IKB-Kapitalmarkt-News – Konjunkturausblick Deutschland: ein

IKB-Kapitalmarkt-News – Konjunkturausblick Deutschland: ein herausforderndes Umfeld
25. August 2016
Dr. Klaus Bauknecht
[email protected]
Dr. Carolin Vogt
[email protected]
Wachstumsentwicklung der BIP Komponenten
Das BIP-Wachstum von 0,4 % im zweiten Quartal bestätigt die grundsätzlich positive Entwicklung der deutschen Wirtschaft.
Die Dynamik der einzelnen BIP-Komponenten zeigt allerdings ein gemischtes Bild. So bleiben zwar Konsum und Außenhandel die beiden Wachstumssäulen, allerdings liegt der Anstieg des privaten Verbrauchs mit 0,2 % im zweiten Quartal doch
eher am unteren Ende der Erwartungen. Das sehr günstige Konsumklima mit soliden Lohnerhöhungen und einem hohen Maß
an Konsumentenvertrauen hatte auf ein höheres Wachstum hingedeutet. Mit einem Gewicht von 55 % am BIP hat der private
Verbrauch somit nur mit 0,1 Prozentpunkten am BIP-Wachstum im zweiten Quartal beigetragen.
Ähnlich ist es mit dem Außenhandel. Er steuerte zwar 0,6 Prozentpunkte zur gesamtwirtschaftlichen Dynamik bei, allerdings
resultierte dies nur teilweise aus einem soliden Exportzuwachs von 1,2 % zum Vorquartal. Da die Importe gleichzeitig um
0,1 % zurückgingen, brachte der Export den soliden Wachstumsbeitrag. Im dritten Quartal sollten die Einfuhren allerdings
wieder zulegen, nicht zuletzt aufgrund der weiterhin robusten, wenn auch nur moderat steigenden Binnennachfrage. Die
Exporte wiederum könnten durch eine Eintrübung der Konjunktur in Großbritannien unter Druck geraten, auch wenn die
globale Konjunktur dank China und einer sich erholenden US-Wirtschaft weiteren Raum für deutsches Exportwachstum
schaffen könnte.
Enttäuschend waren hingegen die Investitionen im Allgemeinen und die Ausrüstungsinvestitionen im Besonderen. Das
Nachlassen des Bausektors im zweiten Quartal war nach dem starken Wachstum im ersten Vierteljahr erwartet worden; doch
die deutschen Ausrüstungsinvestitionen sind im Vergleich zum ersten Quartal ebenfalls um 2,4 % deutlich zurückgegangen,
nachdem das Wachstum bereits im Vorquartal nachgelassen hatte. Diese Eintrübung der Investitionen könnte sich im dritten
Quartal durchaus fortsetzen, vor allem, wenn die mit der Brexit-Entscheidung verbundene Unsicherheit ausweitende
Implikationen für die europäische Konjunktur mit sich bringen sollte. Grundsätzlich scheint das Unternehmervertrauen unter
der anhaltenden Unsicherheit zu leiden, sodass eine schnelle Wende eher unwahrscheinlich ist. Das spiegelt auch die
Geldpolitik.
Tabelle 1: Deutsches BiP- und Komponenten-Wachstum
Mrd. €
2015
Privater Verbrauch
Reale Veränderung in % zum Vorjahr (kalenderbereinigt)
2014
2015
2016p
1636,0
1,0
1,9
1,4
Staatsverbrauch
583,7
1,2
2,7
3,6
Ausrüstungsinvestitionen
200,2
5,4
2,8
1,3
Bauinvestitionen
295,0
2,0
-0,2
2,5
Exporte
1418,8
4,0
4,6
3,2
Importe
1189,3
4,0
5,1
3,3
BIP
3032,8
1,6
1,5
1,7
Quellen: Statistisches Bundesamt; IKB-Prognose
Zusammenfassend ergibt sich für Deutschland das Bild eines anhaltenden, wenn auch nur moderaten Konsumwachstums,
unterstützt vom Außenhandel, dessen Wachstumsbeitrag im dritten Quartal aufgrund steigender Importen durchaus verhalten
ausfallen könnte. Größter Unsicherheitsfaktor für die europäische, und damit für die deutsche Wachstumsaussichten, bleibt
der geplante Brexit, auch wenn Europa noch andere Baustellen hat, unter anderem die maroden italienischen Banken.
Zudem könnten auch weitere politische Ereignisse wie das italienische Referendum im November oder die französischen
Wahlen Anfang 2017 für Nervosität sorgen. Ein kurzfristiges Anziehen der Ausrüstungsinvestitionen ist somit eher
unwahrscheinlich. Die Datenrevidierung des Statistischen Bundesamts hat allerdings das BIP-Niveau am Ende des Jahres
2015 erhöht, sodass der positive statistische Überhang größer ausgefallen ist. Dies bedeutet, dass selbst mit unveränderten
Annahmen bzgl. der weiteren Quartalszahlen das BIP-Wachstum für 2016 insgesamt um 0,2 Prozentpunkte höher ausfällt.
Die Revidierung ist allerdings kein Indiz dafür, dass sich die Wachstumsdynamik in Deutschland verbessert hat. Diese
Einschätzung wird von dem heute veröffentlichten ifo Geschäftsklima bestätigt.
Kapitalmarkt News
Ifo Index und Implikationen für Wachstum
Das ifo Geschäftsklima hat sich im August deutlich eingetrübt, obwohl die Konsensmeinung von einer leichten Aufhellung
ausging. Der ifo Index fiel von 108,3 auf 106,2 Punkte. Einen ähnlich starken Rückgang gab es zuletzt Ende 2014, als
Befürchtungen über eine globale Konjunkturabschwächung aufkamen. Bemerkenswert ist, dass beide ifo-Komponenten sich
verschlechtert haben. So beurteilen die Unternehmen ihre aktuelle Lage deutlich weniger optimistisch als zuvor. Diese TeilKomponente fiel um 1,9 Zähler auf 112,8 Punkte. Auch die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate haben sich
stark eingetrübt. Hier fiel der Teil-Index um 2,1 Zähler auf 100,1 Punkte.
Abb. 1: ifo Geschäftsklima Deutschland - gewerbliche Wirtschaft
Index 2005 = 100
125
120
115
110
105
100
95
90
85
80
75
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Geschäftsklima
Beurteilung der Geschäftslage
Geschäftserwartungen
Quelle: ifo
Der Rückgang des ifo Index belastet das durchschnittliche Niveau des Index für das dritte Quartal, vor allem, weil auch im
September von einem weiteren Rückgang auszugehen ist. Da der ifo Index ein Frühindikator mit einem Quartal Vorlauf ist,
belasten die aktuellen Zahlen vor allem den BIP-Wachstumsausblick im vierten Quartal. So ist selbst eine negative BIPEntwicklung im Schlussquartal vom 2016 nicht völlig auszuschließen. Doch wie oben bereits angedeutet, ist auch der Ausblick
für das dritte Quartal alles andere als überzeugend. Insgesamt bestätigt der Verlauf des ifo Index die Einschätzung, dass sich
die deutsche Wachstumsdynamik in der zweiten Hälfte von 2016 verlangsamen sollte. Dies ist aufgrund der bevorstehenden
Brexit-Verhandlungen allerdings keine Überraschung. So sollten die neuesten ifo-Werte auch zu keiner bedeutenden
Revidierung der Wachstumsprognosen für 2016 führen. Abb. 2 zeigt den auf dem ifo Index und dem IKB-Modell basierenden,
zu erwartenden BIP-Verlauf, der in 2016 ein Wirtschaftswachstum von 1,7 % erwarten lässt.
Abb. 2: Entwicklung des deutschen BIP auf Basis des ifo Index
in % ggb. Vorquartal
1.2
Simulation
0.8
0.4
0.0
-0.4
2013Q1
2013Q3
2014Q1
2014Q3
2015Q1
BIP-Wachstum, tatsächlicher Wert und Prognose
Quellen: Statistisches Bundesamt; ifo; IKB-Berechnung
2015Q3
2016Q1
2016Q3
Spannbreite
Kapitalmarkt News
Fazit: Die deutsche Wirtschaft konnte im zweiten Quartal ein relativ ordentliches Wachstum vorweisen, die zugrunde
liegenden Treiber sind allerdings wenig überzeugend. Der Konsum hat eher enttäuscht und die Ausrüstungsinvestitionen sind
deutlich gesunken. Der Außenhandel hat zwar einen nennenswerten Beitrag geleistet, profitierte aber von rückläufigen
Importen, die in den kommenden Quartalen zunehmen dürften. Gleichzeitig kann der Export verstärkt unter Druck geraten,
nicht zuletzt infolge der bevorstehenden Brexit-Verhandlungen und der damit verbundenen Unsicherheit über die weitere
europäische Konjunkturentwicklung. Das aktuelle ifo Geschäftsklima spiegelt die Einschätzung, dass sich die deutsche
Konjunkturdynamik vor allem im vierten Quartal eintrübt. Diese Entwicklung hatte die IKB-Prognose in den letzten Monaten
bereits antizipiert. Aufgrund von Datenrevidierungen und positiven Basiseffekten hat sich die IKB-Wachstumsprognose für
2016 von 1,5 % auf 1,7 % verbessert – trotz der erwarteten Abkühlung der Wirtschaftsdynamik. Für 2017 erwartet die Bank ein
Wachstum von ca. 1,3 %.
Kapitalmarkt News
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25. August 2016
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