SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Zeitwort 03.09.1964: Der US-Wilderness Act schützt die unzugänglichen Naturgebiete Von Albrecht Ziegler Sendung: 03.09.2016 Redaktion: Ursula Wegener Produktion: SWR 2016 Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Service: SWR2 Zeitwort können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/zeitwort.xml Autor: Wenn in den USA die Wildnis ruft, dann hat man es in der Regel nicht weit, überall im ganzen Land gibt es die sogenannten Wilderness Areas, das sind Gebiete die fast völlig naturbelassen sind. Garry Oye vom National Park Service, der einen Teil dieser Gebiete verwaltet: O-Ton Garry Oye: „ Im Jahr 1964 hatte sich bei den Amerikanern die Erkenntnis durchgesetzt, dass das Land erschlossen war. Es gab ein Autobahnnetz quer durchs Land, die Städte wuchsen nach dem Zweiten Weltkrieg. Der schnelle Wandel alarmierte die Menschen und im Kongress meinte man deshalb, dass man etwas Fläche verschonen sollte, damit etwas von dem was dieses Land so einzigartig macht bewahrt bleibt und das war die Wildnis.“ Autor: Inzwischen sind fast eine halbe Million Quadratkilometer Natur vom amerikanischen Kongress per Gesetz zur Wildnis erklärt worden. Das größte Gebiet liegt im menschenleeren Alaska, aber auch an der dichtbesiedelten US - Ostküste gibt es naturbelassene Landstriche. 150 Kilometer von der Hauptstadt Washington entfernt liegt der Nationalpark Shenandoah, fast die Hälfte davon ist Wildnis, die nur von schmalen Pfaden durchzogen wird. Kleine Bäche fließen, Vögel zwitschern. Es gibt keinerlei Gebäude, Autos und Motorräder sind verboten. Fällt ein Baum um bleibt er einfach liegen, wenn er einen der Pfade versperrt kommt die Handsäge zum Einsatz, Motorsägen sind nämlich auch nicht erlaubt. Wanderer sollen auf den schmalen Wegen bleiben, das ist das Grundprinzip aller Wildnis – Gebiete, der menschliche Faktor soll auf das absolut Notwendige beschränkt werden, es ist die höchste Stufe des Naturschutzes in den USA. Steve Bair von der Nationalparkverwaltung Shenandoah: O-Ton Steve Bair: „Was wir hier haben ist vom US- Kongress „legalisierte“ Wildnis, die Leute verwechseln das manchmal mit ihrer eigenen philosophischen Vorstellung von Wildnis, das passt nicht immer zusammen, die Erwartungen werden nicht erfüllt. Die Menschen sollten jedoch die Einsamkeit und die Natürlichkeit finden, das ist gut für das Wohlbefinden, wenn sie von der Technologie, der Stadt wegkommen und die Natur genießen. Autor: Natur als besonderes Erlebnis, oder wie es Garry Oye ausdrückt, eine ‚hochwertige Erfahrung’. Gleichzeitig ist die für den Menschen begehbare Wildnis aber auch ein Rückzugsraum für die Tierwelt. In Shenandoah gibt es Bären und Luchse, hier wachsen seltene Pflanzen – solche Biotope sind wertvoll, meint Garry Oye: O-Ton Garry Oye: „ Viele Antworten auf die Fragen die wir heute oder in der Zukunft haben, liegen möglicherweise in diesen nicht erschlossenen Gebieten. Wenn man diese Wildnisse zerstört kann man nichts mehr von ihnen lernen weil sie verschwunden sind und deshalb versuchen wir hier Tierarten und Pflanzen zu retten die weg sein könnten, wenn wir keine langfristige Strategie für die Bestandserhaltung hätten.“ 1 Autor: Das Wildnis-Konzept ist auch in der Politik unumstritten, es ist einer der wenigen Punkte, bei dem sich Demokraten und Republikaner einig sind, es führt zurück zu den Wurzeln des amerikanischen Selbstverständnisses meint Garry Oye: O-Ton Garry Oye: „ Das ist das was amerikanisch sein ausmacht, dass man seine unberührten Gegenden hat.“ 2
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