„Niedrigzins ist ein Hauptargument für Wandelanleihen“

Nach gesunkenen Bewertungen
„Niedrigzins ist ein Hauptargument für Wandelanleihen“
2016 könnte noch ein gutes Jahr für globale Wandelanleihen werden, meint Pierre Lepicard, Client Portfolio
Manager für Wandelanleiheprodukte bei NN Investment Partners. Gesunkene Bewertungen und
Aufwärtspotenzial bei Aktien machen die Anlageklasse interessant.
Wie haben sich Wandelanleihen in diesem Jahr entwickelt?
Pierre Lepicard: Das Jahr begann für viele Investoren überraschend. Den Kursstürzen an den
Aktienmärkten haben Wandelanleihen zunächst ganz gut getrotzt und Anlegern Schutz geboten. Dann
schalteten viele Investoren jedoch in den Risk-off-Modus. Deshalb gab es auch hier einen Ausverkauf,
da Wandelanleihen oft in der Allokation den Aktien zugeordnet werden. Dadurch sind die Bewertungen
wieder etwas heruntergekommen – auf ein vernünftiges, wenn nicht sogar attraktives Niveau. Denn
zuvor waren Wandelanleihen etwas überkauft, da sie über vier Jahre eine sehr gute Performance
geliefert hatten.
Sehen Sie regionale Unterschiede bei der Performance?
Lepicard: Für US-Wandelanleihen war 2016, analog zu den Aktienmärkten, bislang ein ganz gutes
Jahr. Für europäische Wandelanleihen war es dagegen bisher ein eher schwaches Jahr.
Was sind Ihrer Ansicht nach die klassischen Treiber für Wandelanleihen?
Lepicard: Die Performance von Wandelanleihen wird in erster Linie klar durch die Entwicklung am
Aktienmarkt gesteuert. In der Regel partizipieren sie dabei stärker an den Aufwärtsbewegungen als an
den Abwärtstrends. Dadurch entsteht der Effekt der Konvexität, das heißt der asymmetrischen Erträge.
Zugleich ist ihre Performance auch ein wenig an der Entwicklung von Unternehmensanleihen
gekoppelt. So haben Wandelanleihen in diesem Jahr teilweise auch vom starken Aufwärtstrend in
diesem Segment profitiert. Dies ist aber begrenzt, da die Duration von Wandelanleihen tendenziell eher
kurz ist.
Inwieweit hat die Notenbankpolitik Auswirkungen auf Wandelanleihen?
Lepicard: Niedrige Zinsen haben keine direkte Auswirkung auf die Performance-Erwartung für
Wandelanleihen, wirken sich aber auf das Angebot aus. Der Markt schrumpft zurzeit. Bei einem sehr
niedrigen Zinsniveau ist die Finanzierung über Wandelanleihen für Emittenten weniger attraktiv, da sie
auch über klassische Anleihen günstig Geld bekommen. Aus Investorensicht hingegen ist die
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Notenbankpolitik aber eines der Hauptargumente für Wandelanleihen.
Das müssen Sie bitte näher erklären.
Lepicard: Im Niedrigzinsumfeld ist es schwer, mit Anleihen Erträge zu erzielen, und Aktien können sehr
volatil sein. Aufgrund der ohnehin niedrigen Zinskupons müssen Anleger bei Wandelanleihen hier keine
großen Abstriche machen, haben dafür trotzdem die Chance, an steigenden Aktienkursen zu
partizipieren. Die meisten Wandelanleihen haben aktuell einen Nullkupon, aber mit wenigen
Ausnahmen bieten sie immer noch den vollen Kapitalschutz bei Fälligkeit.
Mit dem NN (L) Global Convertible Opportunities investieren Sie sehr konzentriert in nur 30 bis
40 Titel. Die Auswahl erfolgt über einen Themenansatz. Welche Themen spielen zurzeit eine
Rolle?
Lepicard: Wir investieren in Wandelanleihen, die eine hohe Konvexität haben und deren
Kreditwürdigkeit uns überzeugt. Ausfallkandidaten meiden wir, denn der Kapitalschutz muss auf jeden
Fall geboten sein. Zudem müssen die zugrundeliegenden Aktien ein Aufwärtspotenzial bieten. Um
diese zu finden, denken wir nicht in Sektoren oder Regionen, sondern in Themen.
Gesundheitsausgaben, Cloud Computing und die Effizienzsteigerung von Unternehmen sind zurzeit
unsere wichtigsten Themen. Ein neues Thema, das wir in diesem Jahr hinzugefügt haben, sind
Infrastrukturausgaben mit Fokus auf Elektrizität und Breitband. Wir sehen hier global einen hohen
Bedarf, der Investitionen erfordert.
Wie setzen Sie dieses Thema im Portfolio um?
Lepicard: Wir haben Wandelanleihen von zwei Unternehmen für dieses Thema gefunden, bei denen
Kreditwürdigkeit und die Asymmetrie der Erträge stimmen. Das sind der italienische Kabelhersteller
Prysmian und das US-Netzwerkinfrastruktur-Unternehmen Tycon. Wir konzentrieren uns im Fonds auf
Titel, von denen wir wirklich überzeugt sind. Langweiler wollen wir nicht im Portfolio. Mit dieser Strategie
haben wir unsere Benchmark seit Auflegung 2012 deutlich hinter uns lassen können.
Welche weitere Entwicklung erwarten Sie bei Wandelanleihen?
Lepicard: Zurzeit scheint es, dass Investoren wieder risikofreudiger werden und mehr Kapital in die
Aktienmärkte fließen könnte. Ein weiteres Plus von rund 10 Prozent für Aktien bis zum Jahresende
halten wir daher nicht für unmöglich. Unser Portfolio ist gut positioniert, um von diesem Trend zu
profitieren. Wir behalten aber auch den Schutz nach unten stets im Auge. Steigende Zinsen fürchten wir
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nicht. Im Gegenteil. Sie sind ein Zeichen für steigende Inflations- und Wachstumserwartungen. Das
dürfte sich unseres Erachtens positiv auf die Aktienmärkte auswirken. Wandelanleihen dürften daher
unter steigenden Zinsen deutlich weniger leiden als klassische Anleihen.
Herr Lepicard, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Dieser Artikel erschien am 22.09.2016 unter folgendem Link:
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