iPool-Personaleinsatz. In: ÖKZ 2005, 46JG S. 16-17

Personalmanagement
„I-POOL“
T
rotz guter Planung ist der tatsächlich benötigte
Personalbedarf an den Betriebsstellen (Stationen,
OP’s ...), am Tag bzw. prognostisch für die nächsten
Tage, nicht immer adäquat vorhersehbar. Gründe dafür sind
u. a. folgende:
:: Sehr unterschiedliche und nicht immer planbare
Auslastung der Betriebsstellen
:: Höherer Arbeitsaufwand (Akutsituationen, Aufnahmen
über Rettungsdienste, hoher Pflegebedarf...)
:: Kurzfristiger Ausfall von Mitarbeitern (z.B. Krankheit,
Pflegefreistellung)
Reguläre Dienstpläne sind längerfristig zu erstellen (zwei
Monate im Voraus). Dies erfolgt auf Basis des durchschnittlichen Arbeitsaufwandes und kann somit die genannten kurzfristigen Anforderungen nicht berücksichtigen.
Die Betreuungsqualität in den Wiener Gesundheitseinrichtungen ist sehr hoch. Dies macht ein bedarfs-, wie auch verteilungsgerechtes Personalmanagement notwendig. Im Sinne
der Qualitätssicherung (z.B. Patientenorientierung), der effizienten Betriebsführung (z.B. Ökonomie) sowie einer
gesundheitsfördernden Arbeitsumwelt (z.B. Mitarbeiterzufriedenheit)1 ist es sinnvoll, Schwankungen im Angebot
(Personalressourcen) und der Nachfrage (Arbeits-, Pflegeaufwand) durch geeignete Maßnahmen der Personalsteuerung, aber auch der Patientensteuerung, weitgehend auszugleichen2.
Bedarfs- und verteilungsgerechtes
Personalmanagement sichert die hohe
Betreuungsqualität
Der Ausgleich personeller Engpässe an den Betriebsstellen
erfolgt zumeist durch den innerbetrieblichen Personalausgleich und/oder die Anordnung von Mehrdienstleistungen/
Überstunden.
Durch die Etablierung von ergänzenden Maßnahmen im Personalmanagement – wie einem Personalpool – können auch
über einzelne Organisationen (Krankenhäuser, Geriatriezentren usw.), Personalressourcen aktiviert werden. Gleichzeitig
wird für interessierte Mitarbeiter die Möglichkeit eröffnet,
andere Bereiche kennen zu lernen (= Wissenstransfer).
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ÖKZ
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Günter Dorfmeister, Markus Schell
IT-gestütztes Management
von organisationsinterne
Pooldiensten im Wiener
Krankenanstaltenverbund
„i-Pool“ – eine innovative Idee für den
internetunterstützten flexiblen Personaleinsatz
im Pflegedienst
Die Organisation des Personalpools kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Bevorzugt wird von den Mitarbeitern
zumeist folgende Variante: Bestimmte Arbeitsstunden eines
Mitarbeiters stehen für den Personalpool – in konkreten
Diensten geplant – zur Verfügung. Ansonsten ist eine fixe
Zuteilung zu einer Betriebsstelle („Stamm-“ Station, OP
usw.) gegeben. Ein Beispiel: 40 Stunden Wochenarbeitszeit auf
der „Stammstation“ im Dienstplan eingeteilt und Überstunden
im „i-Pool“. Regelungen des Arbeitszeitgesetzes sind dabei zu
beachten.
Eine weitere attraktive Möglichkeit ist der Einsatz von
MitarbeiterInnen, die sich in Karenz befinden und gerne
einige Dienste anbieten möchten. Beim Einsatz von PoolMitarbeitern sind auch die Qualifikation und die Aufgabenstellung entsprechend dem Einsatzort zu berücksichtigen.
Zum Einen um eine tatsächliche Entlastung für die anfordernde Betriebsstelle zu gewährleisten (Geriatriebereiche,
Allgemeinpflege-, Intensivstationen, OP’s u. a.) und zum
Anderen, um die Mitarbeiter nicht zu überfordern. Die
Nutzung des Personalpools ergibt sich sowohl kurzfristig
beim SOLL-/IST-Abgleich des Arbeitsaufwands (Nachfrage
an Arbeitszeitressourcen), zum vorhandenen Personal (Angebot an Arbeitszeitressourcen) sowie auch für die prospektive
Dienstplanung.
Grundidee von „i-Pool“
Die Grundidee von „i-Pool“, welches von der Generaldirektion des Wiener KAV in Auftrag gegeben wurde, ist eine, auf
Webtechnik basierende Datenbank, die den Zugriff von
„Anbieter“ (= Mitarbeiter) und „Nachfrager“ (= Betriebsstelle) von Arbeits- bzw. Leistungszeit und den gegenseitigen
Informationsaustausch gewährleistet (Abb. 1).
Das Ziel ist, einen „Marktplatz“ für Arbeitszeit (Dienste) zu
schaffen und eine ökonomische EDV-Administration – mit
selbststeuernden Elementen – anzubieten, sowie eine einfache, weitgehend selbsterklärende Anwendung durch die
Benutzer zu ermöglichen. Obwohl für den Pflegedienst entwickelt, sind über „i-Pool“ auch andere Berufsgruppen zu
managen. Die Steuerung und Suchfunktionen erfolgen weitgehend über Qualifikationen und Zeit (Datum, Dienstart).
Österreichische Krankenhauszeitung (ÖKZ)
46. Jg. (2005), 11
http://www.oekz.at
Personalmanagement
i-Pool „Marktplatz Arbeits-, Leistungszeit“
Literaturhinweise:
Dorfmeister G. (2002): Arbeit – Zufriedenheit – Gesundheit? Aspekte der
Arbeitsorganisation und Arbeitszeitgestaltung – Förderung von Gesundheit und
Zufriedenheit im betrieblichen Kontext von Gesundheitseinrichtungen.
Österreichische Krankenhauszeitung – OKZ, 06-07, S. 12–16.
2
Dorfmeister G. (1999): PflegeManagement. Personalmanagement im Kontext der
Betriebsorganisation von Spitals- und Gesundheitseinrichtungen. W. Maudrich,
S. 122,161-165
1
„Anbieter“
A
www
Datenbank
„Nachfrager“
N
Userinterface
Mitarbeiter
(Pflegedienst)
Angebot
Datenbank
(SQL)
Userinterface
Betriebsstelle
(Station, OP ...)
Nachfrage
Zeitressourcen
(Dienste durch
DGKP, PH ...),
Qualifikation,
Information,
Buchung,
...
DatensatzKonfiguration,
Datenschutz,
Administrator,
InformationsAssistent
(A & N, E-Mail ...),
...
Zeitressourcen
(Dienste für
DGKP, PH ...),
Qualifikation,
Information,
Buchung,
...
Abb. 1: „i-Pool“-Grundstruktur
Die Vorraussetzung um „i-Pool“ in den KAV-Organisationen
zu aktivieren, ist die Etablierung von „i-Pool“-Administratoren, z.B. in den Pflegedirektionen oder anderen geeigneten
Organisationseinheiten. Diese Administratoren haben die Aufgabe, die Betriebsstellen des eigenen Hauses einmalig anzulegen und Mitarbeiter, die sich für „i-Pool“ melden zu administrieren. Interessierte Mitarbeiter müssen ein Anmeldeblatt, zur eindeutigen Identifikation und Bestätigung der
Qualifikation ausfüllen. Danach werden die Daten von den Administratoren in das „i-Pool“-System eingegeben. Der Mitarbeiter erhält automatisiert User und Passwort per E-Mail
und schon können mögliche Pool-Dienste angeboten werden.
Betriebsstellen, die Dienste über „i-Pool“ besetzen wollen,
können offene Dienste eingeben, nach Verfügbarkeit den
geeigneten Mitarbeiter für diese Dienste auswählen und
anfragen (per E-Mail oder Telefon). Die Auswahl des
Mitarbeiters steuert man über die Qualifikation und das
Datum. Sagt der Mitarbeiter zum angefragten Dienst zu,
erhält er ein Bestätigungsmail und die genauen Dienstbeginn
und -endzeiten. Der geleistete Dienst wird von der anfordernden Einrichtung über die Personalabteilung als Überstunden abgerechnet und mit dem Gehalt ausbezahlt. Der
Einstieg (Login) in die „i-Pool“-Applikation ist über eine
„geschützte“ Leitung sowohl vom KAV-Intranet als auch vom
Internet möglich. Alle datenschutzrechtlichen Bedingungen
wurden umgesetzt.
Günter Dorfmeister MSc, MAS
DGKP, Gesundheits- und
akad. Krankenhausmanager,
Stv. Dir. des Pflegedienstes
Sozialmedizinisches Zentrum Ost
Wien – Donauspital (SZO-DSP)
A-1220 Wien, Langobardenstraße 122
Tel.: +43 / (0)1 / 28802–2208 od. 2202
[email protected]
Markus Schell
DGKP, HTL-Absolvent
(Nachrichtentechnik/Informatik)
Notfall-Aufnahmestation SZO-DSP
A-1220 Wien, Langobardenstraße 122
[email protected]
Ins TimeBase
Die mehrheitlich organisationsinternen Personalpools werden zurzeit überwiegend von Mitarbeitern der Pflegedirektion mittels Listen und Telefonaten organisiert. Durch das „iPool“-Projekt soll eine Möglichkeit geschaffen werden,
direkt via Internet den Personalpool weitgehend selbstgesteuert zu managen – und das über die Grenzen der eigenen Einrichtung hinweg. Dies funktioniert umso besser, je mehr Einrichtungen und Mitarbeiter im „i-Pool“-System aktiv sind.
Mit „i-Pool“ steht ein ergänzendes, IT-gestütztes Werkzeug
zur Personaleinsatzplanung zur Verfügung, das die Idee der
Pooldienste für die eigenen Gesundheitsorganisation aufgreift und innovativ umsetzt.
Österreichische Krankenhauszeitung (ÖKZ)
46. Jg. (2005), 11
http://www.oekz.at
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ÖKZ
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