Dr. Frank Meessen, hr 4 Übrigens, Donnerstag, 21. Juli 2016 Die Kirche im Wald Vor kurzem hab ich eine ganz besondere Kirche besucht. Für gewöhnlich liegen Kirchen mitten im Dorf oder einem Stadtviertel. Seltener ist es schon, wenn sie als Wallfahrts- oder Friedhofskirchen irgendwo außerhalb liegen. Eine wirkliche Rarität ist es, wenn diese Kirche an einem Waldrand liegt … und Wände aus Glas hat. Das ist schon was Besonderes. Es ist die Pfingstbergkirche in Mannheim in der Nähe der Rheinau. Schon beim Anfahren fällt mir der Straßenname auf: „Waldblick Nr. 30“. Dann steige ich aus und stehe vor einem leicht ansteigenden Gelände mit vielen Bäumen, Buchen und vor allem Kiefern. Am Boden wächst Moos zwischen den Gehwegplatten, Vögel zwitschern und ein Eichhörnchen verschwindet hinter einem Stamm. Und dann sehe ich auch die Kirche. Sie ist ganz aus Betonträgern konstruiert wie eine Industriehalle. Nur, dass die Wände ringsum aus Glas sind. Und wie ich so in die Kirche eintrete, merke ich, wie ich alle diese Eindrücke, das Licht, den Wind, die Geräusche mitnehme. Die Eindrücke einer lebendigen Natur als Teil der Schöpfung Gottes, der ich ja auch selber angehöre. Der Innenraum kommt ohne Farbe und Bilder aus, um ganz offen zu sein für die Farbe und die Bilder und das Licht der Schöpfung. Und das scheint mir das Besondere zu sein: Gottesdienst und Schöpfung, die sind hier nicht wie zwei getrennte Welten. Die gehören zusammen! Und ganz klar wird mir da: Mein Christsein zeigt sich nicht allein im Gottesdienstbesuch, sondern auch in einem respektvollen Umgang mit der Schöpfung. Einer Schöpfung, die mit ihren Farben und Bildern und ihrem Licht hier in diesem Kirchenraum ganz präsent ist.
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