BERGISCHE UNIVERSITÄT WUPPERTAL FAKULTÄT FÜR MATHEMATIK UND NATURWISSENSCHAFTEN GAUSS-STRASSE 20 WUPPERTAL SoSe 2016 27.7.2016 Klausur zur Analysis 1 Apl. Prof. Dr. G. Herbort Aufgabe 1. a) Was verstehen wir unter dem Grenzwert einer Folge? 1 an+1 + an b) Gegeben sei die durch a1 = 1, a2 = und an+2 = (für n ≥ 1) rekursiv definierte 2 2 2 Folge. Untersuchen Sie an − . Was ist das Bildungsgesetz? 3 c) Konvergiert die Folge (an )n≥1 ? (3+6+3 Punkte) Lösung. a) Die Zahl a heißt Grenzwert der Folge (an )n≥1 , wenn zu jedem ε > 0 ein nε ∈ N so gefunden werden kann, dass |an − a| < ε für alle n ≥ nε . 1 1 bn+1 + bn . b) Setzen wir bn := an − 32 , so gilt b1 = , b2 = − und bn+2 = 3 6 2 Es folgt 1 1 1 1 1 1 1 1 1 = ( )2 , b4 = − = − ( )3 , b5 = = ( )4 12 3 2 24 3 2 48 3 2 1 1 Das führt uns auf die Vermutung bn = (− )n−1 . Beweis durch Induktion nach n. Der Fall 3 2 n = 1 und n = 2 ist klar. Gilt die Vermutung für alle k ≤ n, so auch für n + 1, denn bn + bn−1 1 1 n−1 1 n−2 = (− ) + (− ) bn+1 = 2 6 2 2 1 1 1 1 = (− )n−1 ( 1 − 2) = (− )n 6 2 3 2 b3 = 2 2 c) Es ist lim an = lim ( + bn ) = . n→∞ n→∞ 3 3 Aufgabe 2. Sei f (x) = 2x + 1 −2x2 + 3x + 4 , wenn , wenn 3 stetig ist. 2 b) Ist f in irgendeinem Punkte x2 ∈ / {−1, 23 } stetig? a) Zeigen Sie, dass f in x0 = −1 und x1 = x∈Q x∈ /Q c) Sei M ⊂ R eine Menge. Wann nennen wir eine Funktion f : M −→ R gleichmäßig stetig? d) Ist die Funktion f (x) := − log x auf (0, 1) gleichmäßig stetig? (Antwort begründen) (3+5+2+2 Punkte) Lösung. a) Wir haben f (−1) = −1 und −2x2 + 3x + 4 = −1 + (x + 1)(−2x + 5). Also gilt für x ∈ [−2, 0] sicher |f (x) + 1| ≤ 9|x + 1| Damit ist erkannt, dass f in −1 stetig sein muss. 3 Ähnlich haben wir auch |f (x) − 4| ≤ 2|x − | auf [1, 2]. Somit ist f auch bei x1 stetig. 2 √ b) Ist x2 ∈ R und f in x2 stetig, so muss f (x2 ) = limn→∞ f (x2 + n2 ) = −2x22 + 3x2 + 4 werden und gleichzeitig f (x2 ) = limn→∞ f (x2 + n1 ) = 2x2 + 1. So folgt −2x22 + 3x2 + 4 = 2x2 + 1, 2x22 − x2 = 3, 3 1 x22 − x2 = 2 2 und damit x2 ∈ {x0 , x1 }. Also kann f in den Punkten x2 ∈ / {x0 , x1 } nicht stetig sein. c) Wir nennen f : M −→ R gleichmäßig stetig, wenn zu jedem ε > 0 ein δ > 0 mit der Eigenschaft gewählt werden kann, dass |f (t) − f (s)| < ε, sobald |t − s| < δ wird. d) Es gilt für jedes δ > 0, dass |e−n−1 − e−n | < 2e−n < δ, wenn nur n groß genug ist und dennoch wird | log e−n−1 − log e−n | = 1, so dass zu ε = 21 kein δ > 0 mit der geforderten Eigenschaft zu finden ist. Aufgabe 3. a) Welchen Konvergenzradius hat die Potenzreihe ∞ X n=1 sin( π 2n )x 4n ? [2n x] , für x ∈ R. Dabei bedeutet [y] für y ∈ R die größte ganze Zahl, 2n ∞ X welche noch ≤ y ist. Zeigen Sie, dass dann die Funktionenreihe f := fn gleichmäßig b) Sei fn (x) := x − n=1 konvergiert. c) Sei f wie unter b). Zeigen Sie: Ist x0 ∈ R, so dass 2n x0 ∈ / Z für alle n ∈ N, so ist f in x0 stetig. (4+5+3 Punkte) Lösung. a) Setzen wir ap := sin( 4πp ), und g(y) := ∞ X ap y p , so wird f (x) = g(x2 ). Der Kon- p=1 vergenzradius von g ist nun % = 1/`, mit ` = limp→∞ q p s r √ sin( 4πp ) π 1 1 |ap | = lim p sin( p ) = lim p π · p = , π p→∞ p→∞ 4 4 4 4p denn √ p s π, p sin( 4πp ) π 4p −→ 1 mit p → ∞. Also ist % = 4 und f konvergiert innerhalb (−r, r) genau dann, wenn 0 < r < 2. b) Es gilt [2n x] ≤ 2n x, also 2−n [2n x] ≤ x, und damit fn (x) ≥ 0. Da nun [2n x] > 2n x − 1, 2n x − 1 muss fn (x) ≤ x − = 2−n sein, somit haben wir 0 ≤ fn (x) ≤ 2−n , für alle n und x, so 2n dass zunächst der Grenzwert f (x) für jedes x existiert. Da weiter ! N ∞ ∞ X X X 0 ≤ sup f (x) − fn (x) = sup fn (x) ≤ 2−n = 2−N , x∈R n=1 x∈R n=N +1 n=N +1 ist die Reihe f auf ganz R gleichmäßig konvergent. c) Die Funktion y 7−→ [y] ist in allen Punkten y0 ∈ / Z stetig, also ist jedes fn bei x0 stetig. Da die Reihe f gleichmäßig konvergiert, ist auch f in x0 stetig. 2x3 x4 + − 4x2 − 8x. Welche lokalen Extremalstellen hat f ? Aufgabe 4. a) Sei f (x) := 2 3 Zeigen Sie, dass f ein absolutes Minimum annimmt. Wo liegt es? b) Berechnen Sie den größten und den kleinsten Wert, den f auf [−2, 1] annimmt. (8 + 4 Punkte) Lösung. a) Es gilt ja f 0 (x) = 2x3 + 2x2 − 8x − 8 = 2(x + 1)(x2 − 4) = 2(x + 1)(x − 2)(x + 2) Also ist f 0 < 0 auf (−∞, −2) und f 0 > 0 auf (−2, −1), weiter ist f 0 < 0 auf (−1, 2) und f 0 > 0 auf (2, ∞). Daher liegt bei −2 ein lokales Minimum für f , ebenso bei 2. Bei −1 ist ein lokales Maximum. x4 2x3 x4 4 8 16 x4 Ist |x| ≥ 10, so wird + − 4x2 − 8x = (1 + − 2 − 3) ≥ > 0. Damit ist wegen 2 3 2 3x x x 4 f (2) < 0 der Wert min[−10,10] f < 0 ein absolutes Minimum für f . Es wird an einer Stelle x0 ∈ (−10, 10) angenommen. Offenbar bleibt nur x0 = 2, da f (−1) > 0, f (−2) > 0 > f (2). Weitere lokale Extremalstellen treten nicht auf, da f 0 keine weiteren Nullstellen hat. b) Nach den Betrachtungen aus a) haben wir f ≥ f (−2) auf [−2, −1] und f ≥ f (1) auf 5 < f (−2) = 83 ist dann f ≥ f (1) = −10 auf [−2, 1]. Da f 0 ≥ 0 [−1, 1]. Wegen f (1) = − 65 6 6 23 0 auf [−2, −1] und f ≤ 0 auf [−1, 1], haben wir f ≤ f (−1) = auf [−2, 1]. 6 Aufgabe 5. Berechnen Sie Z I1 := 2 Z |x − 1||x + 2|dx, I2 := −3 0 1 √ x dx 1+x Für I2 benutzen Sie die Substitutionsregel. (6+6 Punkte) Lösung. Sei f (x) := (x − 1)(x + 2). Es gilt dann f (x) ≥ 0 auf [−3, −2] ∪ [1, 2] und f (x) < 0 auf (−2, 1). Also wird Z 2 Z 1 Z −2 Z 2 f (x)dx f (x)dx + f (x)dx − |f (x)|dx = I1 = −3 −3 −2 1 Da f (x) = x2 + x − 2, wird F (x) := 13 x3 + 12 x2 − 2x eine Stammfunktion für f , so dass I1 = F (−2)−F (−3)−(F (1)−F (−2))+F (2)−F (1) = 2F (−2)−2F (1)+F (2)−F (−3) = Bei der Berechnung von I2 schreiben wir x = t2 , so dass Z 1 Z 1 t2 1 π I2 = 2 dt = 2 1− dt = 2 − 2arctg (1) = 2 − 2 2 1+t 2 0 1+t 0 49 6
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