anwendungsgebiete, denn sowohl die Kerne als auch die roten Fruchtschalen sind gesund und in der Pflanzenheilkunde etabliert: Hildegard von Bingen empfahl Hagebutten-Mus bei nervösem Magenleiden, Pfarrer Sebastian Kneipp schwor auf harntreibenden Hagebuttentee aus Fruchtfleisch und Kernen gegen Nieren- und Blasenleiden. Der rote Farbstoff Lycopin ist ein Antioxidans, das gegen Krebs und Arterienverkalkung helfen soll. Außerdem enthalten Hagebutten mehr als zehn Mal so viel Vitamin C wie die gleiche Menge Zitrone. Vitamin C stärkt die Abwehr des Körpers. Gesund sind nicht nur die bekannten Hagebutten der Hecken- und Hundsrose, es gibt auch schwarze, wie die der Bibernellrose, und große fleischige Hagebutten der Kartoffelrose. Bei der Verarbeitung kann immer die ganze Frucht genommen werden, allerdings wird in vielen Hagebutten-Rezepten empfohlen, die harten Kerne vorher aus der Frucht zu entfernen. Getrocknete Hagebutten können den ganzen Winter über als Tee genossen werden. Um Hagebutten zu trocknen, breitet man die gesammelten Früchte am besten auf einer Schale aus Bast oder anderen atmungsfähigen Materialen aus. Kleine Hagebutten wie die der Heckenrose können im Ganzen getrocknet werden, große und saftige Früchte sollten aufgeschnitten und entkernt werden, sonst ist die Gefahr des Schimmelns zu hoch. Um die Vitamine nicht zu zerstören, sollte man Hagebutten nicht im Ofen trocknen. Es genügt, sie an einem trockenen und warmen Ort unterzubringen. Wichtig ist auch, die Früchte ab und an zu wenden, damit sie nicht schimmeln und gleichmäßig getrocknet werden. Rezepte: Hagebutten-Mus Zutaten: 1 kg Hagebutten, 500 ml Wasser, 150 g Honig Zubereitung: 500 Gramm ganze oder entkernte Hagebutten von Stielen und Blütenansätzen befreien. Die Hälfte der Hagebutten im Wasser 15 bis 20 Minuten sehr weich kochen. Fruchtwasser abseihen und darin die zweite Hälfte der Hagebutten kochen. Alle Hagebutten durch ein feines Sieb streichen und das Mus kräftig mit dem zimmerwarmen Honig verrühren. Dann das Mus in kleine Gläser füllen und fest verschließen. Im Kühlschrank ist das Hagebuttenmus etwa zwei Wochen haltbar. Hagebutten-Gelee Zutaten: 1 kg Hagebutten, Oregano (oder andere Gewürze wie Minze, Zitronenmelisse oder Thymian) und ein wenig Limettensaft (Menge nach Bedarf), 1 kg Gelierzucker (1:1), Honig Zubereitung: Hagebutten, Oregano oder andere Gewürze sowie ein wenig Limettensaft mit Wasser bedecken. Den Kaltansatz am nächsten Tag kurz aufwärmen (nicht kochen lassen), die Hagebutten kurz darin ziehen lassen. Dann mit einem Stampfer anpressen, damit Geschmack und Inhaltsstoffe in das Fruchtwasser übergehen. Den Saft durch ein Sieb abseihen und mit Gelierzucker und ein wenig Honig aufkochen. Das fertige Gelee unter ständigem Rühren circa vier Minuten sprudelnd kochen lassen, dann die Gelierprobe durchführen. Dafür einen Tropfen Gelee auf einen kalten kleinen Teller gegeben, 30 bis 60 Sekunden warten und schauen, ob das Gelee fest wird. Ist dies nicht der Fall, noch etwas Zucker dazugeben und weitere vier Minuten kochen. Das Gelee schnell in Gläser abfüllen, abkühlen lassen und dann in den Kühlschrank stellen. Hagebutten-Essig Zutaten: Hagebutten, Kräuter, Weinessig Zubereitung: Hagebutten leicht anstoßen und mit Kräutern der Wahl (zum Beispiel Thymian oder Knoblauch) in eine Flasche geben, mit Weinessig bedeckend übergießen und die Flasche fest verschließen. Der Essig muss vier bis sechs Wochen an einem möglichst hellen und warmen Ort stehen und alle zwei bis drei Tage geschüttelt werden. Nach der Reifezeit kann der Essig durch ein feines Tuch gefiltert werden. Er passt sehr gut zu fruchtigen Salaten oder Wild- und Fleischgerichten. Erkältungstee Zutaten: 1 Handvoll frische (oder getrocknete) Hagebutten, einige Blätter Spitzwegerich (oder andere frische Kräuter) Zubereitung: Hagebutten und Spitzwegerich mit einem Stößel leicht pressen, damit die Zellwände geöffnet werden und alle wichtigen Inhaltsstoffe ins Teewasser gelangen. Mit heißem Wasser übergießen und zehn Minuten lang in einer Kanne mit Deckel ziehen lassen. Interviewpartner im Beitrag: Jeanette Nadebor Kräuterhof Carlsthal Trebelstraße 12, 18334 Lindholz-Carlsthal Internet: www.kraeuterhof-carlsthal.de Ratgeber: Evemarie Löser, Frank Löser: Schlehen & Hagebutten. 128 S.; Demmler (2013); € 8,95 Abenteuer Diagnose: "Aspirintumor" Jörn P. ist passionierter Hobbyfussballer. Sport gehört zu seinem Leben bis plötzlich die Vorbereitungen für ein Wettrennen über zehn Kilometer zu einem Wettrennen gegen Schmerzen und Immobilität führen. Bereits während der Vorbereitungszeit plagen den jungen Mann Schmerzen im Knie. Zunächst ist es nur ein Druckgefühl im Bereich des Schienbeinkopfes schließlich sind es stärkste Schmerzen. Und auch nachdem die akute Belastungsphase vorüber ist, lassen die Schmerzen nicht nach - im Gegenteil: sie nehmen weiter zu, so dass der Sportler Rat bei einem Orthopäden sucht. Er ordnet eine Computertomographie (CT) des Knies an. Dort zeigen sich ein ausgeprägte Degeneration des äußeren Meniskus sowie ein Knochenödem. Jörn P. muss operiert werden. Der Eingriff bestätigt den Befund des CT: der Meniskus ist extrem verschlissen, so dass der Orthopäde diesen Teil des Meniskus entfernt. Nach der Operation stellt sich zunächst die erhoffte Besserung der Beschwerden ein. Doch bereits kurze Zeit nach dem Eingriff sind die Beschwerden wieder da. Eine daraufhin veranlasste Magnetresonanztomographie zeigt, dass der Meniskus nach der Operation zwar kleiner ist als vorher, aber voll funktionsfähig. Das Ödem im Schienbeinkopf ist allerdings nach wie vor vorhanden. Das überrascht. Der Orthopäde hofft, dass sich das Ödem mit Hilfe von Schmerztabletten und Ruhe von selbst zurückbildet. Doch der Plan geht nicht auf, die Beschwerden nehmen weiter zu. Der Orthopäde empfiehlt das Knochenödem in einer erneuten Operation anzubohren um den Flüssigkeitsabbau zu beschleunigen. Bevor sich der gebeutelte junge Mann jedoch zu einer erneuten Operation entschließen kann, holt er eine zweite ärztliche Meinung ein. Und die fällt völlig unerwartet aus: angeblich soll der Außenmeniskus bei der ersten Operation komplett entfernt worden sein und der nun fehlenden Puffer im Knie soll der Grund für das schmerzhafte Knochenödem sein. Die Implantation eines künstlichen Meniskus soll die Ursache für die Beschwerden beseitigen. Also lässt sich der junge Mann notgedrungen ein zweites Mal operieren. Nach dem Eingriff müssen die Ärzte ihm bestätigen, dass sie mit ihrer Vermutung falsch lagen. Sie konnten das Implantat nicht einsetzen, weil ein ausreichender Rest seines eigenen Meniskus vorhanden war. Die erneute Operation war also überflüssig aber die Beschwerden bleiben. Jörn P. recherchiert nun auf eigene Faust nach einer Lösung. Dabei stößt er auf einen Knochenspezialisten am Hamburger Universitätsklinikum. Der setzt das ungelöste Puzzle endlich zusammen: punktuelle Schmerzen an der Schienbeinvorderkante, die sich durch Berührungen von außen provozieren lassen und dazu die MRT-Bilder mit der kleinen hellen auffälligen Stelle - es scheint viel zu klar um wahr zu sein. Um seine Verdachtsdiagnose zu beweisen, bedient sich der Spezialist eines alten Tests: er empfiehlt Jörn P. vor dem Schlafengehen eine Tablette mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) einzunehmen. Wenn er dann nachts keine Schmerzen hat, stimmt seine Vermutung. Und tatsächlich schläft der jungen Mann die Nacht ohne Schmerzen. Damit steht fest: Jörn P. leidet an einem so genannten Osteoidosteom. Osteoidosteome sind kleine im Durchmesser ein bis zwei Zentimeter große, gutartige aber äußerst schmerzhafte Knochentumoren. Diese treten vor allem im Kindes- und jungen Erwachsenenalter, überwiegend beim männlichen Geschlecht und meist zwischen dem zehnten und 20. Lebensjahr, auf. Sie machen 14 Prozent aller Knochentumore aus, eine Entartung tritt nicht auf. Am häufigsten sind die Tumoren in den langen Knochen der Beine, also im Schienbein und Oberschenkelknochen und in der Wirbelsäule lokalisiert. Grundsätzlich können sie jedoch an allen Knochen auftreten. Der Tumor regt Knochenzellen an Knochensubstanz zu bilden. Um ihn herum entsteht so langsam eine Art knöcherner Krater mit einem scharfen Rand. Der reizt das Gewebe und führt dazu, dass sich ein Knochenödem bildet. Typisch für solche Tumoren sind nächtliche Schmerzen, die sich nach Einnahme von Acetylsalicylsäure (Aspirin, ASS) deutlich bessern. Diagnostisch steht das klassische Röntgenbild im Vorderrund. Dort zeigt sich die typische örtliche Knochenverdichtung mit einem zentralen Hohlraum. Die Diagnose kann zusätzlich durch eine Computertomographie gesichert werden. Hiermit lässt sich insbesondere der zentrale Hohlraum gut darstellt. Das gut durchblutete, osteoblastische Areal ist für die ausgeprägte Schmerzsymptomatik verantwortlich und muss daher operativ entfernt werden. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Martin Fliedner, Facharzt für Orthopädie Oberarzt der Klinik für Orthopädie 1 AMEOS Klinikum Seepark Geestland Langener Str. 66 , 27607 Geestland Tel. (04743) 893 0 Prof. Dr. Michael Amling Leiter des Zentrums für Klinische Osteologie und Biomechanik Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52 20246 Hamburg Tel. (040) 741 05 63 62 Fax (040) 741 05 58 25 Internet: www.uke.de/institute/osteologie-biomechanik (Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der angegebenen Adressen und Buchhinweise.) 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