Mark, Rudolf A. Galizien unter |sterreichischer Herrschaft

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XUQQEQGHEYEEVE
'LH3')'DWHLNDQQHOHNWURQLVFKGXUFKVXFKWZHUGHQ
HISTORISCHE
OSTMITTELEUROPA-STUDIEN
3
UND
LANDESKUNDLICHE
RUDOLF
A.
MARK
Galizien
unter
Verwaltung
HERDER-INSTITUT
österreichischer
-
Kirche
Herrschaft
-
Bevölkerung
Mark
•
Galizien unter österreichischer
Verwaltung
- Kirche -
MARBURG
Herrschaft
HISTORISCHE
UND
LANDESKUNDLICHE
OSTMITTELEUROPA-STUDIEN Bevölkerung
im Auftrage des HerderHans Lemberg
Schriftleitung:
Instituts
Hans-Werner
herausgegeben
Rautenberg
von
UNTER
VERWALTUNG
ÖSTERREICHISCHER
HERRSCHAFT
-
KIRCHE
13
-
BEVÖLKERUNG
von
GALIZIEN
RUDOLF
HERDER-INSTITUT
•
MARBURG
A.
•
MARK
95.
3180
© 1994 by Herder-Institut,
Marburg
Alle Rechte vorbehalten
Photographische und photomechanische Wiedergabe nur mit Genehmigung des Verlages
Gesamtherstellung: Brühische Universitätsdruckerei,
Gießen
Printed in Germany
ISSN 0178-2231 (Historische und landeskundliche Ostmitteleuropa-Studien)
ISBN 3-87969-232-7
Bayerisch«
1994
Staatsbibliothek
Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis
Vorwort
der Karten
.
VII
.
Einleitung
IX
.
XI
1.
Die
1.1.
1.2.
Historischer
Verwaltung
2.
Die
2.1.
2.2.
2.3.
2.4.
Die römisch-katholische
Die griechisch-katholische
Die armenisch-katholische
Allgemeine
Entwicklung
3.
Die
3.1.
3.1.1.
3.1.2.
3.1.3.
3.2.
3.2.1.
3.2.2.
3.2.3.
3.2.3.1.
3.2.3.2.
3.2.4.
3.2.5.
Die demographische
Entwicklung
1772-1848
.
Quellenübersicht
.
Die allgemeine
Entwicklung
und die Nationalitätenverhältnisse
Die Entwicklung
in den Kreisen
.
Die demographische
Entwicklung
1848-1910
.
Quellenund Literaturübersicht
.
Die allgemeine
Entwicklung
und die Nationalitätenverhältnisse
Die Entwicklung
in den Bezirken
.
Die administrativen
Veränderungen
.
Das Bevölkerungswachstum
in den Bezirkshauptmannschaften
Die Städte
.
Das Stadt-Land-Verhältnis
.
QuellenKartenteil
österreichische
Herrschaft
Überblick
.
und territoriale
kirchlichen
und
in Galizien
Entwicklung
. . .
des Bandes)
München
1
4
.
1772-1918
Kirche
.
Kirche
.
Kirche
.
bis zum Ausbruch
Literaturverzeichnis
(am Schluß
1
Organisation
Verhältnisse
demographische
.
.
13
des Ersten
14
27
41
44
Weltkriegs
...
.
51
.
.
.
51
51
53
65
68
68
70
85
85
91
97
109
119
Verzeichnis
1. Kirchliche
2. Die
Verhältnisse
Verteilung
Galiziens
der Konfession
der
Karten
im 19. Jahrhundert
in Galizien
1840
.
. . . am Schluß
des Bandes
am Schluß
des Bandes
3. Bevölkerungsdichte
1817
.
98
4. Bevölkerungsdichte
1848
.
98
5. Bevölkerungsdichte
1869
.
99
6. Bevölkerungsdichte
1910
.
99
7. Stadtplan
Entwurf:
von Lemberg,
Rudolf
A. Mark
um 1850 .
und Wolfgang
106/107
Kreft
V
Vorwort
Das
Johann
Gottfried
nen
Schwerpunkt
und
Kultur
im
gelegt.
Hierbei
die
Entwicklung
stischer
Ersten
bis
zum
erfaßt
von
Dr.
sich
Rudolf
waltung,
Kirche,
dem
Übersichtscharakter
personen
Hierzu
Seminars
führte
hat
in
den
späten
achtziger
auf
den
Themenbereich
„Gesellschaft,
vom
18. Jahrhundert
bis
zum
Ersten
rückblickender
statistisch-landeskundlicher
Regionen
vom
Aufkommen
flächendeckender
Vorabend
und
diese
der
tiefgreifenden
Darstellung
als
sei
darauf
anderen
Aufgaben
Arbeitsergebnisse
A.
Mark
Bevölkerung&
des
eignet
zu
sein,
um
Landschaften
mit
Zusammensetzung
lens
bis
zum
Ersten
Es
Marburg
Veränderungen
Arbeitsgrundlage
im
für
zur
Verfügung
gestellt
werden.
In einer
ersten
Arbeitsphase
der
demographischen
Entwicklung
im
östlichen
Mitteleuropa
Vorhaben
konnte
aus
verschiedenen
Gründen
nicht
mußte
das
Herder-Institut
aufgrund
einer
Umstrukturierung
aufgeben
und
Einige
interessante
these
in
seiner
Forschungen
östlichen
Mitteleuropa
sollte
in einer
Art
der
verschiedenen
Angaben
Weltkriegs
schungen
suchung
Dieses
Schließlich
ganz
Herder-Institut
über
zuwenden.
liegen
jedoch
„Galizien
veröffentlicht.
Projekts,
aus
dem
unter
daß
in
der
Zwischenzeit
einzelne
Horst
Projekte
Matzerath2.
der
Historischen
wurde
vorgeno
vollendet
erstes
wird
österreichischer
andere
von
und
h
Herrschaft
Darstellung
ist.
das
„Königreich
Galizien
und
Lodomerien&,
einer
Bevölkerung
unterschiedlicher
ethnischer
in sich
vereinigte,
in seiner
Entwicklung
von
Weltkrieg
vorzustellen.
verwiesen,
von
Als
Die
Art
der
sie hervorgegangen
unabhängig
von
diesem
Projekt
Teilaspekte
gehören
das
an der
Abteilung
für
Osteuropäische
der
Heinrich-Heine-Universität
Düsseldorf
Forschungsprojekt
„Technischer
Fortschritt
Ostprovinzen&1,
dene
Arbeiten
vor.
w
Sie
erg
sch
das
zwei
und
konfe
der
Ersten
Einrichtungen
desselben
aufgegriffen
Geschichte
des
H
Hans-Jakob
Tebarth
sozialer
Wandel
i
Kommission
zu
Berlin
u
Hugo
1 Vgl.
HANS-JAKOB
TEBARTH:
Technischer
Fortschritt
und
sozialer
Wandel
in deutschen
Ostpreußen,
Westpreußen
und
Schlesien
im Zeitalter
der
Industrialisierung
(Historische
hrsg.
von der Kulturstiftung
der deutschen
Vertriebenen),
Berlin
1991.
2 Vgl.
u. a. H. MATZERATH:
Urbanisierung
in Preußen
1815-1914
(Schriften
des Deutschen
In
banistik,
Bd. 72), Stuttgart
1985.
Einleitung
Das seit 1772 bestehende Kronland
Galizien, das Königreich
Galizien und Lodomerien,
hat mit dem Zerfall der Donaumonarchie
Ende 1918 aufgehört zu existieren. Es dauerte
dann nur noch zwei Jahrzehnte bis auch die bunte Vielfalt der in dieser historischen
eu¬
ropäischen
Region lebenden Bevölkerung
durch die Katastrophen
des
ges verlorenging.
Bevölkerungsgruppen
wurden
auseinandergerissen
sende von Menschen fanden den Tod. Ostgalizien
bildet seither einen
Ukraine.
Heute zeugen nur noch wenige Gräber, Ruinen und Denkmäler
Zweiten Weltkrie¬
und Hunderttau¬
Teil der (Sowjetvon jener unterge¬
gangenen Epoche. Nicht,
daß Galizien
und die unter österreichischer
und polnischer
Herrschaft
obwaltenden
Lebensumstände
dort ein untergegangenes
Arkadien
dargestellt
hätten - gerade das Gegenteil war der Fall im „Armenhaus& Europas, wo neben alltägli¬
cher Not und Beamtenwillkür
auch Völkerzwist
und fehlende Entwicklungsperspekti¬
ven die Existenz der überwiegend
ländlichen
Bevölkerung
bestimmten.
Ein Teil der da¬
maligen Wirklichkeit
wurde in den literarischen
und publizistischen
Arbeiten
von Karl
Emil Franzos bis Joseph Roth, von Ivan Franko bis Józef Wittlin
eingefangen,
um nur die
bekanntesten
Autoren zu nennen. Galizien ist somit in der Literatur
präsent und als lite¬
rarischer Topos wohl auch im Kopf der Leser.
Viel schlechter steht es hingegen mit der historischen
Forschung,
liche Menge von Quellen und Studien in Archiven
und Bibliotheken
polnische
wie ukrainische
ßere Gesamtdarstellungen
tersuchung
der-Instituts
Hintergrund
Wissenschaftler
vorzügliche
über Galizien fehlen jedoch
obwohl eine beacht¬
vorhanden
ist und
Arbeiten
publiziert
haben. Grö¬
nach wie vor. Die vorliegende Un¬
ist im Rahmen eines zeitlich und sachlich begrenzten Projekts des J. G. Her¬
in Marburg
entstanden.
In ihr wird der Versuch unternommen,
vor dem
der administrativen
und kirchlichen
Verhältnisse
die demographische
Ent¬
wicklung
des Kronlandes
zwischen
1772 und dem Ausbruch
des Ersten Weltkriegs
zu
skizzieren.
Da Polen und Ukrainer
mit Abstand die größten in Galizien
ansässigen Be¬
völkerungsgruppen
bildeten - vor Juden, Deutschen, Armeniern
und anderen -, steht de¬
ren Entwicklung
im Zentrum
der Darstellung.
Ganz unberücksichtigt
bleiben die weni¬
ger zahlreichen
Nationalitäten
aber nicht, zumal sie besonders stark von Erscheinungen
interethnischer
Diffusion
und Akkulturationstendenzen
betroffen
waren, was entspre¬
chende Auswirkungen
auf die Nationalitätenund Konfessionsstatistiken
zeitigte. Da für
den Prozeß des nationalen
Bewußtwerdens
der ukrainischen
Bevölkerung
Religionsbe¬
kenntnis und kirchliche
Strukturen
fundamentale
und richtungsweisende
Bedeutung be¬
saßen und weil dazu systematische
Darstellungen
fehlen, wurde auch den kirchlichen
Verhältnissen
Galiziens ein größeres Kapitel gewidmet.
Dessen Gegenstand
sind vor al¬
lem die Veränderungen,
die infolge staatlicher
Eingriffe
in historisch
gewachsene Struk¬
turen
die Entwicklung
der beiden
großen
katholischen
Kirchengemeinschaften
auf eine
neue Bahn lenkten - mit weitreichenden
Auswirkungen.
Da außerdem die administrati¬
ve und territoriale
Gliederung
des Kronlandes
mehrfachen
Veränderungen
unterlag,
wurde auch deren Geschichte in einem Überblick
erfaßt.
IX
Noch
vor
dem
eigentlichen
Ende,
dem Auseinanderfallen
wurde Galizien in den Wirbel der 1914 einsetzenden
dadurch bedingten demographischen
Veränderungen
der Doppelmonarchie,
Kriegsereignisse
hineingezogen.
Die
und neuen Entwicklungen
des nun
zum Kriegsschauplatz
gewordenen
Landes wurden in diesem Buch nicht mehr behandelt.
Die Darstellung
schließt mit der Beschreibung
der Verhältnisse,
wie sie sich aus den Er¬
gebnissen der letzten österreichischen
Volkszählung
von 1910 ablesen lassen.
Der Verfasser ist sich des fragmentarischen
Charakters
der vorliegenden
Arbeit
wußt. Aber vielleicht
kann sie gerade auch deswegen Hinweise
weitergehende
Beschäftigung
mit dem Thema Galizien liefern.
und Anregungen
be¬
für eine
XI
CZYŃSKI,
A
1.1.
Historischer
Galizien
Überblick
kam 1772 im Zuge der ersten Teilung
Polens unter die Herrschaft
der Habsbur¬
ger. Mit dem neuen, offiziell
als Königreich
Galizien und Lodomerien
bezeichneten
Kronland war die Donaumonarchie
um Gebiete erweitert worden, die rund 40Q Jahre zur
polnisch-litauischen
Republik,
der „Rzeczpospolita& gehört hatten. Wien konnte - wie
auch die beiden anderen Teilungsmächte
Preußen und Rußland - für die Annexion
kei¬
nerlei Rechtsansprüche
oder andere Titel geltend machen, sondern sich lediglich auf weit
in der Vergangenheit
liegende historische
Konstellationen
berufen, die selbst die zeitge¬
nössische europäische
Öffentlichkeit
nicht über die Tatsache hinwegzutäuschen
ver¬
mochten, daß die Zerstückelung
der Adelsrepublik
einen kaum zu rechtfertigenden
Ge¬
waltakt der Kabinettspolitik
jener Jahre darstellte.1
Die von Österreich
für das neue Kronland
gewählte Bezeichnung
„Galizien und
Lodomerien&
sollte an die einstmals zur Kiever Rus& gehörenden Fürstentümer
Galic und
Vladimir (ukrainisch:
Halyc und Volodymyr)
erinnern, auf die in der Auflösungsphase
jenes ostslawischen
Reiches und nach dem Tod des Halitscher
Fürsten Jaroslav Osmomysel 1187 der ungarische
Nachfolger
nie mehr gänzlich
kurze Zeit auf dem Halitscher
König Bela III. Ansprüche
erhoben hatte, die auch seine
aufgaben. Seit Bela III., dessen Sohn Andreas lediglich für
Thron saß, führten die ungarischen Könige auch den Titel
„RexGaliciae&, der in der Folgezeit zu „RexGaliciae et Lodomeriae&
ergänzt wurde.2
Nach dem Aussterben
des lokalen Zweigs der hier regierenden
Rurikiden-Dynastie
kam Galic-Vladimir
1349 bzw. endgültig
1387 an die Krone Polens, deren Träger sich
seitdem auch „dominus terre Russie& titulierte.3 Das 1772 österreichisch
gewordene Land
erhielt zusammen mit den sich nach Westen anschließenden
Gebieten die sich im prakti¬
schen Sprachgebrauch
rasch durchsetzende
Bezeichnung
Galizien. Dies war eine sprach¬
liche Neuschöpfung,
die die herkömmlichen
polnischen
Landesnamen
Czerwona
Rus&
(Rotreußen)
Jahrhunderts
für den Ostteil und MaÅ‚opolska (Kleinpolen)
für den seit dem Ende des 10.
zu Polen gehörenden westlichen
Teil ersetzte. Vor 1772 hatte Galizien kei¬
ne eigene Geschichte im Sinne einer gewachsenen territorialen
Einheit.4 Als solches ver¬
dankte Galizien also seine Existenz ausschließlich
der Teilung Polens und dem machtpo¬
litischen Durchsetzungsvermögen
des Wiener Hofs. Dieser ließ in der Titulatur
der an¬
nektierten Gebiete zwar historische
Rechtsansprüche
anklingen, maß diesen aber bei der
Eingliederung
des Landes in das Habsburger
Staatsgebiet nicht die geringste Bedeutung
bei, als Galizien ein österreichisches
Kronland
und nicht Teil des Königreichs
Ungarn
wurde.
1 Vgl. M.G. Müller:
Die Teilungen Polens, S.7ff.
2 Vgl. G. Stökl, S. 500-520 G. RHODE:Die Ostgrenze Polens, S. 100.
3 Ebenda, S. 186, 307 f.
4 Siehe auch L.J. H
S.94 f.
XII
1.
Die
Österreichische
Herrschaft
OJCIK,
Die Annexion
polnischer
Gebiete begann schon 1769, als Österreich,
die durch die
Konföderation
von Bar in Kleinpolen
entstandene innere Unsicherheit
und unübersicht¬
liche Lage nutzend, die seit 1412 von Ungarn an Polen verpfändete
Zips, d.h. die Herr¬
schaft Lublau und 13 Zipser Städte, besetzte und sie im Dezember
1770 wieder der Ste¬
phanskrone
unterstellte.5
Noch im selben Jahr rückten
österreichische
Truppen
nach
Norden vor, um unter dem Vorwand
einer dadurch verbesserten Grenzsicherung
die pol¬
nischen Starosteien Nowy
Targ, Czorsztyn,
Nowy
SÄ…czsowie Teile von Bochnia
Wieliczka
zu besetzen. Diese Gebiete wurden zunächst dem ungarischen
Reichsteil
und
an¬
geschlossen6 und erst im März 1773 unter Hinweis
auf ihre unbestritten
polnische Ver¬
gangenheit dem neuen Kronland
Galizien eingegliedert.7
Der entscheidende
Schritt war
jedoch ein Jahr früher, im April 1772, erfolgt, als Wien, mit dem preußischen
und russi¬
schen Vorgehen
vor Augen, die restlichen
Gebiete zwischen der oberen Weichsel und
dem Zbrucz, d.h. Teile der Wojewodschaft
Krakau mit den ehemaligen Herzogtümern
Auschwitz
und Zator sowie der Wojewodschaften
Sandomir,
Rus&, Bełz, Podolien
und
Wolhynien
okkupierte.
Durch einen zwischen den Teilungsmächten
am 5. August 1772
geschlossenen Vertrag,
den am 18. September
1773 auch Polen unterzeichnen
mußte8,
wurde die österreichische
Annexion
offiziell
sanktioniert
und der Verlauf der nunmeh¬
rigen Grenze wie folgt beschrieben:
.
La rive droite de la Vistule, depuis la Silesie jusqu&aude lä de Sandomir et du confluent de la San,
de là
lä en tirant une ligne droite sur Frampol à
ä Zamosç,
ZamosÄ™,
de là
lä à
ä Hrubieszow et jusqu&à
jusqu&ä la rivière
riviere du
Bug, et en suivant au delà
dela de cette rivière
riviere les vraies frontières
frontieres de la Russie Rouge (faisant en même
meme
temps celles
Cellesde la Wolhynie et de la Podolie) jusque dans les environs de Zbaraz de là
lä en droite ligne
sur le Dniester le long de la petite rivière
riviere qui coupe une petite partie de la Podolie, nommée
nommee Podhorce&, jusqu&à
jusqu&äson embouchure dans le Dniester, et ensuite les frontières
frontieres accoutumées
accoutumees entre la Pokutie et la Moldavie . . .& 10
Österreich
hatte sich damit
den größten
und volkreichsten
Anteil
angeeignet,
näm¬
lich ein Territorium
mit einer zwischen 81 900 & und 89669 km2 a liegenden Fläche, auf
der laut Kaplan 2,13 Millionen13,
gemäß der ersten staatlichen Konskription
2,48 Millio¬
nen Menschen lebten.14 Diese wurden durch den folgenden,
am 29. Dezember
1773 von
den „Ständen&
in Lemberg sowie in allen Städten und Dörfern
abgelegten feierlichen
Eid
auf Maria
Theresia
und ihre Nachfolger
habsburgische
Untertanen15:
„Vovemus
et juramus corporale jusjurandum omnipotenti Deo . . . nos Augustissimae et potentissimae Principi ac Dominae Dominae, Mariae Theresiae, Dei gratia Romanorum Imperatrici viduae, Reginae Hungariae, Bohemiae, Croatiae, Slavoniae, Galiciae et Lodomeriae, Archiduci Austriae etc tanquam nostro tunc temporis Clementissimo Regi, cumque eadem clementissima DomiDomi¬
na Augustissimum Principem ac Dominum Dominum Josephum Secundum electum Romanorum
Imperatorem Germaniae et Hierosolimorum Regem etc in Corregentem omnium Provinciarum et
5 Vgl. H.F. Kaplan, S. 136 G. RHODE:Geschichte Polens, S.312.
6 KAPLAN, S. 126 J. MICHALSKI: Dyplomacja Polska w latach 1764-1795, in: Historia dyplomacji polskiej,
Bd.2: (1572-1795), hrsg. von Z. W
Warszawa 1982, S.514 W. BAZIELICH, S.137.
7 Bazielich, S.153.
8 K. Lutostanski,
S.76 S. Grodzinski: Historia, S.26 zur Vorgeschichte und dem Verlauf der ersten
Teilung siehe auch J. TOPOLSKI,S. 89-104.
9 Gemeint war der Zbrucz.
10 Lutostanski,
S.43.
& Grodziski: Historia, S.27 S. Arnold, S.80.
12 KAPLAN, S. 189 RHODE: Geschichte Polens, S. 3 13: 83-89 000 km2 P. R. MAGOCSI,S.92, 83 000 km2.
& Kaplan, S. 189.
M Vgl. unten S.53.
1
15 Grodziski: W Królestwie, S.21 die Eidesformel zitiert nach I. DE Luca, S. 17f.
2
.
La rive droite de la Vistule, depuis la Silésie jusqu&aude là de Sandomir et du confluent de la San,
oralski,
Statuum haereditariorum assumpserit, ejusdem Caesareae,regiae Majestati, uti non minus ejusdem
Haeredibus, Haeredum Haeredibus et ad normam stabilitae in Augustissima Archiducali Domo
Sanctionis pragmaticae succedentibus in Throno utriusque sexus princibus verum haereditarium
Homagium paestare, simulque etiam spondemus, nos utrique Caesareae et caesareaeregiae apostolicae Majestati ac regiis utriusque Haeredibus et Successoribus quovis tempore fideles, obedientes, promptos et subjectos fore ejusdem honorem et gloriam ac bonum totis viribus promovere,
contra omne malum et detrimentum arcere, subordinatos nobis pariter ad hos adigere nosque
praeterea ubique et in omnibus actionibus nostris eam agendi rationem sequi velle, quae veros,
probos et fideles subditos decet et convenit etc.&
Durch
die Eingliederung
der Bukowina
wurde
das Territorium
Galiziens
1786 um
10456 km2 vergrößert.16 Die Bukowina
war im Mai 1774 von österreichischen
Truppen
besetzt und ein Jahr später durch den Vertrag von Konstantinopel
von der Türkei bzw.
der Moldau „aufGrund ihrer früheren Zugehörigkeit
zu Pokutien&
an Österreich
abge¬
treten worden.17
ihrer Besetzung
Diese „Landbrücke&zwischen Galizien und Siebenbürgen
stand nach
zwölf Jahre lang unter einer militärischen
„Interimal- Administration&
und wurde dann mit ihrer 1786 rund 125 000 Einwohner
zählenden Bevölkerung18
als
Kreis Czernowitz
dem Kronland
angeschlossen.
Erheblich erweitert wurde Österreichs
Anteil an polnischen
Gebieten durch die drit¬
te Teilung
Polens.
Bereits
während
des Kościuszko-
Aufstandes
waren
1794 österreichi¬
sche Verbände in das Gebiet um Lublin eingedrungen,
um Wiener Ansprüche
- vor allem
auch gegen das auf den Erwerb
Krakaus spekulierende
Preußen - unmißverständlich
deutlich zu machen. Nach Verhandlungen
mit dem russischen Teilungspartner
und der
erfolgreichen
Isolierung
Berlins wurde Österreich
als Ersatz für Belgien zunächst durch
einen mit St. Petersburg am 3. Januar 1795 sowie einen weiteren, von allen Teilungsmäch¬
ten am 24. Oktober
1795 unterzeichneten
Vertrag19 ein Territorium
von über 47000 km2
zugesprochen.20 Nach zähen Verhandlungen
um Krakau und die endgültige
Grenzzie¬
hung konnte Österreich
im Januar 1796 das bis dahin von preußischen
Truppen besetzte
Krakau übernehmen.21
Endgültig
abgeschlossen wurde die Teilung
Polens durch eine
Konvention,
die am 26. Januar 1797 in St. Petersburg
zum Abschluß
kam.22 Habsburg
hatte nun auch die aus den vorangegangenen
Teilungen
übriggebliebenen
Gebiete der
Wojewodschaften
Krakau,
Sandomir,
Lublin,
Bełz sowie Teile von Masowien,
Podlachi-
en, dem Cholmer
Land und Wolhynien
- begrenzt durch die Flüsse Pilica, Weichsel und
Bug - unter seine Herrschaft
gebracht. Sie wurden in die sechs Kreise Krakau, Kielce, Ra¬
dom, Lublin, Biała und Siedlce untergliedert
und im Mai 1803 dem Kronland
Galizien
unter einem gemeinsamen
Gouverneur
angeschlossen.23 Lange konnte sich Wien dieser
jetzt Neu- oder auch Westgahzien
genannten Erwerbungen
nicht erfreuen. Napoleons
Siege über Preußen und Österreich führten 1807 zur Bildung des Herzogtums
Warschau et
zunächst aus preußischen,
dann auch aus österreichischen
Teilungsgebieten.
Wien mu߬
te im Friedensvertrag
von Schönbrunn
am 14. Oktober
1809 auf seinen gesamten Erwerb
von 1796/97 sowie auf den Kreis Zamośćund einen südlich
von Krakau
auf dem rechten
16Haczynski, S.96.
17M.B.Safran,
S.30.
18Handwörterbuch des Grenz- und Auslandsdeutschtums, S. 30.
& Lutostanski, S. 207-209, 220-222.
20RHODE:Geschichte Polens, S.326
S.96 Arnold,
S.80.
21Vgl. Z. G
S. 212-238 A. Zahorski: Historia dyplomacji polskiej, (1795-1831), in: Historia dy¬
plomacji polskiej, Bd. 3: 1795-1918, hrsg. von L. Bazylow, Warszawa 1982,S. 8 f. M. G. Müller,
22 Lutostanski, S. 224-229.
23 ŕoziński,S. 107.
S. 53 f.
Weichselufer
liegenden
Gebietsstreifen:
Podgórze,
verzichten.
Wieliczka
mit seinem ge¬
samten Salzminenrevier
wurde zum gemeinsamen
Besitz Österreichs
und des Herzog¬
tums Warschau erklärt. Außerdem
mußte ein von 400 000 Seelen bewohntes
Gebiet im
Osten Galiziens, der sogenannte Kreis Tarnopol,
Rußland abgetreten werden, der auch
aus Teilen der Kreise Zaleszczyki,
Złoczów und Brzeżany gebildet wurde.24
Nach der Niederlage
Napoleons
und der Restituierung
der Allianz
zwischen den drei
Teilungsmächten
konnte Wien nur einen geringen Teil der ihm 1809 verlorengegangenen
Territorien
zurückgewinnen.
Durch den russisch-österreichischen
Vertrag
vom 3. Mai
1815 wurden
der Donaumonarchie
das Tarnopoler
Gebiet
sowie Podgórze
mit Wieliczka
zurückgegeben
und diese Vereinbarung
am 9. Juni 1 8 1 5 in der Schlußakte des Wiener Kon¬
gresses mit allen entsprechenden
Detailbestimmungen
und Demarkationen
bestätigt.25
Das somit im großen und ganzen - der Kreis Zamosc wurde Galizien
nicht wieder
angeschlossen - in den Grenzen von 1772 restituierte
Mitte des 19. Jahrhunderts
noch mehrmals
in seinem
1818 wurde das Gebiet der sogenannten
Herzogtümer
Kronland
wurde jedoch bis zur
territorialen
Umfang
verändert.
Auschwitz
und Zator, das mit
einer Fläche von rund 1 900 km2 einen großen Teil des Kreises Wadowice
bildete, Österreichisch-Schlesien
eingegliedert,
blieb aber administrativ
weiter unter der Zuständigkeit
der galizischen
Verwaltung.26
Nach der Niederschlagung
des Krakauer
Aufstands
von
1846 wurde
das Territorium
der seit 1815 unter der gemeinsamen
Kontrolle
der Teilungs¬
mächte bestehenden
Republik
Krakau in einem Umfang von rund 1 100 qkm27 Galizien
inkorporiert.
Einen weiteren Gebietsverlust
bedeutete die durch die Reichsverfassung
vom 4. März
1 849 festgelegte
Erhebung
zogtum
Bukowina&28,
bietsveränderung
fand
des Kreises
Czernowitz
zu einem autonomen
das nun wieder von Galizien
1866 statt, als die Herzogtümer
abgetrennt
Auschwitz
Kronland
„Her¬
wurde. Die letzte Ge¬
und Zator auch staats¬
rechtlich
wieder
dem Kronland
Galizien
angeschlossen
wurden,
das seitdem rund
80200 km2 groß war29, eine Fläche, deren Umfang sich bis zum Ende der Habsburger¬
monarchie
1.2.
nicht
Verwaltung
mehr verändern
und
sollte.
territoriale
Organisation
Gleich nach dem Einmarsch
seiner Truppen begann Wien mit dem Aufbau einer eigenen
Verwaltung,
um die alten politisch-administrativen
Strukturen
der annektierten
Gebiete
durch neue zu ersetzen und das neugewonnene
Kronland
in das System des absolutistisch
und zentralistisch
regierten Habsburger
Imperiums
einzupassen. Durch das Patent vom
16. Oktober
1 772 wurden die „antiquaofficia&, in Jahrhunderten
entstandene Ämter und
Verwaltungseinrichtungen
der polnischen
Rzeczpospolita,
aufgehoben,
wobei die Wojewoden und Kastellane sofort entlassen wurden, die Inhaber nachgeordneter
Unteräm¬
ter jedoch vorläufig
weiter
amtierten.30 Außerdem
Szlachta, der bis dahin die Adelsfreiheit
konstituiert
wurde der Privilegien-Kanon
hatte, politisch und rechtlich
der
stark
Lutostanski,
S. 283 f. Haczynski, S.97.
Lutostanski,
S. 383-397.
Vgl. H. Batowski,S.355.
Tafeln zur Statistik der österreichischen Monarchie, Wien 1847 zur Eingliederung vgl. H. RlTTER VON
Srbik, S. 149-166 CA. Macartney,
S.309.
Safran, S.67 f.
Nach eigenen Berechnungen. Die Literatur operiert hier mit unterschiedlichen Angaben.
3
Grodziski: Historia, S.41 H. GlaSSL, S.24f. dazu auch N.-L. Freischyn-Czyrowski.
Rechte genießenden
polnischen
Adeligen
mußten
sich nun mit einer ständischen
Verfas¬
sung begnügen, die so gut wie keine Einflußnahme
auf politische Entscheidungsprozesse
mehr zuließ und darüber hinaus mit ihrer hierarchischen
Struktur
gänzlich der polni¬
schen Tradition
und der in ihr gewachsenen Adelsmentalität
widersprach.
Bis vor kurzem
noch das lebendige politische Parlamentsleben
der Reichs- und Landtage gewohnt, mu߬
te die neue Ordnung
den Polen geradezu wie eine Karikatur
konstitutioneller
Regie¬
rungsformen
erscheinen.31 Die traditionelle
Gleichheit
der Szlachta wurde durch die Be¬
stimmungen eines Patents vom 13. Juni 1775 aufgehoben,
die als politische
Repräsentanz
Galiziens einen in drei Ständen zusammentretenden
Landtag vorsahen32, der mit der Ein¬
richtung einer Ersten und Zweiten Kurie den Adel in einen Herrenund einen Ritter¬
stand teilte. Grundlage
der jeweiligen
Zuordnung
war der jetzt unter österreichischer
Herrschaft
zugestandene
Adelstitel
sowie die sich auf einen Mindestbetrag
belaufende
Steuerleistung.
Der infulierte
und nichtinfulierte
Klerus verteilte sich ebenfalls auf diese
beiden Stände. Im dritten Stand war lediglich die Bürgerschaft
von Lemberg vertreten.
Die breite Masse der bäuerlichen
Bevölkerung,
bestehend aus Ukrainern,
die im östlichen
Teil des Kronlandes
die Mehrheit
bildeten, blieb so - wie schon unter der polnischen
Oberhoheit
- für lange Zeit politisch
gänzlich unterrepräsentiert.
Unter Josef IL wurde
1782 eine Neuregelung
über die im Landtag vertretene Geistlichkeit
getroffen33, und von
1786 an erhielt der Adel der angegliederten
Bukowina
die galizische Landstandschaft
mit
Sitz und Stimme im Landtag, d. h., soweit er immatrikuliert
war und die vorgeschriebene
„Contribution&, die Steuer, entrichtete.34 Diese belief sich auf mindestens 300 polnische
ZÅ‚oty oder 75 Rheinische
Gulden für „großjährige
Indigenen in Besitz landtäflicher
Gü¬
ter&.35 Die Inhaber
der 15 ad personam
verliehenen
Landes-Erzämter
- vom OberstLand-Hofmeister
bis hin zum Land-Panierherrn
- saßen zwar im Landtag, besaßen dar¬
über hinaus jedoch keine politischen
Kompetenzen.
Eine „Erneuerte Verfassung&, die am
13. April 1817 erlassen wurde und bis 1845 in Kraft blieb, trennte schließlich
den im
Landtag vertretenen
Klerus von der Herrenbank,
so daß von nun an vier Stände das
Parlament bildeten.36 Politische
Gestaltungsmöglichkeiten
besaß der jährlich einzuberu¬
fende Landtag jedoch praktisch keine. Der entsprechende
Artikel
12 des Patents vom 13.
Juni 1775 lautete dazu unmißverständlich:
„Auf
der Landtagshandlung selbst werden die versammelten Stände über die ihnen eröffnet wurden
Unserer allerhöchsten Befehle bey der Quaestio an? sich niemahk zu verweilen, sondern blos über die
Quaestionem quo modo? zu berathschlagen haben. Jedoch erlauben wir ihnen allergnädigst, bittliche
Einwendungen und allerunterthänigste Vorstellungen zu machen, welche aber, gleich wie all übriges,
so sieStände an uns gelangenlassenwollen, allemahl an Unser Landes-Gubernium abzugeben,und von
diesem mit beygefügten Gutachten an Unsere galizische Hofkanzley einzubegleiten seyn wird.& 37
Die Entscheidungen
traf daher die Galizische Hofkanzlei
lösung seit 1777 die Vereinigte Böhmisch-österreichische
in Wien, bzw. nach deren Auf¬
Hofkanzlei38,
unter deren Kon-
LOZINSKI:Szkice, S.30f.
Vgl. auch Grodziski: Historia, S.42.
Versuch einer Darstellung der österreichischen Monarchie in statistischen Tafeln, Wien 1828.
Diese Regelung wurde jedoch 1790 wieder aufgehoben.
Versuch einer Darstellung ... 1828 (wie Anm. 33) Galicja od pierwszego rozbioru, S.35.
Versuch einer Darstellung . . . 1828 ŕOZIŃSKI:
Szkice, S.31 DERS.:POCZÄ„TKI,S. 164.
Zitiert nach I.A. DEMIAN, Bd. 2, S. 130.
Vgl. dazu I. DE LUCA, S.240 R. A. KANN: Die Habsburgermonarchie und das Problem des übernationa
len Staates,in: Die Habsburgermonarchie, Bd. 2, S. 16-18.
4eingeschränkt.
Die eine weitgehende
persönliche
Freiheit
und verfaßte
parlamentarische
trolle
als oberste
Regierungs-
und Verwaltungsinstanz
das Gubernium
in Lemberg
fun¬
gierte. Dieses setzte sich nach dem Stand von 1802 folgendermaßen
zusammen:
1 Gou¬
verneur, 1 Hof rat, 13 Gubernialräte,
15 Gubernialsecretäre,
12 Gubermalconcipisten,
55
Kanzleiangestellte.39
Der Gouverneur,
wie der Landeshauptmann
in Galizien tituliert
wurde, vereinte die
gesamte politische
Macht vor Ort in seinem Amt. Er war der Vertreter
der Krone und
stand als Präsident dem Landtag vor. Dessen Autonomie
bzw. Mitwirkung
an der Regie¬
rung des Landes beschränkte
sich auf die Wahl eines „Verordneten Collegiums&
oder
Landesausschusses,
der unter dem Gouverneur
als Landmarschall
die laufenden
Parla¬
mentsgeschäfte
abwickelte
und welchem ein Mitspracherecht
in allen das Landesvermö¬
gen betreffenden
Angelegenheiten
zustand. Dennoch war dieses Collegium
nur ein Voll¬
streckungsorgan
des Landesherrn.
Wie nämlich festgelegt wurde, hatten dessen
„Agenda
. . . fürnähmlich darinnen zu bestehen, daß sie in allen jenen Vorfallenheiten, worüber un¬
ser dortiges Landesgubernium es zu vernehmen nothwendig erachten wird, Bericht erstatten sollen.
Wobey wir aber demselben allermindest erlauben, in denen das allgemeine Beste des Landes betref¬
fenden Gegenständen seine geziemende Vorstellungen zu machen. Insbesondere aber hat es die Be¬
antwortung und Vollzug der von uns jährlich an den Landtag zu stellenden Anforderungen, den
Repartitionsvorschlag des Contributionalis, die Einleitung des Rectificatorii und Anhandlassung
deren zu Abwendung diesfälliger Beschwerden diensamen Mittel, die Lieferungen und deren Be¬
rechnungen, die Ausschreibung der von Uns anverlangenden Naturalrobothen oder sonstigen Beyträge zu dem Strassenwesen, und überhaupt die Vorschläge von allem demjenigen, was es zur Auf¬
nahme und Vortheil des Landes vorträglich zu seyn erachtet, zu besorgen . . .&.40
Die eigentliche
Macht lag also beim Gouverneur
so wie die eigentliche
Staatsverwaltung
bei den ihm unterstellten
k. k. Provinzialämtern,
deren Zahl sich zu Beginn des 19. Jahr¬
hunderts auf elf belief. Diese Ämter, vom k. k. Provinzial-Cameralhauptzahlamt
und der
k. k. Provinzial-Staatsbuchhaltung
angefangen bis hin zur k. k. Lottogefälle-CameralAdministration,
der k. k. Jüdischen
Fleisch-Consumtions-Gefällen-Regie
oder der Ver¬
einigten
Koscherfleischverzehrungsund Lichterzündungs-Aufschlagsgefälls-Administration mit rund 700 etatmäßigen
Beamten und Angestellten41
arbeiteten
praktisch als
Filialen oder nachgeordnete
Abteilungen
der entsprechenden
Wiener Hauptressorts
un¬
ter der Aufsicht
des Gouverneurs,
der außerdem
kontrollierte.
Als zweifellos
wichtigste
Verwaltungsebene
die Polizeidirektion,
das Postwesen usw.
unterhalb
des Guberniums
und als des¬
sen Exekutivorgane
waren bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
die Kreise eingerichtet
wor¬
den. In administrativer
Hinsicht
unter ihnen gab es nur noch die Magistrate
der Städte so¬
wie die Dominical-Herrschaften
auf dem Land. Die Kreise stellten eine typisch österrei¬
chische Einrichtung
dar. Mit dem Einzug der österreichischen
Administration
erhielten
die zum Königreich
Galizien und Lodomerien
gehörenden
Gebiete eine neue territoria¬
le Verwaltungsgliederung.
Das ganze Kronland wurde im November
1773 zunächst in 59
Bezirke aufgeteilt und diese zu den sechs Kreisen oder Direktoraten
Krakau, Sandomir,
Lublin, Bełz, Czerwona
Rus& [Rotreußen]
und Podolien zusammengefaßt,
die sozusagen
die inzwischen
aufgelösten
polnischen Wojewodschaften
ersetzten. Kurz danach wurden
sie in Wieliczka,
Pilzno, Sambor, Bełz, Lemberg und Halicz umbenannt42,
erhielten also
die Ortsnamen der Verwaltungssitze.
Diese Kreise übten jedoch lediglich eine Art Koor-
39 Demian, S.134.
4CZitiert nach DE LUCA, S. 261 .
41 Vgl. Demian, S.134.
42W. Kalinka, S.2 A.J. Brawer,
S.25.
5
dinierungsfunktion
aus, rapportierten
dem Gubernium
über allgemeine
Entwicklungen
etc., während die eigentlichen
Kreisaufgaben
den Bezirken
mit ihren Direktoren
an der
Spitze oblagen. Schon 1774 wurde ein provisorischer
Beschluß erlassen, um die Landes¬
verwaltung
zu straffen und ihre Ausgaben zu reduzieren,
indem
Jahr 1777 auf 19 verringert
wurde.43 Da über die genaue Anzahl
die Zahl der Bezirke im
der Bezirke und Kreise
und den Sitz der jeweiligen
Kreisämter
in der Literatur
oft ungenaue Angaben zu finden
sind, scheint es sinnvoll, hier die Kreiseinteilung
Galiziens mit den entsprechenden
Ver¬
änderungen in einem Überblick
darzustellen,
zumal die Kreise auch die Bezugsgröße für
die Untersuchung
der demographischen
Entwicklung
bilden. Die vorliegende
Darstel¬
lung basiert auf den entsprechenden
Angaben bei Kalinka, Tokarz,
den Informationen,
die man aus den in Rozdolskis
Quellenband44
wiedergegebenen
Amtsschreiben
gewin¬
nen kann, sowie verstreuten
Angaben über verschiedene
Bezirks- und Kreisämter
in der
übrigen Literatur.
Seit 1777 bestanden - nach einer endgültigen
Grenzregulierung,
durch die Polen ei¬
nige Ortschaften
Wieliczka:
Bełz:
Sambor:
Pilzno:
Halicz:
Lemberg:
wieder
zurückerhielt45
- folgende
Bezirke:
Deutsch
Bezirk:
Polnisch
Ukrainisch
Zator
Wisnic
Neu-Sandez
Zator
Wiśnic
Nowy SÄ…cz
Krosno
Tarnów
Leżajsk
Krosno
Tarnów
Leżajsk
Lisko
Przemyśl
Drohobycz
Lisko
Przemyśl
Drohobycz
Sokal
Tomaszów
Zamość
Sokal
Tomaszów
Zamość
Brody
Brzeżany
Żółkiew
Brody
Brzeżany
Żółkiew
Berezany
Zovkva
Halicz
Tyśmenica
Kolomea
Zaleszczyki
Halicz
Tyśmenica
Kołomyja
Zaleszczyki
Halyc
Tysmenycja
Kolomyja
Zaliscyky
Peremysl&
Drohobyc
Sokal&
Eine zweite Verwaltungsreform
erfolgte durch ein am 22. März 1782 erlassenes Patent,
das die bisher bestehenden
Bezirke in „unmittelbare, mit der Landesstelle
in Korrespon¬
denz stehende& Kreise verwandelte
und ihre Anzahl durch die Zusammenlegung
der bis¬
herigen Bezirke Kolomea und Tys&menica zum Kreis Stanislau auf 18 reduzierte.46 Gleich43 W. Tokarz: Galicya, S. 33.
44 R. Rozdolski, Bd. 2.
45 Brawer,S.19.
46 L. Klunker, Bd. 3, S.5 Tokarz, S. 33
6
INKEL,
zeitig begann man, einzelne Kreissitze zu verlegen und Kreisgrenzen
zu verändern, eine
Maßnahme,
die wegen der ungleichen Bevölkerungszahlen
sowie der ganz unterschiedli¬
chen Flächen der neuen Verwaltungseinheiten
notwendig
geworden
war, aber aus meh¬
reren Gründen für geraume Zeit ein bürokratisches
Chaos anrichtete
und die Arbeit vie¬
ler Kreisämter stark in Mitleidenschaft
zog. Dies lag vor allem daran, daß die Beamten der
neu einzurichtenden
Kreisämter
in Städte ziehen mußten, in denen sich nur mit großer
Mühe passende Gebäude und Räumlichkeiten
finden ließen, weil viele dieser Baulichkei¬
ten in den künftigen
Kreissitzen
noch Eigentum
privater
Besitzer
waren,
mit denen man
sich erst einigen und absprechen mußte.47 Dazu bestanden mit Ausnahme
von Lemberg
und Zamosc praktisch
alle Städte nur aus Holzhäusern
und Katen, und die wenigsten,
nämlich lediglich Brody,
Sambor, Tarnów
und Przemysł, konnten
nach Funktion
und
äußerem Erscheinungsbild
wirklich
als Städte bezeichnet
werden48:
„Sie
sind meistens in einen grossen, viereckichten Platz eingetheilt, und die Häuser alle von Holz.
Sie haben kein Stockwerk, und ihre innere Bauart ist ohne Plan, ihre Eintheilung ohne Gemächlich¬
keit, das Ganze ungeschickt, schwerfällig und plump.&49
Nach
1782 bestand
folgende
Kreiseinteilung:
Vorher:
Nachher:
Zator
Wis&nic
Krosno
Leżajsk
Drohobycz
Sokal
Żółkiew
Myślenice
Bochnia, Neu Sandez
Dukla, Tarnów
Rzeszów, Lisko, PrzemyÅ›l
Sambor
Bełz, Brody
Lemberg, Tomaszów,
Brzeżany
Halicz
Kolomea
(zwischenzeitlich
kurz
Maryampol,
Zamość
Stanislau, Zaleszczyki
u. Tysmenica
7
Złoczów)
1786 kam die Bukowina
als Kreis Czernowitz
dazu.
In den folgenden Jahren entstanden durch Gebietsarrondierungen,
Teilung und Ver¬
legung der Kreisverwaltungen
die neuen Kreise: Jasło, Sanok, Stryj, Żółkiew,Złoczów,
Tarnopol,
Wadowice,
Czortków,
Kolomea.
Dadurch
verschwanden
neben dem 1809 abgetretenen
und 1815 nicht mehr zu¬
rückgegebenen
Kreis Zamość auch: Dukla (—&Jasło), Myślenice
(-»Sanok),
Bełz (^Żółkiew), Zaleszczyki
(-»Czortków),
Brody
szów (—»Żółkiew),
Maryampol
(—
&Stanislau).
Von 1815 bis 1868 war Galizien demnach
Deutsch
Polnisch
Wadowice
Sandez
Bochnia
Sacz
Jasło
Tarnów
Jasło
Tarnów
in folgende
47 Dazu sehr anschaulich TOKARZ, S.36 ff .
48Vgl. L. F
S.38 S. Schnür-PEPLOWSKI, passim.
49 F. KRATTER,S.150.
(—&
Wadowice),
Lisko
(—»ZÅ‚oczów), Toma¬
Kreise gegliedert:
Ukrainisch
-4
Rzeszów
Sanok
Sambor
Przemyśl
Żółkiew
Lemberg
Stryj
Brzeżany
Złoczów
Tarnopol
Czortków
Stanislau
Kolomea
Czernowitz
(bis 1849)
Krakau (seit 1846)
Rzeszów
Sanok
Sambor
Przemyśl
Żółkiew
Lwów
Stryj
Brzeżany
Złoczów
Tarnopol
Czortków
Stanisławów
Kolomyja
Sambir
Peremysl&
Zovkva
L&viv
Stryj
Bereżany
Zolociv
Ternopil&
Cortkiv
Stanyslaviv
Kolomyja
Kraków
Die Kreisverwaltungen
mit
keiten verfügten seit der Reform
ihren sehr weitreichenden
von 1782 über folgenden
Befugnissen
und Zuständig¬
Beamtenapparat:
An der Spit¬
Kreisze stand der Kreishauptmann
(poln. und ukr.: starosta), unter ihm fungierten:
3
commissäre,
1 Sekretär, 2 Kanzlisten,
mehrere Praktikanten,
2 Boten, 1 Protocollist,
1 Kassierer,
1 Kassenkontrolleur,
1 Kassenschreiber,
6 Landesdragoner.
Außerdem
gehörten
ingenieur
zu jedem Kreis ein offiziell
und eine Kreishebamme.50
Einschneidende
Veränderungen
bestallter
Kreisarzt,
administrativer
Natur
ein Kreiswundarzt,
brachten
ein Kreis¬
die mit den Revoluti¬
onsjahren 1848 und 1849 in Gang gekommenen
Entwicklungen
auch für das Kronland
Galizien mit sich. Durch die oktroyierte
Verfassung vom März 1849 wurde eine Straffung
des gesamten Verwaltungssystems
der Donaumonarchie
in Angriff
genommen, durch die
die Reichsteile nun administrativ
enger an die Wiener Zentrale gebunden werden sollten.
Die oberste vollziehende
ter, der als Vertreter
Gewalt
lag nunmehr
des Landesfürsten
bei einem vom
Kaiser
ernannten
und als Chef der Landesverwaltung
Statthal¬
fungierte.
Kai¬
serliche Patente und Gesetze lösten bis 1868 die bisher gültige Verfassung
ab und führten
neue legislative und exekutive Instanzen ein.51 Autonome
Organe Galiziens waren ein sich
1850 konstituierender
Landtag sowie ein aus dessen Mitgliedern
gewählter
Landesaus¬
schuß mit einem Landmarschall
an der Spitze, die für alle auf Landesebene
zu treffenden
Entscheidungen
zuständig waren. Die Ausnahme
bildeten Reichsangelegenheiten,
die in
den Geschäfts- und Kompetenzbereich
der Statthalterei fielen. Somit wurde Galizien seit¬
dem nach dem Prinzip
der Doppelherrschaft
regiert, wobei man jedoch nicht vergessen
darf, „daß
der Bereich der autonomen
Landesverwaltung
damals verhältnismäßig
klein
war, zumal die meisten Landesgesetze durch Reichsorgane
zu vollziehen
Die bisher bestehende Kreisverfassung
wurde nun sukzessive durch
waren&.52
ein neues System
ersetzt. 1849 wurden Bezirkshauptmannschaften
als Untergliederungen
der Kreise einge¬
richtet, auf die durch verschiedene Verordnungen
bis 1868 alle Kompetenzen
übergingen,
die bis dahin bei den Kreisämtern
gelegen hatten, da letztere aus Wiener Sicht eine gewis50De Luca, S.84 J. Springer, S.84.
51Vgl. E. C. HELLBLING: Die Landesverwaltung in Cisleithanien, in: Die Habsburgermonarchie, Bd. 2,
S. 193 ff., 204 ff. Krakau als ehemals selbständiges Staatswesen erhielt einen eigenen Landespräsidenten
(Landeshauptmann), der aber in allen landständischen Entscheidungen vom galizischen Statthalter ab¬
hängig war.
52Ebenda, S.212.
8
se Tendenz zu dezentraler
Regierungsausübung
offenbart
hatten.53 Seit 1868 stellten die
aus den Kreisen gebildeten
Bezirkshauptmannschaften
als landesherrschaftliche
Organe
die unterste Stufe der Reichsverwaltung
im Kronland
und nur noch sehr eingeschränkt
Institutionen
der autonomen
die Bezirkshauptmannschaft
Landesverwaltung
dar, denn der „Wirkungsbereich,
in erster Instanz verfügte, anordnete und entschied,
trächtlich und erstreckte sich generell auf alle Angelegenheiten,
deren landesfürstlichen
oder autonomen
Organen vorbehalten
in dem
war be¬
die nicht ausdrücklich
an¬
waren&.54 Als einzige au¬
tonome Körperschaft
existierte daneben nur noch eine Bezirksvertretung
als legislatives
Mitbestimmungsorgan
55mit einem stark eingegrenzten
Betätigungsfeld.
Die alten Kreise wurden also aufgelöst und aus ihren Territorien
jeweils drei bis sechs
neue Einheiten,
Ehemaliger
die folgenden
Kreis:
Lemberg
Krakau
Wadowice
Bezirke,
gebildet:
Bezirke:
Lemberg - Stadt
Lemberg - Land
Gródek JagielloÅ„ski
Krakau - Stadt
Krakau - Land
Chrzanów
Biała
Myślenice
Wadowice
Bochnia
Saybusch
Bochnia
Brzesko
Wieliczka
Sandez
Limanowa
Sandez
Ukrainisch:
Horodok
Neumarkt
Jasło
Grybów
Jasło
Krosno
Gorlice
Tarnów
Mielec
Ropczyce
Pilzno
Tarnów
Kolbuszowa
Brzeżany
DÄ…browa
Przemyślany
Brzeżany
Bobrka
Podhajce
Rohatyn
53 Ebenda, S.207.
54 Ebenda, S.287.
55 Ebenda, S.289.
Peremyśljany
Bibrka
Pidhajci
9
Brody
Kamionka
Tarnopol
Strumiłowa
Kaminka
Zbaraż
Tarnopol
Zbaraż
Trembowla
Skałat
Czortków
Husiatyn
Zaleszczyki
Terebovlja
Skalat
Stanislau
Borszczów
Buczacz
Bohorodczany
Stanislau
Bors civ
Bucac
Kolomea
Nadworna
TÅ‚umacz
Kosów
Horodenka
Kolomea
Nadvirna
Tovmac
Kosiv
Rzeszów
Rzeszów
Sniatyn
Czortków
Sanok
S
Husjatyn
Nisko
Tarnobrzeg
ŕańcut
Snjatyn
Sanok
Lisko
Lesko
Bircza
Brzozów
Sambor
Staremiasto
Sambor
Turka
Przemyśl
Przemyśl
Rudki
Drohobycz
Jaroslau
Jaworów
Żółkiew
Rawa Ruska
Żółkiew
Mościska
Cieszanów
Sokal
Stryj
An der Spitze der Bezirkshauptmannschaften
dessen Leitung Aktuare,
Adjunkten,
Kanzlisten,
10Złoczów
Mostyska
Dolina
Stryj
Kałusz
Żydaczów
und Angestellte
Jarosliv
Rudky
Javoriv
tätig waren.
Złoczów
Kalus
Zydaciv
Dolyna
stand je ein Bezirkshauptmann,
unter
Diurnisten
und Amtsdiener
als Beamte
2.
Die
kirchlichen
So bunt wie die ethnische
im Kronland
vertretenen
hang) die im allgemeinen
Monarchen
Verhältnisse
in
Galizien
1772-1918
Zusammensetzung
der Bevölkerung
war auch die Vielfalt der
Kirchen
und Konfessionsgemeinschaften
(siehe Karte 1, An¬
sehr tolerante Religionspolitik
der Rzeczpospolita
und ihrer
sowie die als Förderer
und Schutzherrn
einzelner
Konfessionen
auftretenden
polnischen
Magnaten
hatten dazu beigetragen.
Römische
Katholiken
lebten in enger
Nachbarschaft
mit griechisch-unierten
und orthodoxen
Christen,
mit Juden und Prote¬
stanten unterschiedlicher
Bekenntnisse,
mit Karaimen und Gläubigen
der unierten arme¬
nischen Kirche zusammen.
Mit wenigen Ausnahmen
signalisierte
das Glaubensbekennt¬
nis auch die nationale
Zugehörigkeit
sowie die gesellschaftliche
Position
des Bekennen¬
den. Der Modus
vivendi
beruhte
in der Praxis auf einer weitgehend
akzeptierten
Hierarchie
der Religionen
im Alltag,
an deren Spitze die tief mit Geschichte,
Kultur
und
politischem
System Polens verwobene
römisch-katholische
Kirche stand, sowie auf ei¬
nem Kanon von Privilegien
und Sonderbestimmungen
für die übrigen Konfessionen.
De¬
ren Rechte und Entfaltungsmöglichkeiten
waren aber durchaus beschränkt
und ihre Ge¬
währung vor Ort hing von der Politik und Willkür
staatlicher und privater Machtinhaber
ab. Die Bandbreite
möglicher
Existenzformen
war dabei sehr groß sie reichte von der bis
1772 in der Regel funktionierenden
Selbständigkeit
und Autonomie
der jüdischen Ge¬
meinden56 bis hin zur permanenten
Bedrängung
die römisch-katholischen
Hierarchen.
Als die durch
die erste Teilung
Polens
und Bevormundung
1772 an Österreich
der Unierten
gefallenen
Territorien
durch
zu
einem Kronland
Galizien
zusammengefaßt
und Wiener Vorstellungen
entsprechend
or¬
ganisiert wurden,
blieben auch die kirchlichen
Verhältnisse
davon nicht unberührt.
Die
wichtigsten
politisch-administrativen
Entscheidungen
wurden nun in dem zur Haupt¬
stadt erhobenen
Lemberg
gefällt, einer Stadt, die von alters her auch ein bedeutendes
kirchliches Zentrum
war. Hier amtierten
die Bischöfe dreier christlicher
Kirchen, wobei
der römisch-katholische
und der armenische
in ihrer Funktion
als Metropoliten
jeweils
einer ganzen Kirchenprovinz
vorstanden.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts
erhielt dann
auch der dritte dort ansässige Prälat, der griechisch-katholische
Bischof,
diese Würden
und Funktionen,
so daß seither drei katholische
Erzbischöfe
in Lemberg residierten:
ei¬
ne weltweit einmalige
Konstellation.
Evangelische
Christen
ließen sich erst seit Beginn der 1780er Jahre in einer größeren
Anzahl in Galizien nieder, nachdem im Zuge der Kolonisierungsbemühungen
der Wie¬
ner Regierung
1774, 1775 und 1781 durch entsprechende
freie Ansiedlung
nichtkatholischer
Kolonisten
gewährleistet
Patente
worden
und Hofdekrete
die
war.57 Von da an be-
Vgl. D. FeTTKE, S. 12-27 Jewish Privileges in the Polish Commonwealth. Charters of Rights
Granted to Jewish Communities in Poland-Lithuania in the Sixteenth to Eighteenth Centuries. Critical
Edition of Original Latin and Polish Documents with English Introductions and Notes, hrsg. von
J. GOLDBERG,Jersusalem 1985, passim.
Vgl. KESSELRING:
Die evangelischen Siedlungen, S. 10 ff.
11
saßen diese Neusiedler
ebenfalls eine eigene Kirchenorganisation
mit einem evangelischaugsburgischen
Superintendenten
in Lemberg, der einem Konsistorium
beider protestan¬
tischer Kirchen - also auch des helvetischen Bekenntnisses - in Wien verantwortlich
war.58
Unter der österreichischen
Herrschaft
wurde die Hauptund Residenzstadt
des
Kronlandes
auch für die galizische Judenheit zu einem neuen Mittelpunkt.
Das alte, in der
Rzeczpospolita
gut funktionierende
Kahal-System
mit seinen autonomen
Einrichtungen
auf Gemeinde- und Provinzebene,
faßt hatten59, wurde den neuen
wobei letztere jeweils mehrere Wojewodschaften
um¬
Herrschaftsund Verwaltungsverhältnissen
angepaßt.
Durch die 1776 von Maria Theresia erlassene „Allgemeine Verordnung
für die gesamte
Judenschaft der Königreiche
Galizien und Lodomerien&
wurden die Kahale gemäß ihres
Steueraufkommens
in vier verschiedene
Klassen mit unterschiedlichen
Rechten und
Kompetenzen
eingeteilt.
Die ihnen vorstehenden
Ältesten
hatten nunmehr
allein das
Recht, eine aus dem Landesrabbiner
und den Landesältesten
sich konstituierende
Direk¬
tion zu wählen, die aber 1785 bereits wieder abgeschafft wurde. Seitdem blieben auch die
jüdischen
Gemeinden
gänzlich
der allgemeinen
Landesverwaltung
untergeordnet
die
Zuständigkeiten
und Funktionen
der Ältesten sowie des Landesrabbiners
wurden dazu
weitgehend auf die Ausübung
geschränkt.60
Für die in einigen wenigen
thodoxie
bekennenden
standen, spielte Lemberg
Galizien drei Gemeinden
2.1.
Die
rein religiöser und ritueller
Handlungen
oder Dienste ein¬
Ortschaften
lebenden Karaimen sowie für die sich zur Or¬
Christen,
die dem in Czernowitz
residierenden
Bischof
keine Rolle. Ähnliches
gilt auch für die Mennoniten,
mit zusammen 128 Seelen besaßen.61
römisch-katholische
unter¬
die 1805 in
Kirche
Die einschneidendsten
Veränderungen
und Eingriffe
in ihren Verantwortungsbereich
hatte die römisch-katholische
Kirche hinzunehmen.
Durch die Bildung des neuen Kron¬
landes wurden seit Jahrhunderten
bestehende Bistumsgrenzen
durchschnitten
und Or¬
densprovinzen
zerteilt. Da die Habsburger,
allen voran Josef IL, danach strebten, die Kir¬
chen unter staatliche
tralistisch
verfaßten
Kuratel zu stellen und deren Strukturen
Staatsverwaltung
anzupassen, mußten
soweit wie möglich der zenentsprechende
Änderungen
vorgenommen
werden. Dies bedeutete, daß die bisherige Lemberger
Kirchenprovinz
in¬
nerhalb der galizischen Grenzen reorganisiert
und arrondiert
werden mußte, denn neben
den Bistümern
Lemberg und PrzemyÅ›l lagen auch Teile der Diözesen CheÅ‚m, Å•uck und
Kamieniec-Podolski
sowie des der Gnesener
Kirchenprovinz
zugeordneten
Bistums
Krakau auf österreichischem
Gebiet.
Wie sich bald herausstellen
sollte, stieß vor allem die Regelung der Diözesanterritorien im westlichen
Teil des Kronlandes,
der fast ausschließlich
zum Bistum Krakau ge¬
hörte, auf vielfältige
Schwierigkeiten.
Bischof Kajetan SoÅ‚tyk tat alles in seiner Macht ste¬
hende, um die südlich der Weichsel gelegenen Dekanate seiner Diözese nicht zu verlie¬
ren. Sie wurden zunächst als „Cisvistulana dioecesis& bezeichnet,
und das Lemberger
Gubernium
drängte darauf, aus ihnen einen eigenständigen
Sprengel zu bilden. Bischof
58 SCHNABEL,S. 1076 R. WALLOSCHKE:Die evangelischen Gemeinden in Galizien und ihre kirchliche Ent¬
wicklung von 1772-1918, in: Heimat Galizien, S. 109 ff.
59 FlNKEL, S.41 DE LUCA, S. 107.
60 F. Brawer, S.63-68 Grodziski: Historia ustroju, S. 107 ff.
61 L. Schneider: Kurzgefaßte Schilderung, S. 15 DEMIAN, S. 123 f.
13
UMOR:
OTKIEWICZ,
indem
er 1778 ein Generaloff
tete, um auch dadurch
izialat
in Zakrówek
zu demonstrieren,
- unweit
daß er keineswegs
von Krakau
bereit
war,
gelegen - errich¬
seinen bischöfli¬
chen Rechten über diese Gebiete zu entsagen.62 Nach längeren Verhandlungen
und auf
Grund massiven Drängens des Guberniums,
das keine Zweifel an den Wiener Absichten,
einen von Krakau unabhängigen
Sprengel zu schaffen, aufkommen
ließ, mußte SoÅ‚tyk
jedoch 1780 einer Verlegung
des Generaloffizialats
nach Tarnów
zustimmen.
Ein Jahr
später amtierte dort als Kirchenleitung
ein „Consistorium Tarnoviense
ac per dioecesim
Cracoviensem
in Regnis Galiciae et Lodomeriae
sitam generale& unter einem General-offizial.
Dieser
wurde
1783 durch
ein kaiserliches
Dekret
zum Bischof
ernannt
und sein Ju¬
risdiktionsbereich
zum Bistum
Tarnów
erhoben.
Die päpstliche
Zustimmung
und
Approbation
als selbständige Diözese erhielt Tarnów
1785 und 1786 durch Pius VI.63
Lange unentschieden
blieb die Zugehörigkeit
des außerhalb der galizischen Grenzen
liegenden Dekanats Zips. Bereits 1776 hatte die ungarische Hofkanzlei
dessen Anschluß
an das Zipser Bistum verlangt. Zehn Jahre später wurde dieser Sprengel, der sechs Pfar¬
reien, zwei Filialkirchen
und das Piaristenkloster
in Pudlein (Podoliniec)
umfaßte, als
„Generalny Wikariat
Wieczysty
Kapitelvikar
des Zipser Diözese
w Lubowli&
[Ewiges Generalvikariat
in Lublau]
dem
unterstellt,
wobei ihm der Bischof von Tarnów die ent¬
sprechenden
Rechte abtrat, damit „natusseu perpetuus vicarius noster Lubovlensis
plenam et omnimodam
potestatem
habeat&.64 1801 wurde das Generalvikariat
dem Bistum
Zips inkorporiert,
jedoch drei Jahre später wieder Krakau unterstellt.
Nachdem
Krakau
aber ein Teil des Herzogtums
Warschau geworden war, wurde das Generalvikariat
1809
restituiert
und 1811 endgültig
der Zipser Diözese eingegliedert.65
Da die österreichische
Regierung klare Verhältnisse
schaffen wollte und die Grenzen
der Diözesen mit denen der politischen
Kreise übereinstimmen
sollten, mußte das neu er¬
richtete Bistum Tarnów mit der Nachbardiözese
Przemyśl einige Dekanate
daß künftig der gesamte damalige Kreis Dukla (später JasÅ‚o) dem Tarnower
tauschen, so
und der gan¬
ze Kreis Rzeszów dem Bischof von PrzemyÅ›l unterstanden.66 Als dann nach der dritten
Teilung Polens Österreich in den Besitz von Krakau gekommen war, wurde die Diözese
Tarnów
1805 wieder aufgelöst, wobei der Krakauer
Bischof aber nur einen Teil des ihm
verlorengegangenen
Jurisdiktionsbereiches
wiedererlangte,
da die Kreise Tarnów
und
Jasło dem Bistum Przemyśl zugeschlagen
wurden.67 Weil Wien im Frieden von Schön¬
brunn von 1809 auf seinen gesamten aus der dritten Teilung resultierenden
Gebietszu¬
wachs wieder verzichten
mußte, verlor das Krakauer Bistum ein weiteres Mal die südlich
der Weichsel gelegenen Dekanate, für die seit 1811 ein mit Sitz in Alt-Sandez
errichtetes
Generalvikariat,
das von der Lemberger
Metropolitankirche
beaufsichtigt
wurde, zustän¬
dig war.68 Schon 1 8 12 lag nach dem Tod des Lemberger Erzbischofs
die Zuständigkeit
wie¬
der bei Krakau. Auch dieser Zustand währte nicht lange, denn durch ein von Franz 1. 1816
erlassenes Dekret wurde die Diözese Tarnów restituiert und die kurz zuvor aufgelöste Be¬
nediktiner-Abtei
in Tyniec zum Sitz des Bischofs bestimmt. Dessen Jurisdiktion
erstreck¬
te sich fortan über die Kreise MyÅ›lenice (später Wadowice),
Sandez, Tarnów und Bochnia.
62 Schematyzm diecezji Tarnowskiej na rok 1977, S.23.
63 Ebenda, S.23 J. Rzepa, S. 153 f.
Diecezja Tarnowska, S. 80 M. G
64 Zitiert nach K
65 KUMOR: Diecezja Tarnowska, S.81.
66 KUMOR: Organizacja terytorialna, S.193.
67 Schematyzm (wie Anm. 154), S.23.
68 Ebenda, S.24 Kumor: Diecezja Tarnowska, S.97.
14
SoÅ‚tyk kam den österreichischen
Vorstellungen
S. 101.
jedoch
nur auf halbem
Wege entgegen,
Die päpstliche Bestätigung
lungen mit der Verlegung
Auch
die Grenzen
erfolgte 1 82 1 . Endgültig
abgeschlossen wurden diese Neurege¬
der bischöflichen
Residenz nach Tarnów im Jahr 1 826.69
der beiden anderen, viel älteren
Diözesen
waren neu zu ziehen. Ih¬
nen wurden, wie es scheint zunächst ohne päpstliche Zustimmung,
die von den oben ge¬
nannten Nachbardiözesen
abgetrennten
Dekanate und Pfarreien eingegliedert
- lange ge¬
gen den Widerstand
der galizischen Prälaten, die diese Verletzung
kanonischer
Rechtsbe¬
stimmungen
nicht akzeptieren
wollten.
Alle Versuche der Bischöfe von PrzemyÅ›l und
Lemberg, den ihren Jurisdiktionsbereichen
aus anderen Bistümern
zugeordneten
Spren¬
gein durch die Errichtung
von Kapitelkollegiaten,
Offizialaten,
eigenen Konsistorien
oder auch nur Archidiakonaten
eine Sonderstellung
einzuräumen,
wurden durch ein kai¬
serliches Dekret 1784 endgültig unterbunden.70
So wurde PrzemyÅ›l durch einen Erlaß Jo¬
sefs IL 1782 um den gesamten galizischen Teil der Diözese CheÅ‚m erweitert. Einige Jah¬
re später erfolgte eine Gebietsregulierung
mit Lemberg, um die kirchlichen
Demarkatio¬
nen denen der Kreisterritorien
anzugleichen.
1796 bestätigte die Kurie die im Jahr 1787
getroffenen
Veränderungen,
denen zufolge jeweils der gesamte Kreis Żółkiewund Stryj
dem Erzbistum,
die Kreise Sambor und Przemyśl dessen Suffragan eingegliedert
wur¬
den.71 Lembergs
Jurisdiktion
wurde
außerdem
1 786 um die 1 8 in der Bukowina
befindli¬
chen Pfarreien und bis 1819 um die bisher dem Bistum Kamieniec unterstehenden
18 Ge¬
meinden im Kreis Czortków
erweitert.
Das Territorium
der Metropolitandiözese
er¬
streckte sich nun über 51 723 km2, d.h. über mehr als die halbe Fläche des Kronlandes.
Untergliedert
war die Diözese in die Dekanate:
Lemberg/Stadt,
Lemberg/Umgebung,
Bełz, Brody,
Brzeżany, Busk, Gródek, JazÅ‚owiec, Kolomyja,
Stanislau,
Stryj, Swirz,
Trembowla
und Żółkiew.72Das Bistum PrzemyÅ›l umfaßte seit 1821 die Kreise JasÅ‚o,
PrzemyÅ›l, Rzeszów, Sambor und Sanok.
Eng eingebunden
in das politische
und gesellschaftliche
Leben der Rzeczpospolita
und ähnlich wie die Staatsämter bekleidenden
polnischen
Adligen der Krone Polen ver¬
pflichtet
und ergeben, konnte es den katholischen
Prälaten nicht leicht fallen, sich der
österreichischen
Herrschaft
zu beugen und deren Richtlinien
für das kirchliche
Leben zu
akzeptieren.
Dennoch
erwuchs von ihrer Seite kein ernsthafter
Widerstand
gegen die
neue Regierung, deren Anweisungen
und Befehlen in der Regel loyal und pflichtgemäß
Folge geleistet wurde.73 Möglichkeiten
der politischen
Mitbestimmung,
wie sie unter der
polnischen
Krone bestanden hatten, existierten
nun nicht mehr, denn die von Wien ge¬
währte Ständeverfassung
des Kronlandes
bot so gut wie keinen Ersatz für die Rechte und
Privilegien,
die der polnische
Adelsparlamentarismus
der römisch-katholischen
Kirche
garantiert hatte. Seit 1775 waren die Hierarchen
aller nichtprotestantischen
christlichen
Kirchen Angehörige
der in drei Kurien gegliederten Landstände. Alle Bischöfe, Äbte und
infulierten
Prälaten zählten zum Herren-, alle übrigen Prälaten und Kanoniker
zum Rit¬
terstand. Durch die von Josef IL verordnete
Neuregelung
im Jahr 1782 und endgültig
durch die „Erneuerte Verfassung& von 1817 wurde die politische Repräsentanz der Geist¬
lichkeit dann wieder etwas eingeschränkt
sie bildete von nun an einen eigenen Stand. Sitz
und Stimme in dem mit geringen Kompetenzen
ausgestatteten Landtag hatten alle Erzbi¬
schöfe, Bischöfe und Äbte, infulierte
Prälaten sowie zwei Vertreter
des römisch-katholi-
69 Kumor: Organizacja terytorialna, S. 141.
70 Ebenda, S. 143 ff.
71 Kumor: Organizacja terytorialna, S. 138 E. SZCZERBIŃSKI:
S. 113 f.
72J. KRETOSZ:Organizacja, S.24f.
73 Vgl. Grodziski: Historia ustroju, S. 117f.
15
chen
Lemberger
und je ein Vertreter
der übrigen Domkapitel
oder Konsistorien.74
Der
s
Erzbischof
von Lemberg bekleidete außerdem die Würde eines Primas für Galizien.
Die römisch-katholischen
Oberhirten
regierten
ein Kirchenvolk,
das 1774 in 694
Pfarreien betreut wurde, während man zur gleichen Zeit in den Eparchien der Unierten
3321 Seelsorgerstellen
zählte. Allerdings
versahen die Mönche in den 165 katholischen
Klöstern ebenfalls Pfarrdienste.75 Exakte Angaben über die Anzahl der Gläubigen in den
katholischen
Kirchen
besitzen wir für die ersten Jahrzehnte
der österreichischen
Herr¬
schaft nicht. Auf Grund
der Verteilung
der Pfarreien sowie der ethnisch-demographi¬
schen Besonderheiten
Galiziens
läßt sich lediglich der Schluß ziehen, daß die ländliche
Bevölkerung
zu zwei Dritteln
der unierten Kirche angehörte.76 Entsprechend
der Bevöl¬
kerungszusammensetzung
in den einzelnen Landesteilen
unterschieden
sich die Deka¬
nats- und Pfarreistrukturen
erheblich. In den rein polnischen
westlichen
Kreisen über¬
wog die Zahl der dörflichen
Pfarrstellen
bei weitem die der Stadtpfarreien,
während in
Ostgalizien,
wo sich die polnische Bevölkerung
eher in den Städten und Märkten
kon¬
zentrierte und auf dem flachen Land nur als schmale grundherrliche
Oberschicht
präsent
war, fast nur städtische
Pfarreien existierten.
Diese bestanden dazu aus einer entspre¬
chend hohen Zahl eingepfarrter
Dörfer, wie folgende Tabelle beispielhaft
zeigt77:
Landesteil
Ost/West
Dekanat
Stadtpfarreien
Stadtfilialkirchen
O
O
O
Kolomea
Halicz
Janów
v. Lemberg)
(nördl.
10
12
5
1
-
1
2
_
-
w
w
w
Tarnów
Dobczyce
Auschwitz
-
17
20
13
2
3
2
3
3
2
Dorfpfarreien
Dorffilialkirchen
Ein extremes Beispiel stellte die Pfarrei Kałusz dar, von der noch in der Mitte des 19.
Jahrhunderts
58 Dörfer in einem Umkreis von rund 45 km mitbetreut
werden mußten.78
Ein sehr lange Zeit kaum lösbares Problem bildete neben den riesigen Gemeindebe¬
zirken in den östlichen
Kreisen der chronische
Priestermangel,
durch welchen die Seel¬
sorge in den katholischen
Bistümern
stark behindert
wurde. Die österreichische
Regie¬
rung zeigte in dieser Angelegenheit
eine sehr zwiespältige
Haltung,
da sie einerseits den
Personalbestand
der Kirchen
insgesamt nicht erhöhen und zusätzliche
Einrichtungen
nicht zulassen wollte, andererseits aber aus vielfachen Überlegungen
heraus an einer flä¬
chendeckenden
Seelsorge durchaus interessiert war. Eine Möglichkeit,
diesem Dilemma
zu entgehen, bot eine allgemeine Pfarreienregulierung
mit dem Ziel, den Bestand an rö¬
misch-katholischen
Pfarrstellen
etwas zu erhöhen und die Zahl der unierten Pfarreien
durch deren Konzentrierung
zu verringern.
Sie wurde seit 1782 parallel zur gleichzeitig
74ŕOZIŃSKI:
Szkice z historyi, S.31 Versuch einer Darstellung der österreichischen Monarchie ... 1828.
75Wl. Chotkowski,
S.III.
76 A. Brawer, S.21.
77 Basierend auf St. Litak: Karten XVI-XX.
78M. von Malinowski,
S.768.
16
vorangetriebenen
das Kirchensystem
auch gewährleistet,
len der staatlichen
Auflösung
zahlreicher
Ordensniederlassungen
den Vorstellungen
der Regierung angepaßt.
durchgeführt
und so
Auf diese Weise wurde
daß die Geistlichen
als Verkünder
von Verwaltungsakten
Stellen bis auf die Ebene der Dominien
hinab verfügbar
und Befeh¬
waren. Die
österreichische
Bürokratie
schaute nämlich auf die Kirche „wieauf eine Institution,
die in
den Dienst des Staates zu nehmen war, und die Geistlichkeit
wurde wie eine Gruppe von
Staatsfunktionären
behandelt,
die man für viele staatliche
Verwaltungsakte
brauchte,
z. B. für die Durchführung
von Konskriptionen,
zur Führung des Zivilregisters,
öffentlichung
von Anordnungen
und Vorschriften
usw.& 79Die Dekane hatten
auch die Aufsicht über alle Trivialund Hauptschulen
in ihren Distrikten
de die Schulaufsicht
aber den Kreisämtern
übertragen.80
Durch
die Pfarreienregulierung
erhöhte
sich allmählich
die Zahl
wie
zur Ver¬
zunächst
inne. 1808 wur¬
der Pfarrstellen
-
1774: 694, 1828: 743, 1840: 800, 1910: 870.81
Allein dadurch konnte aber das Problem des allgemeinen Priestermangels
nicht beho¬
ben werden, denn Geistliche wurden auch an Filialkirchen
und in anderen Einrichtungen
gebraucht. Die Ausbildung
des Priester-Nachwuchses
blieb bis in die Mitte des 19. Jahr¬
hunderts ein ungelöstes Problem. 1809 standen beispielsweise für die 202 Pfarreien und die
dazugehörigen
Nebenstellen
des Erzbistums
Lemberg nur 226 Geistliche
zur Verfügung,
von denen 85 Ordensmönche
aufgelöster Klöster und Kongregationen
waren. 1820 waren
70 Pfarreien ohne einen festen Ortsgeistlichen.
Noch schlechter stand es um die Diözese
Przemyśl, in der trotz des Zuzuges (meist schlecht ausgebildeter)
Priester von außerhalb 20
Pfarreien nicht besetzt werden konnten. Im Generalvikariat
Alt-Sandez
gab es fünf vakan¬
te Stellen. Der zusätzliche Bedarf wurde damals in Lemberg auf 100, in PrzemyÅ›l sogar auf
173 Geistliche veranschlagt.82 Zwischen 1776 und 1781 wurden im letztgenannten
Bistum
jährlich nur zehn Neupriester
geweiht, und die Verhältnisse
in der Erzdiözese
lagen ähn¬
lich.83 Ausscheidende
Geistliche konnten nicht mehr in erforderlichem
Maße ersetzt wer¬
den. Diesem Phänomen lagen ganz verschiedene Ursachen zugrunde. Man kann davon aus¬
gehen, daß die Stellung eines Pfarrherrn
unter österreichischer
Herrschaft
weniger unab¬
hängig 84und somit mit weniger Prestige verbunden war als dies in der Rzeczpospolita
der
Fall gewesen war. Außerdem
stand sich ein geistlicher
Amtsträger
nun materiell
schlechter
als vorher. Dazu beigetragen haben vor allem die Josefinischen
Reformen, die durch Pfar¬
reiregulierungen,
die Verstaatlichung
von Kirchenvermögen
und der herkömmlichen
Ein¬
kommensquellen
die Einkünfte
der katholischen
Geistlichen
stark beschnitten und nivel¬
lierten. Bis dahin war die materielle und finanzielle Ausstattung
der Pfarreien in der Regel
sehr attraktiv gewesen, wofür auch die große Zahl von Amtsinhabern
adliger Herkunft
ein
Beleg ist. Von 210 Primizianten,
die sich in der Lemberger Diözese zwischen 1700 und 1772
identifizieren
lassen, stammten 49 von Magnaten-, 96 von Szlachta- und nur 65 von bäuer¬
lichen Familien ab.85 Ein Pfarrvikar
konnte hier im 1 8. Jahrhundert
bis zu 300 Gulden (Flo¬
rin, fl. = 60 Kreuzer)
jährliches
Gehalt
beziehen,
ein Pfarrer
schon zu Beginn des Jahrhun-
79ŕoziński: Początki,
S.203.
80Schneider: Kurzgefaßte Schilderung, S.26.
81Versuch einer Darstellung ... 1828 WIESIOLOWSKI,S.52f. Österreichisches Statistisches Handbuch,
30.Jg., 1911, S.336.
82 M. Rechowicz, S.213f. Kumor: Diecezja Tarnowska, S.484.
83Vgl. RECHOWICZ,ebenda, S. 209 ff. J. RAB: Seminarium, S.296 J. KRETOSZ:Organizacja archidiecezji,
S.159.
84Vgl. etwa die bei Kratter,
Bd. 2, S. 10-15, geschilderten Zustände in den Reihen des höheren und nie¬
deren Klerus.
85 KRETOSZ:Organizacja archidiecezji, S.213.
17
derts bis zu 700 fl.86 Dessen Versorgung
garantierte das sogenannte Beneficium,
das sich in
der Regel aus zwei oder mehr Hufen Land, Holz- und Fischereirechten,
dem Zehnt der eingepfarrten Orte sowie speziellen lokalen Abgaben, Stolgebühren
und ähnlichem zusam¬
mensetzte.87 Das jährliche Einkommen
eines Pfarrers in den auf galizischem Territorium
liegenden Gemeinden
des Bistums Krakau belief sich zu Beginn der 1770er Jahre sogar auf
durchschnittlich
1025 fl.88 Allerdings
gab es krasse Unterschiede,
da die Beneficia, die vom
Stiftungsvermögen
sowie
Art
und Umfang
der ihnen
zugrunde
liegenden
Ausstattungen
abhingen, kaum vergleichbar
waren. Sie reichten von 20 fl. in der Pfarrei Wojakowa
kanats Lipnica Murowana
bis zu 431 1 fl. für den Pfarrer von Otfinów
im Dekanat
des De¬
Opato¬
wiec. Von den 374 Krakauer Pfarreien auf galizischem Gebiet liegen für 348 Angaben
die Jahreseinkommen
der Pfarrer vor. Demnach bezogen:
Anzahl der Pfarrer
Jahreseinkommen in Gulden
12
21
29
23
16
32
19
35
15
23
13
15
10
8
6
7
3
8
3
11
5
5
1
5
3
2
4
3
5
3
3
bis zu 100
101- 200
201- 300
301- 400
401- 500
501- 600
601- 700
701- 800
801- 900
901-1000
1 001-1 100
1101-1200
1201-1300
1301-1400
1401-1500
1 501-1 600
1 601-1 700
1 701-1 800
1 801-1 900
1901-2000
2001-2100
2101-2300
2301-2400
2401-2 500
2501-2600
2601-2 800
2 801-2900
2901-3 000
3001-3500
3501-4000
4001-4311
über
Ebenda, S. 192, 220.
Ebenda, S. 191.
Basierend auf der Auflistung bei KUMOR:Diecezja Tarnowska, S. 11-24 ein Kanzlist erhielt in jenen Jah¬
ren 400 fl., ein Universitätsprofessor zwischen 1 000 und 1 600 fl. jährlich. Vgl. KRATTER:Bd. 1, S.2 17, 48.
Nach SCHNEIDER:Das Kolonisationswerk, S. 11, erhielten die Bauarbeiter in Lemberg 1796 einen Tage¬
lohn von 45 Kreuzer (Polier), 30 Kreuzer (Geselle), 20 Kreuzer (Lehrling). Ein einfaches Bauernhemd
aus Hanfleinwand kostete nach J. Rohrer:
18
Bemerkungen, S. 85, 15 Kreuzer.
Der Vollständigkeit
tungen
halber
1777 aus ihren
seien hier noch
galizischen
Gütern
die Einkünfte
und Liegenschaften
Lemberg
Lemberg
Lemberg
Przemyśl
Przemyśl
Krakau
Chełm
Chełm
(römisch-katholisch):
(griechisch-katholisch):
(armenisch-katholisch):
(römisch-katholisch):
(griechisch-katholisch):
(römisch-katholisch):
(römisch-katholisch):
(griechisch-katholisch):
Å•uck
Kamieniec-Podolski
(griechisch-katholisch):
(römisch-katholisch):
Vor allem die von Josef IL eingeleiteten
brachten hier einschneidende
Veränderungen.
en und Pfarrern
Durch zahlreiche
der Stolgebühren
Pfarrern
aufgelistet,
die die Bistumslei¬
bezogen89:
10070
21 694
2595
20 633
2 394
28 368
3303
2358
fl.
fl.
fl.
fl.
fl.
fl.
fl.
fl.
331 fl.
7 000 fl.
Reformen
und Säkularisierungsmaßnahmen
Den Bischöfen,
Domkapiteln,
Konsistori¬
wurde
die freie Verfügung
über ihre Einkommensquellen
entzogen.
seit 1779 erlassene kaiserliche
Dekrete und Patente wurden die Höhe
festgelegt, die Kumulation
von Benefizien
verboten,
die Investitur
von
strengeren
Bestimmungen
unterworfen,
den Geistlichen
Residenzpflicht
ver¬
ordnet und im Zuge der nur langsam vorankommenden
Pfarreiregulierung
1785 auch
die Einkommen
der Pfarrer neu bestimmt. Die Dotation
eines Pfarrers lag von nun an bei
durchschnittlich
400 fl., die eines Lokalkaplans
bei 300 fl., der Verweser
einer Expositur oder ein Vikar
sollten
jährlich
200 fl. erhalten.
Wo
die Ausstattung
einer Seelsorge¬
stelle diese Einkommen
nicht erbrachte, wurde der Fehlbetrag
aus einem Religionsfond
bezahlt90, der 1782 aus dem kassierten und eingezogenen
Kirchenvermögen
eingerichtet
worden war. Er diente seither als eine Art staatlich verwaltete
Finanzierungs-,
Pensions¬
und Unterstützungskasse.
Neben der materiellen
Verschlechterung,
die der Attraktivität
des Priesteramtes
er¬
heblichen
Abbruch
getan haben dürfte, hat zum chronischen
Nachwuchsmangel
viel¬
leicht auch beigetragen,
daß das traditionelle
Rekrutierungsfeld
möglicher
Kandidaten
überwiegend
im städtischen
Bereich und auf den Adelshöfen
lag. Diese
Einflüssen
von Zeiterscheinungen
wie Aufklärung
und säkularisierter
waren eher den
Lebensführung
ausgesetzt wie etwa die dörfliche
Bevölkerung.91
Zu den quantifizierbaren
und leichter zu
bestimmenden
Faktoren
gehörten dagegen Hindernisse,
die durch die staatliche Kirchen¬
politik errichtet wurden.
Dazu zählten seit 1776 die von Wien über das Gubernium
im¬
mer wieder vorgetragenen
und 1783 durch kaiserliches
Dekret endgültig
durchgesetzten
Forderungen,
die Theologenausbildung
um rechtskundliche
und philosophische
Studien
zu erweitern,
Überlegungen
wie auch das temporäre
Verbot, Neupriester
zur Standardisierung
des Studienprogramms,
genausbildung
bischöflichen
stärker als bisher
Seminare aufgelöst
neralseminar
übertragen
staatlicher
Kontrolle
und deren Einkünfte
werden.92 Hier
sollten
künftig
zu weihen. Aus finanziellen
aber auch um die Theolo¬
zu unterziehen,
mußten 1783 alle
an ein in Lemberg eröffnetes Ge¬
die Alumnen
aller Diözesen
ge-
KUMOR: Diecezja Tarnowska, S.66.
Ebenda, S.563 ff in der Praxis bedeutet dies jedoch, daß z.B. 1822 ein Dorfgeistlicher mit 250 fl. aus¬
kommen mußte, ein Stadtpfarrer dagegen- etwa in Lemberg - bis zu 600 fl. bezog. Ebenda, S.484.
Rechowicz, S.216.
Rab, S.355.
19
meinsam sechs Jahre studieren, und nur wer das Seminar mit guten Zeugnissen absolvier¬
te, konnte anschließend
die Priesterweihe
empfangen.
So positiv die inhaltliche
Reform der Priesterausbildung
auch gewesen sein mag, so
erschwerte sie doch vielen möglichen
Kandidaten
den Zugang zum Seminar.
dort aufgenommen
zu werden, mußte ein entsprechendes Schulabgangszeugnis
Denn um
vorgelegt
werden, d. h. ein Schulbesuch
testiert sein, den sich vor allem die ländliche
Bevölkerung
nicht leisten konnte. In den 1840er Jahren setzte sich beispielsweise
eine soziologisch
nä¬
her untersuchte Gruppe von 43 Geistlichen
der Diözese PrzemyÅ›l hinsichtlich
ihrer so¬
zialen Herkunft
folgendermaßen
Herkunft
Anzahl:
Gutsbesitzer
Pächter/Beamte
Bürger/Kaufleute
Handwerker
Bauern
4
14
15
6
4
Für ganz Galizien
standen
zusammen93:
1783 nur 17 Lateinschulen
zur Verfügung,
die mit weni¬
gen Ausnahmen Ordenseinrichtungen
unterschiedlicher
Qualität waren.94 Etwas verbes¬
sert zeigte sich das Schulwesen erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts,
als neben 46 Hauptund 2103 Trivialschulen
sieben achtklassige
und sechs sechsklassige Gymnasien
ihre
Pforten geöffnet hatten. An letzteren wurden 1851 insgesamt 4349 Schüler unterrichtet.95
Gänzlich behoben werden konnte der Nachwuchsmangel
im gesamten 19. Jahrhun¬
dert nicht. Zwar konnten
1819 in PrzemyÅ›l und Tarnów wieder Diözesanseminare
ihre
Tätigkeit aufnehmen und auch in Kalwaria
Zebrzydowska
und in Bochnia theologische
und philosophische
Studien betrieben werden96, aber ohne daß sich dadurch ein wirklich
zufriedenstellender
Zustand ergeben hätte. Um die größten Lücken zu schließen, mußte
man daher auf Zöglinge und Neupriester
aus nichtgahzischen,
vor allem aus böhmischen
Diözesen zurückgreifen.97
Einen Fortschritt
konnte man jedoch im 1 9. Jahrhundert
konstatieren:
Die strengen
Ausbildungsbestimmungen,
die von der Wiener Regierung erlassen worden waren, haben
immerhin den Effekt gezeitigt, daß zwischen 1822 und 1918 alle Alumnen,
die in die gali¬
zischen Seminare aufgenommen
wurden, mindestens
das Abgangszeugnis
einer Mittel¬
oder Realschule besaßen.98
Viel radikaler als die Veränderungen,
denen sich die weltliche Geistlichkeit
ausgesetzt
sah, war die Reorganisation
des Klosterwesens
in Galizien.
Trotz aller Krisen, vielleicht
auch infolge der ökonomischen,
politischen
und sozia¬
len Erschütterungen,
die Polen im 1 7. und 1 8. Jahrhundert
erlebte, hatte die Zahl der Klo¬
stergründungen
auf dem Territorium
des späteren Kronlandes
Galizien
bis zum Ein¬
marsch der Österreicher
stetig zugenommen.
Die teils noch heute erhaltenen, im Stil des
93Nach B. ŕopuszański, S. 191-199.
94Tokarz, S.396.
95Hain, Bd.2, S.642f., 661. Siehe auch I. Beidtel,
96 KUMOR:Diecezja Tarnowska, S. 483 ff.
97 Ebenda, S.5 10.
98 Ebenda, S.509.
20
S. 115 ff.
Barock und Rokoko
erbauten Kirchen, Kapellen, Kollegiate
und Klöster in Leżajskund
Wiśnicz, in Brzeżany und Tarnopol,
besonders aber in Krakau und Lemberg legen davon
ein beredtes Zeugnis ab. Allein in der Diözese PrzemyÅ›l wuchs die Zahl der Männerklö¬
ster von der Mitte des 17. Jahrhunderts
bis zum Jahr 1772 um 21 auf 46 Mönchs-, die der
Nonnenklöster
auf fünf an.99 In Lemberg zählte ein Zeitgenosse damals 95 Kirchen und
Klöster sowie - abzüglich
des weltlichen
Klerus - rund 700 Nonnen
und Mönche, eine
Zahl, die von den zur gleichen Zeit an den städtischen Normalund Lateinschulen
unter¬
richteten Kindern
nur um 29 übertroffen
wurde.100 Der wirtschaftliche
Nutzen der Or¬
denshäuser war für die Lemberger Bürgerschaft
sehr gering, denn die Klöster zahlten auf
Grund von Immunitäten
und Privilegien
keine Steuern, boten dank ihrer Autarkie keine
Verdienstmöglichkeiten
für das örtliche Gewerbe, ja schädigten dieses direkt, unter an¬
derem durch die Wahrnehmung
eigener Ausschankrechte
und entsprechender
geschäft¬
licher Aktivitäten.101
Nicht
nur
große
Städte
wie
Lemberg
besaßen
eine
große
Anzahl
an Klöstern
1772/1773 existierten
z. B. auch in PrzemyÅ›l neun (7 Mönchs- bzw. 2 Nonnenklöster),
in
Jaroslau und Sambor jeweils fünf (4 bzw. 1) Ordensniederlassungen.102
Wie auch sonst in Polen waren auch in Galizien Dominikaner,
Bernhardiner,
Fran¬
ziskaner, Jesuiten und Reformaten
am zahlreichsten
vertreten.
Als die österreichische
Verwaltung
daranging,
Ordenseinrichtungen
zu regulieren
und aufzulösen,
gab es im
Kronland bereits keine Jesuiten mehr. Durch das Breve „Dominus ac redemptor& war der
Orden 1 773 von Papst Clemens XIV. aufgehoben
worden. Sein Vermögen
war direkt in
die Hände des österreichischen
Staates übergegangen.103 1779 waren noch folgende rö¬
misch-katholische
Orden
und Kongregationen
Orden
in Galizien
vertreten
104:
Zahl der Klöster
Gesamtzahl
und Niederlassungen
der Mitglieder
Männerorden
1. Dominikaner
36
445
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
17
16
12
9
9
7
7
6
6
6
6
4
3
295
382
266
153
123
43
24
103
103
89
47
27
37
Franziskaner (Konv.)
Bernhardiner
Reformaten
Beschuhte Karmeliter
Kapuziner
Vinzentiner
Chorherren vom Heiligen Grab
Unbeschuhte Karmeliter
Piaristen
Trini tarier
Augustiner
Barmherzige Brüder
Pauliner
J. Kloczowski, S. 45.
Vgl. Kratter,
Bd. 1, S. 120, 164.
KlOCZOWSKI, S.55 hierbei bleiben die griechisch-katholischen Klöster unberücksichtigt. Laut RUMI,
C.W.Rasp.S.480.
S. 3 16, gab es um 1800 in Przemyślnoch 14 Ordensniederlassungen bei einer Einwohnerzahl von 5 500.
P.P. GACH: Geografia, S.9.
21
Nach P.P. Gach: Kasaty zakonów, S.26.
Orden
Zahl
der
und
15.
Benediktiner
16.
Dominikaner
17.
Theatiner
18.
Zisterzienser
19.
Prämonstratenser
20.
Chorherren
21.
Lateranensische
Klöster
Gesa
Niederlassungen
der
(Observ.)
27
187
von
der
Buße
Chorherren
32
106
15
Frauenorden
1. Dominikanerinnen
2.
Benediktinerinnen
3.
Brigittinnen
4.
Sakramentinerinnen
5.
Bernhardinerinnen
6.
Barmherzige
7.
Klarissinnen
8.
Beschuhte
9.
Unbeschuhte
10.
52
17
Schwestern
16
Karmeliterinnen
38
17
Karmeliterinnen
Augustinerinnen
Die
133
139
81
73
Dominikaner,
verteilten
sich
die
praktisch
mit
über
weitem
das
Abstand
gesamte
die
meisten
Kronland
mit
Ordenshäuser
folgenden
u
Niederlassungen
Borek
Bohorodczany
Bochnia
Auschwitz
Stary
Åšniatyn
Tarnopol
Buczacz
Brody
Czernielica
Czortków
Cieszanów
Halicz
Schrittweise
die
österreichische
system
anzugleichen.
und
ŕańcut
Lemberg
Wielkie
Tyśmienica
Potok
Podkamien
Mościska
ZÅ‚oty
Żółkiew
Żmigród
Jesupol
Jaworów
Jasłowiec
Przemyślany
Przemyśl
Kolomea
Sambor
Rohatyn
parallel
zur
Verwaltung,
Die
durch
Reorganisation
auch
das
die
Teilung
des
OrdensPolens
Oczy
weltlichen
und
Kirchenwesens
Klosterwesen
ebenfalls
dem
auseinandergerissenen
Staa
die Aufnahme
von Novizen
auf ein Minimum
beschränkt
werden.
Außerdem
mußten
das
interne Ordensleben
kaiserlichen
Vorstellungen
gemäß reformiert
und der Bestand der
Klöster reduziert
werden.106 Vor allem letzteres lag dem Kaiser sehr am Herzen, zumal
hier sozusagen zusätzliche
Mittel und Möglichkeiten
für den nötigen Auf- und Ausbau
des Kronlandes
brach zu liegen schienen.
Da Josef dezidiert
der Meinung
war, daß Gebet und Andacht
allein keinen volkswirt¬
schaftlichen
Gewinn
und keinen Nutzen für Land und Leute brachten, erließ er im De¬
zember 1781 und im Januar des folgenden
Jahres Anordnungen,
alle kontemplativen
Nonnenund Mönchsorden
aufzulösen.107 Noch 1782 wurden in Lemberg
15 Frauenund 12 Männerklöster
bzw. Niederlassungen
kassiert - darunter
18 römisch-katholi¬
sche.108 Bis zum Jahre 1795 summierte
sich die Zahl der in ganz Galizien aufgelassenen
Ordenshäuser
auf 116 Mönchs- und 24 Nonnenklöster
aller Riten.109 Da, wenn man den
Zeitzeugen
glauben darf, sehr viele Ordensleute
in Galizien ein mehr oder weniger be¬
schauliches Leben geführt und oft auch ein recht ungebührliches
Verhalten
an den Tag
gelegt hatten &°, konnte dies von Wien und dem Gubernium
leicht zum Anlaß genommen
werden, den Kreis aufzulösender
Kongregationen
sehr weit zu ziehen. So wurden von
den Abolitionskommissaren
und ihren Beamten sämtliche Häuser der Chorherren
vom
hl. Grab, der Trinitarier,
der Pauliner, der Dominikaner
(Observ.),
der Theatiner,
der
Prämonstratenser,
der lateranensischen
Chorherren,
der Benediktiner
und
der Zister¬
zienser aufgehoben und ihr Vermögen dem Religionsfond
zugeführt.
Die anderen Orden
mußten hohe Einbußen
hinnehmen,
darunter auch die ihrer akademischen
und wissen¬
schaftlichen
Tätigkeiten
wegen in Polen hoch geschätzten
Piaristen.111 Im einzelnen
Vinzentiner
verloren
90%
Piaristen
Augustiner
Barmherzige
Unbeschuhte
Kapuziner
Bernhardiner
Reformaten
83,3%
83,3%
75%
66,6%
33,3%
22,2%
21,4%
Brüder
Karmeliter
Von den Nonnenorden,
ihres Vermögens.112
die sich allgemein
eines viel besseren Rufs erfreuten
als die
männlichen
Klostergemeinschaften,
waren bis 1795 diejenigen der Dominikanerinnen,
der Brigittinnen,
der Benediktinerinnen,
der beiden Kongregationen
der Karmeliterinnen
und der Hl. Geist-Schwestern
gänzlich aufgelöst worden. 75% bzw. 25% ihres Bestan¬
des hatten die Klarissinnen
und die Bernhardinerinnen
bis dahin verloren, während die
Sakramentinerinnen
und
schont blieben. Letztere
waltung hoch geschätzt,
die Barmherzigen
Schwestern
von staatlichen
Eingriffen
ver¬
wurden wegen ihres karitativen
Engagements
auch von der Ver¬
konnten hier und da sogar zusätzliche Unterstützung
vom Staat
Siehe dazu ausführlicher GACH: Kasaty, S.27ff.
GACH, ebenda, S.29 CHOTKOWSKI,S. 16.
Gach: Kasaty, S.30 J. Piotrowski, S.1 11 f .
Gach: Kasaty, S.31 f.
Vgl. KRATTER,Bd. 2, S. 10-15.
Vgl. I. Buba, S. 13-37.
GACH: Kasaty, S. 31 f.
23
erhalten.
Eine
folgendermaßen
entsprechende
begründet:
Entscheidung
wurde
z.B.
1782
von
einem
Landesbe
„Der Eifer,
mit welchem
die Stiftung
der Soeurs
de la Charite
auf die reine
Menschenliebe
det, die unentgeltliche
Krankenpflege,
die Erziehung
der Waisenkinder,
reinlich,
sparsam
Abbruch
ihrer
eigenen
Unterhaltung
besorgt,
in Anbetracht
wessen
weiland
Seine Majes
dem Lande
vorfindigen
Stiftungen
der S. d. 1. Charite
mit einer
jährlichen
Zulage
von 5
digt hat.&
&3
Die
übrigen
pflichtung
hörden
Nonnenorden
halten,
besonders
bei
1838
Die
nach
auch
den
Schulen
und
durch
in ihren
Intensivierung
hielt
bis
auch
in die
zwanziger
der
spürbare
Häuser
eine
Rolle
spielte.
Das
Vermögen,
wurde
vom
Staat
eingezogen
und
verwendet.
Ordenskirchen
wurden
teils
protestantische
Klosteranlagen
untergebracht,
und
Normalschulen,
lösten
Kloster
Gemeinden
profaniert.
andere
Bibliotheksfundus
Hofbibliothek
verkauft
Schicksal
Ein
nicht
und
Tonsur
te Seelsorgerstellen
Im
profitierten,
Lemberger
Klöster
in der
die
Franziskanerkirche
die
Kreisverwaltung
bezog
stände
gingen
in den
wurden
der
Wiener
der
Rest
an Privatleute
Welches
Ordensleute?
denstracht
lediglich
die
Häusern
des
von
ihnen
eingegangene
einzurichten,
Deutschunterrichts
daher
künftig
einen
kleinen
Teil
der
Mädchenschulen,
23 und
1851
insgesamt
44 gab.
Die
Zahl
der
an ihnen
sich
auf
1605
im
Jahr
1828
und
auf
2193
in der
Mitte
die
Unterhaltung
von
Waisenheimen
und
Mädchenkonvikten,
je sechs
existierten.115
Klosterregulierung
der
Jahrhundertwende
einzelner
gregationen,
Zwecken
sich
rasch
öffentliche
an der
Einführung
se Nonnen
unterhielten
es 1828
in
Galizien
Schülerinnen
belief
derts.114
Dazu
kam
nen
konnten
zu
erwartete
geringer
auf
und
besetzen.
Diesen
vor
allem
in
einigen
zu Pfarrkirchen
teils
wurden
Jesuitenkolleg
Stadt
19.
die
Fällen
ging
es dann
zumindest
S
Immobilien
zu
nichtkirchli
umgewandelt,
auch
1773
dienten
seitdem
als Universität,
sogar
als Theaterdomizil.116
von
Tarnów
Quartier.
Archive
Lemberger
die
von
der
Auflösung
ihrer
von
ihnen
zog
die
Emigration
sich
unter
die Diözesangeistlichkeit
unterri
des
Jahrhunderts
bei
der
sie aber
wurde
der
neugegründeten
einzelnen
Schulbüchereien
oder
wurde.117
nun
Teil
reihten
Jahre
des
Nachwuchsmangel
wobei
zusamm
das
G
Gy
In eine
und
Universit
überlassen,
Konvente
b
vor,
andere
ein,
wirtschaftlich
be
ren Mitbrüdern,
die in andere
Ordensniederlassungen
versetzt
wurden
und
dort
Mönche
festgelegten
Congrua
von
jährlich
200
fl. rechnen
konnten,
in der
Regel
100 fl. im Jahr
erhielten.118
1809
waren
z. B. 85 von
226
Pfarrstelleninhabern
des E
Lemberg
ehemalige
Mönche
aufgehobener
Klöster.119
Der
ständige
Pfarrermangel
der Bedarf
an akademisch
geschulten
Theologen
für
die Gymnasien
und
die
Prieste
dung
veranlaßten
die
Regierung,
nach
verschiedentlichen
bischöflichen
Eingaben,
das eine
oder
andere
Kloster
wieder
zu öffnen
und
vor
allem
den
1814
restituierten
tenorden
113
114
115
116
&&
118
119
zurückzurufen.
Bereits
1820
Zitiert
nach
CHOTKOWSKI,
S. 342.
Versuch
einer
Darstellung
... 1 828
HAIN,
Tafeln
zur Statistik
... 1839.
F. Papee,
S.194f.
GACH:
Geografia,
S. 15 TOKARZ,
S.37.
Rab:
Seminarium,
S.358
GACH:
Kasaty,
RECHOWICZ,S.213.
24
waren
wieder
Bd. 2, S. 642.
S.36.
152
Mitglieder
der
Gesellschaft
Galizien tätig, von denen einige die Zeit der Suspension
hatten. Andere waren aus England, Frankreich,
Italien
Sie spielten von nun an im höheren
Schuldienst,
im russischen Kaiserreich verbracht
und Deutschland
zurückgekehrt.120
aber auch in der Gemeindeseelsorge
eine
wichtige Rolle. 1827 versahen sie 46, 1832 nur noch 36 Pfarreien. 1848 leiteten sie je ein
Gymnasium
in Tarnopol
und Neu-Sandez
sowie ein Kollegium
in Stara WieÅ›.121
In der Mitte des 19. Jahrhunderts
hatte sich das Klosterleben
Galiziens
strukturell
und qualitativ
erheblich
verändert.
Neben den bereits genannten
waren jetzt auch
andere Kongregationen
intensiver als zuvor im Dienst an und in der Gesellschaft tätig soweit dies unter den wenig günstigen Entwicklungsbedingungen
des Kronlandes
über¬
haupt möglich war. Als Beispiel seien hier nur die Kapuziner
erwähnt,
die in Krosno
einen mustergültigen
landwirtschaftlichen
Betrieb
den des Obst- und Gemüseanbaus
entwickelten.122
Insgesamt
unterhielten,
hatte sich die Zahl der römisch-katholischen
auf dem sie neue Metho¬
Männerorden
in den Gren¬
zen des Kronlandes
von 1772 bis 1848 von 21 auf zehn verringert.
Durch die Eingliede¬
rung Krakaus im Jahre 1846 war ihre Zahl dann auf 15 angestiegen. Von den einst ohne
die Jesuitenkonvente
156 männlichen
Ordenshäusern
existierten
- Krakau mitgerech¬
net - 1848 nur noch 68, von den 23 Nonnenklöstern
eigentlich nur noch etwas mehr als die
Hälfte. Zusammen mit den Krakauer Häusern zählte man 1848 allerdings 24 Frauenklöster.
Der Personalbestand
läßt sich für das letztgenannte Jahr nicht mehr exakt feststellen. Laut
Hains unvollständigen
Angaben dürfte er bei 400-450 Mönchen und 200-300 Nonnen ge¬
legen haben.123 Nach wie vor überwogen die Häuser der traditionellen
„polnischen& Orden:
Ordenshäuser 1848 124
Männliche Orden
Klöster und
Niederlassungen
Bernhardiner
16
Dominikaner
12
Reformaten
8
Franziskaner
7
Beschuhte Karmeliter
7
Kapuziner
5
Jesuiten
3
Piaristen
2
Zisterzienser
2
Augustiner
Barmherzige Brüder
Lateranensische Chorherren
Kamaldulenser
Unbeschuhte Karmeliter
Pauliner
Dazu St. Zaleski, Bd. 5, 2, S.523-550.
Weibliche Orden
Klöster und
Niederlassungen
Barmherzige Schwestern
Benediktinerinnen
Klarissinnen
Augustinerinnen
Bernhardinerinnen
Dominikanerinnen
Heilig Geist-Schwestern
Unbeschuhte Karmeliterinnen
Prämonstratenserinnen
Prezentki l25
Sakramentinerinnen
11
3
2
1
1
1
1
1
1
1
1
Gach: Kasaty, S. 145 ff.
K. Chledowski, S. 80.
Vgl. Hain, Bd. 2, S. 63 1-636.
Ebenda, S.631-636 Gach: Kasaty, S. 124.
Die rein polnische Kongregation, „Zgromadzenie
Panien Ofiarowania& N. M. P. - auch „Prezentki&
ge¬
nannt, war im 17.Jahrhundert in Krakau gegründet worden, sie widmete sich ausschließlich karitativen
Aufgaben. Die Ordensfrauen unterlagen nicht der Klausurpflicht. Vgl. J. Bar, S.220.
25
2.2.
Die
griechisch-katholische
Kirche
Während die römisch-katholische
Kirche auch unter österreichischer
Herrschaft
die
Konfession der Mittelund Oberschichten
repräsentierte,
war die griechisch-katholische
Kirche, zumindest im größeren Teil des Kronlandes,
die Glaubensgemeinschaft
einer fast
ausschließlich
bäuerlichen
Bevölkerung.
Ihre Geschichte,
die einen Zeitraum
von kaum
200 Jahren umfaßt,
war relativ kurz, und in den 1772 zum Königreich
Galizien und
Lodomerien
vereinigten
Gebieten existierte sie noch keine drei Generationen
lang.
Das seit dem 12. Jahrhundert
zwischen der lateinischen
Kirche und der Ostkirche be¬
stehende Schisma warbereits im l3.und l5.
Jahrhundert
auf dem zweiten Konzil von Ly¬
on, vor allem aber auf dem von Florenz 1437-1443 Gegenstand der Diskussion
gewesen,
konnte jedoch nicht überwunden
werden. Allerdings
ermöglichte
der in Florenz in wich¬
tigen dogmatischen
Fragen
erreichte
Konsens
die Union
einzelner
griechischer
Kirchen
mit Rom. Zu diesen zählte auch ein Teil der unter polnisch-litauischer
Herrschaft
stehen¬
den Orthodoxen
in Weißrußland
und in der Ukraine, wo sich in der Union von Brest
1595/96 einige Bischöfe mit dem Metropoliten
von Kiew an der Spitze dem Primat des
Papstes unterstellt
hatten. Anlaß zu diesem Schritt hatten seit 1590 zunehmende
inner¬
kirchliche Auseinandersetzungen
gegeben sowie die den künftig unierten Bischöfen von
Sigismund III. von Polen versprochene
Gleichstellung
mit dem lateinischen
Episkopat
seines Reiches.126 Unterstützt
von einflußreichen
lokalen orthodoxen
Kräften
- allen
voran der mit besonderen
Privilegien
des Patriarchen
von Konstantinopel
bedachten
Stauropegion-Laienbruderschaft
in Lemberg,
verweigerten
sich aber die Bischöfe von
PrzemyÅ›l und Lemberg dieser Union mit Rom. Erst im Verlauf des in der zweiten Hälf¬
te des 17. Jahrhunderts
zu beobachtenden
Niedergangs
hier ein Wandel ein, der nach längeren Verhandlungen
Eparchien
unter
die Jurisdiktion
1772 lag die gesamte Diözese
der Orthodoxie
in Polen setzte
im Jahre 1 700 auch diese beiden
des Papstes brachte.127
Przemyśl, deren Oberhaupt
seit 1422 den Titel
eines Bi¬
schofs von PrzemyÅ›l und Sambor, seit 1668 auch desjenigen von Sanok führte, im öster¬
reichischen Teilungsgebiet.
Die Bischöfe von Lemberg trugen seit 1 539 zusätzlich den Bi¬
schofstitel von Halicz
und Kamieniec-Podolski
128, verloren
aber den letztgenannten
Sprengel durch die Grenzlinien
des Kronlandes
Galizien.
Neben diesen beiden Bistü¬
mern waren aber auch Teile der Eparchien
CheÅ‚m und Å•uck österreichisch
geworden.
Alle diese Diözesen unterstanden
dem Metropoliten
von Kiew, der jedoch im russischen
Herrschaftsbereich
residierte.
Die Österreicher
fochten dessen Stellung zunächst nicht
an, da Wien zu jener Zeit an einem möglichst spannungsfreien
gelegen war. Alle Vorstellungen
der galizischen
Bischöfe,
Kirchenprovinz
innerhalb
des habsburgischen
Machtbereichs
zunächst abschlägig
des 18. Jahrhunderts
beschieden.
zunehmend
Allerdings
zeigte die Regierung in der letzten
mehr Verständnis
für den Wunsch der Unierten
nem eigenen Bistum, da der Metropolit
in
stanz traditionell
eine gewichtigere
Rolle
chie. Eine ordnende und koordinierende
zufriedenstellenden
Verhältnisse
in dieser
Dekade
nach ei¬
ihrer Kirche als Kontrollund Appellationsin¬
spielte als in der römisch-katholischen
Hierar¬
Hand in Galizien konnte angesichts der wenig
Kirche nur von Vorteil sein. Es gab genügend
J. Madey, S.25-36 W. de Fries, S. 103 vgl. auch Malinowski,
A. Korczok, S.4 ff. Malinowski,
S. 16.
Korczok, S.5.
26
Verhältnis
zu Rußland viel
eine griechisch-katholische
zu errichten, wurden daher
S.21 ff.
Unstimmigkeiten
und divergierende
Vorstellungen
etwa über die Bistumsgrenzen,
um
die Regierung in Wien schließlich zum Handeln zu veranlassen.129
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts
war die Lösung der Metropolitenfrage
ein dringen¬
des Problem geworden,
zumal der bis 1805 amtierende Metropolit
Teodosij
Rostoc&kyj
bei der Ausübung
seiner Jurisdiktion
starken Beschränkungen
durch die Petersburger
Regierung
unterlag,
und dieses Thema bei jeder neuen Bischofsernennung
von den unier¬
ten Prälaten vorgetragen
wurde. Außerdem
sah sich die unierte Geistlichkeit
zu immer
dezidierteren
Aktionen
gezwungen,
da die lateinischen
Bischöfe im Zuge der in Galizien
durchgeführten
Kirchenregulierungen
öffentlich
verlangt
hatten,
ihnen die unierten
Oberhirten
als Suffragane
zu unterstellen.130
Nachdem
vakant geworden war, und nach entsprechenden
tember 1806 endlich die kaiserliche
Bewilligung
der Lemberger
Bischofsstuhl
1805
Verhandlungen
mit Rom, erging im Sep¬
zur Errichtung
einer galizischen Kir¬
chenprovinz.131 Vielleicht
hat auch ein an Franz I. gerichtetes Treuebekenntnis
des im Ju¬
ni desselben Jahres auf einer Synode versammelten
Klerus der Lemberger
Diözese eine
Rolle gespielt, das die Haltung, die der griechisch-katholische
Klerus bis weit in die Mit¬
te des 19. Jahrhunderts
hinein
gegenüber
dem Kaiserhaus
einnahm,
charakterisiert:
„Allergnädigster
Monarch! Da wir vor Deinem Throne nicht erscheinen können, so stehen wir hier
vor Deinem Bilde, und erklären feierlich im Angesichte des Himmels, dass Deine Gnaden und
Wohlthaten, deren wir theilhaftig werden, in unseren Herzen auf immer unauslöschlich bleiben:
dassdie ruthenische Nation und der ruthenische Clerus immer treu gegen seine Beherrscher, gegen
Dich und Deinen Thron die meiste Liebe und Anhänglichkeit hege: dass wir, die wir zugleich
Volkslehrer sind, so wie auch in der Zukunft mit desto grösserer Anstrengung uns bemühen wer¬
den, unseren geistlichen Kindern bei jeder Gelegenheit die unverbrüchliche Treue, Gehorsam, Lie¬
be und Anhänglichkeit gegen Deinen geheiligten Thron, mit einem Wort: den reinen und wahren
Patriotismus einzuprägen und dass wir bei allen Umständen und jeder Zeit die thätigsten Beweise
an Tag legen werden: dass das Haus Oesterreich in seinen ausgedehnten Staaten Niemanden habe,
der ihm mehr anhänglich und zugethan wäre, als es im Königreiche Galizien der ruthenische Cle¬
rus und das ruthenische Volk ist.& 132
Wien war jedoch
allein aus Eigeninteresse
und des Machterhalts
wegen - und nur dies be¬
stimmte seine Entscheidung
- an einer Stärkung der „ruthenischen& Kirche gegenüber
der „polnischen& römisch-katholischen
gelegen. Dies erklärt auch, warum sich Wien nun
energisch darum bemühte, Roms Zustimmung
zur Erneuerung
der Metropolie
von Ha¬
licz zu gewinnen.
Im Sommer 1808 gab die Kurie dem Wiener Drängen nach längeren
Verhandlungen
berger Diözese
nach. Von nun an trug der zum Erzbischof
erhobene Oberhirte
der Lem¬
auch die Würde eines Metropoliten
von Halicz, dem die Bischöfe von
Chełm und Przemyśl als Suffragane unterstellt
wurden.133
Eine grundlegende
Revision der Bistumsgrenzen
erfolgte
nach dem die lateinischen
Diözesen
reorganisiert
worden
CheÅ‚m gehörenden
Dekanate des Kreises Zamośćwurden
nach der Abtrennung
nach dem gleichen
Muster,
waren. Die acht bisher zu
Przemyśl eingegliedert,
das
dieses Kreises im Jahre 1809 nur noch das fortan
im Kreis Żółkiew
129MADEY,S.123f.
130J. PELESZ,Bd. 2, S.664 Madey, S. 124 f.
131Madey, S. 126.
132Zitiert nach PELESZ,Bd. 2, S.671 daß dies nicht nur auf dem Papier galt, sondern auch so gemeint war,
stellten die Unierten samt ihrem Metropoliten unter Beweis, als die gegen Österreich insurgierenden
Polen 1809 auch durch Zwangsmaßnahmen nicht erreichen konnten, daß die griechisch-katholische
Kirchenführung ihre Loyalität gegenüber dem österreichischen Kaiserhaus brach.
133Madey, S. 125 ff.
27
liegende
Dekanat
Przemyśl
Dekanate
Horozana
Bełz behielt.
Um
den gesamten
Kreis
der Zuständigkeit
der Diözese
zu unterstellen,
hatte Lemberg 1786 die bisher seinem Bischof unterstehenden
Żółkiew und Kulików
wie auch das auf Samborer Gebiet gelegene Dekanat
abgetreten.134 Die Metropolitandiözese
wurde dafür um die von PrzemyÅ›l ab¬
getrennten
Dekanate Skole und Stryj im gleichnamigen
Kreis sowie Strzemilcze,
Szczurowice, Radziechow
und Busk im Kreis ZÅ‚oczów erweitert.135 Sie umfaßte seitdem die
Kreise Lemberg,
Brzeżany, Stryj, Stanislau, Kolomea
und Złoczów. Nachdem
der an
Rußland
abgetretene sogenannte „KreisTarnopol&
1815 wieder an Österreich
zurückge¬
geben worden
war, wurden
dessen eigentlich zu Å•uck gehörende Gemeinden
gleichfalls
von Lemberg
aus betreut, da der unter russischer Herrschaft
stehende Ortsbischof
dazu
nicht mehr in der Lage war.136 CheÅ‚m zählte nur kurze Zeit zur galizischen
Kirchenpro¬
vinz, denn ihrer besonderen
Lage wegen wurde die Diözese 1830 als exemtes Bistum
Rom direkt unterstellt.137
Organisation
und Struktur
der unierten Kirche, die seit 1774 die offizielle
Bezeich¬
nung griechisch-katholische
Kirche führte, wichen nur unwesentlich
vom Aufbau der rö¬
misch-katholischen
ab. Dagegen bestanden gravierende,
historisch bedingte Unterschie¬
de im alltäglichen
Erscheinungsbild,
welches das innerkirchliche
Leben beeinflußte.
Materielle
Lage und geistlich-theologische
Verfassung
der Kirche waren in einem
teilweise
erbärmlich
zu nennenden
Zustand,
als die Österreicher
ihre Herrschaft
in Gali¬
zien antraten
der weltliche
Klerus war von Bischöfen
und Ordensgeistlichkeit
durch
Welten getrennt, Seelsorge und Gemeindeleben
lagen im Argen. Wie kritische Zeitgenos¬
sen monierten,
lebten die Oberhirten
auf Kosten
keit138, die im übrigen weitgehend
ihrem Schicksal
Führung
gespürt
haben dürfte.
der ihnen
überlassen
Dies war zwar zeittypisch
unterstehenden
Geistlich¬
blieb und wenig geistliche
und bei weitem
kein rein pol¬
nisches oder galizisches
Problem, aber unter den regionalen
Bedingungen
und den Be¬
sonderheiten,
die hier zur Wirkung
kamen, zeitigte dies Folgen, die über den kirchlichen
Rahmen hinauswiesen.
Die Bischöfe, die im 18. Jahrhundert
die Kirche leiteten, entstammten
ausschließlich
def~ruthenischen
Szlachta139, die inzwischen
vollständig
polonisiert
war und sich nur
noch durch das Bekenntnis
zu einem anderen Ritus von ihren polnischen
Standesgenos¬
sen unterschied.
Auf den Bischofsstühlen
lösten sich nicht selten die Angehörigen
ein und
derselben Familie ab, wie zum Beispiel die Rudnyc&kyj
oder die Septyc&kyj in Å•uck, die
zwischen 1710 und 1779 die Lemberger Oberhirten
stellten.140 Alle Bischöfe begannen ih¬
re Karriere als Mönche des Basilianerordens,
der über gute Seminare und andere Ausbil¬
dungsmöglichkeiten
verfügte und schon deshalb bei der Bischofswahl
ein gewichtiges
Wort
mitzureden
te entsprechende
hatte. Der weltliche
Nachteile
Klerus
zu beklagen,
fand dabei keine Berücksichtigung
wie dies etwa aus einem Schreiben
und hat¬
der Lember-
134Schematismus universi venerabilis cleri dioceseos Graecocatholicae Premislensis pro anno domini
MDCCCXXX,
conscriptus per A. R. Josephum Lewicki, (1830), S. 16.
135Ebenda, S. 15.
136Madey, S. 150.
137KORCZOK, S. 71 im Schematismus der griechisch-katholischen Diözese von PrzemyÅ›l wird CheÅ‚mfür
das Jahr 1838 aber noch als Lemberger Suffragan angeführt. Vgl. Schematismus universi venerabilis cleri
dioceseos Graeco catholicae Premislensis pro anno domini MDCCCXXXVIII
conscriptus,
Przemyśl 1838, S. 163.
138FlNKEL,S.35.
139Vgl. ŚLIWA:Kościół
greckokatolicki w latach 1696-1764, in: Historia kościoła
w Polsce, Bd. 1, 2, S.472.
140Teodosij Rudnyc&kyj (1731-1751), Sylvester Rudnyc&kyj (1752-1777) Varlaam Septyc&kyj (1710-1715),
Atanasij Septyc&kyj (1715-1746), Lev Septyc&kyj (1747-1779).
28
ger Kleriker an den Kaiser im Jahre 1806 hervorgeht:
„Dergr. kath. Klerus sowohl dieser
als anderer in Rothreußen
befindlichen
Diözesen wurde durch mehrere Jahrhunderte
von
den aus dem Basilianerorden
genommenen
Bischöfen
regiert. - Diese begünstigten
nur
ihre Ordensbrüder
der Saecular-Clerus
wurde von ihnen stifmütterlich
behandelt, in die
größte Rohheit gestürzt und der allgemeinen
Verachtung
preisgegeben.& 141
Die Basilianer
bekleideten
alle gut dotierten
Pfründen
und sorgten dafür, daß ihnen
keine Konkurrenz
durch entsprechend
ausgebildete
und geeignete Kandidaten
des welt¬
lichen Klerus erwuchs.142 Oder mit den Worten eines Kirchenhistorikers
gesagt:
„Historiaecclesiae Ruthenae testatur episcopos ex ordine Basiliano non curasse culturam cleri
saecularis eumque recte ideo in ruditate tenuisse, ne cum ordine Basiliano aemularet, neque ordo hie
alteriores ecclesiasticas dignitates et cum eis majores proventus amitteret.& 143
Diese
keineswegs
übertrieben
dargestellten
Verhältnisse
vergifteten
die Beziehungen
zwischen dem weltlichen
und dem Ordensklerus
lange Zeit, zumal es sich teilweise um
recht beachtliche
Summen handelte.
Um welche Pfründen
ging es? Natürlich
bezogen die Bischöfe die höchsten Einkom¬
men, doch unterschieden
Eparchie. Sie bestanden
sich diese wie bei den lateinischen
Prälaten von Eparchie
zunächst in den Erträgen, die auf den bischöflichen
Gütern
zu
er¬
zielt wurden, sowie in einer Kathedralsteuer,
dem Cathedraticum,
das jeder Geistliche
seinem Oberhirten
zu leisten hatte. Exakte Angaben darüber gibt es nicht, und im Falle
der Lemberger Diözese findet man in den Quellen voneinander
abweichende
Zahlen. Die
Bischofsversorgung
wird einmal auf 21 694 fl. im Jahr 144,sonst jedoch auf 1 1 500 fl. bezif¬
fert.145 In PrzemyÅ›l konnte der Bischof dagegen nur mit rund 2500 fl. rechnen.146 Für
neun Domherren
len 1850 fl. zur
standen in Lemberg 2716 fl., in PrzemyÅ›l für sieben entsprechende
Verfügung.
Für den Unterhalt
wichtiger
Diözesaneinrichtungen,
Stel¬
aber
auch für den persönlichen
Bedarf des Bischofs reichten diese Summen aber nicht aus. Da¬
her wurde das Cathedraticum
erhoben. Das Recht zur Erhebung
dieser Steuer war den
Bischöfen
zuletzt
auf der Synode
von Zamość1720 bestätigt,
gleichzeitig
aber festgelegt
worden, daß sie dafür keine anderen Abgaben oder Gebühren für Weihehandlungen
von
ihren Pfarrern
verlangen
durften.147 Die Höhe
des Cathedraticums
in der Eparchie
Przemyśl ist nicht bekannt, hingegen die des Lemberger
Bischofs
sie soll sich 1772 auf
insgesamt 300000 ZÅ‚oty148 belaufen haben. Legt man diese Summe nun auf die damals
rund 1900 Pfarreien dieser Diözese um, so ergibt sich ein Betrag von ca. 150 ZÅ‚oty oder
36 fl., die jeder Pfarrer seinem Bischof zu zahlen hatte. In Anbetracht
der bescheidenen
materiellen
Verhältnisse,
in denen der niedere Klerus lebte, und auf Grund
der auf
Naturalleistungen
basierenden Einkommensstruktur
bedeutete dies eine immense Bela¬
stung des Pfarrhaushalts.
Es bedeutete daher auch eine erhebliche Erleichterung
meisten Geistlichen,
als sie 1776 von dieser Abgabe befreit wurden.149
141Zitiert nach Malinowski,
S.405.
142Vgl. Korczok, S. 17 Åšliwa, S.469f E. Lokowski, S.289.
143M. Harasiewicz, S.481.
144Vgl. KUMOR: Diecezja Tarnowska, S.66.
145Pelesz, Bd. 2, S.720 Madey, S. 127.
146MADEY, S. 127 KUMOR: Diecezja Tarnowska, S.66.
147Åšliwa, S.467.
148Pelesz, Bd. 2, S.720 Madey, S. 127.
149Ebenda.
für die
29
IMKA:
Wie ihre lateinischen
Amtsbrüder
wurden
auch die griechisch-katholischen
Prälaten
von_1772 an quasi zu Staatsbeamten. Dazu erhielten sie die entsprechenden
standesrecht¬
lichen und politischen
Privilegien,
die ihnen anders als den römisch-katholischen
Hierar¬
chen eine wirkliche
brachten. Materiell
Statusverbesserung
sowie die formale Gleichstellung
mit letzteren
mußten sie dagegen Einbußen
hinnehmen,
da den beiden unierten Bi¬
schöfen nur eine Dotation
von je 10000 fl.150 oder eine entsprechende
Congrua zugestan¬
den wurden. Nach der Errichtung
der Metropolie
wurde das Einkommen
des Lemberger
Erzbischofs
jedoch
um 2000 fl. aufgestockt.
Für
alle darüber
hinaus
und Ausgaben mußten zur Deckung
oder Bereitstellung
finanzieller
den Religionsfond
oder an die Regierung gemacht werden.151
Eine nicht
zu überschätzende
Bedeutung
für die weitere
anfallenden
Mittel
Entwicklung
Kosten
Eingaben
der Kirche
an
be¬
saßen Reformen
und Neuregelungen,
die teils auch auf Vorschlag und Drängen der unier¬
ten Kirchenleitung
von den Habsburgern
verordnet
oder gewährt wurden. Von nun an
konnten auch Säkularkleriker
auf Bischofsstühle
berufen werden, und der Basilianeror¬
den unterstand
seit 1782 der Jurisdiktion
des zuständigen
Ortsbischofs.
Diesem wurde
zudem zur Verwaltung
seiner Diözese ein Domkapitel
und Konsistorium
zur Seite ge¬
stellt, das in der Regel aus zwei bis vier infulierten
Prälaten, drei Gremialdomherren
so¬
wie einigen Ehrenkanonikern
bestand.152
Diese unter Kaiserin Maria Theresia eingeleiteten
und von Josef IL energisch voran¬
getriebenen
Reformen
modernisierten
und stabilisierten
die griechisch-katholische
Kir¬
che. Sie schufen außerdem die Voraussetzung
dafür, daß sie sich zu einer nationalen In¬
stitution
der noch Ruthenen
genannten Ukrainer
entwickeln
konnte, die mehr noch als
die römisch-katholische
Kirche in Polen das nationale Leben der Bevölkerung
beeinflu߬
te und organisierte
sowie
als eine moralische,
kulturelle
und politische
Führungsinstanz
stets präsent war. „Perhaps in no process of nation-building
did the Institution
of the
church play as great a role as in that of the Ukrainians
in Austrian
Galicia.& 153Dazu bei¬
getragen haben einige Besonderheiten,
die für diese Kirche charakteristisch
waren. Sie re¬
sultierten
unter anderem aus dem unterprivilegierten
Status der Unierten
in der Rzecz¬
pospolita
und der engen Verbindung
des niederen Klerus mit der ländlichen
Bevölke¬
rung.Noch in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts
waren Beobachter
über die kaum
standesgemäß
zu nennende
Lebensweise
und den ausgesprochen
niedrigen
Bildungs¬
stand der unierten Geistlichen
empört, die vor allem auf dem Land eine sich wenig vom
bäuerlichen
Leben abhebende ärmliche Existenz fristeten. „Derrusniakische
Pop ist die
Dummheit
und
Unwissenheit
selbst&
urteilte
der in Przemyśl amtierende
Kreishaupt¬
mann von Möllern 154,und etwa zur gleichen Zeit klagte der bischöfliche
Administrator
der dortigen
Diözese in einer Instruktion,
„daß
unsere Priester in Wirtshäusern
und
Städtchen mit dem gewöhnlichen
Volke verschiedenen
Standes verkehren,
mit Schän¬
dung ihres priesterlichen
Charakters
trinken und Schulden machen, ohne zu bedenken,
daß sie Frau und Kinder haben&.155 Selbst bei der Ausübung
des Priesteramtes
und wäh¬
rend des Gottesdienstes
ließen Erscheinungsbild
und Verhaltensweise
der Pfarrer viel zu
wünschen übrig, wie eine Anweisung
des Lemberger
Bischofs an seinen Klerus vom En-
Madey, S.128.
Ebenda.
PELESZ,Bd. 2, S.633, 736 Malinowski, passim.
The Greek Catholic Church, S.426
J.-P. H
Zitiert nach TOKARZ, S. 384.
Zitiert nach KORCZOK,S. 13.
30
de des 17. Jahrhunderts
belegt. In ihr forderte der Oberhirte
von seinen Seelsorgern: „Der
Priester soll immer, und besonders, wenn er in die Kirche zum Gottesdienst
geht, an sich
tragen ein sauberes Gewand, kein beschmutztes,
Kopf und Hauptbart
gekämmt, die Hän¬
de gewaschen, die Nägel beschnitten, und auch die Barthaare können, wenn sie bei einem
lang sind und über den Mund hinweghängen,
vorn unbedenklich
zugestutzt
sein.& 156
Daß die Geistlichen
größtenteils
auf das Niveau der unter elenden Umständen vege¬
tierenden
Bauern
heruntergekommen
waren,
resultierte
aus mehreren
Ursachen.
Anders
als ihre lateinischen
Amtskollegen
waren sie praktisch Untertanen
ihrer Grund- und Patronatsherren,
mußten Steuern zahlen und in manchen Fällen auch Robotdienste
leisten.
Zur Zeit der österreichischen
Machtübernahme
wurde geschätzt, daß höchstens einer von
30 eine höhere
dem Meßbuch
Ausbildung
Ausbildung
genossen hatte viele konnten nicht einmal
und vielleicht
einem Brevier besaßen sie keine Bücher
blieb in der Regel auf die mehr
oder weniger
und Gottesdienstordnung
beschränkt.157
In der polnischen
Zeit wurden die Geistlichen
nicht
schreiben. Außer
ihre theologische
gute Beherrschung
direkt
von Ritus
vom zuständigen
Bischof
eingesetzt. Eine Pfarrei mit den dazugehörenden
Liegenschaften
und Nutzungsrechten
erwarb man aus der Hand des Grund- und Patronatsherrn
oder sie wurde mit dessen Ein¬
willigung
vom Vater auf den Sohn „vererbt&. Der Patronatsherr
als Inhaber der „Präsen¬
tations& -Rechte verkaufte
praktisch
die vakante Pfarrei an einen Kandidaten,
der dann
vom Ortsbischof
die Priesterweihe
erhalten mußte. Obwohl
die Bischöfe
beschlüsse immer wieder aufgefordert
wurden,
auf die Wahl geeigneter
durch Synodal¬
Kandidaten
zu
achten und auch nur solche zu weihen, hatte das in der Praxis jedoch nur einen geringen
Einfluß auf die Vergabe der Pfarrstellen.
Außerdem
war es weithin praktizierte
Gewohn¬
heit, Pfarreien vom Vater an einen Sohn oder einen anderen Verwandten
weiterzugeben,
so als seien sie Eigentum der Inhaber. Da der niedere Klerus wie in der Orthodoxie
nicht
zum Zölibat verpflichtet
war, entwickelte
sich dieser Usus fast zu einer Regel. Waren
mehrere Söhne vorhanden,
die keine eigene Seelsorgerstelle
erwerben
oder eine andere
Beschäftigung
finden konnten, so wurden diese nicht selten ebenfalls auf dem Pfarrgrund
als Diakone oder Küster mitversorgt.158 Die Kirchenleitung
akzeptierte
diese Verhältnis¬
se im wesentlichen
aus ganz praktischen
Überlegungen
nicht zuletzt auch deshalb, weil
der Sohn seine späteren Amtspflichten
schon beim Vater erlernen konnte, denn eine ge¬
regelte Pfarrerausbildung
existierte nicht, entsprechende
Seminarplätze
waren nicht vor¬
handen. Allerdings
achteten die Bischöfe nach der Synode von Zamość zusehends, im
Rahmen
der Möglichkeiten,
darauf, nur geeignete
Söhne zu weihen.159 Kandidaten
auszu¬
suchen lag aber kaum in ihrem Vermögen,
da das Prestige eines unierten
Pfarrers sehr
niedrig und dessen materielle Not oft so groß waren, daß nur an diese Lebensumstände
gewöhnte Pfarrerskinder
damit auch umgehen konnten.160
Eine bemerkenswerte,
aber durchaus logische Erscheinung
war die Tatsache, daß der
Pfarrersfrau
ein wichtiger
Part in diesem System zukam, weil sie die Versorgung
und das
Auskommen
der Familie nach dem Ableben
des Pfarrinhabers
zu sichern hatte. So wur¬
de ihr oft nach dessen Tod gestattet, die Pfarrei bis zur Volljährigkeit
der hinterbliebenen
Zitiert nach KORCZOK, S. 13 vgl. auch KraTTER, Bd. 2, S. 1-7 FlNKEL, S.36.
Tokarz, S.384 Korczok, S. 15.
M. Bordun, S.42.
Ebenda, S.57 SLIWA(wie Anm. 23 1), S. 473.
Korczok, S. 15.
31
Kinder
mit
Hilfe
Schwiegersohn
Das
Leben
eines
Kooperators
die
Stelle
und
damit
auf
einem
solchen
zu verwalten.
die
Versorgung
Pfarrhof
verlief
Hatte
der
hart
sie keinen
Sohn,
konnte
Witwe
übernehmen.161
am
Rande
der
Bedürftigk
meist
vielköpfige
Familie
mußte
mit
einem
schmalen
Budget
auskommen.
Auf
sten
Pfarreien
konnte
ein
Einkommen
erreicht
werden,
das
zwischen
100
und
Jahr
lag.
Die
meisten
Geistlichen
hatten
sich
aber
mit
Einkünften
in einem
U
20 bis
80 fl. zufriedenzugeben.162
Diese
flossen
aus verschiedenen
Quellen
zusa
waren
innerhalb
einer
Diözese
keineswegs
Pfarrer
aus
seinen
Grundstücken
sowie
Patronatsherrn
festgelegten
Anteil
an
drusches.
Dazu
kamen
als
Stolgebühren
einheitlich.
einem
Zehnt,
der
Getreideernte
mehr
oder
Den
Hauptunterhalt
skipscyna,
einem
auf
dem
Feld
und
weniger
freiwillige
Natura
der
und
kleinere
Geldbeträge
von
den
Gemeindemitgliedern
mehr
durfte
seit
von
Zamość
ein
Pfarrer
von
den
Gläubigen
nicht
verlangen.163
In
der
Eparchie
standen
sich
die
meisten
Geistlichen
noch
schlechter,
da der
Zehnt
auch
dort
misch-katholischen
Pfarrern
beansprucht
wurde,
wo
keine
lateinische
Kirche
te.164
Geschmälert
wurde
die
Dotation
der
unierten
Seelsorger
zudem
durc
thedraticum
und
Abgaben
an den
Grundherrn.165
Ein
Unterschied
zur
Organisation
der
römisch-katholischen
Bistümer
u
Grund,
warum
der
unierte
Geistliche
seiner
Gemeinde
sowohl
räumlich
als
ner
Bedürftigkeit
Zahl
von
Pfarreien
Pfarrstellen
um
näher
als sein
lateinischer
Amtsbruder
und
Nebenstellen.
Ihre
Dichte
übertraf
ein
Vielfaches.
In
den
Städten,
von
denen
erheblichen
Anteils
an
jüdischer
gab
es in der
Regel
3-5
Pfarreien,
es gekommen,
weil
die
Errichtung
mit
der
Eröffnung
eines
neuen
festen
Nutzen
ziehen
konnten.
daß
diese
„sich immerfort
um
weil
die
fungsnutzen
Anwesenheit
eines
ausserordentlich
ne oder
andere
Geistliche
re auch
sollte
sich
unter
Die
seit
1772
in die
dahin
wenig
bevorzugten
Sie
ment
strafften
und
die
regulierten
Organisation,
die
war,
bestand
in der
die
der
römisch-katholisc
die
meisten
einschließlic
Bevölkerung
kaum
3000-4000
Einwohner
in Marktflecken
und
größeren
Dörfern
3-4.
einer
griechisch-katholischen
Pfarrei
gleichb
sozialen
Treffpunkts
war,
aus dem
die
Grundherren
Ein
österreichischer
Beamter
jener
Zeit
klagt
Errichtung
von
Pfarreien
und
Lokalien
bewerb
Pfarrers
in dem
vergrössert&.167
zu finden
war,
der
Herrschaft
Wege
geleiteten
unierten
Kirche
stellten
Ausbildung
Orte
dem
Daß
Grundherrn
unter
den
den
besten
Getränke-V
Kunden
ist schon
erwähnt
worden.
Dies
wie
der
Österreicher
ändern.
Reformen
griffen
viel
tiefer
in das
Le
ein
als alle
Synodalund
Sejmbeschlüsse
die
der
61 Bordun,
passim.
162 TOKARZ,
S.388
vgl. auch J. ROHRER:
Versuch
163 Bordun,
S.43, Pelesz,
Bd. 2, S.722.
164 Pelesz,
Bd.2,S.
725.
165 Bordun,
S.43
Korczok,
S. 15.
166 Da für die polnische
Zeit
keine
exakten
Angaben
Versorgung
der
Kleriker
auf
ein
fe
Pfarrer.
über
die
vorliegen,
slawischen
seien
Bewohner,
zum
groben
Bd.
2, S. 8
Vergleich
d
zahlen
einiger
galizischer
Städte
und
Märkte
im Jahr
1826 angeführt.
In Klammern
die
wohner:
Sambor:
8 900 (1 931),
Stanislaus:
8462
(3 987),
Przemyśl:
7745
(1 957),
Złoczów:
Kolomea:
6959 (2948),
Stryj:
5688 (915),
Rzeszów:
5485
(2 842), Brzeżany:
5293
(1 467),
(3040),
JasÅ‚o: 1 755 (5), Czortków:
1 596 (977),
nach ROHRER:
Statistik
D, S.302f.
167 Zitiert
nach Tokarz,
S. 387.
32
Schritt
für Schritt
erfolgten
chen mit den lateinischen
durch entsprechende
schen Kleriker
Einführung
geregelter
che absolviertes
Priester
warfen,
führt,
von 200 fl. garantiert.
Eine Pfarrei
künftig
der fehlende
mußte
ge zu betreuen,
aufgelöst
fortan
wurde
erhielten
dem Pfarrer
dazu von jedem
ein Kooperator
Lemberg
Przemyśl
1793
über 2000
ca. 1500
1826
1211
-
1838
-
696
1879
1138
707
1910
beide zusammen 1858
Für diese Pfarreien
und Kaplaneien
stehen, die auch in weltlichen
gebrauchen
waren.
Dingen
Dazu wurden
die Bischöfe
chischen
in Rom studieren
Theatinern
geleitetes
ruthenische
und armenische
serviert
Angebot
päpstliches
waren.171 Andere
zunächst
Bescheid
entsprechende
ne vorgeschrieben.
Seit 1615 hatten
Collegium
sollten
lediglich
Studenten
Institutionen
mit der Erlaubnis,
gegründet
gab es nicht.
waren
mehr
Auf
als 1400 Gläubi¬
diese Weise verrin¬
an Seelsorgerstellen
Geistliche
und für staatliche
geschaffen
in den bei¬
zur Verfügung
Aufgaben
in Lemberg
in dem Freistellen
Lemberg,
zu
und Lehrplä¬
gehabt, vier Alumnen
am grie¬
ein von
für zehn
Å•uck und PrzemyÅ›l re¬
1775 erweiterten
aus jeder Diözese
um diesen nicht
gebildet.
worden,
der Eparchien
Auch
nicht ab¬
oder Lokalkaplaneien
zu lassen. 1709 war außerdem
Kolleg
Seelsorger
durchge¬
Einrichtungen
die Möglichkeit
angestellten
Pfarreiregulierungen
gut ausgebildete
wußten
Spra¬
wurde die
diese Dotationen
unterstellt.169
der Bestand
die
Sprache abgeschlos¬
bezahlt.
gleichzeitig
auch
ein jährliches
und Kooperatoren
600 Seelen umfassen,
gerte sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
den Diözesen um die Hälfte170:
konnte,
in ruthenischer
und zusammengelegt
mindestens
der ein in lateinischer
Wo die Pfarreinkünfte
wurden
jene
werden.168 Durch
vorweisen
Betrag aus dem Religionsfond
zu nehmen,
Gemeinden
ein Pfarrer,
Studien
1809 wurden
Seit 1 802 konnten
belangt
Für Lokalkapläne
Dekane
einen Gulden.
in Anspruch
kleine
erhielt
Geistli¬
und wie die römisch-katholi¬
befreit.
und Philosophiestudium
auf 150 fl. festgelegt.
übermäßig
und Steuerleistungen
von 300 fl., wer entsprechende
wurde
1777 und
und Patente vom Frondienst
Dotationen
ihres Sprengeis jährliche
Zwischen
nur noch von Adelsgerichten
Theologie-
sen hatte, in Höhe
die die griechisch-katholischen
gleichstellten.
von allen Abgaben
unierte
Congrua
formal
Dekrete
nichtadelige
Einkommen
Verordnungen,
die Österreicher
sechs ruthenische
Studenten
das
ins
ren, was in der Praxis jedoch auf Schwierigkeiten
stieß. Um den mit geringerer Vorbil¬
dung nach Lemberg
kommenden
Studenten die Ausbildung
zu erleichtern,
wurde 1787
an der Universität
ein Studium ruthenum
eingeführt
für Alumnen,
die nicht des Lateini¬
schen mächtig waren und daher in ihrer Muttersprache
unterrichtet
werden mußten.173
1809 wurde dieser Studiengang
aber auf Verlangen
der sich diskriminiert
fühlenden
ruthenischen
Studenten wieder eingestellt und die Ausbildung
im Rahmen der theologi¬
schen Fakultät fortgesetzt.174 1803 war dagegen das Wiener Konvikt
wiedereröffnet
wor¬
den, in dem 15 Stiftungsplätze
für Schüler der galizischen Diözesen zur Verfügung
stan¬
den.175
Die wichtigste
Bildungsstätte
für den griechisch-katholischen
Klerus blieb bis in die
Mitte
des 19. Jahrhunderts
ter Regierungsaufsicht,
das Lemberger
Seminar,
danach unter der Oberleitung
das bis zum Jahre 1809 unter
des Metropoliten
direk¬
stand. Allerdings
mußten in allen Prüfungsangelegenheiten
Regierungsvertreter
dazugeholt
werden. Zum
anfangs fünf-, dann vierjährigen
Studium konnten
nur Studenten in das Seminar aufge¬
nommen werden, die die Normalschule,
sechs Gymnasialklassen
sowie zwei philosophi¬
sche Kurse absolviert
hatten.176 Die Gesamtzahl
der Alumnen
schwankte
von Jahr zu
Jahr, teils weil die Regierung mangels finanzieller
Mittel immer wieder die einmal ange¬
botenen Studienplätze
und Stipendien kürzte, teils aber auch, weil der Pfarrberuf
wieder
an Attraktivität
verlor. Bis zum Ende der 1830er Jahre, als die Seminarausbildung
dezen¬
tralisiert wurde und entsprechende
Institute auch in der Diözese PrzemyÅ›l eröffnet wur¬
den, entwickelten
sich die Belegungszahlen
wie folgt: 80 (1784), 200 (1810), 100 (1811),
117 (1817) und 320 (1827). In den 30er Jahren pendelte
300-320 Zöglingen
ein.177 Wie in den römisch-katholischen
sich die Zahl schließlich
bei
herrschte
auch in den grie¬
chisch-katholischen
Bistümern
selbst nach der Pfarreienregulierung
ein permanenter
Priestermangel.
1 826 fehlten in der Lemberger Diözese 318 Curatgeistliche,
und 1850 wa¬
ren 135 Seelsorgerstellen
tionen und 1850 immer
unbesetzt. Im Bistum PrzemyÅ›l gab es 1830 179 vakante Posi¬
noch über 100. 178Die Gründe dafür waren nicht nur in den be¬
schränkten
Aufnahmemöglichkeiten
und der begrenzten Anzahl von Seminarplätzen
zu
suchen, eine Rolle spielte auch die verschlechterte
materielle Lage der Geistlichen.
Seit
Einführung
einer geregelten Besoldung waren die jeweiligen
Dotationen
nicht mehr er¬
höht oder der Geldentwertung
angepaßt worden. Am meisten hatten darunter die Kapläne und Kooperatoren
zu leiden, die mit 150 fl. oder 25 Kreuzer pro Tag auskommen
mußten. Daher war es kein Wunder, daß im genannten Zeitraum die Hälfte aller Kaplaneien und Kooperatorenstellen
nicht besetzt werden konnte, während der Fehlbestand an
Pfarrern weit darunter
lag.179 Dennoch
war auch deren wirtschaftliche
Situation
nicht
überall befriedigend,
da die Congrua in den meisten Fällen nur zu einem geringen
Bargeldleistungen
bestand, also überwiegend
vom Pfarrgrund
erwirtschaftet
Teil aus
werden
mußte. Wenn nun die Felder ungünstig zu erreichen oder die Böden von schlechter Qua¬
lität waren, konnten diese nicht entsprechend
oder nur unrentabel genutzt werden, schlu-
173Demkovyc-Dobrjans&kyj,
S. 14 Korczok, S.46.
174Demkovyc-Dobrjans&kyj,
S. 14 Subtelny, S.239.
175Pelesz, Bd.2, S.641.
176Ebenda, S. 988.
177Alle Zahlen nach STUDYNS&KYJ,
S.III f.
178PELESZ,Bd.2, S.988 Schematismus universi venerabilis cleri archidioeceseos metropolitanae graeco
catholicae Leopoliensis pro anno domini
MDCCCXXX
(wie Anm.226), S. 187.
,7&Ebenda.
34
1851, S. 169, 251
Schematismus ... Premislensis ..
gen aber mit ihrem Nominalwert
bei der Congrua
zu Buche.180 Daß der ökonomische
Faktor wesentlich
zum Nachwuchsmangel
beigetragen hatte, zeigte sich, als nach der An¬
kündigung
besserer Dotationen
Ende der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts
wieder al¬
le Seminarplätze
besetzt werden konnten, obwohl deren Zahl erheblich erweitert worden
war. In der Praxis änderte sich jedoch für die Geistlichen
nicht allzuviel,
denn ein Erlaß
vom Oktober
1836 sah lediglich vor, daß ausschließlich
in Fällen besonderer Bedürftig¬
keit das Pfarrereinkommen
von bisher 300 auf höchstens 400, das von Lokalkaplänen
von
150 auf 300 sowie das von Kooperatoren
auf 200 fl. angehoben werden sollte.181
Ungeachtet der hier skizzierten Defizite und Probleme, mit denen die unierte
Kirche
noch lange zu kämpfen hatte, zeitigten die am Ende des 18. Jahrhunderts
durchgeführten
Reformen und Neuerungen
positive Folgen. Die Gleichstellung
mit der lateinischen
Kir¬
che, die verbesserte Theologenausbildung
und die gesicherte Pfarrerversorgung
erhöhten
intellektuelles
Niveau, Ansehen und sozialen Status der früher verachteten
griechisch-ka¬
tholischen Geistlichkeit.
Sie revanchierte sich durch eine im allgemeinen
kaum zu erschüt¬
ternde Loyalität
gegenüber dem österreichischen
Herrscherhaus
und dem ihre Rechte und
ihre Existenz sichernden politischen
System. Diese Entwicklung
war eine wichtige Vor¬
aussetzung dafür, daß die Geistlichkeit
zu einer ruthenischen
Bildungsschicht
werden
konnte, die der Bevölkerung
eine national-kulturelle
Orientierung
geben und gesellschaft¬
liche Führungsfunktionen
übernehmen
konnte. Sie entfaltete sich in einem allmählichen
Prozeß, der in den Jahren 1848/49 einen vorläufigen
Abschluß erreichte.
Schon in den 1780er Jahren haben Zeitgenossen
beobachtet,
daß sich die griechisch¬
katholischen
Geistlichen
recht schnell den neuen Bedingungen
anpaßten und sich be¬
mühten, ihren Söhnen die vom Staat geforderte
Ausbildung
angedeihen
zu lassen. Ein
großer Teil der Schüler an Lateinschulen
waren Kinder von Dorf geistlichen 1S2,und auch
in den folgenden Jahrzehnten
hat sich daran nichts Wesentliches
geändert. Die Verbun¬
denheit mit ihrem Volk verloren auch die Theologiestudenten
nicht, was für die Zukunft
von Bedeutung werden sollte. Sie blieben gegenüber allen Germanisierungsversuchen
re¬
sistent, orientierten
sich dagegen besonders in den ersten drei Jahrzehnten
des 19. Jahr¬
hunderts an polnischer
Kultur und Tradition.
Diese bestimmten
Ausbildung
wie Alltags¬
leben im Lemberger
Seminar und an der Universität,
ermöglichten
Aufstieg
und Karrie¬
re. Die vermeintliche
Inferiorität
alles Ruthenischen
und die kaum
vorhandenen
nationalen Identifikationsmöglichkeiten
außerhalb der ländlichen Sphäre wiesen gerade¬
zu den Weg, geistige und intellektuelle
Orientierung
in der ihnen ja keineswegs ganz
fremden polnischen
Kultur zu suchen. Über die polnische Sprache fanden die Studenten
den ersten Zugang zur Literatur
der Romantik
und wurden mit Lehre und Ideen der fran¬
zösischen Revolution
sowie der polnischen
Aufstände vertraut. Die deutschen Klassiker
und die Werke der griechischen
und römischen
Antike vervollständigten
die Bildungs¬
quellen, aus denen dabei geschöpft wurde.183 Für aufgeschlossene
Geister mußte solche
Lektüre eine Erfahrung
bedeuten, die unter den oft physisch wie psychisch deprimieren¬
den Umständen
Angeregt
des Seminarlebens
durch
Romantik
Unruhe
und Rebellion
und panslawische
förderte.
Ideen schlossen
sich ruthenische
und
polnische Studenten zusammen, um für die Emanzipation
aller Slawen und die Überwin¬
dung der geknechteten
bäuerlichen
Bevölkerung
aktiv zu werden. Wichtige
Impulse gin¬
gen vom Novemberaufstand
i= Malinowski, S. 753.
& Ebenda, S.751.
12Vgl. Tokarz, S. 385.
0 Vgl. Studyns&kyj, passim.
aus, nach dessen Ausbruch
sich auch im Lemberger
Seminar
35
IMKA:
konspirative
Zirkel
toren und Präfekte
und Filialen
eine führende
der Insurgentenbewegung
bildeten,
Rolle spielten.184 Ähnliches
wobei
ereignete
einzelne
Rek¬
sich auch am Wie¬
ner Konvikt
185und alarmierte Kirchenleitung
wie Regierung. Bis in die Mitte der vierzi¬
ger Jahre wurden immer wieder geheime Gruppen
und Gesellschaften
entdeckt, Semina¬
risten, aber auch bereits amtierende
Geistliche
zur Rechenschaft
gezogen und zu teils
langen Kerkerstrafen
verurteilt.186 Der revolutionäre
Geist hatte sich soweit verbreitet,
daß schließlich
jeder junge Priester, bevor er seine Seelsorgerstelle
antreten
konnte,
schwören mußte: „daß
wir und jeder von uns im besonderen zu keinen geheimen und ge¬
setzeswidrigen
Bruderschaften,
Zusammenkünften
und Verschwörungen
im In- oder
Ausland gehörten, weder eingetreten sind noch dazugehören,
und weder jetzt noch spä¬
ter unter keinen Umständen
beitreten und angehören werden&. 187
Anders als im Jahre 1830 spielten im Aufstand
und bei dessen Vorbereitung
unierte
Prozeß
Kleriker
oder Seminaristen
keine große Rolle
eingesetzt
hatte, der Ruthenen
und Polen
1846
mehr, weil inzwischen
ein anderer
getrennte
Wege gehen ließ. Der
römisch-katholische
Dompropst
von Przemyśl hat das Ergebnis
Oktober
1850 mit folgenden Worten festgehalten:
dieser Entwicklung
im
„So
wie anderwärts so entbrannte auch in Galizien der Kampf der Nationalitäten, und erschien hier
um so bedenklicher, als derselbe zugleich eine religiöse Färbung einnahm. Früher lebte der
Ruthene friedlich neben dem Polen als eines Landes Kind, als einer Religion Bekenner doch seit
dem Jahre 1848 stellt sich die ruth. Nationalität, oder vielmehr der gr. kath. Kirchen-Ritus der pol¬
nischen Nationalität oder eigentlich dem lat. Ritus schroff entgegen . . . Träger der ruth. Nationa¬
lität ist vorzugsweise die gr. kath. Geistlichkeit, welche sowohl rücksichtlich ihrer Bildung als auch
gesellschaftlicher Stellung das aristokratische Element unter den Ruthenen bildet!& ,88
Ungeachtet
des denunziatorischen
Impetus&, der dem Schreiber die Feder führte, macht
der Text Veränderungen
deutlich, die inzwischen
eingetreten waren. Die meist aus ärm¬
lichen Verhältnissen
stammenden
ruthenischen
Seminaristen und Kleriker
waren natür¬
lich für sozialrevolutionäres
Pathos und panslawische
Romantik
anfällig
gewesen, die
beide in polnischen
Farben einhergingen.
Nicht wenige identifizierten
sich in der Folge
auch mit den polnischen
Angelegenheiten
und gingen im Polentum auf. Bei den übrigen
wurde dagegen das Interesse an Geschichte und Kultur des eigenen Volkes stimuliert,
das
sich jedoch noch gänzlich selbstgenügsam
und in rein aufklärerischen
Bahnen entwickel¬
te. Erst durch die Bauernbefreiung
und die Ergebnisse der Revolutionsjahre
von 1848/49
wurde das nationale Moment zu einem gewichtigen
Faktor, weil die Auseinandersetzun¬
gen zwischen Gutsherrn
und Dorfgemeinde
mit zunehmender
Tendenz als Konflikt
zwi¬
schen dem polnischen
Herrn und der ruthenischen
Bevölkerung
geführt wurden. Und
nun trat der griechisch-katholische
Geistliche
zwar nicht als Nationalrevolutionär,
aber
einen Akt nationaler
Solidarität
vollziehend
auf die politische Bühne.189 Daß er dazu im¬
stande war, war das Ergebnis seiner Stellung, die er auf dem Land bekleidete.
Trotz der Polonisierung
der ruthenischen
Kleriker, ihrer oft mit denen der Gemeinde
kollidierenden
ökonomischen
Interessen sowie ihrer gesellschaftlichen
Nähe zum Um¬
kreis des Gutshofes
existierte in der Regel keine unüberwindbare
Kluft zwischen Pfarrer
und bäuerlicher
Gemeinde.
Diese verhinderten
Kozik, S.29-50 ŕopuszański, S. 172 ff.
Materijaly do istoriji kul&turnoho zytja, S. 69.
STUDYNS&KYJ,
passim ŕOPUSZAŃSKI,
S. 177 ff.
Zitiert nach ŕOPUSZAŃSKI,
S. 175.
Zitiert nach MALINOWSKI, S.519.
The Greek Catholic Church, S. 437
Vgl. H
36
die Herkunft
der meisten Geistlichen,
aber
auch zahlreiche
kirchliche
Einrichtungen,
die die seelsorgerische
Tätigkeit
erleichtern
und den Bestand der Kirche sichern sollten. Da Glaubensbekenntnis
und ethnische Zu¬
gehörigkeit
zudem weitgehend
übereinstimmten,
mußten ihre Strukturen
und Institutio¬
nen national affirmativ
wirken bzw.mstandshalber
einen solchen Charakter
entwickeln.
Bischöfe und Prälaten sahen sich lange Zeit fast ausschließlich
als Sachwalter rein
kirchlicher
Angelegenheiten,
die sie im Rahmen der staatlichen Vorgaben
und in loyaler
Verbundenheit
mit der Regierung
wahrnahmen.
Ihr Interesse für die eigene Nationalkul¬
tur war zunächst rein praktischer
Natur. Auf die Sprache der breiten Masse der Gläubigen
ging man in der Regel nur so weit ein, als man ihrer als Kommunikationsmittel
bedurfte.
Im übrigen unternahm
man alles, um bei den Wiener Behörden nicht den Verdacht natio¬
nal-revolutionärer
und Prestige, da
man sich darüber
ren war, fürchtete
Russischen, weil
Behörden hätten
Umtriebe
aufkommen
zu lassen. Außerdem
bangte man um Ansehen
die ruthenische
Umgangssprache
als ländlich primitiver
Dialekt galt. Da
hinaus über dessen Stellung zwischen Polnisch und Russisch im Unkla¬
man sich vor einer möglichen
Identifizierung
dieser Sprache mit dem
dann auch entsprechende politische Affinitäten
oder Russophilie
von den
unterstellt
werden können.190 Dies wurde besonders deutlich im Fall der
sogenannten
„Ruthenischen Triade&, eines literarischen
Zirkels, der sich in den 1830er
Jahren an der Lemberger Universität
und im Seminar gebildet hatte. 191Die in diesem Kreis
engagierten jungen Leute waren mit ganz wenigen Ausnahmen Seminaristen,
die die Ab¬
sicht hatten, das kulturelle
Erbe der Ruthenen zu pflegen und dem Ruthenischen
als Lite¬
ratur- und Buchsprache
Geltung zu verschaffen.
Sie sammelten
ethnographisches
und
folkloristisches
Material und publizierten
literarische und historisch-philologische
Antho¬
logien in ihrer Muttersprache.192 Am bedeutendsten
war die „Rusalkadnjistrovaja&,
weni¬
ger ihrer literarischen
Qualitäten
wegen, die ziemlich gering waren, als vielmehr auf Grund
der Tatsache, daß sie die erste ukrainisch verfaßte Anthologie
in Galizien war. Sie mußte,
um die Zensur zu umgehen, in Budapest gedruckt werden und blieb bis 1 848 im Kronland
auf dem Index. Von ihrer auf circa 1025 Exemplare
geschätzten Auflage wurden 800 in
Lemberg konfisziert,
und nur der Rest erreichte interessierte Leser - vor allem im Aus¬
land.193 Damit war jedoch über alle Schwierigkeiten
hinweg ein erster Schritt getan und der
Prozeß des nationalen Erwachens der Ukrainer
in Galizien in Gang gesetzt worden. Zwi¬
schen 1837 und 1850 erschienen insgesamt 43 ukrainische
Publikationen,
und es war be¬
zeichnend, daß 40 davon in Klerikerstuben
entstanden waren.194
Wie erwähnt fanden diese Schriften in den wenigsten Fällen das Plazet der unierten
Hierarchie.
Dennoch war deren Haltung gegenüber der nationalen Frage keineswegs ein¬
heitlich, ihre Einstellung
nicht immer nur von Ignoranz
und mangelndem
nationalem
Selbstbewußtsein
geprägt,
wie ihr zeitgenössische
Kritiker
vorwarfen
195 auch sie steuer-
&° Vgl. dazu Kozik, S. 51-71 Subtelny, S.240.
191Markijan Saskevyc (1811-1843), Jakiv Holovac&kyj (1814-1888), Ivan Vahylevyc (1811-1866).
192Kozik, S. 65-82 R.F. KyrCiv, passim.
193M. Tepsakovec, S. 125 ff.
194Kozik, S. 60.
1,5 Hier mag ein Beispiel aus der Feder des enttäuschten Jakiv Holovac&kyj genügen, das Sarkasmus mit
Anschaulichkeit verbindet und die Verhältnisse realitätsnahe beschreibt - auch, weil eine kodifizierte
ukrainische Sprache noch nicht existierte: „.
. . bei dem russinischen Konsistorium gibt es einige Dom¬
herrn, die nicht einmal ihre Namen russinisch unterfertigen können, und der russinische Metropolit, der
ex officio so Manches russinisch zu unterzeichnen gehalten ist, macht in der Unterschrift seinesdreisil¬
bigen Namens nur zwei Fehler gegen die russinisch-slawische Orthographie. Sein Suffragan übertrifft
ihn aber schon, denn in seinem viersilbigen Namen sind regelmäßig nur drei Fehler. - Ein unauslöslicher Beweis, wie weit diese Doctores in dem Studium der National- und Kirchensprache gekommen
sind.& H. Rusyn, S.360.
37
IMKA:
ten ihren Part zur nationalen
Entwicklung
bei. Sie sorgten
für die notwendigen
Struktu¬
ren, durch die sich die Ukrainer
entfalten konnten. Die theologische und unversitäre Aus¬
bildung der Geistlichen
gehörte dazu. Vor allem der langjährige
Bischof von Przemyśl,
Ivan Snihurs&kyj,
der auch den Aktivitäten
der „Triade& ein gewisses Wohlwollen
entge¬
genbrachte, tat sich hier besonders hervor. Der Metropolit
folgte bis zu einem gewissen
Grad dessen Beispiel. Snihurs&kyj ordnete 1831 an, daß alle Zöglinge
des Seminars auch
landwirtschaftliche
Kurse zu belegen hatten196, was ihrer späteren Wirtschaftsführung
auf dem Pfarrhof
zugute kommen, aber auch für die Beratung der bäuerlichen
Gemein¬
demitglieder
Nutzen
bringen
sollte. Bischof
Snihurs&kyj
eröffnete
1845 ein eigenes
Diözesanseminar
in PrzemyÅ›l, an dem 24 Plätze für Alumnen des 4. Theologiejahrgangs
zur Verfügung
standen, um sie unter seiner direkten
Aufsicht
für den Priesterdienst
vorzubereiten.
Für galizische Verhältnisse
beispielhaft
waren aber die Maßnahmen,
die
dieser Bischof unmittelbar
nach seiner Investitur
einleitete, um das innerkirchliche
Leben
und die Qualifikation
des nichtgeistlichen
Diözesanpersonals
zu verbessern.
Mitteln richtete er 1818 ein vom Kaiser approbiertes
„Institutum cantorum
Aus eigenen
et magistro-
rum scholae& ein, an dem jährlich
zwischen
12 und 19 Studenten Stipendien
wurden
sowie jeweils bis zu elf weitere auf eigene Kosten Pädagogik, Kirchenslavisch,
Katechese,
Musik und Gesundheitspflege
lernen konnten.197 Die hier ausgebildeten
Kantoren,
die
auch als Pfarrschullehrer
fungierten,
bildeten dann zusammen mit dem Geistlichen
die
schmale dörfliche
Intelligenzschicht,
die nach 1848 eine wichtige
Vermittlerund
Führungsrolle
in der nationalen
Bewegung übernehmen
konnte, wie Himka eindrucks¬
voll untersucht
und dargestellt hat.198 Eine vergleichbare
Einrichtung
fehlte in der Lem¬
berger Diözese. Vielleicht
war dies denn auch ein Grund dafür, daß hier die Position
der Kantoren
in den Gemeinden
derart schlecht war, daß sie von den Pfarrern praktisch
wie Knechte
behandelt
kommen konnten,
wie
wurden
und ihren eigentlichen
Aufgaben
nicht mehr nach¬
der Lemberger
Weihbischof
1845 in einem Schreiben an den
Diözesanklerus
monierte.199
Die Bedeutung der Kantoren
che betreuten
Schulen deutlich
Przemyśl 1 853 die Oberaufsicht
denten unterrichtet
wurden200:
für die Volksbildung
kann ein Blick
auf die von der Kir¬
machen. So führte z.B. das Konsistorium
des Bistums
über folgende Schulen, an denen 14 703 Kinder und Stu¬
Studyns&kyj, S.XXVIII, 64.
Schematismus ... Premislensis ... MDCCCXXX,
S.18 Schematismus venerabilis cleri dioceseos
graecocatholicae Premislensis pro anno domini MDCCCXLIII
conscriptus, Przemyśl 1843, S.16f
Schematismus universi venerabilis cleri dioceseos graecocatholicae Premislensis pro anno domini
MDCCCXLIV,
Przemyśl 1844, S. 17.
J.P. H
Galician Villagers, S. 105-133.
Die Vorwürfe an die Pfarrer lauteten etwa, daß die Kirchensänger „bei
der Pfarrgeistlichkeit bei jeder
sich darbiethenden Gelegenheit den Fuhrmannsdienste besorgen müßten . . . nicht bloß der Kirchensän¬
ger sondern auch dessen Gehilfe zur Bedienstung im Pfarrhause und zur Verrichtung manigfaltiger Ar¬
beiten zugleich in Anspruch genommen werden . . . die Curaten bei Aufnahme neuer Kirchensänger gar
nicht darauf sehen, ob dieselben im Kirchendienste bewandert, sondern ob dieselben in ihren Zeugnißen
seitens der Folgsamkeit in Hausarbeiten und der Bedienstung anempfohlen werden . . . der Kirchensän¬
ger ... für das kleinste Dienstvergehen vom Curaten oder dessen Ehehälfte oft selbst Schläge ertragen
muß . . .& etc. und „daß
durch diese Verfahrungsart nicht bloß der Kirchendienst, sondern auch das
Volksschulwesen sehr viel leide, ist klar - diesem Umstände ist aber auch zuzuschreiben, daß dermahlen der Mangel an fähigen Kirchensängern, somit auch an guten Pfarrschullehrern von Tag zu Tag fühl¬
barer wird& . Zitiert nach Ja. HORDYNS&KYJ,
S. 138 f .
Sematizm paradnych (sic!) ucilisc i ucitel&skich lic pod upravitel&stvom Konsistorii peremyskoi ruskoi
na rok 1853, Przemyśl 1853, S.34.
38
5
2
1
1
69
408
48
Hauptschulen,
Mädchenschulen,
Präparandenkurs,
Lehrer- und Kantoren-Institut,
Trivialschulen,
Pfarrschulen,
Gemeindeschulen.
In der Metropolitaneparchie
Prozentzahlen
der tatsächlich
lagen die Verhältnisse
eine Schule besuchenden
ähnlich.
Kinder
Allerdings
waren dort die
1838 wie 1848 etwas nied¬
riger als im Bistum Przemyśl. Ob hier ein Zusammenhang
mit der besseren Kantorenaus¬
bildung in der Suffragandiözese
besteht, muß offen bleiben, ganz auszuschließen
ist dies
aber nicht. Ein Vergleich
zwischen den sechs den Schwerpunkt
der Diözese PrzemyÅ›l bil¬
denden Kreisen mit den fünf um Lemberg gelegenen zeigt folgende Unterschiede
(Lem¬
berg muß auf Grund seiner besonderen Stellung als alles überragendes Zentrum dabei un¬
berücksichtigt
bleiben).
Anteil der, eine Schule besuchenden, „schulfähigen&
Kinder in % 2m
Erlbistum Lemberg
Kreis:
1838:
1848:
Stryj
13,95
16,46
Brzeżany
11,36
14,54
Złoczów
13,97
17,80
Stanislau
9,03
12,48
Lemberg
20,92
28,01
Tarnopol
8,31
11,63
Żółkiew
16,69
23,74
Przemyśl
12,89
15,54
Sambor
15,55
16,56
Rzeszów
7,09
12,31
Jasło
11,57
16,31
Bistum Przemyśl
Kreis:
1838:
1848:
Sanok
14,57
13,73
Ohne Lemberg ergeben sich daher folgende Durchschnittswerte:
In den
PrzemyÅ›l gehörenden
Kreisen lag der Anteil der eine Schule besuchenden
bei 13,56%, zehn Jahre später bei 16,36%. Für das Erzbistum
lauteten die
den Werte 11,32% und 14,58%. Dies bedeutete, daß der Schulbesuch
in
zum Bistum
Kinder 1838
entsprechen¬
der Diözese
PrzemyÅ›l in beiden Zähljahren
etwas über, in der Metropolie
unter dem galizischen
Landesdurchschnitt
von 13,0% bzw. 15,77% lag.202
Kirchliche
Einrichtungen
haben also maßgeblich
dazu beigetragen,
daß die grie¬
chisch-katholische
Kirche wie eine nationale
ukrainische
Institution
wirken
und ihre
Geistlichen
die fehlende säkulare Oberschicht
ersetzen konnten.
Eine oben bereits erwähnte, für die Entwicklung
der unierten Kirche in der Vergan¬
genheit sehr maßgebende
Institution
war der Basilianerorden
gewesen, die einzige Kon¬
gregation des griechisch-katholischen
Ritus. Ihre Mönche haben entscheidend
zur Uni¬
on mit der römischen
Kirche beigetragen
und dann als Theologen
das Rückgrat
der
Unierten gebildet. Dafür erhielten sie auch päpstliches Lob und Anerkennung,
„cum&,so
Pius VII. im Jahre 1822, „Ordo S. Basilii M. Congregationis
Ruthenorum
non modo plurimum de ipsius nationis unione cum S. Catholica
Ecclesia sit meritus, sed etiam praecipuum sit orthodoxae
religionis
inter Ruthenos columen ac propugnaculum&.203
Basierend auf den Angaben in Tafeln zur Statistik ... 1838, 1848.
Ebenda SPRINGER,
Bd.2, S.294.
Zitiert nach KORCZOK,S. 73.
39
I.
nahmungsversuche,
sondern nutzten auch ihre herausgehobene
Stellung, um sich bei der
Vergabe von Pfründen Vorteile gegenüber dem weltlichen
Klerus zu verschaffen,
an des¬
sen mangelhafter
Ausbildung
zur Zeit der polnischen
Herrschaft
sie auch wie an sonsti¬
gen Insuffizienzen
der Kirche nicht geringe Schuld trugen.204
Wie die entsprechenden
lateinischen Kongregationen
mußte sich auch der Basilianerorden den von den Österreichern
verordneten
Reformen
fügen. 1780 mußte auf Wiener
Anordnung
hin eine eigene galizische Ordensprovinz
geschaffen werden, die 1782 der
Oberaufsicht
des außerhalb des Kronlandes
residierenden
Protoarchimandriten
entzogen
wurde. Die einzelnen
Klöster wurden
nun der Jurisdiktion
der Ortsbischöfe
unter¬
stellt.205 Durch die Aufwertung
und Besserstellung
des Weltklerus
sowie die zügig durch¬
geführten Klosteraufhebungen
verlor der Orden rasch seine frühere Bedeutung, so daß er
während der folgenden
hundert Jahre in der griechisch-katholischen
Kirche keine wich¬
tige Rolle mehr spielte.
1772 existierten
in der gesamten Rzeczpospolita
rund 200 Basilianerklöster,
von de¬
nen 67 mit 599 Mönchen
und Nonnen
unter die österreichische
Herrschaft
kamen.206
Nach der ersten Aufhebungswelle
waren im Jahre 1800 von den einst 58 Männerklöstern
22 mit 164 Mönchen übriggeblieben207,
was einem Verlust von über 60% des ehemaligen
Bestandes gleichkam.
Bis 1850 wurde ihre Zahl weiter reduziert,
so daß schließlich
nur
noch 14 Häuser mit insgesamt 79 Angehörigen
die Ordensprovinz
bildeten.
An ihrer
Spitze stand - dem Bischof untergeordnet
- ein Archimandrit
in Żółkiew.In der Metropolitandiözese
gab es acht Klöster, in denen 34 Mönche und sieben Laienbrüder
und No¬
vizen tätig waren. Der Bischof von PrzemyÅ›l beaufsichtigte
sechs Ordenshäuser
mit 27
Mönchen
sowie 11 Laienbrüdern
und Novizen.208 Im allgemeinen
amtierten die Mönche
als Gemeindeseelsorger,
zum Teil unterhielten
sie wie in Buczacz eine Schule.
Auch die Häuser der Basilianerinnen
wurden reorganisiert.
Die im Unterschied
zu
den lateinischen
Nonnen
sehr armen Ordensfrauen
besaßen 1774 noch neun Niederlas¬
sungen, in denen 66 Schwestern mit und ohne Profeß lebten. Sie hatten schon längere Zeit
mit einem erheblichen
Nachwuchsmangel
fertig zu werden und konnten
ihre Klöster
kaum noch unterhalten.
Da sie außerdem zur Kategorie der mit den Worten Josefs I
„demStaate weniger gedeihlichen Nonnen& 209gerechnet wurden, mußten sie bis 1795 et¬
wa 80% ihres Bestandes bzw. sieben ihrer neun Einrichtungen
durch Konzentrierung
und Auflösung
liquidieren.210 Sie behielten lediglich je ein Kloster in Jaworów
und Slowita, wo sich 1850 gerade noch acht Ordensangehörige
aufhielten.211
2.3.
Die
Ähnlich
armenisch-katholische
wie
die in Rotreußen
Kirche
lebenden
auch die hier ansässigen Armenier
ruthenischen
lange, ehe sie die Union
orthodoxen
Gläubigen
mit Rom vollzogen.
zögerten
Ungeklär-
204Likowski.S. 289 Madey, passim.
205Pelesz, Bd.2, S. 736.
206Ebenda, S.740 GACH: Kasaty, S.26 mit etwas abweichenden Zahlen.
2=7GACH: Kasaty, S. 34.
208Schematismus ... Leopoliensis 1851, S.169, 251 ... Schematismus cleri graeci ritus catholicorum dioe
cesis Premislensis pro anno 1853, Przemyśl1853, S. 165-167.
2M Zitiert nach CHOTKOWSKI,S. 342.
2,: GACH: Kasaty, S.34.
211Hain, Bd.2, S. 636.
Allerdings
4C
wirkten
die Mönche
nicht
nur als ein Bollwerk
gegen orthodoxe
Verein-
te Jurisdiktionsfragen,
die Schwankungen
unterworfene
Politik
der Katholikoi
und
Patriarchen,
aber auch lokale Auseinandersetzungen
zwischen dem in Lemberg residie¬
renden Bischof und seiner Gemeinde standen einer raschen, von der gesamten Ortskirche
akzeptierten
Vereinigung
im Wege. Zwar hatte sich Erzbischof
Nikolaus
Torosowicz
schon im Oktober
1630 dem Papst unterstellt
und diesen Schritt durch das vor der
Öffentlichkeit
abgelegte katholische
Glaubensbekenntnis
besiegelt212, faktisch wurde die
Union jedoch erst gegen 1700 zum Abschluß
gebracht.213
1773 umfaßte das Erzbistum
Lemberg,
das formal dem unierten
Patriarchen
von
Kilikien
in Konstantinopel
unterstand,
1 7 Pfarreien, von denen drei außerhalb Galiziens
lagen. Im Kronland
waren sie über folgende
Orte und Städte verteilt:
Lemberg,
Brzeżany, Horodenka,
Jasłowiec, Kuty, ŕysiec, Obertyn,
Stanislau, Sniatyn, Tyśmenica,
Złoczów, Zamość.
Anders als in den beiden großen katholischen
Kirchen konnten in den armenischen
Gemeinden
stets alle Seelsorgerstellen
besetzt werden. Nachwuchssorgen
gab es hier
nicht. Allein in Lemberg, wo 1783 insgesamt 212 Gläubige gezählt wurden, amtierten un¬
ter dem Erzbischof
14 Geistliche,
sechs davon als Domkapitulare.
Die übrigen versorg¬
ten als Pfarrer die drei Gemeinden
der Hauptstadt,
denen neben der Kathedrale noch fünf
Kapellen zum Gottesdienst
zur Verfügung
standen.214 In den 1780er Jahren bestanden die
größten Gemeinden in Horodenka,
Kuty, Sniatyn und Stanislau, wo jeweils zwischen 400
und 500 Armenier
ansässig waren. Die kleinste Pfarrei bestand in ZÅ‚oczów mit 24 Ge¬
meindemitgliedern
im Jahre 1784.215
Durch die josefinischen
Reformen
wurde auch das kirchliche
Leben der Armenier
Neuerungen
und Veränderungen
unterzogen.
Die geringe Anzahl der Gläubigen
veranlaßte die Regierung,
1784 zwei der drei Lemberger Pfarreien sowie diejenigen in Zamość,
ZÅ‚oczów und JasÅ‚owiec aufzulösen.
Drei Jahre später wurde der Personalbestand
des
Klerus auf 14 Geistliche festgelegt, denen - wohl auf Grund ihrer vergleichsweise
kleinen
und wohlhabenden
Gemeinden
- eine Congrua von 1 50 fl. pro Jahr zugesichert wurde.216
Das vom Staat garantierte
Einkommen
des Erzbischofs
wurde von zunächst 2000 fl. auf
3000 und 1806 auf jährlich 6000 fl. angehoben.217
Die Ausbildung
der Pfarrer, die bisher an dem von Theatinern
geleiteten päpstlichen
Kolleg stattgefunden
hatte, wurde gleichfalls neu geregelt. Seit 1784 mußten auch die ar¬
menischen Alumnen
das Lemberger Generalseminar
absolvieren.
Das seit 1683 in Lemberg bestehende Klostet der armenischen Benediktinerinnen
be¬
herbergte 1786 noch 24 Ordensfrauen.218 Ihre Zahl wurde für die Zukunft
auf 14 „dienst¬
taugliche&
Nonnen
reduziert,
die auf kaiserlichen
Befehl hin eine „Mädchenschule für die
gebildeten Stände& zu unterhalten
hatten, wozu ihnen eine jährliche Aufwandsentschädi¬
gung von 905 fl. sowie 50 fl. für die überzähligen,
meist bejahrten Schwestern zugestan¬
den wurde.219 Trotz immer wiederkehrender
Geldsorgen
konnten die Benediktinerinnen
ihren Schulbetrieb
aber aufrechterhalten,
auch dank des hohen Ansehens, das sie als gute
2,2 De Fries, S.350.
2,5 Z. Obertynski: Unia Armian polskich, in: Historia kościoła,
S.340.
2.4 Cz. Lechnicki, S. 105 Br. Wojcik-Keuprulian,
S. 19.
2.5 S. Baracz, S.85, 103, 165, 171, 178.
216Lechnicki, S. 109 f.
2,7 Baracz, S.139ff.
218Chotkowski, S.239f.
2& Ebenda, S.247 Lechnicki, S. 112.
41
Konvent
1 7 Nonnen und Novizinnen
Eine Besonderheit,
dutch die sich
katholischen
deutlich abhob, war ihre
die römisch-katholische
Kirche. Die
an.220
die unierte armenische Kirche von der griechisch¬
vergleichsweise
enge Anlehnung
und Bindung an
Ausbildung
bei den Theatinern,
ihre Konzentrie¬
rung in den Städten, wo die Armenier
zu den
Schichten zählten, sowie ihre in der zweiten Hälfte
wohlhabenden
und
des 18. Jahrhunderts
einflußreicheren
bereits weit vor¬
angeschrittene
Polonisierung221
bildeten die entsprechenden
Voraussetzungen
dafür. Die
Kooperation
mit den römischen
Katholiken
und der Wechsel vom armenischen
zum
lateinischen
Ritus verliefen
daher spannungsfrei
und entbehrten
anders als zwischen
Polen und Ruthenen jedes konfliktträchtigen
Antagonismus.222
Als die galizischen Armenier
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
ständig in der polnischen
Bevölkerung
aufgegangen
chenorganisation
praktisch den einzigen Bereich dar,
von den Polen unterschied.
Die Erzdiözese
bestand
Stanislau und Kuty mit noch neun Pfarreien und einer
nahezu voll¬
waren, stellte die gesonderte Kir¬
durch den sich diese Gruppe noch
aus den drei Dekanaten
Lemberg,
Kaplanei, von denen acht auf gali¬
zischem Boden lagen.223 Die Zahl der Gemeindemitglieder
blieb dabei seit den letzten De¬
zennien des 19. Jahrhunderts
nahezu konstant, wie folgende Zahlen zeigen, die rund 80%
aller in Galizien lebenden Armenier
repräsentierten224:
1843:
1850:
1856:
1862:
1885:
1895:
1908:
1914:
4125
4190
4669
3780
4774
3848
3879
3868
Die armenisch-katholischen
Erzbischöfe
Jakób St. Augustynowicz
Jakób W. Tumanowicz
Jan J. Symonowicz
Kajetan A. Warteresiewicz
Samuel C. Stefanowicz
Grzegorz
Szymonowicz
Grzegorz
Romaszkan
Izaak M. Isakowicz
Józef Teodorowicz
in Ga
1752-1783
1783-1798
1799-1816
1817-1831
1831-1858
1858-1875
1875-1881
1882-1901
1902-1938
220Hain, Bd.2, S.636.
221Vgl. E. Chr. Suttner, S. 107 Dan, Bd.2, S.27f.
222Vgl. Lechnicki, passim.
223Die zwei nichtgahzischen Sprengel waren die 1839 bzw. 1840 in Suczawa und Czernowitz eingerichte¬
te Kaplanei bzw. Pfarrei. Vgl. KRETOSZ:Organizacja parafialna, S.39.
224LECHNICKI, S. 126 SUTTNER,S. 130 KALINKA, S.300 KRETOSZ:Organizacja parafialna, S.39.
42Pädagoginnen
in der Öffentlichkeit
und bei den Behörden
genossen. 1850 gehörten
ihrem
2.4.
Allgemeine
Entwicklung
Die wichtigsten
che bezogen
bis
Veränderungen
zum
stellt,
stehende
eingegliedert
der in Kielce
über Struktur
funden
Teil des Sprengeis
residierte.225
konnte.
durchgeführt226,
terzeichneten
dem Krakauer
standen
besetzt.
Myślenice,
Wien
weiteres
geschaffen.
1885 statt.
Eparchie
Jesupol,
ihrer
Zur
Sklawina,
Stanislau/Land,
Kolomea,
Kosów,
des Vatikans
verwaltete
schei¬
Krakauer
mußte.
des
Nach die¬
von Tarnów
Dem Krakauer
Wadowice,
Di-
seit 1886
Prälaten
unter¬
Żywiec, Wieliczka,
angestellt,
dieses Vorhaben
dagegen
Diözese
einrichten
im gewünschten
Levyc&kyj
nur
Bischofs
349 Pfarreien
in den
Buczacz,
Nadworna,
Maße visitiert
Kreise
Beson¬
und die
und be¬
beschieden,
existierte
Stanislau,
in
Kolomea
Dach vereinte.230 Ihre fakti¬
fand dagegen
zwanzig
Czortków,
Pistyri,
in
ebenso wie das Einver¬
„prinzipiell&.229 Seither
die die damaligen
eines eigenen
Kudryrice,
zu dürfen.
war der Erfolg
Sie erfolgte
Kir¬
Bischöfe
Größe wegen kaum adäquat verwaltet
nicht
ein
nicht.227
waren die unierten
unter einem kirchlichen
Bohorodczany,
jedoch
in Rzeszów
in der griechisch-katholischen
zu erhalten.
Stanislau,
gehörten
die östetreichi-
des ihm verbliebenen
des Bischofs
81 Pfarreien.
erst dem Metropoliten
Zustimmung
die Einsetzung
un¬
von nun an auch
abtreten
Neugliederung
eine dritte
und Filialen
sowie die Bukowina
und
lau/Stadt,
wurde
konnte
eine Diözese
sche Errichtung
1853
nach und nach aus dem Westteil
mit 144 Pfarreien
des Papstes im Jahre 1850 - allerdings
und Czortków
wurden
und dessen Gebiet
am Widerstand
von einem Vikar
wurde
wurde
geworden,
Pfarreien
bildete
aufzulösen
Schon Ende des 18. Jahrhunderts
werden.228 Aber
den Schematismen
Tarnów
Gebiet ge¬
Targ und Niepołomice.
Verwirklicht
auch die kaiserliche
ständnis
unter¬
bis eine Entscheidung
ventilierten
für eine gewisse Zeit Überlegungen
Eparchie
zahlreichen
aufsichtigt
Nowy
Suffraganbistum
ders die Lemberger
dafür
Diözese
Biała, Auschwitz,
mit der Bitte vorstellig
überaus
was jedoch
mit insgesamt
zu errichten.
chenprovinz
Die
Maków,
Im Jahre 1900 wurden
Ein
Vikar
auf galizischem
Grenze
wieder
sich der Jurisdiktionsbereich
nun die Dekanate
neues Bistum
Tarnów
und einer entsprechenden
erstreckte
Diözese
der Verhandlungen
das acht Dekanate
über 21 Dekanate
Dobczyce,
Verlauf
zu unterstellen,
gebildet,
sen Veränderungen
es hingegen,
mit dem Bistum
der seit den 30er Jahren vakante,
Tarnów
özesangebietes
dauerte
Die politische
dann Pläne, das Bistum
wieder
1846
Vereinbarun¬
1849 einem Apostolischen
der Krakauer
zustande.
Oberhirten
Bischofsstuhl
Krakau
war. Gemäß
vor der Auflösung
der Republik
Kra¬
Krakau geteilt. Der unter russischer
Grenzregelungen
Im weiteren
terte. 1880 wurde
nachdem
worden
Kir¬
Beschlüsse kamen aber erst nach einem 1874 mit Rußland
Schlußprotokoll
schen Behörden
nur noch
Kleinere
endgültige
die Diözesangrenze.
Bistums
Viel länger
und Jurisdiktionsbereich
werden
wurde
Weltkriegs
der römisch-katholischen
der Diözesangrenzen,
Herrschaftsgebiet
gen, die zwischen Wien und St. Petersburg schon
kau getroffen
worden
waren, wurde das Bistum
Oberhoheit
des Ersten
in der Territorialstruktur
sich auf die Reorganisation
dem österreichischen
Ausbruch
erst im Jahre
Dekanaten
Horodenka,
Skała, Sniatyn,
StanisHusiatyn,
TÅ‚umacz,
sich auf 433 Pfarreien
in 22 Dekanaten verteilten.233
Die innerkirchlichen
Verhältnisse wurden nun von Entwicklungen
den im Kronland
nach 1848 eingetretenen politischen
Veränderungen
bestimmt,
resultierten
die aus
und ei¬
nen politisch-psychologischen
Reflex auf die zunehmende
Dominanz
des polnischen Be¬
völkerungsteils
darstellten.
Vor allem der höhere Klerus, der 1848/1849 als Sprecher der
Ruthenen aufgetreten
war, suchte angesichts der den Polen weit entgegenkommenden
Wiener Politik
eine neue Orientierung,
die sich seit den 1860er Jahren schließlich als eine
auch unter der niederen
Geistlichkeit
stark verbreitete
Russophilie
bemerkbar
machte.
Diese äußerte sich in Gestalt einer auf panslavischen
Ideen basierenden
intellektuellen
Hinwendung
zum großen ostslavischen
Brudervolk
der Russen sowie in einer demon¬
strativen Betonung
der sozialkulturellen
Besonderheiten
der eigenen ruthenischen
Ge¬
schichte und Tradition.
Sich in eine die breite Masse der ukrainischen
Bevölkerung
beein¬
flussende Bewegung
zu verwandeln,
blieb diesen Tendenzen auf Grund ihrer deutlich zu¬
tage tretenden
Inkohärenzen
versagt. Außerdem
vermieden
die Hierarchen
alles, was die
von ihnen bisher beachtete Loyalität
gegenüber
Habsburg
und dem österreichischen
Staat hätte in Zweifel
ziehen können.234
Parallel dazu richtete sich der Blick mancher Geistlicher
wieder mehr auf die ortho¬
doxe Kirche, der man sich nach wie vor historisch
wie geistig verbunden
fühlte und mit
der man wesentliche
Anschauungen
bezüglich
Liturgie
und Kirchenlehre
teilte. Daraus
entstand eine „puristische& Strömung,
deren Anhänger den Ritus von westlichen
Neue¬
rungen und Latinisierungen
reinigen wollten,
tendenziell
aber auf die Wiedervereinigung
mit der orthodoxen
Kirche hinwirkten.
Insbesondere
im letzten Viertel des 19. Jahrhun¬
derts verließen einzelne Geistliche ihre Kirche und wurden orthodoxe
Popen, wobei die
russische Kirche tatkräftig
mithalf.235 Der Staat reagierte auf ein solches Verhalten mit Re¬
pressionen und in manchen Fällen mit Hochverratsprozessen,
die die galizische Öffent¬
lichkeit bis 1914 immer wieder in Atem hielten.236 Es kann hier nur erwähnt werden, daß
solche Vorfälle
die Argumente
und Einstellungen
nationalistischer
Gruppen der polnischen
Gesellschaft
lieferten, um die Ukrainer,
wie sich die nationalbewußten
Ruthenen nun¬
mehr bezeichneten,
der Illoyalität
und politischen
UnZuverlässigkeit
zu zeihen. Dies ko¬
stete sogar Josyf
Sembratovyc
den Stuhl des Metropoliten,
der für entsprechende
Vorfälle die Verantwortung
übernehmen
sollte und 1882 von seinem Amt zurücktreten
mußte.237
Die Zugehörigkeit
der griechisch-katholischen
Kirche
zu Rom
stand
jedoch
nie
wirklich
in Frage zahlreiche Reformen und Angleichungen
an den lateinischen
Ritus, die
Ausbildung
der Geistlichen
bei den Jesuiten und nicht zuletzt auch die Regierung in Wien
sorgten dafür. Dabei achtete der Vatikan nach Möglichkeit
darauf, die Struktur des östli¬
chen Ritus und die Besonderheiten
des Kirchenalltags
nicht anzutasten,
Organisation
und Hierarchen
aber doch fest in die römische Kirche einzubinden.
Ein Weg dorthin war
die Latinisierung
des Basilianerordens,
der nach wie vor die Prälaten stellte und schon
während
des Pontifikats
von Papst Leo XIII,
unter
den Einfluß
polnischer
Jesuiten
ge-
Madey, S.138.
Korczok, S.73.
Vgl. Himka: The Greek Catholic Church, S.436 ff. DemkovyC-Dobrjans&kyj,
S.59.
Madey, S. 167 Korczok, S. 139.
Vgl. die Berichte über Hochverratsprozesse in der Zeitschrift „Pracja&,
Nr. 4, Mai 1914 Nr.27, Juni
1914.
Madey, S. 167 f.
44belief sich zunächst
auf rund
800 000.232 1913 zählte
das Bistum
1 022000
Gläubige,
die
kommen war.238 In den 1880er Jahren wurde der nur noch aus ein paar Dutzend
Mitglie¬
dern bestehende Orden reformiert
und in eine moderne Kongregation
umgewandelt.
In
der Folgezeit erholte sich dieser Orden wieder etwas 239,ohne jedoch die tragende Rolle
wiederzugewinnen,
die er in der vorjosefinischen
Zeit gespielt hatte. Dazu beigetragen
hat auch, daß neue Kongregationen
wie beispielsweise
ein griechisch-katholischer
Zweig
des Redemptoristenordens240
ins Leben gerufen wurden, die nun in der Missionsarbeit
der Kirche einen wichtigen
Platz einnahmen.
Mutatis
mutandis
erlebte
das römisch-katholische
Mönchtum
eine ähnliche
Erneue¬
rung, zumal in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
die österreichische
Kirchen- und
Religionspolitik
im allgemeinen
weniger repressiv und etatistisch gehandhabt
wurde als
zuvor. Vor allem in der Amtsperiode
des Erzbischofs
denshäuser wieder geöffnet und neue Kongregationen
Józef Bilczewski
wurden
ins Land geholt.241
viele Or¬
Ein Hindernis,
das der einträchtigen
Koexistenz
der beiden großen katholischen
Re¬
ligionsgemeinschaften
Galiziens im Wege stand, konnte inzwischen
zwar nicht gänzlich
beseitigt, aber doch teilweise abgebaut werden: die Frage des Übertritts
von einem Ritus
zum anderen. Durch Enzykliken
und Konventionen
der Päpste Urban VIII. (1624), Cle¬
mens XL (1705), Benedikt XIV. (1743 und 1755) sowie Pius VII. (1802) war der Übertritt
griechischer
Katholiken
zum lateinischen
Ritus im Prinzip immer wieder verboten wor¬
den.242 In der Praxis hielten sich die lateinischen Bischöfe jedoch meist nicht daran, um so
mehr, als sie sich auf die Philosophie
der 1742 erlassenen Konstitution
„Etsipastoralis&
berufen konnten, in der die Superiorität
der römischen Kirche über die östlichen expressis verbis festgehalten
quod sit ritus Sanctae
supra Graecum ritum
Ermahnungen
der
worden war: „Ritusenim Latinus propter suam praestantiam,
eo
Romanae ecclesiae, omnium
ecclesiarum matris et magisttae, sic
praevalet&.243
Kurie, die grundsätzlich
die Zustimmung
Roms für jeden Ritus¬
wechsel voraussetzten,
blieben in der Regel auch deshalb wirkungslos,
weil die österrei¬
chische Regierung
seit 1818 keine päpstliche
Einmischung
in Landesangelegenheiten
mehr dulden wollte.244 Proselytenmacherei
und Abwerbung
von Gläubigen
gehörten
deswegen zu den ständigen Vorwürfen,
die von griechisch-katholischer
Seite gegen die la¬
teinische Ortskirche
erhoben wurden.245
Diese Auseinandersetzungen
fanden
erst im Jahr 1863 ein offizielles
Ende. In einer
„Concordia& betitelten Regelung, die durch päpstliche Vermittlung
zustande gekommen
war, verständigten
sich die Kirchenführer
beider Riten über alle strittigen
Fragen. Die
wichtigste
Festlegung betraf den Übertritt
von einem zum anderen Ritus, d.h. vor allem
den Wechsel von der griechisch-katholischen
zur römisch-katholischen
Kirche. Daß La¬
teiner den Schritt
in umgekehrter
Richtung
vollzogen,
kam viel seltener vor, da dies öko¬
nomisch und gesellschaftlich
weit weniger interessant und erfolgversprechend
war als im
ersten Fall. Die einzige Ausnahme bildete der Eintritt
in den Basilianerorden,
wo etwa ein
römisch-katholischer
Adliger mit einer entsprechenden
Ausbildung
auf einen rascheren
238De Fries, S. 325.
239Madey, S. 167 Korczok, S.78f., 153.
240Korczok, S. 156 f.
241Polski SÅ‚ownikBiograficzny, Bd. 1, Krakau 1935, S.95 Urban, S.397, 406.
242Korczok, passim Malinowski,
passim.
243Zitiert nach Korczok, S. 101.
244Ebenda, S. 103.
245Vgl. MALINOWSKI, S.311 RUSYN,S.375 Materijaly do istoriji, S. 119.
45
Aufstieg
in der Hierarchie
ren mochte.
Nach langen Disputen,
oder auf die Verleihung
Briefwechseln
len Beteiligten
stattgefunden
hatten,
der „Concordia& festgehalten:
einer einträglichen
und Konsultationen,
wurden
schließlich
Pfründe
spekulie¬
die seit 1853 zwischen
als wichtigste
Bestimmungen
al¬
in
1. Der Übertritt zu einem anderen Ritus ist streng verboten. Davon dispensieren kann nur der
Papst nach Einvernehmen mit den beiden betroffenen Bischöfen. Zuwiderhandlungen sind straf¬
bar.
2. Nur im Notfall darf ein Priester ein Kind des anderen Ritus taufen.
3. Mischehen werden nach altem Herkommen grundsätzlich vor dem Pfarrer der Braut geschlos¬
sen.
4. Kinder aus Mischehen sind „in
ritu parentium juxta sexum& zu erziehen, was bedeutete: die Jun¬
gen im Ritus des Vaters, die Mädchen in dem der Mutter. Uneheliche Kinder nehmen den Ritus
der Mutter an. Die Bischöfe können von dieser Bestimmung Dispens erteilen.
5. Die Geistlichen beider Riten sind zu gegenseitiger Hilfe und Zusammenarbeit angehalten. Kei¬
nem der beiden Riten kommt gegenüber dem anderen ein Vorrang zu. In der Hierarchie ist nur
das Weihe- und Dienstalter der Geistlichen maßgebend.246
Insgesamt
gesehen konnte
gung sehr zufrieden
schiedete und auch
Dennoch
blieb das
Spannungen
an der
Da griechische
wie
vor
allem
die griechisch-katholische
Kirche
mit dieser Eini¬
sein, da sie sich jetzt praktisch zum erstenmal auf gemeinsam verab¬
von den staatlichen
Behörden
akzeptierte
Normen
berufen konnte.
Verhältnis
zwischen beiden Kirchen
auch weiterhin
nicht frei von
„Concordia& wurden
Korrekturen
und Nachbesserungen
verlangt.
römische Katholiken
ihre jeweilige Glaubensgemeinschaft
auch als
nationale
Institution
betrachteten,
wurden die Kirchen zudem immer stärker in die offe¬
nen politischen
Auseinandersetzungen
hineingezogen,
die seit dem ausgehenden 1 9. Jahr¬
hundert
Ukrainer
und Polen in Galizien für lange Zeit spalten sollten.
Die
griechisch-katholischen
Bischöfe
in Galizien
1772-1918
Lev Septyc&kyj
Lemberg:
1 747-1 779
Petro Biljans&kyj
Nykolaj
Skorodyns&kyj
Antin Anhelovyc
Mychajlo
Levyc&kyj
Hryhorij
Jachymovyc
Spyrydon
Lytvynovyc
Josyf Sembratovyc
Sylvester Sembratovyc
Julijan Sas-Kujilovs&kyj
Andrij
Septyc&kyj
1780-1798
1798-1805
1807-1814
1816-1858
1860-1863
1864-1869
1 870-1 882
1885-1898
1899-1900
1900-1944
Przemyśl:
Atanasij Septyc&kyj
1762-1779
Maksymiljan
Rylo
Antin Anhelovyc
Mychajlo
Levyc&kyj
1785-1794
1 796-1 808
1813-1816
246Pelesz, Bd.2, S. 1011-1017 Korczok,
46
S. 110-121.
Ivan Snihurs&kyj
1818-1848
Hryhorij
1 848-1 859
Toma
Jachymovyc
Poljans&kyj
1860-1869
Josyf Sembratovyc
1867-1872
Ivan Stupnyc&kyj
1872-1890
Julijan
1891-1896
Peles
Konstantyn
Cechovyc
Josafat Kocylovs&kyj
1897-1915
1916-1947
Stanislau:
Julijan
Peles
1885-1891
Julijan
Sas-Kujilovs&kyj
1891-1899
Andrij
Septyc&kyj
1899-1901
Hryhorij
Chomyśyn
Die römisch-katholischen
1904-1946
Bischöfe in Galizien
1772-1918
Wacław H. Sierakowski
Lemberg:
1761-1780
Ferdynand
1780-1797
Kicki
Kajetan
J. Kicki
1797-1812
Alojzy
A. Ankwicz
1814-1833
Franciszek
K. Luschin
1834-1835
Franciszek
z Pauli Pisztek
1835-1846
Wilhelm
Wacławiczek
Baraniecki
Franciszek
Seweryn
Józef
K. Wierchlejski
T. Morawski
Bilczewski
1846-1848Lukasz
1849-1858
1860-1884
1885-1900
1900-1923
Przemyśl:
Józef T. Kierski
1768-1783
Antoni
W. Betanski
1783-1786
Antoni
Gołaszewski
1786-1824
Jan A. Potocki
1824-1832
Michał T. Korczyński
1834-1839
Ksawery
A. Zachariasiewicz
1840-1845
K. Wierchlejski
1846-1860
Franciszek
Adam Jasiński
1860-1862
Antoni
Monastyrski
1863-1869
Maciej
Hirschler
1870-1881Lukasz
Ksawery
A. Zachariasiewicz
1 836-1 840
Józef G. Wojtarowicz
1 840-1 850
Józef A. Pukalski
1852-1885
Ignacy J.Å•obos
1886-1900
LeonWałęga
1901-1933
Albin Dunajewski
Krakau:
1879-1894
Jan Puzyna
1895-1911
Adam S. Sapieha
1912-1951
3.
3.1.
Die
Die
demographische
demographische
Entwicklung
Entwicklung
49
1772-1848
3.1.1. Quellenübersicht
Als wichtigste
Quellen
im Zeitraum
zwischen
zur Erforschung
der demographischen
1772 und der Mitte des 19. Jahrhunderts
Entwicklung
in Galizien
stehen die von den öster¬
reichischen Behörden publizierten
Schematismen247 und Handbücher
zur Verfügung,
die
seit 1778 fast jährlich
herausgegeben
wurden. Sie bieten Daten und Statistiken über Ver¬
waltungsstruktur,
Behörden und Bevölkerungszahlen
der Gesamtmonarchie
oder infor¬
mieren ausschließlich
über das Kronland
Galizien.248 Seit 1828 sind außerdem für jedes
Jahr statistische Tafeln über die Länder des Habsburgerreiches,
darunter auch über die
Verhältnisse
in Galizien,
veröffentlicht
worden249, die mit einer immer mehr anwachsen¬
den Fülle von Informationen
Aufschluß
über die demographische,
soziale, wirtschaftli¬
che, Steuer- und finanzpolitische
Entwicklung
in den einzelnen Reichsteilen
geben. Das
in diesen Statistiken
verarbeitete
Daten- und Zahlenmaterial
wurde aus den Ergebnissen
der seit 1773 jährlich durchgeführten
Militärund Zivilkonskriptionen
gewonnen, die al¬
lerdings in den Anfangsjahren
auf Grund
ungenauer
Zählmethoden
und anderer Un¬
zulänglichkeiten
oft sehr unzuverlässig
sind. Die Wiener Behörden
konnten sich in den
gerade erst annektierten
Gebieten nämlich
auf keine eingespielte
Verwaltung
stützen,
sondern mußten eine solche unter erheblichen
Schwierigkeiten
erst noch schaffen.
Eine nützliche
Quelle sind außerdem die Gesetze, Patente und Verordnungen
der
Wiener Zentralregierung,
die zusammen
mit den Kreisschreiben,
Verwaltungsformula¬
ren, Fassionen etc. für das neue österreichische
Kronland
seit 1773 in der Pillerschen Ge¬
setzessammlung,
den sogenannten
„Pilleriana&, ediert wurden.250
Interessante
Einblicke
in das Alltagsleben
der galizischen
Bevölkerung,
deren Le¬
bensumstände
und die politisch-administrativen
Verhältnisse
des Landes vermitteln
die
seit den 1780er Jahren zahlreich
erschienenen
Reiseberichte
und eher journalistischen
Be¬
Schematismus des kaiserlichen auch kaiserlich-königlichen Hofes und Staates bzw. Hof- und StaatsSchematismus des österreichischen Kaiserthumes seit 1844: Hof- und Staats-Handbuch des österreichi¬
schen Kaiserthumes, Wien 1778-1869.
Schematismus der Königreiche Galizien und Lodomerien, Lemberg 1789-1843 Provinzial-Handbuch
der Königreiche Galizien und Lodomerien, Lemberg 1844-1884 Handbuch des Lemberger Statthalterei-Gebietes in Galizien, Lemberg 1855-1869.
Versuch einer Darstellung der österreichischen Monarchie in statistischen Tafeln später: Tafeln zur
Statistik der österreichischen Monarchie, Wien 1828-1848/49. Materijaly do istoriji kul&turnohoytja v
Halycynji v 1795-1857 rr. Zamitky i teksty. Vydav K. StuDYNS&kyj,in: Ukrajins&ko-rus&kyj archiv, Bde
Edicta et mandata universalia regnis Galiciae et Lodomeriae a die 11 septembris 1772 initae possession¬
XIII-XIV,L&vivl920.
is promulgata fortgesetzt als: Continuatio edictorum et mandatorum universalium in regnis Galiciae et
Lodomeriae a die . . . Lemberg 1773-1 816.
Schreibungen
aus
überpointierten
den
geben,
des
begreifen.
polnischen
dienen252
-
vorliegt253
neben
und
verarbeitet
von
Heinrich
M.
Liechtenstern
Ort
ihnen
ner
noch
wobei
Reihe
mit
von
leryan
nur
die
Johann
ein
A.
weil
Eine
die
Siegfried
ist
wertvolles
sowie
trotz
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Hilfsmittel.
Verwaltungssystems
er
sich
auf
man
schwer
ausgezeichnete
und
auffindbare
Kompilation
fehlenden
Zum
Historia,
S. 14.
Rozdolski
Statistik
fehlenden
Sy
und
Interpre
Analyse
übrig.
sich
im
dem
19.
dieser
Ersten
Galiziens
weil
in
Quellen
es
seiner
Werke
Weltkrieg
A.
Jahrh
Fortschritt
gena
Hipolit
J.
Brawer
wissenschaftlichen
S
verfaßt.
Apparats
eine
präzise
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Besch
gib
stützt.
Quellen,
verfügbar.256
Roman
der
und
einen,
von
offiziellen
und
Tokarz
dadu
Einwohnerzahl
Wiesiołowski,
lichen
GRODZISKI:
in
zum
Bedingungen
gewähren,
ist
von
den
setzt
„Unterthansverfassung&
konstituierenden
blicke
in die
Verfassungswirklichkeit
Arbeit
in
wünschen
Michał
Włacław
Rohrer,
anderem
Zuverlässigkeit
bis
Becher,
Veröffentl
Materialien
unter
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Qualität
Reichsteile
und
Gattung
Erscheinungen
Schneider
Buch
österreichischen
ren,
wichtigsten
Springer,
erwähntes
Hinsicht
auch
ä
Be
Joseph
von
sich
zu
statistischen
und
einzelne
Die
dieser
und
Zahlen
Rumi,
bisweilen
ebenfalls
Arbeiten
der
Rechts-
Fülle
zeichnen
allerdings
zeitbedingt,
Verbesserung
Kalinka,
hier
läßt,
Disziplinen
seien
G.
eine
die
wichtige
entsprechende
Karl
sind,
zweier
ganz
über
Erfassungsmethode.
einschlägiger
der
finden
polnische
und
Nationalitätenverhältnisse
besteht
unterentwickelten
sprechenden
den
zu
in
landeskundlichen
anderem
die
Sie
über
zu
Grafen
Finkel
Daten,
diese
Schnabel254,
enthalten.
Dörfer
Defizit
Fakten
Die
-
und
Demian,
ausgezeichnet
des
Statistiker,
wie
I. A.
anm
Aufmerksamk
Zeitraums
Jahrhunderts
unter
einem
Ludwig
behandelten
zählen
N.
Angaben
Ihr
registrierten
Hier
Georg
Städte
sucht.
einer
und
in
Schnur-Pepłowski
und
kaum
exotisch
Besondere
von
18.
und
Gouverneurs,
Gesamtmonarchie
Hierzu
recherchiert
Kreise,
geblich
die
Grellmann,
punktuelle
des
Land
Entstehungsbedingungen
Literatur
ersten
gesammelt
G.
Verfasser
zweifellos
Grodziski.251
des
Ende
über
von
jedoch
messen
Geographen,
und
haben.
Art
Stanisław
zeitgenössischer
recherchiert
Handbüchern
von
dem
ihrer
ihren
kommentiert
Jahrzehnte
seit
meisten
aus
des
und
ersten
die
und
diese
Denkschrift
die
Darstellungen
aus
Galizien
Stanisław
Publikationen
dar,
vor
die
Standpunkt
in
ist
der
Arbeiten
mationen
in
Lebens
die
für
die
rekt
ihrem
Passagen
-
schaftler
v.
von
Historikers
wichtigsten
len
da
deren
Ordentlichkeit
Zusammengestellt
Eine
Zeitgenossen,
leiden,
die
scheinungsformen
den
von
mitteleuropäisch-urbaner
erkennen
des
Feder
Einseitigkeit
Normen
zu
der
die
mit
Auf
die
jener
dem
den
sozial-ökonomischen,
Jahre
zweiten
Darstellungen
beleuchten
Band
nannten
Autoren
lensammlung
basiert dagegen in weiten
von Marian
Überblicksarbeiten
Darstellung
Zeitabschnitten
ser Stelle kann
Insgesamt
Nationalitäten
bleibt
schichtsforschung
nicht
bisher
nicht
immer
stik erschien
sehr zuverlässig
Galizien
waren.
jährlich
aus verschiedenen
gesammelte
Zeitraum
von
1828 stehen daher
in den meisten
1828 wird
und
zugehörigkeit
genannt.
Daten
statistischen
wuchs
Territoriums
für die Stichjahre
bleibt
aufgearbeitete
zur
Krakau
belief
sind260:
1776: 2628483
1810: 3 301156
1786: 3224000
1812: 3349200
1787: 3 303120
1818: 3760319
1792: 3504600
1828: 4435435
1798: 3611132
1838: 4655073
1801: 3 644892
1848: 5181799
auf den seit
in der Anfangszeit
Gesamtstati¬
man deshalb weitge¬
geographisch-statistischer
Quellen
Verfügung,
zusammengetragen
Angaben
vor
allem
der Gesamtbevölkerung.
lediglich
Tafeln
zwischen
Christen
für
den
fehlt
eine
Bis zum
und Juden
wird bis 1 848 nur die Religions¬
die Bevölkerung
von rund 2,63 auf 5,18 Millionen
1846 angeschlossenen
Die Zahlen
kaum
Darstellungen
und in den genannten
1848 um 97,1%
statistisch
Zusammensetzung
unterschieden,
den vorliegenden
Zeitraum
Angaben
Sie basieren
veröffentlichte
die von den Autoren
Systematisch
Jahre
An die¬
der 1770er Jah¬
aufzufindenden
die besonders
Eine amtliche,
Arbeiten
über die nationale
der
wurde.
belief sich um die Mitte
Militärkonskriptionen,
Aufschlüsselung
Geschichte
1772 und 1848 von der Ge¬
und 2,65 Millionen.259
angewiesen,
1772 bis
und
in einzelnen
Zahl vorhanden.
Die in der Fachliteratur
wurden.
Nach
zwischen
erst seit 1828. Für den davor liegenden
staatswissenschaftlicher
Detailuntersuchungen
von Kultur
behandelt
2,13 Millionen258
durchgeführten
genügende
und die Nationalitätenverhältnisse
Einwohner.
hend auf die Informationen
und
Quel¬
werden.
daß die Periode
des Kronlandes
dabei zwischen
vor.
in einer größeren
eingegangen
Entwicklung
re auf rund 2,5 Millionen
1773 jährlich
Bearbeitungen
sind jedoch
weiter
Region
Ansprüchen
oder über die Entwicklungen
sehr stiefmütterlich
Die Gesamtbevölkerung
variieren
Aspekte
festzustellen,
3.1.2. Die allgemeine
angelegte
bis 1848 liegt außer sehr all¬
keine wissenschaftlichen
monographische
darauf
in Galizien
dieser osteuropäischen
und politischer
sowie
hier beheimateten
Herrschaft
praktisch
der Geschichte
sozialökonomischer
die als eine Art Reader
Tyrowicz.257
Für die Zeit der österreichischen
gemeinen
Teilen
Menschen.
Galiziens
Ohne
sich der Zuwachs
zwischen
1776 und
die Bevölkerung
auf 91,8%.
des
22,7%
vermehrt.
Dieser
erleichterter
und
Lebens-
Patente,
sten,
die
1781
und
die
seit
„fasje&,
1784,
erleichterten
dies
auch
die
nern
263 Galizien
1781
und
auch
Die
der
in
gabe
des
eine
recht
nen
Zuwachs
von
seit
Zuwachsrate
bei
149
191
Dieser
auf
sein,
Rasch
offiziellen
„Epidemie&
von
380
die
470
Tote
ca.
125
Kronland
Zuwachs
dürfte
1844
und
Statistik
609
war
die
jedenfalls
gekommenen
1831
Dies
1828
1848
ein
und
1838
auf
Geburten,
2 540
das
der
zerstört
Teuerung
und
Anteil
und
mit
im
1845
5 875
029
Todesfällen
Jahr
zu
kamen
148
803.2
D
folgenden
bedeutet
ein
Ja
Minus
Überschwemmungen
den
Hungersnot
der
Epidemie
in
erkennbar.
verheerenden
Aussaaten
sie
die
964
Jahre
e
zurückzufü
diesem
209
1845
die
während
In
Verhältnis
Jahr
Personen
Bis
na
entspricht
325
um.
1840er
der
Zeit
ablesen,
verursachte
wieder
Auswirkung
der
wieder.
drückte,
der
756
In
Auswirku
Choleraepidemie
4,95%
das
Rußland
indirekte
zwischen
Mitte
im
197
Seuchen,
beträgt
Tode
1845
Kurve
durch
an
haben.
gegenüber
1 832
wieder
eine
lag.
1810
und
zeigt.
Kurve
auf
sich
Entwicklung
Neugeborene
1833
nur
die
grassierende
schon
52
gespielt
die
11,3%
855
dann
Rolle
37,8%,
Jahrzehnt
jedoch
noch
sich
bzw.
157
grassierende
zu
mit
das
erklärt
sowie
direkte
sich
sind
Galizien
Todesfälle,
Tatbestand
wesen
Buche
enormen
Kurve
verlaufende
das
dieses
wird
fällt
eine
Daß
18
sich
Abflachung
überschuß
264 in
den
Zu
Kolonisten,
Köpfen
durch
„erholt&
480,
in
es nur
kehrte
auf
1786
Warschau
gleichmäßig
für
da
se Tendenz
000
fallende
Verluste
1815
auch
danach
Geburtenrate,
vorhanden.
deutschen
um
Herzogtum
1,26%.
1831
wieder
ebenfalls
1 421
von
die
das
relativ
Wachstumsrate
entfallen
an
1810
Tarnopol
stabile,
und
und
dürften
Kreises
die
000-15
ausreichen,
Tarnopol
Jahre
die
13
jedoch
1801
und
auf
von
Verordnung
grundsätzlich
die
bä
zwischen
Grundherrn
der
Landbevölkerung
Territorium
sowie
die
Einschränkungen
Beobachter.262
wurde,
Zahl
1809
ist
dafür
h.
V
Frage.
zwischen
jener
ten.
einer
über
d.
die
Beziehungen
dadurch
das
Leben
deren
Durch
weitere
Robotleistungen,
Bukowina,
sein.
Naturalabgaben,
zeitgenössischer
der
offene
Kriege
liche
Eindruck
durchaus
Verordnung
Voraussetzungen
Faktoren
Zamość
der
eingegliedert
1790
Kreise
burten
die
(damals
der
Regelung
dürfte
gewesen
1772
„pańszczyzna&)
normierten
und
Schönbrunn
davor
Herbst
Bevölkerung
eine
von
dem
Einschränkung
1786
genannten
bleibt
Wirtschaftsverhältnisse
261, waren
war
Zuwachs
und
1774
„panśćyna&,
[poln.]
erlichem
Untertan
die
überdurchschnittliche
und
und
Viehbestand
waren
die
Folg
1846
durch
â
6 630
4,1%
und
Krankheiten
Verschiedenen,
1847 mit
87 356 Epidemieopfern
23,9%.
starben 2 582 Menschen an Blattern.269
Eine Binnendifferenzierung
der Bevölkerungsentwicklung
für
Im gleichen
den gesamten
Jahr
Zeit¬
raum bis 1848 ist nur sehr eingeschränkt
möglich. Das Spektrum der damals im Kronland
Galizien
beheimateten
Völker
und Nationalitäten
war sehr bunt, ist aber statistisch
schwierig zu erfassen. Die offiziellen
Statistiken führten keine Rubrik
Nationalität,
son¬
dern unterschieden
lediglich zwischen der Religionszugehörigkeit:
Katholiken,
Unierte,
Griechen
(= Orthodoxe),
Evangelische/Reformierte
und Juden. Dahinter
blieben
verbor¬
gen: Ukrainer,
die als Ruthenen,
häufig auch noch als Rusniaken
bezeichnet
wurden,
Polen, Juden, Armenier,
Deutsche,
Zigeuner,
Russen, Magyaren,
Philipponen
oder
Lippowaner,
Rumänen, Tschechen, Slowaken und Karaimen.
Zu den kleineren Volksgruppen
gehören die Karaimen
oder Karäer. Diese Nachfah¬
ren der turksprachigen
Chasaren und Rumänen (was jedoch nicht ganz zweifelsfrei
ist)
sind Angehörige
einer im 8. Jahrhundert
entstandenen
jüdischen Sekte, von der kleinere
Gruppen
möglicherweise
schon seit dem 13. Jahrhundert
auch in Galizien ansässig wa¬
ren.270 Sie zählten nie mehr als ein paar hundert Menschen und genossen unter den polni¬
schen Königen
gewisse Privilegien,
die ihnen immer wieder verbrieft
wurden,
zuletzt
1692 von Jan Sobieski, der ihnen auch die Ansiedlung
auf seinen Familiengütern
im Ge¬
biet um Żółkiewgestattete. Noch im 18. Jahrhundert
existierten kleine Gemeinden
von
ihnen in Kukizów
bei Lemberg, in Tyśmenica, Brzeżany, Sambor, Żółkiewund Halicz.
Daß die Karaimen
als Landeskinder
auch den Habsburger
Herrschern
willkommen
wa¬
ren, weil sie sich in
rung unterschieden,
vom Oktober
1774,
derem wurde darin
ihrer Lebensweise
erheblich von der orthodoxen
jüdischen Bevölke¬
veranschaulicht
eine „Allerhöchste Entschließung&
Maria Theresias
mit welcher ihnen besondere Rechte zugestanden wurden. Unter an¬
erklärt, daß,
„da
die in Galizien befindlichen Caramiten in Ansehung ihrer belobten sittlichen Aufführung eine
billige Unterscheidung verdienten, denselben derzeit nur die einfache für eine blosse Toleranzge¬
bühr anzusehende Kopftaxe abzufordern wäre, weilen, da dieselben Grundstücke besitzen und sol¬
che selbst wie die Ackerleute bearbeiten, zu Lieferung der Naturalien gleich den christlichen Unterthanen angehalten werden und daher mit aller Billigkeit eine Unterscheidung von den übrigen
Juden verdienen, als welchen die Kopfsteuer vorzüglich aus dem Grunde provisorie auferlegt wor¬
den weilen sie keine Gründe besitzen, folglich auch nicht wie die christlichen Unterthanen nach der
Aussaat mit einer Lieferung der Grundsteuer belegt werden können&.271
Die Karaimen
wurden
auch in der Folgezeit
von anderen,
Handel
und Wandel
der jüdi¬
schen Bevölkerung
erschwerdenden,
Bestimmungen
und Verpflichtungen,
darunter dem
Militärdienst,
freigestellt.272 Nach Pergen lebten zu Beginn der 1770er Jahre in Halicz und
Kukizów
rund 150 Karaimen.273 Für 1765 gibt Janusz 99 Personen in Halicz sowie sechs
karaimische
Haushalte in Kukizów
an.274 Geht man davon aus, daß das übliche Heirats¬
alter bei den Karaimen
mit dem 20. Lebensjahr bei der Frau und dem 30. beim Mann sehr
viel später eintrat als bei der orthodoxen
jüdischen Bevölkerung,
läßt sich die PersonenTafeln zur Statistik ... 1845-1847.
J. V. GOEHLERT,S. 25-27 siehe auch A. ZAJÄ„CZKOWSKI
R. Fahn: Zur Geschichte der Karaiten DERS.:
Michajej Hakaraim.
Zitiert nach Goehlert,
S.599 f.
Rozprawy Tadeusza Czackiego. V.: O Karaitach, in: Pomniki Historyi i Literatury polskiej, hrsg. von
M. Wiszniewski: Bd.2, Kraków 1835, S. 142.
Finkel, S.31.
B. Janusz, S. 52.
54
zahl eines Haushalts
zen, so daß Pergens
samtzahl der 1774 in
Familien
an275, von
oder einer Familie vielleicht mit durchschnittlich
fünf Köpfen anset¬
Angabe in etwa stimmen mag. Dagegen beziffert
Goehlert die Ge¬
Galizien lebenden Karaimen auf 350 Seelen, und für 1817 gibt er 51
welchen laut Bałaban 20 in Halicz,
Kukizów
und Tyśmenica, die
übrigen in Brzeżany, Sambor und Żółkiewsaßen.276 Für die Jahre vor 1829 berichtet Ju¬
lius Fürst, daß 46 wohlhabende
karaische Kaufleute
aus Kukizów
als Spender für eine
karaische Druckerei,
die im genannten Jahr in Evpatorija
eingerichtet
werden sollte,
nachweisbar seien.277 Diese Nachricht
läßt daher zumindest
den Schluß zu, daß in jener
Zeit eine für karaische Verhältnisse
große Gemeinde in Kukizów
existierte. Um 1830 lö¬
sten sich die in Kukizów,
TyÅ›menica, Brzeżany, Sambor und Żółkiewbestehenden Ge¬
meinden auf, und ihre Mitglieder
zogen geschlossen nach Halicz. Die Furcht, als isolier¬
te Kleinstgruppen
in der Diaspora ethnisch kaum überleben zu können, dürfte dazu An¬
laß gegeben haben.
Nach den uns vorliegenden
le der Karaimen aufstellen:
Jahr
Angaben
Autoren
Halicz
läßt sich folgende
Tabel¬
Kukizów
Personen
1765
1775
1801
der zitierten
Familien oder
Haushalte
99
19
60
Personen
Haushalteoder
Familien
(30?)
6
12
20
Karaimen insgesamt
Jahr
Personen
1774
1817
1840278
1857
1869
1880
1896
1900
1908
1916
350
Statistisch
Familien oder Haushalte
51
256
180
118
124
192
167
ca. 160
230
gleichermaßen
40
57
100
irrelevant
waren die im Kronland
ansässigen Russen. Deren ein¬
zige Gruppe lebte auf dem Kammergut
St. Onufri in der Bukowina,
wo unter Josef II. 99
Familien als Kolonisten
angesetzt worden waren279, die sich schnell zu einer blühenden
275Goehlert, S.601.
276M. BATABAN: Karaici w Polsce, S.51.
277J. Fürst, S. 143.
278Galicja od pierwszego rozbioru, S. 11.
279Demian, S.42.
55
Gemeinde
entwickelten.
Zigeuner
stellten
ebenfalls
einen Teil der Bevölkerung
der
Bukowina
dar, wo sie eine Zeitlang mit dem Begriff
„Neubauern& belegt wurden. Diese
Bezeichnung
weist deutlich auf die vor allem von Josef IL unternommenen
Versuche hin,
die nomadisierenden
Gruppen
dieses Volkes hier seßhaft zu machen, was jedoch nur
bedingt gelungen zu sein scheint. Nach Kaindl lebten 1776 534 seßhafte und 242 noma¬
disierende Familien
in der Bukowina.280 Für das eigentliche
Galizien
sind keine Zahlen
bekannt. Ihre Anzahl kann auch später nicht allzu groß gewesen sein, denn Schnabel gibt
sie zu Beginn der 1820er Jahre für die gesamte Monarchie
mit rund 30000 an, Hain für
1846 allerdings mit 93600.281
Eine kleine, aber aufgrund
ihrer Geschichte
sehr interessante
Bevölkerungsgruppe
bildeten die Philipponen
oder Lippowaner.
Sie waren als eine besonders radikale Sekte der
russischen Altgläubigen,
Jahrhunderts
entstanden
allem auf die Lehren
hörden zu entgehen,
Krim
geflüchtet.
Von
der raskol&niki
oder starovercy,
in der zweiten
Hälfte des 17.
und beriefen sich in ihrem Abweichen
von der Orthodoxie
vor
des Apostels Philipp.
Um der Verfolgung
waren Anhänger
dieser Glaubensrichtung
hier aus ließen sich in der zweiten
Hälfte
durch die russischen Be¬
nach Polen und auf die
des 18. Jahrhunderts
ein¬
zelne Gruppen
als Kolonisten
in der Moldau
bzw. Bukowina
nieder.282 Die österreichi¬
sche Verwaltung
garantierte
ihnen hier Religionsfreiheit,
Suspension vom Militärdienst
und ähnliche Kolonistenrechte,
so daß seit dem Beginn der 1780er Jahre immer mehr von
ihnen unter die österreichische
Herrschaft
zogen.283 Sie wurden
in den Landstrichen
nördlich von Suczawa (Suceava) angesetzt. Als die Bukowina
Galizien
de, zählten die Philipponen
rund 400 Seelen ihre Zahl versechsfachte
zuletzt
durch
den Zuzug
1784:
350-400
1832: 1014,
1844: 1813,
1847: 2000,
1852: 2645.
Etwas
weiterer
aber ebenfalls
setzung von magyarischen
Siedlern.
litärischen InterimalAdministration
1785:
1825:
1846:
1850:
bis zur Mitte
wur¬
nicht
des 19. Jahrhunderts284:
(in 73 Familien),
zahlreicher,
wa, Radautz
Entwicklung
Familien
angegliedert
sich jedoch
auf den Kreis
Czernowitz
beschränkt
blieb die An-
Es handelte sich hier um Szekler, die zur Zeit der mi¬
in das Land gekommen waren und zwischen Sucza¬
(Radauti) und dem Sereth Grund und Boden erhielten.
zeigt eine Verdreifachung
ihrer Zahl bis 1850285:
Ihre demographische
2136,
3 100 (in 675 Familien),
5446,
6735.
Zum bunten Bild, das die Einwohner
Galiziens boten, gehörten auch die Armenier.
Sie waren die Nachfahren
von Einwanderern,
die sich bereits im 13. Jahrhundert
als Kauf¬
leute mit besonderen
Privilegien
in den größeren Städten niedergelassen
hatten. Für die
280R.F. Kaindl: Das Ansiedlungswesen, S. 168.
281Schnabel, S. 12 J. Hain, Bd. 1, S.2 12.
282R.F. KAINDL: Das Entstehen und die Entwicklung der Lippowaner-Colonien, S.237.
283Ebenda, S.237 DEMIAN, S.37.
284Nach D. Dan, Bd. 1, S.32 KAINDL: Das Entstehen, S.313L
S. 105.
285Nach SAFRAN,S.101 HAIN, S.212 KAINDL: Das Ansiedlungswesen, S.271. Letzterem zufolge lebten
1786 3350 Magyaren oder Szekler in der Bukowina.
56
IGOUNET,
Bukowina
sind die ersten im 15. Jahrhundert
Demian,
Liechtenstern
über ihre Präsenz
auf folgende
und Rumi
sowie
in der Bukowina
nachgewiesen.286
den vonafran
kommt
Gemäß
und Kaindl
den Zählungen
gesammelten
man für die erste Hälfte
von
Daten
des 19. Jahrhunderts
Zahlen287:
1800: ca. 4100,
1817: ca. 4400 (davon
666 in der Bukowina),
1841: 5 794,
1846: 5384.
Sie konzentrierten
Stanislau,
sich fast ausschließlich
Lysiec,
in welchen
Śniatyn, Tyśmenica,
sie einem allmählichen
Weitgehend
oder Moldauer.
Schätzungen.
kowiner
Horodenka,
bleibt
Die
Daten,
wenigen
milien.288afran
kommt
lerdings
Bevölkerungsstärke
die zur Verfügung
stehen,
der Rumänen
resultieren
bei rund
für das Jahr 1774 auf 52 750 Köpfe
halber
Zahl als Kolonisten
1837 von ihnen
Złoczów und Kuty,
angesetzt
wurden,
gegeben haben soll.290 Mit der gleichen
in bezug auf die Tschechen,
von denen
außerdem
der Bu-
rund 23000 Fa¬
und für 1848 auf 209293.289
seien hier auch noch die Slowaken
in der Bukowina
aus groben
einem Viertel
gelegen habe oder bei 6000 von insgesamt
Nur der Vollständigkeit
geringer
die tatsächliche
Lemberg,
unterlagen.
ist zu lesen, daß 1781 ihr Anteil
Gesamtbevölkerung
Czernowitz,
Brzeżany, Brody,
Polonisierungsprozeß
im Dunkeln
Bei Kaindl
in den Städten Suczawa,
genannt,
die in sehr
wo es im Jahr 1846 lautafran
Zahl operiert
auch Hain, al¬
im eigentlichen
Galizien
zu je¬
ner Zeit 345 ansässig gewesen sein sollen.291
Auch die zahlenmäßige
sich nur schwer
Ostsiedlung
ermitteln.
zu Beginn
Stärke der im Kronland
lebenden
Die
kamen
ersten
des 13. Jahrhunderts
en. Es waren vor allem Ordensleute,
reits vorhandenen
Wieliczka
kleinerer
Städten
Gemeinden
Anzahl
Deutschen
wie etwa Krakau
in den Ausläufern
der Tatra
die sporadische
derts hätten
Tuchmacher
verstärkt
Zuwanderung
werden
oder Leineweber
in die Umgebung
czyki
und dort
286Safran, S.107.
in letzten
daß so gut wie keine Reste davon
deutsche
und aus Schlesien
können.
und Handwerker,
Bäuerliche
anhaltenden
Überbleibseln
übriggeblieben
von polnischen
Adeligen
waren
von Dunajec
Blütezeit
worden.
oder
wurden
in
und
die¬
noch später, so voll¬
waren& 293,die durch
des 18. Jahrhun¬
in kleinen
zur Errichtung
von BiaÅ‚a, aber auch in das ganz östlich
angesiedelt
die in be¬
Siedler wurden
des 16., 17. und der ersten Hälfte
Jene Zuwanderer
läßt
nach Galizi¬
wie Bochnia
sowie in den Oberläufen
einer rund zwei Jahrhunderte
Manufakturen
gerufen
gründeten.
Bevölkerung
der mittelalterlichen
oder in Neugründungen
Recht
se Gebiete aber im „15.
und 16. Jahrhundert,
ständig slawisiert,
im Zuge
aber auch schon Bürger
nach deutschem
Raba angesetzt.292 Nach
über Ungarn
deutschen
Gruppen
als
entsprechender
liegende Zalesz¬
I.,
Mit der Eingliederung
Galiziens in die Habsburgermonarchie
begann sich der Anteil
der Deutschen
im Lande allmählich
zu erhöhen, ohne daß sich dies für die erste Dekade
der österreichischen
Herrschaft
genau quantifizieren
ließe. Die Einrichtung
der neuen
Verwaltung
bedingte unter
Wandel zu beleben, wurde
anderem den Zuzug deutscher Beamter, und um Handel und
schon am 1. Oktober
1774 ein Patent erlassen, das evangeli¬
schen Kaufleuten
und Gewerbetreibenden
die freie Niederlassung
Zaleszczyki,
Zamośćund seit 1775 auch in Brody und Kazimierz
in Lemberg, Jarosław,
gestattete.294 Allen Be¬
schränkungen
ein Ende setzte jedoch erst Josef IL durch ein Ansiedlungspatent
vom Sep¬
tember 1781, das - ganz anders als dann tatsächlich geschehen - zunächst vor allem städ¬
tische Siedler zur Einwanderung
in das Kronland
bewegen sollte.295 Bis zu diesem Zeit¬
punkt
hatten
Neuankömmlinge
sich
seit
1772 schätzungsweise
in Galizien niedergelassen.296 Nun
1000 evangelische
Deutsche
als
rief das von Josef IL in Gang gesetz¬
te Kolonisationsprogramm
eine ungleich höhere Anzahl von Siedlern ins Land. Bis zum
Juli 1786, also noch vor der Angliederung
der Bukowina,
waren laut Meiseies 3 087 Fami¬
lien bzw. 13 435 deutsche Kolonisten
eingetroffen297, eine Zahl, die in etwa der von Kuhn
und anderen errechneten
entspricht.298 Ihnen folgten zwischen
Deutsche aus Böhmen und dem Egerland sowie zwischen 1801
Höchst problematisch
sind die Zahlen und Angaben, die für
lonisation
folgenden
Dekaden zur Verfügung
stehen. Rück-
1803 und 1848 etwa 2 000
und 1846 400 Schlesien299
die der josefinischen
Ko¬
und Weiterwanderungen
von Kolonisten
sowie unklare Kenntnisse über die Mobilität
der deutschen Beamten und
die Veränderungen
in der deutschen städtischen
Bevölkerung
erlauben
nur sehr vage
Aussagen
über die Entwicklung
der deutschen
Gesamtbevölkerung
Galiziens.
Kuhn
er¬
rechnete für 1786 eine Zahl von 18 000. 30°Rohrer gibt für die ersten Jahre des 19. Jahrhun¬
derts die bäuerliche
deutsche Bevölkerung
mit 18369 Köpfen in 120 Pflanzdörfern
und
Demian dieselbe mit „momentan 24 848& an.301 Nach Schneider hatten sich bis 1820 rund
25 000 bäuerliche
und städtische deutsche Einwanderer
im Kronland
niedergelassen.302
Mögen die Zahlen dieser Statistiker noch auf der Basis hinreichend
gesicherter Grundda¬
ten hochgerechnet
worden
sein, so ist dies bei einigen
anderen Autoren
wie beispielswei¬
se bei J. Hain wohl weniger der Fall. Kuhn hat sich mit den teilweise eklatanten Abwei¬
chungen in den einzelnen
Darstellungen
ausführlich
auseinandergesetzt303
und, wie es
scheint, behutsame Schlüsse gezogen. Auf Grund seiner Berechnungen
verlief die demo¬
graphische Entwicklung
der Deutschen
in Galizien wie folgt304:
1786: 18000,
1812: 26000,
1846: 49300,
Quellenbuch zur deutschen Ansiedlung in Galizien unter Kaiser Joseph I
S. 19 R. KESSELRING:
Die
evangelischen Siedlungen, S. 10.
Vgl. Quellenbuch zur deutschen Ansiedlung, S. 21-23 KUHN: Das Deutschtum, S.37.
Kesselring (wie Anm.294), S. 10.
S. MEISELES,S.43. Zu den Rechten und Ansiedlungsbedingungen der Kolonisten siehe Hauptnormale
über das Ansiedlungswesen vom 3. April 1787, in: Quellenbuch zur deutschen Ansiedlung, S.43-81.
W. KUHN: Bevölkerungsstatistik, S. 13.
Ebenda, S. 14.
Ebenda, S. 156.
Rohrer: Versuch über die deutschen Bewohner, Bd. 1, S.39 Demian, S.43.
L. SCHNEIDER:Das Kolonisationswerk, S. 70.
Vgl. KUHN: Bevölkerungsstatistik, S.28f.
Ebenda, S. 156.
58
1857:
1869:
1880:
1890:
1900:
1910:
Hierbei
58 700,
67500,
71000,
75500,
77500,
69500.
ist jedoch
zu beachten,
daß seit 1880 auch das Militärpersonal
in die Zählung
mit
einbezogen wurde. Nicht berücksichtigt
sind die in der Bukowina
ansässigen Deutschen,
deren Stärke sich gemäß den Angaben beiafran
im Jahre 1 850 auf 23 629 305belaufen ha¬
ben soll.
Auf Schwierigkeiten
und Ungereimtheiten
mographische
Bewegung der galizischen
für das letzte Viertel des 1 8. Jahrhunderts
stößt man auch bei dem Versuch,
Judenheit
zu eruieren.
sind zwar vorhanden,
die de¬
Entsprechende
Angaben
weichen aber in der Aus¬
wertung
bei den einzelnen
statistischen
Bearbeitern
weit voneinander
ab. So wird die
Gesamtzahl
der Juden für Galizien für den Zeitraum
von 1772 bis 1776 auf 147598 bis
200 000 beziffert.306 Gemäß den Konskriptionsergebnissen
gab es 307:
1773: 224981,
1774: 171851,
1776: 144200,
1780: 151301.
Die Abnahme
der jüdischen
Bevölkerung
um fast ein Drittel
zwischen
1773 und 1776 läßt
sich eigentlich fast nur durch fehlerhafte
Erhebungen
des mit der Zählung beauftragten
administrativen
Apparats in den Anfangsjahren
erklären. Die für die folgenden Jahre und
Dekaden erhobenen Zahlen lassen diesen Schluß bedingt zu. Geht man von der Minimal¬
angabe für 1773, also von ca. 145000 Menschen
aus, dann wuchs die jüdische Bevölke¬
rung bis 1848 um rund 130% auf 341 607 an. Derartige Ungereimtheiten
werden aus den
Angaben der uns vorliegenden
Tabellen deutlich, die aus den offiziellen
Statistiken resul¬
1776: 144200,
tieren308:
1780:
1786:
1789:
1797:
1817:
1821:
1828:
1838:
1848:
151301,
215447,
178072309,
192840310,
204977,
218000,
249125,
262549,
341607.
Der Zuwachs,
den diese Zahlen
ger und achtziger
Jahren
suggerieren,
des 18. Jahrhunderts
306F. Friedman, S.377 Liechtenstern,
305AFRAN,S.99.
muß angesichts
herrschenden
der vor allem in den siebzi¬
Bedingungen,
unter denen
S. 1073 Galicja od pierwszego rozbioru, S.53.
307M. BALABAN: Dzieje żydów,
S.21.
308Nach BALABAN: Dzieje żydów,
S.21 Tafeln zur Statistik ... 1828/1838/1848 Friedman, S.377.
309Springer, S.99.
310ROHRER:Versuch über die jüdischen Bewohner, S.20.
59
die galizische
Judenheit
leben mußte,
stark bezweifelt
werden.
Nicht
ganz von der Hand
zu weisen sind deshalb die Argumente
einiger Forscher, die die Maximalangabe
von 1773,
als 224981 jüdische
Einwohner
gezählt wurden,
für die zutreffendere
Zahl halten. Sie
berufen sich dabei darauf, daß sich bei der ersten Konskription
- die im Gegensatz zur
zweiten allerdings
die Einwohner
von 50 Stadtgemeinden
te! - alle Juden zählen ließen, da sie von den Absichten
und 800 Dörfern
der österreichischen
nicht erfa߬
Behörden
und den Folgen der Erhebung
noch keine Ahnung gehabt haben konnten, während sich
deswegen in den folgenden
Jahren viele der Erfassung entziehen wollten.311 Unter der
österreichischen
Herrschaft
verschlechterten
sich nämlich ihre Lebens- und Arbeitsbe¬
dingungen
tatsächlich
von Jahr zu Jahr. Gleich nach dem Einzug der Österreicher
wurde
ein Immigrationsverbot
für unvermögende
Juden erlassen, während jene im Kronland le¬
benden Juden, die die Toleranzoder Judensteuer
nicht aufbringen
konnten,
genötigt
werden
hörden
sollten, Galizien zu verlassen.312 Seit 1773 war zur Heirat eine Erlaubnis
der Be¬
erforderlich,
wofür eine Taxe zu bezahlen war, deren Höhe bis zum Jahr 1785
weitgehend
von der Willkür
der Beamten abgehangen zu haben schien und sich bis auf
300 Dukaten
belaufen konnte.313 Ein k. k. Dukaten entsprach 17 ZÅ‚oty oder etwas mehr
als vier rheinischen
Gulden!
Kein Wunder
also, daß sich jüdische
Mädchen
und Frauen
„mitErlaubnis
ihrer Eltern. . .& prostituieren
mußten, „bissie sich ihre zwanzig Dukaten,
die sie vor ihrer Heirat erlegen müssen, erworben
haben&, wie ein Zeitgenosse in Lem¬
berg beobachtete.314 Est 1785 wurde durch ein Patent bestimmt,
daß die Höhe der Hei¬
ratssteuer nach dem Vermögen
der Eltern zu bemessen sei, so daß bei den niedrigsten
Einkommen
für den ersten Sohn drei, in der höchsten Kategorie für den dritten Sohn 90
Dukaten zu erlegen waren.315 Durch die sogenannte Judenordnung
vom März 1789 mu߬
ten Brautpaare
außerdem den erfolgreichen
Abschluß
der deutsch-jüdischen
Volksschu¬
le mit entsprechenden
Zeugnissen belegen, und die Behörden waren ausdrücklich
ange¬
halten, „diestrengste Prüfung durch alle Fächer des vorgeschriebenen
Unterrichts
unter
schwerster Verantwortung
des Kreisvorstehers
abzuhalten&.316
1778 beschränkte
eine neue Gildeordnung
die Erwerbsmöglichkeiten
für jüdische
Handwerker.
Patente von 1784 und 1785 führten stark belastende Sondersteuern
für die
Juden ein und verboten
dazu Grundbesitzern,
Juden als Pächtern Land zu überlassen.
Verboten
wurde ihnen auch die Pacht von Met- und Bierbrauereien,
von Mühlen,
der
Marktgelder,
des herrschaftlichen
Zehnts, der Salzausfuhr und der Erzeugung
von Bau¬
holz.317 Schankwirt
durfte nur bleiben, wer schon vor dem 5. November
1784 in diesem
Gewerbe tätig gewesen war.318 Im übrigen wurde den jüdischen Wirten die Ausübung des
Schankgewerbes
nur noch in den Städten, in ihren eigenen Häusern und auf eigene Rech¬
nung erlaubt. Die Folge dieser Verordnungen
war, daß ungefähr ein Drittel der jüdischen
Bevölkerung
praktisch
über Nacht brotlos wurde, wie zum Beispiel F. Brawer schätzte.
Andere Benachteiligungen
und Belastungen
kamen hinzu. So ließ Josef IL, als er zu Be¬
ginn der 1780er Jahre deutsche Kolonisten
nach Galizien
und Liegenschaften
ansetzen, von denen zuvor jüdische
holte, diese teilweise auf Grund
Inhaber vertrieben
worden wa-
3,1 A. Brawer, S.26f. F. Brawer, S.57.
312BALABAN: Dzieje żydów,
S.27 GRODZISKI:Historia, S. 101. Die Gesamtsituation der jüdischen Bevöl¬
kerung in jenen Jahren ist sehr eindringlich dargestellt bei W. HÄUSLER,S.35 ff .
313F. Brawer, S.59.
314Kratter,
Bd.2, S. 194.
315F. Brawer, S.69.
316Klunker,
Bd.3,S.581.
3,7 F. Brawer, S. 92 f.
318Klunker, Bd. 3, S. 583.
60
ren.319 Gemäß einem kaiserlichen
Erlaß vom Juli 1 785 sollten allerdings auch jüdische Fa¬
milien zur Kolonisation
herangezogen
werden, um aus ihnen bäuerliche Untertanen
zu
machen. Dieser Plan scheiterte aber - wie sich bald zeigte - weniger am Desinteresse der
Juden, wie oft behauptet wurde, als vielmehr
am fehlenden Willen Wiens, dieses Projekt
ernsthaft zu betreiben, sowie an der Obstruktion
der lokalen Behörden. Da dies in der Li¬
teratur bisher nur wenig Beachtung gefunden hat, sei hier ein Fallbeispiel
wiedergegeben,
das F. Brawer recherchiert
hat und welches den eklatanten Unterschied
beleuchtet, der
zwischen
der Ansiedlung
deutscher
Kolonisten
und der jüdischen
Siedler bestand:
„In
der Gegend von Bolechow waren öde Gründe vorhanden, welche man wie die Relation lautet,
infolge ihrer Unergiebigkeit und ihrer geringen Qualität den deutschen Kolonisten nicht geben
konnte. Diese Gründe wurden 10 jüdischen Familien zugewiesen. Eine jede bekam 12 Joch Feld,
(ein fremder Kolonist bekam 18) ferner Baumaterial für Häuser und sogar Arbeitskräfte alsAushil¬
fe beim Bauen der Häuser und Bestellen der Äcker. Die Kosten, die die Regierung dabei hatte, soll¬
ten sie im Laufe von 4 Jahren zurück erstatten. Nur das erste Jahr waren sie frei von Abgaben und
Schuldenzahlung. Während die Ansiedlung einer deutschen Bauernfamilie den Staat . . . 400-450 fl.
und mehr kostete, ausser den Gründen, die unentgeltlich waren, beliefen sich die Ausgaben für ei¬
ne jüdische Familie bis auf 100 fl., und das unter der Bedingung, dass es die Juden nach einer gewis¬
sen Zeit zurück erstatten werden, was bei keinem einzigen deutschen Bauern der Fall war. Wenn
man noch hinzufügt, dass der deutsche Bauer es auch in seiner Heimat war, dass er nicht erst jetzt
sich einem neuen Erwerb anzupassen hatte, wie der Jude, kann man verstehen, warum die jüdische
Kolonisation nicht gedeihen konnte. Das Ende der neuen Kolonie war vorauszusehen. Unfrucht¬
barer Boden, grosse Grund- u. Haussteuer (14,5 fl.), Schuldentilgung binnen einer kurzen Zeit,
mussten die junge Siedlung zugrunde richten&,
woran auch eine Reduzierung
der Steuer auf 8 fl. nichts mehr änderten konnte.320
Angst und Schrecken verbreitete
der seit 1788 auch die männliche
jüdische Bevölke¬
rung erfassende Militärdienst,
dessen Ableistung
die Ausübung
religiöser Vorschriften
und die Einhaltung
der traditionellen
Lebensweise
in vielfacher
Weise erschwerte oder
gar verhinderte.
Der Dienst war außerdem bis 1811 praktisch lebenslang zu leisten.321 Po¬
tentielle Rekruten
entzogen sich dem allen in einem solchen Ausmaß durch die Flucht,
daß von mancher Behörde sogar vorgeschlagen
wurde, sich der Militärverordnung
gezielt
zu bedienen, um die Juden aus dem Land zu treiben.322
Wenn auch die hier angeführten
Verordnungen,
Gesetze und Maßnahmen
nicht im¬
mer und überall konsequent
vollzogen
wurden,
konnten
diese Verhältnisse
dennoch
nicht bis weit in das 19. Jahrhundert
hinein323 ohne Einfluß auf das jüdische Leben blei¬
ben. Eine günstige Voraussetzung
für ein schnelles Bevölkerungswachstum
bildeten sie
jedenfalls nicht.
Geht man bei der Untersuchung
der Bevölkerungsbewegung
von der für 1773 ge¬
nannten Maximalzahl
von 224981 sowie von der Zuverlässigkeit
der für die 1820er Jahre
in allen Statistiken zu findenden Angaben aus, dann ergibt sich eine Stagnation, die unge¬
fähr bis 1825 angehalten hätte, um dann in eine dynamische
Entwicklung
überzugehen,
deren Ursachen kaum eruierbar sind. Da also beide Extremwerte
als Ausgangsgröße
für
die demographische
Entwicklung
des galizischen Judentums
sehr fragwürdig
und kaum
haltbar sind, scheint es einigermaßen
zulässig zu sein, auf andere Berechnungen
auszu¬
weichen,
wie sie zum Beispiel
A. Brawer,
basierend
319Balaban: Dzieje żydów,
S.28 F. Brawer, S. 102.
320F. Brawer, S. 108 f.
321Ebenda, S. 115 Klunker, Bd. 1, S.135.
322F. Brawer, S. 115.
323Vgl. dazu A. Eisenbach, S. 75-92.
auf den Angaben
über die Anzahl
61
der
I.
jüdischen
Familien
bzw. Haushalte,
angestellt
hat. Er nimmt
an, daß deren Erfassung
viel
einfacher durchzuführen
ihr mehr Zuverlässigkeit
gewesen sei als das Auflisten
jeder einzelnen Person, weshalb er
beimißt. Ausgehend von der Zahl 171 851 der Konskription
von
1774 als dem Minimum
und unter
Berücksichtigung
regulierungen,
möglichen
Zuwachsraten
bel erscheinenden
Zahlen324:
etc. kommt
von weiteren
Faktoren
er zu folgenden,
wie Grenz¬
zumindest
plausi¬
1780
1776
1774
1772
181810,
179400,
170000,
1785
1784
1783
1782
168 000,
197550,
194610,
191580,
214030.
Für die folgenden
Jahrzehnte
gelten dann wieder die bereits oben - S. 60 - angeführten
Zahlen. Hier läßt sich mit einiger Sicherheit jedoch nur vermuten, daß der Bevölkerungs¬
rückgang in der zweiten Hälfte der 1780er Jahre ein Ergebnis der verschärf ten Judenge¬
setzgebung Josefs I
war, deren Auswirkungen
sich zahlreiche Menschen durch Flucht
und Emigration
nach Polen zu entziehen versuchten.
Die in dieser Zeit stärker steigen¬
den Zahlen der jüdischen
Bevölkerung
in den altpolnischen
Wojewodschaften
Kiew,
Wolhynien,
Podolien
und
Bracław zwischen
1784 und
1787 könnten
ein Indiz
sein.325 Daß außerdem schon seit 1774 verschuldete
jüdische Familien, sogenannte
juden, und solche, die die Kopfsteuer
nicht bezahlen konnten, - wie es offiziell
dafür
Bettel¬
hieß -
„abgeschafft&, d. h. mit Gewalt über die Grenzen gejagt wurden, ist gut belegt. Allerdings
liegen dazu nur wenige Zahlen vor. Bekannt sind lediglich für326: 1782: 1 192, 1783: 149,
1784: 659 Ausgewiesene.
Unter der Voraussetzung,
daß das Zahlenmaterial
für das 19. Jahrhundert
den wirk¬
lichen Gegebenheiten
eher entspricht327, ergibt sich für die demographische
Entwicklung
zwischen 1817 und 1848 folgendes Bild. Die jüdische Bevölkerung
wuchs in diesem Zeit¬
raum von 204977 auf 341607 Personen, also um 66,66% an, jährlich
um 2,15%. In den
einzelnen Dekaden sind dabei erhebliche Unterschiede
festzustellen,
die tendenziell
der
Bewegung der Gesamtbevölkerung
Galiziens entsprechen328:
1817-1828:
1828-1838:
1838-1848:
22,0% (18%),
5,4% (4,9%),
30,1%, ohne Krakau
23,9%
(11,3%).
A. Brawer, S.28.
Vgl. N.M. Gelber, S. 59.
Kratter,
Bd.2, S.46f. A. Brawer, S.24 F. Brawer, S.61.
Zweifel sind durchaus statthaft, wenn man u. a. dazu liest: „Um
sich der Militärpflicht
zu entziehen,
trachten viele Juden sich Urkunden zu verschaffen, wodurch sie an einem Orte Ansäßigkeit, und an ei¬
nem anderen ihre Tollerirung erweisen können. Von diesen zwei Begünstigungen machen dieselben nun
nach den jeweiligen Umständen Gebrauch, und beziehen sich, wenn einer ihrer Söhne in dem einen Or¬
te dem Militär gewidmet werden soll, auf ihre Tollerirung in dem andern, und im Gegentheile, wenn
dieser Sohn in dem andern Ort gefordert wird, auf ihre Ansäßigkeit in dem ersten wodurch die Konskribierenden Obrigkeiten irre geführt, und viele der Militärwidmung
entgehen.& Vgl. Klunker, Bd. 1, S.29.
In Klammern der Zuwachs der Gesamtbevölkerung.
62
gesetzlich unterworfene Juden
Dem starken Rückgang zwischen 1828 und 1838 dürften die gleichen Ursachen zugrun¬
de liegen, die auch die Entwicklung
der Gesamtbevölkerung
beeinflußten,
nämlich die
bereits erwähnte Epidemie
zu Beginn der 1 830er Jahre. Ob der gesamte Zuwachs der jü¬
dischen Bevölkerung
ausschließlich
auf eine höhere Geburtenrate
zurückgeht
oder ob
auch externe Faktoren
wie eine erneute Zuwanderung
eine Rolle spielten,
nicht untersucht
werden.
Kaum lösbare Probleme ergeben sich bei der Untersuchung
des Anteils
konnte
hier
von Ukrai¬
nern und Polen an der Gesamtpopulation
Galiziens,
die die überwiegende
Masse der Be¬
völkerung
des Kronlands
stellten, da in den Statistiken
bis 1851 nur die Zahlen der Reli¬
gionsgemeinschaften
angegeben werden, die hier folgen329:
Jahr
Katholiken
Unierte
Orthodoxe
1848
1838
1828
2 005 773
2220779
2027695
2178185
2016845
1967265
243
193 760
575
321917
Dies bedeutet für Katholiken
wie für Unierte einen Zuwachs von jeweils 10,7% zwischen
1828 und 1848 gegenüber 16,8% der gesamten Bevölkerung.
Im gleichen Zeitraum wuchs
die orthodoxe
Gemeinde um fast zwei Drittel,
nämlich 66,3%. Die Ursache dieser außer¬
ordentlich
hohen Zunahme
liegt
wachstum
des Kreises Czernowitz,
des Kronlandes
lebten.
1851 belief
sich die Anzahl
noch 4555477
Einwohner
1 864 101 Personen 40,92%
in dem weit überdurchschnittlichen
Bevölkerungs¬
der Bukowina,
in der fast alle orthodoxen
Christen
der Ukrainer
mit 2281 839 auf 50,09%
der inzwischen
zählenden
Bevölkerung
Galiziens,
während
stellten.330 Die Anzahl der 1851 ausgewiesenen
nur
die Polen mit
Ukrainer ent¬
spricht in etwa der Größe des sich 1848 zur unierten Kirche bekennenden
Bevölkerungs¬
teils, der sich so gut wie ausschließlich
aus Ukrainern
zusammensetzte,
denn statistisch
fielen die unierten Armenier
kaum ins Gewicht.
Eine gewisse Zahl Ukrainer
dürfte auch
unter der Rubrik
benden Ukrainer
„Orthodoxe& zu suchen sein, denn die meisten der in der Bukowina le¬
gehörten der orthodoxen
Kirche an. Dazuzurechnen
ist auch eine nicht
unerhebliche
Zahl von zum römisch-katholischen
Glauben konvertierten
Ukrainern,
den
sogenannten
„Latynnyky& (Lateinern),
über die fast keine statistischen
Angaben vorlie¬
Die Religionszugehörigkeit der Bevölkerung Galiziens in den 19 Kreisen im Jahr 1840 in %
gen.331
(siehe Karte 2, Anhang)
Kreis
Katholiken
Unierte
Orthodoxe
Wadowice
Bochnia
Sandez
Tarnów
97,6
96,6
84,2
93,5
_
_
-
0,002
12,7
-
Juden
1,8
3,1
2,3
6,3
Andere
0,6
0,3
0,8
0,2
Tafeln zur Statistik ... 1828/1 838/1 848.
Die Habsburgermonarchie, Bd. 3,1, Tafel 1.
Für die Zeit vor dem 2. Weltkrieg wird ihre Zahl mit 515 000 angegeben.Vgl. V. KUBIJOVYC,S.IX.
Basierend auf WIESIOÅ•OWSKI,
S. 10.
63
reise
Kreis
Katholiken
Unierte
Jasło
Rzeszów
Sanok
Przemyśl
Żółkiew
Lemberg
Sambor
Złoczów
Brzeżany
Stryj
Tarnopol
Stanislau
Czortków
Kolomea
Czernowitz
78,4
90,7
37,5
27,6
17,2
39,9
15,3
20,4
18,3
7,6
31,4
11,6
22,6
7,3
11,1
18,5
2,6
58,2
65,0
77,1
44,0
77,3
65,8
73,8
83,7
60,8
78,5
72,3
84,2
3,1
Orthodoxe
Juden
Andere
79,3
6,2
4,0
6,8
5,3
13,6
5,7
12,8
7,7
7,5
7,7
9,2
4,9
7,7
3,0
3,0
0,5
0,3
0,6
0,4
2,5
1,7
1,0
0,2
1,2
0,1
0,7
0,2
0,8
0,1
3,5
Nach den Zahlen dieser Tabelle über die Religionszugehörigkeit
können wir lediglich
feststellen, daß die Unierten,
also die Ukrainer,
seit Beginn der 1840er Jahre zumindest
die relative Mehrheit
der galizischen
Bevölkerung
stellten. In den zwölf ostgahzischen
Kreisen Sanok, Przemyśl,
Żółkiew,Lemberg,
Sambor,
ZÅ‚oczów, Brzeżany, Stryj, Tarno¬
pol, Stanislau, Czortków
und Kolomea
lag ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung
bei
mehr als zwei Dritteln,
nämlich bei 70,05%, während
auf die Katholiken,
die Polen,
21,4%, die Juden 7,7% und laut Kozik auf die Deutschen ca. 0,6% entfielen.333
3.1.3. Die Entwicklung
in den Kreisen
Im folgenden wird die Bevölkerungsentwicklung
in den 19 Kreisen Galiziens zwischen
1772 und 1848 in absoluten
Zahlen sowie der prozentuale
Zuwachs
in den einzelnen
Dekaden dargestellt.
Bisher konnten
nur für den Zeitraum
1817-1848
die Daten aller
K
zusammengestellt
werden334, in einzelnen Fällen liegen auch Angaben für frühere
Jahre vor335:
Kreis:
Lemberg
Wadowice
Bochnia
151200
Sandez
(1792)
1798
1817
1828
1838
1848
%
%
1838
1828-
%
1848
1838-
%
1848
1817-
241232
163 538
140355
273 109
178760
169229
323 951
213137
175622
339605
216660
201287
322401
224242
20,6
18,6
19,2
3,8
4,8
1,6
14,6
-5,1
3,5
43,4
18,0
25,4
182262
190748
225 073
238611
234648
17,9
6,0
-1,6
23,0
195201
238700
249069
260185
22,3
4,3
4,5
33,3
Jasło
(1782)
222680
J. Kozik, S. 17.
Tafeln zur Statistik . . . 1828/1838/1848 LIECHTENSTERN,
passim.
&Nach Demian, S. 14 Tokarz, S.35.
64
1828
1817-
Kreis:
1798
1817
1828
1838
1848
1828
1817%
1838
%
1828-
%
1848
18381817%
1848
Tarnów
Rzeszów
154032
Sanok
(1782)
200649
231355
246468
269468
235259
278 798
252260
297518
22,8
16,5
-4,8
3,5
7,2
6,7
25,7
28,6
216285
254608
268 781
276051
17,7
5,6
2,7
27,6
Sambor
Przemyśl
Żółkiew
Złoczów
Brzeżany
Stryj
Stanislau
180596
(1782)
Tarnopol
Kolomea
Czortków
Czernowitz
79513
(1780)
242376
217802
195 783
207858
174202
175134
182106
292118
249662
219347
238998
207524
208434
223210
293 903
244327
212336
235 942
213305
220918
236320
303488
262 304
232877
258 087
233311
245401
271315
20,5
14,6
12,0
15,0
19,1
19,0
22,6
0,6
-2,1
-3,2
-1,3
2,8
6,0
5,9
3,5
7,3
9,7
9,4
9,4
11,1
14,8
25,2
20,4
18,9
24,2
33,9
40,1
49,0
182303
156614
149488
201319
210552
186723
182 543
275690
198 894
207773
191290
320841
225777
248 780
222101
385743
15,5
19,2
22,1
36,9
-5,6
11,3
4,8
16,4
13,5
19,7
16,1
20,2
23,8
58,8
48,6
91,6
181076
223 136
(1810)
Die höchsten
Zuwachsraten
zwischen
1817 und
1848 wiesen
demnach
die ostgahzi¬
schen Kreise Czernowitz,
Kolomea,
Stanislau, Czortków,
Lemberg
und Stryj auf, wäh¬
rend die niedrigsten
Raten das Wachstum
in den Kreisen Wadowice,
Żółkiew,Przemyśl,
Tarnopol,
Sandez und Złoczów bestimmten.
Im genannten
Zeitraum
wuchs die Gesamtbevölkerung
des Kronlands
um jährlich
1,26%. In den einzelnen
Kreisen lag die jährliche
Wachstumsrate
zwischen fast 3%
(Czernowitz)
und 0,5% (Wadowice):
Kreis:
Zuwachs in %/Jahr
Czernowitz
Kolomea
Stanislau
Czortków
Lemberg
Stryj
Brzeżany
Jasło
Rzeszów
Sanok
Tarnów
Bochnia
Sambor
Złosców
Tarnopol
Sandez
Przemyśl
Żółkiew
Wadowice
2,95
1,90
1,58
1,57
1,40
1,29
1,09
1,07
0,92
0,89
0,83
0,82
0,81
0,78
0,77
0,74
0,66
0,61
0,58
(21,35:19 = 1,12 im Durchschnitt!)
65
Von
den sieben Kreisen,
die außer Czernowitz
eine über 1 % liegende
Zuwachsrate
auf¬
wiesen, gehören sechs zur ostgahzischen
Hälfte, also zu jenem Teil des Kronlands,
in dem
die Ukrainer
die deutliche Mehrheit
der Bevölkerung
stellten und wo auch die meisten
Juden beheimatet
waren. Ihre
Zunahme von 2,15% zwischen
Aus den bisher referierten
demographische
Entwicklung
besaß mit einer jährlichen
1817 und 1848 eine besonders hohe Dynamik.
Zahlen läßt sich auch die Bevölkerungsdichte
der einzel¬
nen Kreise sowie ihre Veränderung
bis 1848 darstellen. Die unten aufgelisteten
Zahlen
über die Dichte der Bevölkerung
pro km2 sind mit Vorsicht zu lesen. Sie basieren auf den
Daten der bereits erwähnten
statistischen
Tafeln. Die Flächenangaben
für die einzelnen
Kreise sind hier zunächst keine konstanten
Größen, sondern verändern sich ständig bis
zur
und
sich
den
Mitte des 19. Jahrhunderts,
da die ersten Landesaufnahmen
noch sehr ungenau waren
erst im Laufe der Zeit nach und nach korrigiert
wurden. Ein weiteres Problem ergibt
aus der Tatsache, daß nicht in allen Darstellungen
und Tabellen zu erkennen ist, ob
jeweiligen
Zahlen als Maßeinheit
die geographische
Meile (=7,4204 km) oder die
österreichische
(Post-)Meile
(=7,5859
km)
chen Unterschied
ausmacht. Die folgenden
ken für 1848 zu findenden
Flächenangaben
zugrunde
liegt336, was einen nicht
unerhebli¬
Zahlen beziehen sich auf die in den Statisti¬
in österreichischen
Quadratmeilen,
umge¬
rechnet auf Quadratkilometer.
Sie bilden auch die Bezugsgröße
für die Verhältnisse
im
Jahre 1817, da seitdem keine Veränderungen
im territorialen
Zuschnitt
der Kreise mehr
stattgefunden
haben.
Bevölkerungsdichte 1817 und 1848 (siehe Karten 3 und 4, Seite 98)
Kreis:
Lemberg
Wadowice
Bochnia
Sandez
Jasło
Tarnów
Rzeszów
Sanok
Sambor
Przemyśl
Żółkiew
Złoczów
Brzeżany
Stryj
Stanislau
Kolomea
Tarnopol
Czortków
Czernowitz
Fläche in Österreich. Meilen2
33,5
67,0
41,5
69,4
58,1
66,5
76,0
90,0
90,6
70,0
93,0
95,7
73,7
117,7
94,7
79,9
64,3
65,9
181,4
Einwohner pro km2
1817
1848
72,8
70,8
74,8
47,8
58,4
52,4
52,9
41,8
46,5
54,1
36,6
37,7
41,1
25,9
33,4
34,1
49,3
39,4
19,3
104,4
83,6
93,9
58,8
77,8
65,9
68,0
53,3
58,2
65,1
43,5
46,9
55,0
36,2
49,8
54,1
61,0
58,6
36,9
1528,9
Vgl. dazu ROHRER:Statistik des österreichischen Kaiserthums, Bd. 1, S.23.
66
Nach
den vorliegenden
Angaben
betrug
die durchschnittliche
1848 57,3 Personen pro km2 gegenüber 42 im Jahre 1817.
Um zu verstehen,
welche Faktoren
hinter der demographischen
einzelnen
nomische
sind.
3.2.
3.2.1.
Die
Landesteilen
Entwicklung
Bewegung
in den
standen und sie beeinflußt
haben, ist ein Blick auf die sozialöko¬
Galiziens nötig, wozu zusätzliche
Untersuchungen
erforderlich
demographische
Quellen-
Bevölkerungsdichte
Entwicklung
1848-1910
und Literaturübersicht
Für Untersuchungen
über die demographische
ten Hälfte des 19. Jahrhunderts
stehen Quellen
fügung. Auf die Bestände der Wiener, Krakauer
Entwicklung
des Kronlandes
in der zwei¬
in einem beachtlichen
Umfang zur Ver¬
und Lemberger
Archive und Reposito-
rien kann hier nicht näher eingegangen werden. Publizierte
Materialien,
die ausschlie߬
lich für die vorliegende
Darstellung
herangezogen
wurden, gibt es in einer erstaunlichen
Fülle, da det Bürokrateneifer
der österreichischen
Beamten jener Zeit nahezu alle sozia¬
len und ökonomischen
Erscheinungen
des Staats- und Gemeinwesens
erfaßt und - soweit
sie sich irgendwie
quantifizieren
ließen - auch in Zahlen
Papier gebracht hat. Trotz unübersehbarer
bürokratischer
und Daten umgesetzt und zu
Auswüchse
genoß die öster¬
reichische Statistik
ein hohes Ansehen, das vor allem im fortwährenden
Bemühen um
methodische
Verbesserungen
gründete.
Probleme,
die sich bei der Benutzung
dieser
Quellen ergeben, resultieren
daher eher aus dem politischen
Umfeld
und aus den Bedin¬
gungen, unter denen sie entstanden sind so sind alle Statistiken
und Erhebungen nicht
frei von politischen
Vorgaben und möglichen
Manipulationen,
auf die bei der Auswer¬
tung an entsprechender
Stelle hingewiesen
werden muß.
Zu den wichtigsten
Quellen dieser Art zählen für den genannten Zeitraum Kompi¬
lationen, Handbücher,
Jahrbücher,
Periodika usw., in denen die Ergebnisse der einzelnen
Volkszählungen,
darauf basierende statistische
Spezialstudien
sowie ganz unterschied¬
liche demographische,
sozialökonomische
und ähnliche
Untersuchungen
veröffent¬
licht wurden.337 Daneben wurden in ausgezeichneten,
materialreichen
Editionen Speziallexika herausgegeben,
in welchen
etwa die Bevölkerungszahlen
der einzelnen Kron¬
länder, Angaben über Religionszugehörigkeit,
Sprachgebrauch
bis hinunter auf die Ebe¬
ne der einzelnen
Dörfer
und Gutsgebiete
entsprechend
dargestellt
und aufgeschlüsselt
Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik, hrsg. von der Direction der administrativen Statistik
im k. k. Handels-Ministerium, Jgg. 1-20, Wien 1 852-1 874 Statistische Monatsschrift, hrsg. vom Bureau
der k. k. statistischen Central-Commission, für die Redaktion verantwortlich Adolf FlCKER:Jgg.
1-21, Wien 1875-1895, N. F. 1-22, Wien 1896-1917 Österreichisches Statistisches Handbuch für
die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder, hrsg. von der k. k. statistischen Zentralkommis¬
sion, Jgg. 1-37, Wien 1882-1918 Österreichische Statistik, hrsg. von der k. k. statistischen CentralCommission, Wien 1882-1914 Rocznik Statystyki Galicyi, hrsg. von Tadeusz Rutowski: Jgg.
I-V, 1886-1897, Lwów 1887-1898 PodrÄ™cznikstatystyki Galicyi, hrsg. von T. Pilat: Jgg. I-IV,
67
Lwów 1898-1913.
SZNICA
A
ILAT:
werden.338 Unter
demographischem
Aspekt
Untersuchungen
über
und
privaten
Personalstand
Institutionen
sowie
und Staatshandbücher339,
Während
fehlen
dagegen
zurückgreifen,
machen
im
mit
übrigen
bleibt
bestimmten
man
Zeiträumen
Gesamtmonarchie
Publikationen
Batowski,
ein durchaus
Bihl
und Himka342
unterschiedliche
Hier
den
noch
am ehesten
hinaus
Bevölkerung
und
die
Hugo
Nutzen.
Unlängst
ziens publiziert,
das allerdings
umfassende
für die vorliegende
Henryk
und
Arbeiten
mehr
ganz
Darstellung
ha¬
über die jüdische
von Wasiutyriski
nicht
angelegten
Kann,
ihre
ein Handbuch
Arbeit
der
„Demographie und
Untersuchungen
außerdem
die sich
Rahmen
breit
A.
sind, obgleich
von Bearbeitung
klar¬
beleuchten341,
im
oft
kann
Aufsätze
verwiesen,
dem Stichwort
Arbeiten
Man
Gruppen
Robert
Natio¬
Tendenzen
Verhältnissen
Hantsch,
für demographische
wurde
liefern,
verdienstvollen,
zu erwähnen
zwei ausführlichere
ski von großem
Bild
kann,
verändernde
Monographien
die unter
als Gegenstand
sind speziell
werden
verschiedene
oder
galizischen
sind
zu nennen,
Schwerpunkte
konnte.343
338Orts-Repertorium
mit
vorliegen.340
Galizien
sich
und
Nationalitäten
Władysław Rapacki,
Nationalitätenfrage&
und polnische
oder
die
zutreffendes
auf Arbeiten
beschäftigen.
von
ben. Darüber
jedoch
und
und
Schematismen
bezeichnet
Kronland
Einzelstudien
einzelner
sind
der Bezirkshauptmannschaften.
Detailuntersuchungen,
die Entwicklung
günstig
für
staatlichen
Jahr und für jedes Kronland
oder das gesamte
auf der Ebene
die insgesamt
und
Gewerbeeinrichtungen
die Bevölkerungsbewegung
nalitätenzusammensetzung
auf zahlreiche
und
aber aufschlußreich
von Behörden,
als ausgesprochen
Gesamtdarstellungen
über
ergiebig,
Organisation
die für jedes einzelne
also die Quellenlage
Untersuchungen
zwar
Handels-
weniger
zur
und Pawłow¬
Statistik
eingesehen
Gali¬
werden
des Königreiches Galizien und Lodomerien mit dem Grossherzogthume Krakau.
Auf Grundlage der Volkszählung vom Jahre 1869 bearbeitet, Wien 1874 Special-Orts-Repertorien
der
im österreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder, hrsg. von der k. k. statistischen
Central-Commission,
Bd. 12: Galizien, Wien 1886 Special-Orts-Repertorien der im österreichischen
Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder. Neubearbeitung auf Grund der Ergebnisse der
Volkszählung vom 31. Dezember 1890, hrsg. von der k. k. statistischen Central-Commission,
Galizien,
Wien 1893 Gemeindelexikon
der im Reichsrate vertretenen Königreiche
Bd. 12:
und Länder.
Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900, hrsg. von der k. k. sta¬
tistischen Zentralkommission,
Bd. 12: Galizien, Wien 1907. Für die Zählung von 1910 liegt leider
kein entsprechender Band für Galizien vor, dafür eine Zusammenstellung von St. K
und
M. NADOBNIK, in: Wiadomości statystyczne o stosunkach krajowych, hrsg. von TADEUSZ P
Bd. XXIV, z.l, Lwów 1911 sowie Allgemeines Verzeichnis der Ortsgemeinden und Ortschaften Öster¬
reichs nach den Ergebnissender Volkszählung vom 31. Dezember 1910, hrsg. von der k. k. statistischen
3.2.2. Die allgemeine
Entwicklung
und die Nationalitätenverhältnisse
Was schon auf die Angaben über die Bevölkerungsentwicklung
in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts
zutraf, hat auch Gültigkeit
für das Zahlenmaterial,
das für die Untersu¬
chung des Zeitraumes
von 1850 bis zum Ausbruch
des I. Weltkrieges
zur Verfügung
steht: Die vorliegenden
Daten und Zahlen sind nicht in jedem Fall zuverlässig. Wirklich
vergleichbare
Zahlen liegen praktisch
erst seit 1869 vor, denn bei den vorangegangenen
Zählungen
waren jeweils
unterschiedliche
Erhebungsmethoden
angewendet
worden.
Vor allem der Anteil
der einzelnen
Nationalitäten
an den gewonnenen
Globalzahlen
konnte nur sehr ungenau bestimmt werden, da er auf Grund von unzuverlässigen
Grund¬
daten errechnet wurde und daher zu fragwürdigen
Ergebnissen
führen mußte dies wird
besonders in Untersuchungen
über die deutschen und jüdischen
Einwohner
des Kron¬
landes deutlich.344 Außer methodischen
Defiziten
haben in der Zeit zwischen 1848 und
1869 aber sicherlich auch administrativ-technische
Schwierigkeiten
in diesen zwei Dezennien
die territoriale
Verwaltungsgliederung
eine Rolle gespielt, da
der Kreise und Bezirke
mehrmals geändert worden ist. Auch die Ergebnisse der Volkszählungen,
die 1869, 1880,
1890, 1900 und 1910 stattgefunden
haben, bedürfen der Erläuterung.
Interpretationspro¬
bleme entspringen
hier der Tatsache, daß beispielsweise
1869 noch keine Angaben über
die Umgangssprache
erhoben wurden oder daß seit 1880 das jeweils vor Ort stationierte
Militärpersonal
mitgezählt
wurde. Da bei den letzten vier Zählungen
auch nach der
Umgangssprache
gefragt worden war, wird das Bild der nationalen
Zusammensetzung
der galizischen Bevölkerung
zwar etwas schärfer, es können aber trotzdem
nicht alle Un¬
klarheiten
der Statistik beseitigt werden.
Nach den uns vorliegenden
Zahlen345 wuchs die Bevölkerung
1848 und 1910 von 5 181 799 um 2 843 876 auf 8025675 Einwohner
Galiziens zwischen
an. Dies bedeutet ei¬
ne Vermehrung
um 54,88% oder eine jährliche
Wachstumsrate
von 0,88%. Die entspre¬
chenden Zahlen für die Jahre, in denen Volkszählungen
durchgeführt
wurden, sind (zum
Vergleich werden auch die Zahlen für die Gesamtmonarchie
angeführt):
Galizien
Cisleithanien346
1848:
1851:
1857:
1869:
1880:
1890:
1900:
1910:
1846: 17613406
5181799
4555477
4632 866
5418016
5958907
6607816
7315938
8025 679
1857:
1869:
1880:
1890:
1900:
1910:
18224500
20217531
21981821
23707906
25921671
28324940
& Vgl. Kuhn: Bevölkerungsstatistik des Deutschtums, S.28 f. A. Ficker: Die Völkerstämme, S.88.
345Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik 1 (1852), S.l Special-Orts-Repertorien ... Bd. 12, Wien
1886 Special-Orts-Repertorien ... Bd. 12, Wien 1893 Gemeindelexikon ... Bd. 12, Wien 1907 Öster¬
reichisches Statistisches Handbuch, 30. Jg., Wien 1912.
346Österreichisches Statistisches Handbuch, 30. Jg., Wien 1912.
69
Ohne das seit 1880 mitgezählte
Zivilbevölkerung
Militär
1869: 5418016
1880: 5926172
1890: 6554415
1900: 7245 074
1910: 7966527
26673
32735
53401
70865
62860
Wie diese Zahlen
zeigen,
wurden
Militärpersonal
ergeben
die galizischen
sich folgende
Garnisonen
Zahlen:
bis zum Jahre 1900 ständig
verstärkt. Daß sich dann bis 1910 die Zahl der im Kronland
stehenden Truppen verrin¬
gerte, dürfte mit den Balkankrisen
zusammenhängen,
denn einige Regimenter
waren in¬
zwischen in südliche Provinzen,
nach Kärnten, Krain, Tirol und Istrien verlegt worden.347
1910 lagen die größten galizischen Garnisonen
in Lemberg, Krakau, Przemyśl, Jaroslau,
Stanislau und Rzeszów.
Die auf der Basis der Einwohnerzahlen
von 1848 errechneten
Prozentsätze
ergeben
ein verzerrtes Bild der tatsächlich viel dynamischer
verlaufenden
demographischen
Ent¬
wicklung
Galiziens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Das deutlich erkennbare
„Tal&zwischen den Jahren 1848 und 1869 erklärt sich nicht durch einen Rückgang des
natürlichen
Wachstums,
sondern ist das Ergebnis
einer territorialen
Veränderung.
Im
März 1849 wurde nämlich
der bisherige
Kreis Czernowitz
zu einem eigenständigen
Kronland unter dem Namen „Herzogtum Bukowina&
erhoben, wodurch
sich Galiziens
Bevölkerung
um fast 400000 Menschen
verringerte,
da der abgetrennte
Kreis 1848
385743 Einwohner
zählte.348 Zudem fiel die Bevölkerungsentwicklung
von 4796056 im
Jahre 1848 (bereinigt
um die Bukowina)
auf 4555477 im Jahr 1851. Dies dürften die
Nachwirkungen
der seit 1846 wieder weite Teile des Kronlandes
heimsuchenden
Epide¬
mien gewesen sein.349 Möglicherweise
spielten auch die revolutionären
Ereignisse der Jah¬
re 1848/49 mit der Mobilisierung
des Militärs
und Verunsicherungen
eine gewisse, aber
nur schwer zu bestimmende
Rolle. Das Wachstum
in den Zeitabschnitten
zwischen den
Erhebungsterminen
und die jährliche
Zuwachsrate
belaufen sich bis 1910 auf folgende
Zahlen350:
Gesamtzuwachs %
Jahresrate %
1851-1857
1857-1869
1869-1880
1880-1890
1890-1900
1900-1910
1,69
16,95 (10,94)
9,98 (8,73)
10,89 (7,86)
10,72 (9,34)
9,70 (9,27)
0,28
1,41 (0,91)
0,91 (0,79)
1,08 (0,78)
1,07 (0,93)
0,97 (0,92)
ST. KASZNICA M. NadobniK: Najważniejszewyniki spisu ludnoÅ›ci i spisu zwierzÄ…tdomowych wed¬
ługstanu z dnia 31. grudnia 1910 roku, in: Wiadomości statystyczne 24 (1911), S.XIII.
Tafeln zur Statistik . . . 1848.
Vgl. oben S.54 f.
In Klammern die entsprechenden Werte für Cisleithanien.
7:
IMKA:
Geht
man also von der naheliegenden
Grundzahl,
den Angaben
für
1851, aus und
vernachlässigt
man die Bedenken, die angesichts ihres Zustandekommens
durchaus be¬
rechtigt sind, so hat sich die Bevölkerung
des Kronlandes
von 1850 bis 1910 um 76,18%
vergrößert,
was einem jährlichen
Wachstum
von 1,29% (1,04%) gleichkommt.
Man kann
also eine geringe Beschleunigung
gegenüber
der Entwicklung
in der ersten Hälfte des
Jahrhunderts
konstatieren.351
Insgesamt gesehen geht das Bevölkerungswachstum
auf die sich etwas verbessernden
Lebensbedingungen
zurück, die seit den 1 860er Jahren auch auf dem flachen Land zu be¬
obachten waren. Die Ausweitung
des Geldverkehrs,
die Erweiterung
des Bildungs- und
Ausbildungswesens
sowie sich verändernde
Produktionsund Konsumtionsgewohnhei¬
ten der bäuerlichen
Bevölkerung
trugen dazu bei.352 Gerade in Ostgalizien
verzeichnete
die landwirtschaftliche
Produktion
einen gewissen Aufschwung,
obwohl zwischen 1857
und 1897 die Zahl der bäuerlichen
Wirtschaften
um 168,7% anstieg und gleichzeitig
der
jeweilige Landanteil
dieser Bauernstellen
um durchschnittlich
62,7% zurückging.
Durch
Intensivierung,
den zunehmenden
Anbau von Industriepflanzen
und eine Erweiterung
der Tierhaltung
verbesserte sich dennoch die Ertragslage
der kleineren und Kleinstwirt¬
schaften, so daß auch deren Inhaber ein entsprechendes
Wie sehr dieser Fortschritt
unter den landestypischen
Auskommen
Gegebenheiten
finden konnten.353
fast nur summa¬
risch und für weite Landstriche
lediglich in den Statistiken feststellbar
war, über Not und
Bedrückung
der Individuen
oder größerer Gruppen
aber wenig aussagte, offenbart sich,
wenn man die Natalität,
Mortalität
und Nuptialität
der galizischen
Bevölkerung
beein¬
flussenden Faktoren näher in Augenschein
nimmt, die die demographische
Bewegung be¬
stimmten.
Dazu zählen die Folgen von Klimaschwankungen,
Ernteerträgen,
Getreide¬
preisen sowie die Leistungen
der staatlichen Wohlfahrtsverwaltung,
von denen einzelne
Bevölkerungsteile
in ganz unterschiedlichem
Ausmaß betroffen
waren. Akribische
Un¬
tersuchungen
für die Jahre 1 879 bis 1 898 haben unter anderem gezeigt, daß schlechte Ern¬
ten einen Geburtenrückgang
im nachfolgenden
Jahr bewirkten.
So ging zum Beispiel
1897 die Geburtenrate
der griechisch-katholischen
Bevölkerung
um 8,7%, die der rö¬
misch-katholischen
um 1,7% und die der jüdischen
um 1,5% zurück.
Den stärksten
Rückgang verzeichneten
dabei mit 5,5% und fast 4% Landgemeinden
und Landstädte,
den geringsten mit 1,7% Städte mit über 10000 Einwohnern.354
Dies bedeutete, daß die
fast ausschließlich
auf dem Lande lebenden Ukrainer
viel härter getroffen wurden als die
überwiegend
städtische jüdische und polnische
Bevölkerung,
wobei sich auch in diesen
Fällen Generalisierungen
verbieten.
Gleichwohl
blieb die Mortalitätsrate
davon fast un¬
beeinflußt,
weil Lebensweise und Überlebenstechniken
der breiten Masse der ländlichen
Bevölkerung
entsprechende
Auswirkungen
keit von Ernteerträgen
und Getreidepreisen,
neutralisierten.
Die existenzielle
Abhängig¬
von guten und schlechten Erntejahren
ma¬
nifestierte
sich bei Bauern und Landarbeitern
auf unterschiedliche
Weise. Niedrigere
Preise kamen der zahlenmäßig
kleineren Schicht der Landarbeiter
zugute, die in Jahren
der Mißernte ihren ganzen Verdienst für den Kauf von Lebensmitteln
ausgeben mußten,
während
in guten Erntejahren
ein hoher
Teil des Lebensmittelbedarfs
durch
die Erträge
351Vgl. oben S.53 f.
Galician Villagers, S. 189ff. J. BUZEK: Der Einfluß der Ernten, respective der Getreide
352Vgl. H
preise auf die Bevölkerungsbewegung in Galizien in den Jahren 1878-1898, in: Statistische Monats
schrift 6 (1901), S. 167-216.
353Vgl. ST. HRYNIUK: Peasant Agriculture. Zu den Unterschieden in den landwirtschaftlichen Verhältnis¬
sen zwischen Ost- und Westgahzien FR.AK:
354Buzek, S. 196.
Galicya, Bd. 1, S.285ff.
71
der
eigenen
häuslichen
Produktion
mußte
niedrige
kaufen.
dagegen
grundsätzlich
Lebensstandard
In vielen
Gegenden
Luxus,
den
gend
lichen
von
Kraut
Familien
als
der
man
sich
nur
gedeckt
an
hohen
die
gewohnte
galt
nämlich
und
an
die
Feiertagen
und
nicht
Landarbeiter.
als
schuß
erwirtschaftet,
entsprechenden
ernten
zwar
zu
keit
der
bäuerlichen
der
Geld
Folgen
für
die
einer
geringeren
Bevölkerung,
stellt
nur
unter
Zeitgenössische
den
spezifischen
Beobachter
konnte.
leistete.
den
culturelles
Gab
es
Im
Gut
gute
eine
zu
Bedingungen
darüber
bäuerliche
interessiert
sein,
erlaubten,
Getre
als
„Zuckerwerk&
übrigen
die
WirtschaftsBedingungen
ins
Haus
brachte
Bevölkerungsbewegung
Nuptialität,
aber
wie
man
vielleicht
geben
Die
Getreidepreisen
Ernährungsweise
Brot
aus
Roggenmehl
und
Kartoffeln.
Unter
Galiziens
bestimmenden
wirtschaftliches
Regel
nur
werden
ernährte
und
waren
sie
benützen&.
Ernte,
hatten
man
s
Lebensweise
gezwungen,
Getreidekäufer
die
Bauern
und
eine
erhöhte
Heiratsaktivi
zeitigte.
Umgekehrt
keineswegs
zu einer
höheren
zunächst
erwarten
könnt
Galiziens
folgende
in jener
Erklärung:
Zeit
kein
Par
„Es ist bekannt,
wie die hungernden
russischen
[gemeint
sind die ruthenischen/ukrainischen
ern den Winter
zubringen.
Sie ziehen
sich
in ihre
Hütten
zurück,
enthalten
sich a
möglich
jeder
Bewegung
und schlafen.
Für
diese Art
Winterschlaf
genügt
selbst
der
rath
an Lebensmitteln,
der ihnen
zur
Verfügung
steht.
Wenn
sie aber dem
Körper
zumuthen
würden,
würde
er in Kürze
erschöpft
sein. Für die blosse
Fortfristung
d
ne viel
geringere
Nahrungsaufnahme
notwendig,
als dazu,
diesen
Körper
in voller
keit
zu erhalten.
Darum
genügt
in Galizien
selbst
in entschiedenen
Missjahren
nur
niedrigung
Diese
klärt
der
Preise,
ebenso
einleuchtende
also,
warum
nur
die
Qualität
der
da
sie
der
zunächst
und
um
breitung
zu
wie
deprimierende
Geburtenrate,
nicht
auf
Einsicht
aber
die
wurde.
von
einem
5%
recht
die
Mortalität
in die
Sterblichkeit
Damit
da
und
wie
eine
Jahren
-
immer
solchen
der
niedrigen
Niveau
gezeigt
mangelhafte
drückten
wieder
Einbrüchen
So
brach
1866
zusammenfiel
in
den
Kreisen
war
noch
weitgehend
Krakau
sowie
entlang
der
Cholera
an357,
ihren
zu
paralysieren
damaligen
Verh
entscheidend
insgesamt
im
sozialökonomischen
Infrastruktur
dadurch
bedingte
Typisch
Jahren
betrachtet
Opfer356,
nahmen.
Bedingun
dem
entgegensta
Katastrophen
war
rasch
Osten
des
Kronlandes
und
eine
Welle
von
Stanislau,
Kolomea,
zum
verschont
blieb.
des
Oberlaufes
die
1866
- wie
Ausgang
die
nach
unten.
folgenden
Einwohnerschaft
355 Ebenda,
S.214.
356 Statistische
Monatsschrift
1 (1875),
S. 137.
357 G. A. SCHIMMER:
Bewegung
der Bevölkerung
dern
nach
Städten
und
Bezirks-Hauptmannschaften
der Statistik
19 (1872),
S.65.
72
Missernte
der
allgemeine
Entwicklungsprozeß
des
Kronlandes
drückte,
andererseits
aber
blieb
die
demographische
der
Konjunktur
der
Agrarproduktion
abhängig.
in der
Landesentwicklung
waren
also
sehr
bescheiden,
Bevölkerung
in den
bis
der
daß
so die Verluste
ausglichen.
aus,
die
mit
einer
Mißernte
hatte.
Ihr
fielen
vor
allem
Czortków
Einfluß
beeinflußt
ten
konnten
sie sich
nicht,
dernisierungsrückstände
den
sechziger
und
siebziger
tumsrate
Geburtenraten
den
Ernteergebnisse
aussetzung
gegeben,
rell
die
Mortalitätsraten
nach
wie
vor
von
Die
Fortschritte
übersehbar,
um
jedoch
wieder
eine
Chole
Hungertyphus
Brzeżany,
T
während
der
Eine
erheblich
gesteigerte
des
San
kündete
1868
und
man
damals
meinte
kriegsbedingt
in den
im Reichsrathe
im Jahre
1869,
Rest
Ste
18
vertretenen
Königreich
in: Mittheilungen
Österreich
unter
1873 besonders
Stryj gelegenen
kerungsverlust,
der Enns,
in Böhmen
und
Mähren
grassierte.358 Sie brach
schließlich
heftig in Krakau sowie in den an den Flüssen Dunajec, San, Dnjestr und
Bezirken
aus.359 Diese Epidemiejahre
bewirkten
einen steigenden Bevöl¬
so daß im Jahre 1873 die Zahl der Verstorbenen
die der Neugeborenen
um 63 992 Menschen übertraf. Schon im folgenden Jahr kehrte sich das Verhältnis
um, wie die Unterschuß-/Überschuß-Zahlen
für die Zeit bis 1882 zeigen360
1873:
1874:
1875:
1876:
1877:
1878:
1879:
1880:
1881:
1882:
wieder
-63 992,
39772,
63 124,
64368,
64712,
64166,
73616,
45078,
46719,
61404.
In den übrigen Jahrzehnten
bis zum Ersten Weltkrieg
blieb Galizien von größeren Epi¬
demien verschont,
nicht jedoch von erheblichen
Bevölkerungsverlusten,
die durch die
miserablen
hygienischen
Verhältnisse
und den mangelhaften
ärztlichen
Versorgungs¬
stand hervorgerufen
wurden. Bei ungefähr der Hälfte aller Todesfälle
ist in den Statisti¬
ken von nicht „natürlichenTodesursachen&
die Rede, hinter denen sich fast ausschlie߬
lich Mangel- und Infektionskrankheiten
wie Lungenentzündung
und Tuberkulose
ver¬
Gesamtzahl der Todesfälle
stecken:
1880361:
212322
193342
1910362:
Davon an:
Lungenschwindsucht
21686
(10,2%)
Lungenentzündung
(12,7%)
24504
Entzündung der Atmungswege
(9,8%)
20714
Tuberkulose
(11,6%)
22369
Croup und Diphteritis
15567
(7,3%)
Scharlach
(5,5%)
10725
10683
(5,0%)
Masern
(3,3%)
6410
(3,7%)
7812
Keuchhusten
(3,1%)
6012
Keuchhusten
Ruhr
358Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik 15 (1869), S. 77.
359Statistische Monatsschrift 1 (1975), S. 138.
360Österreichische Statistik 5 (1884).
361Österreichische Statistik 3 (1883), S. 187.
362Österreichisches Statistisches Handbuch 30 (1911), S.20f.
73
Ärzte
standen
den Kranken
nur in den größeren
Städten in einer ausreichenden
zur Verfügung.
Die Landbevölkerung
war dagegen gänzlich unterversorgt.
in den Bezirkshauptmannschaften
mit der besten ärztlichen
Versorgung
15970 Einwohner
in Drohobycz,
Ärztedichte
- und das bedeutete:
nem Arzt
Borszczów
Anzahl
1872363 kam
ein Arzt auf
16 151 in Saybusch, 16543 in Chrzanów.
Die geringste
ein Mediziner
für den gesamten Bezirk - hatten mit ei¬
auf 83720 Einwohner
auf 72662 Einwohner.
Buczacz, Rawa Ruska mit 76570 Einwohnern
und
1880364 hatten sich dann die Verhältnisse
zumindest
zahlenmäßig verbessert, ohne daß dies in der Praxis aber wirklich
von Bedeutung gewe¬
sen wäre. In den am besten versorgten Bezirken zählte man einen Arzt auf 4 782 Einwoh¬
ner in Stanislau, 6599 Einwohner
in Biała und 6693 Einwohner
in Brzeżany. Mit der
schlechtesten Versorgung
mußte man sich in folgenden Bezirken zufrieden
geben, in de¬
nen ein Arzt bereitstand
für 60 072 Einwohner
in Krakau/Umgebung,
27 977 Einwohner
in Turka und 23 928 Einwohner
in Podhajce. Zwar nahm in den folgenden
Dezennien
die
Zahl der Ärzte weiter zu, doch selbst noch im Jahr 1906 hatte ein Arzt (Wundärzte
mit
eingerechnet) in Galizien statistisch gesehen 5 263 Einwohner
zu betreuen.365
Vergleicht
man die Altersstruktur
der galizischen Gesellschaft
von 1 880 mit der des
Jahres 1910, so läßt sich auf den ersten Blick erkennen, daß sich wesentliche
Veränderun¬
gen nur in den Altersklassen
bis zu 10 Jahren sowie bei den über 60jährigen
ergeben:
Alters¬
klasse:
1880
W
%
M
%
1910
W
%
M
%
-10 J
11-20
21-30
31-40
41-50
51-60
61-70
71-
806178
654663
489373
403253
328129
210976
103 567
28141
26,7
21,6
16,2
13,3
10,8
7,0
3,4
0,9
795 372
629001
462116
382 600
320950
201495
111162
31896
27,1
21,4
15,7
13,0
10,9
6,9
3,8
1,1
1213820
894692
605306
485 847
406877
268152
148933
63205
29,7
21,8
14,8
11,9
9,9
6,6
3,6
1,6
1226743
827137
543 875
440123
394 841
276043
159391
68 939
31,2
21,0
13,8
11,2
10,0
7,0
4,1
1,7
Die Zahlen366 zeigen
einen deutlichen
prozentualen
Anstieg
in den Altersstufen
zu 10 Jahren und bei den über 60jährigen. Ersterer ist zweifelsfrei
ein Ergebnis
ders in den beiden Jahrzehnten
zwischen 1890 und 1910 zu beobachtenden
der Kindersterblichkeit367
auf Grund
verbesserter
Ernährungsbedingungen
Fortschritts
in der Säuglingspflege.
nahme der über 60jährigen,
dürfte
landes zurückgehen.
Die Abnahme
Auch
die etwas höhere Lebenserwartung,
bis
des beson¬
Rückgangs
sowie des
d. h. die Zu¬
auf den leicht gestiegenen Lebensstandard
der Zahlen für die Altersklassen
zwischen
des Kron¬
21 und 50
Jahren - bei den weiblichen
weniger als bei den männlichen
Personen - ist auch erklär¬
bar. Hier signalisieren
die rückläufigen
Zahlen Verluste durch Auswanderung
und inner¬
staatliche Migrationsbewegungen.
Diese betrafen
gruppen, darunter vor allem Personen männlichen
in erster Linie
Geschlechts.
erwerbsfähige
Alters¬
Statistische Monatsschrift 1 (1875), S.67.
Österreichische Statistik 3 (1883), S.XXV.
Österreichisches Statistisches Handbuch 27 (1909), S.51.
Österreichische Statistik 5, 1 1 (1884), S. XXXX f. Österreichisches Statistisches Handbuch 30 (1912), S. 8.
Vgl. Österreichisches Statistisches Handbuch 27 (1909), S.34 ff.
74
Daß
in Galizien
Fortschritte
in der sozialökonomischen
Entwicklung
überhaupt
wirksam werden konnten und nicht gänzlich durch die sich rasch vermehrende
Bevölke¬
rung neutralisiert
wurden,
lag an der seit den 1880er Jahren einsetzenden
Wanderungs¬
und Emigrationsbewegung,
die ein Ergebnis der chronischen
Überbevölkerung
und des
schwindenden
Anteils
verfügbaren
Ackerlandes
sowie des Mangels
an sonstigen Er¬
werbsmöglichkeiten
war. Schon zwischen
1776 und 1848 war die Bevölkerungsdichte
von 32 auf 57 Personen pro km2 angestiegen368, und diese Verdichtung
setzte sich bis zum
Ausbruch
des Weltkrieges
weiter fort, wie die folgenden
Zahlen belegen (in Klammern
sind die Werte
für den gesamten
österreichischen
Reichsteil
angegeben):
Menschen/km2
1851:
58(1846:59),
1857:
1869:
1880:
1890:
1900:
1910:
59(61),
69(67),
76(73),
84(78),
93 (87),
102(95).
Da die industrielle
Entwicklung
Galiziens
bis zum Beginn
des 20. Jahrhunderts
kaum
wesentlich voranging
und nur die wenigen Großstädte
einen entsprechenden
Arbeitsktäftebedarf aufwiesen, boten die meisten Städte des Landes in der Regel kaum Zuzugsmög¬
lichkeiten für Menschen im erwerbsfähigen
Alter, die auf dem flachen Land kein Auskom¬
men finden konnten.
Der Bevölkerungsdruck
setzte daher eine Migrationsbewegung
in
Gang, die die Grenzen Galiziens wie die der Doppelmonarchie
überschritt.
Bis 1850 schei¬
nen Binnenmigration
und Auswanderung
nur in einem sehr beschränkten
Umfang vorge¬
kommen zu sein allerdings
gibt es darüber kaum verläßliche Angaben.
Laut statistischer
Erhebungen
sollen zwischen 1850 und 1868 57 726 Personen aus der „westlichen Reichs¬
hälfte& emigiert sein, von welchen aber nur 1 456 Personen oder 2,52% aus Galizien und
der Bukowina
stammten.369 Für die weiteren Jahre liegen nur vereinzelt
Zahlen vor. Da¬
nach wanderten
1869 insgesamt 259, 1870 144 370und im Jahr 1876 627 Personen aus dem
Kronland
Galizien aus, wobei letztere zum größeren Teil das Russische Reich als Ziel ge¬
habt haben sollen.371 Die Volkszählung
von 1880 vermittelt
dann einen ersten Eindruck
über Aufenthaltsort
und Zahl „abwesender einheimischer
Galizier&.
Die hier festgehalte¬
nen Angaben darf man sicher nicht mit Emigrantenzahlen
verwechseln,
sie können aber
vielleicht als Hinweis
auf Bestimmungsländer
und Regionen dienen, wo Galizier Arbeits¬
und Lebensmöglichkeiten
finden konnten, die für wanderungsbereite
und emigrationswil¬
lige Landsleute auch später noch eine gewisse Attraktivität
besitzen konnten. Nach offizi¬
ellen Angaben 372 hielten sich in Österreich
73 124 (42 019 männliche/31
Galizier auf, davon in Nieder-Österreich
22 077, Böhmen 5 360, Mähren
U 660, Bukowina
ge Ausland
24 315. In Ungarn
sprechen
waren
von 6 898 Galiziern,
es 10 213 Personen.
105 weibliche)
7 669, Schlesien
Die Zahlen
für das übri¬
davon allein 3 825 in Rußland.
Vgl. oben S. 67 f.
Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik 17 (1870), S. 82.
G. A. SCHIMMER:Einheimische Bevölkerung der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder.
Auf Grundlage der Zählung vom 31. Dec. 1869, in: Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik 19
(1872), S. 129.
Statistische Monatsschrift 3 (1877), S.522.
75
Österreichische Statistik 1 (1882), S.204.
Zwischen
1880 und 1890 verringerte
sich der Zuwachs der galizischen
Bevölkerung
durch Migration von 710 240 Personen um 67 460.373Von einer Massenauswanderung
konn¬
te man seit den 1890er Jahren sprechen,
auch Angehörige
der Intelligenz
als landlose Bauern, Kleinbürger,
das Kronland
in einer nie dagewesenen
Zeitraum
Natürlicher Zuwachs
Abwanderung
1880-1890
1891-1900
1901-1910
710240
1010826
1198152
- 67460
-302703
-488416
Wie vorstehende
Tabelle
zeigt, machte
diese Abwanderung
im letzten
Handwerker,
Anzahl
aber
verließen 374:
Dezennium
bereits
über 40% des natürlichen
Zuwachses
aus, und die außerordentliche
Bedeutung
dieses
Phänomens wird klar, wenn man sich die entsprechende Zahl für Cisleithanien
insgesamt
vor Augen führt. Hier betrug die Gesamtzahl der dauernden oder saisonalen Emigranten
683594 Personen.375 Demgemäß
stammten über 70% dieser Emigranten
aus Galizien.
Die Aufschlüsselung
der Auswanderer
nach Nationalität
und Herkunft
stößt auf
Schwierigkeiten,
die exakte Aussagen kaum zulassen. Alle diesbezüglichen
Untersuchun¬
gen und Berechnungen
basieren auf den Schwankungen
der nach Religionsbekenntnis
und
Umgangssprache
erstellten Statistiken
der demographischen
Bewegung,
den Listen der
Einwanderungsbehörden
in Nordamerika
sowie den Einschiffungsregistern
in den Aus¬
laufhäfen, deren wichtigste
Hamburg
und Bremen waren. Zu beachten ist dabei die Tatsa¬
che, daß die amerikanischen
Statistiken die Immigranten
aus der Doppelmonarchie
1904 getrennt nach Trans- und Cisleithaniern
auflisten 376und daß die Nationalität
wanderer in den Büros der norddeutschen
ne Ausnahme
scheint bei den Untertanen
erst seit
der Aus¬
Häfen in der Regel nicht verzeichnet wurde. Ei¬
der böhmischen
Krone gemacht worden zu sein.
„Dagegen&, so berichtet ein zeitgenössischer
Forscher, „werden die geduldigeren
slawi¬
schen Nationen,
wie die Polen, Ruthenen und Slowaken, welche noch bis zum heutigen Tag
zum größten Teil über Hamburg
und Bremen gehen und die Quelle des Reichtums der
zwei großen deutschen Schiffahrtsgesellschaften
377bilden, nicht besonders geführt.&378
Laut
der österreichischen
Auswanderungsstatistik
verteilten
sich die 858579
Emigranten,
gruppen
die zwischen
- getrennt
Westgahzien
Ostgalizien
1881 und
nach West-
1910 das Kronland
verließen,
und Ostgaliziern379:
Polen
Ukrainer
467 752
137384
251615
605136
251615
373Österreichische Statistik 32 (1892), S.XLII.
374Österreichisches Statistisches Handbuch 30 (1912), S.6.
375Ebenda.
376L.CARO,S.73.
377Gemeint sind der Norddeutsche Lloyd und die Hamburg-America-Linie.
378CARO,S.82.
379K. ENGLISCH:Zu unserer Auswanderungsfrage, S. 163 H. CHMELAR,S. 96 ff.
76
auf folgende
Sprach¬
In den Zahlen
der polnisch
sprechenden
Auswanderer
zeitraumes
an auch die der jüdischen
Emigranten
1890er Jahren mit zunehmender
Quantität
ebenso
sein. Gemäß den bei Korkis
den genannten Jahrzehnten
zu findenden
auf folgenden
Westgahzien
1880-1889
1891-1900
1901-1910
sind von Beginn
mitenthalten.
für die Zahlen
Angaben belief
zahlenmäßigen
des Berechnungs¬
Dies dürfte
der Ukrainer
sich das jüdische
Umfang380:
seit den
der Fall
Kontingent
in
Ostgalizien
23 500
25 700
14 500
13089
88300
ca. 37700
63 700
ca. 139089
Vorausgesetzt,
daß die hier angeführten
Zahlen tatsächlich
stimmen,
hätte die jüdische
Bevölkerung
mit einem Anteil von 23,6% fast ein Viertel der ihre galizische Heimat auf¬
gebenden Menschen
gestellt und damit mehr
teils von rund 1 1 % an der Gesamtbevölkerung
Zielland
für die meisten österreichischen
als das Doppelte
ihres proportionalen
An¬
des Kronlandes.381
und ungarischen
Emigranten
waren zwi¬
schen 1900 und dem Ausbruch
des Ersten Weltkriegs
die Vereinigten
Staaten von Ame¬
rika. 1905 gingen rund 90% von ihnen dort an Land. An nächster Stelle rangieren Kana¬
da, Brasilien und Argentinien.382
Zwischen
1902 und 1911 kamen aus der Habsburger
Monarchie
in den USA383 405574 Polen, 153252 Ruthenen und 152590 Juden an.
Bis zum Jahre 1905, aber wohl auch noch in den Jahren danach, bevorzugten
die ein¬
gewanderten
Polen - gemessen an der Häufigkeit
die Staaten384 Pennsylvania,
New York, Illinois,
der Ansiedlung
Massachusetts
bzw. Niederlassung
und New Jersey. Die
Ukrainer
siedelten vor allem in Pennsylvania,
New York, New Jersey und Ohio.
Nach Berufsstrukur,
Ausbildung
und Vermögensverhältnissen
unterschieden
sich
diese Emigranten
in einem beachtlichen
Maße. Betrachtet
nach den Nationalitäten,
aus
denen sich die galizischen
Auswanderer
nahezu ausschließlich
rekrutierten,
zeigt sich
zum Beispiel
für die Jahre 1903 und 1905 folgendes
Juden
Bild385:
Polen
Ruthenen
1903
1905
1903
1905
1903
1905
Höhere
Ausbildung
Andere wie
Handwerker, Fabrik-,
Feldarbeiter, Dienstboten
499
(0,65%)
75 704
1163
(0,9%)
128747
50
(0,06%)
82293
160
(0,16%)
102277
6
(0,01%)
9837
7
(0,05%)
14466
Zusammen:
76203
129910
82343
102437
9843
14473
A. Korkis, S.470.
Auf S. 467 seiner Studie operiert Korkis mit einer größeren Zahl für das letzte Dezennium und kommt
daher hier auf 27%.
Caro, S. 85.
Chmelar, S.51.
Caro, S.109 f.
77
Ebenda, S. 85 f. vgl. CHMELAR, S. 1 11 f .
.
Der Anteil
an Facharbeitern
nen nationalen
und ausgebildeten
Handwerkern
betrug
1905 bei den einzel¬
Immigrantengruppen386:
Juden
Engländer
Franzosen
Deutsche
46%,
31%,
23%,
20%,
Polen
Ruthenen
4%,
1%.
Dem schlechten
Ausbildungsstand
der osteuropäischen
Einwanderer
Regel auch deren finanzielle
Ausstattung.
So brachten die Emigranten
schen 1902 und 1911/1912
Deutsche
41,0 Dollar
Juden
Ruthenen
Polen
Litauer
14,3
14,1
12,8
12,0,
im Durchschnitt
folgende
Dollarbeträge
entsprach
in der
im Zeitraum
zwi¬
pro Kopf
mit:
wobei die Einzelbeträge
beispielsweise
bei den Juden zwischen 7,31 und 24,69 Dollar la¬
gen.387 Die Möglichkeiten,
sich mit solch bescheidenen Mitteln in den USA eine neue Exi¬
stenz aufzubauen,
waren ausgesprochen
beschränkt,
denn die mitgeführten
Barschaften
entsprachen in etwa einem halben Monatslohn
in den unteren Einkommensklassen
der
USA jener Jahre.388
Neben der transatlantischen
Emigration
spielte die saisonale Erwerbsmigration
für
die galizische Bevölkerung
eine wichtige
Rolle. An ihr beteiligt
waren so gut wie aus¬
schließlich
Polen und Ukrainer,
die zumeist im Frühjahr ihre Heimatorte
verließen, um
sich bis zum November
oder Dezember
als Industrieoder Landarbeiter
vor allem im
Deutschen Reich zu verdingen.
Einen größeren Umfang nahm diese Saisonwanderung
al¬
lerdings erst nach der Jahrhundertwende
an. Um 1900 summierte
sich die Zahl der aus
Galizien kommenden
Erwerbsemigranten
in Deutschland
auf rund 32 000 Personen,
denen circa 7000 Ukrainer
waren.389 Dies änderte sich nach den Arbeiterunruhen
Agrarstreiks
der Jahre 1900-1902
390,so daß bis zum Beginn
des Weltkrieges
von
und
die ukraini¬
schen die polnischen
Wanderarbeiter
zahlenmäßig
übertrafen.
Es war die trostlose öko¬
nomische
Situation,
die die Menschen
außer Landes trieb. Um die Jahrhundertwende
zahlten die ostelbischen
Gutsherren
immer noch das Doppelte
dessen, was an Hunger¬
löhnen auf den galizischen Gütern verdient wurde.391
Caro, S. 102.
Ebenda, S.89 Chmelar, S. 117 A. Kahan, S. 114.
Vgl. H Zinn, S. 327 ff.
A. Mitter, S.150.
Vgl. Demkovyc-Dobrjans&kyi,
S.96.
Mitter, S. 148 Chmelar, S. 102.
78
Genauere Angaben über das Volumen
der Erwerbsimmigration
liegen uns für Preu¬
ßen vor, dem von Galizien aus am schnellsten
zu erreichenden
Nachbarstaat.
Hier stieg
die Zahl polnischer
Arbeitskräfte
aus dem Kronland392 von 1905 bis 1908 von 88208 auf
99696. Sie fiel dann bis 1914 kontinuierlich
Kontingent
der ukrainischen
Arbeitskräfte
101 846 im Jahre 1914. Interessant
der Anteil der in der Landwirtschaft
auf 70203. Im gleichen Zeitabschnitt
von 12757 auf 102158 im Jahre
stieg das
1913 und
ist hier zu beobachten,
daß über die gesamte Zeit hin
beschäftigten
polnischen
Arbeiter
weit über dem der
Industriearbeiter
lag: 1905 bei 65,5%, 1914 bei 79,3%. Von den Ukrainern
waren 1905
48,9% und 1914 53,8% im Agrarsektor
beschäftigt.
Die seit 1905 rückläufige
Zahl der
polnischen
Arbeitskräfte
ist das Ergebnis restriktiver
Maßnahmen,
durch die die preußi¬
sche Regierung aus nationalpolitischen
Überlegungen
den Zuzug von Polen unterbinden
oder zumindest
drosseln wollte.393 Es ist anzunehmen,
daß die Betroffenen
daher zuneh¬
mend im schwerer kontrollierbaren
ländlichen
Bereich Arbeit suchten, was den Anstieg
polnischer
Arbeitskräfte
hier erklären könnte.
Auswirkungen
auf die österreichische
Bevölkerungsstatistik,
ohne daß man diese je¬
doch exakt quantifizieren
könnte, dürfte die Tatsache gehabt haben, daß bis zum Ende
des Erfassungszeitraums
fast ein Drittel
der ukrainischen
Wanderarbeiter
in der soge¬
nannten „Karenzzeit&, d.h. nach der eigentlichen
Arbeitsperiode,
nicht mehr nach Gali¬
zien zurückkehrten.
Unter den Polen war der Anteil der nicht heimkehrenden
Arbeiter
seit 1905 wesentlich
geringer
er fiel auf 4,6% im Jahr 1913.
Schwer läßt sich auch die jeweilige demographische
Bewegung von Polen, Ukrainern
und Juden erschließen.
Gemäß den Erhebungen
über die konfessionelle
entwickelten
sich die Religionsgemeinschaften
folgendermaßen394:
Zugehörigkeit
Jahr
römisch-katholisch
%
uniert
%
jüdisch
%
1851
1869
1880
1890
1900
1910
2074474
2509015
2714977
2997430
3 345 780
3 732290
45,5
46,3
45,6
45,4
45,7
46,5
2139470
2315782
2510408
2 790449
3108 972
3 379233
46,9
42,7
42,1
42,2
42,4
42,1
334774
575918
686596
772213
811183
871 895
7,3
10,6
11,5
11,6
11,1
10,9
Dies bedeutet
einen prozentualen
Zuwachs
von:
römisch-katholisch
uniert
jüdisch
1851-1869
1869-1880
1880-1890
1890-1900
1900-1910
20,9 %
8,21%
10,4 %
11,6 %
11,5 %
8,2 %
8,41%
11,16%
11,4 %
8,7 %
72,0%
19,2%
12,0%
5,5%
7,5%
Wie oben schon
angedeutet,
tendenziell
aussagekräftig.
sind die hier angeführten
Daß
Alle Zahlen nach MlTTER, S. 177 f.
Ebenda, passim.
Siehe oben Anm. 338.
die galizische
Zahlen
für die Jahre vor 1869 nur
Gesamtbevölkerung
zwischen
1857 und
79
1869
1910
die
höchste
jährliche
Wachstumsrate
aufwies,
scheint
einigermaßen
gesichert
römisch-katholische
Doppelte
der
Rate
höhere
Geburtenrate
den
der
Jahre
1848
statistisch
der
jüdischen
strom
hung
von
ihres
kaum
in diesem
Bevölkerung
Immigranten
Anteils
wahrscheinlich
ßen.395
Außerdem
Staaten
Zeitraum
und
Bevölkerung
unierten
existieren
und
1863
in
der
zu
deshalb
nur
sehr
Die
römisch-katholische
gang
ginn
kerung
von
der
Umfang
zu
festzustellen.
Buche
Diese
sein,
zumal
bereits
ist
nicht
auszuschließen,
zur
Soviel
mag
Verfügung
bedingten
schlagen.
hat
sich
hier
und
seit
genügen,
stehenden
Wert
Bevölkerung
Ähnliches
zwar
bis
Ungarn
von
7,3
um
Daten
besitzen.
verzeichnete
welcher
bedingte
hat
Da
man
voraussetzen
der
damals
grassierenden
auf
die
Zahlen
der
20%
weit
auf
eine
gescheiterten
Insurgenten
ist
1 869
erheblich
auf
10,6%
deutlich
keine
zwischen
dagegen,
ist
von
über
Hinweise
nach
den
polnischen
1857
auch
jüdische
daß
Immigranten
0,7
bzw.
0,6%
gegenüber
1869,
1870er
Jahre
durch
Epidemien
zurückging.
Im
gleichen
Zeitraum
nen
Punkt
erhöht.
den
Auswirkungen
höhere
Geburtenrate,
gesamten
Zeitraum
sein.
Unerklärlich
mit
einem
Zuwachs
Katholiken
verzeichnete.
nicht,
und
auch
die
sich
Galizien
niederlassenden
aus
Polen,
Rußland
der
Gesamtbevölkerung
an
weiterzogen.
vor
1869
im
zu
für
die
auch
d
vermehrt,
scheint
Emigranten
in
andere
Ga
Kron
zu
machen,
verläßlichen
daß
Anga
wie
die
unierte
1880
mit
ziemlicher
Sicherheit
höhere
Sterblichkeit
der
G
sich
der
Prozentsatz
der
Juden
kann,
daß
auch
die
jüdische
Bevölkeru
Seuchen
zu
leiden
hatte,
dürfte
davorliegenden
Periode
hindeuten,
anhaltende
Immigration
hier
die
entscheidenden
Faktoren
gewesen
sein.
gnierte
die
demographische
Bewegung
der
Unierten,
erst
dann
setzte
ein
le
gang
ein.
Die
seit
1890
ähnlich
verlaufende
Entwicklung
der
RömischKatholis
dagegen
im
ersten
Dezennium
unseres
Jahrhunderts
an,
wodurch
sich
die
schen
Der
beiden
Religionsgemeinschaften
Zuwachs
der
jüdischen
deutlicher
Bevölkerung
zehnten
drastisch.
Daß
er zwischen
stand
zuzuschreiben,
daß
in jenen
die
nach
den
Pogromen
der
Jahre
Korkis
sind
gang
1880er
der
die
Geburten
Jahren
rückläufigen
in
sich
den
immens
Zahlen
1880
Jahren
1881
der
mosaischen
verstärkende
öffnete.
verlangsamte
sich
und
1890
noch
bei
ein
starker
Zustrom
bis
1883
in
Galizien
ansässigen
Familien
Juden
auf
zurückzuführen
Emigration.
Beides
in
den
12%
lag,
russischer
Zuflucht
einen
letzten
ist
n
Ju
such
beträchtlichen
sowie
drückte
auf
d
3,5 Wasiutynski,
S.90 L
A. Rabinbach,
S.44.
396 JA.R.
Daskevyc,
S. 65 f. Die erste
große
Welle
jüdischer
Flüchtlinge
erreichte
Brody
jahr
1881. Mittels
tatkräftiger
Unterstützung
der örtlichen
Bevölkerung
sowie
internationa
Organisationen
wurden
rasch
Anstalten
getroffen,
um diesen
Flüchtlingen
die Emigration
see und Westeuropa
zu ermöglichen.
Ein deutscher
hen wir
auch
von
Ende
August
bis Mitte
December
durchschnittlich
200 Köpfe
zählte,
Männer,
Frauen
freudiges
und
zugleich
ein schauderhaftes
Schauspiel
stehende
Familie
zu und,
die rote
Karte
emporhaltend,
der Mosesstab,
der uns den Weg
übers
Meer
bahnen
der? - weit,
weit
vom
barbarischen
Rußland
entfernt
Züge
wurden
1881 abgefertigt
dennoch
waren
Ende
zu einem
großen
Teil
higt
zu haben
schien.
SC
wieder
repatriiert
wurden,
Beobachter
berichtete
damals
aus d
9 Züge
nach
Amerika
abgehen,
und Kinder.
Der Abgang
eines jeden
. . . Hier
eilt ein Vater
auf seine
ruft
er unter
Freudenzähren:
,
und
in ein Land
führen
wird,
das
ist!&&. Zitat
nach
L. GOLDENSTEIN,
des Jahres
noch
12000
Flüchtlinge
als sich
die
Situation
in ihren
Herkunftsge
Altersklasse in Jahren &7
Prozentualer Anteil an
der Gesamtbevölkerung
Prozentualer Anteil der Juden
bis 10
11- 20
20,9
26,8
12,9
12,8
51- 60
61- 70
71- 80
81-100
0,2
3,6
5,9
1,2
7,3
11,8
9,2
8,1
Gleichzeitig
war - wie aus der Altersklassenstruktur
für 1890 hervorgeht
- eine geringe¬
re Sterblichkeit
der jüdischen
Bevölkerung
zu konstatieren,
wodurch
die Emigrations¬
verluste allerdings
nicht ausgeglichen
werden konnten.
Diesen negativen Faktoren, die
die demographische
Bewegung
der galizischen
Juden beeinflußten,
lagen die sich ver¬
schlechternden
sozial-ökonomischen
Rahmenbedingungen
zugrunde, die, trotz Emanzi¬
pation und Integration
einer Elite, Handel und Wandel dieser Untertanen
belasteten.
Die Konfessionsstatistik
für das Jahr 1910 zeigt ein deutliches Übergewicht
der Römisch-Katholischen
gegenüber allen anderen Religionsgemeinschaften.
Daraus läßt sich
zunächst ablesen, daß das polnische Element die relative Mehrheit
der galizischen Bevöl¬
kerung bildete, sich also die Verhältnisse
von 1851 umgekehrt
hatten, als die Ukrainer die
stärkste Gruppe
stellten. Dennoch
war das Bekenntnis
zum römischen
Katholizismus
keineswegs in jedem Falle gleichbedeutend
mit der Zugehörigkeit
zur polnischen Natio¬
nalität. Dies war auch für die Ukrainer
und die unierte Kirche zu beobachten, wie folgen¬
de Tabelle über die konfessionelle
Gliederung
im Jahr 1910 veranschaulicht398:
römisch-katholisch
Deutsche
Polen
Ukrainer
Andere
Staatsfremde
36623
3618145
42 822
8207
26493
596
235328
3141029
496
1784
Zusammen
3 732290
3 379233
Um den tatsächlichen
Zahlen
von Ukrainern
orth.
jüd.
2841
871804
andere
37693
663
und Polen etwas näher zu kommen,
ein Blick auf die Sprachenverteilung
nützlich.
Gefragt
gaben zwischen 1851 und 1910 Ukrainisch
oder Polnisch
nach ihrer
an.399
ist
Umgangssprache,
Die Zahlen basieren auf Österreichische Statistik 32 (1892).
P. URBANITSCH:Die Deutschen in Österreich. Statistisch-deskriptiver Überblik, in: Die Habsburger¬
monarchie, Bd. 3,1, S.59.
Siehe oben Anm. 345.
81
ICKER:
YSYN,
1851
[1869
1880
1890
1900
1910
1864101
2 550260
3 058400
3 509183
3 988702
4672500
Dies
bedeutet
einen
2281839
2716593]400
2549707
2 835674
3 074449
3208092
Zuwachs
in
den
drei
letzten
Polnisch
1880-1890:
1890-1900:
1900-1910:
Die
hohe
von
polnisch
von
Ukrainisch
450783
479519
683798
Zahl
Dezennien
14,7%
13,7%
17,1%
285967
238775
133643
sprechenden
11,2%
8,4%
4,3%
Galiziern
macht
unmißverständlich
schen
Charakter
deutlich,
der
das
öffentliche
Leben
des
Kronlandes
sowie
Kommerz
in den
Großstädten
zu Beginn
des 20. Jahrhunderts
prägte,
gibt
jedo
fälschtes
Bild
von
der
tatsächlichen
Zusammensetzung
der
ansässigen
Bevölkeru
der.
Vor
allem
in der
Geschäftswelt
dürfte
der
jiddischen
Sprache
der
gleiche
kommen
sein.
Die
beträchtlich
über
dem
Zuwachs
der
RömischKatholischen
Raten
der
polnisch
blems.401
Da
der
und
man
tholischen
davon
ausgehen
kann,
Glauben
bekannten,
sprechenden
liche&
Sprache
gangssprache
Polen
von
der
Juden
und
ihre
Batowski
sprechenden
Befragten
Anteil
der
Deutschen
unter
Einwohnern
anerkannt
liegen.
wurde,
an.
Dies
entsprach
Wien
seit
den
1860er
zur
polnischen
Mehrheit
gesellschaftliche
- ein
großzügiges
schen
trifft
ihnen
mosaischen
dies
auf
667
zur
polnischen
man
schen
sonen
auf
eine
addieren
beziffert
daß
muß
Da
das
gaben
einen
Hinweis
zur
Lösung
Katholiken
1910
nur
circa
alle
Zahl
galizischen
weit
unter
Jiddische
die
meisten
auch
weitgehend
Jahren
zugestandenen
hinorientierte,
Anerkennung
Verfahren
zu
nicht
zu
wählen,
Glaubens
von
1900
mit
76,5%
100
Juden
zu
(1910
bekannten
Sprache),
die
von
den
4,67
Zahl
von
4005400
darf.
Daher
muß
haben,
wodurch
Polen,
sich
die
sie rund
„Polen& bzw.
„Ruthenen&
laut F
Ich folge
hier
H. BATOWSKI:
Die Polen,
Vgl.
E. MENDELSOHN:
Jewish
Assimilation
and the Politics
of Nationalism.
Cambridge,
Mass.
1982, S.98
S2
nahezu
ihre
liefern
den
Polnisch
Essays
J. HOLZER,
in
Polen
sich
zum
den
4,67
Millionen
den
Zählungen
Juden
nach
der
um
Realität,
inneren
ihren
verlieren.402
die
Zahl
1900
da
sich
Autonomie
im
Lande
Legt
polnisch
auf
die
Verhältnisse
sich
tatsächlich
808
Millionen
abzuziehen
zu
denen
polnische
52%
der
nicht
al
Polnisch
im
erreich
man
nun
sprechend
von
19
000
oder
sind.
man
die
235328
Griechisch-K
Bevölkerung
auf
circa
4
galizischen
Untertanen
der
Die Völkerstämme,
S. 94.
in: Die Habsburgermonarchie
Bd. 3,1, S.527f.
in L&viv:
The Case of Wilhelm
Feldman,
in:
on Austrian
S.217-227.
Ukrainisch
Z
Galicia,
hrsg.
von
A.S.
MARKOVITS
IMKA:
narchie umfaßte. Auch wenn man von der Gesamtzahl
der Römisch- Katholischen
alle
polnisch sprechenden Juden des Jahres 1910 subtrahiert
und nur die Hälfte der polnisch¬
sprachigen Unierten
dazurechnet,
beläuft sich der Anteil der Polen im Kronland immer
noch auf mindestens 50%, da sich ein recht großer Teil der Polnisch als Umgangssprache
angebenden Juden zweifellos
als Angehörige
der polnischen
Nation
identifizierte.
Die für Galizien typischen Verhältnisse
und die damals obwaltenden
politischen Be¬
dingungen machen verständlich,
daß die um ihre nationale Emanzipation
und eine erwei¬
terte politische
Partizipation
ringenden
Ukrainer
alle offiziellen,
von der sich fast aus¬
schließlich
aus Polen zusammensetzenden
Kronlandsverwaltung
angelegten Statistiken
mit vehementer
Kritik
begleiteten.
Nach ihrer Beweisführung
gab es allein in Ostgalizi¬
en rund 100000 Polen des griechischen
Ritus weniger als die Zählung des Jahres 1900 of¬
fiziell auswies, dafür jedoch insgesamt 130000 Ruthenen des lateinischen
Ritus. Manche
sprachen sogar von 700000 Ruthenen
„rituslatini&, wie Bihl403 zusammenfaßt.
Moniert
wurde von ukrainischer
Seite vor allem auch die hohe Anzahl polnisch sprechender Ga¬
lizier die Statistiken
seien weitgehend
gefälscht worden. So habe die Statthalterei für die
Erhebungen
des Jahres 1910 interne
Anweisungen
nischsprachig
zu erfassen404, wodurch
dergegeben worden
seien. Tatsächlich
Einwohner
des Ukrainischen,
erlassen, möglichst
alle Juden als pol¬
die wirklichen
Verhältnisse
im Lande verzerrt wie¬
bediene sich nämlich eine Mehrheit
der jüdischen
da sie, um ihre kommerzielle
und ökonomische
Funktion
auf dem flachen Land adäquat ausüben zu können, gerade dieser Sprache mächtig sein
müßten. Dies war ein ernst zu nehmendes Argument,
zumal auch kaum zu übersehen ist,
daß sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts
eine gewisse Annäherung
zwischen Ukrai¬
nern und Juden vollzog,
die parallel zur jüdischen
Akkulturation
Ukrainer
wie Juden versuchten,
aus den bis dahin ihre Lebensweise
an die Polen verlief.
determinierenden
so¬
zialen, ökonomischen
und kulturbedingten
Grenzen auszubrechen,
um sich - durchaus
mit Erfolg - neue gesellschaftliche
Sphären zu erschließen. Aus den daraus erwachsenden
identifikatorischen
Unsicherheiten
und sozialökonomischen
Konkurrenzsituationen
speiste sich allerdings
auch der moderne
ukrainische
Antisemitismus405,
wodurch
der
wechselseitigen
Öffnung
- nicht unähnlich
dem polnisch-jüdischen
Verhältnis
- weiter¬
hin bestimmte Vorbehalte
im Weg standen. So betrachtet,
läßt sich die damalige galizi¬
sche Judenheit nicht eindeutig der einen oder anderen Seite zurechnen.
Es gehörte eben
zu den Charakteristika
des Lebens im Kronland
Galizien, daß speziell die jüdische Bevöl¬
kerung in beiden Sprachen zu Hause sein mußte, wenn sie sich behaupten wollte. Der
Präponderanz
des polnischen
Elements
mußte
jedoch
werden.
Insgesamt
gesehen erwies
sich in der zweiten
Hälfte
entsprechend
Rechnung
des 19. Jahrhunderts
getragen
die polni¬
sche Bevölkerungsgruppe
Galiziens als die demographisch
dynamischste,
was auf Grund
der politischen
und sozialökonomischen
Rahmenbedingungen
auch keineswegs verwun¬
derlich ist. Ein Blick auf die Entwicklung
in den beiden politisch-administrativ
nicht ge¬
trennten
Landesteilen
West-
und Ostgalizien,
die sich in ihrer
ethnischen
Zusammenset¬
zung vor allem dadurch
unterschieden,
daß der Westen überwiegend
von Polen, der
Osten mehrheitlich
von Ukrainern
bewohnt
wurde, zeigt dies sehr deutlich. Dazu seien
hier die entsprechenden
Prozentzahlen
auf der Basis der Konfessionsstatistik
für die Jah¬
re 1869 und 1910 angeführt:
,03 Bihl,S.566.
m Vgl. Bujak: Galicya, Bd. 1, S. 117 Daskevyc, S.67.
405Vgl. Daskevyc, S.66 f. J.-P. H
Ukrainian-Jewish Antagomsm. S. 114 ff.
83
ICKER:
1869
1910
1869
88,25
3,77
7,49
0,49
88,5
3,24
7,92
0,31
21,84
64,86
12,41
0,89
Römisch-katholisch
Uniert
Jüdisch
Andere
Zwischen
jeweiligen
Ostgahziens
dortigen
1869
und
1910
Landesteil
nur
im
gleichen
Gesamtbevölkerung
unwesentlich,
Zeitraum
betrug.
man
sich
dazu
vor
Augen
raum
mit
54,7%
einen
viel
mit
36,9%.
Dadurch
belief
Drittel
der
Einwohnerschaft
63,7%
Die
3.2.3.1.
der
Anteil
der
während
die
erheblich
zunahm,
Diese
Veränderung
jüdischen
Bevölkerung
Zahl
der
Römisch-Katholischen
so daß
sie
1910
bereits
gewinnt
an Dimension,
führt,
daß
die
Bevölkerung
Ostgahziens
im
genannten
höheren
Zuwachs
zu verzeichnen
hatte
als die
Westga
sich
1910
der
Anteil
der
Ostgalizier
auf
66,4%,
also
des
Kronlandes
1869
hatte
ihr
Anteil
dagegen
Entwicklung
Die
in
den
administrativen
Auflösung
der
war
406, erfolgte
Bezirken
Veränderungen
Kreise,
seit
in
1 848
die
das
Kronland
seit
in mehreren
Etappen.
nigreich
in
die
beiden
Verwaltungsgebiete
zwei
Landesregierungen
existierten.
lichen,
Lemberg
die
für
die
zwölf
den
Metropolen
amtierten
gleichzeitig
weiligen
Landesteil,
waltungsgebieten
aber
schon
kurze
de die
Zweiteilung
führt
endgültig
Kompetenzen
das
ähnlichen
struktur
auf
Kreisge entsprechender
folgende
Neuregelungen
gierungsbezirke
gesamte
Krakau
östlichen
als
Kronland
Umfang
wieder
wurde
in
diesem
und
Bezirksebene
experimentiert.
kaiserlicher
Kabinettsschreiben
in Angriff
genommen:
wurden
zunächst
Vgl. oben
S. 9 ff.
K.VONCZOERNIG,S.242f.
Batowski:
Die
Polen,
S.523.
A. F
Die Veränderungen,
84
Lemberg
erhielt
Kreise.
Obergerichte
1782
Bereits
politisch-administrativ
1848
wurde
das
ges
und
Krakau
aufgeteilt,
die
Zuständigkeit
für
die
Die
Oberlandesgerichte
für
die
Rechtssprechung
so
se
in
so daß
auf
dieser
Ebene
die
Gerichtssprengel
den
politischen
entsprachen.407
1849/50
wurden
drei
Gerichtssprengel
eing
Zeit
später
der
alte
Zustand
wieder
hergestellt.
Ein
weiteres
1860
abgeschafft,
ein
Jahr
später
jedoch
von
neuem
wiede
aufgehoben
wurde
sie dann
1 867.
408 Von
jetzt
an wurden
die p
für
genommen.
In
einem
406
4S7
408
409
sich
gelegen.
3.2.3.
Die
dert
veränderte
in
63
von
der
Zeitraum
Seit
sowie
Die
drei
Bezirkshauptmannschaften
Statthaltern
auch
in
mit
Verwa
1849
wurden
auf
der
von
Ministerialverordnungen
im
Jahr
1850
bestehende
untergliedert.409
S.22.
Westgahzien
der
Lemberg
Ostgalizien
Regierungsbezirk
Aus
Lemberg
Lemberg,
Sambor,
Żółkiew,
Teile
von:
Sanok,
Przemys&l,
Stryj,
Brzeżany,
Złoczów
19
Stanislau
Stanislau,
Czortków,
Teile
von:
Brzeżany,
18
Krakau
Krakau,
Wadowice,
Bochnia,
Sandez,
JasÅ‚o, Tarnów,
Rzeszów,
Teile
von
Sanok,
Przemyśl
Der
die
dem
dieser
Aufteilung
Einrichtung
von
Kronlande
sind
den
ehemaligen
Kreisen
Kolomea,
Tarnopol,
Stryj,
Złoczów
zugrundeliegende
75 Bezirksämtern
landesfürstliche
geordnet
sein
sollten.
Zu
ihren
Aufgaben
theils
einen
ausübenden
und
administrativen
heißen
mochte,
die
Absicht
der
Wiener
Ort
zu verstärken,
In Galizien
wurden
gebiet
Krakau
Cabinettsschreiben
Ihre
Zuständigkeit
Gesetze,
Klärung
entfielen.
kommt
nun
176
Sitz
der
neuen
Bezirkshauptm
jedoch
rasch
wieder
a
1851
wurde
dazu
angeor
... in angemessenen
Ber
die
verschiedenen
Verwaltungszweige
vereinigen.&
Weiter
hieß
es im
K
werden
... in administrativer
H
im
Fall
Galiziens
also
der
Statthalt
hieß
es, sie hätten
Wirkungskreis&.410
Zentrale,
die
Kontrolle
hier
deutlich
zum
Bezirke
eingerichtet,
vom
31. 12. 1851,
umfaßte
folgende
von
Grenzstreitigkeiten,
der
26
Plan
wurde
beschlossen.
Bezirksämter
stellen
und
in denselben
so viel
als möglich
bestimmten
Gränzen
der
Wirksamkeit
zu
ben
Franz
Josephs:
„Über die
Bezirksämter
behörden
aufgestellt&,
die
der
Landesstelle,
vor
Zahl
Bezirksämter411
Ausdruck.
von
„theils
einen
üb
Was
immer
der
Verwaltungsb
denen
67
auf
das
waren412:
zitiert
nach
CZOERNIG,
S.240.
Aufgaben
und
Gebiete:
Veröffentlichung
Vorschläge
zur Notbekämpfung,
und D
Durchführun
scher
Vorkehrungen
bei gewaltsamen
Besitzstörungen,
Kontrolle
von
Jagd-,
Forstschaftsangelegenheiten,
Instandhaltung
von Straßen
und Brücken,
Aufsicht
über
die W
teilung
von Handelsund Gewerbescheinen,
Mitwirkung
bei Rekrutierungen,
Sach- un
gen für das Militär,
Kontrolle
der Gemeinden,
Führung
des Eheregisters,
Durchführung
Versteigerungen,
Ausübung
der Polizeigewalt
und
Kontrolle
von Presse-,
Druck-,
Paß
wesen,
Gewährleistung
der äußeren
Sicherheit
der Religionsausübung,
Armenpflege,
nitätswesen
und
Feuerwehr,
Überwachung
der Markt-,
Abgabenund
Zunftordnung,
weltliche
und geistliche
Stiftungen,
Kontrolle
über
die von der Geistlichkeit
erhobenen
sicht
über
Schulund
Erziehungsanstalten,
Einzug
der Schulgelder,
Überwachung
Aufsicht
über
die inneren
Angelegenheiten
der ihnen
unterstehenden
Gemeinden.
Veränderungen
HELLBLING,
S.287.
FlCKER:
Die
Veränderungen,
S. 82-87.
de
V
Kreis:
Verwaltungsgebiet
Krakau
Wadowice
Bochnia
Bezirke:
Kreis:
Bezirke:
Tarnów
Krakau
(Stadt)
Chrzanów
Jaworzno
Krzeszowice
Liszki
Mogiła
Dembica
DÄ…browa
Kolbuszów
Mielec
Pilzno
Ropczyce
Tarnów
Andrichau
Biała
Jordanów
Kalwarya
Kęty
Maków
Miłowka
Myślenice
Auschwitz
Saybusch
Skawina
Siemień
Wadowice
Tuchów
Żabno
Zassów
Głogów
ŕańcut
Leżajsk
Nisko
Przeworsk
Rozwadów
Rzeszów
Sokołów
Tarnobrzeg
Tyczyn
Krakau
Rzeszów
Brzesko
Bochnia
Ułanów
Dobczyce
Niepołomice
Podgórze
Radłów
Wieliczka
Wis&nicz
Woynicz
Verwaltungsgebiet
Lemberg
Sandez
Ciężkowice
Czarny
Dunajec
Grybów
Krościenko
Limanowa
Muszyna
Nowy
Targ
(Neumarkt)
Alt-Sandez
Tymbark
Przemyśl
Jaroslau
Jaworów
Krakowiec
Mościska
Niżankowice
Przemyśl
Radymno
SÄ…dowa W
Sieniawa
Jasło
Biecz
Brzostek
Dukla
Frysztak
Gorlice
Jasło
Krosno
Strzyżów
Żmigród
Sanok
Baligród
Bircza
Brzozów
Bukowsko
Dobromil
Dubiecko
Lisko
Lutowisko
Rymanów
Ustrzyhi
Sanok
86
Lemberg
Lemberg
Gródek
Janów
Lemberg
Szczerzec
Winniki
Kreis:
Sambor
Stryj
Stanislau
Kolomea
Bezirke:
Drohobycz
Komarno
Å•Ä…ka
Medenice
Podbusz
Rudki
Sambor
Starasol
Staremiasto
Turka
Bolechów
Dolina
Kałusz
Mikołajów
Rożniatów
Skole
Stryj
Żurawno
Wojniłów
Bohorodczany
Borynia
Buczacz
Delatyn
Halicz
Manasterzyska
Nadworna
Sołotwina
Tyśmienica
TÅ‚umacz
Stanislau
Gwozdziec
Horodenka
Kuty
Kolomea
Kossow
Obertyn
Peczenizyn
SniatynZabłotow
Kreis:
Bezirke:
Budzanów
Czortków
Hussiatyn
Jasłowiec
Kopeczyrice
Mielnica
TÅ‚uste
Zaleszczyk
Tarnopol
Grzymałów
Ihrowice
Medyn
Mikulince
Skałat
Tarnopol
Trembowla
Zbaraż
ZÅ‚otniki
Brzeżan
Bobrka
Brzeżan
Czortków
Bursztyn
Borszczów
Chodorów
Kozowa
Podhajce
Przemyślany
Rohatyn
Złoczów
Brody
Busk
Kamionka strumiłowa
Gliniany
Å•opatyn
Olesko
Radziechow
Załośce
Zborów
Złoczów
Żółkiew
Bełz
Kulików
Cieszanów
Groß-Mosty
Lubaczów
Rawa
Niemirów
Żółkiew
Uhnów
Sokal
87
ICKER:
Auch
fene
bei
dieser
Kronland
gliedert
Anzahl
Gliederung
Bukowina
413, wodurch
der
Bezirke
lifizierte
Beamte
zu
zu
blieb
es nicht
lange,
denn
für
einige
Monate
wieder
dessen
groß
finden
Bezirke
war,
um
-
ein
um
dafür
Problem,
1860/61
als Kreis
wurde
das
Czernowitz
sechs
weitere
vermehrt
in jedem
einzelnen
Fall
mit
dem
sich
die
erst
1
Ga
wurden.
Wo
auch
entsprech
Verwaltung
des
von
Anfang
an konfrontiert
sah -, wurden
die Bezirksgrenzen
1868
neu
gezogen
umfaßte
deren
Bestand
einschließlich
der
beiden
Metropolen
Lemberg
und
Kr
zirkshauptmannschaften,
wie
sie jetzt
endgültig
hießen.
Sie unterstanden
direk
sicht
durch
die
Statthalterei,
da die
alten
Kreise
endgültig
abgeschafft
worden
Diese
Einteilung
sollte
mit
Ausnahme
folgender
Veränderungen
bis
zur
der
Doppelmonarchie
Bestand
haben:
1876
wurde
der
Sitz
der
Bezirkshauptmannscha
Bircza
nach
Dobromil
den
neu
eingerichteten
Złoczów
abgetrennt,
verlegt,
und
kurz
vor
der
Jahrhundertwende
Bezirk
Peczenizyn
verkleinert.
Zborów
1906
bzw.
1912
wurden
aus
Teilen
von
wurde
(Zboriv)
wurde
Stryj
bzw.
Brod
mionka
die
Bezirkshauptmannschaften
Skole
und
Radziechow
gebildet.
P
um
Stadt
und
Umgebung
von
Brzostek
erweitert.
Wiederhergestellt
oder
streifen
der
benachbarten
Bezirkshauptmannschaften
neu
geschaffen
wurden
1896
das
vorher
zu
Wieliczka
gehörende
Podgórze,
das
bis
1898
Biała
un
Auschwitz
sowie
Strzyżów
und
Przeworsk.
Demnach
hat
sich
die
Zahl
hauptmannschaften
bis
1910
um
sieben
auf
insgesamt
83 erhöht.
Es ist
sehr
s
Gebietsveränderungen,
weiligen
meter
scheinen
chend
lizien
die
zwischen
1869
und
1910
durchgeführt
wurden,
Umfang
und
bis
auf
den
letzten
abgetrennten
oder
angegliederten
Q
genau
zu bestimmen.
Selbst
die
offiziellen
zeitgenössischen
Statistiken
nicht
in jedem
Fall
die
Veränderungen
erfaßt
und
bei
der
Darstellung
berücksichtigt
zu haben.414
Festhalten
können
wir
aber,
daß
sich
das
K
1910
aus
folgenden
Bezirkshauptmannschaften
zusammensetzte:
Westgahzien:
Chrzanów
Auschwitz
Wadowice
Saybusch
Biała
Myślenice
Podgórze
Krakau/Umgebung
Krakau/Stadt
Wieliczka
Ostgalizien:
Bochnia
Pilzno
Limanowa
Neumarkt
Neu-Sandez
Brzesko
DÄ…browa
Tarnów
Grybów
Gorlice
Jasło
Ropczyce
Mielec
Tarnobrzeg
Kolbuszowa
Nisko
Å•ancut
Rzeszów
Stryżów
Przeworsk
Krosno
Stary
Turka
Sambor
Lisko
Dobromil
Jaworów
Cieszanów
Mościska
Sambor
Brzozów
Sanok
Jaroslau
Przemyśl
Gebietsveränderungen
der österreichisch-ungarischen
Monarchie
1 790-1
413 A. F
Monatsschrift
4 (1878),
S.32.
4H Vgl.
etwa
die Karten,
die als Anhang
dem Österreichischen
Statistischen
Handbuch
der Zählung
von
1910 beigeheftet
sind,
mit dem Atlas
Östliches
Mitteleuropa,
Blatt
88
877
für
19:
Rawa Ruska
Sokal
Żółkiew
Kamionka
Brody
Złoczów
Gródek JagielloÅ„ski
Rudki
Drohobycz
Stryj
Skole
Dolina
Kałusz
Żydaczów
Przemyślany
Rohatyn
Stanislau
Bohorodczany
Nadworna
Peczenizyn
Kosów
Åšniatyn
Bobrka
Lemberg/Stadt
Lemberg/Umgebung
Im Durchschnitt
nahm
Strumiłowa
Kolomea
TÅ‚umacz
das Territorium
Horodenka
Buczacz
Podhajce
Brzeżany
Zborów
Tarnopol
Zbaraż
Skałat
Husiatyn
Trembowla
Czortków
Zaleszczyki
Borszczów
einer Bezirkshauptmannschaft
eine Fläche
von 1032,9 km2 ein. Dolina
und Nadworna
besaßen mit 2497,8 bzw. 1962,2 km2 das
größte und zweitgrößte
Areal. Das Umland von Krakau sowie Grybów
waren die beiden
kleinsten
Bezirke
- die Fläche der beiden Städte Lemberg
(31,9 km2) und Krakau
(8,34 km2) nicht mitgerechnet.415
Berechnung
und Darstellung
der Bevölkerungsbewegung
auf der Ebene der Bezirks¬
hauptmannschaften
sowie deren Vergleich
mit der Entwicklung
in der ersten Hälfte des
Jahrhunderts
sind mit großen
Schwierigkeiten
verbunden.
Die zwischen
1848 und 1869
mehrmals veränderte
territoriale
Gliederung
des Kronlandes,
die in einzelnen Fällen auch
Auswirkungen
auf die eine Zeitlang
noch als zweite Verwaltungsebene
beibehaltenen
Kreise hatte, erschwert
entsprechende
Vergleiche
bzw. macht solche unmöglich.
Daher
steht erst seit der letzten Einteilung
tenmaterial
zur Verfügung,
wobei
bietsveränderungen
berücksichtigt
und der Volkszählung
von 1869 vergleichbares
Da¬
allerdings
auch die danach noch durchgeführten
Ge¬
werden müssen. Da sich mit der Einführung
der Be¬
zirkshauptmannschaften
die Anzahl der territorialen
Grundeinheiten
erheblich vergrö¬
ßert hat, schien es geraten, die Untersuchung
auf eine Auswahl
zu beschränken. Gewählt
wurden deshalb jene Bezirke, die aus dem Bestand der ehemaligen,
zwischen 1817 und
1848 statistisch
auffälligsten
Kreise gebildet wurden,
d.h. aus jenen acht der ohne die
Bukowina
1 8 zählenden Kreise, die das höchste respektive das niedrigste Bevölkerungs¬
wachstum verzeichneten.
Zu ersteren gehörten damals hinter
(1,58%), Czortków
(1,57%),
Lemberg
Czernowitz
Kolomea (1,99% jährlich),
Stanislau
(1,40%) und Stryj (1,29%).
Diese Kreise liegen
ausschließlich
im östlichen Teil Galiziens.
Der Kreis Lemberg mit der Haupt- und Resi¬
denzstadt, die zugleich mit weitem Abstand
die größte Stadt des Kronlandes
war, wurde
wegen dieser Besonderheiten
beiseite gelassen und durch Stryj ersetzt.
Die geringsten
Zuwächse
waren in folgenden
Kreisen zu beobachten:
Wadowice
(0,58%), Żółkiew(0,61%),
Przemys&l (0,66%),
Sandez (0,74%) und Tarnopol
(0,77%).
Hier wurde Tarnopol
allerdings
dem Kreis Sandez vorgezogen,
um Ostgalizien
etwas
stärker zu berücksichtigen.
Die acht gewählten
Kreise
entsprechen
mehr
oder weniger
folgenden
Bezirkshaupt¬
,,s Alle Zahlen nach den Angaben in: Österreichische Statistik 32 (1892), S.XLIIf.
mannschaften:
89
Kreise
Bezirkshauptmannschaften
Kolomea
Czortków
Stanislau
Stryj
Sniatyn
Horodenka
Kolomea
Stanislau
Kosów
Kreise
Bezirkshauptmannschaften
Żółkiew
Żółkiew
Rawa Ruska
Cieszanów
Sokal
Wadowice
Biała
Myślenice
Wadowice
Saybusch
Przemyśl
Przemyśl
Jaroslau
Jaworów
Mościska
Tarnopol
Tarnopol
Zbaraż
Nadworna
Buczacz
TÅ‚umacz
Zaleszczyki
Czortków
Żydaczów
Dolina
Stryj
Borszczów
Husiatyn
Kałusz
Trembowla
Skałat
Allerdings
stimmen
die Flächen
der addierten
Bezirkshauptmannschaften
mit denen der
ehemaligen Kreise nur grob überein. Es konnten nicht in jedem Fall alle Gebietsarrondierungen und sonstigen Veränderungen
eruiert werden, um die Gesamtfläche
der Bezirke
mit der des jeweiligen
Kreises in Kongruenz
zu bringen. Dadurch
sind folgende Abwei¬
chungen zustande gekommen,
die nicht unerwähnt
bleiben dürfen, weil sie die Relativi¬
tät der gewonnenen
Werte bestimmen416:
Kreis
Gesamtfläche
des Bezirks in km2
Fläche des ehemaligen
Kreises in km2
Abweichung in km2
Kolomea
Stanislau
Czortków
Stryj
Wadowice
Żółkiew
Przemyśl
Tarnopol
4604,2
4901,7
3309,5
6535,6
3712,5
5127,7
4046
3518
4595,5
5452
3794,4
6719,8
3854,8
5183,8
4001,8
3696,5
+ 8,7
-550,3
-484,9
-184,2
-142,3
- 56,1
+ 44,2
-178,5
3.2.3.2.
Das Bevölkerungswachstum
Nachfolgend
schaften
wird
in den Bezirkshauptmannschaften
die Bevölkerungsentwicklung
in den Jahrzehnten
zwischen
der genannten
1869 und 1910 in absoluten
Ebenda, S.XLII f. FlCKER:Die Veränderungen, S.82-87.
90
32 Bezirkshauptmann¬
Zahlen
sowie in Pro-
Zywiec)
zenten
die
der
dargestellt.417
kurz
zuvor
Zahlen
Wadowice
Auschwitz
für
Bezirksmannhaupt-
Dabei
ist
ausgegliederten
Stryj
enthalten
und
Biała
wurden
mitgezählt.
1869
1880
1910
zu
beachten:
Die
Zahlen
Bezirkshauptmannschaften
die
des
zuvor
1910
die
vorher
1890
1900
dazugehörenden
abgetrennten
1910
schaft
Kolomea
Horodenka
Sniatyn
Kosów
Stanislau
Buczacz
Nadworna
TÅ‚umacz
Czortków
Zaleszczyki
Husiatyn
Borszczów
Stryj
Dolina
Zydaczów
Kałusz
Wadowice
Myślenice
Biała
Saybusch
(
Żółkiew
Rawa
Ruska
Sokal
Cieszanów
Przemyśl
Jaroslau
Jaworów
Mościska
Tarnopol
Zbaraż
Trembowla
Skałat
für
Kolomea
schließen
Peczenizyn
Gebiets
Gerichtsbezirke
von
1869-80
1880-90
1890-190
%
%
%
99359
66849
63 833
63 460
72214
83 720
54740
82 807
59829
74130
68 076
72662
74552
71588
57688
63 823
88516
78214
81664
80753
110091
75762
68193
64942
86700
103225
60040
84309
57257
66357
77791
97935
81193
78 833
61829
65089
95 507
80654
85944
90450
131073
83198
76065
72486
105408
113170
71496
97250
64741
72598
89377
106755
95041
90929
65114
77875
104722
85 820
92211
97810
152655
88410
84360
77923
134100
123 704
79116
108 806
71981
77641
93 854
109220
116508
105262
74158
87161
107383
88714
101492
108629
171644
92033
88 705
85 804
158 065
138297
90663
116066
76447
76957
96 891
109319
135 577
113831
83 339
97421
115 053
93240
116454
119643
10,8
13,3
6,8
2,3
20,1
23,3
9,7
1,8
4,3
-10,5
14,3
34,8
8,9
10,1
7,2
2,0
7,9
3,1
5,2
12,0
19,1
9,8
11,5
11,6
21,6
9,6
19,1
15,3
13,1
9,4
14,9
9,0
17,0
15,3
5,3
19,6
9,6
6,4
7,3
8,1
16,5
6,3
10,9
7,5
27,2
9,3
10,7
11,9
11,2
6,9
5,0
2,3
22,6
15,8
13,9
11,9
2,5
3,4
10,1
11,1
65499
76570
69999
63817
85 804
90811
62 820
60569
91417
51190
42450
62 740
71864
85287
80394
68202
89734
103281
65 465
68190
108670
59869
63235
73 692
80936
95110
90025
74132
121383
119988
69070
71988
120006
66722
71823
84047
90227
105185
100155
79568
144875
136673
78 002
79184
131632
67383
77212
91763
99654
115668
109249
86549
159991
150301
86719
87841
142138
71498
81048
96005
9,7
11,4
14,8
6,9
4,6
13,7
4,2
12,6
18,9
16,9
48,9
17,4
12,6
11,5
12,0
8,7
35,3
16,2
5,5
5,6
10,4
11,4
13,6
14,1
11,5
10,6
11,2
7,3
19,3
13,9
12,9
10,0
9,7
1,0
7,5
9,2
417 Basierend
auf Mittheilungen
aus dem Gebiete
der Statistik
17 (1870),
S. 19f.
Österreichische
(1882),
S. 166-187
Österreichische
Statistik
32 (1892),
S.XLII-XLIII
Gemeindelexikon,
Galizien
Wiadomości
statystyczne,
XXIV,
z. 1 Wasiutyński:
S. 91 ff . Es gibt
mehrere
Fälle
Zahlenangaben
in den
hier
herangezogenen
Statistiken
voneinander
abweichen.
Daher
Zweifelsfall
immer
die zuletzt
publizierten
Zahlen
älteren
Angaben
vorgezogen.
1869 und
1910 mit denen des Zeitraumes
gende Veränderungen
- berechnet
zwischen
1817 und 1848, so ergeben
auf der Basis der acht ehemaligen
sich fol¬
Kreisterritorien:
Jährliches Wachstum in %
1817-1848
Kolomea
Stanislau
Czortków
Stryj
Tarnopol
Przemys&l
Żółkiew
Wadowice
1,99
1,58
1,57
1,29
0,77
0,66
0,61
0,58
Den höchsten
Zuwachs
zwischen
1869-1910
Stanislau
Przemyśl
Stryj
Tarnopol
Kolomea
Żółkiew
Wadowice
Czortków
1,74
1,50
1,48
1,41
1,20
1,19
0,85
0,75
1869 und
1910 verzeichneten
die Bezirkshauptmann¬
schaften, die aus den Kreisen Stanislau, Przemys&l, Stryj und Tarnopol
gebildet wurden,
den geringsten jene der ehemaligen Kreise Czortków,
Wadowice,
Żółkiewund Kolomea.
Auffallend
ist hier der Rückgang
in den ganz im Osten
schaften der früheren
Kreise Kolomea
und
Jahrhunderts
die stärksten Wachstumsraten
liegenden
Bezirkshauptmann¬
Czortków,
die in der ersten Hälfte des 19.
aufgewiesen hatten. Wie die Zahlen weiter
zeigen, wuchs in der Regel die Bevölkerung
derjenigen
Bezirkshauptmannschaften
am
raschesten,
in denen eine größere
Stadt vorhanden
war, die als Wirtschaftsund
Verkehrszentrum
eine gewisse Rolle spielte, so z.B. im Fall von Stanislau, Stryj, Biała,
Przemys&l und Tarnopol.
Sie verzeichneten
außerdem in der „Emigrationsperiode&
der
Jahre 1890-1910 im Durchschnitt
einen geringeren Bevölkerungsrückgang
als die übrigen
Gebiete.
Die rückläufige
demographische
Bewegung
der jüdischen Bevölkerung
in den ost¬
gahzischen Bezirken
wird durch die auf der nächsten Seite folgenden
Zahlen belegt, die
auf den Ergebnissen
der Volkszählungen
seit 1880 beruhen418.
Wie bereits erwähnt, stieg die Bevölkerungsdichte
Galiziens zwischen 1851 und 1910
von 58 auf 102 Einwohner
pro Quadratkilometer.419
Damit gehörte das Kronland
zu den
am dichtesten besiedelten Regionen Europas überhaupt.
Mehr Menschen auf einem Qua¬
dratkilometer
lebten damals nur in Italien (1901: 113), Deutschland
(1910: 120), England
(1901: 133) und den Niederlanden
(1909: 176). Alle übrigen
europäischen
eine erheblich
geringere Bevölkerungsdichte,
z.B. Frankreich
(1899: 45), Bulgarien (1903: 42) und Spanien (1910: 39).420 Galizien
Staaten hatten
(1906: 73), Rumänien
kam jedoch in der erst¬
genannten Gruppe insofern ein besonderer Rang zu, als kein anderes europäisches Agrar¬
land jener Zeit so dicht besiedelt war wie das Kronland.
Der entsprechende
„Bevölke¬
rungsdruck&
und dessen Konsequenzen
bedürfen
hier keiner
weiteren
Erörterung
mehr.
418Ebenda.
4,9 Vgl. oben S. 76.
420Zum Vergleich: In der alten Bundesrepublik und der ehemaligen DDR lebten 1989 246 bzw. 152 Men¬
schen auf einem Quadratkilometer.
92
Vergleicht
man die jährlichen
Wachstumsraten
der ausgewählten
Regionen
zwischen
Bezirks-
Jüdische
Bevölkerung
indenJahren
Zuwachs
in Prozent
Jährl.Zuwachs
schaft
1880
1890
1900
1910
18801890
18901900
19001910
Kolomea
16088
19912
26439
28081
23,77
32,8
Horodenka
8567
10181
10257
10114
18,8
Sniatyn
6795
9307
10155
10239
Kosów
8497
9493
9910
Stanislau
14455
18884
Buczacz
15446
Nadworna
hauptmann18801910
Juden
6,2
74,5
2,48
1,86
0,7
- 1,4
18,1
0,60
0,72
36,9
9,1
0,8
50,7
1,69
1,00
9701
11,7
4,4
- 2,1
14,2
0,47
1,07
25576
29754
30,6
35,4
16,3
103,8
3,53
2,74
17066
15906
17481
10,5
- 6,8
9,9
13,2
0,44
1,13
8002
9110
10283
11451
13,8
12,9
11,4
43,1
1,44
1,70
TÅ‚umacz
8419
9246
9140
9649
9,8
- 1,1
5,6
14,6
0,49
1,50
Czortków
7073
8567
8202
7945
21,1
- 4,3
- 3,1
12,3
0,41
1,12
Zaleszczyki 10101
10978
9500
9237
8,7
-13,5
- 2,8
- 8,5
-0,28
0,53
Husiatyn
12286
13368
12573
11276
8,8
- 5,9
-10,3
- 8,2
-0,27
0,82
Borszczów
15362
15638
14306
12740
1,8
- 8,5
-10,9
- 17,1
-0,57
0,39
Stryj
10382
12774
15859
18678
23,0
24,1
17,8
79,9
2,66
2,23
Dolina
11037
12818
13915
12812
16,1
8,5
- 7,9
16,0
0,54
1,48
Żydaczów 7477
5760
7062
6871
-22,9
22,6
- 2,7
- 8,1
-0,27
1,16
Kałusz
7 704
8430
8785
8178
9,4
4,2
- 6,9
0,20
1,65
Wadowice
3311
3942
3741
3650
19,1
- 5,1
- 2,4
10,2
0,34
0,68
Myślenice
1495
1639
1768
1819
9,6
7,9
2,9
21,6
0,72
0,52
Biała
5310
6089
6783
8562
14,7
11,4
26,2
61,2
2,04
1,18
Saybusch
1826
1905
1778
1905
4,3
- 6,7
7,1
4,3
0,14
1,07
Żółkiew
8076
9465
10031
9520
17,2
6,0
- 5,1
17,9
0,59
1,29
RawaRuska
11898
14031
15271
16711
17,9
8,8
9,4
40,4
1,35
1,19
Sokal
11758
13604
14789
16304
15,7
8,7
10,2
38,7
1,29
1,20
Cieszanów
8156
9244
10038
10780
13,3
8,6
7,4
32,1
1,07
0,90
Przemyśl
11207
16719
20659
22540
49,2
23,6
9,1
101,1
3,37
2,61
Jaroslau
11374
12606
14026
14982
10,8
11,3
6,8
31,7
1,06
1,52
Jaworów
5963
6363
6528
6353
6,7
2,6
- 2,7
6,5
0,22
1,08
Mościska
5890
6469
7190
7230
9,8
11,1
0,5
22,7
0,76
0,96
Tarnopol
19027
20026
19740
19722
5,2
- 1,4
- 0,1
3,6
0,12
1,03
Zbaraż
5914
5898
5048
5337
- 0,3
-14,4
5,7
- 9,8
-3,07
0,65
Trembowla
7 286
7963
8036
7278
9,3
0,9
- 9,4
0,1
0,004 0,09
Skałat
11563
15618
13422
12621
35,1
-14,1
- 5,9
9,1
0,30
6,15
Gesamtbevölkerung
der
Bezirkshauptmannschaft
Die folgenden
Zahlen
demonstrieren
die Veränderungen,
zelnen Bezirkshauptmannschaften
ergeben haben.
gebildeten Bezirke sind in den Angaben derjenigen
gehört haben (siehe Karten 5 und 6, Seite 99).
die sich seit 1869 in den ein¬
Die Werte der nach 1880 zusätzlich
enthalten, zu denen sie im Jahr 1869
Bezirkshauptmannschaft
Fläche in km2
1869
Einwohner/km2
1910
Biała
Bircza
Bobrka
Bochnia
Bohorodczany
Borszczów
Brody
Brzesko
Brzeżany
Brzozów
Buczacz
Chrzanów
Cieszanów
Czortków
DÄ…browa
Dolina
Drohobycz
Gorlice
Gródek Jag.
Grybów
Horodenka
Husiatyn
Jaroslau
Jasło
Jaworów
Kałusz
Kamionka Str.
Kolbuszowa
Kolomea
Kosów
Krakau (Umgeb.)
Krosno
ŕańcut
Lemberg (Umgeb.)
Limanowa
Lisko
Mielec
Mościska
Myślenice
Nadworna
634,8
886,8
890,6
881,8
892,5
1 024,8
1751,9
852,4
1 161,9
683,8
1 197,7
721,2
1188,9
694,1
650,3
2497,8
1456,1
916,4
887,1
585,2
904,2
872,8
1 347,4
1055,1
942,4
1 182,8
1521,3
868,5
1176,4
1919,6
497,9
730,3
1 259,4
1 263,6
947,5
1831,5
896,3
754,6
1 063,7
1 962,2
129
59
64
103
58
71
67
97
60
92
70
92
54
86
87
29
66
71
61
70
74
78
67
71
67
54
49
74
84
34
110
106
83
71
67
38
64
80
73
28
183421
81
99
130
78
107
83
123
90
119
115
154
73
110
106
46
118
90
90
91
102
111
111
83
92
82
76
85
132422
45
138
114
120423
128
86
54
86
116
88
46
421Mit Auschwitz.
422Mit Peczenizyn.
423Mit Przeworsk.
Bezirkshauptmannschaft
Fläche
Nowy
Targ
Nowy
SÄ…cz
Nisko
Pilzno
Podhajce
Przemyśl
Przemyślany
Rawa
Ruska
Rohatyn
Ropczyce
Rudki
Rzeszów
Sambor
Sanok
Saybusch
Skałat
Sniatyn
Sokal
Stanislau
Stare Miasto
Stryj
Tarnobrzeg
Tarnopol
Tarnów
TÅ‚umacz
Trembowla
Turka
Wadowice
Wieliczka
1 306,3
1 262,5
972,8
585,7
1 060,0
1001,7
925,5
1401,1
1 156,0
829,1
702,9
1 243,4
948,1
1239,5
1 152,7
883,6
604,0
1334,7
868,9
725,0
1928,1
955,4
1 164,0
772,0
872,9
697,3
1458,4
861,3
650,4
(1910:692
717,8
773,1
1813,9
1 202,9
926,9
Zaleszczyki
Zbaraż
Złoczów
Żółkiew
Aus
diesen
Zahlen
geht
deutlich
in
hervor,
km2
Einwohner/km:
1869
44
78
59
115
58
86
62
55
67
67
80
88
86
63
70
71
106
52
83
58
39
62
78
117
95
61
37
103
km2)
daß
144
103
66
58
54
62
die
demographische
so wie
auch
die
Landesentwicklung
insgesamt
sehr
uneinheitlich
Hälfte
der
am
dichtesten
besiedelten
Bezirkshauptmannschaften,
Westgahzien.
1910
hatte
sich
das Verhältnis
umgekehrt
jetzt
Landesdurchschnitt
rangierenden
Bezirken
21 in Ostgalizien.
in Westgahzien
durchschnittlich
mehr
Menschen
auf
einem
Mit
Mit
Mit
Mit
Mit
Strzyżów.
Skole.
Zator.
Podgórze.
Zborów.
Entwick
verlief.
nämlich
lagen
von
Dennoch
Quadratkilometer
18
de
leb
ostgahzischen
Gebieten:
116 gegenüber 96. Im Jahre 1869 waren es 85 zu 64 gewesen.
Zwischen 1869 und 1910 hat sich die Struktur
der Besiedlung
nicht grundsätzlich
verän¬
dert, sondern lediglich die Verdichtung
ist fortgeschritten.
Wie im Jahre 1869 war auch
1910 die Bevölkerungsdichte
in den ganz im Westen
gelegenen
Bezirkshauptmannschaf¬
ten am höchsten, in den nordöstlichen
und südöstlichen
am geringsten.
Eine deutliche
Konzentrierung
läßt sich in den zentralen Bezirken
beobachten,
durch welche sich die
Hauptverkehrslinien
des Kronlandes
zogen und wo die meiste Industrie
ansässig war.
Hier, in den Bezirkshauptmannschaften
Tarnów, Rzeszów, PrzemyÅ›l, Lemberg, Stanis¬
lau, TÅ‚umacz, Kolomea,
Tarnopol
und Trembowla,
lag die Einwohnerdichte
in beiden
Stichjahren
weit
über dem Landesdurchschnitt.
schaffenheit
beigetragen
oder landschaftliche
haben, daß dagegen
Besonderheiten
die Randgebiete
Andere
Faktoren
wie Klima,
Bodenbe¬
dürften in einem hohen Maße mit dazu
erheblich unter der Durchschnittsdich¬
te des Kronlandes
blieben. Dazu zählten die nordöstlichen
Bezirkshauptmannschaften
Cieszanów,
Rawa Ruska, Sokal, Żółkiew,Kamionka
Strumiłowa und Brody sowie die im
Gebirge
liegenden
südlichen,
von denen Nowy
Targ, Lisko,
Turka,
Stryj, Dolina,
Nadworna
und Kosów am dünnsten besiedelt waren.
3.2.4.
Die Städte
Die Entwicklung
der galizischen
Städte war bei weitem
nicht
einheitlich.
Von einer allge¬
meinen Stagnation
zu sprechen, verbietet sich angesichts der Tatsache, daß der Zuwachs
der städtischen
Bevölkerung
in der Regel über dem des Landesdurchschnitts
lag. 1851
verzeichneten
nur acht von den damals gezählten 97 Städten und 196 Marktflecken
(neben 6267 Dörfern)
mehr als 10000 Einwohner.429 Nur die Metropolen
Lemberg und
Krakau zählten über 20 000 Menschen,
wodurch
sie auch in dieser Hinsicht
aus dem Rah¬
men der
städte&:
(16510),
(10682).
Nur
ändert.
galizischen
Normalität
fielen. 1851 besaß das Kronland
folgende acht „Gro߬
Lemberg
mit 68 325 Einwohnern,
Krakau (50269), Brody
(17714), Tarnopol
Kolomea
(13135), Drohobycz
(11989), Stanislau (10915) und Neu Sambor
Krakau lag im westgalizischen
Teil. 1910 hatte sich das Bild dann wesentlich ver¬
Nun
zählte
mehr als ein Drittel,
man 25 Städte
in den westlichen
Stadt
Einwoh
Lemberg
Krakau (w)
Przemys&l
Kolomea
206113
mit
mehr
als 10000 Einwohnern,
davon
neun, also
(w) Bezirkshauptmannschaften430:
151886
54078
42676
Tarnów (w)
Stanislau
Tarnopol
Drohobycz
33 871
34665
36731
Neu Sandez (w)
Stryj
33328
25004
30942
Staatsbibliothek
München
Alle Zahlen nach Mittheilungen aus dem Gebiet der Statistik 1 (1852), S.5 Mittheilungen aus dem
Gebiete der Statistik 17 (1870), S. 110f. Special-Orts-Repertorium, 1880, 1890, 1900 (wie Anm.338) F.
Schmitt, S.95 f.
Österreichisches Statistisches Handbuch 30 (1912), S. 14.
Bayerisch«
96
3. Bevölkerungsdichte
4. Bevölkerungsdichte
1848
97
5. Bevölkerungsdichte
6. Bevölkerungsdichte
1869
1817
Stadt
Einwohner
Jaroslau
Rzeszów
(w)
Podgórze
Sambor
Buczacz
Brody
(w)
22322
23688
23965
20257
14286
18055
Złoczów
Gródek JagielloÅ„ski
Brzeżany
Sniatyn
Sokal
Chrzanów
(w)
Brochnia (w)
Auschwitz
(w)
Jasło (w)
13234
12973
11610
12343
12717
10918
11528
10116
10127
Rechnet man zu dieser Liste bedeutende
Marktflecken
(M), große Ortschaften
ohne
Markt- oder Stadtrechte
(D) sowie Städte mit eingegliederten
Gutsgebieten
(+) dazu, er¬
höht sich die Zahl auf 36: Knihinin
WieÅ› (D) mit 22 143 Einwohnern,
Borysław (D)
15145, Jaworzno
(D) 13160, Tustanowice
(+) 12047, Zamarstynów
denka (+) 11 403, Turka (+) 10950, Rawa Ruska (M) 10529, Jaworów
(+) 10 107 und Tyśmienica (+) 10007.
Wie unterschiedlich
die Bevölkerungsentwicklung
der Anteil der jüdischen Einwohnerschaft
veränderte,
Jahr
Lemberg
1851
1857
1869
1880
1890
1900
1910
Krakau
1851
1857
1869
1880
1890
1900
1910
1910
Einwohner
insgesamt
68325
70384
87105
109746
127943
159 877
206113
50269
41086
49 834
66095
74593
91323
151886
Juden
Anteil der
Juden in %
22 586
32,1
30961
36130
44258
57387
28,2
28,2
27,7
27,8
12937
17670
20269
20397
25670
32321
31,5
35,4
30,7
28,1
28,1
21,3
(D) 11734, Horo¬
(+) 10324, Zbaraż
im einzelnen verlief und wie sich
zeigen folgende Zahlen431:
Jahr
Einwohner
insgesamt
Juden
Anteil der
Juden in %
Przemys&l
1857
1869
1880
1890
1900
1910
9 806
15400
22040
35 209
46295
54 078
7645
10998
14109
16062
34,7
31,2
30,4
29,7
Kolomea
1851
1857
1869
1880
1890
1900
1910
13135
14 800
17679
23109
30235
34188
42 676
12002
14927
16568
18930
51,9
49,4
48,5
44,3
Zahlenangaben wie Anm.429 RABINBACH:Tabelle III
WASIUTYŃSKI,
passim I. WEINFELD:Ludność
miejska Galicyi i jej składwyznaniowy (1881-1910), in: Wiadomości statystyczne 24,2 (1912), passim.
Nicht für alle Städte stehen Angaben über die jüdische Einwohnerschaft vor 1880 zur Verfügung.
Jahr
Einwohner
Juden
insgesamt
Anteil
der
Juden
in
Tarnów
Jahr
Einwohner
%
Juden
insgesamt
Jaroslau
1869
21779
1857
8 773
1880
24627
11349
46,1
1869
11166
1890
27574
11677
42,4
1880
12422
4474
1900
31691
12586
39,7
1890
18065
4820
1910
36731
15108
41,2
1900
22660
5705
1910
23 965
6154
Drohobycz
1851
11989
Rzeszów
1857
11324
1857
6 723
1869
16884
1869
9142
1880
18225
9181
50,4
1880
11166
5 820
1890
17916
8 708
48,6
1890
11953
5492
1900
19432
8683
44,7
1900
15010
6324
1910
34665
15313
44,2
1910
23 688
8785
Neu
Tarnopol
Sambor
1851
10682
1851
16510
1857
10500
1857
17200
1869
11749
1869
20087
1880
13586
4427
1880
25819
13468
52,2
1890
14324
4080
1890
27405
13 842
50,5
1900
17039
4900
1900
30415
13493
44,4
1910
20257
5418
1910
33 871
13 997
41,3
Brody
Stanislau
1851
17714
1851
10915
1857
18 700
1857
13 047
1869
18773
15138
1869
14479
1880
20071
15316
1880
18626
10023
53,8
1890
17534
12751
1890
22391
12149
54,2
1900
17361
11912
1900
30410
14106
46,4
1910
18055
12188
1910
33328
15213
45,6
Podgórze
1869
4254
1880
7672
Stryj
2 506
1857
9184
1890
13144
4286
1869
9880
1900
18155
5422
1880
12625
5245
41,5
1910
22322
6231
1890
16515
6572
39,8
1900
23205
8647
37,2
Buczacz
Jahr
Einwohner
insgesamt
Juden
Anteil der
Juden in %
Chrzanów
1890
1900
1910
7713
10170
11528
3519
5504
6593
45,6
54,1
57,2
Bochnia
1900
1910
Auschwitz
1900
1890
1880
1869
Złoczów
8347
6649
4046
5 086
5401
5243
45,6
48,5
50,3
39,6
1869
1910
1900
1890
1880
Jasło
11842
10113
1910
Gródek
Jagielloński
1880
1869
1857
1890
1900
1910
Brzeżany
1869
1880
1890
1900
1910
Bochnia
1869
1880
1890
13234
Jahr
8912
7381
Einwohner
insgesamt
Juden
Anteil der
Juden in %
10071
10918
1926
2091
19,1
19,2
10126
4754
3863
6 841
5414
5358
3779
3063
2535
52,9
55,2
56,6
53,3
20,6
22,3
23,2
6571
4527
10116
10742
11845
12973
2952
3148
3610
3 866
9290
10 899
11221
11443
12717
4712
4695
4395
4582
7480
8561
8 849
1666
2133
29,2
29,3
30,5
29,8
43,2
41,8
38,4
36,0
19,5
24,1
1910
1900
1890
1880
1869
Horodenka
1857
1869
1880
1890
1900
1910
10116
2632
3 302
1524
2262
934
433
13,1
8451
10000
10014
11162
11613
11223
3661
4340
4255
4210
36,6
38,9
36,6
37,5
2333
3916
4203
4386
21,5
35,8
36,5
35,5
Sniatyn
1857
1869
10598
10663
1880
1890
1900
1910
10 832
10939
11500
12342
Jährliches Wachstum (%)
Stadt
1869-1880
1880-1890
1890-1900
1900-1910
Lemberg
Krakau
Przemyśl
Kolomea
Tarnów
Drohobycz
Tarnopol
Stanislau
Stryj
Neu Sandez
Podgórze
2,36
2,97
3,91
2,79
1,19
0,72
2,59
2,6
2,52
1,28
7,3
1,65
1,28
5,9
3,08
1,2
-0,17
0,61
2,02
3,08
1,37
7,12
2,49
2,24
3,15
1,3
1,49
0,85
1,09
3,58
4,05
2,36
3,81
2,89
6,63
1,68
2,48
1,59
7,83
1,14
0,96
3,33
5,9
2,29
1869-1910
3,33
4,99
6,12
3,45
1,67
2,57
1,67
3,17
5,2
3,78
101
10,36
Jährliches Wachstum (%)
Stadt
1869-1880
1880-1890
1890-1900
1900-1910
1869-1910
Buczacz
Chrzanów
Bochnia
Auschwitz
Jaroslau
Rzeszów
Neu Sambor
Brody
Złoczów
Gródek Jag.
Brzeżany
Horodenka
Sniatyn
Jasło
1,9
1,38
1,31
2,01
1,02
2,01
1,42
0,63
2,32
1,23
1,57
0,01
0,2
2,31
1,13
0,98
0,34
1,39
4,54
0,7
0,54
-1,26
2,12
0,62
0,29
1,15
0,1
3,71
0,59
3,13
1,39
2,64
2,54
2,56
1,89
-0,09
1,71
1,02
0,2
0,4
0,51
4,51
2,15
1,33
0,84
4,8
0,57
5,78
1,89
0,4
1,17
0,95
1,11
-0,33
0,73
5,39
1,82
2,17
1,12
3,95
2,79
3,88
1,77
-0,09
2,41
1,11
0,9
0,3
0,4
6,93
Die
errechneten
Werte
der hier untersuchten
Städte zeigen - neben
den verglichen
mit der durchschnittlichen
Zuwachsrate
viel geringeren
Prozentzahlen
der jüdischen
Stadtbevölkerung
- zum einen, daß sich das Wachstumstempo
bezogen auf das gesamte
Kronland in der Regel erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts
beschleunigte,
zum anderen,
daß die Zuwachsraten
der westgalizischen
Städte im Durchschnitt
höher lagen und stabi¬
ler waren als die der ostgahzischen.
Besonders deutlich ist dies im Fall von Jasło, Krakau,
Auschwitz,
Podgórze,
Tarnów,
Neu
Sandez und Rzeszów.
Rückläufige
Zahlen
oder ei¬
ne stagnierende
Bevölkerungsentwicklung
verzeichneten
dagegen ostgalizische
Städte
wie Stanislau, Jaroslau, Brody, ZÅ‚oczów, Gródek, JagielloÅ„ski oder Horodenka.
Die zum
Teil eklatanten Unterschiede
resultieren
aus den Besonderheiten,
die den sozialökonomi¬
schen Wandel Galiziens in einem hohen Grade bestimmten.
Für das Kronland
war eine
ausgesprochen
langsam vorankommende
Industrialisierung
typisch sowie ein Moderni¬
sierungsprozeß,
der nur in den Metropolen
Lemberg und Krakau an Ausmaß und Inten¬
sität mit der Großstadtentwicklung
Westeuropas
vergleichbar
war. Aber in diesen Städ¬
ten machte die ökonomische
Entwicklung
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
nur
sehr bescheidene
Fortschritte
das Wirtschaftsleben
blieb weitgehend
auf Handel und
Kommerz
beschränkt,
die wie auch die örtliche Industrie vor allem den lokalen Markt be¬
dienten. Der Anschluß
an die in den fünfziger
und sechziger Jahren in Betrieb genomme¬
nen Strecken der Carl-Ludwig-Eisenbahn432
brachte zwar wie auch anderen an der Bahn¬
linie liegenden Städten - darunter Przemys&l und Jaroslau - gewisse neue Impulse, deren
Wirkung
aber dadurch
paralysiert
wurde,
daß nun die wenig
entwickelte
heimische
Wirt¬
schaft überregionaler
Konkurrenz
ausgesetzt war, der sie sich als wenig gewachsen er¬
wies.433 Anders als etwa in dem in unmittelbarer
Nachbarschaft
gelegenen Podgórze, des¬
sen dort ansässige Unternehmen
auch für den Export produzierten,
veränderte
sich die
Wirtschaftsund Sozialstruktur
Krakaus bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts
kaum. An
größeren Betrieben gab es hier lediglich eine Landmaschinenfabrik
ter staatlicher Regie stehende Tabakfabrik.
Im übrigen bestimmten
Vgl. Czoernig, Bd.l, S.457.
Vgl. J. BUSZKO:Zum Wandel, S. 14
102
und seit 1878 eine un¬
kleinere und mittlere
Holz,
Metall
und
chemische
Grundstoffe
verarbeitende
Unternehmen
sowie
Hand¬
werksbetriebe
das Wirtschaftsprofil
der Stadt.434 Diese ökonomischen
Defizite wurden
allerdings bis zu einem gewissen Grad durch die Attraktivität
Krakaus als eines erstran¬
gigen Kulturund Wissenschaftszentrums
ausgeglichen.
In Lemberg, wo einer Expansi¬
on des sekundären
Sektors u.a. die ständige Wasserknappheit
sowie der Mangel an billi¬
gen Rohstoffen
und Energieträgern
entgegenstanden435,
prägten neben Handels- und
Handwerksbetrieben
ebenfalls nur einige Branchen
der Leichtindustrie
die lokale Wirt¬
schaftsstruktur.
Dazu zählten Zementwerke,
chemische Betriebe, Ziegeleien, Weinbren¬
nereien, Dampfmühlen
sowie landwirtschaftliches
Gerät, Streichhölzer
und Nahrungs¬
mittel produzierende
Fabriken.
Ein kontinuierliches
Wachstum
meldete seit den siebzi¬
ger Jahren ausschließlich
das Baugewerbe,
das vom
stetigen
Ausbau
öffentlicher
Einrichtungen,
von Sanierungsmaßnahmen
und dem Bau neuer Wohnund Geschäfts¬
häuser profitieren
konnte. Eine Baufirma,
die 800 Arbeiter beschäftigte,
zählte daher auch
zu den größten Unternehmen
in der Stadt.436
Die wirtschaftliche
Stagnation
Galiziens
verhinderte
einen
ländlicher
Arbeitskräfte
in die Städte. Deren Aufnahmekapazitäten
allzu starken
erweiterten
Zustrom
sich erst
gegen Ende des 19. Jahrhunderts,
als vornehmlich
staatliche Investitionen
in die Infra¬
struktur des Kronlandes,
in den militärischen
Festungsbau
sowie ein vermehrter Zufluß
ausländischen
Kapitals
die ökonomische
Entwicklung
etwas beschleunigten.
Dadurch
expandierten
vorrangig
die Städte, die wenigstens
in Ansätzen die strukturellen
Voraus¬
setzungen für einen take-off
besaßen.437 Die Zahl der Fabriken
oder ähnlicher Einrich¬
tungen vergrößerte
sich dabei zwischen
1902 und 1908 um 219 von 803 auf 1022, wäh¬
rend sie sich von 1847 bis zur Jahrhundertwende
von 252 um 551 erhöht hatte.438
Schon vor der eigentlichen
Konjunkturphase
drängten zahlreiche
Landbewohner
in
die größeren Städte und trugen von Jahr zu Jahr mehr zu deren Wachstum
bei. Untersu¬
chungen über Sterblichkeit
und Geburtenraten
der größten Städte Österreichs um 1900
zeigen, daß ohne diesen Zustrom
vor allem die ostgahzischen
Städte Stryj und Lemberg
wie Brody ein „Minus-Wachstum&
aufgewiesen
hätten, ein Schicksal, das sie im übrigen
über Jahre hinweg mit Innsbruck
und Troppau
teilten. Im Jahre 1900 befanden sich un¬
ter den 57 österreichischen
Städten
mit mehr
als 15000 Einwohnern
zwölf
galizische.
In
sieben davon lag der natürliche
Bevölkerungszuwachs,
der Überschuß
an Neugeborenen
gegenüber den Verstorbenen,
weit über, in den restlichen weit unter dem österreichischen
Durchschnitt,
wie folgende Tabelle zeigt439:
Stelle
Stadt
Neugeborene
Tote
(auf 1000 Einwohner)
Differenz
2.
3.
4.
Drohobycz
Jaroslau
Krakau
49,5
40,8
39,5
+25,7
+19,7
+18,7
J. DEMEL: Kraków
na przełomie wieku XIX
23,8
21,1
20,8
i XX na tle rozrostu i wcielania przedmieść
i gmin
podmiejskich (1867-1945), in: Kraków, Studia, S.292f.
F. Papee, S.243. Vgl. auch R.P. Sieferle, S.27f.
T.O. Trehubova, R.M. Mych, S. 104 Istorija L&vova. Korotkij naris, L&viv 1956, S.79f.
Vgl. BUSZKO:Zum Wandel, S. 18.
Tafeln zur Statistik . . . 1847, 1848 Österreichisches Statistisches Handbuch 30 (1912), S. 138.
E. BRATASSEVIC:
Die Sterblichkeit in den größeren Städten und Gemeinden Österreichs im Jahre 1900,
in: Statistische Monatsschrift 6 (1911), S.98.
103
SZKO:
U
Stelle
Stadt
Neugeborene
Tote
(auf 1000 Einwohner)
Differenz
5.
9.
10.
21.
Durchschnitt
österreichischer
Przemys&l
Kolomea
Tarnów
Sambor
39,9
33,5
36,9
41,5
30,2
21,5
18,7
22,1
29,8
20,9
+18,4
+ 14,8
+14,8
+11,7
+ 9,3
37.
40.
51.
55.
57.
Stanislau
Tarnopol
Brody
Stryj
Lemberg
22,0
30,0
21,6
24,2
11,6
16,0
24,3
24,2
28,0
27,5
+ 6,0
+ 5,7
-2,6
- 3,8
- 5,9
Mittels
dieser Zahlen
läßt sich Ausmaß
und Bedeutung
der Zuwanderung
in Städte
wie Lemberg,
Krakau, Stryj oder Stanislau im Dezennium
vor 1900 erkennen und wahr¬
scheinlich auch erklären, warum im folgenden Jahrzehnt das Wachstum
von Krakau und
Drohobycz
um so viel höher lag als das der ebenfalls wirtschaftlich
prosperierenden
Haupt- und Residenzstadt
Lemberg.
Hier sei nur am Rande bemerkt,
daß die sich dort
niederlassenden
Neuankömmlinge
ganz überwiegend
aus Bezirkshauptmannschaften
mit einer ukrainischen
Mehrheit,
die Neubürger
Krakaus hingegen fast ausschließlich
aus
polnischen
Bezirken stammten.440 Für beide Großstädte entstanden durch die Landflucht
erhebliche soziale und ökonomische
Probleme, da die Zuwanderer
das Heer der Arbeits¬
losen und Tagelöhner
vergrößerten
und gleichzeitig
Unterkunftsmöglichkeiten
und
Wohnraum
knapp
wurden.
Die Folge waren
nen, die nach 1900 vor allem Lemberg,
das flache Land ausweiteten.441
Wirtschaftliche
de Industrialisierung
Krakau
Arbeitskämpfe,
Unruhen
und Streikaktio¬
und PrzemyÅ›l erschütterten
und sich auf
Faktoren, wie eine hier rascher als im übrigen Land voranschreiten¬
und deren Intensivierung,
lagen dem dynamischen
Wachstum
der
westgalizischen442
sowie einzelner
ostgalizischer
Städte und größerer
Ortschaften
wie
Stryj, Stanislau, Drohobycz
oder Borysław in erster Linie zugrunde.
Bei letzteren spiel¬
te die Tatsache eine entscheidende
Rolle, daß Bergbau und Erdölförderung
gegen Ende
des 19. Jahrhunderts
die am stärksten wachsenden Produktionszweige
der heimischen In¬
dustrie waren. Zunächst in Stanislau, dann zunehmend
in Borysław und Drohobycz
er¬
höhte sich die Rohölförderung
geradezu sprunghaft,
so daß zum ersten Mal auch größe¬
re Mengen
dieses Rohstoffes
vor allem nach Deutschland
exportiert
wurden.443 1910
nahm die galizische Rohölförderung
mit 2 Millionen
Tonnen weltweit
hinter Nordame¬
rika mit 25 Millionen
und Rußland mit 9 Millionen
Tonnen den dritten Platz ein.444 Be¬
reits in den 1890er Jahren war in diese Gebiete eine Zuwanderung
aus dem gesamten
Kronland
zu registrieren
gewesen.445
F.v. MEINZINGEN: Die binnenländische Wanderung und ihre Rückwirkung
auf die Umgangssprache
nach der letzten Volkszählung, in: Statistische Monatsschrift 7 (1902), S.711.
Zum Wandel, S.20.
Vgl. Istorija L&vova, S. 126ff. Demkovyc-Dobrjans&kyj,
S. 88 B
Vgl. J. Buszko: Dzieje, S.207ff.
Buszko: Zum Wandel, S. 18 St. Bartoszewicz
S. Stransky, S.481.
Stransky, S.478.
F. v. Meinzingen, S. 711.
104
7. Stadtplan
von
Lemberg,
um
1850
105
^JMŹ^W^
WW
WAS
Aus: Administrativ-Karte
von den Königreichen
Galizien
und Lodomerien,
Wien
Kartensammlung
des Herder-Instituts,
1855.
Stark
ten
rückläufig
Zuwachs
hatte
rer
die
Stadt
als
fast
der
Stadt
letzten
Viertel
Faktoren,
1870er
die
Jahren
ohne
verlor
und
Verkehrswege
und
Bedeutung,
nie
das
und
gelegene
gesamte
im
auf
1880
den
noch
Handel
tigt
wurden.
Diese
und
mehr
und
Damit
einher
Wandel
ging
wurden
gründet,
die
-
Unternehmen
wie
-
Handel
der
gravierend
in
in
denen
denen
bleiben
sein
ver
kommerzielles
an
einer
wichtige
behauptet
gezogen
80%
aus
hatte.
wurde,
Juden
zusam
ausmachte,
aber
zu
fallen.
Gleichzeitig
einem
entsprechenden
und
der
exemplarisch
der
unter
den
griechisch-katholischen
und
spezifischen
Bevölkerung
Handels-
und
neuer
nachdrängender
am
stärksten
schuf
Konkurrenz
bes
Verdrängungswettbewerb.
Druck
und
In
imme
Konsumentenvereinigungen
durch
einengten.448
Aus
Bedingungen
Verkehrsstruktur
und
k
verg
Umfa
Wirksamkeit
Aktionsfeld
Juden
als
über
19%
zunehmende
wirtschaftliche
sich
zu
jüdischen
gefärbter
e
Freihandels
inzwischen
Genossenschaften
dominierenden
manifestiert
„Großstädte&,
dete,
und
fünf,
national
von
das
1910
in
denen
die
Eisenbahnstrecken
Bürgerschaft
auf
ansässigen
wandelnde
auch
das
16
zeigt
ukrainische
tatsächlich
Es
von
die
ein
der
67,5%
im
Jahr
Bevölkerung
der
sich
75%
von
Marktzentren,
Umfang
Folgen
als
So
weitgehend
des
gewann
diese
Ni
Regierung
den
vorher
Brody
in
Mitleidenschaft
sich
Entwicklung
Eine
punkte
im
setzte
rascher
Zusammenwirken
Gebiet
genommene
ein,
Stadt
de
veränderten.
Aufhebung
nahm
Maklern
Handelskontakte
Lemberg
Rang
der
dem
u
Geschäftsleute,
und
Petersburger
unterhaltenen
die
Import
Ihr
russischem
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Veränderungen,
ens
her
auf
und
Handelsplätze
und
nachhaltig
der
Sc
Freihandelss
mit
de
liefen.446
aus
Stadt
Brody.
einer
erwirtschafteten.
durch
in
um
bis
auf
nichtjüdischen
ökonomischer
Kaufleuten
bisher
Bürger
11%.
armenischen
Rußlandgeschäft
römisch-katholischen
7
die
1869
weiter
abnahm,
der
Anteil
der
Unternehmer
Handelsströme.
Tarnopol
Gemeinwesen
auch
jüdischer
der
neu
Einwohnerstruktur.
Anteil
und
Persien
wieder
bedeutenden
Türkei
resultierte
noch
durch
einem
europäischen
Kaufleute
dazu
zu
großen
Verordnungen
für
Brody
Privilegien,
Hand
1910
abgelaufen
der
Existenzgrundlage
Folgen
Rang
ihr
Status
Österreich-Ungarns
Jahrhunderts
jüdischer
nicht
der
der
schikanöse
möglichkeiten
1879
19.
den
auch
„Hauptzollegstadt&
des
die
China,
und
von
Handelswegen
ansässigen
der
1900
Lemberg
trug
seit
1779
des
Außenhandels
in
der
zwischen
Einwohnerentwicklung
Transithandel
mit
Wohlstand
was
Dazu
Teil
Leipzig
in
die
wichtigen
ausschließlich
ebenfalls
nen
an
sowie
und
Jahrzehnt
war
können.
der
größte
Kaiserreich
im
Fernhandelszentrum
Lage
entwickeln
durch
die
Danzig
erst
verzeichnend
günstigen
gen
und
polnisch
die
Für
geführte
Erwerbsmöglichkeiten
eine
Stadt
wie
Brody
sein.
hier
die
ihr
ein
jüdische
Anteil
gesamtgalizisches
Bevölkerung
zwischen
40
Phänomen.
und
mehr
50%
als 50%
lag,
so
Gab
es
18
der
Einwohnersc
zählte
man
Die
Religionszugehörigkeit
der
Stadtbevölkerung
Galiziens
1910
(%)
Römisch-katholisch
Griechisch-katholisch
Jüdisch
Lemberg
51,2
19,1
27,8
Krakau
76,8
1,1
21,3
Przemyśl
46,8
22,2
29,7
Kolomea
32,2
20,5
44,3
Tarnów
58,1
0,5
41,2
Drohobycz
34,3
21,2
44,2
Tarnopol
28,5
30,0
41,3
Stanislau
30,7
21,4
45,6
Stryj
33,8
29,2
34,6
Neu
Sandez
64,9
1,5
32,0
Jaroslau
51,3
22,3
25,7
Rzeszów
58,6
4,0
37,1
Sambor
54,7
18,4
26,7
Brody
18,9
11,3
67,5
Złoczów
29,8
30,3
39,6
37,3
32,3
29,8
Brzeżany
40,2
23,5
36,0
Horodenka
11,9
50,3
37,5
Sniatyn
20,0
41,2
35,5
Auschwitz
46,5
0,5
52,9
Jasło
75,7
1,8
22,3
Buczacz
28,9
16,6
54,4
Bochnia
79,8
0,5
19,2
Podgórze
70,9
0,9
27,9
Chrzanów
42,7
0,1
57,2
Gródek
Jag.
Quelle:
WEINFELD
3.2.5.
Das
Die
(wie
431)
Stadt-Land-Verhältnis
Besonderheiten
ändernde
Anm.
des
Verhältnis
Urbanisierungsprozesses
zwischen
zirkshauptmannschaften
der
wird
Erhebungsjahre
tren
keine
Galiziens
urbane
ßerdem
Ortschaften
1869,
Stadtrechte
städtische
Ansätze
jene
andere
in
1880,
besaßen,
wichtige
1900
gerechnet,
1910
449 basieren.
als
Sitz
Verwaltungseinrichtungen
in
ihrer
„Stadt&
mit
eines
den
aber
nur
32
die
Da
waren,
sowie
sich
deutlich,
Marktflecken
die
das
in
Angaben
und
solche
Galizien,
Landbevölkerung
erfüllten
wurden
mit
und
folgenden
nur
Funktionen
zeigten,
Märkte
Stadt-
in
la
untersuch
auf
den
zahlreiche
unter
den
Be
sozialökonomischen
berücksichtigt.
Bezirksgerichts
beherbergten.
Es
waren
ode
Als
mindest
ein bescheidenes
Bezirkshaupt¬
zählt.450
Jahr
mannschaft
Geschäftsleben
existierte.
Das
„Stedtl& wurde
also mitge¬
Gesamtbevölkerung
Bevölkerung in
Anteil der
Von allen Juden
der Bezirks¬
hauptmann¬
Städten und
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städtischen
Bevölkerung
der Bezirks¬
hauptmann¬
schaften
(davon
Juden) %
an der gesamten
Bevölkerung %
schaften lebten
in Städten und
Märkten %
Wadowice
1869
88516
9223
1880
95 507
10526
(1462)
=13,89
1900
107383
11,02
44,15
14,15
65,89
=17,83
13,75
77,28
7,60
15192
=16,23
(2465)
1910
115053
10,42
15 823
(2 821)
Mys&lenice
1869
78214
5 948
1880
80654
6193
(552)
=8,9
1900
88714
7,70
36,92
7,96
44,79
=12,05
8,38
51,79
18,20
7066
(792)
=11,2
1910
93240
7818
(942)
Biała
1869
81664
14 862
1880
85944
16930
(3 522)
Saybusch
=20,8
19,69
66,33
1900
101492
=25,34
(5210)
20563
20,26
76,81
1910
116454
24709
21,22
-
1869
80753
6368
7,88
1880
90450
9578
(269)
=2,8
1900
108 629
11784
10,58
14,73
Bezirkshaupt¬
Jahr
mannschaft
Gesamtbevölkerung
Bevölkerung
der Bezirks¬
hauptmann¬
Städten
Märkten
schaften
(davon
Juden)
in
und
%
Anteil
der
Von
städtischen
Bevölkerung
der
haup
an der gesamten
Bevölkerung
%
scha
in S
Märk
Saybusch
Kolomea
(+Peczeniżyn)
1910
10498
=2,25
(236)
8,77
23376
23,53
26,9
76,8
=47,1
(20455)
28,46
77,3
54076
31,50
-
19,74
-
19,41
63,4
=37,4
(6325)
18,49
59,4
1869
99359
1880
110091
=49,8
(14739)
29616
1900
152655
43 448
1910
Horodenka
119643
171644
1869
66 849
13199
1880
76949
14938
(5610)
=37,5
1900
Sniatyn
91447
16911
1910
92033
16973
18,44
-
1869
63 833
13932
21,82
-
1880
68193
14355
21,05
59,7
18,64
62,0
=38,34
(6557)
19,28
64,0
13,03
-
13,11
59,3
11,65
55,1
14,31
63,4
=28,3
(4063)
1900
84360
15 732
=40,04
(6300)
1910
Kosów
12,3
88 705
17100
1869
63 460
8268
1880
69520
9117
=56,43
(5145)
1900
84045
9788
(5 700)
=58,23
1910
85 804
12276
=50,12
(6153)
Bezirkshaupt¬
Jahr
mannschaft
1910
Buczacz
1869
1880
Gesamtbevölkerung
Bevölkerung
der Bezirks¬
hauptmann¬
Städten
Märkten
schaften
(davon
Juden)
158065
83 720
103225
Nadworna
123 704
und
%
Anteil
an der gesamten
Bevölkerung
%
24,24
14480
17,29
17263
16,72
22 862
(11527)
=50,42
18,48
25576
18,49
1910
138297
1869
54740
9966
1880
60040
11044
18,21
(5 759)
=52,15
1900
79116
1910
90662
18,39
13 543
(6041)
=44,60
17,12
15 932
(6 769)
TÅ‚umacz
Czortków
=42,49
17,57
16,97
1869
83267
14130
1880
80027
14721
=51,56
(7590)
18,39
1900
105 769
=28,61
(6636)
23191
21,93
1910
116066
25719
22,16
1869
59829
10394
17,37
1880
57257
8937
(4834)
1900
1910
71981
76447
=54,09
8182
15,60
=55,14
(4515)
11,37
8194
(4191)
=51,15
der
städtischen
Bevölkerung
38315
=42,92
(16445)
=56,84
(9812)
1900
in
10,72
Bezirkshaupt-
Jahr
der Bezirks¬
Gesamtbevölkerung
schaften
hauptmann¬
mannschaft
Städten
und
Bevölkerung
Märkten
(davon
Juden)
%
in
städtischen
de
Anteil
der
Bevölkerung
Vo
ha
an der
sch
gesamten
Bevölkerung
%
in
Mä
Husiatyn
1869
1880
1900
77791
93 854
(9143)
19422
=47,07
24,96
23,73
13,39
22295
=41,61
(5397)
12970
=40,02
(8923)
15084
19414
Borszczów
1910
96 891
1900
1880
1869
97935
72662
47
47
55
63
67
20,76
15,34
19,82
15,81
(8 586)
=44,23
16752
109320
109220
74552
81193
(6 858)
=40,94
14672
11894
17288
Stryj
Dolina
15,95
18,07
1910
1880
1869
1910
1900
1869
=44,87
(6583)
116508
26650
=49,01
(18312)
37367
=40,31
(10742)
12 860
27,56
22,87
17,96
14653
18,58
15,99
59
50
15,28
55
7
135 577
71588
1880
1910
1900
78 833
(6583)
16836
=44,93
113831
105262
74158
61829
57678
16465
(7066)
=41,97
17393
=41,12
(7152)
12 673
Bezirkshaupt¬
Jahr
mannschaft
Gesamtbevölkerung
Bevölkerung in
Anteil der
Von allen Juden
der Bezirks¬
hauptmann¬
Städten und
Märkten
städtischen
Bevölkerung
der Bezirks¬
hauptmann¬
schaften
(davon
Juden) %
an der gesamten
Bevölkerung %
schaften lebten
in Städten und
Märkten %
Kałusz
1910
83 339
=33,77
(4972)
14722
17,66
72,36
1869
63 823
8636
13,53
-
1880
65 089
9386
14,42
68,05
=51,52
(5438)
12,11
61,90
=55,86
(5243)
1900
Żółkiew
87161
10555
1910
97421
11920
12,23
-
1869
65499
11136
17,00
-
1880
71864
13 829
19,24
73,57
=39,74
18773
19,05
68,09
=34,71
(6517)
18,84
68,45
18,30
-
=51,28
16380
18,98
69,78
=54,72
(8963)
15,57
58,69
=56,04
(10228)
15,78
61,20
20,75
-
(5 942)
1900
90227
=42,97
17185
(6 830)
1910
Rawa Ruska
99654
1869
76570
14015
1880
85287
16192
(8 303)
1900
1910
Sokal
105185
115668
18252
1869
69999
14528
1880
80394
(8 940)
16762
20,84
76,03
100155
=53,33
18206
=51,09
(9301)
18,18
62,89
1900
113
Bezirkshaupt-
Jahr
mannschaft
Gesamtbevölkerung
der Bezirks¬
schaften
hauptmann¬
Städten und
an der gesamten
Bevölkerung
städtischen
schaften lebten
hauptmann¬
Bevölkerung
in
(davon
Märkten
Juden) %
der Bezirks¬
Bevölkerung
%
Anteil der
in Städten
und
Von
allen Juden
Märkten %
Przemyśl
Jaroslau
1869
85 804
16558
19,30
_
1880
89734
23 792
=33,66
(8009)
26,51
71,46
1900
144 875
=30,77
(15502)
50378
34,77
75,04
1910
159991
58241
36,40
-
1869
90811
17001
18,72
-
1880
103281
19057
18,45
72,29
=32,14
22,35
70,02
(8222)
=43,14
1900
Jaworów
136673
(9 821)
30555
1910
150301
=31,86
(9953)
31239
20,78
66,43
1869
62 820
10360
16,49
-
1880
65465
10963
16,74
55,51
15,22
54,01
=27,65
(3312)
13,81
52,13
11,61
-
11,83
54,72
11,88
53,91
(3 310)
=30,19
1900
78002
11872
(3 526)
=29,70
1910
Mościska
86719
11977
1869
60569
7031
1880
68190
8 068
=39,94
(3223)
1900
79184
9409
(3 876)
=41,19
1910
87841
9568
(3 738)
Bezirkshaupt¬
Jahr
mannschaft
Gesamtbevölkerung
Bevölkerung
der Bezirks¬
hauptmann¬
Städten
Märkten
schaften
(davon
Juden)
Zbaraż
1910
142138
1869
1880
in
Anteil
und
der
städtischen
Bevölkerung
an der
%
gesamten
Bevölkerung
=43,16
(16134)
37382
26,30
51196
7634
14,91
59869
8655
%
(3 817)
1900
Trembowla
67383
=44,10
9058
14,45
=32,50
(2944)
13,44
1910
71498
10721
14,99
1869
42450
7453
17,56
1880
63235
14039
(4587)
1900
=32,67
13719
77212
22,20
(3 794)
1910
Skałat
=27,65
14258
17,77
=25,47
(3631)
17,59
18,10
81048
1869
62 740
11359
1880
73 692
11945
(6869)
1900
=57,50
17065
91763
16,20
(9 883)
1910
wie
Die
Beschränkung
die
fehlenden
tungseinheiten
Stadt-
Verhältnisses
96005
auf
32
Angaben
erlauben
zwischen
der
über
nur
=57,91
15792
18,59
=57,68
(9109)
16,45
insgesamt
die
83
Bezirkshauptmannschaften
Zählungsergebnisse
tendenzielle
1869
galizischen
und
Aussagen
1910.
Erkennbar
in
zu
den
ist,
13
der
ausgewählt
Veränderungen
und
dies
wird
deren
Bevölkerungswachstum
genen
Urbanisierung
des
nössischen
Autoren
agrarischen
Charakter
po
des
gingen
le
vor
wie
mit
allem
mit
gierte.453
in
dem
den
daß
der
östlichen
die
1910
mehr
oder
weniger
hat.
Wenn
bei
allmählich
ein
so
Durchschnittswachstum
der
ganzen
der
von
bis
zu
rasch
nu
galizischen
einher,
Status
12%
au
und
Märkten
rechtlichen
Märkte
dies
Bevölkerungsrückgang
Reihe
entsprechenden
viel
war
l
manche
seinen
Bevölkerung
aufweist&452,
Landesteilen
folgende
Land
städtische
ländlichen
einer
des
der
beigetragen
„daß das
bescheidenen
Entzug
zählten
ist,
und
Niedergang
dem
So
lesen
verliert
ökonomische
gierung
zu
zu
Bezirks
gegenüber
Denn
ausschließlich
jeweiligen
aber
Wachstums
Wahrheit.
fast
als
weniger
wora
Marktgemeinde
Einwohner
1880454:
Markt
Verlust
Zurawno
-12,1
Żydaczów
Grzymałów
-
9,2
Skałat
Szczerzec
-
8,0
Lemberg/Umgeb.
Krakowiec
-
6,6
Jaworów
Podhajce
-
6,2
Podhajce
Bolechów
-
5,3
Dolina
Pomorzany
-
4,0
Zborów
Jagielnica
-
3,7
Czortków
Zaleszczyki
-
2,7
Zaleszczyki
Bohorodczany
-
1,0
Bohorodczany
Uhnów
-
0,9
Rawa
Monasterzyska
-
0,5
Buczacz
nur
in
Von
einer
Kronland
auch
Galizien
Krakau
und
Den
und
1910
Przemys&l
geringen
eine
schaulichen
zwischen
fizierten
keine
1880
171
Bevölkerung
1880
17,1%
1890
17,4%
1900
18,1%
1910
19,8%
Bezirkshauptmannschaft
Ansätzen
Ruska
bemerkbaren
Rede
Fortschritt
sein.
in
wenn
Prozentzahlen
und
1910.
Städte
und
folgende
%
landesweiten
Urbanität
blieb
auf
Verstädterung
einige
Zentren
wi
beschränkt.
gewisse,
die
in
der
Landesentwicklung,
die
auch
ungleichmäßige
Beschleunigung
des
Auf
Märkte
Zahlen455:
der
Stadt-Land-Verhältnisses
Basis
Galiziens
der
von
ergeben
lediglich
für
Weinfeld
sich
als
für
erfu
das
urbane
den
zwis
gesamte
Ortschaften
Anteil
der
ßeren Städte entfielen
in den genannten
übrigen
d.h. der Märkte,
Ortschaften,
Erheblich
Wie
waren
oben gezeigt
verminderte
von Landder Anteil
schen 1880 und
1910 stetig zu, während
schaften
der Fall war.
Trembowla,
Die
in der Bewegung
sich deren
zu Stadtbewohnern
stisch. So nahm
Gegenteil
5,8% und 7,1%, während
der städtischen
Juden
Stanislau,
der jüdischen
Präsenz
regionale
landesweit.
aller
Beispiele
Czortków,
- mit wenigen
liefern
Stadtbewohner.
Dagegen
Abweichungen
in den westgalizischen
in Ostgalizien
auffälligsten
Nadworna,
der Anteil
von 8,4% auf 8,3% zurückging.
die Unterschiede
wurde,
für das Verhältnis
Jahren
hier
waren
charakteri¬
Bezirken
Ausnahmen
zwi¬
- das
die Bezirkshauptmann¬
Sokal und Rawa Ruska.
Das nachfolgende
Verzeichnis
in den meisten
Quellenpublikationen
lungen
zu finden
tionen,
die für
ähnlichen
listet
sind. Dies
die Darstellung
trifft
Quellen
auch
und Darstellungen
Kommentare,
auch für die Statistiken
herangezogen
wurden
nicht
gesondert
Bearbeitungen
zu. Erfaßt
- mit Ausnahme
auf, da
und Abhand¬
sind alle Publika¬
von Lexika
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A:
Die
Veränderungen
und
aus
der
dem
staates
lungen
DERS.:
Die
der
Memoriał
rial von
Kwartalnik
zum
Anton
Graf
Historyczny
Wiener
Friedman,
Żydzi
w
Dzieje
J.:
1815,
A.
österreichischen
Jahre
ihre
1848-1855,
Gebiete,
Mittheilungen
aus
gubernatora
Galicyi,
des
Die
Literatur
Geografia
strat
Kasaty
Orden
dem
Gränzen
Gebiete
der
klasztorów
in:
kiej
wieku
Krakauer
Bd.
mit
den
zakonów
Kanonicy
Kongregation
1, Warszawa
dazu
w
Zustand
końcu
und
w
stuleciu
des
in
kurze
XIX
wieku
nad
1865
sein
1869.
[Geographie
der
in
von
bis
Darstellung
Roma
Studia
Regularkanoniker
1575
Leipzig
Aufhebung
hrsg.
Aktivitäten],
von
Jahrhundert),
w Polsce.
Jahrhundert],
i kulturalna
kulturelle
Eine
i w
[Die
17
S. 377-387.
865).
XIX.
Galizien
oświatowa
und
XVIII
im
Laterańscy
XV.-XIX.
in
Quellennachweisen,
XVIII,
XIX
Juden
Karäerthums
(1 575-1
gehörigen
Lateranensischen
im
der
1932,
des
Abschnitte.
des
den
kraju
Einrichtungen
gospodarcza,
3: Geschichte
Regularni
[Die
[Geschichte
ökonomische
polskich
Ende
über
staatsrechtlichen
społeczna,
Bd.
kanonickich
Jahrhundert],
XV-XIX
(1772-1914)
vier
Galizien,
o stanie
1943.
HAFFEK,
letzten
am
der
Gesellschaftliche,
Karäertums,
von
Abriß
Graz
Galicji
A.
und
polnischen
pierwszego
Działalność
TARTAKÓW,
Lehre
P.P.:
w
Polen.
Zeitrechnung.
lung,
Pergena,
Diss.
odrodzonej.
Geschichte
lichen
DERS.:
in:
des
der
Monarchie,
dargestellt,
Geschichtlicher
żydów
Polsce
SCHIPER,
hr.
N.-L.:
wiederhergestellten
der
Behörden
während
Pergen,
des ersten
Gouverneurs
14 (1900),
S. 24-43.
Kongreß
F.:
GACH,
politischen
Verwaltungsgebiete
4 (1855),
S. 22.
statistisch
Antoniego
FREISCHYN-CZYROWSKI,
FÜRST,
der
S. 88.
L.:
im
Gliederung
österreichisch-ungarischen
geographisch,
(1869),
der
ihnen
zugewiesenen
Gebiete
der Statistik
Völkerstämme
Historisch,
FlNKEL,
in
1980.
Kanonikerklöster
dziejami
Polen.
kongregacji
Studien
Zbigniew
zur
G
JAKUBOWSKI,
K
S. 73-98.
DERS.:
Kasaty
den
Galicja
in
den
od
der
zakonów
Ländern
Marian
TYROWICZ,
die
GELBER,
Bd.
schrift
für
Gemeindelexikon
H.:
Wien
J. V.:
Kaiserlichen
Die
furt
1882.
Z.:
1990
der
polnischen
Schlesiens
1772-1849.
Eine
[Die
1773-1914],
Wybór
1772-1849.
tekstów
Auswahl
Aufhebun
Diss.
Lu
źródłowych
von
Quellentexten],
1956.
(=
soziale
und
kulturelle
Schriftenreihe
Die
Juden
Statistik
der
vertretenen
vom
des
Verbindungen
mit
Österreichischen
Ost-
Öste
und
S
in
der
zweiten
Hälfte
Juden
15 (1919),
S. 57-64.
Königreiche
und Länder.
3 1 . Dezember
1 900,
hrsg.
v. der
k.k.
des
18. Jahrhunderts,
Bearbeitet
statistischen
auf
Grund
Zentralkommiss
1907.
Einrichtungswerk
Karaiten
Akademie
L.:
GÓRALSKI,
Wien
und
ludów
Politische,
Osteuropa-Instituts
GOLDENSTEIN,
a.M.
wiosny
Wrocław
österreichische
des
GOEHLERT,
Statistik
Volkszählung
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Schematismus
cleri
Schematismus
für
Schematyzm
venerabilis
SCHLETZ,
graeci
die
catholicorum
Königreiche
SCHNABEL,
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SCHNEIDER,
A.:
Über
Premislensis
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Lodomerien,
für
anno
Lemberg
[Schematismus
etc.,
L.:
1939
und
der
die
Jahre
1853,
Przemys&l
[1802].
Diözese
Tarnów
Das
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etc.
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Schilderung
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Konsistoriums
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von
in:
Brüggemeier
und
Special-Orts-Repertorien
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STASZEWSKI,
J.:
Die
Österreichische
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1613.
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1853],
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der
1987,
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Verwaltung
des
19.
und
20. Jahrhundert,
S. 20-41.
vertretenen
12: Galizien,
31.
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1853.
Reichsrathe
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Wien
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1896.
Königreiche
Wien
1886.
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und
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1890,
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von
und
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1893.
Kaiserstaates,
und
2 Bde.,
der
Wien
Mensch,
Beziehungen
der
Länder,
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Posen
1931,
S. 15-50.
München
Galizien,
32 (1990),
hrsg.
Zustände
Lehrpersonals
österreichischen
Der
względem
Darstellung
des
österreichischen
12:
Galizien:
Geschichte
österreichischen
Fürstentum
1981,
Natur.
polnisch-österreichischen
Bde.
der
das Jahr
11 (1960)
9).
Volkszählung
Metternich.
Statistik,
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im
der
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in:
in
Rommelspacher,
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Bd.
v.:
Forschung,
Neue
T.
Grund
Statistik
für
Kongre
1871.
Central-Commission,
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J.:
und
der
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Volksschulen
österreichischen
ethnographischem,
Lwów
lic
[Die
Przeszłość
Galiziens
zur Erinnerung
der Gedenkfeier,
i ucitel&skich
der
Special-Orts-Repertorien
bearbeitung
Bd.
1778-1812,
Besiegte
statistischen
II.
Gedenkbuch
vom
Ausschuß
Przemys&l
R. P.: Energie,
pod
Landeskunde
Verhältnisse
Galiciana
[Schematismus
SlEFERLE,
Josefs
Nasza
etnograficznym,
1, Lwów
Forschungen,
St.:
der
geologischem,
Bd.
ogólna)
Wien867.
Galicyi
zur
Kolonisationswerk
Schnür-Peplowski,
in:
geognostycznym,
Aspekt],
ens bis 1816,
in: 1781-1931.
lizien
vor
150 Jahren,
hrsg.
1853
krajoznawstwa
[Enzyklopädie
Ostdeutsche
Kurzgefaßte
SEMATIZM
Charakterisierung)],
orographischem,
etc.
(Charakterystyka
Bevölkerungsverhältnisse
do
etc.
w Polsce
Kaiserstaates,
orograficznym,
sphragistischem
StöKL,
1977
österreichischen
Raum-
topographischem,
der
rok
allgemeine
Encyklopedya
sfragistycznym
SCHNEIDER,
(Eine
des
topograficznym,
von
und
Księży misjonarzy
Polen
Statistik
G. N.:
F.-J.
dioecesis
Ostgalizien
Tarnowskiej
in
F.:
Ders.:
ritus
Zgromadzenie
Vinzentiner
zig
graecocatholicae
1977.
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Schmitt,
dioceseos
Przemys&l.
diecezji
Tarnów
cleri
im
1840.
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k.k.
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Historische
und
landeskundliche
im
Ostmitteleuropa-Studien
Auftrag
des
Herder-Instituts
herausgegeben
von
Schriftleitung:
Hans
Lemberg
Hans-Werner
Rautenberg
Band
Die
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Erhebungen
die
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Katholiken
Bistümern
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und
herausgegeben
ISBN
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Die
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Historische
und
landeskundliche
im
Ostmitteleuropa-Studien
Auftrag
des
Herder-Instituts
herausgegeben
von
Schriftleitung:
Hans
Lemberg
Hans-Werner
Band
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und
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im Auftrag
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des Herder-Instituts
herausgegeben
Schriftleitung:
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herausgegeben
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eines
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eines
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DArmenisch-katholisches
Dekanat Quellen
siehe
Anmerkungen
66,
72,
104,
124,
126,
127,
134,
137,
178,
197,
223
im
Text.
iGrenze
der
griechisch-orthodoxen
Entwurf:
Rudolf
A.
Mark,
Wolfgang
Kreft.
Kartographische
Bearb.:
Wolfgang
Kreft
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iGrenzen
der
römisch-katholischen
Diözesen
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Barmherzige
Schwestern
Sitz
eines
griechisch-katholischen
Erzbischofs
Diözese
Bukowina
Sitz
eines
armenisch-katholischen
Erzbischofs
—
Grenzen
der
griechisch-katholischen
Diözesen
Lemberg,
Przemyśl
und
Tarnów Ordenshäuser
1848:
Lemberg
und
Przemyśl
Basilianer
1848: ,
Kartengrundlage
aus:
Administrativ-Karte
von
den
Königreichen
Galizien
und
Lodomerien,
Wien
1855.
Kartensammlung
des
Herder-Instituts,
Entwurf:
Rudolf
A.Mark.
Kartographie:
Wolfgang