1 SWR2 Tandem - Manuskriptdienst Heimweh nach Myanmar Der

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SWR2 Tandem - Manuskriptdienst
Heimweh nach Myanmar
Der Mönch Ashin Sopaka
AutorIN:
Ingrid Norbu
Redaktion:
Ellinor Krogmann
Regie:
Felicitas Ott
Sendung:
Freitag, 02.09.16 um 19.20 Uhr in SWR2
Wiederholung aus dem Jahr 2014
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MANUSKRIPT
1. Atmo: Bibliothek im Dorf, Ashin spricht (4:55)
Erzählerin
Als erstes fällt mir auf, dass sein Gesicht voller geworden ist. Ashin hat
zugenommen. Er sitzt zurückgelehnt auf einem Sessel aus Bambus.
Einzeln ruft er kleine Kinder und auch einige alte Männer mit Namen und
drückt ihnen ein paar Fruchtgummis in die Hand, die ich aus
Deutschland mitgebracht habe. Dazu neckt er jeden mit wenigen
Worten. Ich verstehe dabei nur, dass sich alle wohlfühlen.
1. Atmo: Bibliothek im Dorf, Ashin spricht (4:55)
Erzählerin
Ashin Sopaka kenne ich seit 2005. Er ist ein buddhistischer Mönch aus
Myanmar, das Land zwischen Indien und Thailand, das früher Birma
hieß. Er trägt eine ockerbraune Robe und hat den Kopf kahlgeschoren.
Als ich ihn kennenlernte, hatte Ashin gerade Asyl in Deutschland
bekommen. Als kritischer Mönch, der gegen die Militärdiktatur in seiner
Heimat revoltierte, schwebte er in Gefahr. Ich war von meiner ersten
Reise aus Myanmar zurückgekehrt und hatte viele Fragen. Ashin hat es
einige Zeit in Deutschland ausgehalten und wir blieben in Kontakt. Aber
vor drei Jahren ist er heimlich über die Grenze nach Myanmar
zurückgegangen, zu groß war die Sehnsucht.
1. O-Ton: I am happy because I can be together with the people. I can
help them what ever I can. They are happy, too.
2
Übersetzung
Ich bin glücklich, weil ich mit diesen Leuten zusammen bin. Wenn ich
kann, helfe ich ihnen. Sie sind auch glücklich.
1. Atmo: Bibliothek im Dorf, Ashin spricht (4:55)
Erzählerin
Es hat sich schnell herumgesprochen, dass Besuch aus Deutschland
gekommen ist. Immer mehr Dorfbewohner stehen schüchtern an der Tür
der Dorfbibliothek und warten darauf, von Ashin hereingerufen zu
werden. Sie verbeugen sich tief vor ihm und falten die Hände über dem
Kopf, so wie jeder Buddhist in Myanmar einen Mönch begrüßt. Die
Bibliothek ist erst kürzlich eröffnet worden. Außen ist sie hellblau
gestrichen und überall hängen blaue Fahnen mit aufgedruckten
Friedenstauben. Im großen Innenraum stehen Regale an den Wänden
und Tische in der Mitte. Drumherum Sessel aus Bambus. Ausgerechnet
eine Bibliothek hat er hier bauen lassen. Eine solche sogenannte
"Friedensbibliothek", war Ashins Freunden Anfang der 2000er Jahre zum
Verhängnis geworden. Sie wurden verhaftet. Ashin konnte nach
Deutschland entkommen. Mittlerweile wollen die Militärs Reformen
durchführen, und Ashin will die neue Regierung beim Wort nehmen.
2. O-Ton: The government has one big aim to reduce poorness. They
are always talking about it and I don't know how they are working for it.
But I cannot help the whole country, but I want to help in this area, this
village. My idea is this library is not only this village but also other
villages, and other villages they can come and read and rent the books.
3
Übersetzung
Die Regierung hat ein großes Ziel: die Armut zu verringern. Jedenfalls
spricht sie immer davon und ich weiß nicht, wie sie das anstellt. Ich
kann nicht dem ganzen Land helfen, aber ich möchte dieses Gebiet,
dieses Dorf unterstützen. Meine Idee ist, dass nicht nur diese
Dorfbewohner, sondern auch andere kommen, um zu lesen und Bücher
auszuleihen.
2. Atmo: Vögel zwitschern
Erzählerin
Tha Bye Aye heißt sein Heimatdorf mit rund 200 Hütten. Hier ist Ashin
vor fast vierzig Jahren geboren. Seither hat sich vermutlich nicht viel
verändert: Fast alle Behausungen haben Wände aus Bambusmatten und
sind mit Palmwedeln gedeckt. Milchweiße Buckelrinder stehen in offenen
Ställen daneben. Die Bauern rumpeln mit Ochsenkarren auf weit entfernt
liegende Felder. Alles wirkt sauber und gepflegt. Es gibt keinen Lärm
und keine Abgase. Aber das Dorf ist weder ans Stromnetz
angeschlossen, noch an eine Wasserleitung. Die Frauen müssen
Wasser mit Plastikbehältern aus einem Brunnen schöpfen. Seit
Myanmar sich wirtschaftlich geöffnet hat, herrscht auch in Tha Bye Aye
Aufbruchsstimmung. Ashin muss die Erwartungen der Dörfler aber
immer wieder bremsen.
3. O-Ton: Opening of economy is not come immediately in such area,
like this area. It will come immediately, maybe slowly, because this area
is so far away from the cities. Only the NGOs and other organisations, if
they come and try to help it will come immediately, otherwise it will not
come to this village.
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Übersetzung
Die wirtschaftliche Öffnung wird nicht so bald in dieser Gegend wirksam
werden. Sie wird langsam kommen, weil wir weit weg von den Städten
leben. Nur wenn nichtstaatliche Hilfsorganisationen den Weg hier her
finden und versuchen zu helfen, wird es Entwicklung in diesem Dorf
geben.
1. Musik (Myanmar trad. Music take 1)
Erzählerin
Meine Busfahrt von Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars, nach
Monywa in Richtung Westen, vorbei an vielen Dörfern und Reisfeldern,
hatte drei Stunden gedauert. Dort musste ich ein Mopedtaxi mieten und
auf dem Sozius sitzen. Als wir den mächtigen Chindwin-Fluss überquert
hatten, der im Himalaja entspringt, waren nur noch ausgetrocknete,
rissige Äcker und entfernte Hügel zu sehen. Später ging es weiter über
eine Sandpiste, fast zwei Stunden lang. Wir wurden eingehüllt von den
Staubwolken der entgegenkommenden Fahrzeuge. Nach einer
Abzweigung wurde der Weg schmaler und holpriger. Hühner rannten
über den Weg, Hunde machten notgedrungen Platz. Sandige Gruben im
Pfad ließen das Hinterrad des Mopeds zur Seite rutschen. Mit einem
normalen Auto wäre Ashins Dorf nicht zu erreichen gewesen.
4. O-Ton: There are many villages, many villages, they have no
electricity, no cars, nothing. This village we don't have cars. Only we
have two tolagies, like Tuc Tucs, we have.
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Übersetzung
Es gibt so viele Dörfer, so viele, die keinen Strom und keine Autos
kennen, nichts. In diesem Dorf hat niemand ein Auto. Wir haben hier nur
zwei "tolagies“, Kleinlaster, die mit Bänken auf der Ladefläche für den
Transport von Passagieren ausgebaut sind.
3. Atmo: in der Bibliothek
Erzählerin
Ich bin in der neuen Bibliothek untergebracht, dem einzigen gemauerten
Haus im Dorf. Dort gibt es sogar eine Toilette und ein Wasserbecken mit
Schöpfkelle. Mit einem Vorhang haben Frauen eine Nische abgetrennt
und zwei Männer haben ein Holzgestell, mein Bett, hineingetragen.
Jemand hat Steppdecken als Matratzenersatz gebracht. Es ist Januar
und nachts wird es kalt, deshalb bin ich froh über einen Schlafsack. Sieht
bequem aus, stellt Ashin fest. Und: Ich hätte Glück!
5. O-Ton: Ein junger Mann aus Deutschland, der ist aus Cologne
gekommen. Drei oder vier Polizisten gewartet auf mich und deswegen
der Polizist gesagt: "Der soll nicht hier schlafen. Der soll in Monywa
schlafen." So, deswegen er ist hier eine Woche geblieben, aber jeden
Tag jede Nacht nach Monywa zurück gefahren und nächsten Morgen
wieder zurück. (lacht) Eine Woche, unglaublich, aber der kommt wieder,
2. Februar glaube ich. Wir gucken, was passiert. (Lacht.)
Erzählerin
Die Bücher in den Regalen sind alle gebraucht und manche ziemlich
zerfleddert. Das Spektrum reicht von buddhistischer Philosophie bis hin
zu englischen Romanen. Es liegen aber auch Comichefte und
Zeitschriften zum Lesen aus. Ashin selbst konnte als Jugendlicher kaum
etwas zum Lesen finden. Die Zensur war streng und das Papier knapp.
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6. O-Ton: Some of my friends in Germany also they donated books. This
library main sponsor is from Germany, especially from Berlin, Burma
Project and our German Buddhist Association in Cologne centre donated
mostly. So we bought books and built this library. I hope I can do more
wider in this area because most of the poor people are living around this
area.
Übersetzung
Einige meiner Freunde in Deutschland haben diese Bücher gestiftet.
Diese Bibliothek wurde besonders vom Burma Projekt in Berlin und von
unserer Deutsch-Buddhistischen Vereinigung in Köln unterstützt. Wir
haben die Bücher gekauft und die Bibliothek gebaut. Ich hoffe, dass ich
Menschen in einem größeren Umkreis erreichen kann. Die meisten hier
sind arm.
2. Atmo: Vogelzwitschern
Erzählerin
Fahnenmasten ragen in den blauen Himmel. Vor der Bibliothek haben
die Dorfbewohner im Schatten eines Tamarindenbaumes ein paar
Blumen eingepflanzt. Junge Bananenblätter ragen aus der trockenen
Erde.
7. O-Ton: This place is where I was born, exactly where I was born.
Since 5 years ago I told my uncle that I want to get back this land to built
a library and a clinic healthcare centre.
Übersetzung
Dieses Grundstück ist genau der Ort, auf dem ich geboren wurde. Schon
seit fünf Jahren sage ich meinen Onkel, dass ich das Stück Land
zurückhaben will, um darauf eine Bibliothek und ein Klinik zu bauen.
7
4. Atmo: Dorfschule, erst leise
Erzählerin
Der erste Weg führt uns in Richtung der Schule, in die auch Ashin einst
ging. Die Dorfpfade haben tiefe Furchen von den Ochsenkarren, deren
massive Holzräder sich besonders in der Regenzeit tief in die Erde
eingraben. Aber jetzt im Winter fällt kein Tropfen.
4. Atmo: Dorfschule
Erzählerin
Die Kleinsten sitzen eng gedrängt draußen unter einem Baum auf der
Erde, vor sich niedrige Pulte mit zerfledderten Heften. Sie tragen von der
Sonne verblasste T-Shirts und Wickelröcke. Ihre Gesichter sind mit
Tanaka bestrichen, einer beigefarbenen Paste aus einer Baumrinde, als
Schutz gegen die Sonne. Drei andere Klassen mit größeren Kindern sind
in einem maroden Holzhaus untergebracht. Trotz Unterrichts herrscht
ohrenbetäubender Lärm. 1988, nach dem Aufstand gegen das
Militärregime, waren alle Schulen im Land geschlossen worden. Ashins
Familie hatte damals schon das Dorf verlassen. Er war 12 als er von
seiner Mutter in ein Kloster in Mandalay zum Lernen geschickt wurde.
Auf die Idee, Mönch zu werden, kam er erst viel später. Im Kloster lernte
er nicht nur viel, er kam dort auch mit Politik in Berührung. Birmanische
Mönche haben sich schon immer gerne eingemischt. Auch wenn in den
Schulen -wie diese im Dorf- heute wieder unterrichtet wird, können die
Kinder dort höchstens etwas lesen und schreiben lernen, meint Ashin.
4. Atmo: Dorfschule, wieder leise
8
Erzählerin
Hinter der Schule steht eine buddhistische Pagode in Glockenform, die
goldfarben gestrichen in der Sonne glänzt. Dahinter versteckt sich
Ashins neues Zuhause. Es ist ein Bambusgestell als Bett unter einem
weit heruntergezogen Dach aus trockenen Palmwedeln, das gegen
Regen und Sonne schützen soll. Für die Nacht hat er ein paar Decken,
denn er lebt gewissermaßen im Freien.
8.O-Ton: I love this place because I can enjoy nature. You can hear the
birds are singing here, you can hear the children are playing here. I love
very much because this place is much more quieter. I want to keep
sometimes away from luxurious live. That's why I decided to live in this
place.
Übersetzung
Ich mag diesen Ort, weil ich die Natur genießen kann. Man hört die
Vögel zwitschern und die Kinder spielen. Mir gefällt es hier sehr, weil es
so ruhig ist. Manchmal will ich auf jeden Luxus verzichten, deshalb habe
ich mir diesen Platz ausgewählt.
2. Musik (Myanmar tradit. Music take 10)
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Erzählerin
Seine Rückreise aus Deutschland nach Myanmar führte Ashin Sopaka
vor vier Jahren zunächst nach Bangkok. Von dort ist er nach Mae Sot an
der thailändisch-birmanischen Grenze gewandert. Aber die
thailändischen Behörden blieben angesichts seiner Proteste gegen das
Regime in Birma nicht so nachsichtig wie die in Deutschland und er
wurde kurzzeitig verhaftet. Er blieb dann in Mae Sot, sozusagen in
Sichtweite seiner Heimat. Bis er sich entschloss, heimlich über die
Grenze zu gehen. Wie er das angestellt hat, will er eigentlich nicht
erzählen. Nur so viel:
9. O-Ton: I disguised as a lay man and I changed my clothes and I was
waiting little bit longer to have long hair, beard and I used some glasses.
Then I came back, but in the beginning it was very awkward, very
difficult, but mostly the secret service they did not recognized me.
Übersetzer
Ich habe mich als Laie verkleidet und meine Haare wachsen lassen.
Dazu trug ich Bart und Brille. Dann bin ich über die Grenze. Am Anfang
war es schrecklich, sehr komisch, aber die Geheimdienstleute erkannten
mich nicht.
Erzählerin
Um im Land gewissermaßen legalisiert zu werden, musste er den
Geheimdienst auf sich aufmerksam machen, auch wenn er dafür ins
Gefängnis gehen müsste.
10. O-Ton: Later when I came to Mandalay when I demonstrated they
recognized. I announced my name and they recognized me. But luckily I
was not arrested. I thought 100 % I will be arrested but I was not
arrested. I was send back to my village after demonstrated 2, 3 days
later. When I came here 2, 3 police were waiting for me all the time.
10
Übersetzung
Als ich später nach Mandalay kam und dort demonstrierte, erkannten sie
mich. Ich nannte ihnen meinen Namen. Zum Glück wurde ich nicht
verhaftet. Dabei war ich 100 Prozent sicher gewesen, aber sie nahmen
mich nicht fest, sondern schickten mich zwei oder drei Tage nach meiner
Demonstration in mein Heimatdorf. Hier warteten dann stets zwei, drei
Polizisten auf mich.
Erzählerin
Ashin durfte nur einmal in der Woche nach Monywa fahren, in die
nächste größere Stadt, um seine E-mails zu lesen.
11. O-Ton: Police were watching over me. Wherever I go they always
followed me. But 6 months later they did not stay anymore here. Then I
became slowly free. Now no police came and I am free here. I can do
what ever I want.
Übersetzung
Diese Aufpasser haben mich beobachtet. Wohin ich auch ging, sie
kamen hinterher. Nach sechs Monaten verschwanden sie dann. Ich
wurde langsam freier. Nun kommt keine Polizei mehr und ich kann tun,
was ich will.
Erzählerin
Es sei denn, es bekommt Besuch aus dem Ausland. Aber seit ich hier
bin, ist noch kein Polizist im Dorf aufgetaucht. Die neue Freiheit ist also
fast zu greifen, seitdem 2011 einige Militärs ihre Uniformen gegen
traditionelle Gewänder tauschten und verkündeten, das Land hin zu
einer Demokratie wandeln zu wollen.
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12. O-Ton: And they cannot stand anymore in this age, globalized age,
they cannot stand anymore. And also many countries they don't accept
military government, military dictatorship system. On the other hand I
think they feel they are always loose their face wherever they go. For
example if they go to Asian countries or other countries they were
protested by the people.
Übersetzung
Sie können sich in der globalisierten Welt nicht mehr halten. Viele
Länder akzeptieren Militärdiktatoren nicht mehr. Sie haben gemerkt, wo
immer sie hinkamen, verloren sie ihr Gesicht. Wenn sie zum Beispiel in
andere asiatischen Länder reisten, gab es Proteste.
5. Atmo: Musik abends im Dorf, leise
Erzählerin
Das Licht wird weicher, die Konturen der Hügellandschaft verschwimmen
und die mächtigen Bäume im Dorf werden zu Schatten. Tagsüber war es
hier so still gewesen. Nur ein paar Alte und die kleinen Kinder saßen um
die Häuser. Nun hat jemand sein mit Batterie betriebenes Radio auf volle
Lautstärke gestellt. Mit Beginn der Dämmerung kehren die Kinder von
der Schule nach Hause zurück. Frauen tragen riesige Grasbündel, Futter
für die Tiere, auf dem Rücken. Bauern rumpeln mit Ochsenkarren
heimwärts über die Dorfpfade, auf denen auch gelegentlich ein Moped
unterwegs ist.
5. Atmo: Musik abends im Dorf
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Erzählerin
Bei der Dorfbibliothek angekommen, kündigt Ashin eine Überraschung
an: Er zeigt auf fünf Sonnenkollektoren auf dem Wellblechdach, das in
Richtung Süden weist. Punkt sechs Uhr geht Licht in der Bibliothek an.
13. O-Ton: Solar panels what I am organising it is important to read in
night time. Mostly they cannot read, because we have no electricity so I
decided to organized since last 5 months ago these solar panels.
Übersetzung
Diese Sonnenkollektoren konnte ich organisieren, denn Licht ist wichtig,
um abends zu lesen. Das ist den Menschen nicht möglich, weil es hier
keinen Strom gibt. Deshalb habe ich vor fünf Monaten diese Kollektoren
angebracht.
6. Atmo: Gespräch in der Bibliothek
Erzählerin
Die Neonröhren, die von der Decke hängen, tauchen den Raum in
grelles Licht. Ashin begrüßt die Gruppe junge Männer und Frauen, die
tagsüber auf dem Acker geschuftet haben.
14. O-Ton: Mostly they read at night. When they are going to their field
on the way they read. Many people told me they have to go 1 or 2 hours
with the bullock cart. On the bullock cart they read the books. They told
me that. There is one example: I already started already 2 y ago this
library but one very important change that is, one man he stopped
drinking alcohol because he was reading the whole time and he forgot
the alcohol.
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Übersetzung
Ja, die Leute lesen meist in der Nacht. Aber auch auf dem Weg zu ihren
Feldern lesen sie auf den Ochsenkarren. Das haben mir viele erzählt.
Sie sind ein oder zwei Stunden unterwegs und lesen dann. Vor zwei
Jahren habe ich mit diesem Projekt angefangen und ein Mann hat
aufgehört zu trinken, weil er nun immer liest und den Alkohol vergisst.
Das ist doch eine interessante Veränderung!
Erzählerin
Die Dorfjugend sitzt um einen langen Tisch und Ashin beginnt mit einer
Art Unterricht. Zwei junge Männer kümmern sich um die Solaranlage,
schalten sie um sechs Uhr an und gegen neun wieder aus. Manchmal
redet Ashin auch Englisch mit den Jugendlichen. Er selbst hatte die
Sprache mühsam gelernt, in dem er Papierfetzen und Plastikabfälle zu
entziffern versuchte, die Touristen weggeworfen hatten. Er gibt nun auch
Einführungskurse in den Umgang mit Computern. Aber...
15. O-Ton: Im Moment haben wir noch nicht genug Energie, Strom, aber
ich hoffe im März, April, Mai können wir Computer benutzen. Wir haben
2 Computer von Deutschland, von Leipzig geschickt. Burmahilfe, das
heißt Birmahilfe Organisation geschickt. Haben wir hier, aber im Moment
können wir nicht benutzen.
7. Atmo: Musik im Dorf
Erzählerin
Mittlerweile ist es halb sieben Uhr abends und draußen ist es Nacht. Die
Dorfpfade werden von ein paar Laternen erhellt, die mit Solarenergie
gespeist werden. Auch an den Häusern leuchten nun Glühbirnen oder
Neonröhren. Ich bin mit Ashin unterwegs zu einer Familie, mit der er
verwandt ist. Als Mönch ist er nicht nur "Seelsorger".
14
16. O-Ton: Sometimes I am trying to help people trying to help if they
have problems here in this area. If they invite me to come and help I go
there to negotiate. In this case is also much easier because the president
and the above they are always talking about democracy and change.
Whenever I want to negotiate or I want to tell people: Hey, your president
is trying to change, why don't you change? I can use his word, presidents
word. Then they have to listen. Before former military government they
never say about changing, or they never say about democracy, so it was
much more harder before.
Übersetzung
Manchmal helfe ich hier den Leuten, wenn sie Probleme haben. Sie
laden mich ein und ich bin behilflich, wenn etwas verhandelt werden
muss. Seit unser Präsident und andere Obrigkeiten von Demokratie und
Wandel sprechen, ist das leichter geworden, denn ich kann nun sagen:
He, dein Präsident versucht etwas zu ändern, warum änderst du dich
nicht? Ich kann also die Worte des Präsidenten benutzen. Dann müssen
sie zuhören. Von der früheren Militärregierung hörte man solche Worte
nie. Das Wort Demokratie nahmen sie nie in den Mund. Früher war es
schwieriger.
7. Atmo: Musik im Dorf
Erzählerin
Früher konnten die Dorfbewohner nicht viel Gutes von ihrer Regierung
erwarten und auch heute leben sie abseits aller staatlichen
Entwicklungspläne. Wer etwas verändern will, muss das also selbst tun.
17. O-Ton: I know that this area is poor and some poor people died on
the way to the hospital. So I want to open a clinic, small clinic. That's why
I built this both clinic and library. But right now I don't have medicine so I
cannot open as clinic. In the future I will also collect medicine and
support the people to help as emergency for the people here.
15
Übersetzung
Ich weiß, wie arm diese Gegend hier ist und wie oft ein Armer auf dem
Weg ins Krankenhaus stirbt, deshalb will ich auch eine kleine Klinik
eröffnen. Ich habe die Bibliothek so groß gebaut, damit auch eine kleine
Klinik Platz darin hat. Aber im Moment habe ich noch keine Medizin. In
der Zukunft will ich welche kaufen und die Leute in einer Art
Notfallstation versorgen.
8. Atmo: Draußen bei einer Familie
Erzählerin
Auch abends spielt sich das Leben der Bewohner vor den Häusern ab.
Dort wird gekocht und gegessen. Ashin und ich haben an einem langen
Tisch auf Bänken Platz genommen. Für die alten Männer gibt es
bequeme Sessel aus Bambus. Da sie dort im Schneidersitz Platz
genommen haben, sehe ich, wie schwielig und grau ihre Füße sind. Wie
die älteren Frauen, die auf Matten auf dem Boden sitzen, haben sie
müde, faltige Gesichter. Aber die Alten sind neugierig. Sie wollen wissen,
wie viel der Flug aus Deutschland gekostet hat und ob ich allein
unterwegs bin. Ashin muss übersetzen, dabei könnten sie doch selbst
fragen, meint er.
18. O-Ton: "Sie lernt English mit mir, aber ich hab gesagt, sie soll
English sprechen."
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Erzählerin
Zwei junge Frauen bringen Essen. Ich bekomme Reis, eine Schale mit
warmem Eiersalat und frischen Kräutern, ein Schweinefleisch-Curry,
verschiedenes Gemüse und Linsen. Als Gewürz benutzen Birmanen
Fischsoße. Sie schmeckt salzig und hat einen für meine Nase eher
abstoßenden Geruch. Ich esse alleine, denn Ashin darf als Mönch ab
zwölf Uhr mittags keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen.
Gelegentlich nascht er aber an den fermentierten grünen Teeblättern mit
Nüssen, eine birmanische Spezialität.
8. Atmo: Ashin spricht
Erzählerin
Ashin Sopaka ist davon überzeugt, dass Bildung und die Beschäftigung
mit Büchern die Angst nimmt vor Veränderung und sogar vor
Unterdrückung. Und solange die Militärs die Dorfbibliothek tolerieren,
halten sie ihren Demokratiekurs bei, meint er. Ashin ermuntert eine der
jüngeren Frauen in der Familie, ihre Englischkenntnisse auszuprobieren.
Sie ist sehr schüchtern, sagt er. Schließlich fragt er selbst:
9. Atmo: "How are you? Fine."
Erzählerin
Als Ausländerin bin ich die Attraktion im Dorf und muss nun auch ein
paar Worte Birmanisch nachsprechen. So sind alle zufrieden.
10. Atmo: Nacht mit Zikaden, Mann geht nach Hause
17
Erzählerin
Auf dem Weg zurück zu meinem Schlafplatz in der Bibliothek begegnet
mir ein Mann, der singend über die Dorfstraße schlurft. Jetzt, nach neun
Uhr abends leuchten nur noch die Sterne.
3. Musik (Myanmar tradit. Music take 5)
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