Quantenchemie WS 2008/2009 Zusammenfassung 1. Teil 1. Grundlagen der Quantenmechanik (a) Wellenfunktion: • Die Wellenfunktion Ψ(x, t) beschreibt den quantenmechanischen Zustand eines Teilchens am Ort x zur Zeit t vollständig. • Die Wellenfunktion ist normierbar, d.h. < Ψ|Ψ >= 1 • |Ψ(x, t)|2 ist die Wahrscheinlichkeit, das Teilchen am Ort x zur Zeit t zu finden. (b) Operatoren: • Eine Messgröße A wird durch einen hermitischen Operator  beschrieben: x → x̂ t → t̂ ~ E → ih̄ ∂ p~ → −ih̄∇ ∂t • Kommutator: [Â, B̂] = ÂB̂ − B̂ Â, [x̂, pˆx ] = ih̄ • Erwartungswert: <  >=< Ψ|Â|Ψ > • Standard-Abweichung: (∆A)2 =< Â2 > − <  >2 • Unschärferelation: ∆x∆p ≥ h̄ (c) Schrödinger Gleichung: • zeitabhängig: ih̄ ∂Ψ(x,t) = HΨ(x, t) ∂t • zeitunabhängige: HΦ(x) = EΦ(x) wobei H der Hamiltonoperator ist, der der klassischen Gesamtenergie entspricht. (d) Teilchen im eindimensionalen, unendlich hohen Kasten • Potential: V = 0 innerhalb des Kastens und V = ∞ außerhalb • Im Kasten: Lösung des freien Teilchens: φ(x) = A cos kx + B sin kx • Außerhalb: Φ(x) = 0 • Stetigkeit der Wellenfunktion an den Grenzen (Kastenrand) ⇒ Quantesierung kL = nπ, n = 1, 2, 3, . . . • Eigenwerte: En = h̄2 π 2 2 n 2mL2 2. Das Wasserstoffatom (a) Vorgehensweise: • Kern- und Elektronbewegung separieren, da Kern sehr viel schwerer • Annahme: Kern in Ruhe • Hamiltonoperator in der Elektronenkoordinate hat nur zentralsymmetrisches Potential. • Einführen von Kugelkoordinaten • Aus der klassischen Physik weiß man, dass in zentralsymmetrischen Potentialen der Drehimpuls erhalten ist. • In der Quantenmechanik sind nicht alle Komponenten des Drehimpulses erhalten, sondern nur L2 und Lz . • Lösung des Winkelanteils der Schrödinger Gleichung: Lz |Ylm (θ, φ) > = mh̄|Ylm (θ, φ) > L2 |Ylm (θ, φ) > = l(l + 1)h̄2 |Ylm (θ, φ) > |m| mit Ylm (θ, φ) = N Pl (cosθ)eimφ |m| wobei Pl die assozierten Legendre-Polynome sind. Die Eigenwerte von L2 sind 2l + 1-fach entartet. • Lösung des Radialanteils der Schrödinger Gleichung: Das effektive Potential setzt sich aus dem Zentrifugalpotential des Drehimpulses und dem Coulomb-Potential zusammen. Rnl = N e − nar 2l+1 0L n+l 2r na0 2l+1 mit Ln+l die Laguerre-Polynome. • Energieeigenwerte des Wasserstoffatoms: Enlm = −RH 1 n2 n: Hauptquantenzahl n = 1, 2, 3, ... l: Bahndrehimpulsquantenzahl l = 0, 1, ..., n − 1 m: magnetische Quantenzahl m = −l, −l + 1, ...l − 1, l (b) Orbitale: • Eigenfunktionen des Wasserstoffatoms werden Orbitale genannt. • Darstellung der Orbitale als Äquikontourflächen der Orbitale oder der Dichten • Radiale Aufenthaltswahrscheinlichkeit r2 |Rnl |2 • Knotenregeln der Orbitale • Parität der Orbitale 3. Atome mit mehreren Elektronen (a) Spinquantenzahl: • Einführen des Elektronenspins s mit magnetischer Spinquantenzahl ms • Elektronen sind Fermionen mit Spin 1 2 und ms = ± 12 • Pauli-Prinzip: Wellenfunktion von Fermionen muss total antisymmetrisch sein ⇒ Ein Orbital darf nur von zwei Elektronen mit verschiedenen ms besetzt sein • Aufbau des Periodensystems durch Schalenstruktur der Elemente (b) Spin-Bahn Kopplung: ~ ·L ~ • Zusätzlicher Term im Hamiltonoperator HSL = ξ S • ms und ml keine guten Quantenzahlen (zugehörige Operatoren keine Erhal~ +S ~ und mj Erhaltungsgröße tungsgröße) mehr, dafür J~ = L • Feinstrukturaufspaltung durch Spin-Bahn-Kopplung • Bestimmung des Grundzustandes des Mehrelektronen-Atoms mit Hilfe der Hundschen Regeln 0. Geschlossene Schalen tragen nicht bei ~ maximal 1. Offene Schalen so anordnen, dass Gesamtspin S ~ maximal 2. Offene Schalen so anordnen, dass Bahndrehimpuls L 3. J~ minimal für weniger als halbvolle Schalen, J~ maximal sonst 4. Hamiltonoperator eines Moleküls (a) Beiträge zum Hamiltonoperator (nicht relativistisch): • N Kerne mit der Coulomb-Wechselwirkung untereinander: Zα Zβ |R~α −R~β | • n Elektronen mit ihrer Coulomb-Wechselwirkung untereinander: • Coulomb-Wechselwirkung zwischen Kernen und Elektronen: 1 |~ ri −r~j | −Zα |R~α −r~i | • Kinetische Energie der Kerne: − 21 ∆α • Kinetische Energie der Elektronen: − 12 ∆i Problem in 3N Kernkoordinaten und 3n Elektronkoordinaten (b) Born-Oppenheimer-Näherung: • Näherungsweise Separation der Kern- und Elektronkoordinaten, da Kerne sehr viel schwerer als Elektronen • Kerne sind für die Elektronbewegung fest, aber Elektronenenergie hängt parametrisch von den Kernkoordinaten ab. ~ > = Eel (R)|Ψ ~ ~ > Hel |Ψel (~r; R) r; R) el (~ ~ > = |ΦK (R) ~ > |Ψel (~r; R) ~ > Gesamtwellenfunktion: |Ψ(~r, R) • Im Hamiltonoperator der Kernbewegung bilden die Summe der Kern-Kern~ das Potential, Abstoßung und der elektronischen Energiepotentialfläche Eel (R) in dem sich die Kerne bewegen. • Dieses Potential wird Energiepotentialfläche genannt; Mit ihr können chemische Reaktionen, Übergangszustände und spektroskopische Übergänge erklärt werden. • Energie-Potentialflächen können als Koordinaten sowohl Bindungslängen wie auch Bindungswinkel (Torsionspotentiale) haben. (c) Harmonischer Oszillator: • Die einfachste noch analytisch zu lösende Näherung an eine Energiepotentialfläche ist der harmonische Oszillator in der Nähe des Gleichgewichtsabstands. • Quantenmechanische Lösung des harmonischen Oszillators: 1 Energieeigenwerte En = h̄ω(n + ) n = 0, 1, 2 2 1 2 Eigenfunktionen φn = Nn · Hn (y) · e− 2 y wobei Hn die Hermite-Polynome sind, die n Nullstellen haben. • Quantenmechanisch ergibt sich im Energiespektrum eine Nullpunktsenergie 12 h̄ω, die ein quantenmechanischer Zustand nicht unterschreiten kann. 5. Hartree-Fock Lösung der elektronischen Schrödinger Gleichung (a) Pauli-Prinzip und Slater-Determinante χ1 (1) χ1 (2) 1 |Ψ(1, 2, 3, · · · , n) > = √n! χ1 (3) (n Elektronen χ2 (1) χ3 (1) χ2 (2) χ3 (2) χ2 (3) χ3 (3) in n Orbitalen χ: · · · χn (1) · · · χn (2) · · · χn (3) ··· χ1 (n) χ1 (n) χ1 (n) · · · χn (n) Verschiedene Elektronen in verschiedenen Reihen, verschiedene Orbitale in verschiedenen Spalten • Aus der aus dem Pauli-Prinzip geforderten Antisymmetrie der Wellenfunktion folgt die Pauli-Abstoßung, die besagt, dass 2 Elektronen mit gleichem Spin sich nicht am gleichen Ort aufhalten können. Dies gilt unabhängig von der CoulombWechselwirkung der Elektronen. • Näherungsweise ein Produkt-Ansatz für die n-Teilchen Wellenfunktion aus Spinorbitalen: Hartree-Ansatz: Einfaches Produkt Pauli-Prinzip verletzt Hartree-Fock-Ansatz: Slaterdeterminante Pauli-Prinzip erfüllt (b) Variationsverfahren: • Variationstheorem: < Φ|H|Φ > ≥ E0 < Φ|Φ > mit Φ eine Testwellenfunktion und E0 die Grundzustandsenergie. • Die Testwellenfunktion Φ wird parametrisiert und durch Variation der Parameter unter der Bedingung, dass der obige Ausdruck mimimal wird, wird die Wellenfunktion bestimmt. • Ritzsches (lineares) Variationsverfahren: Lineare Parametrisierung der Testwellenfunktion mit festen Basisfunktionen. (c) Hartree-Fock-Verfahren • Das Hartree-Fock-Verfahren löst die elektronische Schrödinger Gleichung mit dem Ansatz einer Slaterdeterminante. • Die Variation der Orbitale (bei Restricted-Hartree-Fock: Ortsanteil der Spinorbitale) liefert die Hartree-Fock Gleichungen zur Bestimmung der Orbitale – gekoppeltes Integro-Differential-Gleichungssystem – nur iterativ lösbar: self-consistent-field (SCF) Methode • Hartree-Fock-Roothaan-Verfahren macht einen MO-LCAO Ansatz für die Orbitale. Man erhält mit dem linearen Variationsverfahren ein algebraisches Gleichungssystem (Matrizengleichung), das auch iterativ gelöst werden muss. • Hartree-Fock-Verfahren liefert die minimale Energie für einen effektiven EinTeilchen-Ansatz, da es ein Variationsverfahren ist.
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