Predigt vom 11. September - Hoffnungskirche zu Pankow

Evangelische Hoffnungskirchengemeinde Berlin-Pankow
PREDIGT im Gottesdienst am 11.09.2016 in der Hoffnungskirche
(Textgrundlage: 2.Tim 1,7-10 )
von Vikarin Josephine Furian
Liebe Gemeinde,
Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe
Der Verfasser des 2. Timotheusbriefes redet zu einer gefährdeten jungen Kirche. Die
Euphorie des Anfangs ist verflogen. Dazu kommt die äußere Bedrohung. Einige
r ist besorgt um die Weitergabe
des Evangeliums. Also schreibt er an diesen jungen Gemeindeleiter Timotheus und
ermutigt ihn mit aller Kraft von der rettenden Botschaft zu erzählen.
Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der
Wessen Geistes Kinder sind wir?
Nicht die Kinder der Furcht so der Verfasser.
Dabei ist Angst haben nichts Schlechtes: Sie erhöht die Wachsamkeit, das Tempo und
die Ausdauer. Sie wird im Text nicht negativ bewertet, allein wird gesagt, dass sie
nicht von Gott kommt. Dass wir uns also nicht von ihr bestimmen lassen sollten.
Dafür gibt Gott uns Kraft. Das griechische Wort Dynamis ist mehr als Kraft. Es ist
Möglichkeit, Fähigkeit, Bewegung, Power. Sind Menschen von Gott dynamisiert, dann
ist da Phantasie, Idee, und die Fähigkeit, sie in Taten umzusetzen. So ist die Geistkraft
Gottes: Sie hilft in einer Welt, die uns das Fürchten lernen kann und heute denke
ich an den Terroranschlag am 11. September 2001. In dieser Welt hilft uns die Kraft
Gottes überraschende Möglichkeiten zu entdecken und unerwartete Formen des
Handelns zu realisieren.
Die Kraft zielt auf die Liebe. Liebe orientiert unser Handeln. Gottes Geistkraft
ermutigt und befreit die Grenzzäune der Angst zu verlassen und die offenen und
verletzbaren Räume der Liebe zu entdecken.
Und zuletzt: Gott gibt den Geist der Besonnenheit. Eine gr. Tugend, die etwas mit
Selbst Disziplin zu tun hat. Es ist der Geist Gottes, der uns zu Vernunft bringt heißt
es in einer anderen Übersetztung. Besonnenheit: Darin steckt, das wir uns immer
wieder darauf besinnen, das heißt mit Sinn füllen, was wir tun. Nutzt das, was ich
gerne tun möchte, auch der Liebe? Ist mein Handeln vor Gott, mir und den anderen
Menschen verantwortungsvoll? Die Fähigkeit, dies abzuschätzen, auch dies ist eine
Gabe des Geistes Gottes.
Die Kraft, die Liebe und die Besonnenheit das schenkt uns Gott. Denn es ist kein
Gott, der Angst macht, sondern einer, der rettet:
Denn so heißt es im Predigttext weiter Gott hat uns gerettet und uns gerufen
mit heiligem Ruf, nicht aufgrund unserer Taten, sondern aus eigenem Entschluss
und freier Zuneigung. Dieses unverdiente Wohlwollen hat Gott uns schon vor
Dass Gott uns nicht aufgrund unserer Taten rettet, ist keine Geringschätzung des
Handelns. Das Handeln ist wichtig, und dafür schenkt uns Gott die Kraft.
Doch wird klar, dass Gottes Liebe zu uns unabhängig von unserem Handeln, unserer
Einsicht, und unserem Glauben fest steht. Schon vor und jenseits der Zeit meint die
Lebendige es gut mit uns. Gott sehnt sich nach uns mit heiligem Ruf. Ein Ruf, den der
Verfasser heilig nennt, weil er von dem Heiligen Gott - kommt, und weil der Ruf
heiligend wirkt. In der Taufe werden wir geheiligt, Teil der egalitären Gemeinschaft
der Heiligen und so heißt es weiter im Predigttext wird unser
Geheiligtes Leben
oder: Unvergängliches Leben ans Licht bringen, das kann
verstanden werden, wie es uns die Geschichte der Auferweckung des Lazarus erzählt.
Jesus entmachtet den Tod. Und Lazarus seine Schwestern brechen in Erstaunen und
Freude aus.
Unvergängliches Leben ans Licht zu bringen, das kann aber auch so aussehen: Da bist
du in der U-bahn. Und sieht wie sich Gott in diese Menschen um dich eingezeichnet
hat. In die Gebeugten, die Kleinen, die Vergrämten, die Glitzernden und Frechen. Gott
schaut auch aus diesen Gesichtern heraus, nicht nur aus Brot und Wein und Taufe.
Und du siehst die unzerstörbare Heiligkeit Gottes, ihr göttlich unvergängliches Leben
in den Menschen. Da bist du erstaunt und in dir ist Freude.
Und ich bete, dass wir nicht nur diesen Blick, den Glauben, geschenkt bekommen.
Sondern auch die Kraft, in Liebe und Besonnenheit danach zu handeln.
Denn du Gott, hast uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und
Amen.