IKB-Kapitalmarkt-News – ifo Geschäftsklima unerwartet stark 25. Oktober 2016 Dr. Klaus Bauknecht [email protected] Daniel Schönekäs [email protected]. Die Stimmung der deutschen Unternehmen hat sich weiter verbessert. Entgegen den Erwartungen stieg der Index um 1,0 auf 110,5 Punkte, den höchsten Stand seit April 2014; erwartet worden war eine Verschlechterung auf 109,6 Punkte. Die Unternehmen beurteilten sowohl ihre Lage, als vor allem auch ihre Geschäftsperspektiven für die nächsten sechs Monate günstiger. Dabei stieg der Index für die aktuelle Geschäftslage erwartungsgemäß erneut von 114,7 Punkte auf 115,0 Punkte. Die Geschäftsperspektiven für die nächsten sechs Monate hingegen überraschten positiv. Nachdem dieser Teil-Index bereits im September deutlich um 4,4 Punkte auf 104,5 Punkte angestiegen war, wurde lediglich eine Seitwärtsbewegung erwartet. Doch offensichtlich blicken die Unternehmer optimistischer in die Zukunft, sodass sich die Erwartungen nochmals um 1,6 Punkte auf nunmehr 106,1 Punkten verbesserten. Das ifo Geschäftsklima hat damit ein Niveau erreicht, welches deutlich über dem Vor-Brexit-Niveau liegt. Momentan zeigen sich die deutschen Unternehmen relativ unbeeindruckt von möglichen Turbulenzen in der globalen Konjunktur. Abb. 1: ifo Geschäftsklima Deutschland - gewerbliche Wirtschaft Index 2005 = 100 125 120 115 110 105 100 95 90 85 80 75 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Geschäftsklima Beurteilung der Geschäftslage Geschäftserwartungen Quelle: ifo Auch die bereits gestern veröffentlichten Schätzungen der Einkaufsmanager für die Euro-Zone und für Deutschland überraschten positiv und konnten deutlich zulegen. So erreichte der Einkaufsmanagerwert der Euro-Zone für das Verarbeitende Gewerbe mit einem Anstieg um 0,7 auf 53,3 Punkte den höchsten Wert in diesem Jahr. Noch deutlicher war die Verbesserung der Stimmung im Dienstleistungssektor und zwar von 52,2 Punkte auf 53,5 Punkte. Treiber dieser Stimmungsaufhellung in der Euro-Zone waren die deutlichen Zuwächse in Deutschland. Besonders der Dienstleistungssektor hat nach dem enttäuschenden Wert im September mit einem Plus von 3,2 Punkte auf 54,1 Punkte eine deutliche Korrektur vollzogen und erreicht damit wieder in etwa sein Niveau der ersten Jahreshälfte. Mit einem Plus von 0,8 Punkten war der Zuwachs im Verarbeitenden Gewerbe nicht ganz so deutlich, was in Anbetracht des schon hohen Niveaus der letzten Monate wenig verwunderlich ist. Der Oktoberwert markiert mit 55,1 Punkten den höchsten Stand seit Januar 2014. Insgesamt signalisieren die Einkaufsmanager-Indices eine positive Perspektive für die konjunkturelle Entwicklung der nächsten Monate. Der deutlich breiter gefasste ifo Index ist jedoch ein besser geeigneterer Indikator für die zu erwartende BIPWachstumsdynamik des nächsten Quartals als die Einkaufsmanager-Indices. Die heutigen Werte geben eine erste Indikation für den wahrscheinlichen BIP-Wachstumsverlauf im ersten Quartal 2017. Unter Berücksichtigung der aktuellen ifo-Werte und der Annahme, dass der Index in den kommenden Monaten wohl eher stagnieren bzw. wieder leicht rückläufig sein sollte, ergibt sich für das erste Quartal 2017 ein ähnlich solides Wachstum der deutschen Wirtschaft wie im vierten Quartal 2016. Mit einem deutlich dynamischeren Konjunkturverlauf ist trotz der guten Stimmungslage nicht zu rechnen. Kapitalmarkt News Das Prognoserisiko schätzt die IKB auch im Hinblick auf den weiteren Konjunkturverlauf im Jahr 2017 als überschaubar ein. Zwar ist durchaus mit Rückschlägen im Unternehmervertrauen als Folge von ökonomischen und politischen Unsicherheiten zu rechnen, diese sollten sich aber im Rahmen halten. Abb. 2 zeigt die auf Basis des ifo Index berechnete Wachstumsspanne für das deutsche BIP. Wegen der überraschend starken Zahlen der letzten beiden Monate hat sich der Wachstumsausblick für das vierte Quartal etwas verbessert. Allerdings sollte grundsätzlich eher von einer Normalisierung des Wachstumsrisikos ausgegangen werden, als von einer deutlich aufhellenden Konjunktur. Abb. 2: Entwicklung des deutschen BIP: Prognose auf Basis des ifo Index in % ggb. Vorquartal 1,2 Simulation 0,8 0,4 0,0 -0,4 2013Q1 2013Q3 2014Q1 2014Q3 2015Q1 2015Q3 BIP-Wachstum, tatsächlicher Wert und Prognose 2016Q1 2016Q3 2017q1 Spannbreite Quellen: Statistisches Bundesamt; ifo; IKB-Berechnung Fazit: Die Oktoberwerte des ifo Geschäftsklimas konnten positiv überraschen. Nach den starken Septemberzuwächsen hatten Ökonomen nur mit einer Stagnation gerechnet. Mit 110,5 Punkten erreicht der ifo Geschäftsklimaindex aktuell den höchsten Stand seit April 2014. Der ifo Index folgt damit vielen anderen Stimmungsindikatoren, die ebenfalls deutlich zulegen konnten. Dennoch sollten diese Werte nicht darüber hinwegtäuschen, dass weiterhin Risiken für die deutsche Wirtschaft existieren. Mit Rückschlägen im Unternehmervertrauen als Folge von ökonomischen und politischen Unsicherheiten muss daher gerechnet werden. Insgesamt hält die IKB an ihrer Prognose fest und erwartet ein kalenderbereinigtes Wachstum des deutschen BIP in 2016 von rund 1,7 %. Für das erste Quartal 2017 deutet sich mit einem BIP-Wachstum von 0,3 % eine ähnlich solide Entwicklung der deutschen Wirtschaft wie im vierten Quartal 2016 an. Mit einem deutlich dynamischeren Konjunkturverlauf ist trotz der guten Stimmungslage nicht zu rechnen. 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