2 SWR2 Tandem - Manuskriptdienst Heimweh nach Myanmar Der Mönch Ashin Sopaka AutorIN: Ingrid Norbu Redaktion: Ellinor Krogmann Regie: Felicitas Ott Sendung: Freitag, 02.09.16 um 19.20 Uhr in SWR2 Wiederholung aus dem Jahr 2014 __________________________________________________________________ Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte der Sendungen SWR2 Tandem auf CD können wir Ihnen zum größten Teil anbieten. In jedem Fall von den Vormittagssendungen. Bitte wenden Sie sich an den SWR Mitschnittdienst. Die CDs kosten derzeit 12,50 Euro pro Stück. Bestellmöglichkeiten: 07221/929-26030. 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Einzeln ruft er kleine Kinder und auch einige alte Männer mit Namen und drückt ihnen ein paar Fruchtgummis in die Hand, die ich aus Deutschland mitgebracht habe. Dazu neckt er jeden mit wenigen Worten. Ich verstehe dabei nur, dass sich alle wohlfühlen. 1. Atmo: Bibliothek im Dorf, Ashin spricht (4:55) Erzählerin Ashin Sopaka kenne ich seit 2005. Er ist ein buddhistischer Mönch aus Myanmar, das Land zwischen Indien und Thailand, das früher Birma hieß. Er trägt eine ockerbraune Robe und hat den Kopf kahlgeschoren. Als ich ihn kennenlernte, hatte Ashin gerade Asyl in Deutschland bekommen. Als kritischer Mönch, der gegen die Militärdiktatur in seiner Heimat revoltierte, schwebte er in Gefahr. Ich war von meiner ersten Reise aus Myanmar zurückgekehrt und hatte viele Fragen. Ashin hat es einige Zeit in Deutschland ausgehalten und wir blieben in Kontakt. Aber vor drei Jahren ist er heimlich über die Grenze nach Myanmar zurückgegangen, zu groß war die Sehnsucht. 1. O-Ton: I am happy because I can be together with the people. I can help them what ever I can. They are happy, too. 2 Übersetzung Ich bin glücklich, weil ich mit diesen Leuten zusammen bin. Wenn ich kann, helfe ich ihnen. Sie sind auch glücklich. 1. Atmo: Bibliothek im Dorf, Ashin spricht (4:55) Erzählerin Es hat sich schnell herumgesprochen, dass Besuch aus Deutschland gekommen ist. Immer mehr Dorfbewohner stehen schüchtern an der Tür der Dorfbibliothek und warten darauf, von Ashin hereingerufen zu werden. Sie verbeugen sich tief vor ihm und falten die Hände über dem Kopf, so wie jeder Buddhist in Myanmar einen Mönch begrüßt. Die Bibliothek ist erst kürzlich eröffnet worden. Außen ist sie hellblau gestrichen und überall hängen blaue Fahnen mit aufgedruckten Friedenstauben. Im großen Innenraum stehen Regale an den Wänden und Tische in der Mitte. Drumherum Sessel aus Bambus. Ausgerechnet eine Bibliothek hat er hier bauen lassen. Eine solche sogenannte "Friedensbibliothek", war Ashins Freunden Anfang der 2000er Jahre zum Verhängnis geworden. Sie wurden verhaftet. Ashin konnte nach Deutschland entkommen. Mittlerweile wollen die Militärs Reformen durchführen, und Ashin will die neue Regierung beim Wort nehmen. 2. O-Ton: The government has one big aim to reduce poorness. They are always talking about it and I don't know how they are working for it. But I cannot help the whole country, but I want to help in this area, this village. My idea is this library is not only this village but also other villages, and other villages they can come and read and rent the books. 3 Übersetzung Die Regierung hat ein großes Ziel: die Armut zu verringern. Jedenfalls spricht sie immer davon und ich weiß nicht, wie sie das anstellt. Ich kann nicht dem ganzen Land helfen, aber ich möchte dieses Gebiet, dieses Dorf unterstützen. Meine Idee ist, dass nicht nur diese Dorfbewohner, sondern auch andere kommen, um zu lesen und Bücher auszuleihen. 2. Atmo: Vögel zwitschern Erzählerin Tha Bye Aye heißt sein Heimatdorf mit rund 200 Hütten. Hier ist Ashin vor fast vierzig Jahren geboren. Seither hat sich vermutlich nicht viel verändert: Fast alle Behausungen haben Wände aus Bambusmatten und sind mit Palmwedeln gedeckt. Milchweiße Buckelrinder stehen in offenen Ställen daneben. Die Bauern rumpeln mit Ochsenkarren auf weit entfernt liegende Felder. Alles wirkt sauber und gepflegt. Es gibt keinen Lärm und keine Abgase. Aber das Dorf ist weder ans Stromnetz angeschlossen, noch an eine Wasserleitung. Die Frauen müssen Wasser mit Plastikbehältern aus einem Brunnen schöpfen. Seit Myanmar sich wirtschaftlich geöffnet hat, herrscht auch in Tha Bye Aye Aufbruchsstimmung. Ashin muss die Erwartungen der Dörfler aber immer wieder bremsen. 3. O-Ton: Opening of economy is not come immediately in such area, like this area. It will come immediately, maybe slowly, because this area is so far away from the cities. Only the NGOs and other organisations, if they come and try to help it will come immediately, otherwise it will not come to this village. 4 Übersetzung Die wirtschaftliche Öffnung wird nicht so bald in dieser Gegend wirksam werden. Sie wird langsam kommen, weil wir weit weg von den Städten leben. Nur wenn nichtstaatliche Hilfsorganisationen den Weg hier her finden und versuchen zu helfen, wird es Entwicklung in diesem Dorf geben. 1. Musik (Myanmar trad. Music take 1) Erzählerin Meine Busfahrt von Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars, nach Monywa in Richtung Westen, vorbei an vielen Dörfern und Reisfeldern, hatte drei Stunden gedauert. Dort musste ich ein Mopedtaxi mieten und auf dem Sozius sitzen. Als wir den mächtigen Chindwin-Fluss überquert hatten, der im Himalaja entspringt, waren nur noch ausgetrocknete, rissige Äcker und entfernte Hügel zu sehen. Später ging es weiter über eine Sandpiste, fast zwei Stunden lang. Wir wurden eingehüllt von den Staubwolken der entgegenkommenden Fahrzeuge. Nach einer Abzweigung wurde der Weg schmaler und holpriger. Hühner rannten über den Weg, Hunde machten notgedrungen Platz. Sandige Gruben im Pfad ließen das Hinterrad des Mopeds zur Seite rutschen. Mit einem normalen Auto wäre Ashins Dorf nicht zu erreichen gewesen. 4. O-Ton: There are many villages, many villages, they have no electricity, no cars, nothing. This village we don't have cars. Only we have two tolagies, like Tuc Tucs, we have. 5 Übersetzung Es gibt so viele Dörfer, so viele, die keinen Strom und keine Autos kennen, nichts. In diesem Dorf hat niemand ein Auto. Wir haben hier nur zwei "tolagies“, Kleinlaster, die mit Bänken auf der Ladefläche für den Transport von Passagieren ausgebaut sind. 3. Atmo: in der Bibliothek Erzählerin Ich bin in der neuen Bibliothek untergebracht, dem einzigen gemauerten Haus im Dorf. Dort gibt es sogar eine Toilette und ein Wasserbecken mit Schöpfkelle. Mit einem Vorhang haben Frauen eine Nische abgetrennt und zwei Männer haben ein Holzgestell, mein Bett, hineingetragen. Jemand hat Steppdecken als Matratzenersatz gebracht. Es ist Januar und nachts wird es kalt, deshalb bin ich froh über einen Schlafsack. Sieht bequem aus, stellt Ashin fest. Und: Ich hätte Glück! 5. O-Ton: Ein junger Mann aus Deutschland, der ist aus Cologne gekommen. Drei oder vier Polizisten gewartet auf mich und deswegen der Polizist gesagt: "Der soll nicht hier schlafen. Der soll in Monywa schlafen." So, deswegen er ist hier eine Woche geblieben, aber jeden Tag jede Nacht nach Monywa zurück gefahren und nächsten Morgen wieder zurück. (lacht) Eine Woche, unglaublich, aber der kommt wieder, 2. Februar glaube ich. Wir gucken, was passiert. (Lacht.) Erzählerin Die Bücher in den Regalen sind alle gebraucht und manche ziemlich zerfleddert. Das Spektrum reicht von buddhistischer Philosophie bis hin zu englischen Romanen. Es liegen aber auch Comichefte und Zeitschriften zum Lesen aus. Ashin selbst konnte als Jugendlicher kaum etwas zum Lesen finden. Die Zensur war streng und das Papier knapp. 6 6. O-Ton: Some of my friends in Germany also they donated books. This library main sponsor is from Germany, especially from Berlin, Burma Project and our German Buddhist Association in Cologne centre donated mostly. So we bought books and built this library. I hope I can do more wider in this area because most of the poor people are living around this area. Übersetzung Einige meiner Freunde in Deutschland haben diese Bücher gestiftet. Diese Bibliothek wurde besonders vom Burma Projekt in Berlin und von unserer Deutsch-Buddhistischen Vereinigung in Köln unterstützt. Wir haben die Bücher gekauft und die Bibliothek gebaut. Ich hoffe, dass ich Menschen in einem größeren Umkreis erreichen kann. Die meisten hier sind arm. 2. Atmo: Vogelzwitschern Erzählerin Fahnenmasten ragen in den blauen Himmel. Vor der Bibliothek haben die Dorfbewohner im Schatten eines Tamarindenbaumes ein paar Blumen eingepflanzt. Junge Bananenblätter ragen aus der trockenen Erde. 7. O-Ton: This place is where I was born, exactly where I was born. Since 5 years ago I told my uncle that I want to get back this land to built a library and a clinic healthcare centre. Übersetzung Dieses Grundstück ist genau der Ort, auf dem ich geboren wurde. Schon seit fünf Jahren sage ich meinen Onkel, dass ich das Stück Land zurückhaben will, um darauf eine Bibliothek und ein Klinik zu bauen. 7 4. Atmo: Dorfschule, erst leise Erzählerin Der erste Weg führt uns in Richtung der Schule, in die auch Ashin einst ging. Die Dorfpfade haben tiefe Furchen von den Ochsenkarren, deren massive Holzräder sich besonders in der Regenzeit tief in die Erde eingraben. Aber jetzt im Winter fällt kein Tropfen. 4. Atmo: Dorfschule Erzählerin Die Kleinsten sitzen eng gedrängt draußen unter einem Baum auf der Erde, vor sich niedrige Pulte mit zerfledderten Heften. Sie tragen von der Sonne verblasste T-Shirts und Wickelröcke. Ihre Gesichter sind mit Tanaka bestrichen, einer beigefarbenen Paste aus einer Baumrinde, als Schutz gegen die Sonne. Drei andere Klassen mit größeren Kindern sind in einem maroden Holzhaus untergebracht. Trotz Unterrichts herrscht ohrenbetäubender Lärm. 1988, nach dem Aufstand gegen das Militärregime, waren alle Schulen im Land geschlossen worden. Ashins Familie hatte damals schon das Dorf verlassen. Er war 12 als er von seiner Mutter in ein Kloster in Mandalay zum Lernen geschickt wurde. Auf die Idee, Mönch zu werden, kam er erst viel später. Im Kloster lernte er nicht nur viel, er kam dort auch mit Politik in Berührung. Birmanische Mönche haben sich schon immer gerne eingemischt. Auch wenn in den Schulen -wie diese im Dorf- heute wieder unterrichtet wird, können die Kinder dort höchstens etwas lesen und schreiben lernen, meint Ashin. 4. Atmo: Dorfschule, wieder leise 8 Erzählerin Hinter der Schule steht eine buddhistische Pagode in Glockenform, die goldfarben gestrichen in der Sonne glänzt. Dahinter versteckt sich Ashins neues Zuhause. Es ist ein Bambusgestell als Bett unter einem weit heruntergezogen Dach aus trockenen Palmwedeln, das gegen Regen und Sonne schützen soll. Für die Nacht hat er ein paar Decken, denn er lebt gewissermaßen im Freien. 8.O-Ton: I love this place because I can enjoy nature. You can hear the birds are singing here, you can hear the children are playing here. I love very much because this place is much more quieter. I want to keep sometimes away from luxurious live. That's why I decided to live in this place. Übersetzung Ich mag diesen Ort, weil ich die Natur genießen kann. Man hört die Vögel zwitschern und die Kinder spielen. Mir gefällt es hier sehr, weil es so ruhig ist. Manchmal will ich auf jeden Luxus verzichten, deshalb habe ich mir diesen Platz ausgewählt. 2. Musik (Myanmar tradit. Music take 10) 9 Erzählerin Seine Rückreise aus Deutschland nach Myanmar führte Ashin Sopaka vor vier Jahren zunächst nach Bangkok. Von dort ist er nach Mae Sot an der thailändisch-birmanischen Grenze gewandert. Aber die thailändischen Behörden blieben angesichts seiner Proteste gegen das Regime in Birma nicht so nachsichtig wie die in Deutschland und er wurde kurzzeitig verhaftet. Er blieb dann in Mae Sot, sozusagen in Sichtweite seiner Heimat. Bis er sich entschloss, heimlich über die Grenze zu gehen. Wie er das angestellt hat, will er eigentlich nicht erzählen. Nur so viel: 9. O-Ton: I disguised as a lay man and I changed my clothes and I was waiting little bit longer to have long hair, beard and I used some glasses. Then I came back, but in the beginning it was very awkward, very difficult, but mostly the secret service they did not recognized me. Übersetzer Ich habe mich als Laie verkleidet und meine Haare wachsen lassen. Dazu trug ich Bart und Brille. Dann bin ich über die Grenze. Am Anfang war es schrecklich, sehr komisch, aber die Geheimdienstleute erkannten mich nicht. Erzählerin Um im Land gewissermaßen legalisiert zu werden, musste er den Geheimdienst auf sich aufmerksam machen, auch wenn er dafür ins Gefängnis gehen müsste. 10. O-Ton: Later when I came to Mandalay when I demonstrated they recognized. I announced my name and they recognized me. But luckily I was not arrested. I thought 100 % I will be arrested but I was not arrested. I was send back to my village after demonstrated 2, 3 days later. When I came here 2, 3 police were waiting for me all the time. 10 Übersetzung Als ich später nach Mandalay kam und dort demonstrierte, erkannten sie mich. Ich nannte ihnen meinen Namen. Zum Glück wurde ich nicht verhaftet. Dabei war ich 100 Prozent sicher gewesen, aber sie nahmen mich nicht fest, sondern schickten mich zwei oder drei Tage nach meiner Demonstration in mein Heimatdorf. Hier warteten dann stets zwei, drei Polizisten auf mich. Erzählerin Ashin durfte nur einmal in der Woche nach Monywa fahren, in die nächste größere Stadt, um seine E-mails zu lesen. 11. O-Ton: Police were watching over me. Wherever I go they always followed me. But 6 months later they did not stay anymore here. Then I became slowly free. Now no police came and I am free here. I can do what ever I want. Übersetzung Diese Aufpasser haben mich beobachtet. Wohin ich auch ging, sie kamen hinterher. Nach sechs Monaten verschwanden sie dann. Ich wurde langsam freier. Nun kommt keine Polizei mehr und ich kann tun, was ich will. Erzählerin Es sei denn, es bekommt Besuch aus dem Ausland. Aber seit ich hier bin, ist noch kein Polizist im Dorf aufgetaucht. Die neue Freiheit ist also fast zu greifen, seitdem 2011 einige Militärs ihre Uniformen gegen traditionelle Gewänder tauschten und verkündeten, das Land hin zu einer Demokratie wandeln zu wollen. 11 12. O-Ton: And they cannot stand anymore in this age, globalized age, they cannot stand anymore. And also many countries they don't accept military government, military dictatorship system. On the other hand I think they feel they are always loose their face wherever they go. For example if they go to Asian countries or other countries they were protested by the people. Übersetzung Sie können sich in der globalisierten Welt nicht mehr halten. Viele Länder akzeptieren Militärdiktatoren nicht mehr. Sie haben gemerkt, wo immer sie hinkamen, verloren sie ihr Gesicht. Wenn sie zum Beispiel in andere asiatischen Länder reisten, gab es Proteste. 5. Atmo: Musik abends im Dorf, leise Erzählerin Das Licht wird weicher, die Konturen der Hügellandschaft verschwimmen und die mächtigen Bäume im Dorf werden zu Schatten. Tagsüber war es hier so still gewesen. Nur ein paar Alte und die kleinen Kinder saßen um die Häuser. Nun hat jemand sein mit Batterie betriebenes Radio auf volle Lautstärke gestellt. Mit Beginn der Dämmerung kehren die Kinder von der Schule nach Hause zurück. Frauen tragen riesige Grasbündel, Futter für die Tiere, auf dem Rücken. Bauern rumpeln mit Ochsenkarren heimwärts über die Dorfpfade, auf denen auch gelegentlich ein Moped unterwegs ist. 5. Atmo: Musik abends im Dorf 12 Erzählerin Bei der Dorfbibliothek angekommen, kündigt Ashin eine Überraschung an: Er zeigt auf fünf Sonnenkollektoren auf dem Wellblechdach, das in Richtung Süden weist. Punkt sechs Uhr geht Licht in der Bibliothek an. 13. O-Ton: Solar panels what I am organising it is important to read in night time. Mostly they cannot read, because we have no electricity so I decided to organized since last 5 months ago these solar panels. Übersetzung Diese Sonnenkollektoren konnte ich organisieren, denn Licht ist wichtig, um abends zu lesen. Das ist den Menschen nicht möglich, weil es hier keinen Strom gibt. Deshalb habe ich vor fünf Monaten diese Kollektoren angebracht. 6. Atmo: Gespräch in der Bibliothek Erzählerin Die Neonröhren, die von der Decke hängen, tauchen den Raum in grelles Licht. Ashin begrüßt die Gruppe junge Männer und Frauen, die tagsüber auf dem Acker geschuftet haben. 14. O-Ton: Mostly they read at night. When they are going to their field on the way they read. Many people told me they have to go 1 or 2 hours with the bullock cart. On the bullock cart they read the books. They told me that. There is one example: I already started already 2 y ago this library but one very important change that is, one man he stopped drinking alcohol because he was reading the whole time and he forgot the alcohol. 13 Übersetzung Ja, die Leute lesen meist in der Nacht. Aber auch auf dem Weg zu ihren Feldern lesen sie auf den Ochsenkarren. Das haben mir viele erzählt. Sie sind ein oder zwei Stunden unterwegs und lesen dann. Vor zwei Jahren habe ich mit diesem Projekt angefangen und ein Mann hat aufgehört zu trinken, weil er nun immer liest und den Alkohol vergisst. Das ist doch eine interessante Veränderung! Erzählerin Die Dorfjugend sitzt um einen langen Tisch und Ashin beginnt mit einer Art Unterricht. Zwei junge Männer kümmern sich um die Solaranlage, schalten sie um sechs Uhr an und gegen neun wieder aus. Manchmal redet Ashin auch Englisch mit den Jugendlichen. Er selbst hatte die Sprache mühsam gelernt, in dem er Papierfetzen und Plastikabfälle zu entziffern versuchte, die Touristen weggeworfen hatten. Er gibt nun auch Einführungskurse in den Umgang mit Computern. Aber... 15. O-Ton: Im Moment haben wir noch nicht genug Energie, Strom, aber ich hoffe im März, April, Mai können wir Computer benutzen. Wir haben 2 Computer von Deutschland, von Leipzig geschickt. Burmahilfe, das heißt Birmahilfe Organisation geschickt. Haben wir hier, aber im Moment können wir nicht benutzen. 7. Atmo: Musik im Dorf Erzählerin Mittlerweile ist es halb sieben Uhr abends und draußen ist es Nacht. Die Dorfpfade werden von ein paar Laternen erhellt, die mit Solarenergie gespeist werden. Auch an den Häusern leuchten nun Glühbirnen oder Neonröhren. Ich bin mit Ashin unterwegs zu einer Familie, mit der er verwandt ist. Als Mönch ist er nicht nur "Seelsorger". 14 16. O-Ton: Sometimes I am trying to help people trying to help if they have problems here in this area. If they invite me to come and help I go there to negotiate. In this case is also much easier because the president and the above they are always talking about democracy and change. Whenever I want to negotiate or I want to tell people: Hey, your president is trying to change, why don't you change? I can use his word, presidents word. Then they have to listen. Before former military government they never say about changing, or they never say about democracy, so it was much more harder before. Übersetzung Manchmal helfe ich hier den Leuten, wenn sie Probleme haben. Sie laden mich ein und ich bin behilflich, wenn etwas verhandelt werden muss. Seit unser Präsident und andere Obrigkeiten von Demokratie und Wandel sprechen, ist das leichter geworden, denn ich kann nun sagen: He, dein Präsident versucht etwas zu ändern, warum änderst du dich nicht? Ich kann also die Worte des Präsidenten benutzen. Dann müssen sie zuhören. Von der früheren Militärregierung hörte man solche Worte nie. Das Wort Demokratie nahmen sie nie in den Mund. Früher war es schwieriger. 7. Atmo: Musik im Dorf Erzählerin Früher konnten die Dorfbewohner nicht viel Gutes von ihrer Regierung erwarten und auch heute leben sie abseits aller staatlichen Entwicklungspläne. Wer etwas verändern will, muss das also selbst tun. 17. O-Ton: I know that this area is poor and some poor people died on the way to the hospital. So I want to open a clinic, small clinic. That's why I built this both clinic and library. But right now I don't have medicine so I cannot open as clinic. In the future I will also collect medicine and support the people to help as emergency for the people here. 15 Übersetzung Ich weiß, wie arm diese Gegend hier ist und wie oft ein Armer auf dem Weg ins Krankenhaus stirbt, deshalb will ich auch eine kleine Klinik eröffnen. Ich habe die Bibliothek so groß gebaut, damit auch eine kleine Klinik Platz darin hat. Aber im Moment habe ich noch keine Medizin. In der Zukunft will ich welche kaufen und die Leute in einer Art Notfallstation versorgen. 8. Atmo: Draußen bei einer Familie Erzählerin Auch abends spielt sich das Leben der Bewohner vor den Häusern ab. Dort wird gekocht und gegessen. Ashin und ich haben an einem langen Tisch auf Bänken Platz genommen. Für die alten Männer gibt es bequeme Sessel aus Bambus. Da sie dort im Schneidersitz Platz genommen haben, sehe ich, wie schwielig und grau ihre Füße sind. Wie die älteren Frauen, die auf Matten auf dem Boden sitzen, haben sie müde, faltige Gesichter. Aber die Alten sind neugierig. Sie wollen wissen, wie viel der Flug aus Deutschland gekostet hat und ob ich allein unterwegs bin. Ashin muss übersetzen, dabei könnten sie doch selbst fragen, meint er. 18. O-Ton: "Sie lernt English mit mir, aber ich hab gesagt, sie soll English sprechen." 16 Erzählerin Zwei junge Frauen bringen Essen. Ich bekomme Reis, eine Schale mit warmem Eiersalat und frischen Kräutern, ein Schweinefleisch-Curry, verschiedenes Gemüse und Linsen. Als Gewürz benutzen Birmanen Fischsoße. Sie schmeckt salzig und hat einen für meine Nase eher abstoßenden Geruch. Ich esse alleine, denn Ashin darf als Mönch ab zwölf Uhr mittags keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen. Gelegentlich nascht er aber an den fermentierten grünen Teeblättern mit Nüssen, eine birmanische Spezialität. 8. Atmo: Ashin spricht Erzählerin Ashin Sopaka ist davon überzeugt, dass Bildung und die Beschäftigung mit Büchern die Angst nimmt vor Veränderung und sogar vor Unterdrückung. Und solange die Militärs die Dorfbibliothek tolerieren, halten sie ihren Demokratiekurs bei, meint er. Ashin ermuntert eine der jüngeren Frauen in der Familie, ihre Englischkenntnisse auszuprobieren. Sie ist sehr schüchtern, sagt er. Schließlich fragt er selbst: 9. Atmo: "How are you? Fine." Erzählerin Als Ausländerin bin ich die Attraktion im Dorf und muss nun auch ein paar Worte Birmanisch nachsprechen. So sind alle zufrieden. 10. Atmo: Nacht mit Zikaden, Mann geht nach Hause 17 Erzählerin Auf dem Weg zurück zu meinem Schlafplatz in der Bibliothek begegnet mir ein Mann, der singend über die Dorfstraße schlurft. Jetzt, nach neun Uhr abends leuchten nur noch die Sterne. 3. Musik (Myanmar tradit. Music take 5) 18
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