finanzmarkt–bulletin

FINANZMARKT–BULLETIN
Nr. 0707-08/2016 20. Juli 2016
Als wäre nichts gewesen – trotz Brexit!
Seit dem Brexit-Ja der Briten haben sich die ersten
Turbulenzen gelegt. Nach einer anfänglichen Schockreaktion,
in der die Börsen einbrachen und das britische Pfund auf ein
Dreissig-Jahre-Tief fiel, ist schnell wieder eine bemerkenswerte Ruhe eingekehrt. Die meisten Aktienindizes haben
ihre Scharte bereits wieder ausgewetzt und notieren
mindestens so hoch wie vor der Abstimmung. Das zeigt,
dass Anleger den Brexit in erster Linie als regionales Ereignis
einschätzen, das nicht zu einem globalen Konjunktureinbruch
führen wird. In der Tat steuert Grossbritannien lediglich fünf
Prozent der globalen Wirtschaftsleistung bei.
Investoren unterscheiden aber nicht nur regional, sondern
nehmen auch auf Sektorenebene eine Differenzierung vor.
Denn nach dem Brexit wies der Bankensektor einen
Wochenverlust von 17 Prozent aus und war der klare
Verlierer der Brexit-Abstimmung. Die Angst vor einem
erneutem Aufflammen der Eurokrise und noch tiefere
Zinsen belasten den Sektor. Das erklärt das schlechte
Abschneiden der von Banken dominierten Indizes der
europäischen Peripherie. Indizes mit einem grossen Anteil an
defensiven Sektoren wie der Swiss Market Index (SMI)
schnitten weit besser ab. Somit sind die von uns
übergewichteten
Branchen
wie
Basiskonsumgüter,
Nahrungsmittel und Healthcare ihrem defensiven Ruf einmal
mehr gerecht geworden. Wir bleiben entsprechend defensiv
investiert und untergewichten den Finanzsektor weiterhin. Nach dem Brexit lauern neue Gefahren
Geholfen hat aber nicht nur die Überzeugung, dass der
Brexit ein lokales Problem sei. Vielmehr ruht die Hoffnung
der Investoren erneut auf den Notenbanken. Für das Gros
der Marktteilnehmer ist eine Zinserhöhung in den USA in
diesem Jahr praktisch vom Tisch. Von der europäischen
Zentralbank und der Bank of England werden zusätzliche
unterstützende Massnahmen erwartet (Leitzinssenkungen
und Ausweitung der Anleihenkäufe).
Trotzdem ist anzuführen, dass langfristige Folgen des Brexit
womöglich unterschätzt werden. Die Mehrheit der
Konjunkturforscher geht davon aus, dass die britische
Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte in eine Rezession
abgleitet. Für das gesamte Jahr geht man noch von einem
Wachstum von 1.2 und für 2017 von – 0.2 Prozent aus. Die
Schwäche wird auch auf andere Industrieländer ausstrahlen.
Für die G3-Wirtschaften USA, EU und Japan prognostizieren
die Ökonomen einen Wachstumsrückgang von bis zu 0.4
Prozent. Dies wird sich in den Unternehmensgewinnen
bemerkbar machen. Dazu kommt, dass die politische
Unsicherheit im denkbar ungünstigsten Zeitpunkt eines
schleppenden Wachstums zunimmt. Der Brexit war Wasser
auf die Mühlen von nationalistischen Bewegungen und
könnte den ohnehin schon vorhandenen Rechtsdruck und
somit die EU-Skepsis weiter anheizen.
Wie nachhaltig die Erholung tatsächlich ist, dürfte sich schon
bald zeigen. Der Startschuss für die Berichtssaison ist gefallen
und die Schlussphase im US-Wahlkampf wird eingeläutet.
Weitere Marktturbulenzen sind zu erwarten, wenn sich die
Wahlchancen von Donald Trump erhöhen. Denn welche
Wirtschaftspolitik er vertritt, bleibt angesichts seiner zum Teil
konfusen Aussagen weiterhin ungewiss. Dazu kommt das
Thema China, welches die Märkte zu Jahresbeginn fest im
Griff hatte. Befürchtungen einer Wachstumsverlangsamung
und vor allem der hohe Schuldenberg (250% des BIP), auf
dem das Land sitzt, können schon bald wieder von den
Märkten thematisiert werden. Denn Peking muss handeln.
Entweder lässt man die Zügel weiterhin locker, was die
Folgen bei einem allfälligen Platzen der Kreditblase
verschärfen würde. Oder die längst überfällige Reduktion der
Verbindlichkeiten wird vorangetrieben. Die würde allerdings
spürbar auf der Konjunktur lasten.
Es ist deshalb ratsam, die Übergewichtung auf defensiven
Sektoren aufrecht zu erhalten und in Aufwärtsbewegungen
ein Teil der Gewinne mitzunehmen, um bei einem erneuten
Einbruch der Märkte Opportunitäten nutzen zu können. Gold strahlt wieder heller
Profitiert von diesen konjunkturellen und politischen Entwicklungen haben die Goldnotierungen. Seit Jahresbeginn ist
der Preis für das Edelmetall um rund 25 Prozent auf USD
1'330 je Feinunze gestiegen und hat in diesem Zeitraum die
meisten übrigen Anlageklassen geschlagen. Dennoch liegt
der Goldpreis noch 45 Prozent unter seinem im September
2011 erreichten Allzeithoch.
Gründe für die Renaissance sind rekordtiefe Zinsen und die
Unsicherheit an den Märkten. Der Anlagenotstand und die
niedrigen Opportunitätskosten lassen Gold nach einer
mehrjährigen Baisse wieder glänzen. Ein Ende der
ultralockeren Geldpolitik ist nicht absehbar. Die
Marktteilnehmer sehen die Wahrscheinlichkeit einer
Zinserhöhung durch die US-Notenbank bis Ende Jahr
deutlich unter 50 Prozent. Auch ausserhalb der USA deutet
vieles darauf hin, dass die Notenbanken noch lange nicht auf
einen Normalisierungspfad zurückfinden werden. Die
wirtschaftliche und politische Unsicherheit in Europa hat
nach dem Ja der britischen Bevölkerung zum Austritt aus der
Europäischen Union vielmehr noch zugenommen.
Nebst physischem Besitz setzen wir vor allem auf börsengehandelte inländische Goldfonds (ETFs). Sie bieten im Vergleich zu physischem Gold einen klaren Kostenvorteil. Die
Spanne zwischen Geld- und Briefkurs ist deutlich geringer.
Zudem halten diese Fonds Gold im Wert des gesamten
investierten Vermögens in einem Tresor im Inland. Der
Inhaber der Fondsanteile ist somit der rechtmässige
Eigentümer des hinterlegten Goldes. Wir empfehlen
weiterhin rund sieben Prozent der Anlagemittel im gelben
Edelmetall zu halten. PAN PORTFOLIO AG Rüfestrasse 16 FL-9486 Schaanwald Tel: +423 373 42 55 E-Mail: [email protected] Web: www.panportfolio.li
Redaktion: Ingrid Hassler-Gerner Markus Gerner Kathrin Chiaberto-Hassler
FINANZMARKT–
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SONDERTHEMA
Nr. 0707-08/2016 20. Juli 2016
ANLAGE-EMPFEHLUNG
Wandelanleihen schützen und rentieren
Dialog Semiconductor
Das Anlageumfeld bleibt herausfordernd: Rekordtiefe Zinsen
Aktien-und überdurchschnittlich hohe Volatilität an den Aktien
märkten sprechen für Wandelanleihen.
Valor: 1.090.115 Kurs: EUR 29.00 52W52W-H/T: EUR
53.85/23.21 KGV: 14.52 Div.Div.-Rendite: -
Wandelanleihen (Convertibles) sind trotz der ansprechenden Rendite in den letzten Jahren immer noch eine unterschätzte Anlageklasse und in vielen Portfolios untergewichtet
oder gar nicht vertreten. Zu Unrecht!
Als komplex wahrgenommen, jedoch einfach zu erklären
Dies ist dem Umstand geschuldet, dass Convertibles oft als
komplexes Anlageinstrument wahrgenommen wird. Eine
Wandelanleihe ist eine Unternehmensanleihe mit einer
Option, die dem Halter erlaubt, in der Regel jedoch nicht
verpflichtet, die Obligation jederzeit in eine bestimmte
Anzahl konventioneller Aktien des emittierenden Unternehmens zu wandeln. Wie auch andere Unternehmensanleihen zahlen Wandelanleihen einen festen Zins und
haben ein Fälligkeitsdatum.
Attraktives Rendite/RisikoRendite/Risiko-Verhältnis
Der Vorteil für den Anleger ist somit eine ansprechende
Rendite mit weniger Risiko als bei direkter Aktienanlage zu
erzielen. In den letzten 20 Jahren boten Wandelanleihen ein
besseres Rendite/Risiko- Verhältnis als Aktien oder Staatsanleihen. Aktien erzielten in in diesem Zeitraum eine
Rendite von 4.7% p.a. (gemessen am MSCI World), bei
einem Risiko von 17.1% p.a. Staatsanleihen erzielten eine
Rendite von 2.9% p.a., bei einem Risiko von 7.7% p.a.
Wandelanleihen kamen auf eine Rendite von 4.5% p.a., also
nicht viel weniger als Aktien, jedoch mit einem Risiko von
lediglich 8.7% p.a. Somit ergibt sich für Wandelanleihen ein
sehr attraktives Rendite/Risiko-Verhältnis von 0.52, bei
Staatsanleihen sind es 0.38 und bei Aktien gar nur 0.27.
Durch die Zahlung von Zinsen und der Rückzahlung des
Kapitals bei Fälligkeit zu 100% ist der Anleger in fallenden
Märkten mit Wandelanleihen besser positioniert als mit
Aktien. Zudem besteht ein geringeres Zinsrisiko aufgrund
der relativ kurzen Laufzeiten gegenüber konventionellen
Portfolios mit Unternehmensanleihen. Somit reduzieren sich
durch eine Beimischung von Wandelanleihen die PortfolioRisiken, ohne erhebliche Rendite-Einbussen gegenüber
Aktien zu erleiden.
Bonität und attraktives Wandelrecht zentrale Faktoren
Das zentrale Kriterium bei einem Engagement ist eine hohe
Kreditqualität des Schuldners, um die Rückzahlung der
Anleihe zu gewährleisten. Ein weiterer entscheidender
Faktor ist die Analyse des Wandelrechts. Nur bei einem
attraktiven Wandelrecht (angemessene Wandelprämie und
positive Einschätzung der zugrunde liegenden Aktie) spielt
die Anlageklasse seine Vorteile vollends aus.
Wir sind seit Jahrzehnten von den Vorteilen der
Anlageklasse Wandelanleihen überzeugt. Im jetzigen Umfeld
mit hoher Volatilität aufgrund vieler konjunkurellen und
politischen Fragezeichen empfehlen wir die Aktienquote
zugunsten der Wandelanleihen zu reduzieren. Wir setzen
dabei Fonds, aber auch Einzelanlagen ein. Das Übernahmeangebot von Softbank aus Japan für den
britischen Halbleiterhersteller Arm Holdings (stark im
mobilen Bereich) kam zwar überraschend, bestätigt aber
unsere Einschätzung, dass der Technologiebereich für mobile
Applikationen wieder ordentlich Schwung aufnimmt.
Die deutsch-britische Dialog Semiconductor bietet eine
jahrelange Expertise im Bereich Entwicklung integrierter
Schaltungen für mobile Applikationen wie Smartphones,
Tablet-PCs oder Gaming-Anwendungen. Die Produkte des
Unternehmens tragen wesentlich zur Leistungssteigerung
von Handheld-Produkten im Sinne einer verbesserten Akkulaufzeit und somit zum Multimedia-Erlebnis der Kunden bei.
Komplexe Anwendungen verbrauchen mehr Energie
Die häufigste Beschwerde über ein Smartphone und wohl
der wichtigste Grund, es ab einem gewissen Alter
auszutauschen ist der Akku. Früher konnte man mobile
Geräte wochenlang mit sich tragen, ohne sie zu laden.
Moderne Geräte verlangen jedoch einmal am Tag nach der
Steckdose. Mit zunehmend komplexeren Anwendungen
steigt der Handlungsbedarf bei den Herstellern. Bspw. das
derzeit in aller Munde liegende Spiel Pokémon Go ist ein
Energiefresser, da eine ständige Internetverbindung sowie
die GPS-Funktion benötigt werden. Ein sich schnell
leerender Akku stört dabei das zweifelhafte „Jagd-Erlebnis“.
Apple und Samsung an Bord
Brexit- und Apple-Schwäche haben der Aktie von Dialog
Semiconductor zwar zugesetzt (-7% seit Jahresbeginn), das
Management zeigt sich jedoch weiterhin optimistisch, vor
allem für das Geschäft 2017/18. Wir unterstützen diese
Einschätzung, da der Grosskunde Apple schon beim iPhone
7 Strom sparen dürfte und auch Samsung inzwischen die
Niedrigenergiechips von Dialog Semiconductor einsetzt.
Das KGV 2017 liegt bei 10, also etwas günstiger als bei den
Rivalen. Den Kursrücksetzer ist für den Aufbau erster
Positionen zu nutzen. KURZ NOTIERT: Swatch in Not
Aufgrund tieferer Absatzzahlen in Schlüsselmärkten wie Hongkong und teilweise
in Europa erwartet der Schweizer Uhrenhersteller Swatch einen Umsatzrückgang von ca. 12% und ein um 50-60% tieferes Betriebs- und Konzernergebnis im ersten Halbjahr 2016. Aufgrund der rückläufigen Exportzahlen der
Schweizer Uhrenindustrie sind wir im Vorfeld des Konzernergebnisses von
einem Gewinneinbruch von rund 30% ausgegangen. Die ausgesprochene
Gewinnwarnung übertrifft unsere Befürchtungen jedoch deutlich.
Auch wenn die aktuelle Entwicklung eine herbe Enttäuschung darstellt, sind wir
der Meinung, dass Swatch langfristig über genug Selbsthilfepotential verfügt, um
eine Trendwende zu schaffen. Wir nutzen jedoch den deutlichen Kursrücksetzer
noch nicht für ein Engagement. Wir stufen die Titel mit Halten ein und warten
auf nachhaltig bessere Ergebnisse.
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